Alaska Expedition Service

Kommunikationsmittel fuer Kanutouren in der Wildnis

Oft werde ich gefragt, wie man denn in Alaska aus der Wildnis heraus auf Kanutouren die Zivilisation erreichen kann, denn es ist ohne weiteres möglich im Busch in Bedrängnis zu kommen. Was dann ?
Hier eine Sammlung meiner Antworten auf all die Fragen in Hinsicht auf Kommunikationsmittel, die ich in den letzten Jahren beantwortet habe:

Vor 41 Jahren, als ich zum ersten Mal von den Yukon Territories aus den Porcupine River Richtung Alaska und dem Yukon River paddelte, gab es kaum Möglichkeiten ein Notsignal aus der tiefen Wildnis zu senden. Man war dort draussen ausser mit Signalraketen oder Signalfeuern alleine. Egal was passierte.
Heutzutage gibt es allerdings zahlreiche gute Möglichkeiten von der Wildnis aus mit der Aussenwelt in Kontakt zu treten. Viele Leute denken vielleicht auch heutzutage noch, dass dies zwar möglich aber unnötig sein mag.
Natürlich verstehe ich den Hintergrund einer solch romantischen Idee, muss aber trotzdem den Kopf schütteln:
So beendete zum Beispiel ein von mir ausgerüstetes Team mit einem Mitglied, das die Tour mit unverständlich starken Bauchschmerzen überstand.
Zurück in der Zivilisation erlitt der Kanuten dann eine Woche später einen völlig unerwarteten Blinddarmdurchbruch.
Fazit: Er wäre unbehandelt nach 48 Stunden unter starken Schmerzen dort draussen wahrscheinlich gestorben.
Ohne weitere Beispiele dieser Art aufzählen zu wollen halte ich es fuer wichtig, dass Leute, die eine Wildnisexpedition angehen dies tuen wie es auch schon vor hundert Jahren gemacht wurde indem sie sämtliche möglichen Sicherheitsmassnahmen treffen um einen Erfolg ihrer Tour zu gewähren.
Da man zur heutigen Zeit Kommunikationsmittel hat um einen Hilferuf abzusetzen, sollten diese meiner Meinung nach sicherlich ebenfalls in Anspruch genommen werden.
Auch haben mir viele unserer Teams in den letzten zwei Jahrzehnten gesagt, dass Verwandte und Freunde sich verständliche Sorgen machen wenn ein Team in die Wildnis geht und falls möglich gerne von ihnen hören wollen. Natürlich handelt es sich bei Sorgen meist um eher scheue Bären, aber dazu später...
Es ist schwierig, die Ruhe der Wildnis, die Sorgen von Freunden und Verwandten und den Genuss der Wildnis fuer einen selbst in Einklang zu bringen wenn man stetig nach Hause telefonieren ‘soll/muss'. Auch deshalb will ich mir hier Mühe geben die besten und bequemsten Kommunikationsmöglichkeiten aufzählen, die Mitgliedern einer Wildnistour draussen in der Wildnis fuer Notrufe und zur Kommunikation zur Verfügung stehen:

Satelittentelefone:
Früher waren diese sehr beliebt und neben ELT’s (Emergecy Location Transmitter - siehe unten) bei denen man nur einfach auf einen Knopf drücken musste um ein Notsignal zu senden, waren früher das beste Kommunikationsmittel im Busch.
Satellitentelefone funktionieren in der Wildnis allerdings auch hervorragend.
Man kann von fast überall in der ganzen Welt anrufen und so lange reden wie man will, was allerdings über 2 Euro pro Minute kostet. Die Leihgebühren fuer dieses Gerät sind auch nicht grade ohne….
Aber ein Satellitentelefon hat auch Nachteile:
Wenn Leute zuhause wissen, dass man ein solches Telefon dabei hat, wollen sie angerufen werden. Oft kommen Schuldgefühle auf wenn man dies nicht tut (wieso hast du nicht angerufen??).
Gespräche werden dann erfahrungsgemäss auch immer länger dauern als man sie draussen in der Ruhe der Wildnis am Lagerfeuer und weit entfernt von der Zivilisation gerne hätte.
Ein Satellitentelefon kann also schnell zu einem Klotz am Bein werden.
Abgesehen davon lässt es sich in einer wasserdichten Hülle nur schwierig am Körper tragen und behindert einen Kanuten nicht nur bei der täglichen Arbeit sondern auch sicherlich im Notfall. Falls man es allerdings aus Bequemlichkeit ins Kanu packt und kentert, würde es vielleicht mit dem verlorenem Kanu den Fluss herunter treiben, wo es im Notfall einem nassem und ohne Ausrüstung auf einer Kiesbank sitzendem Kanuten keinerlei Dienste leisten würde..
Auch haben Satellitentelefone keinen ’Notfall-Knopf’ den man wie früher auf ELT’s einfach drücken konnte um einen Hilferuf mit Position innerhalb von Sekunden auslösen zu können.
Nein…, man muss erst die Antenne ausziehen, das Telefon muss einen Satelliten finden und dann darf man wählen um darauf zu warten, dass jemand auf der anderen Seite den Höherer abnimmt und nach deiner Position fragt. Diese müsste man dann hastig auf der Landkarte finden, falls diese mit dem verlorenem Kanu nicht ebenfalls den Fluss runter geschwommen ist.
Abgesehen davon kann man das Satellitentelefon nicht anlassen um Anrufe zu empfangen, denn dann wären die Batterien sehr schnell leer.
Ausserdem kann man zwar E-Mails absetzen, dies aber nur auf einem sehr unbequemem Weg schreiben indem man jeden Buchstaben einzeln finden muss (scroll) um einen Satz zu schreiben.
Ich persönlich finde ein Satellitentelefon unangebracht. Dessen Nutzen fuer einen wirklichen Notfall sind sehr eingeschränkt.
Auch erhöht es unnötig den Zwang des Kanuten oder zumindest die Erwartung zuhause, dort anzurufen zu müssen.
Dieses Telefon ist also nur fuer diejenigen, die während ihrer Reise eng mit der Aussenwelt verbunden bleiben wollen.

Garmin oder Spot - Eine bessere Lösung:
Ich persönlich rate den Teams die in die Wildnis gehen dringend dazu, ein GARMIN oder etwas ähnliches zu benutzen.Diese Modelle koennen auch gebraucht auf E-Bay gefunden werden.

Das Garmin Mini und andere etwas teurere Geräte dieser Art haben viele Vorteile:
a) Man kann ein Garmin Gerät zu seinem Handy verbinden und in der Wildnis bequem E-Mails mit bis zu 180 Zeichen tippen sowie auch empfangen.

b) Im Gegensatz zu Satellitentelfonen zeigt ein Garmin auf einem gekoppeltem Handy auch herunter geladene Karten und den jeweiligen Standort mit Koordinaten an. Diese können je nach Einstellung auch automatisch auf eine Webseite transferiert werden wo Verwandte oder Freunde dann den jeweiligen Standort des Teams sehen können.

c) Garmingeräte haben einen Notfall-Knopf. Wenn dieser gedrückt wird, sendet das Gerät einen Notruf mit genauen Koordinaten.
Entweder die US Airforce oder die Alaska Civil Air Patrol wird auf soll einen Notruf mit Sicherheit reagieren und hätte dann sofort genaue Koordinaten des Notrufes.
Dazu muss allerdings gesagt werden, dass die Rettungsdienste nur Menschen retten. Alle Ausrüstung einschliesslich Paddeln, Zelten, Kameras oder ähnlichem wird nicht mitgenommen.

d) Da wir uns immer Gedanken um unsere Teams im Busch machen, bleiben wir gerne per E-Mail mit ihnen in Verbindung, denn im Falle eines Falles erleichtern mir E-Mails per Garmin die Möglichkeit Wetterwarnungen zu schicken oder im Notfall auch auf Fragen zu antworten.

ELT - Die alte Art und Weise:
Viele verlassen sich oft auf ein “ELT",einen sogenannten "Emergency Location Transmitter", der ein Notsignal ausstrahlt,welches von Satelitten aufgefangen,angepeilt und an die Computer von "Elmendorf Search & Rescue" in Anchorage weitergeleitet wird.

Von einem der vielen Alaska überfliegenden Satelliten wird dann ein sogenannter "erster Alarm" aufgenommen.Danach muss ein anderer Satellit das selbe Signal finden (zweiter Alarm),was je nach Lage des Landes (z.B. Nordhang von Mt. Mc Kinley) zwischen 20 Minuten und 1 1/2 Stunden dauern kann,da manche Satelliten am Horizont einfach nicht nicht durch einen Berg empfangen können.
Nach dem "zweiten Alarm" wird nachgeforscht, ob es irgendwelche Kommunikations-Möglichkeiten mit dem in Frage stehenden Gebiet gibt.(Piloten,Camps,etc).Beim dritten Alarm,also einer dritten Konfirmation von einem Satelitten wird dann eine aktive Suche begonnen.Diese beginnt normaler Weise 2-6 Stunden,nachdem das Signal zum ersten Male empfangen wurde.

Alle ELT's oder PELT's (personal emergency location transmitters) senden laut "Elmendorf Search&Rescue" auf der gleichen Frequenz und werden von den Satelitten empfangen.(Damit auch europaeische Modelle). Die einzigen zu beachtenden Dinge sind gute Batterien UND eine gute Stelle,von der man sendet,da die Notsignale im Generellen nur ueber "Sicht" zum Satelliten funktionieren.Ein steiles enges Tal waere also sehr schlecht,wenn man den Status "third Alert" (dritter Alarm),also der Empfang des Signals von zumindest drei Satelliten möglichst schnell erreichen will.
Auch wurde mir gesagt, dass man nicht immer gleich mit Helikoptern oder der gesamten US - Airforce rechnen sollte.In den meisten Fällen werden Buschpiloten der Gegend um Hilfe bei der Aufklärung gebeten.Eine positive Seite ist allerdings, dass die Leute an den Computern zwischen den "stossaktivierten" ELT's der Flugzeuge und den persönlichen ELT"s unterscheiden können.
So sagte mir Captain Demrick der US Airforce: "Bei persönlichen ELT's wie bei Garmin und ähnlichen Geräten müssen wir davon ausgehen, dass jemand sie per Knopfdruck aktivierte, was definitiv einen Hilferuf bedeutet."
In der USA gibt es allerdings auch hohe Strafen fuer die unnötige Aktivierung dieser Geräte. Eine der interessantesten Geschichten in dieser Hinsicht passierte vor einigen Jahren beim 1600 Kilometer-Schlittenhunderennen "Iditarod":

Alle Teilnehmer erhielten einen ELT und als nach einigen Tagen in der Region ein Notsignal aktiviert wurde, hob sofort ein fuer alle Notfälle ausgerüsteter Notfall-Hubschrauber ab.Sie fanden die Musherin (Schlittenhundefuehrerin) nur zwei Stunden später kampierend an einem Waldrand. Auf die Frage, was denn passiert sei, antwortete sie:”Och, eigendlich war ich nur einsam...." Man packte in diesem Falle sie und ihre Hunde gegen ihren Willen in den Hubschrauber und flog sie zurück nach Anchorage. Dort wurde sie offiziell disqualifiziert und durfte eine Strafe in Höhe von 10000 $ bezahlen....

Handy's
Diese werden hier "Cellphones" genannt, funktionieren bedingt in der Nähe von Busch-Dörfern aber sicherlich nicht überall im Busch.
Im Busch kann man Handy's also weitgehend vergessen. Sie sind dort draussen als Kommunikationsmittel nutzlos. Zwar sagen Verkäufer, dass fast ganz Alaska mit Handy's zu erreichen ist, meinen damit aber nur die Gegenden, in denen es Strassen gibt.
Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass noch nicht einmal dies wirklich wahr ist. So hat man selbst auf den viel befahrenen Strassen wie dem Parks und Richardson Highway zwischen der Küste und Fairbanks lange Strecken auf denen ein Handy nicht funktioniert.

Trotzdem macht ein gutes Handy auf Kanutouren Sinn.
Wer sich einen ‘Kompass’ auf’s Handy ladet, wird auch draussen im Busch zumindest bei iPhones seine Standortkoordinaten in dieser App ohne Handyempfang finden können.
Abgesehen davon koennen Handys heutzutage hervorragende Bilder machen und leicht am Körper getragen werden.

VHF Radios - Wer eins hat:
Eine andere Möglichkeit sind VHF-Radios, die auf den Notruffrequenzen der Flugzeuge funktionieren.
Wie die FAA (Federal Aviation Administration) mir sagte, ist die beste Frequenz 121.5 Mhz. Alle internationalen Polar-Flüge hören diese Frequenz ab. Falls also Condor in 10 km Hoehe zu sehen ist,wird man gehört. Man sollte allerdings nicht vergessen, dass VHF nur auf Sichtweite funktioniert, Wolken ausgenommen.
Mit Buschpiloten ist man sich nicht so sicher, aber eigentlich sollten sie diese Frequenz auch abhören.
Man sich je nach Gegend Alaskas vor Beginn der Buschtour auch am Flughafen informieren, welches die "Lieblingsfrequenz" der jeweiligen Gegend ist falls man ein solches Gerät besitzt.

So wie früher mal:
Natürlich gibt es dort draussen auch andere aber weit weniger sicherere Möglichkeiten Hilfe zu rufen.

So einsam die Wildnis sein mag, ist der Luftraum über Alaska voll von Buschpiloten, die in ihrem gefährlichem Beruf über die Brooks und Alaska Range fliegen. Von Ambler nach Bettles, von Fairbanks nach Arctic Village oder von Eagle nach Circle um nur einige Routen zu erwähnen.
Die meisten der Piloten kennen die Täler und Flüsse unter sich besser als den Stand ihres Bankkontos und sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Tief im Busch bin ich des Öfteren von Flugzeugen überflogen worden die nur sehen wollten, ob ich "ok" war.
Das leichte winken mit EINER Hand des Kanuten (alles o.k),und das darauf folgende typische "wackeln mit den Flügeln" der Piloten (eine Wackel-Bewegung mit den Flügeln), das allgemein als Gruss oder ebenfalls als "alles o.k" angesehen wird, war immer die Antwort bevor die Maschine hinter einem Bergrücken verschwand und die Wildnis wieder in tiefe Stille verfiel.

Das heftige Winken mit BEIDEN Armen ist ein Notsignal, das kein Buschpilot übersieht. Grosse Feuer oder mit Treibholz ausgelegte Buchstaben,die "HELP" oder "SOS" buchstabieren, könnten ebenfalls wirksam sein.
Ein Mensch, der mit beiden Armen winkend an einem rauchendem Feuer steht kann aus mehreren Kilometern Entfernung im Luftraum Aufmerksamkeit erregen. Rauch lässt sich leicht mit Wasser (bitte nicht zu viel ), Moos, Grass oder nassem Holz erzielen, dass man auf ein gutes Feuer wirft. Grüne Tannenzweige funktionieren allerdings am besten, da sie gleichzeitig brennen falls die Glut gut genug ist.
Trotzdem rate ich nicht zu dieser heutzutage letzten Möglichkeit einer Rettung :
Während eines heissen Sommers kann Funkenflug allerdings selbst auf einer eigentlich sicheren Kiesbank zu einem Waldbrand führen.
Trotzdem kann man an den meisten Flüssen damit rechnen, dass andere Kanuten, Goldsucher oder Indianer (Athabaskan,Inuit,Tlinkit etc.) innerhalb von zumindest einer Woche vorbeikommen. Falls also nicht der absolute Notstand herrscht, sollte man sich darauf einrichten ein Camp zu bauen um zu überleben bis Hilfe kommt. Selbst wenn man sein Kau verliert, sollte man Mosquitospray, ein Notrufgerät und ein Feuerzeug oder wasserfeste Streichhölzer auch im Kanu immer an Frau oder Mann haben.

Natürlich gibt es Situationen, in denen man unbedingt und sofort ausgeflogen werden will oder muss. Die Frage ist immer, wie teuer man das Netz der Sicherheit konstruieren will und wie naturgetreu man den Spuren der alten Trapper und Forscher im Geiste der Romantik folgen will. Aber selbst diese trafen damals alle Sicherheitsvorkehrungen, die ihnen zur Verfügung standen
Es ist eine alte und oft bewiesene Theorie, dass Hilfsmittel wie Waffen, Kommunikationsmittel und viele andere Dinge nicht unbedingt helfen, sondern Leute in der Wildnis eher arglos und unvorsichtig machen.
Dies führte manchmal dazu, dass sie sich später genau in den Situationen befanden, in denen sie diese Dinge brauchen anstatt von vorne herein wachsam zu sein um sich der Wildnis bewusst zu sein.
Auf Touren dort draussen sollten wie gesagt alle Vorsichtsmassnahmen getroffen werden. Man sollte allerdings auch so handeln, als wenn keine davon vorhanden wären. Alles andere würde an Arroganz grenzen,....ein Benehmen das, wie ich öfters schon erwähnt habe, in der Wildnis schnell bestraft werden kann.
Obwohl alle unsere Teams in den letzten 27 Jahren heil aus der Wildnis zurück gekehrt sind muss auch hier nochmals meine selbst bitter gelernte und immer noch gültige Warnung ausgesprochen werden:
Die grösste Gefahr auf den Flüssen dort draussen und in der hohen Schule des Nordens ist man sich mit Sicherheit selbst:
Übermut, Selbstüberschätzung, Ungeduld und vor allem anderm Hast und Disziplin sind Dinge, die dort draussen am Schnellstem bestraft werden.
Bären, Wölfe, Wetter und Stromschnellen liegen weit hinten auf der Liste der Gefahren an.
Wer die Lehren der hohe Schule des Nordens dort draussen auf den einsamen Wildnisflüssen nicht respektiert, wird sich auf einer Wildnistour immer selbst die grösste Gefahr sein.
Happy Trails !
Peter & Kelly

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