Christian Jacob Wagenseil

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Das neue Kunstbüchlein,

woraus man allerley Verwandlungen, Festmachen, Geister citiren, Wahrsagen, leuchtende Schriften machen, vielerley Kartenkünste und andere kuriose Dinge ohne sonderliche Mühe erlernen kann.

Kunstliebenden Gemüthern zu Nutz und Freude mitgetheilt.
Dannheimersche Buchhandlung, Kempten 1806.

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Von Zauberey und Aberglauben überhaupt.

Die Zauberkunst - wenn man anders das eine Kunst nennen darf, was auf einem leeren Nichts beruht, - flammt aus dem ältesten Heidenthum her. Damals weissagte man aus dem Stand der Planeten bey der Geburt eines Menschen die künftigen Schicksale desselben. Aus den Eingeweiden der Opfertiere wollte man den Willen der Götter errathen. Andere weissagten aus dem Donner, aus Missegeburten, Anzeichen und dem Fluge der Vögel. Die alten Deutschen bedienten sich zum Wahrsagen weisser Pferde, die sonst zu keinem anderen Gebrauche waren. Einige beschauten die Leichen der Todten, andere beschworen die Schatten der Abgeschiedenen, man las die Erscheinung künftiger Dinge im Feuer, in Luftbegebenheiten, wie z.B. der Aberglaube noch heut zu Tag in dem schönen Kometen den Vorboten eines Krieges sieht. Aus dem Wasser, den Rissen, welche die Erdbeben machten, den Falten der Hände, den Gesichtszügen und andern Dingen, wollte man immer die Zukunft enthüllen. Der Vorwitz der

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[Men]schen, weiter sehen zu wollen, als die gütige Vorsicht ihnen zu sehen erlaubte, hat diese Künste geboren, das heißt, es fanden sich Betrüger, die sich diesen Vorwitz und die Leichtgläubigkeit anderer zu Nutze machten, um auf eine ganz leichte Art Geld zu verdienen.

Nach dem Untergang ihres Reichs legten sich die Juden stark auf die ehemals in Aegypten erlernte Zauberkunst [M1]. Sie wurde auch unter den Christen bekannt, zwar bey Lebensstrafe verboten, aber darum nur desto stärker getrieben und man weissagte nun aus der Bibel. Hatte der Teufel in der Einbildung der Menschen - ehemals im Juden und Heidenthum geherrscht; so herrschte er nun in der Christenheit. Die Geistlichen erfanden das Weihwasser, die Reliquien der Heiligen, Amulete, Lukaszettel, Hexenrauch, Teufelsgeißeln, das Lamm Gottes auf Wachs und andere dergleichen Erwerbungsmittel, täuschten die fromme Einfalt, verschafften sich Anhang und gewannen Geld.

Die heilige Schrift lehrt uns davon keine Sylbe, daß der Teufel in der Welt Gottes so viel dummen Spuck treiben könne. Die abergläubischen Juden hielten Wahnwitzige, von Krämpfen geplagte und andere elende Menschen für Besessene und von ihnen kamen sie zu uns, damit die Dominikaner, Franziskaner, Kapuziner - den berühmten Pater G a ß n e r nicht zu vergessen - etwas zu thun

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[ha]ben möchten. Unter allen Völkern der Erde waren es die Priester, welche diesen und andern Aberglauben ausbreiteten und sich anmaßten, Gewalt über den Teufel und alle bösen Geister zu haben, damit das Volk sie fein für mehr halten möchte, als sie sind. Die Furcht vor den Geistern brachte den großen Haufen zu Verehrung der Pfaffen, unter deren Schutz man sich sicher glaubte und daher kam der Einfluß´, den sie hatten, und leider noch haben.

Als man anfieng die Naturlehre besser zu studieren, da erwachten uneigennützige Männer, C h r i s t i a n   T h o m a s i u s , B a l t h a s a r   B e c k e r und andere mehr, welche die groben und feinen Betrügereyen der sogenannten Zauberer öffentlich lächerlich machten. Man zeigte jedem, der es sehen wollte, wie leicht man das auf die natürlichste Weise bewirken könne, was dem Unwissenden, der nichts erklären kann, Zauberey scheint.

Wer waren denn die Menschen, welche sich rühmten, die Zauberkunst zu verstehen? - In ältern Zeiten waren es die ägyptischen Hof-Taschenspieler, Gauckler und Lustigmacher. Ihre Formeln, die Geister zu citiren, waren verstümmelte hebräische Worte, ohne Bedeutung, läppische Aufrufungen und Beschwörungen [M2]. Sie stellten die Zuschauer in einen Zauberzirkel, verboten ihnen, bey Lebensgefahr, nicht herauszugehen, damit sie den zu spielen[den]

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Betrug nicht in der Nähe merken möchten. Zauberspiegel, Räucherungen, Maschinen u. s. w. mußten alles bewirken. Und wer sind die Zauberer und Teufelsbeschwörer der neuern Zeiten? - Schmutzige, unwissende Bettelmönche und Leute, welche zu faul sind, auf eine rechtschaffende Art ihren Unterhalt zu verdienen.

Wer die Natur nicht kennt, der ist allem Aberglauben offen, denn der Unwissende sieht alles, was er nicht erklären kann, für Zauberey an. Der Leser wird in dem nachfolgenden K u n s t b ü c h l e i n Dinge finden, die er unstreitig auch dafür halten würde, wenn man sie ihm nicht erklärte; aber jetzt, da er es weiß, wird es ihm ganz natürlich vorkommen, und so ists mit all diesen Künsten.

Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert hatte der Glaube an Hexerey und Zauberey seine höchste Höhe erreicht, denn durch die Zauberbulle Papst I n n o c e n t i u s   V I I I. vom Jahr 1484 wurde die fleischliche Vermischung beyder Geschlechter mit dem Teufel, die Bezauberung der Menschen und des Viehes, das Unvermögendmachen zum Kinderzeugen, das Zurückhalten der Geburt, das Vergiften der Saaten und Früchte u. s. w. verboten. Auf diese Verordnungen folgten unzählige Hinrichtungen. Zu G e n f verbrannte man im Jahr 1515 innerhalb dreyer Monate f ü n f h u n d e r t Menschen; man beschuldigte

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fünfzehn Päpste, daß sie Zauberer wären. Fast in jedem Lande kamen jährlich einige hunderte durchs Feuer um. Man trug Amulete und Talismane gegen Bezauberungen bey sich, gab Nadeln und Lumpen durch den Mund von sich und redete aus dem Bauch. Es lebten einige tausend Menschen blos von dem Gehalt, den sie als Hexenrichter und Aufsucher der der Hexerey und Zauberey verdächtigen Personen von der Obrigkeit bekamen. Man legte sich auf die Sterndeuterey und andere geheime Künste. Durch Mittel, die Italien erfand, vergiftete man Menschen und Vieh, die Geistlichen beschworen den Teufel. Nur im Trierischen wurden in wenigen Jahren s e c h s t a u s e n d   f ü n f h u n d e r t Manns- und Weibspersonen durch den Aberglauben von der Inquisition verbrannt und Lothringen sah in einer Zeit von fünfzehn Jahren n e u n h u n d e r t Personen durch die Flammen sterben.

So schreckliche Folgen hat der Aberglaube gehabt, der aus dem Heidenthum zu uns Christen gekommen ist, und wenn er heut zu Tag nicht die nämlichen Folgen mehr hat, so hat er doch andere, von denen ich nun auch ein Wort sagen muß.

Er schadet erstlich der G e s u n d h e i t des Menschen, denn eine kindische Angst und Furcht richtet vielerley Unordnungen im Körper an. Doppelt geschieht dies bey Kranken, die, wenn sie die Glocken zusammen schlagen,

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oder einen Hund heulen hören und abergläubisch sind, es leicht mit dem Leben bezahlen können. Der Gebrauch einer Aderlässe, einer sonst sehr wirksamen Arzney, kann leicht schädlich werden, wenn es nicht zu rechter Zeit vorgenommen wird, weil der Kranke etwa auf das Zeichen im Kalender sieht, wenn es gut Aderlassen und Purgieren sey. Die nämlichen Folgen kann auch das Vieh treffen. Wenn eine Seuche unter dasselbe kömmt, und man läßt, statt die gehörigen Mittel anzuwenden, Truttenfüße an die Ställe mahlen; so nimmt die Krankheit überhand und das Vieh stirbt.

Der Aberglaube schadet zweytens den G l ü c k s u m s t ä n d e n   e i n e s   M e n s c h e n, denn aus Aberglauben unterläßt man manches, was man thun, und thut manches, was man nicht sollte. Ein alter Feldherr, Namens N i c i a s, ließ die Segel wieder einziehen, da er bereits abzuschiffen im Begriff stund, weil ihn eine Mondsfinsterniß erschreckte und er wurde dafür von den Feinden tüchtig geschlagen. Die Holländer wollten einst bei günstigen Wind mit dem englischen Admiral M o n k nicht kämpfen, weil sie - einfältiger Weise - den Tag für unglücklich hielten und verloren für ihren Aberglauben zwanzig Schiffe. - Der Ackersmann wartet zu seiner Aussaat auf ein glückliches Zeichen und eben darum, weil er wartet, mißlingt die Aernte. - Ein Furchtsamer hört bey Nacht in seinem Haus ein Gepolter,

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meynt es seyen Gespenster und sieht am Morgen, daß es Diebe gewesen waren, die ihn ausgeplündert hatten.

Drittens: D e r   A b e r g l a u b e   b r i n g t   o f t   i n   L e b e n s g e f a h r. Dies habe ich schon oben an dem Beyspiele der Kranken erinnert, es kann aber noch auf andere Art geschehen. So herrscht z. B. unter dem gemeinen Volke im Magdeburgischen der Aberglaube, wenn jemand am Johannistag ins Wasser falle, dürfe ihn niemand, wenn er nicht selbst ersaufen wolle, herausziehen, ehe die Sonne untergegangen sey. *) In Schwaben ist der Peter und Paulstag in diesem schlimmen Verdacht, daß er einen Menschen haben müsse. - Ferner sagt der Aberglaube: "man soll einem Sterbenden das Kopfkissen wegziehen, damit er sanfter sterbe" und bedenkt nicht, daß man eben dadurch seinen Tod beschleunigt und vielleicht schwerer macht. - "Wer einem, der sich selbst erhenkt hat, den Strick abschneidet, wird unehrlich." - Grausam! da man durch das Abschneiden des Stricks den armen Unglücklichen noch retten könnte. Wie viele zu früh Begrabene wären noch beym Leben erhalten worden, wenn nicht der Pöbel das Geräusch in den Gräbern für etwas anders, als das, was es ist, zu halten gewohnt wäre.

*) Ein Beyspiel hiervon steht im Journal von und für Deutschland 6. Stück 1787. S. 582.

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Endlich, wer dem Aberglauben nachhängt, v e r s ü n d i g t   s i c h   a n   G o t t,   a n   s i c h   s e l b e r   u n d   a n   d e r   m e n s c h l i c h e n   G e s e l l s c h a f t. Er läugnet gleichsam die göttliche Vorsehung und stellt sich seinen Schöpfer auf die unwürdigste Weise vor. Er gebraucht seinen Verstand nicht, er ist in manchen Fällen unthätig, schadet sich selbst und anderen.

Darum, lieber Bürger und Landmann! hab ich dies Buch hauptsächlich geschrieben, um den Aberglauben unter euch zerstören zu helfen, welches schon verschiedene brave Männer vor mir versucht haben. In dem K u n s t b ü c h l e i n habe ich euch an vielen Exempeln gezeigt, wie sehr natürlich die vermeinten Hexereyen und Zaubereyen zugehen und wie oft sie nichts, als leerer Betrug, seyen. Dinge, worüber ihr bisher erstaunt seyd, werden euch jetzt gewiß nicht mehr wunderbar, unglaublich und übernatürlich vorkommen, da ihr sie - mit geringem Kostenaufwande - selber nachmachen könnt und gesetzt auch, daß ein oder der andere Versuch mißlänge, so ist darum die Sache doch nicht weniger richtig und es liegt entweder an einem ungeschickten Verfahren, oder an den Materialien, deren ihr euch dazu bedienet, wenn der Erfolg nicht der nämliche ist, den euch das Büchlein versprochen hat. Ungeachtet dessen wird, wie ich hoffe, euer Glaube an Hexerey und Zauberey wankend gemacht werden, wenn ihr seht, daß man alles

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so natürlich erklären kann und es bey einer mäßigen Geschicklichkeit nachzumachen ist.

Im W u n d e r b ü c h l e i n werdet ihr wieder manches als falsch und unwahr finden, woran ihr bisher als an ein Evangelium geglaubt habt. Fürchtet euch daher ins Künftige nicht mehr vor dem A l p, dem f l i e g e n d e n   u n d   f e u e r s p e y e n d e n   D r a c h e n, dem A n m e l d e n   d e r   V e r s t o r b e n e n, den I r r l i c h t e r n,   K o m e t e n,   G e s p e n s t e r n ! glaubt nicht mehr an A m u l e t e,   T o d t e n u h r e n,   W ü n s c h e l r u t h en,   S i e b l a u f e n,   K a r t e n s c h l a g e n und dergleichen Possen. Auch hier hab ich euch deutlich gezeigt, daß entweder die Dinge überhaupt sehr natürlich sind, oder auf Betrug und Geldschneiderey hinauslaufen. Wenn ich die schrecklichen Folgen überdenke, die der Aberglaube so oft gehabt hat und leider noch täglich haben kann, so dauert ihr mich, daß ihr so lange unter seiner Herrschaft stehen müßt und ich wünsche nichts mehr, als daß euch diese meine Büchlein zu recht großem Nutzen und Frommen gereichen mögen, dann darf ich hoffen, das meinige zur Verminderung des menschlichen Elends auch wirksam beygetragen zu haben.

Diesen beyden Büchlein habe ich noch ein drittes hinzugefügt, und das ist: d a s   B u c h   v o n   d e n   H a u s m i t t e l n. Wenn euch ein Uebelbefinden anwandelt, so habt ihr die unselige Gewohnheit, zu Scharfrichtern, alten Wei[bern,]

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Hirten und dergleichen Leuten zu laufen, um euch Raths zu erholen und bedenkt nicht, was für einen unersetzlichen Schaden ihr dadurch eurer Gesundheit zufügt und oft euch oder den eurigen das Leben verkürzet. Es ist unmöglich, daß ihr immer, besonders auf dem Land, einen Arzt bey der Hand haben könnt und doch sollet ihr euch selbst nicht versäumen, da aus einer Kleinigkeit oft ein grosser Schaden erwachsen kann, der dann nicht so leicht mehr zu heilen ist.

Nehmet also dies Büchlein in Fällen, die euch, oder euer Vieh treffen, zur Hand, die Mittel sind probat und ihr dürft sicher darauf gehen. Es wird euch aber nicht nur in Krankheiten, sondern auch in manchen andern häuslichen Vorfällen gewiß nicht von geringem Nutzen seyn. Ich denke übrigens, daß wir auf diesem Wege noch öfter zusammen kommen werden. Indessen gehabt euch wohl und nutzt meine Wahrheiten, die ich euch gelehrt habe, so gut ihr könnt, so wird sich darüber besonders freuen

d e r   V e r f a s s e r. [M3]

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1. Eine rothe Rose in eine weiße oder grüne zu verwandeln.

Wenn man an eine rothe Rose Tabackrauch bläst, so wird sie grün. Taucht man sie in Salmiakgeist, so geschieht es ebenfalls. Hält man sie hingegen über ein Kohlbecken, in welchem Schwefel brennt, so wird sie weiß. Setzt man diese weißgewordene Rose mit dem Stengel in ein Wasser, so nimmt sie nach einigen Stunden ihre vorige rothe Farbe wieder an.

2. Milch in Blut zu verwandeln.

Dies kann geschehen, wenn man ein paar Messerspitzen voll Weinsteinsalz in die Milchkanne schüttet. Das Buttermachen und Gerinnen der Milch kann man augenblicklich verhindern, wenn man in das Gefäß, darinn sie kocht, ein Stück feinen Zucker wirft, weil die Säure desselben die Butter und käsichten Theile untereinander verbindet, die man sonst zu scheiden die Absicht hatte.

3. Einen feuerspeyenden Berg zu machen.

Man mengt reine, unverrostete Eisenfeile unter gleichviel gestossenen Schwefel, in einem Topf, feuchtet alles mit Wasser an, macht daraus einen feuchten, doch nicht flüßigen Teig, vergräbt das Gefäß drey Fuß tief unter die Erde und bedeckt es von oben mit einem Rasen. In vier und zwanzig Stunden entsteht alsdann

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in der vergrabenen Masse eine solche Erhitzung, daß die darüberliegende Erde von der ausgespannten Luft in die Höhe gestossen wird und aus der Rize eine Flamme herausfährt.

4. Alle Farben an den Blumen zu verwandeln.

Man verfertige sich ein wohlgemengtes Pulver von etwas Ambra, zwey Loth Salmiak, ein Loth Weinsteinsalz, ein Loth Potasche, ein Quentchen Lavendelöl, ein Loth ungelöschten Kalk und zwey pulverisirten wilden Kastanien. Dieses wird in ein weisses Glas von ziemlicher Mündung, die man wider das Verriechen mit Kork und geölter Blase wohl verwahren muß, geschüttet. In diesem Glas verwandeln sich die Farben aller hineingehängten Blumen in einem Augenblick, und man erstaunt, eine weiße Rose gelb, eine rothe schwarz, eine violete grün, eine rosenfarbe hellgrün gemacht zu haben.

5. Das Blut des heiligen Januarius nachzumachen.

Das Blut des heiligen J a n u a r i u s ist ein wesentlicher Theil der Hauptkirche zu Neapel. Man bewahrt es in einer besondenr Kapelle, il Tesoro genannt, hinter dem Hauptaltar, in einem Schrank mit Thüren von Silber. Es befindet sich in zwey Phiolen, nebst dem Haupt des Heiligen. Man stellt es jährlich dreymal und ausser dem zur Zeit der Pest und des Hungers dem Volk aus. Man stellt alsdann die Phiole zwischen viele Lichter und der Priester, welcher es dem heiligen Todtenkopf nähert, ruft: il miraculo e fatto: "N u n   i s t   d a s   W u n d e r   g e s c h e h e n!" Es soll von guter Vorbedeu[tung]

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seyn, wenn es fließend ist, hingegen schlimmer, wenn es stockt.

Hier ist das Recept dazu. Man lasse in drey Quentchen Terpentinöl ein Quentchen Wallrath, auf gelinder Wärme, in einem Glas zerfliessen und schütte etwas fein gestossenen Alaun dazu, bis es von diesem Wurzelpulver eine bluthrote Farbe angenommen hat. Man gießt das Klare von der Auflösung in eine dünne Phiole, (oder Glas ab) die man wohl verstopft. Die Masse gerinnt bey einer gelinden Kälte in eine rothe Substanz, die einem geronnenen Blut ähnlich ist, und von einer gelinden Wärme, die man anbringt, z. E. zwischen vielen Lichtern, flüßig wird; ohne daß man eben nöthig hätte, die Lichter in einen Todtenkopf zu stecken.

6. Ein Ey in eine Bouteille zu bringen.

Man legt das Ey etliche Tage in einen scharfen Weinessig, bis derselbe die Eyschale zu einem schaumigen Schleim aufgelöst hat. Hierauf rollt man es der Länge nach, damit man es durch den Hals der Bouteille pressen kann. Nun gießt man kaltes Wasser in das Glas und dadurch wird das Ey wieder rund und fest.

7. Die leuchtende Schrift.

Man zeichnet Schriften, Gesichter u. s. w. mit Phosphorus auf schwarz Papier und trägt es sogleich ins Dunkel. Hier erscheint das gemalte Licht, welches verschwindet, wenn man auf die Züge bläßt, wieder kommt, und zuletzt durch ein geringes Reiben mit der Hand erwecket werden kann, indessen daß die leuchtenden Entwürfe einen zarten Rauch von sich geben.

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Bey kaltem oder feuchtem Wetter leuchtet es länger, als bey warmen.

8. Ein ganzes Zimmer ohne Schaden zu entflammen.

Man löse kleine Stückchen Kampfer in gutem Branntwein auf. Diesen läßt man bey verschlossenen Thüren und Fenstern in einem Gefäß auf Kohlen, die nicht flammen, abrauchen und das Zimmer mit einem unsichtbaren Nebel erfüllen. Tritt nun jemand mit einem brennenden Licht in das Zimmer herein, so geräth die ganze Luft desselben auf einen Augenblick in Flammen.

9. Wie man Geister citiren und Todte heraufrufen kann.

Es ist noch nicht gar lange, daß ein gewisser liederlicher Kaffeeschenk zu Leipzig, Namens S c h r ö p f e r, den Leuten weiß machte, er könne Todte citiren, und durch seine Gauckeleyen viele betrog. Er gab sich für einen vollendeten Freymaurer aus und als ein solcher wollte er diese Kunst können. Allein die Freymaurer erkannten ihn nicht, als einen von ihnen, denn sie arbeiten für Licht und Aufklärung und nicht für den Aberglauben, thun Gutes und verachten dergleichen Betrügereyen. - Seelen wirklich verstorbener Personen sind wohl niemals erschienen. Von den Frommen sagt uns die Schrift, daß ihr Geist zu Gott komme, der ihn gegeben hat und die Bösen sind auch an einem für sie bestimmten Ort und können auf den Ruf eines Menschen nicht heraufkommen.

Das Citiren der Verstorbenen geht folgendermassen zu. Die Schwarzkünstler nehmen die

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Beschwörung des Geistes gemeiniglich nirgend anders, als in ihrem eigenen Hause vor, das schon gehörig zugerüstet ist. Es geschieht um Mitternacht, wo die Seele dem Schaurichten um so mehr offen steht. Vorher erzählen sie Geistererscheinungen und Beschwörungen, um die Einbildungskraft des Zuschauers ganz damit zu erfüllen. Dann werden in einem finstern Zimmer ein paar Lichter angezündet, Zauberzirkel gezogen, Todtenköpfe und dergleichen umher gestellt, u. s. w. Ein im nächsten Zimmer verborgener Kamerad heult, poltert und lärmt.

Alles muß stille schweigen, damit der verborgene (denn auf diesem beruht die Hauptsache) nicht in der Aufmerksamkeit gestört wird. Ich verlange nun z. B. den alten Redner und weisen C i c e r o zu sehen, so wird nach allerhand vorher gemachten Ceremonien, Degenhieben und dergleichen der Nekromantist dreymal an der Thüre klopfen, wo sein Kamerad verborgen ist, denn C. ist der dritte Buchstabe im Alphabet. Der Verborgene schreibt sich den Buchstaben auf. Hierauf klopft man neunmal, Weil I der neunte Buchstabe ist, und so geht es fort bis ans Ende. Dann geschieht die Beschwörung und der Verborgene ruft: "Ich sehe den C i c e r o." Wer den wahren Hergang von dieser Sache nicht weiß, kann freylich nicht begreifen, wie dem Kerl Cicero - oder wer es auch sey - einfällt, den man doch nur ganz leise von dem Schwarzkünstler zu sehen verlangt hat. Man fodere aber einen andern und gebe genau auf die Schläge Acht, so wird sich die Betrügerey bald aufdecken. - Mittelst magischer Spiegel,*) die im dunkeln Zimmer angebracht

*) Wie diese gemacht werden, wird weiter unten vorkommen.

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sind, wird nun eine solche Gespenstergestalt gezeigt, und ich muß eben glauben, daß es derjenige sey, den ich zu sehen verlangt habe. - Dies ist das ganze Kunststück, Verstorbene zu citiren; wer nun Lust hat, kann gleich selbst die Probe machen.

Der Müßiggang ist meistentheils die Quelle solcher abergläubischen Greuel, denn wenn Tagdiebe und Taugenichtse sich nicht anders zu nähren wissen, oder nicht arbeiten mögen, so gerathen sie auf solche Abwege und werden Betrüger. Gemeiniglich aber nimmt es mit ihnen ein schlechtes Ende. Eben der J o h a n n e s   S c h r ö p f e r, von dem ich oben gesagt habe, hat sich, nachdem seine Betrügereyen entdeckt waren, am achten October 1774 im Rosenthal vor L e i p z i g selbst erschossen, nachdem er vor seinen Gläubigern er sich nicht mehr anders zu retten wußte.

Es ist aber dies nicht die einzige Art, Geistererscheinungen zuwege zu bringen, sondern es giebt noch mehrere. Die gröbste Art ist diejenige, wo man Verlarvungen und Verkleidungen vornimmt und also den Zuschauern Furcht einzujagen sucht. Z. E. man macht Bären, Löwen und dergleichen, dies sind nichts anders als Menschen, die in Thierhäute eingenäht worden sind.

Die zweyte Art geschieht durch Schatten an der Wand, welches folgendermaßen zugeht. Man erleuchtet eine weisse, papierne, oder von holländischer Leinwand aufgespannte Wand mit einem einzigen Licht. Dieses Licht aber besteht wenigstens aus zwölf Kerzen, die in ein blechernes Gefäß hart aneinander gesetzt sind. Man stellt dies helle Licht, welches nur einen einzigen

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Schatten wirft, zwey bis drey Ellen hinter die Wand, zwischen welcher und dem Lichte alle diejenigen Körper, sie seyen lebendige oder leblose, deren Schatten man an der Wand vorstellen will, gestellt werden. Die Höhe des Lichtes über dem Erdboden muß desto geringer seyn, je grösser die Schatten vorgestellt werden sollen und je näher die Körper bey der Wand sind, desto deutlicher fallen sie aus. Ist die Wand zu breit, z. E. über fünf Ellen, so muß der Platz hinter derselben durch einen oder etliche nach der weissen Wand senkrecht stehende Schirme oder spanische Wände abgetheilt werden. Dieser Schirm muß nicht ganz, aber doch so nahe an die weisse Wand kommen, daß die Körper in der einen Abtheilung, welche Schatten werfen sollen, von dem Licht der zweyten Abtheilung nicht können beschienen werden, weil sonst ein Körper doppelten Schatten von sich geben würde.

Die dritte Art, vermittelst des Rauchs, ist diese: Der angebliche Geisterbeschwörer führt die Gesellschaft in ein Zimmer, dessen Boden mit schwarzem Tuch belegt ist und in welchem ein schwarz angestrichener Altar mit zwey Lichtern und ein Todtenkopf oder eine Aschenurne steht. Der Beschörer macht im Sande um den Tisch oder Altar einen Kreis, und bittet die Zuschauer, diesen Kreis nicht zu überschreiten. Er fängt seine Beschwörung an und räuchert Mastix für gute, und stinkende Sachen für böse Geister. Mit einemal verlöschen die brennenden Lichter mit einem starken Knall, es entsteht ein Gepolter und in diesem Augenblick erscheint der vorgeladene Geist über dem Altar in der Luft schwebend und über dem Todtenkopf so, daß er sich eine unaufhörliche Bewegung giebt, und im Begrif scheint, zu

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verschwinden. Um den Geist zum Stillstehen zu bringen, haut der Magus mit dem Degen etlichemal durch den Geist, welcher ein gräßliches Geheul von sich giebt. Kurz darauf öffnet der Geist, der aus dem Todtenkopf in einer lichten Wolke heraufzusteigen scheint, den Mund. Die Zuschauer sehen dies und vernehmen die Worte desselben in einem rauhen und fürchterlichen Ton, wenn ihm der Magus erst einige Fragen vorgelegt hat. Während der ganzen Ceremonie, wobey die Gesellschaft das tiefste Stillschweigen beobachten muß, fahren beständig Blitze durch das Zimmer und man vernimmt das Rauschen von Regen und Hagel. Kurz darauf brennen die Lichter von selbst wieder an, indem der Geist verschwindet und sein Abschied erschüttert die Körper aller Anwesenden.

Wer so etwas nie gesehen hat, oder nicht weiß, was für geheime Anstalten zu dieser Geistererscheinung gemacht werden, den kann es allerdings ein wenig in Verlegenheit setzen. Wer aber die Dinge näher kennt, dem wird es bald klar seyn, daß dabey gar nichts übernatürliches vorgeht. Es muß nämlich folgendes beobachtet werden. Man bedient sich eines Kasten mit vier Seiten von Holz oder Pappe, der etwa vier Schuh hoch und sieben bis acht Zoll im Umkreis ins Gevierte haben muß. Oben ist er ein wenig enger, so daß er eine Oefnung macht, die sechs Zoll lang und einen halben Zoll breit ist. Unten an diesem Kasten befindet sich eine Thüre, die genau schliessen muß, um eine Kohlpfanne hinein zu setzen, auf welche man ein wohlriechendes oder stinkendes Rauchpulver vor der Erscheinung des Gespenstes streut, dessen Rauch sich wie eine Wolke ausbreitet, wenn er durch die obere Oefnung des Kasten herauf steigt.

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Auf diesen wolkigen Rauch richtet man das aus der Zauberlaterne strahlende Licht, das man durch den Auszug einer beweglichen Röhre in einen engen Raum zu bringen sucht. Man damit die gewöhnlichen Bilder einer Zauberlaterne, ohngeachtet der Rauch sich in eins hinauf bewegt, in denselben fallen lassen und dessen farbige Bilder mit den Händen greifen, wenn man die gedachte Röhre lang auszieht und dadurch die Ausbreitung des Lichtkegels einschränkt, um dem Rauchbild mehr Lebhaftigkeit zu geben.

So eine Zauberlaterne ist überall zu bekommen. Diese verbirgt man in den oben erwähnten Kasten, setzt vor die Röhre derselben einen schiefstehenden Spiegel, der beweglich seyn muß, um den Lichtkegel der Laterne vermittelst des Spiegels so zu leiten, daß er eben so schief in die freye Luft hinausgeworfen werden kann.

Gerade über dem Rauchfang der Laterne hat der Kasten einige schiefe Löcher, um den Rauch der Lampe abzuführen, ohne ihn sichtbar zu machen, und in eben diesen Ort senket man auch eine vierseitige Pfanne von Blech ein, worinn Sägspähne glimmen, oder kleine Kohlen liegen, über die man das Räucherwerk ausstreut.

An der Zauberlaterne ist ein Glas, das man nach Belieben auf und abwärts ziehen kann. Auf diese klare Glasscheibe mahlt man mit durchsichtigen Farben, oder auch nur durch schwarze Umrisse den Geist in einer beliebigen Figur. Den übrigen Grund der Zeichnung streicht man schwarz an, oder verfinstert ihn mit einem Wolkengrunde. Der Zeichner muß aber das Bild zu verzerren wissen, weil der Lichtkegel schief in den wallenden Rauch hinaufsteigen muß, und der Geist im Rauch viel länger erscheint, als er

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wirklich gemahlt ist. Gesetzt daß die wenigsten meiner Leser im Stande sind, diese Erscheinung hervorzubringen, denn es gehört sehr viel Accuratesse dazu, wenn sie täuschend ausfallen soll, so ist mir übrigens schon genug, ihnen gezeigt zu haben, daß es bey den Geistercitationen sehr natürlich zugeht und das ganze Ding nicht mehr und nicht weniger, als ein künstlicher Betrug der Sinne ist.

Die Lichter löschen von sich selbst aus, wenn man ein paar Knallkügelchen darein steckt, die bekanntlich immer von Welschen herumgetragen werden und für weniges Geld zu haben sind. Anzünden kann man sie plötzlich, durch den Schlag von einer Elektrisirmaschine. Wie Blitz, Donner, Regen, Sturm und anders zu machen sey, auch wie der Geist aus dem Todtenkopf antworten könne, nämlich durch eine verborgene Blechröhre, das kömmt alles klar und deutlich in diesem Büchlein vor. Noch will ich aber einige Vorsichtsmaßnahmen anführen, damit man von den sogenannten Geisterbeschwörern nicht so leicht kann betrogen werden.

Manche verlangen, um das Werk recht feyerlich zu machen, daß man vor der Erscheinung des Geistes sieben Tage lang sich kasteyen und vorbereiten, am letzten Tag aber gänzlich fasten solle.

Es kann dazu dienen, daß der Magus erst seine Leute kennen lernt, mit denen er zu thun hat, z. E. ob sie leicht oder schwerglaubig, neugierig, furchtsam sind u. s. w. Das Fasten am letzten Tag aber hat seine ganz gute Absicht. Der Zuschauer kann sich keinen Rausch antrinken, der ihm Muth macht und durch das Fasten wird er kleinmüthig und geneigter, alles Wunderbare bereitwillig anzunehmen.

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Gemeiniglich muß die größte Stille bey der Geisterbeschwörung von den Zuschauern beobachtet werden. Daß man sich unter Androhung der fürchterlichsten Folgen gänzlich ruhig zu verhalten befehligt wird, geschieht blos darum, damit es keinem herzhaften Manne in der Gesellschaft, der etwa Betrug wittert, einfallen soll, näher dem Geist entgegen zu gehen, und sein Wesen zu untersuchen. Dieser letzte Foderung wird nicht allzeit gemacht, wenn nämlich der Magus seine Leute zuverläßig kennt, so hat er das nicht nöthig.

Die Kreise, die gemacht werden, das Beschwörungsbuch, mit allerley willkührlichen wunderbaren Charaktern, die Lichter, das bey einigen gebräuchliche lange und öftere Gebet, die Verzerrungen des Gesichts und dergleichen, sind lauter bekannte Kunstgriffe, Entsetzen und Schrecken zu erregen. Muß man auch alles Metall von sich legen, so ist das eine weise Vorsicht des Geisterbeschwörers, den Zuschauer ganz zu entwaffnen und sich wegen jeder möglichen Gefahr sicher zu stellen.

Kommen etwa noch andere Dinge bey diesen Geistererscheinungen vor, die ich nicht angeführt habe und unmöglich alle anführen kann, so darf man mit Gewißheit darauf rechnen, daß es eitel Dunst und Betrug sey, welches eine unbefangene Untersuchung gar leicht entdecken kann.

10. Das Galgenmännlein zu verfertigen.

Marktschreyer und Taschenspieler bereden aberglaubische Leute, daß die sogenannten Galgenmännlein unter den Hochgerichten ausgegraben und aus dem Saamen, der von den Erhenkten herunter falle, erzeugt werden. Das ist aber

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nicht wahr. Man schnitzt in eine Mandragorawurzel, oder in die Wurzel vom Schilfrohr, des Hundskürbis und dergleichen eine Menschengestalt, und damit auch Haare bekomme, so stecken sie ein Gerstenkorn, oder einen andern Saamen hinein, welches hernach auswächst, so, daß die kleinen Fäserlein Haare vorstellen. Hernach verkaufen sie ein solches Bildchen, dem sie ein weisses Hemd angezogen und den Leib mit einem Gürtel umgeben haben, und die aberglaubische Menge hoft durch so ein elendes Ding Reichthümer und andere Glückseligkeiten zu erlangen.

[...] <27> [...]

15. Ein Kreuz von Stroh auf dem Tisch sich selbst bewegen zu lassen.

Nimm die Fäserchen von Haber oder Gerste, worauf sie wächst, drehe sie unten wie einen dünnen Drath und oben gleich einem Pferdehaar. Hernach stich mit einem spritzigen Pfriemen ein Loch in den Tisch oder Teller, stecke das Fäserlein bey dem gedrehten Theil in das Löchlein, in dem obern Theil aber, welcher einem Pferdehaar gleich ist, stecke das Kreuzlein, das von Stroh gemacht seyn muß. Dann lasse einen Tropfen Wassers unten oder neben das Löchlein fallen, und gehe davon, so dreht sich das Kreuzlein von freyen Stücken rings um den Tisch oder Teller herum.

[...] <28> [...]

17. Jemand in einem Bad schwarz zu machen.

Man macht ein Pulver von den äussern grünen Schalen der Welschnüsse, welche man gedörrt hat. Von diesem Pulver streut man etwas auf die Steine, auf welche das heisse Wasser gegossen wird. Das Pulver wird sich alsdann mit dem Dampf vermischen und wie diesen, also auch den Badenden schwarz färben.

[...]<29> [...]

19. Den Teufel im Glas zu zeigen.

Die Marktschreyer und Gauckler pflegen dergleichen in einem länglichten Glase, das oben mit einer Schweineblase fest zugebunden ist, damit zwischen dem Wasser und der Blase keine Luft seyn kann, zu zeigen. Diesen gläsernen Teufelchen befehlen sie, entweder zu tanzen, hinunter zu steigen, oder herauf zu kommen. diese Männerchen, Vögel, oder was man für Figuren dazu nehmen will, sind innwendig hohl und von solcher Schwere, das sie mit dem Was[ser]

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gleiches Gewicht haben, sich zwar beynahe ganz eintauchen, aber doch nicht untersinken. Zur Seite haben sie ein kleines Löchlein, wenn ihre Füße im Dräthlein eingehängt sind, oder unten, wenn die Füße steif sind. Wird also ein dergleichen Männchen in einem nicht gar zu weiten länglichten Glase, mit einem kleinen Hals und breiten Rand, im Wasser mit einer Schweinblase wohl verschlossen, und drückt man mit dem Finger auf die Blase, so sinkt das Teufelchen nieder, wegen dem Druck der Luft und des Wassers. Läßt man mit dem Druck nach, so wird der Taucher wieder leichter, als das Wasser und steigt. Wird mit dem Druck schnell nachgelassen, so fährt es auch schnell in die Höhe. Will man es tanzen lassen, so fährt man nur im Drücken auf die Blase im Ring herum und darüber weg, so bekommt das Wasser eine Wirbelbewegung, welche auch das Tauchmännchen dreht.

20. Feurige Buchstaben zu machen.

[...Fortsetzung folgt...]

Fußnoten:

[M1] Vermutlich spielt Wagenseil auf die hermetischen Künste an, die 18 Traktate aus der Spätantike, welche dem "Hermes Trismegistos" - auch als ägyptischer Gott der Weisheit Thot - zugeschrieben wurden. Marsilius Ficino übersetzte sie 1471 ins Lateinische. Sie galten fälschlicherweise für älter als die Bibel, so daß für Wagenseil folgerichtig sie die Quelle jüdischer Mystik und Magie, der Kabbala, sein müsse. Außerdem mystisierte der Freimaurer-Orden, für den sich Wagenseil stark machte, Ägypten und versuchte, sich selbst darauf zurückzuverfolgen. Tatäschlich ist über die Ursprünge der Freimaurerei vor dem Jahr 1715 nichts bekannt.

[M2] Vergleiche Fußnote M1. Die gemeinten Beschwörungsformeln entstammen vermutlich der "De occulta philosophia" von Cornelius Agrippa von Nettersheim oder einer volkstümlichen Verballhornung in sogenannten "Grimoires". Sie haben nur entfernt etwas mit den hermetischen Quellen zu tun, ägyptisch ist ihr Ursprung nicht.

[M3] Nach dem bisherigen Wissensstand über den Verfasser scheint es tatsächlich so zu sein, daß er naiverwaiser glaubte, mit diesem Buch lediglich aufzuklären anstatt eine Anleitung zu Betrügereien und Zaubertricks zu geben. Doch entschieden werden kann das nicht, etwa der letzte Satz des Vorworts deutet auf eine ambivbalente Haltung hin.