Kotfressen (Koprophagie)
Erschienen im "Der Jagdgebrauchshund" 2/2001
Definition: Unter Kotfressen versteht man die Aufnahme des eigenen
Kotes, des Kotes anderer Artgenossen, oder des Kotes anderer Tierarten.
Kotfressen als normale Verhaltensweise
Bei einigen Tierarten stellt das Kotfressen ein durchaus normales Verhalten
dar, so z. B. bei Ratten und Kaninchen. Das hat seinen Grund darin, dass
bei diesen Tierarten der Dickdarm speziell ausgebildet ist und eine starke
Besiedelung mit Mikroorganismen, besonders Bakterien aufweist, die bestimmte
Vitamine “herstellen“ können. Da die Aufnahme und Überführung
in den Organismus dieser für das Tier lebensnotwendigen Mikronährstoffe
im Bereich des Dickdarms nur in geringem Maße möglich ist, werden
die gebildeten Vitamine und die Bakterien selbst mit dem Kot ausgeschieden.
Durch Aufnahme der Kotperlen kann sich das Nagetier die ansonsten verloren
gehenden Vitamine zuführen und durch Verdauung der aufgenommenen Bakterien
einen Teil der ursprünglich nicht verdauten Futteranteile besser ausnutzen.
So ist es für diese Tiere geradezu eine zwingende Notwendigkeit, ihren
Kot zu fressen, um ihren gesamten Nährstoffbedarf abzudecken.
Kotfressen beim Hund
Der Hund zählt nicht zu jenen Tierarten, bei denen Kotfressen
eine normale Verhaltensweise darstellt. Die Verdauung des Hundes ist praktisch
im Dünndarm abgeschlossen, denn nicht nur Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate,
sondern auch Mineralstoffe (Mengen- und Spurenelemente) sowie Vitamine
werden hier abgebaut und aufgenommen. Der Vergleich der Längenverhältnisse
der beiden Darmabschnitte Dünndarm und Dickdarm zeigt beim Hund deutlich
die relative Kürze des Dickdarms, der zudem mit anderen Bakterien
besiedelt ist als beim Nager, und nicht darauf ausgelegt ist, bestimmte
Nährstoffe zu bilden, so dass daher keine Notwendigkeit besteht, fehlende
Nährstoffe über das Kotfressen abzudecken. Auch vergleichende
Studien der Verhaltensforschung beim Hund selbst und seinem Vorfahren,
dem Wolf, zeigen, dass Kotfressen bei diesen Tierarten nicht zu den normalen
Verhaltensweisen gehört. Dennoch wird Kotfressen beim Hund gelegentlich
beobachtet.
Ursachen für Kotfressen des Hundes
Die Ursachen für Kotfressen sind nicht genau bekannt. Eine Reihe
von Faktoren kann jedoch zu diesem für Hunde ungewöhnlichen Verhalten
führen.
Bei Welpen ist zunächst die natürliche Neugierde anzuführen,
alle möglichen Gegenstände zu beschnuppern und daran zu knabbern.
Bei ausgewachsenen Hunden wird Kotfressen am häufigsten beobachtet,
wenn sie in zu kleinen Zwingern, in denen es zu einer An-sammlung von Exkrementen
kommt, gehalten werden. (In diesem Zusammenhang sei auf das Federfressen
von Hühnern in Legebatterien hingewiesen, das durchaus auf die zu
enge Käfighaltung zurückzuführen ist.)
Bei Krankheiten, insbesondere bei Befall mit Darmparasiten, oder bei
Krankheiten der Bauchspeicheldrüse, die zu extremem Heißhunger
führen, ist Kotfressen festzustellen. Dabei verliert der Hund auch
rapide an Körpermasse, so dass das Tier tierärztlich untersucht
werden sollte.
Bei nicht artgerechter Ernährung, die einen gravierenden Mangel
an Mengen- und Spurenelementen sowie eine Unterversorgung mit Vitaminen
zur Folge hat, wird Kotfressen beobachtet.
Folgen des Kotfressens
Abgesehen von den Unannehmlichkeiten für den Tierbesitzer, die
mit dem Kotfressen verbunden sind, ist dieses abnorme Verhalten auch für
den Hund selbst aus hygienischen Erwägungen bedenklich. Es kann durch
die Aufnahme vom Kot anderer Tiere zur Übertragung von Parasiten und
von bakteriellen Krankheitserregern (z. B. Salmonellen) kommen, weswegen
alles unternommen werden soll, ein solches Verhalten abzustellen.
Verhütung des Kotfressens
Es ist zunächst dafür zu sorgen, dass alle möglichen
Ursachen, die zu Kotfressen führen können, beseitigt werden.
Bei Welpen, die noch nicht stubenrein sind, ist der Kot sofort nach dem
Absetzen zu entfernen. Außerdem sollen den Welpen geeignete Dinge
zum Spielen angeboten werden. Zwinger sollen nicht zu klein sein und müssen
stets sauber gehalten werden. Hunde sollen genügend Auslauf haben
und sich ausgiebig bewegen können, am besten zusammen mit anderen
Hunden.
Frisst der Hund dennoch Kot, sollte eine parasitologische Kotuntersuchung
durchgeführt und andere Krankheiten (z. B. der Bauchspeicheldrüse)
ausgeschlossen bzw. im Krankheitsfall eine entsprechende Behandlung eingeleitet
werden. Bei Kotfressern als Folge extremer Unterversorgung von verschiedenen
Mineralstoffen und Vitaminen hilft nur die kontinuierliche Umstellung auf
ein Futter, das täglich alle lebensnotwendigen Nährstoffe in
ausgewogenen Mengen enthält, so dass der Hund in der Regel mit dem
unangenehmen Kotfressen aufhört. Wichtig ist, dass alle Vorkehrungen
zu treffen sind um den Hund mit dem abnormen Verhalten des Kotfressens
gar nicht erst beginnen zu lassen.
Diese Maßnahmen sind:
Saubere und hygienische Haltung auf genügend großem Raum
Reichlich Auslauf oder sonstige Bewegung des Hundes
Artgerechte Ernährung mit besonderer Berücksichtigung einer
täglichen ausgewogenen Versorgung mit allen lebensnotwendigen Mineralstoffen
und Vitaminen
