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Going Underground...

Festivalbericht UNDERGROUND TIMISOARA FESTIVAL Vol. 6 22.-23.03.02

Hm, wie bin ich auf die Idee gekommen nach Timisoara zum "Underground" zu fahren? Das haben mich dort auch mehrere Leute gefragt und ich habe versucht die Sache zu rekonstruieren. Im Herbst 1999 hing in Erfurt ein Plakat von TERROR ART, damals haben sie glaube ich mit EINLEBEN zusammen gespielt. Wave-Punk aus Rumänien – klang super spannend, selbstverständlich hatte ich das Konzert aber schon verpaßt. Ein Jahr später hatte ich dann im Leipziger Zoro erneut die Gelegenheit und mich konnten sowohl das Konzert als auch das Tape, welches ich mir gleich zulegte, begeistern. Höchstwahrscheinlich habe ich dann einige Monate später "TERRORT ART" in die Suchmaschine eingegeben und bin auf der Bandhomepage und der "Underground"-Seite gelandet. Nach einer recht beschwerlichen Info-Beschaffung (HP´s auf rumänisch, keine aktuellen Infos im Netz, bzw. veraltete Adressen...) nahm die Idee mal wieder nach Romania zu fahren und dabei das Festival zu besuchen, konkrete Züge an. So saßen wir dann am 16. März zu zweit im Zug Richtung Osten. Die erste Woche ging es nach Transylvanien zum Urlaub machen. Ich denke mal, daß nicht allzuviele von Euch schon mal in Rumänien waren, möchte Euch dieses Land aber echt ans Herz legen! Fahrt da ruhig mal hin und wartet am besten nicht so lange! Da sitzen nämlich fiese Unternehmer in ihren Büros und schmieden listige Pläne um die ausgehungerten Erlebnisjäger ins Land zu locken. So wird in Kürze mit dem "Dracula Land" ein Freizeitpark für die dankbaren Pauschaltouristen nach Transylvanien gesetzt, selbstverständlich mit deutscher Beteiligung ... Ob dann allerdings Scharenweise die entsprechenden Touris nach Rumänien strömen ist fraglich, aber auch nicht mein Problem. Ich fänd´s nur schade.

Am nächsten Freitag ging es dann also nach Timisoara. Die alte Straßenbahnfabrik, wo das Festival steigen sollte, befand sich in einem Randbezirk der Stadt. Zumindest machten die Industriebauten diesen Eindruck. An der Strabahaltestelle, wo man uns hatte aussteigen lassen, waren zuerst auch weit und breit keine Festival-besucherInnen zu sehen. Schließlich trafen wir doch zwei Leute, die uns mit zur Fabrik nahmen, wo wir feststellen mußten, daß das mit dem Zeltplatz nicht geklappt hatte. Na ja. Dummerweise hatte ich mir zwar die Adresse des Geländes und die Handynummer von meiner Internet-Info-Kontaktperson aufgeschrieben, aber nicht dessen Namen. Keiner hatte ein Telefon. Also abwarten. Unsere neuen Bekannten wollten sich kümmern und hatten auch schon eine grobe Vorstellung wer der Geheimnisvolle aus dem www sein könnte. Mittlerweile war der Abend hereingebrochen und wir hatten sowieso keine Zeit mehr, um nach einer Unterkunft zu suchen. Also verstauten wir die Rucksäcke neben der Bühne und unterhielten uns mit den ersten Festivalgästen. So langsam begann sich die Halle auch zu füllen.

Das "Underground" wird von einer Studentenorganisation der Timisoaraer Uni (wahrscheinlich so eine Art StudentInnen Rat) und von "Miscarea Underground", einem 1990 gegründeten Zusammenschluß von Leuten aus der rumänischen Punk&Wave-Szene, organisiert. Mit 1000-2000 Besuchern (die Angaben waren unterschiedlich) ist das "Underground" das größte rumänische Festival mit "anderer" Musik. Da es in Rumänien wohl nur eine überschaubare Anzahl von Leuten gibt, die sich für "alternative" Musik interessieren, werden die einzelnen Musikstile zwangsläufig nicht so stark voneinander getrennt und Wave-FreundInnen gehen halt auch aufs Punk-Konzert. Eine Tatsache die ich sehr positiv finde, da hierzulande Grufties ja eher selten für Punk zu begeistern sind und umgekehrt. So war dann das Programm an diesem Wochenende sehr gemischt:

Fr. 22.03.:

INFECT ATOR COM (Industrial/Timisoara)

CRIZE (Crossover/Bucuresti)

AK 47 (Anarcho HC Punk/Timisoara)

GURANII (Anarcho Punk/Timisoara)

ARC GOTIC (Cold Wave/Timisoara)

BIG SHOOT BAND (Crossover Punk/HUNGARIA)

THE DEAD BEATS (Ska Punk/HUNGARIA)

LUNA AMARA (Alternativ/Cluj)

LOS EMBECILOS (Punk/Bucuresti)

NULL 00 (Punk/Craiova)

Sa. 23.03.:

STAGE DIVE (NY HC/Timisoara)

VALS HEDONE (Dark Wave/Timisoara)

INTOXICATE (Crust/KROATIA)

SCRUM (NY HC/Timisoara)

UMBRE ZIDITE (Wave Punk/ Timisoara)

HAOS (HC Punk/Timisoara)

TERROR ART (Wave Punk/Craiova)

BRAIN DAMAGE (Crust/YUGOSLAVIA)

S11 (HC Punk/Timisoara)

In einem zweiten Raum wurden verschiedene Videos gezeigt, von denen ich allerdings nicht viel mitbekommen habe. Unter anderem waren Aufzeichnungen verschiedener Demos (z. B. Genua 2001)dabei.

Von den Bands des ersten Abends konnten mich insbesondere GURANII und ARC GOTIC begeistern. GURANII legten mit Frau am Mikro ordentlich los, bei ARC GOTIC wurde es dann wavig. Die Band kann man wohl ganz gut mit AND ALSO THE TREES vergleichen, besonders interessant war hier das Akkordeon (der Geiger war leider krank). Als Highlight gab die Truppe "Shadowplay" zum Besten, zu welchem das Publikum wild tanzte. Mittlerweile hatten wir die serbische Band BRAIN DAMAGE kennengelernt und ihnen unser Penne-Problem geschildert, woraufhin wir von ihnen eingeladen wurden. Wir wohnten dann mit vielleicht 15 anderen Leuten aus verschiedensten Ländern im Büro einer Umweltorganisation. War schon sehr witzig. Am nächsten Morgen machte sich allerdings der Pflaumenschnaps negativ bemerkbar. (Auf dem Etikett standen als Zutaten: Alkohol, Aroma, Zucker und einige andere nette Sachen...) Vormittags fuhren wir in die Stadt um den einzigen Plattenladen mit Rockmusik aufzusuchen. Allerdings gab es dort kaum rumänische Musik, die wir eigentlich suchten, nur allerhand gebrannte CD´s von auch hierzulande erhältlichen Combos. (u.a. BAUHAUS, JOY DIVISION & Co, aber deswegen muß ich ja nicht nach Rumänien fahren) Nachmittags sollte eine Streetparty in der Stadt steigen. So saßen wir später mit einigen anderen rum und froren. Keiner wußte so richtig was noch passieren sollte, einige erzählten was von einer Anti-Nazi Demo bei einem Fußballspiel, dann hieß es in einer Fascho-Bibliothek sollen die Scheiben eingeworfen werden. Klang beides nicht so spannend. Ein paar Punks hatten währendessen ein heiteres Gesellschaftsspiel angefangen: Es wurde in zwei Teams gespielt. Eine Gruppe bildete eine Reihe (Kopf an den Hintern des Vordermanns und festhalten) die Spieler der anderen Gruppe nahmen nun Anlauf und sprangen allesamt auf die Reihe drauf. Brach diese zusammen, hatte die Springer-Mannschaft gewonnen, viel einer beim Hüpfen runter, bekam die andere Mannschaft einen Punkt. Zuschauen war sehr witzig, allerdings haben wir nicht mitgespielt... Gibt´s dieses Spiel hier auch? Wäre bestimmt mal eine Idee. Dann hat uns noch ein Typ angequatscht, welcher sich als mein Internet-Kontaktmann herausstellte. Dacian (so sein Name) war auch der Kopf hinter der Industrial-Combo vom Vorabend, Mitbegründer von "Miscarea Underground" und dem Festival. Außerdem hatte er die "Underground"-Homepage gestaltet und ist der Betreiber des Tape-Labels "Htonian-Records". Im wirklichen Leben arbeitet er als Informatiklehrer an einer deutschsprachigen Schule (und spricht dort als einzigster kein Deutsch...). Auf jeden Fall haben wir uns sehr nett mit ihm unterhalten. Er erzählte uns, daß es in den 80ern eine ziemlich große Punk&New Wave-Szene in Rumänien gegeben hat, mit vielen Bands und entsprechenden Clubs etc. Damals war New Wave im Gegensatz zu heute allerdings auch in Mode. Leider gibt es aber keine Aufnahmen von 80er Bands (obwohl es entsprechende Vierspur- Aufnahmegeräte gegeben hat). Schade eigentlich. Das war wohl mit ein Grund "Htonian-Records" ins Leben zu rufen. Später sind wir von Dacian noch zu ihm nach Hause zum Essen eingeladen worden. Aus diesem Grund kamen wir allerdings auch mit Verspätung beim Festival an. Von außen hörte ich schon vertraute Klänge: TERROR ART aus Craiova spielten gerade. Im Gegensatz zu Leipzig spielten sie hier vor einem Publikum das die Lieder kannte und kräftig mitfeierte, was wir sogleich ebenfalls taten. Der Keyboarder ist allerdings auf einer ihrer Deutschland-Tourneen von einer Frau abgeworben worden und war demnach nicht mehr am Start. So klangen TERROR ART nun weniger wavig als auf den beiden Tapes. Die Dark Wave-Band VALS HEDONE hatten wir dummerweise verpaßt. Sie sollen sehr gut gewesen sein (von CURE war im Vergleich die Rede). Das berichtete mir zumindest eine Gruftiefrau mit rrrollendem Rrrr auf Deutsch. Sie erzählte auch von "Pendul" (www.pendul.go.ro) einem Internetforum für "Underground Culture" die im letzten Jahr ein Wave-Festival veranstaltetet haben. Ansonsten wurde die Lage der rumänischen "Schwarzen" als nicht besonders rosig dargestellt, die Musikbeschaffung sei nicht so einfach und der DJ der einzigen Timisoaraer Düster-Disco ist nach Deutschland gezogen (jedoch hing in der Stadt ein Plakat von einer Depeche Mode- und Dark-Party, aber vielleicht taugt die ja nichts). Ich finde es jedoch erstaunlich wie viele Bands es in dieser Richtung aus Timisoara gibt. Neben denen vom Festival existieren noch RADICAL DIN VAL, JOLENE und THY VEILS. Wenn ich da an Leipzig denke, mit so gut wie keiner Band... (Doch: FORMFLEISCH – der Name ist zwar befremdlich, die Musik jedoch besser) Aber Timisoara muß wohl neben Bucuresti und Craiova von je her ein Zentrum von "Undergound"-Musik gewesen sein. Als "Wave Punk" waren UMBRE ZIDITE angekündigt, eine nicht ganz passende Beschreibung. Experimentelle Musik mit guter Gitarre und einer ganz netten Sängerin. HAOS als wohl dienstälteste Band des Festivals wurden vom Publikum gefeiert, wir wollten uns da selbstverständlich nicht ausschließen. Ich hatte nur immer etwas Sorgen um die Brille von Thomas, meinem Reisegefährten, der sein Etui in Leipzig vergessen hatte. Zum Glück bekam er keine Tritte direkt gegen die Brille... Ein wirklich interessantes Bild war auch die pogende Menge mit den Kerlen von der Security (die hießen ZEN-Security!) vor der Bühne. Warum die angeheuert worden waren... Sie wirkten beim Punkrock leicht deplaziert. Unsere serbischen Zimmervermittler von BRAIN DAMAGE machten dann auch noch tüchtig Krach. Zum Abschluß gab´s schließlich eine Allstar-Jamsession bei welcher zum crustigen Sound politische Statements vorgetragen wurden. Dann bat man die FestivalbesucherInnen auch leider schon hinaus und wir standen auf der Straße. Zu unserer großen Freude tauchte jedoch ein Bus aus dem Nichts auf und brachte uns ein Stück näher in Richtung Unterschlupf. Dort ging die Party weiter und ich war ziemlich überrascht die guten alten CHAMELEONS aus dem ollen Kassettenrecorder der Punker-WG quietschen zu hören. Das war schon sehr seltsam. Ja, und das war auch unser Wochenende beim "Underground".

Es ist wirklich erstaunlich wie viele nette Leute ich in so kurzer Zeit kennengelernt habe...

Nächstes Jahr, letztes Märzwochenende... (Franz Vojtech)

P.S. INFECTATOR.COM waren im Juni live in Deutschland, Frankreich und Italien unterwegs. Sie sind kurzfristig für die verhinderten HAOS eingesprungen und traten diesmal als Quartett auf. Verstärkung gab´s an Trommel und Bass. Der Bassist hat zusätzlich noch ein orientalisches Zupfinstrument (Sasz?) bedient. War eine interessante Mischung.... TERROR ART sind zur Zeit (Juli) mit den Amis LEON GZOLGOSZ unterwegs. Doch wie es aussieht werde ich wohl zu keinem Konzert fahren können...

 

 

 

Tape Rezis:

TERROR ART – Plamani de noroi MC 1999

– Baricada Antifa MC 2000

Eigenproduktion

Contact:

www.terrorart.com

Cart. Rovine, bl.21-21, sc.2, ap.7

1100 Craiova/ROMANIA

TERROR ART, eine Wave-Punk Band aus Craiova, waren mittlerweile schon vier mal in Deutschland auf Tour. Angesichts der super-coolen Visa-Regelungen für Leute aus Rumänien ist das eine beachtliche Leistung! Insbesondere auch für die Weimarer Veranstalter! Auf jeden Fall gibt’s auf den beiden Tapes recht flotten Punk zu hören, der wenn auch nicht gerade besonders fröhlich, doch ziemlich kraftvoll aus den Boxen strömt. Auffällig ist das recht dark-wavige Keyboard, welches dem Gesamtsound einen deutlichen Stempel aufdrückt. Auf dem neuen Tape klingen die Gitarren teilweise schon ziemlich goth-mäßig und auch hier geht’s wieder ordentlich ab. Nach dem Ausstieg des Keyboarders zum Quartet geschrumpft, klangen TERROR ART beim "Underground" allerdings nicht mehr so wave-lastig. Ich denke FreundInnen von den FLIEHENDEN STÜRMEN und ähnlichen Bands werden TERROR ART gefallen, auch wenn dieser Vergleich selbstverständlich hinkt. Die Texte werden bis auf jeweils ein Stück rumänisch vorgetragen, so daß sich dazu nicht so viel sagen läßt. Politisch scheint´s aber schon zu sein. Die Klangqualität ist in Ordnung, die Cover glänzen hübsch, also kauft die beiden Tapes! Ach ja, auf der Homepage gibt´s auch MP3s zum runterladen! (allerdings will die HP zur Zeit nicht so recht funktionieren...)

RADICAL DIN VAL – Valuri MC 2001

Htonian Records (www.ugtm.go.ro)

Contact:

www.pendul.go.ro

Aus Timisoara kommen RADICAL DIN VAL welche mit "Valuri" ihre zweite Veröffentlichung vorlegen. Das schicke Cover ziert eine (beim Tierarzt?) festgeschnallte Kuh. Die Musik läßt sich allerdings gar nicht so leicht beschreiben. Nach einem Intro geht es mit "Suflet Comun" ziemlich electro-wavig los. Ein sehr netter Popsong. Den gibt´s am Ende gleich nochmal in einer klasse Gitarren-Version. Eher melancholisch ist die Musik von RADICAL gehalten, wobei die einzelnen Stücke sehr unterschiedlich ausfallen. Mal gibt´s einen 6/8-Takt aus der Drumbox, dann beschwört der Synthesizer eine verrauchte Baratmosphäre und schließlich gibt´s sogar sowas wie Breakbeats! Der synthie-lastige Sound wird von dem eindringlich-emotionalen Gesang des Sängers Bozo dominiert. Die Gitarren sind (im Gegensatz zu den Liveaktivitäten) allerdings ziemlich in den Hintergrund gemischt. So direkt als Wave würde ich RADICAL´s Musik nicht bezeichnen, auch wenn dies ein wesentlicher Einfluß ist. Irgendwie läßt sich das ganze nicht gut vergleichen, durch den rumänischen Gesang wird der eigentümliche Charakter noch verstärkt. Also ich mag die Kassette ziemlich gern. Hört Euch am besten mal "Suflet Comun" bei MP3.com an. Die Chancen, das Tape hier in Deutschland zu bekommen, dürften wohl so gegen null gehen. Aber vielleicht bringt ja Dacian zu einer der geplanten Tourneen ein paar Tapes mit...

ARC GOTIC – Decadent MC 1998

Htonian Records (www.ugtm.go.ro)

Contact:

www.arcgotic.go.ro

Calea Bogdanestilor 137

1900 Timisoara/ROMANIA

"Decadent" ist die erste Veröffentlichung von Htonian Records und nach dem 94er Album "Catehism" die zweite von ARC GOTIC. Der Bandname bedeutet so viel wie "Spitzbogen". Da wundert es auch nicht wenn die 1992 gegründete Combo den Stil ihrer Anfangstage als (O-Ton!) "Gruft Rock" bezeichnet. Heute nennt das Quartett seine Musik Cold-Wave mit Einflüssen aus Post-Punk, Gothic Rock und "Romantic". Die Stücke auf "Decadent" sind eher ruhig, wobei die Violine und das gelegentlich verwendete Akkordeon auffallen. Mit ihren Stücken versucht die Band Bilder zu malen und das gelingt ihr auch ziemlich gut. Die braunstichigen Coverphotos zusammen mit den widerhallenden Gitarrenklängen beschwören eine seltsame, unwirkliche Atmosphäre herauf. Nachtmusik (eher nicht für Abende am PC). Textliche Inspirationsquellen von ARC GOTIC sind romantische und dekadente (rumänische) Literatur. So sehen die vier Herren im Cover dann auch wie von Leidenschaft zerrüttete Romanhelden des 19. Jahrhunderts aus. AND ALSO THE TREES kommt als Vergleichspunkt wohl ganz gut hin, die Stimme erinnert mich aber noch an irgendwen anders, fällt mir bloß gerade nicht ein. Kauft Euch dieses Tape oder hört Euch die Songs bei MP3.com an und verpaßt nicht die geplante Tour im September!

 

V.A. – Timisoara Underground Festival Vol. 4 MC 2000

Htonian Records (www.ugtm.go.ro)

Auf diesem Sampler befinden sich Liveaufnahmen einiger Bands die beim "Underground" aufgetreten sind. Wenn ich die Inschrift auf dem Cover richtig deute, stammen die Aufnahmen vom 99er Festival. Warum auf dem Tape dann allerdings was von 2000 steht, bleibt unklar. Die A-Seite beginnt mit einem "Intro", welches ein gewisser Herr M. Nemes zum Besten gegeben hat. Hm, ein heiterer Zeitgenosse wie mir scheint und auch nicht mehr so ganz nüchtern. Nach 40 Sekunden geht’s mit HAOS weiter. Diese Punk-Band aus Timisoara gibt es seit 1991 und ist wohl eine der dienstältesten Bands des Landes. Von den rumänischen Texten und Ansagen verstehe ich leider kein Wort. Jedenfalls ist die Band in Rumänien ziemlich bekannt. Da HAOS bisher noch keinerlei Material veröffentlicht haben, befinden sich 7 Titel von ihnen auf dem Tape. Diesen Juni könnt Ihr HAOS auch im Club Eures Vertrauens live hören! Rasante Stilwechsel gibt’s ebenso wie beim Festival auch auf der Kassette. So endet die A-Seite mit einer Industrialnummer von LA GHICA HAINU. Sprachsamples, Vinylknistern, eine Prise Krach und dann gibt’s auch noch Rhythmus und Flöten und... Die B-Seite ist dann eher für Wave-FreundInnen interessanter. ARC GOTIC sind mit zwei Songs vertreten, ebenso RADICAL DIN VAL welche hier tatsächlich gitarrenlastiger klingen. UMBRE ZIDITE mit Frau am Mikro klingen post-punkig. Nicht übel! Das Schlagzeug holpert herrlich und Gitarre&Bass sind auch nett. GURANII spielen eine Punk Nummer die langsam anfängt und dann in die Gänge kommt. Doch wo ist die Sängerin geblieben? Vielleicht gab´s die damals noch nicht. Schade! KOMA scheppern mit einem Schunkelsong incl. (Synthie-?)Akkordeon daher. Das könnte mal ein Volkslied gewesen sein. Der nächste Song von RABLA fängt ähnlich gemütlich an, wird aber von einem flotten Humpa-Humpa Refrain unterbrochen. Oh wie diese arme Gitarre jault... Muß man das Bandbier unbedingt komplett vor dem Auftritt trinken?

Im Hochglanzcover sind neben einigen Fotos vom Festival allerhand politische Statements zur Anti-Globalisierungsbewegung enthalten. Alles rumänisch. Die Soundqualität des Tapes läßt zwar häufig zu wünschen übrig aber dafür ist das Teil bestimmt irgendwann mal ein Super-Sammlerstück. Wenn das nichts ist?

 

Die Kassetten von TERROR ART, ARC GOTIC und den "Underground"-Sampler gibt´s zum Schleuderpreis von je 2,50 + 1,53 EUR Porto bei Pierre in der Gerberstr. 3, 99423 Weimar, gerberei@yahoo.de/www.doc-mulei.de.

(Franz Vojtech)