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Allgemeine Informationen über Tinnitus

Die hier aufgeführten Informationen stammen überwiegend aus dem Informationsblatt zur Sendung "Visite" www.ndrtv.de vom 13. Oktober 1998 auf N3:
 

Streß im Ohr - Neue Therapien gegen Tinnitus und Hörsturz


Inhalt:

Aktueller Wissensstand

Meist beginnt es wie aus heiterem Himmel: Pfeiffende, rauschende oder klingelnde Störgeräusche im Ohr, die sich von einer Sekunde auf die nächste und ohne eine Vorankündigung einstellen. Und viele Betroffene werden sie für Jahre nicht wieder los. Ob Tag oder Nacht, die störenden Geräusche sind allgegenwärtig und lassen die Betroffenen nicht mehr zur Ruhe kommen.

Schätzungsweise fünf Millionen Menschen leiden bei uns mehr oder weniger stark an Tinnitus. 800.000 von ihnen fühlen sich in ihrem Alltag dadurch erheblich eingeschränkt. 400.000 ist nach eigenen Angaben ein normales Leben nicht mehr möglich. Die angeschuldigten Ursachen sind vielfältig: Knallgeräusche, Virusinfektionen des Innenohres, Schleudertraumen durch Verkehrsunfälle, Störungen des Immunsystems, Streß und sogar Aspirin sollen für das Auftreten der quälenden Dauergeräusche verantwortlich sein. Doch gesicherte Erkenntnisse liegen für die meisten der genannten Faktoren bis heute nicht vor.

Sicher ist, daß häufig ein Hörsturz, also ein teilweiser Verlust des Hörvermögens, am Anfang der Erkrankung steht. Mehr als 12.000 Bundesbürger werden jährlich von dieser plötzlich auftretenden Schwerhörigkeit heimgesucht. Vor zehn Jahren waren es gerade einmal 1.500. Weshalb die Zahl der Betroffenen so stark zugenommen hat, ist weitgehend ungeklärt. Auch die Ursachen, die zum Hörsturz führen, sind noch nicht eindeutig geklärt. Eine Vermutung ist die, daß es sich um eine akute Durchblutungsstörung des Innenohres handelt, vergleichbar einem Herzinfarkt. Durch den akuten Sauerstoffmangel werden die Sinneszellen des Innenohres mit ihren haarförmigen Fortsätzen geschädigt. Allerdings ist diese Theorie heute weitgehend von neueren abgelöst.

Die Folgen sind vom Ausmaß der Mangelversorgung abhängig und reichen von einer kurzzeitigen Einschränkung des Hörvermögens bis zu einer dauerhaften Schwerhörigkeit und der Entstehung eines Tinnitus. Stoffwechselstörungen, wie Zuckerkrankheit und erhöhte Blutfette sowie Bluthochdruck und Rauchen sollen für die Durchblutungsstörungen verantwortlich sein. An erster Stelle allerdings stehen nach Einschätzung von Fachleuten psychische Ursachen und Streß. Doch anders als erwartet tritt das unheilvolle Ereignis meist nicht am Arbeitsplatz ein, sondern überwiegend am Wochenende, also während der Entspannungs- und Erholungsphasen.

Ebenfalls unklar ist, welche Therapie sich am besten zur Behandlung eines Hörsturzes eignet.
Als Therapie bedienen sich HNO-Ärzte in der Regel gefäßerweiternder Medikamente in Form von Infusionslösungen, deren Wirkung allerdings äußerst fraglich ist.

Ob sich die Erkrankung durch die genannten Maßnahmen tatsächlich positiv beeinflußen läßt, ist nach wie vor umstritten. Denn in vielen Fällen kehrt das Hörvermögen während der ersten Tage nach dem Ereignis spontan zurück. Und das auch ohne den Einsatz von Medikamenten.

Wie der Hörsturz ist auch der Tinnitus für Ärzte und Wissenschaftler noch ein Buch mit sieben Siegeln. Für die Betroffenen bedeutet er oftmals unbeschreibliche Qualen, denn die nicht mehr enden wollenden Hörempfindungen schränken nicht nur die Konzentrationsfähigkeit stark ein, sondern beeinträchtigen auch die seelische und geistige Verfassung enorm. Besonders belastend für die Patienten: niemand sonst kann die zermürbenden Dauergeräusche wahrnehmen. Die Folge: Das Verständnis der Umwelt für dieses nicht greifbare Leiden schwindet häufig mit zunehmender Dauer der Erkrankung, die Betroffenen werden nicht mehr ernst genommen.

Doch nicht nur die Ohrgeräusche schränken die Lebensqualität massiv ein. Über die Hälfte der Betroffenen leidet unter einer krankhaft gesteigerten Geräuschempfindlichkeit, die Ärzte Hyperakusis nennen. Dadurch werden in Umgangslautstärke geführte Gespräche als schmerzhafter Lärm empfunden.

Eine Heilung im Sinne einer Leidensverringerung verspricht die sogenannte Tinnitus-Retraining-Therapie.
Bei dieser Behandlung geht man davon aus, daß bei dem Tinnituspatienten eine Geräuschfilterfunktion im Gehirn fehlerhaft arbeitet. Diese sorgt normalerweise dafür, daß aus der Vielzahl der Signale, die das Ohr empfängt, nur die wichtigen ins Bewußtsein des Menschen dringen. Beim Tinnitus ist dieses Filtersystem defekt.
Die Tinnitus-Retraining-Therapie versucht, die Filterfunktion des Hörsystems wieder herzustellen.
Hierbei trägt der Patient einen fingernagelgroßen Sender im Gehörgang, der einen sanften Dauerton von geringer Lautstärke abstrahlt. Das störende Ohrgeräusch soll dadurch nicht übertönt, sondern der Patient durch das "rosa Rauschen" des Senders von seinem krankmachenden Ohrgeräusch abgelenkt werden. Ziel der mehrere Monate dauernden Behandlung, die stets auch eine psychologische Betreuung beinhaltet: Es stellt sich eine zunehmend schwächer werdende Reaktion auf die störenden Geräuschempfindungen ein.

 „Retraining“ bedeutet: die starke Aufmerksamkeit, die der Patient seinem Tinnitus auf Grund der damit verbundenen negativen Emotionen schenkt, zu verändern. Der Tinnitus soll nicht mehr im Zentrum der Wahrnehmungen stehen, sondern ins Abseits gerückt und wieder „verlernt“ werden.

Ein weiteres Trainingsprogramm bietet u.a. das Tinnitus-Therapie-Zentrum Düsseldorf an:
Wissenschaftler fanden durch spezifische computertomographische Untersuchungsmethoden (PET) heraus, daß ein Tinnituszentrum im Gehirn existiert. Von hier aus werden die Geräusche im Ohr produziert, die sich über ein differenziertes Trainingsprogramm erträglicher gestalten lassen - und in 20 Prozent der Fälle sogar Heilung bewirken.

Die Behandlung stützt sich auf drei Säulen: Zu Beginn wird der Betroffene von Ärzten verschiedener Fachrichtungen (Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kieferchirurgie, Orthopädie) untersucht, um organische Ursachen des Ohrgeräusches auszuschließen.

Die eigentliche Therapie besteht zum einen in einem psychologischen „Coaching“ (Aufklärung, Beratung, Übungen), in welchem der Patient verschiedene Entspannungstechniken erlernt und etwas über die Ursachen und Auswirkungen der Ohrgeräusche auf seine Psyche erfährt. Zusammen mit Psychologen analysiert der Betroffene tinnitusbelastende Situationen und erarbeitet Veränderungsmöglichkeiten.

Die zweite Säule der Behandlung ist die sogenannte „Mototherapie“: da ein Tinnituspatient sich als Mensch mit übergroßen Ohren erlebt, lernt er durch bestimmte Körperübungen, sich nicht mehr permanent mit seinem Ohrgeräusch zu befassen, sondern sich als „ganzen Menschen“ wahrzunehmen.

Die dritte Behandlungstrategie ist die Musiktherapie. Der Betroffene stellt hierzu seine eigene Musik mit Hilfe eines Therapeuten zusammen, die er dann zu Hause in den Momenten anwenden sollte, in denen er nicht mehr durch Umgebungsgeräusche abgelenkt wird, zum Beispiel abends kurz vor dem Einschlafen, beim Lesen usw.
Wichtig bei allen Schritten in der Behandlung ist, daß der Tinnituspatient selber wieder aktiv wird. Was unter Anleitung in einem 14-tägigen Kurs beginnt, sollte dann auch nach Beendigung der Behandlung im Therapiezentrum selbständig zu Hause fortgeführt werden. Diese 14-tägige Therapie ist ambulant und wird von den Krankenkassen übernommen. Die Ergebnisse aus der von der Uni Düsseldorf unterstützten Therapie lassen sich sehen: Danach brauchen 70 Prozent der Patienten keine weitere therapeutische Hilfe mehr, weil sie gelernt haben, mit den Ohrgeräuschen zu leben, oder weil sie gänzlich verschwunden sind.



Medizinisches Wörterbuch

Als Tinnitus bezeichnet man die Wahrnehmung von Geräuschen im Kopf oder in den Ohren, ohne daß eine Geräuschquelle außerhalb des Körpers vorhanden ist.
Ohrgeräusche entstehen nur bei etwa einem Viertel der Patienten tatsächlich im Innenohr. Bei den anderen liegen "Datenverarbeitungsstörungen" im Gehirn vor. Deren Ursachen sind außerordentlich vielfältig. Mit einem hochauflösenden bildgebenden Meßverfahren (Brain Electrical Aktivity) lassen sich Hirnoberflächenerregungen messen.
Bei Tinnitus-Patienten geht man davon aus, daß es zu einer Übererregung an der Hirnrinde kommt. Ein neues Therapiekonzept zur Behandlung von Tinnituspatienten beruht, wie so vieles in der Medizin, auf einer Zufallsbeobachtung. Patienten, die wegen ihrer Beschwerden am Bewegungsapparat nach einem speziellen Konzept, der Brügger-Therapie, behandelt wurden, stellten dabei eine Veränderung ihrer Ohrgeräusche fest. Entweder änderte sich die Tonhöhe oder das Geräusch verwand für einige Zeit total. Diese Veränderungen nun lassen sich mit oben erwähnter Meßmethode nachweisen. Bei den Tinnitus-Patienten zeigte sich nach einer Brügger-Behandlung eine Normalisierung der Hirnaktivität. Wie groß die Chance für den einzelnen ist, die Ohrgeräusche ganz, für länger oder nur kurzzeitig zu verlieren oder ertäglicher zu machen, kann nicht vorher gesagt werden.


Weitere Informationen

Wichtige Adressen:

Deutsche Tinnitus-Liga e. V.
Gemeinnützige Selbsthilfeorganisation gegen Hörsturz und Ohrgeräusche
Postfach 21 03 51
42353 Wuppertal
Tel. 0202 / 24 65 2-0
regional : 030 / 280 78 76 oder 040 / 631 61 16
Fax. 0202 / 24 65 220
Klang von Ohrgeräuschen : 0202 / 19701
Info-Material; telefon. Auskunft
Internet: http://www.tinnitus-liga.de/
E-Mail: dtl@tinnitus-liga.de

Deutsche Tinnitus-Liga
Beratungsstelle Berlin
Schiffbauerdamm 13
10117 Berlin
Tel.:030 / 280 78 76

„Tinnitus-Forum“
Zeitschrift der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. (DTL).
Erscheint vierteljährlich.
Preis: 15 Mark.
Erhältlich durch Anforderung per Postkarte oder Fax
an die Deutsche Tinnitus-Liga e. V. (Adresse siehe oben)

Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V.
Haart 221
24539 Neumünster
Tel. 04321 / 97 25 0
Fax. 04321 / 97 26 11
Adressen von spezialisierten Ärzten

Deutscher Schwerhörigenbund e.V.
Breite Straße 3
13187 Berlin
Tel. 030 / 47 54 11 14
Fax. 030 / 47 54 11 16
Info-Material; telefon. Auskunft

Deutscher Arbeitsring für Lärmbekämpfung e.V.
Postfach 300 220
40402 Düsseldorf
Tel. 0211 / 48 84 99
Kostenlose telefonische Beratung bei Lärmbelästigung

Schule des Hörens, Projektkreis e.V.
Marienstraße 3
50825 Köln
Tel. 0221 / 955 33 67
Fax. 0221 / 955 33 43
Info-Material, Adressenlisten von Selbsthilfe-Organisationen
(Rückumschlag mit DM 1,10 Porto)

Tinnitus Therapie Zentrum
Eibenweg 8
49088 Osnabrück
Tel. 0541/18 14 480
Fax 0541/18 14 481
E-Mail: p_bessmann@osnabrueck.netsurf.de

Tinnitus Zentrum Hannover
Lister Kirchweg 43
30163 Hannover
Tel. 0511/390 01 15
Fax 0511/390 01 17

Tinnitus Therapie Zentrum Düsseldorf (TTZ)
Hansaallee 30
40547 Düsseldorf
Tel. (02 11) 554143
Fax (02 11) 570584

Tinnitus Therapie Zentrum Krefeld (TTZ)
Deutscher Ring 90
47798 Krefeld
Tel (0 21 51) 97 88 56
Fax (0 21 51) 97 88 32



Bücher:

Eine echte Empfehlung meinerseits:
Dr. Jörg Zittlau
Selbsthilfeprogramm bei Tinnitus und Hörsturz
Südwest-Verlag 1999
ISBN 3-517-08059-4
Preis: 9,90 DM

Axel Schildt:
Ausgeglichen und gelassen bei Tinnitus.
Falken-Verlag. 1998.
ISBN 3-8068-1776-6.
Preis: 19,90 Mark.

Richard Hallam:
Leben mit Tinnitus.
Wie Ohrgeräusche erträglicher werden.
Rowohlt Verlag. 1996.
ISBN 3-499-19932-7.
Preis: 14,90 Mark.

Michéle Markus, Alexander Hoffmann:
SOS aus dem Innenohr.
Das heimtückische Innenohr. Hilfe bei Tinnitus.
Ehrenwirth Verlag. 1999.
ISBN 3-431-03557-4
Preis: 19,80 Mark.

Eberhard Biesinger:
Die Behandlung von Ohrgeräuschen.
Trias Verlag. 1999.
ISBN 3-89373-478-3.
Preis: 29,90 Mark.

K.M. Hocker
Tinnitus
Ursachen und Behandlung von Ohrgeräuschen
128 S.; Verlag Beck 1997; DM 14,80

B. Kellerhals, R. Zogg
Tinnitus-Hilfe
Ein Arbeitsbuch für Patienten und ihre ärztlichen und nichtärztlichen Helfer
87 S., Karger Verlag 1997; DM 38,-

J. Kallert
Mein Partner hat Tinnitus
Freiburg/Br.; Basel; Wien:
Herder, 1997

T. Svoboda
So fühlen Sie sich frei von Ohrgeräuschen
136 S.; Koesel-Verlag 1995; DM 26,-

T. Altrock
Ohrgeräusche ganzheitlich behandeln
Wissenswertes über Tinnitus Heidelberg
Karl F. Haug / Hüthig GmbH, 1997

C. Hellweg Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT)
Genf
Ariston, 1998

Sven Tönnies:
Leben mit Ohrgeräuschen.
Selbsthilfe bei Tinnitus.
Asanger Verlag. 1996.
ISBN 3-89334-320-2.
Preis: 29,80 Mark.



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