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Vor dem Exil noch schnell ein Termin bei der Bank: Die Ehefrau des gestürzten Präsidenten Ben Ali soll die Flucht aus Tunesien mit üppiger Reisekasse angetreten haben: mit 1,5 Tonnen Gold im Gepäck, einem Wert von rund 49 Millionen Euro.
Paris/Tunis/Bern - Als korrupt und geldgierig galten Leïla Trabelsi und ihr Clan in Tunesien schon lange. Nun gibt es neue Berichte, die nahelegen, dass die Frau des gestürzten Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali diesen Ruf zu Recht hat: Sie persönlich habe die Zentralbank in Tunis aufgesucht, um 1,5 Tonnen Gold abzuholen, berichtet die französische Zeitung "Le Monde" unter Berufung auf Geheimdienstinformationen.
Der Chef der Bank wollte das Gold
demnach zunächst nicht herausrücken. Erst als die 53-Jährige
telefonisch ihren Mann eingeschaltet habe, seien ihr die Barren
ausgehändigt worden. Interessanter Nebenaspekt: Auch Ben
Ali soll sich zunächst gesträubt haben, dem Banker die
entsprechende Anweisung zu geben. Maaledj Habib, ein leitender
Mitarbeiter der Zentralbank, bestreitet alles. Er sagte der Zeitung,
die Goldbestände seien nicht angefasst worden. Und: Er kenne
keine entsprechende Anweisung.
Leïla Trabelsi bestieg dann laut "Le Monde" ihr
Flugzeug, das vermutlich Kurs auf Dubai nahm. Wie sie die Goldbarren
zu der Maschine transportierte, bleibt unklar. Mittlerweile soll
sich Trabelsi zusammen mit ihrem Mann im saudi-arabischen Dschiddah
am Roten Meer aufhalten.
Auch in der Schweiz wird nach verborgenen Konten der tunesischen Regierungselite gefahndet. Diese könne man sperren, hieß es aus dem Außenministerium in Bern. Ein Rechtshilfeersuchen liege aus Tunis aber noch nicht vor, sagte der Sprecher des Bundesamtes für Justiz, Folco Galli. Die Schweizer Justiz könne erst tätig werden, wenn Tunesien ein Strafverfahren gegen den früheren Machthaber einleite.
Seit vergangenen Herbst gibt es in
der Schweiz ein Gesetz, mit dem künftig in dem Land angelegtes
Vermögen ehemaliger Diktatoren leichter an die betrogene
Bevölkerung zurückerstattet werden kann.
Die Trabelsi-Familie soll auch in kriminelle Machenschaften verstrickt
sein. Nach dem Sturz des Präsidenten am Freitag hatten aufgebrachte
Tunesier systematisch ihre Villen in den feinen Vororten von Tunis
geplündert. Der als Symbol für Korruption geltende Geschäftsmann
Imed Trabelsi wurde von Unbekannten erstochen. Er war ein Neffe
von Leïla Trabelsi.
Ben Ali war am Freitag nach 23 Jahren an der Macht gestürzt worden und hat sich nach Saudi-Arabien abgesetzt.Auslöser seines unfreiwilligen Abgangs waren Massenproteste gegen Korruption und hohe Arbeitslosigkeit. Sie hatten sich in der vergangenen Woche zu einem Volksaufstand ausgeweitet. Übergangspräsident Foued Mebazaa soll nun Neuwahlen vorbereiten.