Paris à Nuit
(c) 1995/96 by Shavana & Stayka
Kapitel 4: Rückkehr nach Paris
Man schrieb Donnerstag, den 19. Dezember 1985, etwa 17:00 Uhr.
Diesmal waren Jean und Gereint schon kurz nach Sonnenuntergang auf,
da es Jean tatsächlich gelungen war, seinen Bruder zu einem Ausflug
nach Paris zu überreden.
Als Anshara zum Bad kam, war dieses gerade besetzt. Seufzend
tigerte sie vor der Tür auf und ab, insbesondere, da sich die
beiden Männer massig Zeit ließen. Sie wollten die Gunst der
Tatsache nutzen, daß sie diesmal als erste im Badezimmer waren.
Branwyn kam als letzte die Treppe heruntergetrabt. Ihre Haare
standen zerzaust in alle Richtungen ab, und sie trug einen silbernen
Morgenmantel. Energisch klopfte sie an die Tür.
"Gereint, ich muß mal auf's Klo! Im Gegensatz zu dir
pressiert es bei mir hin und wieder."
Die Tür öffnete sich, und Gereints Schopf zeigte sich.
"So?"
"Genau so." Sie schmatzte ihm einen Kuß auf die
Wange. "Guten Abend, mein Schatz."
"Dann komm rein."
"Danke. - Oh, Monsieur Jean! Würde es Ihnen etwas
ausmachen, kurz zu verschwinden?"
"Ja - aber ich habe wohl keine Wahl", seufzte er, da er
gerade im Begriff gewesen war, sich die Haare zu waschen.
"Danke." Die Magierin eroberte die Toilette für sich
und seufzte erleichtert. "Also, manchmal beneide ich die
Kainskinder..."
Gereint grinste. "Aber nur manchmal."
"Werdet Ihr da drinnen noch fertig?" moserte Jean.
"Doch, doch", rief Branwyn. "Ich wasche mir nur noch
die Hände."
"Ohne Magie?"
"Abends meistens - sonst werde ich nicht wach." Sie
spritzte sich auch eine ausgiebige Wassermenge ins Gesicht.
"Die Pfütze auf dem Teppich wird immer
größer", bemerkte Jean, als er an sich herabsah. Gleich
darauf kam Branwyn aus dem Bad, und Jean stürmte an ihr vorbei
hinein, um sich fertig zu machen.
"Seufz", machte Anshara. Das konnte noch dauern.
Und tatsächlich verstrichen noch vierzig Minuten, bis die
Männer endlich ihre Toilette beendet hatten.
Anshara gab einen weiteren Seufzer von sich und verschwand im Bad,
während Branwyn in ihr Labor gegangen war, um sich magisch fertig
zu machen, sonst gelänge es ihr heute bestimmt nicht mehr, sich
anzukleiden.
"Beeil dich", mahnte Jean seine Gefährtin. "Wir
wollen heute noch nach Paris zurück."
"Du hast dich auch nicht beeilt", maulte sie. Wenn er ihr
schon zusah, konnte er sie eigentlich auch abschrubben, aber auf solche
Ideen kam er natürlich nicht.
"Ich hatte ja auch Zeit, und außerdem muß ich gut
aussehen."
"Ach, und ich nicht?"
"Du hast doch eh schon seit zwei Tagen dasselbe an."
"Deshalb wollte ich mit optimalem Styling von meinem indezenten
Outfit ablenken." Sie sprang unter die Dusche.
"Hm."
"Leider passen mir Branwyns Sachen nicht. Warum sind nur alle
so viel größer als ich?"
"Du bist eben so klein." Es ertönte ein
fürchterlicher Seufzer aus dem rauschenden Wasser, und Jean lachte.
"Gleich geht die Welt unter."
"Richtig", jammerte Anshara. "Meinst du, eine
Streckbank hilft mir, größer zu werden?"
"Nein. Außerdem wärst du einen Tag später
ohnehin wieder so klein wie zu Beginn."
"Vielleicht gibt es ja auch ein Ritual zum Körperwachstum.
Ich muß Gereint unbedingt danach fragen." Jean grinste sie
an, während sie weiter herumplantschte. "So, langsam geht es
wieder", fand sie schließlich, als sie sich im Spiegel
betrachtete. "Bis auf die Klamotten natürlich..."
"Allerdings", meinte er, wobei er ihr über die
Schulter sah.
"Ich sollte unbedingt demnächst ein oder zwei Sätze
Kleidung zum Wechseln im Auto deponieren. Wozu hat ein Mercedes so
einen großen Kofferraum?"
"Stimmt."
"Du hast es ja gut, da du ungefähr so groß wie
Gereint bist..."
"Ich bin schon ein Stück größer",
korrigierte Jean grinsend. Anshara fand alle Leute ab etwa 1.75m
riesig. "Gereints Sachen passen mir also auch nicht.
Außerdem hat er so eine komische Vorliebe für Farbe."
"Türkis sähe an dir bestimmt nicht schlecht
aus."
Er verzog das Gesicht. "Das macht mich viel zu dick."
"Wie kann dich irgendetwas zu dick machen, so schön
schlank wie du bist?"
"In Schwarz gefalle ich mir eben besser", erklärte
Jean, und Anshara seufzte. Er sollte unbedingt mal etwas Abwechslung in
seine Garderobe bringen, fand sie. "Außerdem reicht es, wenn
ich einmal im Jahr etwas anderes anziehe." Die Modeschöpferin
Marie Dupont schaffte es in der Regel genau einmal im Jahr, ihn zu einer
Vorführung ihrer aktuellen Collection zu überreden.
"Und ich kann dich wirklich nicht überzeugen?" Sie
schmiegte sich an ihn. "Bitte, Jean - etwas in Türkis,
ja?"
Er sah auf sie herab. "Hier habe ich ohnehin keine anderen
Sachen. Mal sehen..."
"Oooooch, bitte!" Sie küßte ihn ausgiebig.
"Falls ich etwas passendes finde."
"Bestimmt! - Nebenbei, was meinst du, ob Branwyn mir etwas zum
Anziehen zaubern könnte?"
"Ich weiß nicht."
"Dann werde ich sie fragen!" Anshara löste sich von
Jean und trabte nach oben in das Labor, wo Branwyn gerade mit ihrer
Ankleide fertig war. Sie trug einen violettglänzenden Colonel
Deering-Overall aus der neuen Buck Rogers-Serie mit
perlmuttfarbenen Stiefeln und Handschuhen. Anshara fand, daß das
höchst faszinierend wirkte und bat die Magierin, ihr auch etwas zu
organisieren.
"Hm", machte Branwyn gedehnt und musterte den
goldockerfarbenen Hosenanzug, der wirklich eine Reinigung nötig
hätte. "Ich kann dieses Kleidungsstück umwandeln",
meinte sie. "Ihr braucht nur in die Strukturtransformatorkammer zu
steigen." Sie deutete auf eine Art perlmuttschimmernde Duschkabine,
an deren einer Seite ein Sensorfeld angebracht war. Anshara guckte
zweifelnd, leistete der Aufforderung aber Folge.
"Was haben Sie denn so im Sinn?" fragte die
Wissenschaftlerin.
"Hm... Etwas sauberes, das nicht zerknittert ist, am besten in
Weiß mit Gold."
"In Ordnung." Branwyn schaltete an dem Tastenfeld herum,
und innerhalb weniger Sekunden war Anshara in einen knallengen,
glänzend weißen Overall mit goldenen Handschuhen, Gürtel
und Stiefeln gehüllt. Sie trat aus der Kabine und sah an sich
herab.
"Oh, danke!" Es war ein bißchen futuristisch, aber
ansonsten okay, dachte sie und kehrte zu Jean zurück, während
Branwyn begann, ihren tragbaren Materie-Fokus zu suchen.
"Tse", machte Jean, als er Anshara erblickte.
"Willst du etwa Branwyn Konkurrenz machen? Ihr steht so etwas
entschieden besser."
"Hm. Das hat sie mir gemacht, und ich wollte auch nicht
herumquengeln. Nachher habe ich dann gar nichts mehr an oder
so..."
"Viel Unterschied sehe ich da nicht."
"Aber es ist definitiv Stoff zwischen mir und der Umgebung, und
außerdem ist es nicht zerknittert."
"Es kann auch gar nicht knittern. Aber so kannst du dich
wirklich nicht auf die Straße wagen - du würdest sofort wegen
Erregung öffentlichen Ärgernisses eingesperrt werden."
"In den Filmen laufen die doch auch immer so herum..."
"In Filmen."
"Du kannst ja zu ihr gehen und sie fragen, ob sie mir etwas
anderes kreiert. Mein Hosenanzug ist jedenfalls nicht mehr da."
"Dann muß ich wohl", seufzte Jean und machte sich,
gefolgt von Anshara, auf den Weg ins Labor. Dort unterhielt sich
Branwyn gerade mit Gereint.
"Huhu", begann Jean. "Störe ich?"
"Nein", meinte die Äthertochter. "Gereint hat
mir nur erzählt, daß wir nach Paris wollen."
"Wir?" Jean war nicht allzu begeistert, daß Branwyn
beschlossen hatte, mit ihnen zu kommen.
"Das hat er gesagt. - Also, was gibt es?"
"Ich wollte nur wissen, ob das so sein muß." Er
deutete auf Anshara.
"Sicher. Ist es mir nicht perfekt gelungen?"
"Nein."
"Nein?" erkundigte sich Branwyn verdutzt. "Was ist
denn daran nicht in Ordnung?" Sie inspizierte den Overall kritisch.
"Das kann man in der Stadt nicht tragen."
"So? Was trägt man denn momentan in der Stadt?" Die
Magierin war fast zwei Jahre kaum aus ihrem Labor gekommen und hatte nur
über ihr Heimportal den einen oder anderen Besuch in der
Großen Halle der Söhne des Äthers in Paris und in dem
Horizontreich Gernsback Kontinuum gemacht.
Da letzteres mehr oder weniger eine Verstofflichung aller
großen Space Operas aus dem Goldenen Zeitalter der Science-fiction
darstellte, waren ihre augenblicklichen Modevorstellungen ein wenig
jenseits der aktuellen Norm.
Jean versuchte, ihr einige tragbare Kleidungsstücke zu
beschreiben. Branwyns Gesicht hellte sich auf, und sie machte ein paar
Skizzen mit einem funkelnden Silberstift auf einen Folienblock machte.
Dann mußte Anshara erneut in die Kabine treten, und als sie wieder
herauskam, trug sie das weiße Prinzessin-Leia-Kleid aus Krieg
der Sterne.
"Besser?" fragte die Tochter des Äthers.
"Geringfügig", meinte Jean.
"Hm-hm", brummte Branwyn Im nächsten Versuch wurde
aus dem Kleid das Kostüm, das Dale Arden zu Beginn des neuen
Flash Gordon Films trug.
"Das geht", erklärte Jean, aber Anshara blickte nicht
sehr glücklich drein, da ihr das Teil viel zu bieder wirkte.
"Bitte, noch ein Versuch", wandte sie sich flehentlich an
Branwyn.
"Na gut." Jetzt trug Anshara die Wintersachen von
Prinzessin Leia aus Das Imperium schlägt zurück.
"Das kommt mir alles ziemlich bekannt vor", fand Jean.
"Ich mag halt Science-fiction-Filme", gab Branwyn zu.
"Da habe ich auch viele Anregungen für meine Geräte
her."
Jean seufzte. "Ich wundere mich nur, daß Gereint nicht
so etwas anziehen muß."
"Ich kaufe mir meine Sachen lieber", warf dieser ein.
"Leider", bedauerte die Magierin. "Dabei finde ich
die schwarze Kombination von Luke Skywalker aus Rückkehr der
Jedi-Ritter so hübsch..."
"Ich hasse Schwarz", kam es von Gereint.
"Die Sachen von Buck Rogers wolltest du ja
nicht."
"Das steht mir nicht."
"Aber die Sachen von Ivanhoe oder Lancelot..."
"Das paßt eben besser zu mir. - Und du bist
natürlich wieder anderer Meinung."
"Sicher. Ich möchte dich zu gerne mal in der dunkelblauen
Uniform aus Kampfstern Galactica sehen."
"Pah! Ich komme doch nicht aus der Zukunft. Außerdem
mag ich keine Uniformen."
"Dabei gibt es einige mit wirklich hübschen Designs."
"Diese Anzüge sind generell eine Zumutung. Denk daran,
ich war ein Barde und kein Kampfpilot!"
"Oh", machte Anshara fasziniert. "Heißt das,
Ihr könnt richtig singen und ein Instrument spielen?"
"Barden haben das so an sich..."
"Spielt Ihr mir etwas vor?"
"Mal sehen. Vielleicht wenn wir irgendwann Zeit haben."
"Können wir jetzt langsam fahren?" wollte Jean
wissen.
"Ich bin jedenfalls fertig", erklärte Branwyn, die
nach einem Kurzaufenthalt in der Strukturtransformatorkammer nun auch in
den Leia-Winterklamotten steckte. Sie stopfte noch rasch Kombizange,
Stift und den Folienblock in einen Rucksack, ehe sie mit einer
Infrarotfernbedienung all ihre Geräte abschaltete und diese dann
auch einsteckte.
"Laßt uns gehen, sonst wird es zu spät."
Die vier stiegen in den Mercedes, und Anshara fuhr die versammelte
Mannschaft nach Paris.
* * *
Kurz vor Mitternacht kamen sie bei Jeans Haus an, und dieser wies
den Besuchern erst einmal Zimmer zu.
Gereint bekam La Chambre de la Forêt, das
Waldzimmer, das in Mahagoni und Smaragdgrün eingerichtet
war, während Branwyn La Chambre de l'Automne, das in Gold,
Orange und warmen Braunrottönen eingerichtete Herbstzimmer
zugewiesen bekam.
"Jetzt kann ich mich auch endlich umziehen", seufzte
Anshara begeistert, "obwohl diese Sache angenehm zu tragen und vor
allem schön warm sind." Sie verschwand in ihren
Räumlichkeiten und fragte sich, ob die von Branwyn
herbeigezauberten Kleidungsstücke wohl dauerhaft waren oder
irgendwann verschwänden. Zunächst einmal hängte sie sie
in den Schrank, duschte sich noch einmal und kehrte dann in einer ihrer
langen, weißen, ägyptischen Gewandungen zurück.
"So gefällst du mir besser", sagte Jean zufrieden.
An diese Dinger hatte er sich im Laufe der Zeit wenigstens gewöhnt.
Branwyn betrachtete die Ägypterin interessiert und machte sich im
Geiste ein paar Notizen für die nächsten Kostümdesigns.
"Es sollte mal einen Science-fiction-Film geben, der sich
ausgiebig mit der altägyptischen Symbolik befaßt",
sinnierte sie. "Kampfstern Galactica zählt nicht -
die haben außer den Helmen der Piloten, den Pyramiden von Kobol
und den Hieroglyphen keine echten ägyptischen Entwürfe
verwendet..."
"Kommt bestimmt noch", meinte Gereint. "Wenn den
Regisseuren und Produzenten nichts anderes mehr einfällt."
"Das ist wahr - und was haben wir nun hier vor?"
erkundigte sich die Magierin.
"Wie wäre es mit einem Einbruch?" schlug Anshara vor.
"Schon wieder?" seufzte Jean.
"Nicht in einen Laden... Es gibt doch bestimmt das eine oder
andere lohnendere Objekt."
"Heute ist es dafür aber schon zu spät",
erklärte ihr Gefährte. "Außerdem muß sich
Gereint noch beim Prinzen vorstellen."
"Stimmt. Dann sollten wir zuerst das in die Wege leiten. Aber
wir könnten uns doch schon mal überlegen, wo wir
einbrechen können. Kunstwerke klauen ist ja leider nicht
drin..."
"Ich würde es jedenfalls lassen", stellte Jean fest.
Auf Kunstdiebstahl - insbesondere aus Elysien, wie die geschützen
Gebiete der Kainskinder genannt wurden - stand im Machtbereich der
Toreador eine Blutjagd.
"Allerdings könnten wir jemanden bestehlen, den Prinz
Villon nicht mag."
"Da gibt es einige."
"Was haltet ihr von den Tremere?"
"Was willst du denn von denen?"
"Sie ausrauben natürlich! Die haben doch sicherlich viele
wertvolle okkulte Gegenstände, oder?"
"Ich habe keine Ahnung, ich war noch nie bei denen."
"Bestimmt haben die das", versicherte Anshara. "Und
wenn die sowas haben, dann kann man es auch mitgehen lassen."
"Nach meinen Informationen sind diese Möchtegern-Magier
nicht ungefährlich, vor allem, wenn sie in Pulks auftreten",
warnte Branwyn.
"Das meine ich auch", stimmte Gereint ihr zu.
"Aber mit vereinten Kräften müßte es doch
gehen", fand Anshara.
"Kommt darauf an", meinte Gereint. "Gegen eine
Übermacht haben wir jedenfalls keine Chance."
"Dann müssen wir sie austricksen."
"Nur wie?"
"Darüber muß ich noch nachdenken",
erklärte Anshara.
"Tu das", sagte Jean.
"Ich bleibe lieber hier, wenn du dich vorstellen gehst",
gab Branwyn von sich. "Ich fürchte, man würde mich
wiedererkennen, und die Typen von der Iteration X sind überhaupt
nicht gut auf mich zu sprechen."
"Ganz zu schweigen davon, daß Kainskinder normalerweise
etwas gegen Magier haben..." Gereint grinste sie schief an.
"Abgesehen davon, daß ich eine Wissenschaftlerin
bin, bin ich doch ganz harmlos."
"Manchmal", meinte Gereint.
"Meistens. Aber ich kann darauf verzichten, von ein paar
HIT-Marks durch die Straßen von Paris gejagt zu werden."
"Also solltest du lieber hier auf mich warten."
"Mache ich. Sehnsüchtig!" Sie wühlte in ihrem
Rucksack herum.
"Und keine Explosionen bitte."
"Keine Sorge - ich will nur kurz meinen Desintegratorstab neu
justieren, falls doch einer der Männer in Schwarz oder so hier
auftaucht."
Gereint sah an sich herab. "Ich muß mich noch umziehen.
So kann ich beim Prinzen jedenfalls nicht erscheinen - das sind
nur ein paar von meinen ältesten Wohlfühlklamotten."
"Das wäre sinnvoll, denn Prinz Villon achtet sehr auf das
Äußere", warnte Anshara.
Branwyn kramte weiter in ihrem Rucksack herum und zog zwei silberne
Stangen heraus und stellte sie auf dem Tisch auf, ehe sie ihre
Fernbedienung nahm und daran herumschaltete. Auf einmal erschien eine
Kugel über den Stangen, die das aktuelle Fernsehprogramm in 3D
zeigte.
"Willst du etwa fernsehen?" fragte Gereint.
"Ihr geht doch zum Prinzen. Außerdem wollte ich doch
ausprobieren, ob es mir endlich gelingt, die Programme aus der Zukunft
zu empfangen."
Sie starrte auf ihre Armbanduhr, die nur Farbsektoren und keine
Zeiger oder Ziffern hatte. Auf einmal sah man das Bild einer vage
zylindrischen, bläulich grauen Raumstation vor poppig buntem
Hintergrund.
"Dann hast du ja Beschäftigung", fand Gereint.
"Ich ziehe mich eben um, dann können wir gehen."
"Klar. Oh, schon wieder Werbung... 'Das Auto des Jahres
96'... - Eh, es hat geklappt!" rief die Magierin.
"Fein. Bis gleich, Bran."
"Bis gleich." Sie winkte abwesend und betrachtete
verzückt das 3D-Bild. Man konnte sogar um die Projektion
herumgehen und sich die Rückseite der Bilder ansehen.
"Ich ziehe mich auch besser um", warf Jean ein und
verschwand in seinem Zimmer. Anshara war zum Glück bereits fertig
und bürstete ihre Haare.
"Und das ist Fernsehen in zehn Jahren?" erkundigte sich
Anshara neugierig.
"Nein, nein", winkte Branwyn ab. "Nur die Werbung
und die Serie. Der 3D-Effekt ist meine Erfindung."
"Schade. Ich hätte gerne so einen Fernseher."
"Den gibt es vermutlich 2037."
Kurz darauf kam Jean zurück, natürlich wieder ganz in
Schwarz gehüllt. Anshara umkreiste derweil fasziniert den
'Fernseher', um sich die Rückseite der Bilder anzuschauen. Das war
zu faszinierend.
"Das Ding ist toll", wandte sich Anshara an Jean.
"Du bist doch eh schon fernsehsüchtig", entgegnete
dieser.
"Sicher, aber hiermit kann man Sachen gucken, die es noch gar
nicht gibt."
"Man kann auch abgesetzte Serien sehen", stellte Branwyn
fest, die gerade etwas ausprobiert hatte. "Das hier ist zum
Beispiel die dritte Season von Galactica." Sie deutete auf
den Schirm, wo Commander Apollo Colonel Starbuck auf der Brücke
Befehle erteilte."
"Können Sie mir auch so einen bauen?" bat Anshara die
Magierin.
"Ich fürchte, das geht nicht. Das Gerät ist kein
Talisman; ohne meine Kräfte funktioniert es nicht."
"Ein Glück", atmete Jean auf.
"Es ist unfair", seufzte Anshara. "Ich will auch
eine Magierin sein!"
"Magier sein ist auch nicht immer ein Zuckerschlecken",
bemerkte Branwyn. "Als Mitglied einer Tradition wird man dauernd
von den Technokraten gejagt."
"Wo Gereint bloß bleibt", fragte sich Jean.
"Er will sich besonders schick machen", vermutete Branwyn.
"Es werden sich doch eh alle nach ihm umdrehen", meinte
Jean.
"Dann will er sich vielleicht tarnen", schlug Anshara vor.
"Auch möglich."
"Aber langsam könnte er wirklich kommen!"
"Vielleicht ist er im Bad ertrunken?" mutmaßte
Anshara.
"Wir sollten nachgucken."
Sie gingen hinüber zu Gereints Zimmer. Dieser stand ratlos im
Raum zwischen zig Klamotten, in denen Odin vergnügt herumsprang.
Anshara nahm wieder einen Sicherheitsabstand zu dem Ghoulhund ein,
während sie Gereint zusah. Er war wirklich ein echter Toreador.
"Ich kann mich nicht entscheiden", jammerte er.
"Hier ist doch nur ein kleiner Teil meiner Sachen - was ist, wenn
nichts davon dem Prinzen zusagt?"
"Moment." Anshara stöberte herum, um etwas für
ihn zu suchen. Nach etwa fünfzehn Minuten seufzte sie auf.
"Du hast recht, ich kann mich auch nicht entscheiden."
"Und du meinst, ich müßte ein Tremere sein."
"Ich nehme alles zurück."
"Gut. Aber was ziehe ich jetzt an?"
"Jean, hilf du doch mal!"
"Ich? Ich bin froh, daß ich schon angezogen bin."
"Wir könnten auch Branwyn fragen."
"Besser nicht", meinte Jean. "Das ist bestimmt
wieder total unmöglich."
"Hm." Anshara zog zwei Stoffstücke und hatte ein
Handtuch und einem Waschlappen in der Hand. "Das war auch
nichts", stellte sie fest. Das nächste Teil, das sie zog, war
Smaragdgrün und besser.
"Etwas altmodisch", kommentierte Jean.
"Paßt aber perfekt zu Gereints Augenfarbe. Er sieht
sowieso toll aus."
"Ich hasse es, wenn mich alle angucken", maulte Gereint.
"Ihr seid einfach zu hübsch, um ignoriert zu werden."
Gereint seufzte. "Ich mag es aber nicht. Wäre ich
bloß in meinem Turm geblieben!"
"Och, Gereint." Anshara lächelte ihn schmelzend an,
und er senkte den Blick. "Da müßt Ihr halt drüber
stehen. So, und nun zieht einen warmen Mantel über, dann
können wir los."
"Hm", machte er nur und nahm einen passenden grünen,
pelzgefütterten Umhang aus dem Schrank.
"Prima." Sie düsten also endlich los, verabschiedeten
sich von Bran und fuhren mit einem Taxi zum Louvre.
"Ich finde diese Vorstellungen so überflüssig",
grummelte Gereint.
"Prinz Villon ist leider anderer Ansicht."
"Er könnte ja mal eine Ausnahme machen."
"Ihr könnt ihn ja fragen, vielleicht habt Ihr ja
Glück."
"Das bezweifle ich. Normalerweise brauche ich nur einen
Fuß in den Louvre setzen, und es gibt eine Katastrophe."
"Warum das?"
"Es ist eben so."
"Was ist denn beim letzten Mal passiert?"
"Es war peinlich. Alle haben mich angesehen."
"Bestimmt, weil Ihr so wunderschön seid."
"Ach was", meinte Gereint peinlich berührt.
"Ich würde Euch gerne zeichnen, aber ich kriege nur die
üblichen ägyptischen Bilder auf die Reihe."
"Ich lasse mich sowieso nicht gerne malen, fotografieren oder
was auch immer."
"Eigentlich schade", fand Anshara, nahm ihren Notizblock
und machte eine Skizze von Gereint, wie sie ihn sah. Das Bild wirkte
wie eine der Wandmalereien aus den Pyramiden: zweidimensional und in der
eigenwilligen ägyptischen Perspektive, die Kopf, Arme und
Füße von der Seite, aber den Oberkörper und die Augen
von vorne darstellte.
"Sieht amüsant aus", fand er.
"Naja, ich sagte ja, ich muß noch lernen, wie man
neuzeitlich malt."
"So ist es aber einzigartig."
Sie erreichten den Saal, in dem sich Kainskinder zumeist aufhielten,
und Gereint zögerte sogleich wieder, diesen zu betreten. Anshara
hängte sich bei ihm ein und zog ihn mit sich, wobei sie
unverbindlich nach links und rechts lächelte, während sie auf
Monsieur Rodé zusteuerte.
Gereint sah sich ängstlich nach allen Seiten um.
"Keine Panik", versuchte Anshara ihn zu beruhigen.
"Ich bin ja bei Euch."
"Ich habe aber Panik. Ich will hier raus!"
"Erst müßt Ihr beim Prinzen vorstellig werden."
"Ich habe ein Problem mit den vielen Leuten hier. Die
beobachten mich alle."
"Sonnt Euch doch einfach in der Bewunderung. Lächelt
zurück!"
"Das macht es nur noch schlimmer."
"Im Gegenteil! Die Leute freuen sich und behandeln Euch umso
besser."
"Versuchen kann man es ja mal..."
"Genau." Sie lächelte ihm ermutigend zu. Gereint
versuchte, seine Panik zu überwinden und straffte die Schultern,
bevor er ein unverbindliches Lächeln aufsetzte. Anshara war ein
wenig beruhigt; er wirkte nicht mehr ganz so wie ein gehetztes Reh.
"Da vorne ist ist Monsieur Rodé. Wir fragen ihn, ob es dem
Prinzen genehm ist, daß Ihr bei ihm vorsprecht."
Sie machte den Berater des Prinzen auf Gereint aufmerksam, und er
sprach mit ihm. Prompt wurde er zu François Villon
weitergeleitet, und Anshara wich nicht von seiner Seite.
Gereint stellte sich bei dem Prinzen vor, und dieser erkundigte sich
nach dem Grund seines Aufenthalts und der Dauer.
"Auf dem Land war es einfach mal wieder langweilig",
erzählte Gereint.
"Ah. Und wie lange wollt Ihr bleiben?"
"Ich weißt nicht. Bis mich die Stadt ermüdet."
"Wenn Ihr länger als eine Woche bleiben wollt,
müßt Ihr eine Vorführung darbieten."
"Ich weiß", meinte Gereint.
"Wir könnten ja zur Sicherheit schon einmal einen Termin
für die Präsentation vereinbaren", meinte der Prinz.
"Am besten gleich, bevor ich es mir anders überlege."
"Das wäre eine nette Ergänzung des heutigen
Abends", überlegte Villon. "Wollt Ihr uns wieder etwas
auf Eurer Harfe vorspielen?"
"Ja, aber ich habe sie nicht dabei."
"Das läßt sich regeln." François Villon
wechselte einige Worte mit seinem Berater, und der kam bald darauf mit
einer antiken Harfe zurück. Gereint nahm sie vorsichtig entgegen.
"Das ist ein wunderschönes Stück", stellte er
fest.
"In der Tat. Sie ist allerdings momentan nicht gestimmt",
entschuldigte sich Yves Rodé.
"Das macht nichts." Gereint begann sogleich damit, das
Instrument zu stimmen. Der Prinz betrachtete ihn voller Vorfreude, denn
er hatte schon einige Darbietungen des Barden genossen.
Mit dem Fuß angelte Gereint nach einem Hocker und ließ
seinen Umhang darauf fallen, bevor er sich setzte. Langsam begannen
sich die anderen anwesenden Kainskinder um ihn zu scharen.
Gereint war mit dem Stimmen der Harfe so beschäftigt, daß
ihn das gar nicht störte. Anshara sah sich nach Jean um, da sie
ihre Pflicht erfüllt hatte, Gereint an der Flucht zu hindern.
Jean hatte sich in der Nähe einen guten Platz gesucht. Er
wollte die Vorführung seines Bruders nicht verpassen. Dieser
begann nun, nachdem er das Stimmen abgeschlossen hatte, zunächst
ein paar Tonfolgen, um sich an das Instrument zu gewöhnen.
"Ich bin ja mal gespannt, wie Gereint spielt", wandte sich
Anshara an Jean und seufzte. "Ich möchte auch ein Instrument
spielen können."
"Dann mußt du es lernen."
Inzwischen hatte Gereint mit einem einfachen Lied begonnen, denn die
Harfe war immer noch etwas ungewohnt für ihn.
"Ich muß noch soooo viel lernen", bemerkte Anshara
mit einem tragischen Blick. "Ich weiß gar nicht, wo ich
anfangen soll. Soll ich erst malen lernen oder erst ein Instrument?
Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Töpfern oder Bildhauerei
oder Schreiben würde mir ja auch gefallen."
"Dann mach doch alles."
"Alles auf einmal schaffe ich nicht."
"Dann entscheide dich."
"Ich versuche es. Was soll ich denn für ein Instrument
wählen, wenn ich mich für die Musik entscheide?"
"Warum fragst du mich? Ich habe von Musik keine Ahnung."
Er wandte sich lieber wieder Gereint zu, der gerade ein sehr altes,
keltisches Lied spielte.
"Das klingt toll", stellte Anshara fest. "Vielleicht
sollte ich ja Harfe lernen."
"Vielleicht bringt Gereint es dir ja bei."
Dieser hatte mittlerweile seine Umgebung total vergessen und
spielte, was ihm in den Sinn kam.
"Wie lange muß man wohl üben, um so gut zu
werden?" wollte Anshara wissen.
"So dreihundert bis vierhundert Jahre, denke ich."
"Oh-oh, ich glaube, ich mache doch lieber etwas anderes."
Gereint hatte derweil seine Vorstellung beendet und wurde mit einem
frenetischen Applaus von allen Seiten bedacht. Er gab die Harfe an
Monsieur Rodé zurück.
"Ich hoffe, Ihr seid zufrieden, mein Prinz", wandte er
sich an Villon, und der nickte.
"Es ist wie immer ein Vergnügen, Euren Darbietungen zu
lauschen."
"Dann darf ich hoffen, die Erlaubnis zu erhalten, in der Stadt
zu bleiben?"
"Sicherlich, Monsieur Gereint, solange Ihr mir die Gunst Eurer
Lieder schenkt."
"Gerne."
"Dann amüsiert Euch gut in meiner Stadt. Ihr kennt ja die
Regeln." Er machte eine Geste, die Gereint bedeuten sollte,
daß er nun entlassen war.
"Natürlich." Gereint sammelte seinen Umhang ein,
verbeugte sich elegant und ging zu Jean und Anshara hinüber. Die
Ägypterin strahlte ihn an.
"Das war wundervoll!"
"Ich kam mit der Harfe nicht so gut zurecht", meinte
Gereint. "Ich habe ein paar Mal daneben gegriffen, denn das
Instrument ist für jemanden mit größeren Händen
gedacht. - Da fällt mir gerade auf, heute ist kaum jemand da, den
ich kenne."
"Soll ich Euch ein paar der Leute vorstellen?" Ohne eine
Antwort abzuwarten, nahm Anshara ihn bei der Hand und führte ihn zu
einem kupferhaarigen, hochgewachsenen Mann in eleganter Kleidung.
"Das ist Julien Clarice. Er ist Maler. Julien, das ist
Gereint, Jeans Bruder."
"Hallo", eröffnete Gereint schüchtern.
"Sehr erfreut", entgegnete Julien.
Anshara lächelte ihm freundlich zu, ehe sie ihren
Schützling zu einer Punkerin mit schulterlangen, dunkelblauen
Haaren führte, die eine nietenbesetzte Lederjacke, Stahlketten,
Springerstiefel und eine zerfetzte schwarze Jeans trug.
"Das ist Natalie", erklärte Anshara. "Sie malt
die herrlichsten Straßenbilder."
"Hi Ansh", knurrte die junge Vampirin. "Wer ist denn
der Süße an deiner Seite?" Sie hatte eine wilde
Kriegsbemalung im Gesicht, kaute auf einem Kaugummi herum und schwenkte
lässig eine Zigarette in der Hand herum.
"Das ist Gereint; er ist ein Barde." Natalie stieß
einen anerkennenden Pfiff aus. Gereint war das natürlich peinlich,
und er sah zu Boden. "Nat ist übrigens auch eine
Toreador", erläuterte Anshara.
"Ich bin sehr erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen",
sagte er höflich.
"Fein", kam es von Natalie. "Würdest du
vielleicht mal für mich Modell sitzen?" Sie maß ihn mit
einem prüfenden Blick und zog einen abgewetzten Lederrucksack zu
sich heran.
"Wofür?" wollte Gereint neugierig wissen.
"Meine Straßenbilder natürlich. Um genau zu sein
würde ich eine Skizze von Dir machen, die ich dann später
draußen mit Kreide umsetze. Ich brauche auch nicht lange."
"Ich weiß nicht..."
Natalie kramte kurzerhand einen zerfledderten Skizzenblock und einen
weichen Bleistift aus ihrem Rucksack, ehe sie begann, Gereint auf das
Papier zu bannen. Der betrachtete das interessiert. Nach einer Minute
war ein exzellentes Portrait von ihm fertig.
"Das ist wirklich gut", fand Gereint.
"Danke." Sie signierte das Bild und überreichte es
ihm, bevor sie rasch ein weiteres für sich anfertigte. Gereint
beobachtete, wie die Zeichnung Gestalt annahm.
"Das mache ich für mich", sagte Natalie.
"Na gut."
"Dafür hast du auch einen Original-Colbert als Gage
bekommen."
"Ich werde ihn gut aufheben."
"Das möchte ich dir auch geraten haben!" Natalie
befand sich - wie sie meinte - zur Zeit auf einem kometenhaften
Aufstieg. "Immerhin ist es ein Original."
"Ich werde schon einen würdigen Platz finden."
"Gut." Natalie hatte ihre Skizze nun auch beendet, winkte
noch einmal und zog dann zu einer anderen Gruppe. Anshara sah ihr
amüsiert hinterher.
"Sie mag Euch. Sie hat kein einziges Mal 'Scheißkerl'
gesagt oder versucht, Euch anderweitig zu beleidigen."
"Ist das gut?"
"Allerdings. Das heißt, sie wird Euch auch
demnächst weder zusammenschlagen oder sonst etwas unangenehmes tun.
Natalie ist manchmal ein wenig ruppig."
"Dann kann ich ja froh sein, daß sie zu mir so nett
war."
"Stimmt. Das lag nur daran, daß sie hübsche
Männer mag... - Mal sehen, wer hier noch so herumspringt. Hm,
Marcel ist in Le Club des Vampires..."
"Ist das nicht der mit dem lauten Getöse? Dann ist es
besser, daß er nicht da ist."
"Eigentlich ist er ganz nett."
"Aber so laut!"
"Das ist wahr. - Marie ist auch unterwegs..."
"Das ist schade. Sie entwirft immer so schöne
Sachen."
"Stimmt. Sie schafft es sogar, daß Jean ab und zu
nicht-schwarze Sachen trägt, und dabei ist es mir in den letzten
drei Jahren noch nicht gelungen, ihn dazu zu bewegen."
"Ich glaube, er sperrt sich aus Prinzip, dabei stehen ihm
farbige Sachen sogar viel besser als dieses ewige Schwarz."
"Ich wüßte gerne, warum."
"Keine Ahnung, ich weiß nicht, was er denkt."
"Und ich kann leider auch keine Telepathie..."
"Ich eigentlich schon", bemerkte Gereint.
"Seufz, alle können immer so viel, nur ich nicht",
beschwerte sich Anshara.
"Ich habe auch wesentlich mehr Zeit zum lernen gehabt."
"Könnt Ihr mir vielleicht beibringen, wie man Telepathie
einsetzt?"
"Ich glaube nicht. Ich kann nicht gut erklären."
"Das mit dem Ritual habt ihr aber gut erklärt, fand
ich."
"Das war ja auch leicht."
"Und was ist an Telepathie schwerer?
"Das Erklären. Außerdem habe ich jetzt dazu
überhaupt keine Lust. - Irgendwann mal..."
"Na gut..."
"Sind hier noch mehr interessante Leute?" wollte Gereint
wissen.
"Hm." Anshara sah sich um. "Die Dame da hinten ist
die Brujah Nadine Bakary. Sie hat es geschafft, daß Prinz Villon
im Moment sogar wieder Brujah in Paris duldet."
"Die Brujah sind meist gar nicht so schlimm wie ihr Ruf."
"Viele von denen sind ziemlich brutal! - Naja, aber Nadine ist
ganz in Ordnung. Nur mit ihren Wurfmessern ist sie extrem
gefährlich, obwohl sie sich hauptsächlich für Finanzen
interessiert. Da ist sie fast so schlimm wie eine Ventrue."
"Jedem das seine."
"Genau. Ansonsten mußt du mal Jean fragen, ob er meint,
dir noch jemanden vorstellen zu müssen."
"Er ist höchstens der Ansicht, daß es Zeit sei zu
gehen. Er hatte noch nie viel für andere Leute übrig."
"Och, es geht eigentlich. Mir hat Jean jedenfalls eine ganze
Menge Leute vorgestellt."
"Man ist in Paris gezwungen, viele Leute zu kennen."
"Das habe ich auch schon gemerkt. Und leider gehören dazu
auch viel zu viele Nervensägen, wie zum Beispiel Romain
Destart..."
"Ach ja, der..."
"Oder Marianne Caledieux..."
"Der Name sagt mir nichts."
"Sei froh. Die ist eine totale Tratschtante. Wenn du
irgendetwas bestimmt nicht wissen willst, wird Marianne es dir
erzählen."
"Aber ich höre gerne Gerüchte", warf Gereint
ein.
"So lange in ihnen ein Körnchen Wahrheit steckt. Die von
Marianne sind aber absolut wertlos."
"Das ist dumm." Gereint sah sich um. "Langsam
bekomme ich wieder Hunger."
"Wir könnten uns etwas holen. François Villon hat
einen erstklassigen Getränkevorrat."
"Ich würde lieber den Rest der Nacht noch etwas jagen.
Ich hatte schon länger nichts Frisches mehr."
"Dann solltet Ihr wahrlich die Gunst der Stunde nutzen."
Sie zählte ihm kurz auf, wo die Toreador-Jagdgebiete in Paris
waren. "Wir müssen nur noch Jean holen, dann können wir
losgehen."
"Gut."
* * *
Draußen sahen sie sich um. Der Himmel war bedeckt, nur ab und
zu verriet sich ein Stern durch ein kurzes Aublinken.
"Hier ist aber nicht mehr allzuviel los", kommentierte
Anshara.
"Es ist ja auch schon ziemlich spät", bemerkte Jean.
"Wir könnten in Richtung Moulin Rouge wandern und hoffen,
daß wir einem Nachtschwärmer begegnen."
"Oh ja", meinte Gereint eifrig. "Ich war schon
öfter dort, aber es ist nun schon eine Weile her."
"Ah. Das einzige Problem hier ist, daß man die
Gefäße genaustens prüfen muß, um herauszufinden,
ob sie auch gesund sind."
"Das mache ich immer." Gereint verfügte
schließlich auch über den thaumaturgischen Sinn für das
Blut. "In welche Richtung müssen wir nun gehen?"
"Erst mal die Avenue de l'Opera lang", erklärte
Anshara. "Dann an der Oper vorbei, über die Rue
Halévy, die Rue de la Chaussée und dann nur noch die ganze
Rue Blanche entlang, und dann sind wir schon da." Es waren zwar
fast fünf Kilometer, aber das brauchte sie ja nicht an die
große Glocke zu hängen.
"Ich hoffe, wir finden etwas", seufzte Gereint. "Ich
bin nämlich schon wieder ziemlich hungrig."
"Bestimmt." Sie wanderten los, und Anshara war froh,
daß sie endlich warme Stiefel gefunden hatten, die halbwegs zu
ihren ägyptischen Outfits paßten. Gereint summte vor sich
hin, was Jean zu einem Kopfschütteln veranlaßte. Sein Bruder
war immer so auffällig und wunderte sich dann, warum ihn alle
anstarrten.
Anshara hakte sich derweil bei Jean ein, da sie ihn doch ein wenig
vernachlässigt hatte.
"Du hast mich stundenlang ignoriert", machte er sie auch
prompt vorwurfsvoll aufmerksam.
"Weil Gereint der Hilfe bedurfte", verteidigte sie sich.
"Er wäre doch fast weggerannt, als die Leute ihn im Louvre
ansahen."
"Er stellt sich nur hilflos", klärte Jean sie auf.
"Ich denke, er macht das absichtlich, damit sich noch mehr Leute um
ihn kümmern. Ich kenne doch meinen Bruder!"
"Ist er wirklich so schlimm?"
"Nein, aber er ist keinesfalls so ängstlich wie er tut,
und er weiß genau, wie er seinen Willen bekommt."
"Aha." Anshara musterte Gereint nachdenklich.
"Was dachtest du? Schließlich ist er kein Neugeborener
mehr. Obwohl, ein Ahn ist er eigentlich auch nicht..."
"Dann ist er halt ein Mischlung."
"Das ist er sowieso. Ein Toreador-Tremere, aber das sollte man
besser nicht zu laut sagen. Auf jeden Fall ist er mindestens so gut in
der Thaumaturgie bewandert wie ein Tremere."
"Das ist wahr." Sie seufzte. "Das will ich auch
alles lernen. Thaumaturgie scheint ja ziemlich praktisch zu sein."
"Aber es dauert so lange, bis man etwas kann", fand Jean.
"Sind wir nicht bald da?" maulte Gereint.
"Es ist nur noch ein Stück", behauptete Anshara. Sie
waren noch nicht einmal an der Kreuzung mit der Rue Danielle
Casanova/Rue des Petits Champs angelangt.
"Bis wir da ankommen, bin ich verhungert."
"Dann sollten wir unterwegs auf das eine oder andere Opfer
hoffen."
"Ich bin aber wählerisch. Irgendwie kann man in der Stadt
nicht ordentlich jagen. Es ist so laut, es mieft... Dann diese ganzen
Autos, die Maschinen..."
"Dafür mieft es im Wald nach Tieren", fand Anshara.
"Ich wette, Ihr wart noch nie in einem Wald."
"Doch - guckt mal, da läuft eine Frau."
"Ich bin nicht blind", meinte Gereint. "Aber das ist
nichts für mich. Nicht mein Geschmack."
"Hm?" Anshara sah ihn fragend an.
"Ich habe etwas gegen diese Schnellimbiß-Methode. Und
außerdem machen mich die Vorstellungen beim Prinzen nervös,
das verdirbt mir den Appetit."
"Aber Hunger habt Ihr trotzdem?"
"Genau. Also muß ich mir erst Appetit holen."
"Und wie gedenkt Ihr, dieses zu tun?"
"Ich suche mir etwas Appetitliches."
"Das ist ein Argument", überlegte Anshara.
"Einem hübschen, hochgewachsenen, schlanken jungen Mann mit
Blutgruppe AB+ wäre ich auch nicht abgeneigt."
"Wäre mir auch recht", bemerkte Gereint.
"Laßt mir aber einen übrig!"
"Mal sehen. Ihr könnt die Kleinen haben."
"Aber nicht zu klein."
"Na gut, alles unter 180cm."
"Er sollte aber über 175cm sein!"
"Habt Ihr ein Metermaß dabei?"
"Sicher."
"Gut."
"Dann laßt uns ein paar Gefäße
aufbringen."
"Können wir nicht in einen Nachtclub gehen?" fragte
Gereint tragisch. Er hatte nicht die gerinste Lust, noch länger
durch die Kälte zu marschieren.
"Der Ritz-Club ist in der Nähe", warf Jean ein, der
eigentlich auch von der Wanderung genug hatte. Sie hätten ein Taxi
rufen sollen.
"Aber der ist doch nur für Mitglieder!"
"Sicher", meinte Jean. "Aber ich bin Mitglied und
Gereint auch." Er lebte schließlich schon einige Jahre hier,
und eine Mitgliedschaft im Ritz-Club war einfach ein Muß für
einen Toreador.
"Warum bin ich eigentlich kein Mitglied?" fragte sich
Anshara. "Ich hoffe, das heißt nicht, daß ich
draußen vor der Tür stehen bleiben muß?"
"Aber sicher doch", sagte Jean vergnügt, und Anshara
schmollte ihn an. "Allerdings fürchte ich, daß wir im
Ritz nie zum Essen kommen. Da ist es einfach zu exclusiv. Es
gibt hier in der Nähe eine Grufti-Disco, die dürfte besser
geeignet sein."
"Ah, du meinst wohl das Grand Prêtre in der Rue de
Choiseul?" fragte Anshara, die in den vergangenen drei Jahren so
gut wie alle interessanten Orte in Paris kennengelernt hatte (nur das
Ritz schien Jean wohl vergessen zu haben!).
"Genau das." Er betrachtete sie. "Allerdings bist du
nicht ganz passend angezogen." Ihre weißen Sachen würden
inmitten der ganzen finsteren Grufts und Goths herausstechen wie ein
Schneemann im Kohlenkeller.
"Ach, im Zweifelsfall kreiere ich einfach einen ganz neuen
Look", erklärte sie unbekümmert und grinste ihn an.
"Außerdem, etwas gruftigeres als eine 3846 Jahre alte
ägyptische Priesterin kann ich mir eigentlich nicht
vorstellen."
Jean lachte. "Na gut, dann laßt uns dahin gehen."
Sie steuerten also zum Grand Prêtre, das nur zwei
Straßen entfernt war. Der Eingang war einem Friedhofstor
nachgebildet, und sie mußten einen ziemlich horrenden Betrag
zahlen, um in die derzeitige absolute Szene-Disco eingelassen zu werden.
Der Typ am Einlaß maß Anshara mit einem kritischen
Blick, aber als sie hoheitsvoll erklärte, die Reinkarnation der vor
3829 Jahren verstorbenen altägyptischen Priesterin Anch-Ra aus dem
Tempel der Ma'at zu sein, grinste er kurz und ließ auch sie ein.
"Tja, ehrlich währt manchmal doch am längsten",
bemerkte sie zu ihren Begleitern. "Na gut, das mit der
Reinkarnation stimmte nicht ganz..."
Gereint sah sich interessiert um. "Ich war schon lange nicht
mehr in einer Disco."
"Ich auch nicht." Sie gab ihren Mantel an einer Garderobe
ab, wobei sie erstaunt war, daß es hier tatsächlich eine
Garderobe gab. Vermutlich war das auch eine Folge des hohen
Eintrittspreises. "Bis jetzt habe ich vom Grand Prêtre ja
immer nur gehört", meinte Anshara andächtig und sah sich
um.
"Ich war auch erst einmal hier", sagte Jean.
"Es sieht toll aus", fand Anshara.
Alles war in Schwarz gehalten, und etwa 99 Prozent der Anwesenden
waren ebenfalls komplett in schwarz gewandet, eventuell aufgehellt durch
blutrotes Futter in bodenlangen schwarzen Umhängen oder
purpurfarbene, weiße oder violette Haare. Anshara stach komplett
heraus, wurde von den Goths jedoch wegen dieses so bekundeten
Individualismus hauptsächlich bewundernd bestaunt.
"Richtig gruftig", kommentierte Jean. Auch Gereint fand
die Einrichtung amüsant. Es sah aus wie eine Kreuzung aus Friedhof
und Kirche.
"Und ich sehe viele leckere Jungs", freute Anshara sich
nach einem kurzen Blick in die Runde.
"Allerdings", stimmte Gereint hungrig zu.
"Reißt euch zusammen", mahnte Jean.
"Die Jungs sind für mich, ihr könnt euch die
Mädchen teilen", sagte Anshara übermütig.
"Die kann Jean haben, mir sind Jungs lieber", widersprach
Gereint. "Ich sagte doch, Ihr kriegt alles unter 180cm.
Höher kommt Ihr ohnehin nicht."
"Ich hole sie eben zu mir herunter."
"Na, benimm dich", tadelte Jean und sah sich ebenfalls
neugierig um.
"Schließen wir einen Kompromiß", schlug
Gereint vor. "Jeder bekommt das, was er erwischt."
"Das ist okay." Anshara stürzte sich also in das
Getümmel und suchte nach einem passenden Opfer. Vielleicht sollte
sie sich beim nächsten mal mindestens 10cm hohe Stöckelschuhe
oder Plateausohlen zulegen, überlegte sie.
"Bis dann." Gereint machte sich auch auf die Suche,
während Jean erst einmal zur Bar ging, die wie ein Altar gestaltet
war, um die Karte zu studieren. Er amüsierte sich über die
Bezeichnung der Drinks - von 'Zombies' bis 'Draculas Blut' war alles
vorhanden -, während er seine Gefährtin beobachtete.
Anshara strahlte in die Gegend, und ihr schwerer, goldener Schmuck
zu dem fließenden, schneeweißen Gewand verlieh ihr einen
Hauch von Extravaganz, der die Gruftis ungemein faszinierte. Innerhalb
kürzester Zeit hatte sie sich einen Zwei-Meter-Goth an Land
gezogen, wobei sie sich aber ernsthaft fragte, wie sie da an den Hals
kommen sollte.
Gereint fand das Bild ungemein witzig. Er schob sich durch die
Menge, um ebenfalls ein ansprechendes Gefäß zu finden,
während Anshara nach einem passenden Stuhl suchte, um ihr
erwähltes Opfer zu entern.
Jean bestellte sich derweil einen dieser amüsanten Drinks, denn
schließlich hatte er einen frei, und er wollte wissen, wie das
Zeug aussah. Sein Bruder schlich in Ansharas Nähe herum, da er
doch zu gerne sehen wollte, wie sie jemanden erwischte, der soviel
größer war als sie.
Unter den belustigten Blicken des Zweimetertypen, den sie nun in
eine etwas dunklere und ruhigere Nische der Disco geschleppt hatte,
erklomm Anshara einen der Stühle, um halbwegs mit ihrem
erwählten Opfer auf eine Höhe zu gelangen. Innerhalb
kürzester Zeit brachte sie ihn mit ihrer vampirischen Präsenz
in ihren Bann und bearbeitete seinen Hals, nur um blitzschnell
zuzubeißen und sich einen Schluck zu genehmigen. Diesmal
mußte sie besonders aufpassen, um nicht zu kleckern, da rotes Blut
auf ihrem hellen Kleid weithin sichtbar wäre. Hm, B+, dachte sie.
Naja, ging so... Sie beschränkte sich auf ein, zwei Schlucke,
leckte die Wunde wieder zu und beschloß, sich jemand anderen zu
suchen.
Jean beobachtete sie belustigt, während er neugierig an dem
'Blut Draculas' schnupperte. Anshara verzog das Gesicht; es war wohl
nicht ihre Lieblingssorte... Abrupt ließ sie den verdutzten
Grufti stehen, der nicht ganz verstand, was passiert war, und mischte
sich wieder unter die Tänzer.
Gereint folgte ihr neugierig und beobachtete sie fasziniert. So
hungrig war er nicht, daß er das verpasst hätte, denn sie
wiegte sich zu der düsteren Musik in einem ägyptischen
Tempeltanz und ließ ihre Präsenz auf die Anwesenden
einwirken.
Schließlich erspähte sie ein neuerliches Opfer, einen
nicht ganz zwei Meter langen, schwarzgewandeten Goth mit einer
schneeweißen Strähne im langen, nachtfarbenen Haar. Sie
strahlte ihn an und dirigierte ihn zu einem verschwiegenen
Plätzchen. Gereint schlich unbemerkt hinter ihr her. Diesmal
wurde eine Sitzbank zu ihrem Klettergerüst. Dieser Mann hatte A+,
wie sie seufzend bemerkte. Aber das schmeckte auf jeden Fall besser als
B oder 0.
Jean spielte immer noch mit 'Draculas Blut' herum und suchte sich in
aller Ruhe auch etwas Geeignetes zum Futtern.
Nun tauchte Gereint neben Anshara auf. "Huhu!"
"Huhu." Sie ließ von ihrem Opfer ab, und der Goth
guckte total verzückt in die Gegend.
"Nette Methode", fand Gereint.
"Siehst du. Auch die Kleinen kommen schon irgendwie zu ihrem
Recht." Sie schleckte die Wunde wieder zu und wandte sich zu
Gereint um, was er sehr amüsant fand. Er sah sie an.
"Ihr seid richtig niedlich."
Sie wanderte über die Bank zu ihm hin, sprang herunter und
schlug die Augen nieder. "Frau tut was sie kann."
"Ihr verliert auch keine Zeit..." Er hatte noch nichts
gegessen, während sie sich in derselben Zeit schon an zwei
Gefäßen gütlich getan hatte.
"Weil ich weiß, was ich will." Jetzt sah sie ihm
direkt in die Augen, und die Goldflecken in ihrer bernsteinfarbenen Iris
blitzten unternehmungslustig.
"Man merkt's."
"Und Ihr habt noch nichts Appetitliches für Eure
Ansprüche gefunden?"
"Ich war zu beschäftigt damit, Euch zu bewundern."
"Ihr schmeichelt mir." Sie guckte verlegen zu Boden.
"Dabei wart Ihr doch so hungrig..."
"Naja, nicht so richtig. Ich wollte eigentlich mehr
spielen."
"Hier sind genug schnuckelige Typen für alle da",
fand Anshara und musterte einen weiteren hübschen Jungen mit
langen, blauvioletten Haaren.
"Ja, doch. Aber es ist schwierig geworden, jemanden
einzufangen."
"Hm. Finde ich eigentlich nicht..."
"Ihr seid auch eine Frau."
"Ihr könntet es ja bei den Damen versuchen."
Gereint verzog das Gesicht. "Lieber nicht. Ich finde sie
lästig, denn ich werde die nie wieder los. Außerdem hasse
ich es in eine zentimeterdicke Make-Up-Schicht zu beißen."
"Dann müßt Ihr Euch halt etwas mehr anstrengen.
Seht Euch um - Ihr habt die freie Auswahl!"
"Ich kann mich doch nicht entscheiden..."
"Was ist mit dem da?" Anshara deutete auf einen langen
Schlacks mit kurzen, purpurfarbenen Haaren.
"Na gut."
Sie guckte gespannt zu, wie Gereint sich daran machte, den Grufti zu
beeindrucken. Lässig drapierte sie sich in eine optimale
Beobachtungsposition, damit sie alles mitbekam. Gereint begann
zunächst, den jungen Mann mit seinem Charisma zu
überwältigen.
Da das ein wenig zu dauern schien, gesellte sich Anshara zu Jean,
der immer noch mit seinem Drink an der Bar stand.
"Oh, schon wieder da?" fragte er.
"Ja. Gereint bemüht sich gerade um einen Snack."
"Du meinst wohl, er spielt wieder mit seinem Essen."
"Das auch", kicherte sie. "Was hast du denn da in
dem Glas?"
"'Draculas Blut'. Das behaupten die jedenfalls..."
"Laß mal schnuppern!" Anshara hielt die Nase
über das Glas und verzog angewidert das Gesicht. "Igitt, das
ist ja Alkohol!"
"Und Grenadine."
"Auch das. - Na, wie macht sich Gereint?"
"Wenn er sich anstrengt, fallen ihm die Opfer freiwillig zu
Füßen."
"Noch tut sich aber nicht sehr viel."
"Er sondiert noch."
"Ah. Sag mal, kann man eigentlich auch aus der Ferne die
Blutgruppe feststellen?"
"Ich denke, es müßte gehen."
"Das muß ich auch unbedingt lernen!"
"Dürfte aber schwieriger sein."
Inzwischen unterhielt sich Gereint mit seinem Grufti. Anshara
musterte die beiden. Der Goth hätte auch gut zu einem Snack
für sie werden können, fand sie. Gereint führte ihn
unauffällig in eine düstere Ecke der Disco, und diesmal folgte
Anshara ihm. Er beeinflußte den Jungen so, daß er sich
nicht wehren würde, wenn er sich an ihm gütlich tat, ehe er
sich noch einmal vorsichtig umsah.
Anshara lehnte an der Wand und grinste in seine Richtung. Gereint
grinste zurück und wandte sich wieder seinem Opfer zu. Langsam
bekam er doch Appetit. Allerdings trank er nicht sehr viel, denn er
wollte den Jungen nicht zu sehr schwächen. Er würde sich
lieber ein oder zwei weitere Opfer suchen.
"Na, hat's gemundet?" fragte Anshara ihn, als er sich nach
weiteren Gefäßen umsah.
"Sicher."
"Schön." Sie flanierte wieder in Richtung
Tanzfläche und zwinkerte dem einen oder anderen Goth zu. Sie
hatten alle die Gemeinsamkeit, lang, schlank und möglichst
hübsch zu sein, und Gereint, der ihr wie ein grüner Schatten
gefolgt war, fand, daß Anshara einen durchaus akzeptablen
Geschmack hatte.
Jean war inzwischen seinen Drink losgeworden und suchte sich nun
einen geeigneten Snack. Hier war die Auswahl zum Glück sehr
opulent, und er würde nicht darben müssen. Binnen weniger
Minuten war sein Hunger tatsächlich gestillt, und er ging zu seinem
Bruder, den er auf der Tanzfläche erspäht hatte.
"Hier braucht man kaum etwas zu tun, um satt zu werden",
bemerkte er.
"Stimmt", meinte dieser, "obwohl ich mal Lust
hätte, ein bißchen Theater zu machen."
Kurz darauf stieß auch Anshara zu den beiden.
"Oh, auch wieder da?" fragte Jean.
"Ja." Sie leckte sich genüßlich über die
Lippen und hatte den zufriedenen Blick einer satten Katze aufgesetzt.
"Der Letzte war AB+", seufzte sie.
"Und was stellen wir jetzt an?" wollte Gereint wissen.
"Hm", machte Anshara. "Es ist gerade punkt 3 Uhr
nachts, wir haben also noch etwas Zeit..."
Jean hatte ihre Hand ergriffen und küßte sie auf das
Handgelenk, was Gereint belustigt betrachtete. Sie himmelte ihren
Gefährten an wie stets und schmiegte sich an ihn.
"Eh, ich will auch mitspielen", warf Gereint ein.
"Ich spiele aber nur mit Jean."
"Ihr seid auch nicht mein Typ", bemerkte Gereint.
"Ich will nur nicht übersehen werden."
"Ach so. Was ist denn Euer Typ?" fragte sie neugierig.
"Eher alles, was groß ist."
"Oh. Aber ich verfüge über geistige
Größe", behauptete Anshara.
"Die muß nicht unbedingt sein. Auf den Geschmack hat das
keine Auswirkungen."
"Ich bin schließlich auch kein Häppchen, das Ihr so
einfach vernaschen könnt." Sicherheitshalber versteckte sie
sich dennoch hinter Jean, denn Gereint konnte soviel wie ein Tremere,
und die konnten so einiges.
"Meint Ihr? Ich kann das sogar ohne Berührung..."
"Oh! Wie geht das denn?" Sie musterte ihn wissensdurstig.
"Das ist Thaumaturgie."
"Dann will ich das lernen!"
"Alles zu seiner Zeit. - Es ist aber sehr praktisch; ich
muß niemandem hinterherrennen."
"Wann werdet Ihr es mir denn beibringen?"
"In fünfzehn bis zwanzig Jahren, dann dürftet Ihr
nämlich die vierte Stufe erreicht haben."
"Ich will es aber sofort können!"
"Keine Chance. Man kann auch nicht die Spitze einer Pyramide
besteigen, ohne die unteren Stufen zu erklimmen. - Aber was machen wir
nun?"
"Hm... Ich weiß nicht. Jean? Hast du eine Idee?"
"Schon", sagte der. "Aber ich fürchte, Gereint
wird davon nicht begeistert sein." Er betrachtete seine
Gefährtin bedeutungsvoll und knabberte an ihrem Handgelenk. Sie
strahlte ihn hingebungsvoll an.
"Wenn Ihr nach Hause zurückwollt, dann laßt eich
nicht aufhalten", meinte Gereint. "Ich komme durchaus alleine
zurecht."
"Hm, wir könnten auch mal gucken, ob wir an die
Baupläne der Tremere-Chantry kommen", überlegte Anshara.
"Das ist mir zu langweilig", kommentierte Gereint.
"Aber das sollten wir herausfinden, wenn wir unseren Plan
durchführen wollen."
"Dann macht das. Ich amüsiere mich lieber."
"Gut, dann kümmern wir uns um die Pläne, damit wir
wissen, was uns erwartet. Hat jemand eine Ahnung, wo die Chantry
ist?"
"Rue de Turenne in Marais", sagte Gereint. "Das ist
im dritten Bezirk."
Anshara überlegte kurz. "Wenn ich mich recht entsinne,
ist die zugehörige Bezirksverwaltung auf der Rue
Eugène-Spuller. Ich hoffe, die haben da die Baupläne - oder
es gibt wenigstens einen Hinweis, wo man die finden kann..."
"Ich habe aber jetzt keine Lust auf Akten und sowas",
maulte Jean.
"Es wäre aber sinnvoll, wenn wir die Pläne
hätten."
"Du kannst ja machen, was du willst."
"Das werde ich auch." Anshara funkelte ihn ein wenig
ungehalten an. "Ich werde den Kram organisieren, und du kannst
derweil mit Gereint durch die Gegend ziehen." Sie trabte zum
Eingangsbereich des Grand Prêtre, wo sie ein Telefon gesehen hatte
und rief ein Taxi.
Jean zuckte mit den Schultern und wandte sich seinem Bruder zu.
"Was machen wir nun?"
"Uns amüsieren", schlug dieser vor, und die beiden
machten weiterhin die Disco unsicher.
* * *
Von dem Taxi ließ Anshara sich nach Marais fahren, als ihr am
Square du Temple plötzlich einfiel, daß Jean nicht dabei war
und sie keine Ahnung hatte, wie man in ein größeres Objekt
einbrach, ohne sofort den Alarm auszulösen. Abgesehen davon war
sie in dem wallenden weißen Kleid nicht optimal für solch
eine Aktion gewandet.
Seufzend gab sie dem Taxifahrer die Anweisung, sie nach St.Germain
zurückzufahren.
Anshara ging in ihr Zimmer und zog sich erst einmal um, wobei sie
seltsame Geräusche aus La Chambre de l'Automne vernahm.
Es piepte, surrte und klickte wie auf der Brücke eines Raumschiffs
in einem Science-fiction-Film, dazwischen erklang dezentes Hämmern
und ab und zu einige Flüche in einer ihr unbekannten Sprache.
Endlich war sie in einen warmen, schwarzen Catsuit gewandet (sie
gedachte auch auf einer Raubtour nicht zu frieren) und guckte nach, was
denn da bei Branwyn so vorging.
"Herein", rief die Magierin auf ihr Klopfen, und Anshara
trat ein. Es war erstaunlich, wie sich das Zimmer in der kurzen Zeit
verwandelt hatte. Überall standen hochtechnische
Gerätschaften herum und allerlei Konsolen, die blinkten und
summten. Anshara bestaunte den Rucksack, aus dem Branwyn einen
14-Zoll-Monitor und danach einen ziemlich verkabelten Sturzhelm zog.
War das alles da drin gewesen? Sogar die Strukturtransformatorkammer
stand in einer Ecke des Zimmers.
"Was machen Sie denn da?" wollte sie neugierig wissen.
"Oh, ich habe eine Freundin bei den Virtuellen Adepten, und sie
hat mich gebeten, etwas zu bauen, was sie einen 'Virtual Reality Helm'
nennt."
"Und was soll das sein?" Anshara konnte mit dem Begriff
nichts anfangen; vermutlich hatte es etwas mit Magie zu tun.
"Es hat etwas mit Computertechnologie zu tun",
erklärte die Magierin. Net_Shark und sie hatten sich vor drei
Jahren auf dem Ätherschiff Adventurer von Captain Oort
getroffen, als sie, Branwyn, eine Theorie zum Ätherraum mit
Experimenten untermauern wollte. Da Net_Shark zwischendurch an
Taschenrechnern und Kleincomputern herumbebastelt hatte, die sehr
faszinierend aussahen, waren die beiden Frauen ins Gespräch
gekommen, und es hatte sich im Laufe der Zeit eine lockere, aber
beständige Freundschaft entwickelt, in der Bran von Net_Shark
in Computerwissenschaften unterrichtet wurde, während sie der
Virtuellen Adeptin allerlei elektronische Gerätschaften bastelte.
"Oh", machte Anshara, die da keinen Zusammenhang sah. Ein
Computer hatte eine Tastatur, einen Monitor und einen Kasten, wo die
relevanten Innereien enthalten waren - was sollte man da mit einem
Sturzhelm? "Aber das ist nicht, weshalb ich Sie hier störe...
Ich dachte, Sie könnten mir vielleicht helfen, an die Baupläne
der Tremere-Chantry zu kommen..."
"Ich sehe nicht ganz, wie ich Ihnen da helfen kann",
meinte Branwyn. "Ich bin eine Wissenschaftlerin, und keine
Architektin."
"Nein, nein, es geht eher darum, in die Bezirksverwaltung
hineinzukommen und die Pläne zu organisieren."
"Eine Einbrecherin bin ich auch nicht", kommentierte die
Magierin.
"Ich auch nicht, und das ist ja das Problem. Ich dachte, mit
Ihren magischen Kräften könnten Sie mich vielleicht
unterstützen."
"Hm", machte sie nachdenklich. "Warum eigentlich
nicht? Der Helm ist fast fertig, und dann könnte ich vielleicht
mal gucken, inwieweit ich noch die Effekte der Sphäre Entropie
beherrsche." Sie kramte in ihrem Rucksack herum und zog einen
wissenschaftlichen Taschenrechner hervor. "Ah, da ist er ja!"
"Und was macht man mit Entropie?"
"Zum Beispiel Codes knacken, Zahlenschlösser
enträtseln oder Wahrheit und Lügen unterscheiden."
"Klingt ziemlich praktisch", fand Anshara.
"Meine eigentliche Stärke ist aber die Sphäre der
Materie", eröffnete Branwyn. "Damit habe ich zum
Beispiel auch die Kleidungsstücke umgewandelt."
"Und was war mit Ihrem Erscheinen aus dem Nichts?"
"Hm? Ach so, das funktioniert über die Sphäre der
Korrespondenz, und dazu brauche ich meinen Teleportgürtel.
Apropos, wo habe ich den nur schon wieder liegen gelassen?" Sie
wühlte in einem Haufen Krimskrams herum, ehe sie das Gerät
triumphierend in der Hand hielt.
"Was gibt es denn nun eigentlich an Sphären?" wollte
Anshara wissen. Das Wort war jetzt schon so oft gefallen, und sie hatte
immer noch keine Ahnung, was es bedeutete. Gereint hatte die
Sphären als 'Elemente der Realität' bezeichnet, aber irgendwie
war das immer noch reichlich abstrakt.
"Es gibt neun Sphären, obwohl manche Lehren auch von einer
zehnten Sphäre sprechen, aber das ist sehr umstritten. Die neun
Sphären sind Denken, Entropie, Geist, Korrespondenz, Kräfte,
Leben, Materie, Ursprung und Zeit, und jede der neun Traditionen hat
eine davon als Domäne. Die Kinder des Äthers zum Beispiel
sind Spezialisten für die Materie, während die Korrespondenz
den Virtuellen Adepten zueordnet ist."
"Und welche hat der Orden des Hermes? Gereint war doch mal bei
denen, oder?"
"Stimmt. - Die Domäne des Ordens des Hermes ist die
Sphäre der Kräfte. Und bevor Sie mich weiter löchern,
die Zuordnung der anderen Sphären ist: Denken - Akaschische
Bruderschaft, Entropie - Euthanatos, Geist - Traumsprecher, Leben -
Verbena, Ursprung - Himmlischer Chor und Zeit - Kult der Ekstase."
"Ah." Das würde sie sich nie merken können,
dachte Anshara tragisch, dabei klang das alles hochinteressant.
Hoffentlich standen die Sachen auch in den Zeitschriften drin, die sie
von Branwyn geliehen bekommen hatte. Ihr fiel siedendheiß ein,
daß sie die auf jeden Fall noch fotokopieren mußte.
"Ich fürchte, wir schweifen schon wieder ab", seufzte
Anshara. "Wir sollten langsam los, wenn wir vor Sonnenaufgang bei
der Bezirksverwaltung und wieder zurück sein wollen."
"Stimmt, das dürfte für Sie ein gewisses Problem
darstellen", stellte Branwyn belustigt fest.
"Eben!"
Die Äthertochter sah an sich herab und beschloß, sich
für den Raubzug passend einzukleiden. Kurz darauf trug sie die
extravangante Kluft von Maida aus den Eispiraten, was Anshara
mit einem Kopfschütteln quittierte. Auffälliger ging es wohl
nicht mehr. Aber andererseits - wer würde einem etwaigen
Augenzeugen glauben, der etwas von einer Außerirdischen faselte,
die in das Gebäude eingebrochen war?
Die beiden stiegen in den Mercedes und fuhren nach Marais, wo
Anshara das Gefährt in relativer Nähe der Rue
Eugène-Spuller parkte. Sie schlichen sich zum
Verwaltungsgebäude, und das Kainskind war froh, daß die
Magierin mitgekommen war. Branwyn wies sie an, mit ihrem Taschenmesser
im Schloß herumzufuhrwerken, während sie auf ihrem
Taschenrechner irgendwelche Zahlen eintippte. Plötzlich klickte
es, und die Tür öffnete sich. Anshara starrte verdutzt auf
das Taschenmesser.
"Hinein!" flüsterte Branwyn und hielt die Tür
auf. Drinnen begann sie erneut, ihren Taschenrechner zu bearbeiten, was
Anshara mit zunehmender Faszination beobachtete. Was machte die da
bloß? Auf einmal deutete Branwyn in Richtung auf eine nach unten
führende Treppe. "Das Archiv ist im Keller",
erklärte sie.
"Woher wissen Sie das?"
"Ich habe da so eine Ahnung."
"Hm." Aber vermutlich konnte Branwyn so etwas wie eine
verbesserte Form von Auspex, nur mit Taschenrechner...
Sie kletterten in die Kellergewölbe, und tatsächlich
schien hier so etwas wie ein Archiv zu sein. Mit Hilfe des
Taschenmessers und ein wenig Entropie-Einsatz der Magierin gelangten sie
in den Raum, der die gesuchten Pläne beherbergte.
Während Anshara befürchtete, daß sie in dem Wust der
Blätter die Unterlagen vor Sonnenaufgang nicht finden würden,
doch Bran, die erneut an ihrem Taschenrechner herumgeschaltet hatte,
griff zielsicher nach einer Schublade und hatte die gewünschten
Pläne in der Hand. Der Vampirin klappte fast der Unterkiefer
herunter.
Sie verwischten rasch alle Spuren und eilten mit der Beute in der
Hand zum Auto, ehe sie nach St.Germain zurückfuhren.
"Das hat Spaß gemacht", erklärte Branwyn
übermütig.
"Du bist ziemlich begabt", bemerkte Anshara ein
bißchen neidisch. Während ihres Raubzugs waren sie dazu
übereingekommen, sich zu duzen. Warum konnten Kainskinder keine
Magier sein? Das war so unfair.
"Ach, das war doch nichts", winkte die Äthertochter
ab. Tatsächlich hatte sie außer ihren beiden Stufen in der
Entropie-Sphäre überhaupt nichts gebraucht.
"Seufz", machte Anshara. Endlich waren sie am Haus
angekommen, und sie gingen hinein. Branwyn brachte ihre Utensilien nach
oben und gewandete sich wieder in ein etwas normaleres Outfit aus einem
glänzend silbernen Overall mit schwarzen Stiefeln und
gleichfarbenen Handschuhen, ehe die beiden im Chambre du Soleil
verschwanden, wo sie begannen, die Baupläne zu studieren.
* * *
Jean und Gereint hatten sich in der Zwischenzeit zwei Grufti-Ladies
erobert und diese zu einem Hotel abgeschleppt.
Sie waren ganz ihrem Spieltrieb erlegen, und Jean fragte sich, warum
Gereint so selten in die Stadt kam. Andererseits flippte sein Bruder
jedesmal ziemlich aus, was Jean aber gar nicht als so negativ empfand,
denn soviel Spaß hatte er sonst selten.
Es war schon fast morgen, als es Jean gelungen war, Gereint zu
seinem Haus zu schleifen.
Er lieferte ihn im Gästezimmer nach und sah dann nach Anshara.
Er fand sie mit Branwyn inmitten eines Wustes von Papier in ihrem
Zimmer.
"Na, hast du alles bekommen?" erkundigte er sich, wobei er
die Magierin wieder sicherheitshalber ignorierte.
"Ja, wie du siehst." Sie wedelte mit den Blaupausen herum.
"Und was habt ihr so gemacht?"
"Wir waren in einigen Nachtclubs und so."
"Typisch. Wir Frauen mußten arbeiten, und ihr habt euch
amüsiert."
"Ich dachte, die Frauen wären jetzt emanzipiert."
"Das ist auch der einzige Grund, warum wir jetzt die Pläne
haben."
"Ich sage ja, ihr könnt das viel besser", meinte Jean
grinsend. "Du weißt doch, ich bin nur hübsch und nichts
weiter."
"Du hast recht", sagte Anshara belustigt. "Dann bin
ich das Gehirn."
"Da das nun geklärt ist, könnten wir eigentlich zu
Bett gehen."
"Stimmt, ich merke auch, wie ich langsam müde werde. Gute
Nacht, Jean."
"Gute Nacht."
Anshara faltete die Pläne zusammen, und auch Branwyn verschwand
in ihr Zimmer.
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