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DIE HARALD-SCHMIDT-SHOW-QUALITÄTSPRÜFUNG
Faun von Cocteau






INTERMEZZO 9: FAUN, SATYR & PAN

Was ist ein Faun? Nach Dudens Wörterbuch: ein gehörnter, bocksfüßiger, altrömischer Flur- und Waldgott, später Waldgeist, der in Kunst und Literatur besonders die starke, ungehemmte sexuelle Triebhaftigkeit symbolisiert. Mit dem letzteren wird der heutige Sprachgebrauch, auch bezüglich des Adjektivs "faunisch", treffend wiedergegeben; nicht richtig ist dagegen, wenn schon dem altrömischen Gott Faunus Hörner und Bocksfüße zugeschrieben werden. Diese trägt er nämlich erst bei Ovid; und sie ergeben sich aus dessen expliziter Gleichsetzung des Faunus mit dem liebeslüsternen griechischen Gott Pan. Die Faune kann man mit den Satyrn vergleichen, sie besitzen aber mehr Charme als diese. Der zweite Unterschied ist, daß sie die Ohren, Hufe und Beine eines Hirsches haben und nicht wie der Satyr die eines Ziegenbocks. Der Rest sieht aus wie der Körper eines jungen Mannes. Der Faun verursacht Alpträume, ist aber auch dafür bekannt, zeitweise sehr fürsorglich sein zu können.

Satyrn sind Naturdämonen der griechischen Sage: wilde, übermütige, lüsterne Wesen. Sie gehörten zum Gefolge des Dionysos und wurden später oft als junge Schar einem alten Silen gegenübergestellt, der als ihr Vater galt. Satyrn sind ungezähmte Wesen der Wildnis, halb Mann, halb Tier. Der Körper, die Arme und die Sexualorgane eines Satyrs sind die eines Mannes, allerdings mit einem rauhen Fell bedeckt. Die Beine und Füße, sowie der Schwanz, gehören einem Ziegenbock, und obendrein hat er ein Affengesicht mit Ziegenohren. Satyrn sind richtig brutale Kerle, habsüchtig, faul, lüstern und bösartig. Ihr Geschlecht stirbt nicht aus, denn sie verführen immer wieder Nymphen. Sie fühlen sich wohl auf Sauforgien, erschrecken Schafe und anderes Vieh und haben ihren Spaß daran, einsame Wanderer zu erschrecken, indem sie diese mit lauten Ausbrüchen satyrischen Gelächters anspringen. Ein paar Satyrn können für einen Schäfer eine große Belastung sein, vor allem, wenn er sie beleidigt haben sollte, indem er die Nymphen der Umgebung vor ihnen gewarnt hat. Dann verstecken sie sich hinter den Bäumen und springen heraus, wenn er seine Schafe auf eine andere Weide treiben will. Eine ganze Menge Satyrn begleiten Dionysos auf seinen ständigen Missionen, den Menschen das Geschenk des Weins zu überbringen. Ihre in besoffenem Zustand ausgeübten Bösartigkeiten haben ernsthaften Weingenießern schon oft übel mitgespielt, und häufig werden Menschen Zerstörungen vorgeworfen, die von Satyrn verübt wurden.

Ihr bekanntester Vertreter ist Pan, der paradoxerweiseweise der Patron der Hirten ist. Schutzgott der Hirten und des Kleinviehs, Walddämon, Sohn des Hermes, das alles war Pan, der aus Arkadien stammte, wo man ihm viele Kultstätten errichtet hatte. Er erfand die Hirtenflöte und spielte darauf und, als ein lüsternes Mischwesen mit Bocksbeinen, Bockskopf und Hörnern, stellte er den Nymphen nach. In der Hitze der Mittagsglut und der Stille des Mittagsschlafes war er gefürchtet. Pan verursachte "panischen Schrecken", die "Panik", welche er z.B. den Persern vor der Schlacht von Marathon 490 v.Chr. einjagte. Pan wurde wegen der Wortgleichheit mit 'pan' (griechisch "alles") auch als "Allgott" gedeutet.






1. November 2002:

Der allerheiligste Herr Schmidt in tadellosem Outfit (sogar ein Seidenhemd hatte er sich geleistet, das auf dem Schirm allerdings leider plastikös wirkte).

Schlappes Stand-up mit einigen müden FDP-Witzchen. Dann ein bißchen in der nostalgischen Musikkiste gekramt (The Who).

Mittelgemeiner Einfall: Herr Schmidt erzählte den Zaungästen von Pro7, die in der Werbepause des dort laufenden Films Ronin rüberzappten, den Rest des Streifens, scheinheilig beteuernd: Ich will Ihnen nicht den Film verderben.

Hausmeister Peter Helf, inzwischen 7½ Kilo leichter, drehte seine Fitneßrunden durch die Studio-Außendekoration; das Publikum amüsierte sich wie Bolle, wenn er in den Türöffnungen auftauchte oder vor der Hintergrundkulisse vorbeitrabte.

Zum Liebling des Monats wurde mit fiesem Foto Jürgen W. Möllemann gewählt. Er setzte sich u.a. durch gegen ein THEREMIN (Musikinstrument, das Töne durch Induktion erzeugt; Vorläufer des Synthesizers). Zerlett versprach zu üben.

Einziges bemerkenswertes Bonmot des Abends war Herrn Schmidt Erklärung der Mendelschen Vererbungsgesetze:Wenn sich zwei Bohnen kreuzen, setzt sich immer die schwarzhaarige durch.

Beim Talkgast gab Herr Schmidt wieder einmal aus Quotengründen seinen infantilen Neigungen nach: Samuel Haus, Darsteller in dem Kinderfilm Tsatsiki, ein zwölfjähriger schüchterner Schwedenbub- sicher ein Leckerbissen für zuschauende Päderasten.***

QUOTE: 0,98 Mio/ 7,0%




5. November 2002:

Zwar gut geölt die Zunge von Herrn Schmidt, der Rentenversicherung von Sat1, aber trotzdem zog sich die Show etwas.

Zum FDP-Parteitag: die FDP, das EM.TV der Politik. Bald komme Genscher zu Möllemann und sage: Lieber Jürgen, deine Ausreise ist genehmigt...

Herr Schmidt warnte vor der krebserzeugenden Substanz Acrylamid- viel zu spät. Das Thema war bereits vor einem halben Jahr en vogue. Er empfahl, lieber die Tüte zu essen als die Chips. Als er bei McDonald's, angesichts der Pommes frites, nach Acrylamid fragte, bekam er als Antwort (mit türkischem Akzent): Acrylamid hat heute frei. Den lieben Senioren empfahl er exzessiven Verzehr von Chips, der Rentenunsicherheit wegen. Damit war Herr Schmidt auch schon bei den neuen (geplanten) Bestattungsgesetzen in NRW, die es erlauben sollen, die Urne mit nach Hause zu nehmen. Dem dusseligen Knecht Andrack (mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen) mußte er den Begriff Bratkartoffelverhältnis erklären (auch wenn der Knecht übers Wochenende in Rom war, wo er die Papstmesse und ein Fußballspiel besuchte, hat ihm das intellektuell nicht wesentlich weitergeholfen).

Claus Peymann, Intendant des BE, hatte Herrn Schmidt einen dürftigen Text geschickt, in dem er seine Erlebnisse mit Köpenicker Wildschweinen schilderte- WARUM?

Autor Ralf Kalbelka (Dr. Udo Brömme) suchte einen neuen Gebrauchtwagen (bis 2000 €), da sein Fiat Uno (genannt TOBIAS), Bj. 88, Zeitwert 50 €, gestern nach 13 Jahren verreckte.

Ein Studio-Zuschauer Daniel, mit der weitesten Entfernung angereist, aus Graz, konnte 690,20 € Kilometergeld plus Spesen einstreichen.

Talkgast: Schauspielerin Anna Thalbach- hat die gleichen Glupschaugen wie ihre Mutter Katharina.***

QUOTE: 1,21 Mio/ 10,6%




6. November 2002:

Herr Schmidt erreichte –seit Beginn der Aufzeichnungen- den Gipfel seiner Regression: mit zwei linken Händen bastelte er zum Martinstag Laternen. Länger als eine halbe Stunde. Es kann auch sein, daß wir bald davon leben müssen- tja, wenn's so weitergeht... Gutes Fernsehn kann so einfach sein... -so einfach nicht, Herr Schmidt. Was Sie diesmal geboten haben, grenzte an Arbeitsverweigerung.

Die Comedy begann –zu spät, viel zu spät- mit Michael Mittermeier, zum 18. Mal Talkgast in der Show.*

QUOTE: 1,71 Mio/ 15,1%





INTERMEZZO 10: INS KLASSENBUCH GESCHRIEBEN

Die gestrige Superquote verdankte Herr Schmidt wiederum dem Bullen von Tölz und weniger eigenem Verdienst, denn er selbst pflegte ja seine faule Bärenhaut (in dazu passendem Braun-Outfit) und überließ Michael Mittermeier die Lach-Arbeit . Es läuft einiges falsch in der Show.

Zwar ist Herr Schmidt locker in der Lage, im Alleingang plaudernd die Sendezeit zu bestreiten, aber von Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung bleibt dann meistens nur noch der Scherz übrig: die seichte Albernheit. Die soll, darf & muß natürlich a u c h sein, aber n i c h t n u r sie. Wir möchten nicht unter unserem Niveau unterhalten werden.

Die Crux von Herrn Schmidt: er steht bekanntlich unter dem Zwang, vier Shows pro Woche produzieren zu müssen. Die können gar nicht profund vorbereitet sein, das ist unmöglich, also muß vieles aus dem Hut gezogen werden. Diese Situation macht das Plappern geradezu notwendig, nach der alten Komikerweisheit: Rette dich- wie auch immer.

Herr Schmidt mit ausgefeiltem Programm für eine Stunde wäre als Solist immer ein Genuß der Extraklasse. Aber die Verhältnisse sind ja nicht so, lassen es nicht zu. Was tun? Es müssen wieder Einspieler her- auch wenn sie ARBEIT machen und KOSTEN verursachen. Es müssen wieder komplementäre Show-Figuren erfunden werden wie Frau Asenbaum oder Üzgür. Ganz so billig wie momentan geht es nicht: ein bißchen in den Gazetten geblättert, ein bißchen ferngesehen und ein paar Sottisen dazu- das reicht nicht aus. Es ist ja nett, wenn Herr Schmidt testet, wie weit er gehen kann, aber die Grenzen dürften nun erreicht sein. Jetzt sollte ruhig mal wieder Ehrgeiz angesagt sein. Übrigens: Auch im nächsten Jahr wird es wieder geile Fernsehpreise geben...

Und am zweiten Schreibtisch sollte eine Person sitzen, die auf ein Ping von Herrn Schmidt mit einem Pong repliziert. Vorhand, Rückhand. Nicht mehr die dumpfe Stumpfheit der jetzigen biersaufenden Squash-Wand. Vielleicht Dr. Brömme? Wie wär's mit einem Experiment? Auch Dr. Brömme sollte die Chance haben, sich ein menschenwürdiges Auto leisten zu können und nicht bloß eine gebrauchte Schrottkiste.

Wenn schon Talkgäste (die ja angeblich Quote bringen), dann bitte doch interessante witzige Zeitgenossen und nicht irgendwelche langweiligen Semipromis aus dem ShowBiz, die gerade etwas zu verkoofen haben. Oder diese entsetzlichen halslosen Ungeheuer aus dem Kindergarten.

Und natürlich nicht zu vergessen: ein fettes Stand-up von Herrn Schmidt- kein immer mehr abgespecktes und mal eben hingerotztes. Das Stand-up sollte die K ü r sein, nicht die Pflicht.

Mehr eigentlich wünschen wir uns von Herrn Schmidt nicht. Wir möchten nur, daß seine Show wieder super wird- wie sie mal war. Auf daß Herrn Schmidts GENIE von neuem erblühe- seinem Ruhm und dem Vergnügen der Einwohner zuliebe.





7. November 2002:

Leider müssen wir Herrn Schmidt wieder schneidermeistern: nigelnagelneuer bräunlicher Nadelstreifen mit zu langen Ärmeln, rosa Hemd mit schlechtsitzendem Kragen, dazu eine kobaltblaue Krawatte- das Stenz-Outfit für den Ball der einsamen Herzen. WANN FLIEGT ENDLICH GISELA?

Herr Schmidt hielt zum Anfang seinen Neger HEUTE KEINE WITZE! in die Kamera, weil die allgemeine Lage so ernst sei, und hielt sich auch größtenteils an seinen Vorsatz. Die heutigen Comedy-Punkte gingen klar an Thomas Gottschalk mit seiner Bohlen-Heine-Vorlesung in der Düsseldorfer Uni, n24 übertrug das Event.

Aus Mainz wußte Herr Schmidt zu berichten, daß man dort Adolf Hitler aus der Ehrenbürgerliste gestrichen habe. Nachdem das unangenehme Thema rasch abgehakt war, teilte Herr Schmidt das Umfrageergebnis mit, wer Dieter Bohlen in der Verfilmung seines Bestsellers Nichts als die Wahrheit spielen soll. Auf Platz 1 landete Til Schweiger, auf Platz 5 –na, wer wohl? Herr Schmidt- allerdings nur von Männern gewählt, uns guckt der anständige deutsche Loser; bei den befragten Frauen bekam er keine Schnitte, was er erstaunlich gelassen wegsteckte.

Auf Geheiß von Rompilger und Knecht Andrack (mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen) mußte Herr Schmidt Heilige raten nach ihren ikonographischen Attributen: Petrus, Christopherus und Bart(h)olomäus. Zu letzterem fiel Herrn Schmidt Unappetitliches ein: die bis zu den Knien hängende Fettschürze einer abgespeckten Frau, die er auf RTL gesehen hatte.

Autor Ralf Kabelka (Dr. Udo Brömme) traf nach Fotos seine Vorauswahl einer neuen Rostlaube. In der engeren Wahl: Ford Mustang, BMW und Jeanette- der Beginn einer zarten Liebe? Entscheidung in der nächsten Woche.

Talkgast: Jessica Schwarz, eine Viva-Tussi. Wir empfehlen ihr einen trägerlosen BH, damit sie bei fast schulterfreiem Dekolleté nicht so schlampig aussieht.**

QUOTE: 1,42 Mio/ 12,4%




8. November 2002:

Also doch EIN HERR, Herr Schmidt: diesmal wieder perfekt angezogen- werden unsere flehentlichen Gebete endlich erhört? Auch im face sah er blendend aus- eine neue Maskenbildnerin, ein neuer Lichtmann? Stünden wir auf, pardon, ältere Herren, hätten wir uns nach der Show hemmungslos an Herrn Schmidt rangeschmissen.

Sonst war eigentlich nicht viel, aber was war, war okay. Etwas Ärzte-Polemik: Ich bin einer der größten Fans der Ärzte... "Wo fehlt's?" stellen zukünftig die Patienten fest... War das die Visite oder schon die Putzkolonne?

Herr Schmidt hat ein neues Fingerspielzeug: einen Teleskop-Zeigestock. Das ist ausbaufähig. Könnte so etwas wie Erich Böhmes Brille werden. Und ähnlich ergiebig für Freudianer.

In einer der vorigen Sendungen hatte Herr Schmidt behauptet, der musikalische Schmachtfetzen Heinerle, Heinerle, hab' kein Geld stamme von Ferdinand Raimund; ein Zuschauer korrigierte: aus einer Operette Der fidele Bauer (1907) von Leo Fall. Herr Schmidt spielte davon eine Aufnahme mit dem GÖTTLICHEN Curt Bois und als Zugabe ein paar Takte Der kleine Wolf aus Olmütz. Hinreißend. Kaufbefehl: CD unbedingt erwerben!

Nach einer Lästerei übers ARD-Morgenmagazin Herr Schmidt selbstkritisch: Wenn man mich hier nicht mehr will, dann geh' ich eben zu Real Madrid.

Dann etwas "ganz unter Männern": Immer, wenn die Lage thematisch etwas dünn ist, kommt Helmut mit dem Porsche auf die Bühne. Und Zerlett kam mit seinem GELEASTEN 911, Kennzeichen LB-HZ 911 (fehlte nur das mit der Nummer bestickte Kissen im Heck). Zerlett hat z.Zt. für einen Monat keinen Lappen, weil er bei Remscheid geblitzt wurde, aber auf dem Bonito-Betriebsgelände darf er ja. Der Kapellmeister gab wiederum seinem Faible für Röntgenbilder Ausdruck: auf der art cologne habe er dergestalt eine Fellatio gesehen. Wir legen Zerlett den Kölner Künstler Jürgen Klauke ans Herz, der bereits vor etlichen Jahren Röntgenbilder von der Flughafen-Gepäckkontrolle zu Kunst hochnuttete.

Herr Schmidt und Zerlett wechselten einen Sommer- gegen einen Winterreifen, was sogar ganz gut gelang, wobei Herr Schmidt mit dem Vorurteil aufräumte, Porsche sei etwas für Männer mit kurzem Schwanz. Ja, er sagte: SCHWANZ. Porsche ist ja nicht schlecht, aber beim Royce kann man bequemer ein- und aussteigen, merken wir an.

*

Der Radwechsel

Ich sitze am Straßenrand
Der Fahrer wechselt das Rad
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre
Warum sehe ich den Radwechsel
Mit Ungeduld?

Bertolt Brecht  (Buckower Elegien, 1953)


*

Gelungen-krasser Kontrast zum Luxus: als Talkgast die prollige Bulldogge Markus Maria Profitlich, ein Volksbelustiger von Sat1. Dekadent und a priori dem Luxus verfallen, haben wir bereits vergessen, was uns in der Show fehlte. Auch weil sie eine neue atmosphärische Qualität hatte: Herr Schmidt war absolut relaxed, stand nicht unter Druck und fühlte sich wohl- das kam sogar elektronisch angenehm rüber. Wer hat da gezaubert? Sex vor der Show? Oder happy pills?****

QUOTE: 1,52 Mio/ 10,6%




12. November 2002:

Schlapper Auftakt: Das deutsch-amerikanische Verhältnis ist wieder phantastisch: das Verhältnis der Bundesregierung ist besser zu den USA als zu Deutschland. Altkanzler Kohl sei Aufsichtsrat bei AMB Generali geworden als Dankeschön an die Versicherungen, die die Ossis über den Tisch ziehen durften. Das Studio-Publikum gähnte und fing sich den Klassenbuchtadel ein: Studio-Publikum sehr ausgelassen.

Leider verpennte die Redaktion zwei Personalien aus dem heutigen kress. report: die Altäbtissin der TV-Talkshow, Alfred Biolek, wird für Klosterfrau Melissengeist werben; und ein Zitat von Leo Kirch beim Haffa-Prozeß: Ich kann nichts sehen, ich kann Sie nur hören. Ich kann seit 25 Jahren weder eine Zeitung noch die Überschrift einer Zeitung lesen, noch ein Buch.

Herr Schmidt war bei zwei St. Martin-Umzügen, und bei einem fehlte das Pferd (mußte zum Castor-Transport). Bei dieser Gelegenheit mahnte er eine korrekte Ausprache des PF an: P-ferd, P-firsch, P-fütze.

Zocken für Eichel hieß eine Nummer im Programm von Herrn Schmidt, der für 1287 € einen Systemlottoschein ausfüllte, um Millionen in die Staatskasse zu scheffeln. Die 13 Zahlen lauteten: 1 – 2 - 5 – 9 – 13 – 17 – 18 – 22 – 29 – 34 – 39 – 40 – 47. Morgen wird Herr Schmidt erleben, wie sein Geld durch den Schornstein verraucht.

Wir stehen kurz vor einem Bürgerkrieg in Deutschland: Alt gegen Jung... Unseren Senioren, die erst alles ab- und dann wieder aufgebaut haben, denen soll es an den gefütterten Kragen gehen. Flugs checkte Herr Schmidt, der Präsenior, der bis 70 arbeiten will, die Kategorien, wo es besser ist, alt oder jung zu sein. Relevante Faktoren: Lieblings-Moderatoren, Gesöffe, Partydrogen, Humoristen, Extremsporte, Werbehaßfiguren, Bärte, Freizeit, Schmuckstücke, Fingerfood (Sushi essen ist gesünder, Hähnchen essen aber kaputter) etc. Das zog sich und zog sich, und sogar Herrn Schmidt fiel auf: Die Show wird immer hektischer. Am Schluß gab's 11½ Punkte für Jung und 11 Punkte für Alt. Wenn's denn der Wahrheitsfindung dient...

Da alles nicht besonders dicke war, kolportieren wir als Zugabe den Playboy-Witz des Tages: Was wäre, wenn Jesus nicht gekreuzigt, sondern ertränkt worden wäre? Dann müßte heute in jedem bayerischen Klassenzimmer ein Aquarium aufgestellt werden.

Talkgast: Jana Hensel (26), Ossi-Sachbuchautorin (Zonenkinder). Beängstigend normal und FDJ-gesund. Geradezu ein Fremd-Körper in der Show.***

QUOTE: 1,17 Mio/ 10,4%




13. November 2002:

Herr Schmidt, die 6 Richtigen von Sat1, hatte einen Schicksalsschlag hinzunehmen: seine Lotto-Aktion war ein Schuß in den Ofen- 1287 € versenkt, nur zwei Richtige, 34 und 47, aber immerhin 2,50 € Gewinn durch die Superzahl.

Wo Herr Schmidt hinschaut, tut sich ein schwarzes Loch auf- ich komm mir vor wie Dieter Bohlen. Offensichtlich die Verarmung: Als ich im Sommer im Elsaß war, hat man mir ein Begrüßungsgeld angeboten.

Herr Schmidt amüsierte sich über einen Apotheken-Flyer: Es ist 5 vor 12 und die übliche Klage-Litanei. Obwohl Herr Schmidt täglich 15 Medikamente braucht, manchmal auch 20: Es lebe die deutsche Apotheke! Es lebe die deutsche Pharma-Indusrie! Nieder mit dem Vorschaltgesetz!

Ohne Nazis säh's bei den Öffentlich-Rechtlichen schlecht aus- Herr Schmidt zu Guido Knoops Himmler-Doku: Liebes ZDF, bringt täglich 24 Stunden Nazis... (Rest unserer Notizen unleserlich).

Zerlett löste sein Versprechen ein und spielte tatsächlich auf dem THEREMIN: Amazing Grace. Gar nicht einmal so schlecht. Filmschnipsel mit Theremin-Einsatz: z.B. in dem Streifen It came from other space (1953) und dann der Erfinder selbst.

Herr Schmidt bekannte sich zu Jerry Lewis -mein absoluter Lieblingskomiker. Eine erstklassige Wahl. Leider ist Jerry Lewis immer noch verkannt als Klamaukier. Wenn man genauer hinsieht, wird man eines Besseren belehrt- ganz abgesehn von der phantastischen GummiKörper-Beherrschung, spielt Jerry immer die existentielle Tragödie des Underdogs mit: er ist Chaplins würdiger Enkel. Meinen wir.

Talkgast: Sarah Connor, die deutsche Pop-Hoffnung aus Delmenhorst und frische Ehrenbürgerin dort. Vielleicht ein zukünftiger WeltStar- falls sie nicht noch fetter wird. Aber als Zwei-Zentner-Matrone könnte sie sicher gut gospeln.

Gestern werteten wir einen halben Stern zu großzügig, darum heute einen halben weniger als verdient.***

QUOTE: 1,81 Mio/ 15% (Bullen-Bonus)




14. November 2002:

Leider mußten wir ein Wiedersehen feiern mit Herrn Schmidts Strizzi-Anzug vom 7. November 2002. Der Despot Ceausescu trug angeblich seine Anzüge immer nur ein einziges Mal. In diesem Fall wünschten wir uns, Herr Schmidt wäre ein Diktator. Nun aber sollte es genug sein, und das halbseidene Teil kann jetzt doch wohl steuerlich abgeschrieben werden.

Herr Schmidt verplapperte sich beim Intro: Es gibt Neues aus BONN und korrigierte sich mit der Wiederholung seines Auftritts. Das war schön.

Herr Schmidt würdigte, mit Filmschnipseln, den großartigen Synchronsprecher Horst Gentzen, der Jerry Lewis, Kermit und Ringo Starr u.a. die deutsche Stimme lieh. Das war nobel.

Ansonsten gähnte Leere. Dr. Udo Brömme sichtete die Gebrauchtwagenangebote, ohne sich zu entscheiden. Etliche Anbieter hatten es vorgezogen, doch lieber nicht zu erscheinen.

Talkgast: Franziska Traub, eine RTL-Comedy-Tante. Wann kommen von RTL die Klofrauen?*

QUOTE: 1,37 Mio/ 11,7%




15. November 2002:

Power-Gerd habe, so Herr Schmidt, einen Besuch in Ösrreich abgesagt, wo vor deutschen Verhältnissen gewarnt wurde; aber: wir haben keine deutschen, sondern argentinische. Der Papst habe im italienischen Parlament dazu aufgefordert, mehr Kinder zeugen; und geläutert durch den Papst, habe sich ein Mafia-Boß freiwillig gestellt: Ähnliches erwartet man von Möllemann nach der Weihnachtsansprache von Rau. Deutschland sei pleite, seitdem werden wir lockerer... so eine Art Portugal mit schlechterem Wetter. Herr Schmidt sorgte sich um den Kanzler: Der Gerd läuft auf Reserve... es genügt doch, wenn das Land bankrott ist, da müsse doch nicht der Kanzler in Mitleidenschaft gezogen werden. Die in Berlin leben sehr ungesund, denkt Herr Schmidt, wenn er um 12 ins Büro kommt. Im Bundestag habe nur der etwas zu sagen, der seinen Stuhl hin- und herschieben könne. Herr Schmidt parodierte die devote Begrüßung von Verteidigungsminister Struck durch einen mutmaßlich Subalternen.

Paul Klee, Zwei Männer, einander in höherer Stellung vermutend, begegnen sich, 1903

Studio-Umfrage Wenn am Sonntag Wahl wäre: CDU/CSU 51,6%, SPD 14,2%, Grüne 19,4%, FDP 6,5% und PDS 8,4%.

Herr Schmidt stellte das Druckerzeugnis VERA vor, der absolute Hammer, die Zeitschrift zur gleichnamigen Talkshow der Vera Intveen, so einer Art Waschfrau bei Sat1. Aufreger-Themen des ersten Heftes: Ich, Xmas, Reis, Fisch. Besonders interessierte Herr Schmidt der Artikel So bleiben Sie für Ihren Mann attraktiv!

Wahnsinnig happy war Herr Schmidt, weil er weiß, wo er sein Wochenende verbringt: bei Möbel Airport, am Stadtrand von Köln. Der Prollmöbelladen appellierte in einer Anzeige: Kölner kauft in Köln! Und lockte: Spar Dich reich! Und versprach kostenloses Frühstück, Hirschgoulasch für 1 € und Gratis-Kuchen.

Ein Gruftie-Remake von Robert Lembkes Was bin ich?. Der Beruf von Studiogast Marco aus Hamburg (Call-Center-Chef) wurde von Zerlett, Susanna und Knecht Andrack (mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen) nicht erraten, und der Proband verdiente sich 500 €. Herr Schmidt wirkte in der Lembke-Rolle etwas fahrig. Schmerzlich vermißten wir Jacky, Lembkes Foxterrier.

Unter Anleitung von Markus Paßlick, dem Show-Experten für alles, was kreucht & fleucht, pflanzte Herr Schmidt einen Baum des Jahres 2003, eine Schwarzerle. Nun ist Herr Schmidt der Erlkönig von Mülheim.****

QUOTE: 1,36 Mio/ 8,6%





INTERMEZZO 11: WAS IST ER?


Komiker Lästerzunge Entertainer Clown Hanswurst Bajazzo Zyniker Spaßvogel Ironiker Possenreißer Spötter Kabarettist Joker Kasper Witzbold Sarkastiker Humorist Aufklärer Comedian Harlekin Fex Narr Lustige Person Schalk Satiriker Schelm Klamaukier Pickelhering Misanthrop King of Kalau Vaterlandsverräter Satyr Poltergeist Faun Ruhestörer Eulenspiegel Anarchist Gaukler Conferencier

?

FRANKFURTER KRIEGSERKLÄRUNG





19. November 2002:

Keine Götterdämmerung im Show-Führer-Bunker an der Schanzenstraße. Blondi noch nicht vergiftet, und Eva-Suzana hält immer noch ihre Pappen hoch (Ho,ho,ho). Aber wir beklagen doch Bunker-Mentalität nach der infamen FAZ-Hatz: eine solche Steilvorlage darf man sich als Comedian & Entertainer nicht entgehen lassen. Die Vogel-Strauß-Taktik ist in diesem Fall grundfalsch. Eine fundamentalistische Attacke einfach zu ignorieren und die Kastanien intellektuell von der SZ aus dem Feuer holen zu lassen, ramponiert den Ruf von Herrn Schmidt. Es hätte ja schon genügt, ein Kilo Fisch in eine FAZ zu wickeln...

Heute harmlose Weicheierei- zeitigt der nationale Notstand bereits Folgen? Herr Schmidt sprach kurz unsere Freunde von der CDU an, die einen Untersuchungsausschuß wegen angeblichen Wählerbetrugs der Koaltion verlangen. Er habe ja die PDS gewählt.

Zerlett erteilte den Kaufbefehl, Mahlers Fünfte, die er immer im Fitneßstudio hört, zu erwerben, in einer Einspielung der Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle. Warum? Was soll der Unfug?

Herr Schmidt zitierte –eine zu subtile Rache- aus einem SZ-Artikel über den amerikanischen Pop-Flegel-vom-Dienst Eminem eine Passage, in welcher der Verfasser Theodor W[iesengrund] Adorno, genannt Teddy, als UNCOOL bezeichnete. Er, Herr Schmidt, habe Adorno nicht gelesen, würde mich beruflich blockieren. Knecht Andrack (mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen) ahnungslos wie meistens: der Sidekick als Sideboard.

Ein paar Lästereien über die Homepage von Lothar Matthäus.

Zum Rapport über Eminem ließ Herr Schmidt seinen Autor Markus Schafitel antreten. Der stand verlegen-schulbubig herum und stammelte etwas von Johnny Cash und Joe Pesci und Hiphop. Kann man Eminem auch noch in meinem Alter hören? Die Antwort war nicht unbedingt ermutigend.

Plötzlich fühlte Herr Schmidt ein Unbehagen an seinem Schreibtisch, was zum albernen Höhepunkt der Show überleitete: Knecht Andrack betätigte sich als Pendler- keine Wasserader unter Herrn Schmidts Schreibtisch. Der Knecht-Schreibtisch strahlte good vibrations aus, was Herrn Schmidt zu der sarkastischen Frage veranlaßte: Wie lange ist dein Schreibtisch noch ein guter Arbeitsplatz? Darüber grübeln wir ja auch schon seit geraumer Zeit. Auf die Frage von Herrn Schmidt Bin ich in 30 Jahren noch bei Sat1? kreiste das Pendel indifferent, woraus er folgerte: Ich bin noch da, aber Sat1 gibt's nicht mehr. Das Schönste in der ganzen Show war ein unfreiwilliges bombastisches Niesen von Herrn Schmidt; sein Kommentar dazu: Er hat mir diesen Rotz an den Hals gependelt.

Talkgast: Emmanuel Peterfalvi, der im NDR als französischer Döspaddel Alphonse mit Puschelwuschelmikro deutsche Döspaddel vorführt. Wir finden es nur mäßig komisch, sich an unterbelichteten Zeitgenossen zu vergreifen.**

QUOTE: 1,43 Mio/ 12,6%

PS In den unergründlichen Weiten des Webs fanden wir noch einen älteren Aufsatz, den wir hier zugänglich machen. Der Verfasser ist anscheinend ein Gutmensch, und selbstverständlich teilen wir nicht seine Ansichten.




20. November 2002:

Gut sah er aus, Herr Schmidt, perfekt gewandet. Dagegen Knecht Andrack (mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen) wie meistens im geschmacklosen Billigpullover- aus einer Kleiderspende von Eugen Drewermann?

Das politische Pflichtprogramm: Doris Schröder-Köpf verlange Oskar Lafontaines Austritt aus der SPD, weil er ihren Gatten mit Reichskanzler Brüning verglichen habe, dem Wegbereiter Hitlers. Herr Schmidt fand den Vergleich an den Haaren herbeigezogen: Man wirft Helmut Kohl doch auch nicht vor, daß er die Politik von Gerhard Schröder möglich gemacht hat... Prestige gesunken.

Herr Schmidt erhält pro Tag 70.000 Faxe, von denen 69.998 seine Show sensationell fänden. Heute war, nach dem gestrigen Aufruf seiner Homepage, auch eins von Lothar Matthäus dabei, der die Chance eines billigen product placements für den von ihm beworbenen Power-Drink witterte und das Zeug kistenweise ankarren ließ, das sich in der sehr blauen Cafetería stapelte, die später mit Wasser gefüllt wird, und ich schwimme mit zwei Haifischen drin.

Dann fledderte Herr Schmidt das scheußliche Logo der Fußball-WM 2006 und stellte eigene Logos vor: für die britische Königsfamilie (etwas mit Bumsen), für die Bundesregierung (Grinsköppe von Schröder, Eichel & Fischer), für die FDP (u. a. Möllemann mit Adolf-Bärtchen) und für die Deutsche Telekom (mit einem erhängten Aktionär am T-Querbalken).

Um der lahmenden Wirtschaft zu helfen, empfahl Herr Schmidt, schon jetzt Weihnachtsgeschenke zu kaufen, auch um einer drohenden Deflation entgegenzuwirken, die er immer mit Defloration verwechsele. Herr Schmidt präsentierte grauenvolles Spielzeug (für das unterprivilegierte Kind, merken wir an): einen Kinderwerkzeug-
kasten, mit Kindersäge und Kinderbohrer; eine Plastikkettensäge (Sollte Oma am 2. Weihnachtstag immer noch nicht abreisen wollen); einen Schlagbohrbob, der sprechen konnte (Er kann mehr als drei Sätze, das ist mehr als unsere Gäste...); eine Erzählspaßraupe (Kinder, wenn ihr's an die Wand schmeißt, wird's ein Schmetterling); eine Plastikschlange mit Fernsteuerung; eine Rasenkantenschere; einen zappelnden & lärmenden Star Wars-Wecker (Ideal für uns, da wir beim Krieg in Irak ja nicht dabei sind); ein Feuerwehrauto mit ejakulierender Wasserspritze (Da wird Opa wehmütig gucken); Yano, den interaktiven Geschichtenerzähler ; einen Barbie-Eisenbahnwaggon, bei dem Herr Schmidt das Schlafabteil mit seinen Doppelstockbetten für eine Hinrichtungszelle hielt; einen rasenden Skateboarder, der, von Sven ferngesteuert, dauernd umfiel. Und zur Krönung lief Herr Schmidt, als geübtes Kinderzimmeropfer, acht Meter über Lego-Steine barfuß, in einem brechtschen Schlafanzug (halbe Pyjamabeine, von den Knien abwärts). Knecht Andrack, Manuel-Ilse, pfiff dazu Über sieben Brücken mußt du gehn.

Talkgast: eine Viva-Schnepfe aus Spanien. Namentlich nicht erwähnenswert, diese plappernde Zumutung.****

QUOTE: 1, 59 Mio/ 13,4%




21. November 2002:

In der korporativen Demokratie leidet der Humor an Kohlensäurearmut. Unklar, wer Opfer, wer Urheber des Witzes ist, Real[ität] und Satire paaren sich bis zur Ununterscheidbarkeit.
Einem wie Harald Schmidt, der sich anstrengt, der Juvenal der Schröder-Zeit zu bleiben, setzt das zu. Mag er brillant sein, der rot-grüne Schlechte-Laune-Geist folgt ihm wie sein Schatten: Regierungsnähe durch Spott. Er kann sich daraus nicht befreien
, mäkelte heute DIE ZEIT und käute das von der FAZ Erbrochene wider. Bei Rufmord bleibt eben immer etwas hängen.

Aber Herr Schmidt betreibt auch höchstselbst die eigene Demontage. Dabei war der Beginn der Show eigentlich gar nicht einmal so schlecht, auch wenn die Story vom Hand-shake zwischen Bush & Schröder total verschenkt wurde. Ergiebiger der Skandal um den chinesischen Zahnersatz: Herr Schmidt empfahl, ein künstliches Gebiß nicht monatelang im Mund zu lassen: Es bilden sich Maden unter dem Gaumen. Und: Viele Zähne sehen aus, als ob sie schmale Augen machten. Und: Der nächste Medizin-Skandal: Die Tomate von Dr. Best stammt aus Holland.

Von einem ZDF-Fachmann ließ sich Herr Schmidt per Fax über Deflation aufklären am Beispiel immer billiger werdender Anoraks, wobei ihm Japaner in den Alpen einfielen, die solche trugen (30 Japaner mit Geschirrtüchern überm Gesicht, aus Angst vor UV-Strahlung... Wenn es Deutschland hilft, leck ich einem Japaner die Füße- aber nur einem geilen).

Herr Schmidt griff eine Zeitungsmeldung auf, Roland Kochs Frau Anke kaufe ihrem Mann Socken beim ALDI. Egal, ob Roland Koch oder Siegmar Gabriel, beide seien ästhetisch auf jeden Fall ein Genuß. Herr Schmidt hatte bei Aldi Marktforschung treiben lassen, mit der Ausbeute von lediglich drei Kinderstrumpfhosen, was die brennende Frage aufwarf: Trägt Koch Kinderstrumpfhosen? Muß ein Untersuchungsauschuß gebildet werden? Wer von unseren Politikern trägt Strumpfhosen?

Nun erwarteten wir die Obduktion einer Gummipuppe. Statt dessen spielte Herr Schmidt –wieder im (noch immer nicht vermüllten) Strizzi-Stenz-Nadelstreifen- mit Zerlett und Knecht Andrack (Manuel-Ilse) Poker. Skat hatten wir ja schon mal, nun also Poker. Länger als eine halbe Stunde spielten sie (in Ermangelung eines -von uns nicht vermißten- Talkgastes). Und wenn sie nicht gestorben sind, dann spielen sie noch immer.

Atemberaubend, wie Herr Schmidt seine Show ruiniert.*

QUOTE: 1,40 Mio/ 11,5%




22. November 2002:

Trotz gelegentlicher Irritationen: Herr Schmidt bleibt & ist GENIAL. Das demonstrierte er mit seinem Miles-Davis-Abend. Da der exzentrische Miles Davis, der Glenn Gould der modernen Trompete, schon mal einen kompletten Abend mit dem Rücken zum Publikum bestritt, machte Herr Schmidt es ihm nach und bestritt seine gesamte Show auch mit dem Rücken zum Publikum- ein fabelhafter Einfall (auch wenn die Kamera manchmal mit "verlorenem Profil" mogelte).

Herr Schmidt very transatlantic: nur einer von acht Amerikanern finde den Irak auf der Landkarte... Euphrat & Tigris hielten Amerikaner für Kinder von Siegfried & Roy... Österreich sei für Amerikaner Australia without kangaroos... Österreich ist das Land, das ungefähr so aussieht wie der Fleck auf dem Kleid von Monica Lewinsky... für dicke amerikanische Kinder habe McDonald's breitere Türen eingeführt, während bei uns mehr McLagerfeld gelte...

Und dann THOMAS HEBERER, Trompeter in der Show-Band, very well-looking, very smart & eine Supersexy-Voice, der Miles-Davis-Experte. Mit Kenntnis und Leidenschaft präsentierte er Miles Davis und führte Herrn Schmidt in die Kunst der Trompete ein, wobei dieser sich nicht einmal unbegabt anstellte. Heberers Lieblingsaufnahmen von Miles Davis: Kind of Blue, Birth of the Cool und Porgy and Bess. Als Zugabe noch ein Schnipsel aus Louis Malles Film Fahrstuhl zum Schafott, dessen Musik von Miles Davis stammt. Warum ist Thomas Heberer eigentlich nicht der Bandleader in der Show von Herrn Schmidt? Zerlett endlich ab nach Bad Oeynhausen- Kurorchester!

Goethe, gezeichnet von Tischbein


Schöne Rücken können auch entzücken, also noch Rücken in der Kunstgeschichte. Von Rubens Die Toilette der Venus, drei Rückenbilder Dalís von seiner Gala, von Caspar David Friedrich Wanderer im Nebel, Magrittes Der Schulmeister und Tischbeins Bild Goethe am Fenster seiner römischen Wohnung. (In diesem Zusammenhang fragte Herr Schmidt: War Goethe klein? Wir beantworten diese Frage gern: In allen Biographien des Titanen fehlen Angaben zur Körpergröße. Aber DDR-Wissenschaftler öffneten heimlich den Sarkophag in der Weimarer Fürstengruft zu Konservierungszwecken, was nach der Wende herauskam, und konnten anhand des Skeletts Goethes physische Größe zweifelsfrei rekonstruieren: 1,69m; im Alter ähnelte er fatal Norbert Blüm.)

Wir wollen auch noch eine wunderbare Miles-Davis-Anekdote nachtragen: Bei einem Essen im Weißen Haus fragte ihn Frau Präsidentin Barbara Bush maliziös, wie er denn zu der Einladung gekommen sei. Miles Davis antwortete (sinngemäß): Ich habe die Musik neu erfunden- und was machen Sie hier?

Eine tolle Show- so endete eine Woche unseres Mißvergnügens doch noch glorios für Herrn Schmidt.*****

QUOTE: 0,95 Mio/ 6,5% (Weizen ohne die Spreu)





INTERMEZZO 12: DER LETZTE COWBOY KOMMT AUS GÜTERSLOH

 

Herr Schmidt kann das Fremdeln nicht lassen. In Gütersloh verdiente er sich ein Zubrot bei Bertelsmann, in dessen Forum er gemeinsam mit Günter Jauch über Kultfernsehen mit Jauch und Schmidt plauderte, unter der Moderation des Ex-stern-Chefredakteurs und Grass-Biographen Michael Jürgs (anstelle des ausgefallenen Bertelsmann-Vorstands Rolf Schmidt-Holtz), im Untertitel als Michael Jörgs vorgestellt. Schlampige Maske bei allen Teilnehmern und ätzendes Licht waren weitere Defizite. Asche-TV Phoenix übertrug am 25./ 26. November die Veranstaltung.

Da Herr Schmidt und Freund Jauch auf verschiedenen Baustellen unterwegs sind, blieb Platzhirschgerangel aus. Günter Jauch ist ein prima Quiz-Onkel, braver Verwalter von stern-tv und sympathischer Pausenfüller beim Skispringen oder Fußball- alles Tätigkeiten, bei denen man sich Herrn Schmidt kaum vorstellen kann, wie umgekehrt auch nicht Jauch als Late-Night-Talker, denn er hat wenig zu vermelden. So stand er auch diesmal –nicht klug geworden aus dem gemeinsamen Auftritt beim Sat1-Wahlspecial mit Erich Böhme- im Schatten von Herrn Schmidt, der das tat, was er am liebsten tut: über sich selbst reden.

Ein paar O-Töne: Kult heißt wenig Zuschauer...es im Grunde eine Sendung, die keiner sieht, aber man findet dann irgendwie die freche Kultsendung, meistens moderiert von einem unbequemen Querdenker... ist aber immer kurz davor, aus Renditegründen verabschiedet zu werden ...der Begriff Kult ist absolut inflationär...

Unterhaltung ist alles, was der Fall ist... Kinderfernsehen ist ja auch , wenn Kinder fernsehen...

Wir versuchen den Geburtstagskaffee von Omas 8o. ins Fernsehen zu transportieren... worüber unterhält man sich? Über Krankheiten, Scheidungen und daß früher alles besser war... genau der Meinung sind wir auch, mittlerweile, in der Show...

Alle Provokation nutzt sich ab...Wenn ich eines Tages die Selbstenthauptung vorführen würde, würde man sagen: Heute hat er sich den Kopf abgeschlagen, war nicht schlecht, aber er war auch schon besser... alles läßt nach, ich bin gespannt, wie lange sich der Bauer Verlag das noch anschaut...

Mir geht's richtig gut, seitdem ich mich entschieden habe, auch offiziell ein Spießer zu sein...es war wahnsinnig anstrengend, permanent cool zu sein... mittlerweile heißt es: Urlaub im Schwarzwald oder auf Juist... dies Jahr hab ich es mal richtig krachen lassen: Urlaub in der Schweiz...

Jauch, per Selbstdefinition der biederste & deutscheste Moderator, fand es viel kreativer & phantasievoller, was Herr Schmidt mache. Wo er recht hat, hat er recht.

Herr Schmidt zeigte sich stolz, 14 TV-Preise bekommen zu haben, besonders lieb sei ihm der Goldene Wuschel. Und Jauch kann seine Preise gar nicht mehr zählen.




Schmerzfrei


Harald Schmidt und Günther Jauch in Gütersloh


Manchmal hat man sich gefragt, was aus der Kirch-Gruppe geworden wäre, hätte sie ihren Unternehmenssitz in Gütersloh gehabt. In München kostet die Nacht in der Parkgarage schon mal 15 Euro, in Gütersloh selten mehr als drei. Aber ganz sicher gibt es noch andere Gründe, warum die Bertelsmann AG, fünftgrößter Medienkonzern der Welt, nie aus Gütersloh heraus wollte.

Wenn es dort zum Beispiel Nacht wird, tanzen die Lichter der Bertelsmann-Zentrale im Bertelsmann-See, und hinter den vielen Fenstern denken fleißige Bertelsmänner über die Probleme der Zeit nach. Das Musikgeschäft ist verdorben und der Buch-Club ein Zuzahlverein, ausgenommen die Standardwerke Menschlichkeit gewinnt und Liebe öffnet Herzen. Autoren sind Reinhard und Liz Mohn, die Besitzerfamilie, womit deutlich wird, dass eine weltumspannende Firma Manager braucht mit Sinn fürs Soziale.

Am Montag traten Harald Schmidt und Günther Jauch im Bertelsmann-Forum auf. Das ist eine Veranstaltungsreihe der Bertelsmann AG und dient dem Zweck, Mitarbeiter sowie Multiplikatoren der Stadt Gütersloh bei Laune zu halten. Paul Spiegel und Edmund Stoiber waren schon da, Schmidt und Jauch haben noch gefehlt. „Seit 30 Jahren gibt es das Forum, noch nie hatten wir so starken Andrang“, behauptete Bernd Bauer und sagte dann: „Ich bin der neue Chef der Unternehmenskommunikation.“

600 Mitarbeiter und Multiplikatoren kamen in die Betriebskantine. Das Treffen wurde in Nebensäle übertragen. Phoenix zeichnete auf, sendete noch in der Nacht zum Dienstag und seither unentwegt. Wer einen Bertelsmann-PC mit Bertelsmann-Software besitzt, konnte Schmidt und Jauch im Intranet verfolgen. Gütersloh ist eine voll integrierte Medienwelt.

Eine Stunde sprachen Schmidt und Jauch über sich, moderiert vom Journalisten Michael Jürgs. Sie haben das oft getan: In Schmidts Show, bei Erich Böhme nach der Bundestagswahl oder als Kollege Gottschalk 50 wurde. Jürgs fragte Schmidt, ob er die Menschen mag („Na klar“) und Jauch, ob er sich nicht wichtig genug nehme („Machen Sie sich keine Sorgen“). Schmidt erklärte, wie Jauch funktioniert („Herr Jauch ist ein Phänomen, weil er jede Sendung mit einer geglaubten Fachkenntnis präsentiert, was außer ihm niemand kann“), und Jauch erklärte Schmidt („Der ist schmerzfrei, dem ist alles egal“). Zusammen haben sie die Begriffe Kult und Unterhaltung beerdigt und damit das Thema des Abends: Beste Unterhaltung für Deutschland: Kultfernsehen mit Jauch und Schmidt. Großartig.

Es blieb allerdings unklar, ob Schmidts Definition von Zynismus („Wenn die Suppe aus dem Bentley fliegt und man sagt, dass man leider nicht aussteigen kann, weil man zur Party von der Ohoven muss“) in Gütersloh reine Freude auslöste. Klar wurde, dass er nichts anderes als seine Late-Night bei Sat1 machen will („Zu schlagen sind die 35 Jahre von Johnny Carson. Der Trend geht zum Urlaub in der Firma“) und Jauch anderes sucht, ohne ein Format zu wissen, das seinen Millionär ersetzen könnte („Die Tagesthemen zu machen, ist auch keine überragende Kunst“).

Vielleicht plaudert er demnächst regelmäßig mit Schmidt, vielleicht für RTL-Publikum. Aus Hamburg ist zu hören, dass der mögliche Sat-1- Gesellschafter Heinrich Bauer nicht gerne spät lacht.

CHRISTOPHER KEIL

Süddeutsche Zeitung, München, 27.11.2002




26. November 2002:

Herr Schmidt zurück von seinem 50.000 €-Trip nach Gütersloh (per Bahn, nicht mit dem Helikopter: so anspruchslos ist er). Zu Beginn zwei hastige politische Sottisen: Möllemann drohe der Ausschluß aus der Partei, aber es ist ja nur die FDP. Und zum österreichischen Wahlergebnis: Ihr habt euch gegen Rot-Grün entschieden, da entgeht euch viel Spaß!

In seinem heutigen Topprogramm, Spitzenprogramm verriet Herr Schmidt, daß er um fünf Uhr morgens aufstehe, durch sein Mietshaus schleiche und die Fußabstreifer geradelege. Außerdem habe er es geschafft, über den Kölner Weihnachtsmarkt am Dom zu gehen, ohne zu kotzen.

Recycling von Kulturmüll: Ein Kölner Freund der schönen Künste habe ihm Nietzsches Also sprach Zarathustra zugesteckt, aus dem Herr Schmidt die Passage Vom neuen Götzen vorlas, mit original gotischem Kathedralen-Sound und bei Lichtstellung Sils-Maria 11. Nietzsche bezeichnet hier den Staat als das kälteste aller kalten Ungeheuer, der Staat lüge & stehle. Jede Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit ist natürlich rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Herr Schmidt korrigierte ein von ihm verfälschtes Adorno-Zitat, da er von Suhrkamp ein Freiexempar der Minima Moralia erhalten hatte. Das inzwischen zum Gemeinplatz heruntergekommene Zitat lautet richtig: Es gibt kein richtiges Leben im falschen.

Zerlett war auf dem Bundespresseball in Berlin und wußte zu berichten, daß Guido Westerwelle stark abgemagert sei- was Wunder. Herr Schmidt: Hat man das Gefühl, daß Berlin mit dem Leben abgeschlossen hat? Tanz auf dem Vulkan? Prompt folgte aus dem gleichnamigen Film eine Gründgens-Parodie von Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da. Und weil's so schön war, darauf eine Brecht-Parodie der Ballade von der sexuellen Hörigkeit.

Sexuelle Hörigkeit ist für Herrn Schmidt kein Thema, schließlich gebe es die 0190er Nummern. Eine interessante Neuigkeit wußte Herr Schmidt: Bei Anruf höre man rumänische und bulgarische Matrosen, die ihre Stimme verstellen. Angeregt von einem Artikel in der letzten FAS musterte Herr Schmidt die Sitz- und Liegemöbel in den Porno-Spots (Couch aus dem Abholmarkt, Abteilung: von der Flut verschont).

Hausmeister Peter Helf hat bereits 9½ Kilo abgespeckt, testete in einem Restaurant mit seiner Diätberaterin eine Gänsekeule auf ihre Fettpunkte und ließ es sich schmecken.

Talkgäste: das Pop-Duo 2raumwohnung. Die weibliche Hälfte: Inga Humpe, ein Fossil der Neuen deutschen Welle, inzwischen eine reife Vierzigerin.***

QUOTE: 1,19 Mio/ 11,3%

PS Herr Schmidt allerorten: Nach der Show im Ersten bei Jürgen von der Lippe in Wat is? von 1998. Herr Schmidt, im hellblauen Pullover mit putziger HARALD-Applikation auf der Brust, trank Rotwein und knabberte Salzgebäck. Man unterhielt sich über Abtritte in Frankreich, über Bidets und über diverseste Krankheiten- beide sind ja bekennende Hypochonder. Herr Schmidt sah im Fieberwahn einmal einen halben Indianer. Außerdem beschäftigte ihn die Frage, ob ein Fieberthermometer rektal oder oral zu benutzen sei. Falls es hart auf hart kommt und der Bauer-Verlag Herrn Schmidt abwürgt, böte sich durchaus bei RTL ein halbstündiger verschlankter Night-Talk mit von der Lippe an, der wesentlich witziger ist als Jauch.




27. November 2002:

Als erstes muß das Anzugjackett von Herrn Schmidt in die Schneiderei zum Ärmelkürzen- so lassen ja selbst Slum-Mütter ihre Kids nicht auf die Straße! Wann fliegt endlich die Outfit-Tante?

Im übrigen ist Herr Schmidt bereit, Vermögenssteuer zu zahlen- uns ist es mit der Vermögenssteuer egal: wir sind bei Sat1. Siegmar Gabriel, Ministerpräsident von Niedersachsen, fordert sie ein, denn dort sind die Menschen ja nicht betroffen. Bei Wer wir Millionär müßten die Kandidaten bald hinter einer Milchglasscheibe sitzen.

Irene & Christian, zwei Studenten, verdienten sich 500 € mit redlicher Synchronisation einer Szene aus dem James-Bond-Uraltstreifen Goldfinger. Genauso uralt war die Idee, oftmals bereits strapaziert in der Show. Neu allerdings der Kommentar von Herrn Schmidt, auch Stotterer seien beim Synchronisieren durchaus erwünscht (um keinen Ärger mit einem Stotterer-Interessenverband zu kriegen), anders sähe es aus mit Leuten, die schielten. Das Statement besiegelte Herr Schmidt stotternd.

Zerlett gedachte des heutigen 6o. Geburtstages von Jimi Hendrix: länger tot als lebendig, denn JH starb ja mit 28. Und Zerlett lebte nie.

Anschließend wurde noch Mikado gespielt, mit Riesenstäben von ca. 2m Länge. Herr Schmidt befand: Eines der langweiligsten Spiele... Mikado ist Scheiße. Wir können ihm da nur zustimmen.

Talkgäste: die Missfits, das Kabarettistinnen-Duo aus Oberhausen. Eine der beiden Damen laborierte an Wasserblasenstimmbändern (Reinke-Ödem), was Herrn Schmidt –naturgemäß- wieder halbwegs aufweckte.**

QUOTE: 1,65 Mio/ 13,2%

PS Marlene Dietrich beklagte, sie sei zu Tode fotografiert worden. Hoffentlich stellt Herr Schmidt eines Tages nicht fest, daß er zu Tode interviewt worden ist. Inzwischen dürfte er 53.749 Interviews gegeben haben. Ein Interview mit Herrn Schmidt: Highlight im Berufsleben eines jeden Journalisten- davon können noch die Enkel zehren. Wir empfehlen Herrn Schmidt die neudeutsche Maxime: GEIZ IST GEIL.
Im Web spürten wir ein älteres Interview auf und stahlen es auf der Stelle, weil es uns essentiell ausreichend erscheint, um einer geneigten Leserschaft offeriert zu werden.




28. November 2002:

Herr Schmidt, der Vorsitzende der Möllemann-Partei, zelebrierte einen großen Jürgen W. Möllemann-Revival-Abend. Denn BILD alarmierte: Möllemann- KREBSANGST. Es geht um Speiseröhrenkrebs, es geht um SODBRENNEN– 2,5 Millionen Deutsche leiden unter dieser Volkskrankheit. Besorgt fragte Herr Schmidt, was aus dem Projekt 18 werde: Vielleicht wäre das etwas für die SPD? Auf keinen Fall solle man Möllemann vor den nächsten Landtagswahlen aus der Partei rausschmeißen. Bei seinem gestrigen Interview hat Herr Schmidt ein paarmal geweint.

Namensvorschläge & Logos für eine neue Möllemann-Partei, die besten: FLATSCH: Fallschirmspringende Liberale an trudelnden Schirmen...J.V.A.: Jürgen verarscht alle... CVJM: Club von Jürgen Möllemann... MÖLLI: Mit Ösophagitis locker lebende Instinktpolitiker/ Münsteraner Öffentlichkeitskreis für lustvolles Irrlichtern... APO: Achtzehn Prozent Organisation... BMW: Bitte Mölli wählen. Herr Schmidt fragte sich, warum er eigentlich nicht Harald

W.

Schmidt heiße... Waldemar oder so.

Herr Schmidt ist auf dem besten Wege, ein neuer Paracelsus zu werden. Sprechstunde bei Dr.med. Schmidt zum Thema Sodbrennen: Es haut einem nachts die Soße raus. Was sollten Patienten, die am Barrett-Syndrom leiden, nicht essen oder trinken? Knoblauch, Tomaten, Zwiebeln, Curry, Ingwer, Toast, Kaffee, schwarzen Tee, Sahnetorte.

Falls Sie an Sodbrennen leiden, kochen wir jetzt einen Brei. Gesagt und fast getan: Herr Schmidt wollte einen Bio-Mais-Grießbrei kochen, der Speiseröhre zuliebe, 6og Grieß auf 0,4l Milch, konnte aber die Herdplatte nicht erhitzen, was Knecht Andrack (Manuel-Ilse) besorgen mußte. Währenddessen baute Herr Schmidt das Bett um, indem er es, der Refluxösophagitis wegen, auf 30° am Kopfende erhöhte: Schlafen hat jetzt etwas Jenseitiges... und es macht natürlich die Weiber rasend.

Naturgemäß verbrannte sich Herr Schmidt am heißen Brei, worin wir eine Strafe dafür sehen, daß er das Märchen vom süßen Brei nicht lokalisieren konnte. Wir ersparen uns die ganzen brennenden Probleme und empfehlen aus der Apotheke TALCID.

Talkgast: die Schauspielerin Jeannette Hain- im Gespräch etwas unsortiert, wie viele junge Frauen, die Herrn Schmidt gegenübersitzen. Aber selbst schon in dem winzigen Filmausschnitt (Die Reise nach Kafiristan) wirkte sie überaus begabt. Wir sagen so etwas nicht oft.

Zum Abschluß die No Angels, live mit All Cried Out und live begleitet von Zerletts Band, die endlich einmal für ihre Gage arbeiten mußte/ durfte: gemeinsam eine beachtliche Profi-Performance.****

QUOTE: 1,34 Mio/ 10,6%





INTERMEZZO 13: ZEIT DER SCHÜTTERNIS

Zwar ist das schüttere Haar am Hinterkopf von Knecht Andrack (Manuel-Ilse) ein ästhetischer Frontalangriff, aber damit können wir leben, denn das Gesinde ist unwesentlich. Mit viel größerem Ensetzen mußten wir konstatieren, daß sich auch das Haupthaar von Herrn Schmidt am Hinterkopf bereits stark gelichtet hat, wie eine indezente Phoenix-Kamera in Gütersloh enthüllte.

Noch läßt sich durch geschicktes Frisieren das Haarloch kaschieren, aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis der Zahn der Zeit eine Tonsur genagt hat, was zwangsläufig zu einer anderen Frage führt: Bewirkt Comedy-Machen Haarausfall? Schließlich ist Comedy nichts anderes als Lockendrehen auf einer Glatze.

Wird Herr Schmidt schon in naher Zukunft in einer Reihe mit berühmten Glatzenträgern wie Teddy Savalas, Hubert von Meyerinck (Hubsi), Bodo Hauser, Karl der Kahle, Patrick Stewart, Kurt Raab, Erich von Stroheim und Markus Lüpertz stehen?

Wir wagen einen Blick in unsere Glaskugel und erstarren:

Vision des Schreckens






29. November 2002:

Wie schon öfter freitags war auch diesmal Herr Schmidt bereits wieder mit einem Bein im Wochenende.

Dürftiges Stand-up: In Holland sei die erste Aktivistenschule für Hausbesetzer gegründet worden, eine Fischer-Uni. Die Polizei dort setze keine Wasserwerfer ein, sondern Tomaten.- Ab 1. Januar gelte hierzulande ja das Dosenpfand, Hans Eichel könne dann die Dosen einsammeln. Herr Schmidt selbst sammelt Büchsen für Halloween, um mit ihnen die Kinder zu bewerfen.

Ein Zuschauer hatte Herrn Schmidt das ihm gestern nur vage bekannte Märchen Der süße Brei gefaxt, das er stümpernd vorlas. Herr Schmidt wußte immer noch nicht, daß es aus den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm stammt. Er vermißte eine Lehre, aber eine Interpretation möchten wir ihm nicht auch noch liefern müssen.

So sieht ein Bild von Mondrian aus, beispielsweise


Dann wurde alter Kohl aufgewärmt: Das große Harald-Helmut-Manuel-Quiz, bei dem es galt, Sachen dem jeweiligen Besitzer zuzuordnen: ein 80er-Jahre-Hemd, eine Türklingel, ein Klassenfoto, Modellflugzeuge, eine Kaffeetasse etc. Die Kandidatin Christina P., eine Studentin aus Neuss, war von seltener Dämlichkeit- man fragt sich, warum SOWAS, das nicht einmal Piet Mondrian und Catherine Deneuve kennt, auf einer deutschen Hochschule studieren darf. Zerlett versagte einmal mehr: als von musikalischen Samenziehern der 80er Jahre die Rede war, hatte er sie natürlich nicht drauf und konnte seiner Band keinen Ton entlocken.

Und als Bonus dann auch noch Knecht Andrack (Manuel-Ilse) im roten Billigpullover von H & M oder C & A- der Mann holt schätzungsweise 10.000 € im Monat ab.

Talkgast: die Sozialpädagogin Margit Tetz, als Konzernpromotion- die tizianrot gefärbte angejahrte Lady moderiert demnächst auf Pro 7 eine Help-Show. Vorher war sie 16 Jahre Dr. Sommer bei Bravo aus dem Heinrich-Bauer-Verlag. Diese verpickelte Sozialarbeit hat sie gezeichnet (faltig-verwelkter Hals, im Gesicht mißlungen geliftet).

Zum Schluß sang die kanadische Lolita Avril Lavigne, die eine energische Röhre hat und wahrscheinlich Body-Building macht- oder ist sie nur zu dick?.*

QUOTE: 1,51 Mio/ 9,9%







DEZEMBER 2002






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