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 The Tajikistan Update 






Christoph Schüpp      Wintersemester 1998/99
Massenbergstraße 24
44787 Bochum
Tel: 0234 - 13803
e-mail: schuepp@hotmail.com
 
Universität Dortmund
Institut für Journalistik
Dozentin: Katharina Schliep
Abgabetermin: 16. Februar 1999

 
 
 

STUDIENARBEIT

 

Medien in Tadschiki-stan unter
besonderer Berück-sichtigung

der Situation von Journa-li-sten

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung
2 Allgemeine Einordnung der zentralasiatischenRegion um die Republik Tadschikistan 9
2.1 Übersichtskarte Zentralasien 9
2.2 Geographie 10
2.3 Übersichtskarte Tadschikistan 11
2.4 Bevölkerung 12
2.5 Geschichte und Politik 14
2.6 Wirtschaft 22
3 Medien in Tadschikistan 24
3.1 Der rechtliche Rahmen 24
3.2 Entwicklungen der tadschikischen Presse seit derUnabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 bis hin zuraktuellen Situation 26
3.3 Tadschikische Nachrichtenagenturen 32
3.3.1 Die staatliche Nachrichtenagentur National Khovar 33
3.3.2 Die private Nachrichtenagentur Asia-Plus 33
3.3.3 Internews Central Asia 34
3.4 Radio 34
3.4.1 Radio Free Europe / Radio Liberty (RFE/RL) 35
3.5 Fernsehen in Tadschikistan 37
3.5.1 Die Situation der staatlichen Fernsehsender in den 90er Jahren 37
3.5.2 Geschichte und Entwicklung des Privatfernsehens 39
3.5.3 Kabelfernsehen 43
3.6 Fernsehen und Politik 43
3.7 Das neue Rundfunkgesetz 45
4 Probleme für Journalisten 48
4.1 Journalisten als Kriminalitätsopfer - 1992 - 1993 49
4.1.1 Tabellarische Übersicht über die Todesfälle unter Journalisten in Tadschikistan von 1992 - 1993 54
4.1.2 Die People's Front - Mörder im Namen der RegierungRakhmonov 55
4.1.3 Zur Person: Imomali Rakhmonov - Vom Bauernsohn zumPräsidenten 57
4.2 Journalisten als Kriminalitätsopfer - 1994 bis heute 58
4.2.1 Tabellarische Übersicht über die Todesfälle unter Journalisten in Tadschikistan von 1994 bis heute 65
4.3 Die Rangliste der "Enemies of the Press" des Committees to Protect Journalists 65
4.4 Die Rangliste der "Enemies of the Press" der ReportersSans Frontières 67
5 Erfahrungsberichte von tadschikischenJournalisten über ihre Arbeit im KrisengebietTadschikistan 68
5.1 Übersetzung des e-mail-Interview mit Najam Abbas vom 6. Februar 1999 74
6 Zukunftsperspektiven für Tadschikistan 78
6.1 Dokumente der Vereinten Nationen zur Tadschikistan-Problematik 78
6.2 Rede des Außenministers der Republik Tadschikistan,Talbak Nazarov, beim Besuch der Asia Society am 30. September 1998 in New York 82
6.3 Der Afghanistan-Faktor 88
6.4 Tadschikistan unter dem Einfluß der beiden GUS-Partnerländer Russland und Usbekistan 91
6.5 Tadschikstan - ein Land ohne Zukunft? 99
7 Fazit 101
8 Quellenverzeichnis 105

 
 
 
 
 
 
 
 

1      EINLEITUNG

Bei einem privaten Besuch in Russland Ende 1995 wurde ich durch die Berichter-stattung im russischen Fernsehen auf die fünf zentralasiati-schen Länder (Kasachstan, Kirgisien, Turkmenistan, Usbekistan und Tadschi-kistan) aufmerksam, die seit dem Zerfall der Sowjetunion ei-genständig sind.

Die Bilder aus Städten wie Samarkand, Buchara oder Tashkent mach-ten mich neugierig, so daß ich mich mit Hilfe von Büchern näher über diese Länder, die Menschen und ihre Lebensbedingungen informieren wollte. Ich stellte allerdings nach meiner Rückreise nach Deutschland fest, daß es nur sehr wenig Literatur gibt, die sich mit den fünf zen-tralasiatischen Ländern beschäftigt. Wundern sollte mich das eigentlich nicht, schließlich bin ich selbst auch erst in Russland, welches durch die geographische Lage und vor allem durch die gemein-same Ge-schichte um einiges näher-liegt, auf die interessante zentralasiatische Region aufmerk-sam gewor-den.

Ein halbes Jahr später machte ich mich dann mit einem kleinen Ruck-sack und ohne Visa auf, um Zentralasien und die alte Seidenstraße auf eigene Faust zu erkunden. Ich legte dabei vor allem Wert darauf, so-viel Kontakt zu den Einheimischen zu bekommen wie möglich. Ich in-teressierte mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht so eindringlich für die Massenmedien der einzelnen Länder, sondern vielmehr für die Pro-bleme des Alltags. Durch viele Gespräche mit Taxifahrern, Schaschlik-verkäu-fern, Hobbyfußballern und dem einfachen Mann auf der Straße lernte ich vieles Interessante, was mir Bücher zuhause auf dem gemüt-lichen Sofa niemals vermitteln könnten.

In zahlreichen Erzählungen habe ich nach der zweimonatigen Reise ver-sucht, die fünf Länder in wenigen Sätzen zu beschreiben. Diese Be-schreibungen sind rein subjek-tiv. Sie geben nur die Eindrücke wieder, die ich in dieser relativ kurzen Zeit für mich selbst gemacht habe. Da-bei fiel mir und meinen Zuhörern jedoch auf, daß die allgemeine Lage in dem kleinsten Land Zentralasiens, Tadschikistan, am prekärsten zu sein schien. In einem ganz normalen Hotel mitten in der Hauptstadt Dushanbe wurden am hellichten Tage die Zimmertüren aufgeschossen.

Die verkehrstechnische Anbindung an die Nachbarländer ist katastro-phal. Die mei-sten Straßen, die in das Land und aus dem Land heraus-führen, sind Bergpässe und somit nur in den Sommermonaten befahr-bar. In die zweitgrößte Stadt des Landes, Khodshand (ehemals Len-in-abad) kommt man von der Hauptstadt Dushanbe aus bis auf die vier Sommermonate nur per Flugzeug.

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland fing ich an, mich zu fragen, wie die Journali-sten in Tadschikistan wohl mit diesen Widrigkeiten fer-tig werden. Ganz nebenbei tobte in den südöstlichen Regionen Tad-schi-kistans nahe der afghanischen Grenze bis Mitte 1997 ein erbitterter Bürgerkrieg. Russische Militärs bewachen die Grenze, und das, obwohl Tadschikistan schon seit 1991 per Faktum unabhängig ist. Wie also gehen tadschi-kische Journalisten mit der vorgegebenen wirtschaftli-chen, politischen und geopolitischen Lage um?

Dieser Frage will ich nachgehen, auch wenn die Beschaffung von In-for-mationen in diesem Bereich nicht einfach war bzw. ist. Im Sommer 1998 versuchte ich noch einmal, nach Tadschikistan zu reisen. Aller-dings ge-langte ich über Russland auf dieser Reise nur bis Usbekistan und Turkmenistan. Aus zeitlichen und visatechnischen Gründen konnte ich leider nicht bis nach Tadschikistan selbst vorstoßen. Die Chance, di-rekt vor Ort für diese Arbeit zu recherchieren, blieb mir daher ver-wehrt. Allerdings führte ich in den Nachbarländern Usbekistan und Turkmeni-stan aufschlußreiche Gespräche mit Journalisten und Privat-personen, die mir die Situation in Tadschikistan aus erster Hand nä-herbringen konnten. Außerdem bekam ich durch diese Personen weite-re Kontakt-adressen (vor allem e-mail-Adressen) genannt, bei denen ich nach meiner erneuten Rückkehr nach Deutschland weitere wichtige Informa-tionen einholen konnte.

Die Literaturliste zum Thema Zentralasien in öffentlichen Bibliotheken oder Buchgeschäften in Deutschland ist nach sieben Jahren der Unab-hängigkeit der fünf neuen Republiken von der früheren UdSSR immer noch wenig umfangreich. Eine große Hilfe hingegen bei der Recherche für diese Arbeit war das In-ternet. Daher stammen die meisten Zitate, die ich mache, aus den ver-schiedenen Websites, die sich mit dem Land Tadschikistan be-schäfti-gen.

Die wohl umfangreichste Website über Tadschikistan ist das Tajiki-stan Update, welches von David Straub, einem 25 Jahre alten Ameri-kaner aus St. Paul im Bundesstaat Minnesota, betrieben wird. Das Ta-jikistan Update besteht seit September 1996. Straub schrieb zu der Zeit für die University of Minnesota eine Arbeit über den Bürger-krieg in Tadschiki-stan, nachdem er ein Seminar von Professor Iraj Bashiri, ei-nem gebür-tigen Iraner mit langjähriger Tadschikistan-Erfahrung, be-sucht hatte. Bashiri ist Autor zahlreicher Bücher über Zentralasien. Zu-dem ist er Herausgeber und Übersetzer des Buches The History of a National Catastrophe   von Rahim Masov, das sich vor allem mit der Geschichte Tadschikistans zu Anfang der 20er Jahre dieses Jahrhun-derts be-schäftigt.

Auf der Suche nach der besten Möglichkeit, seine Arbeit zu organisie-ren, kam David Straub auf die Idee, eine eigene Website im Internet zu erstellen, um so per Mausklick von einer Quelle zu der anderen sprin-gen zu können(2) .  Mittlerweile hat Straub sein Universitätsstudium ab-ge-schlossen und arbeitet in der Bibliothek der University of Minnesota. Er betreibt das Tajikistan Update weiterhin alleine und wird dabei auch von keiner Organisation finanziell gefördert (3).

Seine Hauptabsicht jetzt ist die Ver-breitung bzw. die einfache Zugäng-lichmachung von Informationen über Tadschikistan, wobei sein Haupt-augenmerk sich auf die tadschikischen Benutzer seiner Homepage konzentriert: "I do whatever I can to help the Tajikistani community outside of Tajikistan. I am very proud of the additions of a chatroom and message board to my site and the fact that Tajikistanis are using it. I have assisted asylum seekers, depressed in-dividuals, Tajikistanis who cannot contact their families, and many other Tajikistanis who have had problems(4) ."

Über das Tajikistan Update gelangt der Benutzer auf schnellstem We-ge zu den Aufsätzen zahlreicher Autoren, die sich mit Tadschikistan und der politischen, wirtschaftlichen und menschenrechtli-chen Lage dort beschäftigen. Außerdem erlaubt das Tajikistan Update schnelle Querverbindungen zu Tadschikistan-relevan-ten Texten aus ver-schie-denen Zeitschriften und Zeitungen sowie von Nachrichtenagenturen (z.B. Asiaweek, Le Monde Diplomatique, Reu-ters, etc.) und zu den Veröf-fentlichungen einiger in Tadschikistan täti-ger Organisationen wie das Center for Political and Strategic Studies (CPSS), Human Rights Watch, die Jamestown Foundation, das Open Society Institute, das In-ternationale Rote Kreuz, die Reporter ohne Grenzen oder das Commit-tee to Protect Journalists (CPJ).

Der Nachrichtenteil des Tajikistan Update wird so gut wie täglich ak-tua-lisiert, wobei Straub zum größten Teil die Informationen der interna-tio-nalen Nachrichtenagenturen (vor allem Reuters und Associated Press (AP)) übernimmt oder sich auf Berichte der BBC und von Radio Free Europe / Radio Liberty (RFE/RL) beruft. Bei der Erstellung des Tajiki-stan Update arbeitet David Straub mit Angelfire.com, einem kostenlo-sen Homepage-Service im Internet. Durch seine langjährige Arbeit für bzw. mit dem Tajikistan Up-date hat Straub viele persönlich Kontakte mit Menschen aufgenom-men, die sich für das Land Tadschikistan, seine Kultur, seine Men-schen und seine Medien interessieren und ihm wei-tere Links zu ande-ren Informa-tionsquellen vermitteln. David Straubs Tajikistan Update ist seit seinem Start im September 1996 etwa 40.000mal besucht worden, wobei Straub schätzt, daß etwa 300 Men-schen seine Website regel-mäßig  benutzen (5).

Neben dem Tajikistan Update waren die Website der Nachrichten-agen-tur Internews (<http:///www.Internews.ru>) mit ihrer Zentrale in Mos-kau und die Website des in Prag ansässi-gen Radiosenders Radio Free Eu-rope / Radio Liberty (<http://www.rferl.org>) für meine Re-cherche die zweitwichtigsten Quellen bzw. "Anklickstationen".

Die vorliegende Studienarbeit Medien in Tadschikistan unter besonde-rer Berück-sichtigung der Situation von Journalisten ist zum einen eine Zusam-men-fassung der bei meiner Recherche gefundenen Informatio-nen, zum anderen aber gehe ich dabei auch einen Schritt weiter und versuche, durch die Aus-wertung der Informationen und durch per-sönli-che In-terviews mit den tadschikischen Journalisten eine aktuelle Ein-schät-zung der Situation abzugeben und damit Tenden-zen für die Zu-kunft der Mas-senmedien und der Journalisten in dem zentralasiati-schen Land zu erkennen.

Der erste Teil meiner Arbeit besteht aus einer allgemeinen Einordnung der zentralasiatischen Region um die Republik Tadschikistan, deren Geographie, Bevölkerungsstruktur, Geschichte, Politik und Wirtschaft.

Im zweiten Teil untersuche ich die tadschikischen Medien vom Zeit-punkt der Unabhängigkeit des Landes 1991 bis zum Jahr 1999. Ich versuche dabei, einen Situationsbericht darüber abzugeben, wie sich die Medien entwickelt haben und in welcher Lage sie sich derzeit be-finden.

Anschließend beschäftige ich mich mit dem Alltag der tadschikischen Journalisten, um zu erfahren, welchen Zwängen sie unterworfen wer-den, welche Ängste sie bei ihrer Arbeit durchleben und mit welchen Gegnern sie zu kämpfen haben.

Tadschikistan gilt als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten auf der ganzen Welt. Mehr als 30 Medienvertreter sind seit 1992 we-gen bzw. bei der Ausübung ihres Berufs getötet worden. Durch die Zu-sammenfassung und Auswertung von Texten der internationalen Or-ganisationen zum Schutz von Journalisten, dem Committee to Protect Journalists und den Reporters Sans Frontières, sowie individueller Be-richte aus dem Krisengebiet versuche ich, eine umfassende Dokumen-tation der Todesfälle unter den tadschikischen Journalisten zu erstel-len.

Über persönliche Erfahrungsberichte tadschikischer Journalisten ge-lange ich dann zu den Zukunftsperspektiven für Tadschikistan. Im Vor-dergrund stehen nach dem zentralen Teil der Arbeit, der Situation der tadschikischen Journalisten, dann wieder die internationale Politik, welche über die Zukunft des zentralasiatischen Landes und damit auch über die Zukunft des tadschikischen Journalismus entscheiden wird.

Den Abschluß der vorliegenden Arbeit bildet das Fazit, in dem ich ver-suche, anhand der vorangegangenen Hintergrundinformationen, Si-tua-tionsberichte und persönlichen Einschätzungen eine eigene Pro-gnose über die Chancen der tadschikischen Journalisten auf eine echte Pres-sefreiheit und verbesserte Arbeitsbedingungen in der nahen Zukunft abzugeben.
 
 
 

2  Allgemeine Einordnung der zentral-   asiatischen Region um die Republik    Tad-schikistan

Der Zusammenbruch der Sowjetunion hat das Bild Europas in den letzten zehn Jahren maßgeblich verändert. Doch auch in Asien spüren die Menschen die Auswirkungen von Glasnost und Perestroika. Aus der ehemaligen Sowjetunion entstanden im vorderasiatischen Kau-kasus die eigenständigen Staaten Armenien, Georgien und Aserbaid-schan. Die Teilrepublik Tschetschenien kämpfte in einem blutigen Krieg gegen Moskau um ihre Unabhängigkeit von Russland. Ihr Status ist weiterhin ungeklärt.

In Zentralasien riefen Anfang der 90er Jahre gleich fünf ehemalige Sowjetrepu-bliken ihre Unabhängigkeit aus. Die Länder Kasachstan, Turkmenistan, Usbeki-stan, Kirgisien und Tad-schikistan gehören nach wie vor der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) an. Sie bilden kultu-rell und geographisch gesehen die Region, die seit Jahrhunderten als Chtlyzz Fpbz (Srednaja Asija), also Mittelasien, bekannt ist.

2.1   Übersichtskarte Zentralasien(6)

 

 

2.2  Geographie

Die Republik Tadschikistan erstreckt sich zwischen 36°40' und 41°05' nördlicher Breite sowie 67°31' und 75°14' östlicher Breite  (7) auf einem Gesamtgebiet von 143.100 km². Tadschikistan ist damit der kleinste der fünf zentralasiatischen Staa-ten (Zum Vergleich: Kasachstan, das größte Land Zentralasien, ist mit 2.717.300 km² gleichzeitig das neunt-größte Land der Erde. ). (8)

Das Land grenzt im Norden und Nordwesten auf einer Strecke von 950 Kilometern an Usbekistan, im Nordosten auf einer Strecke von 590 Ki-lometern an Kirgisien, im Osten auf 430 Kilometern an die Volksrepu-blik China und im Süden auf 1.030 Ki-lometern Länge an Afghanistan.

Von Pakistan wird Tadschikistan nur durch einen schmalen afghani-schen Korridor getrennt, der an seiner schmalsten Stelle lediglich 15 Kilometer, an der breitesten Stelle 65 Kilometer breit ist. Dieser soge-nannte Wak-han-Zipfel ist, um mit den Worten von Peter Scholl-Latour zu sprechen, eine "geostrategische Erfindung der zaristischen und bri-tisch-indischen Kartographen, die durch diesen weltverlorenen Schlauch ihren jeweiligen Imperien und deren unstillbarem Expansi-onsdrang ei-nen Riegel vorschie-ben wollten" (9). Weitere Einzelheiten über die Grün-de für die außerge-wöhnliche Form der tadschikischen Grenzen folgen im Kapitel 2.3 (Geschichte und Politik).

Der westliche Teil Tadschikistans besteht aus der Wüste und der wü-stenähnlichen Steppe der Turan-Ebene. Im Osten des Landes bauen sich die Gebirgsketten des Tien-Shan und des Pamir auf. Sie erreichen mit dem Pik Kommunisma (mit 7.495 Metern der höchste Berg der ehe-maligen Sowjetunion) sowie dem etwas kleineren Pik Lenina (7.134 Meter) fast eine Höhe von 8.000 Metern.

Insgesamt 93 Prozent der Fläche Tadschikistans liegen im Gebirge. Mehr als die Hälfte des Landes befindet sich auf einer Höhe von mehr als 3000 Meter über dem Meeresspiegel. Nur sieben Prozent des Lan-des liegen unterhalb einer Höhe von 1.000 Metern. Ackerland macht lediglich fünf Prozent des gesamten tadschikischen Staatsgebietes aus. Die Turan-Ebene ist geprägt von kontinentalem Klima mit gemä-ßigten Temperatu-ren während die Gebirgsregionen des Tien-Shan und des Pamir sich durch trockene, kalte Sommer und trockene, eiskalte Winter kenn-zeichnen.

2.3  Übersichtskarte Tadschikistan(10)

 

 

2.4  Bevölkerung

Über die Bevölkerungszahlen Tadschikistans gibt es widersprüchliche Angaben. Während der Fischer Weltalmanach 1998  (11) die Einwohner-zahl des zentralasiatischen Landes mit 5.836.000 beziffert, weist die Nachrich-tenagentur Internews  (12)darauf hin, daß es zur Zeit keine ver-läßlichen Bevölkerungszahlen gibt. Ihren Informationen nach hatte Tadschikistan im Jahr 1991, ein Jahr vor dem Bürgerkrieg, 5.300.000 Ein-wohner. In den Kriegsjahren sollen jedoch mindestens eine Mil-lion Men-schen aus finanziellen und politischen Gründen das Land verlas-sen haben. Außerdem waren durch den Krieg weit mehr als 50.000 To-desopfer zu beklagen.

Beide angegebenen Bevölkerungszahlen, 5.836.000 bzw. 5.300.000, setzen sich den Quellen zufolge zusammen aus 62,3 Prozent Tadschi-ken, 23,5 Prozent Usbeken, 7,6 Prozent Russen, 1,4 Prozent Tataren, 1,3 Prozent Kirgisen, 0,8 Prozent Ukrainern und 0, 6 Prozent Deut-schen. Die Anzahl der Russen, Ukrainer und Deutschen im Land ist zur Zeit stark rückläufig.

Die Alphabetisierungsrate in Tadschikistan liegt mit 98 Prozent bei den Ein-wohnern über 15 Jahren im Vergleich zu anderen Entwicklungslän-dern sehr hoch. (13) Die meisten Tadschiken sind Muslime, wobei die Sunnis mit 80 Prozent den größten Anteil stellen.

Nur rund 28 Prozent der Gesamtbevölkerung Tadschikistans wohnen in Städ-ten . (14) Die Hauptstadt Dushanbe hat eine Einwohnerzahl von 584.000(15). Weitere bedeutende Städte sind Khodshand, das ehema-lige Lenin-abad, mit 164.500 Einwohnern, Kulyab mit 79.000 Einwoh-nern, Kurgan-Tyube mit 58.000Einwohnern und Ura-Tyube mit 48.000 Ein-wohnern.

Tadschikistan ist aufgeteilt in die Regionen Khatlon (mit Kurgan-Tyube und Kulyab) und Khodshand sowie den Hauptstadtbezirk Dushanbe sowie die autonome Republik Gorno-Badakhshan. Die meisten Men-schen (1.781.000 Millionen) wohnen in der Region Khatlon. Nur 167.000 Men-schen bevölkern die gebirgsreiche auto-nome Republik Gorno-Badakhshan.

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Tadschiken lag 1979 bei 66,3 Jahren. Bis 1990 war sie auf 69,4 Jahre angestiegen, wobei die durch-schnittliche Lebenser-wartung tadschikischer Frauen mit 71,9 Jah-ren um rund 5 Jahre höher liegt als die tadschikischer Männer (66,8 Jahre). Die Säuglingssterblichkeit in Tadschikistan ist erheblich größer als in Industrieländern. So starben von 1000 lebend geborenen Babys 1997 41 während ihres ersten Lebensjahres, was einer Säuglings-sterblichkeitsrate von 4,1 Prozent bedeutet(16).  Zum Vergleich: In Deutschland wurde 1995 eine Säuglingssterblichkeitsrate von nur 0,6 Prozent dokumentiert (17).

1991, im Jahr der Unabhängigkeit, wurde Tadschikisch zur offiziellen Landessprache. Zur Zeit ist Tadschikisch, welches eng verwandt ist mit dem Persischen (Farsi), die meistverbreitete Sprache in Tadschikistan. Dabei benutzten die Tadschiken nicht wie früher die arabischen Schriftzei-chen, sondern die in den vergangenen 80 Jahren üblich ge-wordenen kyrillischen Zeichen.

Eine weitere für das Verständnis der aktuellen Probleme wichtige de-mographische Tatsache besteht darin, daß eine große Zahl von Men-schen tadschikischen Ursprungs in den Nachbar-ländern Usbekistan und Afghanistan lebt. Allein in Afghanistan sollen rund 4 Millionen Tad-schiken zuhause sein(18).

Hierfür ist neben der hohen Zahl an Kriegsflüchtlingen vor allem die Aufteilung Zentralasiens in Autonome Sowjetgebiete in den 20er Jah-ren verantwortlich. In der Konfliktanalyse Central Asia: Conflict, Reso-lution and Change von Sergej Gretsky (geschrieben im Dezember 1995 für das Center for Political and Strategic Studies (CPSS)) wird davon berichtet, daß zur Zeit der Division des zentralasiatischen Raums von 1.100.000 Tadschiken nur ganze 300.000 auf dem Gebiet des späteren Tadschikistans lebten(19).  Der größte Teil der Tadschiken, die nicht in ih-rem neugeschaffenen Heimatland wohnten, befanden sich in den us-bekischen Städten Samarkand und Bukhara.

2.5  Geschichte und Politik

Historisch betrachtet ist Tadschikistan, wie schon das vorhergehende Kapitel zeigt, alles andere als ein einheitliches Gebilde. Zudem haben kriegerische Auseinandersetzungen auf dem Territorium der heute selbständigen Republik Tadschikistan eine bewegte Geschichte.

Schon im 13. Jahrhundert machte die Region durch den Eroberer Dschingis Khan auf sich aufmerksam. Samarkand, eine der berühmte-sten Städte der ehemaligen Seidenstraße und zudem eine der Hoch-burgen der historischen Tadschiken, wurde 1370 von Timur dem Lah-men zur Hauptstadt seines Imperiums ernannt. 1395 erstreckte sich das Gebiet, das unter Timurs Herrschaft stand, bis weit in die östliche Türkei und beinhaltete auch den Iran, den Irak und Teile Syriens.

Im Jahr 1860 begann dann die Eroberung Zentralasiens durch die Russen. Der Mangel an Baumwolle trieb die Zaren aus St. Petersburg und Moskau durch die kasachische Steppe und die Wüste Turkmeni-stans bis in die Berge Tadschikistans. Bis 1873 hatten die Russen praktisch das gesamte Gebiet bis zur iranischen und afghanischen Grenze unter ihre Herrschaft gebracht und nannten das eroberte Land fortan Turkestan. Erste Unstimmigkeiten mit den Bewohnern Zentralasi-ens gab es im Ersten Weltkrieg, als die Russen damit begannen, auch Moslems zur Armee einzuziehen. Die Revolution von 1917 überraschte die moslemischen Eliten in den ehemaligen Khanaten, so daß ihre Macht in der Folgezeit immer weiter abnahm und die Russen Zentral-asien fest in ihrer Hand hatten.

Die Republik Tadschikistan wurde kurze Zeit später Anfang der 20er Jahre durch die von Stalin vorangetriebenen Grenzziehungen geschaf-fen. So entstand die Tad-schikische SSR auf einem Moskauer Reißbrett zum einen aufgrund von sprach-lich-ethnischen Kriterien, zum anderen jedo-ch auch aus poli-tisch-taktischem Kalkül heraus. Peter Scholl-La-tour ver-gleicht in seinem Buch Das Schlachtfeld der Zukunft den Kau-kasus mit dem zentralasiatischen Raum. Die Gemeinsamkeit, die sich dabei ab-leiten läßt, ist die, daß Stalin bei der Aufteilung des sowjeti-schen Ge-bietes in vollrangige Re-publiken, Autonome Republiken, Au-tonome Gebiete sowie Enklaven und Exklaven "den ethnisch-konfes-sionellen Streit systematisch pro-grammiert und durch extrem kompli-zierte, will-kürliche Grenzziehungen geschürt"(20)  hat. Scholl-Latour wei-ter: "Sollte es den exotischen Depen-denzen des Sowjetreiches wirklich eines Ta-ges nach Unabhängigkeit und Separation von Moskau gelü-sten, dann wären alle Voraussetzun-gen für das altbewährte Rezept von divide et impera! versammelt. Tat-sächlich ist die tödliche Saat aufge-gangen, als Boris Jelzin 1991 mit einem Federstrich die Sowjetunion auflöste und in ihre Teilrepubliken zerfallen ließ (21)."

Der zentrale Teil des heutigen Tadschikistans sowie der Süd- und Südwesten hatten bis zur Einverleibung in die Sowjetunion zum Emirat von Buchara gehört, welches seit dem Jahr 1868 ein russisches Pro-tektorat gewesen war. Selbst in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts gab es in dem genannten Gebiet noch bewaffnete einheimische Ver-bände (u.a. die Basmatschen), die den anrückenden Rotarmisten erbit-terten Widerstand leisteten. 1924 wurde in Moskau die nationalterrito-riale Aufteilung Mittelasiens vorangetrieben. Dabei wurde die Autono-me Republik Tadschikistan der vollrangigen Sowjetrepublik Usbekistan zugeschlagen.

Der nördliche Teil des heutigen Tadschikistans, die Provinz Kho-dshand, hatte, anders als der Rest des Landes, nicht zum Emirat von Buchara, sondern zum Khanat Kokand gehört, das sich schon länger unter starkem russischen Einfluß befunden hatte. Erst als die usbe-kische Autonome Republik Tadschikistan 1929 den Status einer voll-rangigen Unionsrepublik erhielt, wurde die Provinz Khodshand ein Teil Tadschikistans. Die beiden wichtigsten Zentren tadschikischer Kultur hingegen, die Städte Samarkand und Buchara mit einer tadschikischen Bevölkerung von annähernd einer Million Menschen, sind bis heute ein Teil Usbekistans. Margarethe Marsall nennt das Ergebnis der Grenz-ziehung von 1929 ein "ethnisch und historisch heterogenes Gebilde"(22). Sie sieht darin die "historische Wurzel"(23)  für den Bürgerkrieg der frühen 90er Jahren.

Am 24. August 1990 erklärte die ehemalige Sowjetrepublik Tadschiki-stan ihre Souveränität. Es folgte die Unabhängigkeitserklärung vom 9. September 1991, mit der sich Tad-schikistan endgültig von der Sowjet-union lossagte. Die Vereinten Nationen sprechen in diesem Zusam-menhang davon, daß die Unabhängigkeit für Tadschikistan völlig un-vorbereitet kam(24).  Der 9. September ist seitdem in Tadschikistan auf jeden Fall offiziel-ler Nationalfeiertag (Unabhängigkeitstag). In den fol-genden Monaten kam es vor allem in der Hauptstadt Dushanbe zu Massenprotesten, die das Verbot der Kommunistischen Partei (KP) zum Ergebnis hatten. Die daraufhin angesetzten Wahlen im November 1991 gewann der ehema-lige Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Tadschikistans, Rakhmon Nabiyev. Die Op-position behauptete, das Wahlergebnis sei gefälscht worden und ver-wehrte der Wahl die Aner-kennung.

Weitere Demonstrationen der Nabiyev-Gegner führten dazu, daß die Opposition in die Regierung miteinbezogen wurde. Kurzfristig regierte in Dushanbe eine Koalition aus islamischen Fundamentalisten und pro-westlichen Demokraten, deren Gemeinsamkeiten sich auf den Kampf gegen den Kommunismus und die damit verbundene Abhängigkeit von Russland beschränkten.

Die Russen ihrerseits versuchten, das in der tadschikischen Hauptstadt zusammengekommene Regierungsbündnis auseinanderzutreiben und fanden dafür tatkräftige Unterstützung in der südlichen Provinz Kulyab. Mit Moskauer Hilfe formierte sich dort die People's Front um den Alt-kommunisten und Direktor der Lenin-Sovchose in Kulyab, Imomali Rakhmonov, die sich im Oktober 1992 anschickte, die Regierung in Dushanbe zu stürzen. Ei-nen Monat später wurde Rakhmonov dann tat-sächlich zum neuen Par-lamentsvorsitzenden gewählt, während sich die Regierung zu größten Teilen aus engen Vertrauten des neuen starken Mannes in Tadschiki-stan zusammensetzte.

Die einseitige Verteilung der Machtbefugnisse, d.h. die Besetzung von hochrangigen Posten mit Politikern aus einem einzigen Landesteil, war ein Grund für den kurze Zeit später ausbrechenden Bürgerkrieg. Mehr als 50.000 Menschen fielen den anarchistischen Zuständen in Tad-schikistan in den folgenden vier Jahren zum Opfer. Regierungstreue Soldaten und Anhängern der islamistischen Fundamentalisten leisteten sich dabei erbitterte Kämpfe. Während des gesamten Bürgerkriegs in Tadschikistan wurden die Regierungstruppen nicht nur finanziell von Russland unterstützt. Moskau griff sogar mit 25.000 Soldaten direkt in das Kriegsgeschehen ein, so daß Rakhmonov das Gebiet um die Hauptstadt Dushanbe relativ sicher unter seiner Gewalt halten konnte.

Die Opposition, die sich vor allem in den zentralen und den östlich ge-legenen Regionen des Landes breitgemacht hatte, setzte sich aus zwei Fraktionen zusammen. Die vom Iran unterstützte United Tajik Oppositi-on (UTO) unter Said Abdullah Nuri bestand aus der Demokratischen Partei Tadschikistans, der Partei Islamic Revival und der La'li Badakh-shon Society. Die andere große Gruppe nannte sich Block der Nationa-len Wiedergeburt und wurde von drei entlassenen Premierministern des Landes angeführt.

Im April 1994 trafen sich die Bürgerkriegsparteien in Moskau erstmals, um Friedensverhandlungen aufzunehmen. Nach einem halben Jahr führten die Gespräche schließlich am 17. September 1994 in Teheran zur Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens.

Kurze Zeit später führte die Regierung Rakhmonov unter dem Protest der Opposition im Oktober und Anfang November 1994 Parlaments- und Präsidentschaftswahlen durch, die Rakhmonov und seine Partei mit eindeutiger Mehrheit gewannen. Außerdem verabschiedete Rakhmonov eine neue Verfassung, die durch ein von Referendum her-beigeführt worden war.

Alle diese politi-schen Ergebnisse wurden weder von der Opposition, noch von den in-ternationalen Beobachtern (UN, OSZE und EU) aner-kannt, da die Wahlen nach Ansicht der internationalen Staatengemein-schaft nicht als frei und fair bezeichnet werden können. Margarethe Marsall weist bei ihren Ausführungen zu den Ereignissen vom Herbst 1994 auch darauf hin, daß die von den Wahlen vollständig ausge-schlossene Opposition die Durchführung freier und fairer Wahlen schon von vornherein für unmöglich erklärt hatte, da sich zum Zeit-punkt der Wahlen, "Hunderttausende tadschikischer Bürger, fast aus-schließlich Oppositionsanhänger, im Ausland befanden, alle oppositio-nellen Parteien und kritischen Zeitungen verboten sind und die Medien streng von der Regierung kontrolliert waren - in den zweieinhalb Jah-ren Bürgerkrieg wurden in Tadschikistan mindestens 26 Journalisten umgebracht(25)."

Der einzige Gegenkandidat von Parlamentspräsident Rakhmonov war übrigens der frühere Regierungschef und Altkommunist Abdulmalik Ab-dulladschanow, der Ende 1993 von Rakhmonov abgesetzt worden war. Abdulladschanow hatte vor der Wahl, die überschattet wurde von Ge-waltakten, Morden und Behinderungen bei der Stimmabgabe, kei-nerlei Sendezeit im tadschikischen Radio und Fernsehen erhalten. Der zen-tralen Wahlkommission in Dushanbe zufolge kam Abdulla-dschanow auf 35 Prozent der Stimmen, während auf Imomali Rakhmo-nov rund 58,3 Prozent der Stimmen entfielen. (26)

Erstmals seit der Unabhängigkeit Tadschikistans fanden in dem zen-tralasiatischen Land am 26. Februar 1995 Parlamentswahlen statt. Ins-gesamt wurden 181 Sitze im tadschikischen Parlament, dem Madschli-si-Oli, vergeben. Die meisten der gewählten Parlamentsmitglieder stammten aus der ehemaligen KP. 86 von ihnen waren in ihren Wahl-bezirken ohne Gegenkandidaten angetreten, so daß ihre Wahl schon vorher festgestanden hatte. Stärkste Kraft im neuen Parlament wurden unweigerlich die prokommunistischen Anhänger Rakhmonovs. Der nannte die Wahl nach Aussage von Marsall "frei und demokratisch"(27), ergänzte allerdings, daß es Demokratie in Tadschikistan in absehbarer Zeit nicht geben werde.

Trotz der weitreichenden Machtbefugnisse, die Rakhmonov durch die Wahl und die neue Verfassung erlangt hatte, wurden die Regie-rungs-truppen von den Soldaten bzw. Kämpfern der islamischen Op-position in der Folgezeit immer weiter unter Druck gesetzt. Mitten in den Wirren des Krieges bekam auch die alte Feindschaft Russlands mit Afghani-stan neuen Wind. Die Russen, die die Regierung Rakhmo-nov unter-stützten, beschuldigten die tadschikische Opposition, durch Übergriffe an der afghanischen Grenze die Vermittlerrolle Russlands zu untergra-ben und warfen der afghanischen Führung in Kabul vor, die verräteri-schen Operationen an der tadschikisch-afghanischen Grenze von ih-rem Territorium aus starten zu lassen. Radio Kabul entgegnete der Staatsduma in Moskau, die GUS-Truppen selbst hätten die Grenze mehrfach verletzt und dabei 125 afghanische Zivilisten getötet(28).

Trotz etlicher gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Regie-rungs- und Oppositionstruppen wurde die sogenannte Waffenruhe mehrfach verlängert. So auch am 17. August 1995, als Präsident Rakhmonov und der Führer der tadschikischen Opposition, Said Ab-dullah Nuri, ein Abkommen zur Verlängerung der Waffenruhe bis zum 26. Oktober 1995 unterzeichneten. Rakhmonov und Nuri, der bis zu die-sem Zeitpunkt im Exil in Afghanistan lebte, hatten sich erstmals im Mai 1995 in Kabul getroffen. Laut Marsall soll Rakhmonov Nuri dabei vor der Presse als "große Figur in Tadschikistan"(29)   bezeichnet haben.

Said Abdullah Nuri war von den verschiedenen in der UTO (United Ta-jik Opposition) verschmolzenen Oppositionsgruppen bei der Gründung der UTO am 27. Juli 1995 in Teheran zu deren Chef bestimmt worden. Es folgte ein Jahr, in dem sich die Bürgerkriegsgegner trotz immer wie-der verlängerter Waffenruhen inhaltlich nicht auf ein Friedensabkom-men einigen konnten. Die Waffenruhen existierten nur auf dem Papier. In Wirklichkeit wurde in vielen Teilen Tadschikistans auch 1996 weiter-gekämpft. Präsident Rakhmonov sah sich durch die anhaltenden Kampfhandlungen in sei-nem Land und unter dem massiven Druck Russland dazu gezwungen, im De-zember 1996 erneut zu Gesprächen mit den Führern der Opposi-tion nach Moskau zu reisen. Erstes Ergeb-nis der Gespräche am run-den Tisch war das Waffenstillstandsabkom-men zwischen dem Präsi-denten Imomali Rakhmonov und dem UTO-Führer Said Abdullah Nuri am 23. De-zember 1996.

Die weiteren Verhandlungsrunden, wie unter anderem die in Teheran im Januar 1997, gestalteten sich jedoch schwieriger als erwartet. Beide Seiten machten zwar kleinere Zugeständnisse an ihre Verhandlungs-partner. Doch eine Nationale Versöhnungskommission (National Re-conciliation Commis-sion), wie noch in Moskau angeregt und für die nä-here Zukunft anvi-siert, wurde nicht gebildet.

Zudem berichtete Radio Free Europe / Radio Liberty (RFE/RL) in die-ser Zeit auch wieder über intensivere Kampfhandlungen in Tadschiki-stan. Vor allem die Fraktion um den ehemaligen Premierminister Ab-dulmalik Ab-dullad-schanov startete neue Offensiven gegen die Regie-rungstruppen. Der RFE/RL-Reporter beendete seinen Bericht mit den Worten: "...neither the go-vernment, nor the opposition have any pro-gram of action in this si-tua-tion. They have no political or economic pro-grams for the future." (30)

Fünf Monate später hatte der Bürgerkrieg in Tadschikistan dann jedoch ein Ende. Am 27. Juni 1997 unterzeichneten Präsident Rakhmonov und der UTO-Führer Said Abdullah Nuri in Moskau einen Friedensver-trag. Mit dem Papier einigten sich beide Seiten darauf, die Macht in Tad-schikistan bis auf Weiteres zu teilen und gemeinsam für einen Pro-zeß der Wiedereingliederung der Oppositionellen und der zahlreichen Bür-gerkriegsflüchtlinge einzustehen. Die Parteien bzw. Bewegungen Is-lamic Renaissance Party, Democratic Party, Rastokhez People's Mo-vement und La'li Badakhs-hon Society, die seit 1993 offiziell verboten waren, wurden wieder zugelassen. In den Kriegsjahren waren diese Oppositi-onsgruppen von ihren im Exil lebenden Führern geleitet wor-den und hatten sich zuerst in Afghanistan zum sogenannten Islamic Revival Movement vereinigt. 1996 änderten sie dann ihre Bezeichnung zu United Tajik Opposition (UTO).

Der tadschikische Journalist Salimjon Aioubov geht in seinem Bericht Tajikistan: Stability Threatened Despite Peace Accord vom 18. Juli 1997 davon aus, daß sich die politische Szene Tadschikistans in Folge des Friedensvertrags erheblich verändern wird. Allerdings merkt er auch an, daß sowohl die Regierungspartei als auch die Oppositions-gruppen mit Glaubwürdigkeitsproblemen zu kämpfen haben. Aioubov attestiert der "battle-worn, exhausted and anxiety-ridden population of Tajikistan"(31)  einen besonders hohen Grad an Skepsis den Politikern gegenüber. Trotz des formell besiegelten Friedens in Tadschikistan sind laut Aioubov nicht alle Probleme vom Tisch. In der Zukunft werden vor allem die beiden machthungrigen Sponsorländer Tadschikistans, der große Bruder Russland sowie das Nachbarland Usbekistan, ein deutliches Wort in Politik und Wirtschaft des Landes mitsprechen wol-len.

Die Ereignisse des Jahres 1998 in Tadschikistan sind größtenteils von positiver Natur. Gleich zu Beginn, am 4. Januar 1998, unterzeichneten die Präsidenten Tadschikistans und Usbekistans, Imomali Rakhmonov und Islam Karimov, mehrere Abkommen über wirtschaftliche und sozio-humanitäre Zusammenarbeit. Mitte Januar kehrten die ersten Bürger-kriegsflüchtlinge aus dem zentralasiatischen Nachbarland Turkmeni-stan nach Tadschikistan zurück. Im Februar wagte diesen Schritt auch einer der Führer der UTO, der seit fünf Jahren im iranischen Exil le-bende Khoji Akbar Turajonzoda. Er wurde am 10. März 1998 sogar zum ersten Vize-Premierminister des Landes ernannt. Im April 1998 starte-ten 3.500 tadschikische Staatsbürger ihre Pilgerfahrt nach Mekka. Eine Zahl, die es in dieser Form in Tadschikistan noch nicht gegeben hatte. Am 27. Juni 1998 wurde der Jahrestag der Unterzeichnung des Frie-densvertrags im ganzen Land begangen. Präsident Rakhmonov machte den 27. Juni per Dekret zum Tag der Nationalen Versöhnung.

Erst im Juli 1998 zogen wieder dunklere Wolken über Tadschikistan auf. Am 20.7.1998 wurden vier Mitarbeiter der Vereinten Nationen auf dem Weg ins Garm-Tal von Unbekannten erschossen. Daraufhin pro-testierten diverse internationale Hilfsorganisationen. Das Internationale Rote Kreuz zog seine Mitarbeiter aus den ländlichen Gebieten Tad-schikistans ab und konzentrierte die humanitäre Arbeit bis auf Weiteres auf die Hauptstadt Dushanbe. (32)

Am 22. September 1998 wurde dann einer der Führer der UTO, Ota-khon Latifi, in Dushanbe ermordet. Die UTO erklärt drei Tage später ih-ren vorläufigen Ausstieg aus der Nationalen Versöhnungskommission. Im November 1998 wurde ein Putschversuch des Führers der Partei der Nationalen Einheit, Abdumalik Abdulladschanow, und der Miliz des Re-bellenführers Mahmud Khudoiberdyev, in der Region Leninabad von den Regierungstruppen niedergeschlagen(33).

Der Dezember war dann wieder etwas ruhiger und versöhnte die Tad-schiken mit der Nachricht, daß die Weltbank, der Internationale Wäh-rungsfonds und diverse Spenderländer rund 19 Millionen US-$ für die Republik Tadschikistan zur Verfügung stellen würden als Soforthilfe-maßnahme im Zuge der Turbulenzen in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach der verheerenden Wirtschaftskrise Russlands, die seit August 1998 immer offensichtlichere Folgen auch in Zentralasien zeigt.

 

 

2.6  Wirtschaft

Tadschikistan hatte schon zu Zeiten der Sowjetunion das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen der UdSSR, dazu das höchste Bevölkerungs-wachstum und einen ex-trem niedrigen Lebensstandard. Die Wirtschaft ist geprägt von der Landwirtschaft, wobei Baumwolle das bedeutendste Anbaupro-dukt ist. 75 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Gesamt-fläche Tad-schikistans entfallen auf den Baumwollanbau. In der Vieh-zucht dominie-rt vor allem die Schafhaltung. Außerdem sind die Tad-schiken außerordentlich engagiert bei der Zucht von Seiden-raupen.

Natürliche Rohstoffvorkommen (Silber, Gold, Uran) sind vorhanden, allerdings nicht in besonders großen Mengen. Die Industrie des Lan-des beschränkt sich fast ausschließlich auf eine Aluminiumfabrik und einige Wasserkraftwerke. 43 Prozent der arbeitenden Bevölkerung Tadschi-kistans sind in der Landwirtschaft beschäftigt, 24 Prozent sind im Dienstlei-stungssektor bzw. im Staatsdienst angestellt. In der Indu-strie sind 14 Prozent der Arbeiter beschäftigt, weitere elf Prozent ent-fal-len auf Handels- und Kom-munikationsfir-men, während acht Prozent in der Bauindustrie ihr Geld verdienen.

Die tadschikische Wirtschaft wurde zu dem durch den vier Jahre dau-ern-den Bürger-krieg noch zusätzlich geschwächt. Vor allem im Süden des Landes sind mehr als 80 Prozent der Industrieanlagen zerstört wor-den.  Allein im Jahr 1997 sollen sich die materiellen Kriegsverluste auf rund vier Milliarden US-$ belaufen haben(34). Seitdem ist Tadschiki-stan noch mehr von Russland und dem Nachbarland Usbekistan ab-hängig. Usbekistan kontrolliert die Energieversorgung Tadschikistans, da die meisten der nicht zerstörten Industrieanlagen in dem unter star-kem us-bekischen Einfluß stehenden Norden Tadschikistans angesie-delt sind. Russland beschränkt sich auf finanzielle Unterstützung und die Ge-währleistung der Sicherheit der tadschikisch-afghanischen Grenze.

Eines der größten wirtschaftlichen Probleme des Landes bereitet die  Versorgung der Bürger mit Lebensmitteln. Die Produktion von Fleisch und Butter sank in den Jahren 1992 bis 1994 um jeweils rund 40 Pro-zent. Laut Informationen der Außenwirtschaftsorganisation der öster-rei-chischen Wirtschaftskammer verbrauchen drei Viertel der Bevölke-rung heute weniger als 200 Gramm Butter pro Monat(35).

Das Bruttosozialprodukt je Einwohner lag in Tadschikistan im Jahr 1995 bei 340 US-$. Die In-flationsrate wurde für 1995 von der Central In-telligence Agency (CIA) auf 28 Prozent pro Monat geschätzt (36) , ande-re Quellen nennen eine Inflationsrate von 635 Prozent für das ganze Jahr 1995(37).

Die Nachrichtenagentur Internews berichtet, daß das durchschnittliche Monatseinkommen in Tadschikistan bei etwa vier US-$ liegt und oft nicht fristgemäß ausgezahlt wird(38). Die tadschikische Währung ist der tad-schikische Rubel, der bei meinem Besuch in Tadschikistan im April 1996 einen Wert von 275 zu 1 im Vergleich zum US-Dollar hatte. Der Fischer Weltalmanach 1999 (Redaktionsschluß: 1. September 1998) nennt einen Umtauschkurs von 754 zu 1(39).  Doch auch dieser Wert konnte sich nicht lange halten. In der ersten Woche des Jahres 1999 wurde in Dushanbe ein amerikanischer Dollar beim Tausch mit 1200 tadschikischen Rubel bezahlt(40).

Beim Außenhandel fällt auf, daß ein hoher Einfuhrüberschuß bei Öl und Gas sowie Erzeugnissen der chemischen Industrie und des Ma-schinen-baus sowie bei den Nahrungsmitteln besteht. Die Tadschiken importieren mehr als 80 Prozent ihres ver-brauchten Getreides. Die Han-delsbilanz ist durch die schweren Belastungen in den genannten Be-reichen negativ. Die Auslandsschulden Tadschikistans beliefen sich 1995 auf 635 Mil-lio-nen Dollar, wovon rund 250 Millionen an Russland gezahlt werden müs-sen. Die Weiterentwicklung des Gesundheits-sy-stem, des Bildungssystem sowie staatliche Bauprojekte und die Un-ter-stützung von Wissenschaft und Kultur sind laut Internews zu einem kompletten Stillstand gekom-men(41).

Kurzum: Der Lebensstandard in Tadschikistan verschlechtert sich zu-sehends, so daß Internews in der Addition aller Umstände zu dem Schluß kommt, daß Tadschikistan die ehemalige Sowjetrepublik ist, die am negativsten auf die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der post-sowjetischen Zeit reagiert hat.

Wirtschaftliche Reformen, die in Tadschikistan dringend notwendig wä-ren, konnten durch die fehlende politische Konstanz in den vergange-nen Jahren noch nicht auf den Weg gebracht werden. Die Regierung habe nur halbherzige Versuche unternom-men, um die Wirtschaft zu stabilisie-ren und Reformen zu fördern, so die Autoren des Fischer Weltalmanachs 1998(42).

3   Medien in Tadschikistan

Informationen über das Land Tadschikistan sind in den westlichen Medien nur sehr selten zu finden. Noch seltener wird berichtet über die Lage der Journalisten und des Mediensystems in dem zentralasiati-schen Land. Auf den ersten Blick scheint es vielleicht wenig interessant zu sein, wie es einer mit gut fünf Millionen Einwohnern vergleichsweise kleinen Population irgendwo zwischen Russland und China geht und wie sie sich entwickelt.

Und doch, so finde ich, lassen sich aus der Geschichte der noch jun-gen Republik Tadschikistan eine große Anzahl interessanter Ansätze herausfiltern, die auch Rückschlüsse auf unser westliches Medien- und Demokratie-verständnis zulassen.

Nach der geographischen, geschichtlichen, politischen und wirtschaftli-chen Einführung bietet die vorliegende Arbeit jetzt einen Überblick über die Medien in Tadschikistan. Neben dem rechtlichen Rahmen für die journalistische Arbeit steht dabei die Entwicklung der Printmedien, des Radios und des Fernsehens seit dem Zusammenbruch der UdSSR im Vor-dergrund.

 

3.1  Der rechtliche Rahmen

Der rechtliche Rahmen für die tadschikischen Medien hat sich in den 90er Jahren durch zahlreiche Gesetzesänderungen in vielen Bereichen geändert, wobei man jedoch nicht sagen kann, daß es zu einem kom-pletten Umbruch gekommen ist. In den wesentlichen Bestandteilen ver-körpert das zur Zeit bestehende Recht, das auf die Medien in Tad-schi-kistan angewandt wird, immer noch das Recht, das vor 1990 von der Ostsee bis zum Pazifik im gesamten Sowjetreich gültig war.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Internews bestehen die einzigen speziell auf die tadschikischen Medien anwendbaren Regula-torien in dem Gesetz für Presse und andere Massenmedien (meine Übersetzung, C.S.) (43), welches am 14. Dezember 1990 vom Höchsten Sowjet der Tadschikischen SSR angenommen wurde.

Das Gesetz war ursprüng-lich eine Kopie des Mediengesetzes der ehemaligen UdSSR und bein-haltete lediglich einige Zusätze, die den Gebrauch der tad-schikischen Sprache in den Medien regeln sollten. Der Gesetzestext von 1990 ist in der Zwischenzeit jedoch mehrfach überarbeitet bzw. er-gänzt worden, wodurch sich doch zahlreiche ein-schneidende Veränderun-gen für die tad-schikischen Journalisten und die Medienlandschaft an sich ergaben.

Am 14. März 1992 wurde in Tadschikistan das Büro des General-staatsanwalt mit dem Recht ausgestattet, solche Medienbetriebe zu schließen, die zweimal in einem Jahr gegen das Gesetz für Presse und andere Massenmedien ver-stie-ßen. Früher hatten lediglich Gerichte die Bevollmächtigung, ein Verbot für bestimmte Medien auszurufen. Die Gesetzesänderung vom 14. März 1992 wurde jedoch in Tadschikistan nach Angaben von Internews nicht ein einziges Mal in der Praxis an-gewandt. Eine andere Quelle spricht davon, daß nach der Gesetzes-änderung vom 14. März 1992 bis zu 30 Zeitungen und Zeitschriften ge-schlossen wurden und zahlreiche Journalisten so ihren Arbeitsplatz verloren (siehe Kapitel 5).

Seit Anfang 1994 müssen alle Presseveröffentlichungen staatlich regi-striert werden, die eine Auflage von mindestens 100 Ex-emplaren ha-ben. Früher hatte die Mindestgrenze bei einer Auflagen-stärke von 1000 Exemplaren gelegen. Hier wird bereits deutlich, daß die Re-gierung Rakhmonov versucht, die Medienvertreter in ihrer Arbeit zu kontrollie-ren und ihre Position als Meinungsmacher im Land zu schwä-chen.

Im Mai 1994 unterbreitete das Staatliche Rundfunkkommittee dem Par-lament in Dushanbe einen 9.000 Wörter langen Gesetzesvorschlag, der das alte Gesetz für Presse und andere Massenmedien auf dem Gebiet des Rundfunks ersetzen sollte. Um die Überlegungen hinter diesem erneuten Eingriff in das Medienrecht zu verstehen, bedarf es zuerst einer Einführung in die allgemeine Lage der tadschikischen Medien und deren Veränderungen seit dem Ende der UdSSR.

 

3.2  Entwicklungen der tadschikischen
    Presse seit der Unabhängigkeit des
    Landes im Jahr 1991 bis hin zur
     aktuellen Situation

Der Zusammenbruch der Sowjetunion infolge der Glasnost-Bestrebun-gen von Mikhail Gorba-tschow brachte für die Presse in der damals so-wjeti-schen Republik Tadschikistan zahlreiche Veränderun-gen mit sich. Der bis dahin vom Staat kontrollierte Zeitungsmarkt wurde zusehends von liberaleren Strömungen unterwandert und öffnete sich langsam marktwirtschaftlichen Strukturen. Diese Öffnung setzte sich nach der Unabhängigkeitserklärung Tadschikistans im Jahr 1991 fort. Bevor der jetzige Präsident Imomali Rakhmonov im November 1992 an die Macht kam, gab es nach Ansicht der Nachrichtenagentur Internews in Tad-schikistan eine relativ breit gefächerte Medienlandschaft. Die Rede ist von über 30 unabhängigen bzw. oppositionellen Zeitungen und mehre-ren Dutzend (Kabel-)Fernsehkanälen(44).

Der erste Versuch, diese neuen Entwicklungen zu dokumentieren, wurde im Jahr 1994 unternommen. Zu dieser Zeit finanzierte die Soros Foundation eine Recherche des Inter-news-Journalisten Eric Johnson in Tadschikistan. Zwei Wochen lang sammelte Johnson vor Ort Informa-tionen und verfaßte anschließend einen dreiseitigen Bericht mit dem Titel The Press in Tajikistan(45).

Demnach entstanden Anfang der 90er Jahre bis zu 25 neue Zeitungen, wobei die Bezeichnung Zei-tung in Tadschikistan ver-schiedene Inter-pre-tationen hat. So gehörten zu den genann-ten 25 Publikationen auch einseitige Veröffentlichungen, die lediglich einmal im Monat her-aus-ge-geben wur-den. Zum Zeitpunkt von Johnsons Aufenthalt in Tad-schiki-stan existierte von diesen neuen Zeitungen keine einzige mehr. Die Gründe für die Einstellung der Publikationsaktivitäten waren zum einen offensicht-lich finanzielle Problemen, zum anderen aber auch der politi-sche Druck wäh-rend des Bürgerkriegs, bei dem die Medien zwischen die Fronten der Diktatur des Staats-chefs Rakhmonov und die Wider-standsbestrebungen der zumeist moslemischen Rebellen gerieten.

Als bedeutendste staatliche Presseorgane in Tadschikistan werden die Narodnaya Gazeta (Volkszeitung), deren tadschikisch- bzw. usbe-kisch-sprachigen Ableger Jumihuriyat und Kholk ovozi sowie die Golos Tajiki-stana (Stimme Tadschiki-stans) und deren tadschikisch- bzw. us-be-kischsprachigen Ableger Tojikistan und Tojikiston ovozi genannt. In Dus-hanbe erscheint zudem die Zeitung Vechernyi Dushanbe (Dushanber Abend-zei-tung), die 1992 von der Stadtregierung ins Le-ben gerufen wurde und 1994 die höchste Auflage im ganzen Land hatte.

Im Herbst 1995 stand nach Angaben des Committees to Protect Jour-na-lists (CPJ) jedoch auch die Vechernyi Dushanbe kurz vor dem finan-ziel-len Aus. Die tadschikische Regierung hatte den Verleger zu einer Strafe von 1,6 Billionen russischer Rubel (320.000 US-$) verur-teilt, weil in der Zeitung an-geblich die "Ehre und Würde des turk-meni-schen Prä-sidenten Niyazov"(46)   beschnitten worden sei. Der tadschi-kische Minister für Kultur und Information rechtfertigte diese Maßnah-me mit der Aus-sage, daß das Land Tadschikistan es sich nicht leisten könne, die Be-ziehungen zu Turkmenistan in dem Moment zu ver-schlechtern, in dem die Turkme-nen gerade zur Lieferung von Gas be-reit seien.

Neben den finanziellen Strafen benutzte die tadschikische Regierung 1995 auch noch andere Druckmittel, um die widerspenstigen Journali-sten in den Griff zu bekommen. So wurden mehrere Redakteure der Vechernyi Dushanbe im September für kurze Zeit entführt. Ihnen wurde mit ihrer Ermordung und der Ermordung ihrer Kinder gedroht, falls sie weiterhin regierungskritische Artikel schreiben und veröffentlichen wür-den.

Einige der staatlichen Zeitungen strebten seit 1990 mehr und mehr nach Unabhän-gigkeit, mußten allerdings 1994 die Regierung um Un-terstützung bitten. Die Papierpreise waren so extrem angestiegen, daß der Druck der Zeitungen ohne staatli-che Hilfe nicht mehr möglich war.

Ende 1991 rief Akmal Alimov, ehemaliger Parteifunktionär und Bruder des damali-gen Außen-ministers, die unabhängige Nachrichtenagen-tur Novosti Tajikistana (Tadschikische Nachrichten) ins Leben. Ein Jahr lang versuchte die Nachrichten-agentur sich durch den Verkauf von Nachrichten aus Tadschikistan an ausländische Nachrichtenagen-turen und Botschaften zu finanzieren. Im Oktober 1992 stellte sie je-doch ihre Arbeit ein, nachdem sie durch angeblich einseitige Bericht-erstattung im tadschikischen Bürgerkrieg politisch unter Druck geraten war.

Der Gründer der Nachrichtenagentur und die 15 Redaktionsmitglieder ar-beiteten fortan für die neu gegründete Zeitung Biznes i politika (Wirtschaft und Politik), die nach Ansicht von Eric Johnson zur Zeit sei-ner Recherche 1994 die einzige Zeitung in Dushanbe war, welche die Be-zeichnung unabhängig ver-diente. Hauptsponsor und Gründungsmit-glied von Biznes i politika ist der örtliche Geschäftsmann Sadrydin Mukhameddov. Die Verkaufser-löse von Biznes i politika deckten nicht die Produkti-onskosten und eine Einstellung der Zeitung, die einmal wöchentlich mit einer Auflage von 30.000 Stück ausschließlich in der Hauptstadt Dushan-be herausgegeben wurde, schien 1994 absehbar.

Die meisten anderen Zeitungen in Tadschikistan erschienen ebenfalls nur einmal pro Woche, was laut Eric Johnson auf die allgemeine Pa-pierknappheit zu-rückzu-führen ist. Tadschikistan hat, genau wie die an-deren vier zentralasiati-schen Repu-bliken, keine eigene Papierindustrie und muß den gesam-ten Papierbedarf mit Importen aus Russland dec-ken. Der Preis für eine Tonne Papier erreichte in der GUS mit 700 US-$ zwi-schenzeitlich ei-nen Wert, der doppelt so hoch angesiedelt war wie im Westen. Die ho-hen Kosten ent-stehen vor allem durch die langen Transportwege durch Zentralasien und sporadi-sche Blockaden durch die Nachbarrepublik Usbekistan. Diese Blockaden werden immer dann verhängt, wenn Tad-schikistan nicht in der Lage ist, die Kosten für die Energieversorgung aus Usbekistan aufzu-bringen.

Eine weitere Zeitung, die sich selbst unabhängig nennt, ist der Kur'er, der allerdings nur aus Werbeanzeigen, dem Horoskop und dem Fern-sehpro-gramm besteht, wäh-rend auf Nachrichten und selbstverfaßte Ar-tikel komplett verzichtet wird.

Die Exilzeitung Charoghi Ruz (Unabhängige Zeitung) wird in Moskau in tad-schikischer Sprache gedruckt und gelangt in sehr geringer Auf-lage durch Schmugg-ler ins Land. Vielen Tadschiken ist die Existenz der Charoghi Ruz bekannt, doch nur wenige haben jemals ein Exem-plar von ihr zu Gesicht gekommen. Die Hauptle-serschaft hat die Charoghi Ruz offensichtlich in den Oppostionellen, die außerhalb Tad-schikistans le-ben. Die Auflage der vierzehntägig erscheinenden Charoghi Ruz liegt nach Infor-mationen von Johnson bei rund 10.000(47).

Außerhalb von Dushanbe scheinen Zeitungen langsam aufzuhören, zu existieren(48).  Die vier Regierungsbezirke außerhalb der Hauptstadt hatten den Druck der Zeitungen 1994 auf einmal pro Woche herunter-gefahren und selbst dieser eingeschränkte Erschei-nungszeitraum kann wegen der anhaltenden Papierknappheit oft nicht eingehalten werden. Jeder Be-zirk verfügt im Prinzip über zwei Zeitungen, eine in Russisch und eine in Tadschikisch, welche teilweise Artikel voneinander über-nehmen, faktisch jedoch getrennte Zeitungen sind.

Das einzige Gebiet, in dem die Zustände auf dem Zeitungsmarkt etwas besser sind, ist die Gegend um die nördliche Stadt Khodshand, wo die Versorgung mit Papier durch die geographische Nähe zum Nachbar-land Usbekistan nicht ganz so problema-tisch ist wie im Rest des Lan-des. Hier können Zeitungen dreimal pro Woche ge-druckt werden. Au-ßer-dem gibt es eine von der Stadt gesponserte Wochenzeitung. Unab-hängige Zeitungen haben es aber auch in der nördlichen Region Tad-schikistans schwer.

Die Probleme mit der Papierversorgung und den Papierpreisen im gan-zen Land werden begleitet von dem Fehlen der journalisti-schen Infra-struktur. Sowohl Arbeitsmittel als auch Journalisten selbst seien schwer zu finden, so Johnson. Er behauptet weiter, bei seiner Recher-che vor Ort zudem noch eine mangelnde Bereitschaft zur Infor-mationsaufnah-me bei den poten-tiel-len Käu-fern von unabhängigen Zeitungen bzw. von Zeitungen an sich bemerkt zu haben(49).

Die finanziell auf festem Boden stehenden Großbetriebe des Landes wie die Seiden-fabrik in Khodshand, die Teppichfabrik in Kairakkum, die Aluminiumfabrik in Tur-sun-zade oder die Baumwollverarbeitungsfabrik in Vose brachten 1994 einmal pro Woche ihre eigenen Zeitungen her-aus. Für viele Tadschiken bedeuteten diese Zeitungen die einzige zu-gängliche Informati-onsquelle neben dem Fernsehen. Zumeist sind für die Zeitungen die selben Firmen verantwortlich, die auch an dem Be-trieb kleiner lokaler Fernsehsender beteiligt sind.

Während in den 80er Jahren die meisten Zeitungen in Tadschikistan abonniert wur-den, ist der Anteil der Abonnements in den letzten Jahren dramatisch zurückgegan-gen. Den Hauptgrund dafür sieht Johnson bei den höhe-ren Kosten eines Abonnements durch die enormen Zustel-lungskosten, die vor allem durch die steigenden Benzinpreise in den 90er Jahren erheblich gestiegen sind.

Zudem macht die unberechenbare Inflation in Tadschikistan einen festge-legten Abonnementspreis für die Verleger zu einem nicht kalku-lierbaren Risiko. Das Risiko eines Abonnements trifft aber auch die Abonnenten selbst, da nie mit Sicherheit davon ausgegangen werden kann, daß der Zei-tungs-ver-leger seinerseits die Vertragsbedingungen (z.B. tägliche Zu-stellung) einhalten kann.

Es war 1994 immer noch möglich, in Tadschikistan eine Zeitung zu abonnie-ren, jedoch rieten selbst die Verleger ihren Kunden von der Bestellung der Zeitungen ab. Der einzige Absatzmarkt für Zeitungen besteht somit an den Kiosken im ganzen Land.

Eine aktuellere Untersuchung der tadschikischen Massenmedien bietet die private tadschikische Nachrichtenagentur Asia-Plus in ihrem Bulle-tin Nr. 21 (siehe Kapitel 3.3.2). Demnach waren am 1.1.1997 beim tad-schi-kischen Ministerium für Kultur und Information 202 ge-druckte Publi-ka-tionen registriert, darunter 157 (!)(50) Zeitungen . Allerdings befinden sich unter dieser Vielzahl von Veröffentlichungen nur wenige unab-hängige Zeitungen.

Allen voran nennt Asia-Plus die auch schon von Eric Johnson hervor-gehobene Zeitung Biznes i politika, welche entgegen Johnsons An-nahme von 1994 finanziell überlebt und sich am tadschi-kischen Zei-tungsmarkt etabliert hat. Weitere unabhängige Blätter sind Vecherniye Vesti, Paivand (Gründer: Adabiyot Va Sanat), Ittihod (Gründer: S. Ken-jaev Foundation)  und Istiklol (Gründer: Oli Somon Culture Foundation und A. Vahidov). Alle diese Zeitungen er-scheinen einmal pro Woche in Dushanbe und behandeln vornehmlich soziale, sozio-politische und wirtschaftliche Themen.

Die folgenden sechs privaten Zeitungen mit jedoch geringerer Zirkula-tion werden ebenfalls in dem Bericht von Asia-Plus namentlich ge-nannt :

Zeitung Erscheinungsort Verantwortliche

Joni Shirin  Kofarnihon Gründer: M. Faizaliev

Diyonat   Tursun-zade  Gründer: T. Hanjarov

1001 Surprise   Dushanbe Gründer: V. Ulmasov

Chance   Dushanbe  Gründer: N. Islamova

Simurg Dushanbe  Gründer: T. Jalilov

OKO  Dushanbe Gründer: L. Sanaeva und P. Isaev

Sie alle sind kleinere Publikationen, die unregelmäßig erscheinen und deren Redaktionsadressen gleichzeitig die Privatadressen ihrer Grün-der sind.

Komplettiert wird der Zeitungsmarkt in Tadschikistan durch acht Anzei-genblätter, die größtenteils die Artikel der oben genannten Zeitungen kopieren und den restlichen Teil ihrer Ausgaben mit Werbeanzeigen füllen. Über die Erscheinungsweise dieser Anzeigenblätter ist nichts bekannt, sie ist jedoch vermutlich sehr unregelmäßig.

Zum Zeitpunkt der Recherche der Nachrichtenagentur Asia-Plus (1997) waren in Tadschikistan 42 Zeitschriften bzw. Magazine registriert. Ne-ben acht republikanischen und zwei staatlichen Veröffentlichungen machen vor allem die 29 institutionellen Magazine den Großteil des Zeitschriftenmarktes aus. Herausgeber hierbei sind anscheinend die großen Industriefirmen, die ihre Mitarbeiter und die restlichen Bewoh-ner der Industriestädte mit diesen Magazinen versorgen. Lediglich drei der 42 Publikationen sind private Magazine (Mardumgiyoh, Gründer: R. Rakhmonov. Daryo, Gründer: S. Safarov. Paivand, Gründer: Gulmuro-dzoda).

Die aktuellste Entwicklung am tadschikischen Zeitungsmarkt meldete der BBC Monitoring Service am 14.1.1999. Nach Informationen der Journalistin Fiona Dunne von der Soros Foundation sendete Tajik Ra-dio One am 13.1.1999 einen Bericht in tadschikischer Sprache mit dem Titel Tajik republican newspapers come under executive staff of presi-dent . Darin heißt es, die drei republikanischen Zeitungen Jumhuriyat, Narodnaya Gazeta und Khalq Ovozi würden ab sofort vom Verlagshaus Sharq-i Ozod (Freier Osten) herausgegeben, welches wiederum direkt dem Ministerium für Kommunikation untersteht. Als Grund für die Um-verteilung der Kompetenzen nannte das Tadschikische Radio eine Vereinfachung der staatlichen Informationspolitik. Außerdem heißt es in dem Bericht, die Gehälter der Zeitungsredakteure sollen mit dem 1.1.1999 an die Gehälter der anderen Staatsangestellten angeglichen werden.

3.3  Tadschikische Nachrichtenagenturen

In Tadschikistan gibt es zur Zeit nach Informationen des Human Deve-lopment Reports 1998 der Vereinten Nationen drei verschiedene Nachrichtenagenturen.  Eine davon, National Khovar, ist eine staatli-che Agentur. Die beiden anderen, Asia-Plus und Infokom, sind private Unternehmen, die erst seit wenigen Jahren in Tadschikistan aktiv sind. Asia-Plus ist im Internet problemlos zugänglich, während über Infokom kaum weiterführende Informationen zu erhalten waren. Die einzigen Angaben, die gemacht werden, sind die, daß Infokom (Infokon in einer anderen Quelle)  von der Telecomm Technology Ltd. und ihrer Mitar-beiter-Kollektive gegründet worden ist und einmal im Monat die Zeitung Companion mit Informationen und Analysen zur tadschikischen Wirt-schaft herausgibt.

Eine weitere unabhängige Nachrichtenagentur, die Novosti Tajikistana (Tadschikische Nachrichten), löste sich, wie schon in Kapitel 3.2 er-wähnt, nur ein Jahr nach ihrer Gründung aus finanziellen Gründen wie-der auf. Die in dem Asia-Plus-Bericht Mass Media in Tajikistan genann-te Nachrichtenagentur Novosti Tajikistana Independent Agency (NANT), die von A. Olimov gegründet worden war, ist offensichtlich ein anderes Unternehmen als die von Akmal Alimov 1991 gegründete Nachrichtenagen-tur Novosti Tajikistana. Allerdings hat auch NANT seit dem Tod ihres Gründers A. Olimov, über dessen Zeitpunkt und Um-stände nichts bekannt ist, praktisch aufgehört zu existieren.

Die großen internationalen Nachrichtenagenturen (Reuters, AP, etc.) bedienen sich freier Mitarbeiter, die fast ausschließlich in Dushanbe leben und zumeist gebürtige Tadschiken sind.

3.3.1 Die staatliche Nachrichtenagentur   National Khovar

Die älteste in Tadschikistan operierende Nachrichtenagentur ist der Staatliche Tadschikische Nachrichten Service, National Khovar. Khovar ent-stand nach der tadschi-kischen Unabhängigkeitserklärung vom 15. September 1991 und war bis dahin der lokale Arm der ehemaligen so-wjetischen Nachrichtenagentur TASS. Khovar bediente nach Informa-tionen von Eric Johnson im Jahr 1994 aus-schließlich den staatlichen Rundfunksender Gostel und einige wenige staatliche Zeitungen. Von den unabhängi-gen Zei-tungen wurde National Khovar nicht abonniert.

3.3.2 Die private Nachrichtenagentur
Asia-Plus

Asia-Plus ist eine unabhängige Nachrichtenagentur, die seit 1996 in der Hauptstadt Dushanbe ansässig ist. Die 15 Redaktionsmitglieder, von de-nen fünf freiwillige Helfer sind, arbeiten unter anderem an einem monatlich erscheinenden Nachrichtenbulletin in englischer Sprache, dem Tajikistan Economic Review. Dieses ist, wie auch die fünfmal pro Woche erscheinende Publikation A-P Blitz: News in Brief, über die In-ternet-Adresse <http://www.internews.ru/ASIA-PLUS> in Auszügen ab-rufbar bzw. zu abonnieren.

Die Veröffentlichungen von Asia-Plus be-fassen sich vor allem mit wirt-schaftlichen Themen wie dem Stand der Privatisierung und aktuellen Wirtschaftsstatistiken. Außerdem beinhal-tet das Tajikistan Economic Review regelmäßig analytische Artikel zu Themen wie dem allgemei-nen Wirtschaftsklima oder dem Zustand der Massenme-dien in Tad-schikistan.

Die Agentur wird ge-sponsert von der Civil Society International und ist ein Mitglied der Association of Independent Electronic Mass Media of Central Asia (Assotsiatsia Nezavisimikh Electronnikh Sredstv Massovoi Informatsii Tsentralnoi Asii - ANESMI).

Zu den Abonnenten von Asia-Plus gehören laut eigener Angaben im Dezember 1998 neben allen in Tadschikistan präsenten internationalen Organisationen und der in Dushanbe vertretenen ausländischen Bot-schaften auch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwick-lung, die Asian Development Bank und die British Broadcasting Coope-ra-ti-on (BBC) .

Zu erreichen sind die Mitarbeiter von Asia-Plus per e-mail unter der Adresse <info@asiaplus.td.silk.org>.

 

3.3.3 Internews Central Asia

Die Nachrichtenagentur Internews, die ihren Hauptsitz in Moskau hat und aus den USA finanziell unterstützt wird, unterhält Büros in vier der fünf zentralasiatischen Länder. Lediglich in Turkmenistan hatte Inter-news 1998 noch keine offizielle Vertretung. Das tadschikische Büro von Internews in Dushanbe wird geleitet von der amerikanischen Jour-nalistin Jennifer Minor.

Ihr Hauptaufgabengebiet ("main focus" ) in Zentralasien sieht Inter-news in der Aus- bzw. Fortbildung lokaler Journalisten. Außerdem stellt Internews unter anderem auch in Dushanbe das vorhandene Produk-ti-onsmaterial (Fernseh- und Radio-Equipment) unabhängigen Produ-zen-ten und unabhängigen Sendern zeitweise zur Verfügung.

Unter der Internet-Adresse <http://www.internews.org> bietet die Nach-richtenagentur dem Internetbenutzer einen Überblick über die Staaten der ehemaligen Sowjetunion und legt dabei nicht zuletzt großen Wert auf die kontinu-ierliche Beobachtung der verschiedenen Mediensysteme und ihrer Entwicklungen. Seit 1998 veröffentlicht Internews Central Asia in Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan wöchentlich ein Nachrichtenmagazin.

 

3.4  Radio

 

Über die Struktur des Radios in Tadschikistan gibt es kaum verlässli-che Informationen. Nach Angaben der tadschikischen Nachrichten-agentur Asia-Plus sind bisher lediglich zwei unabhängige Radio-Statio-nen in Tad-sch-ikistan zugelassen worden. Allerdings hat nur eine der beiden Sta-tionen auch schon den Sendebetrieb aufgenommen.

Das Programm des Senders Asia-Plus, über dessen Geschichte, Re-daktion, Programm oder Sendeschema keine Informationen vorliegen,  können die Bauern im ganzen Land nach Infor-mationen der gleichna-migen Nachrichten-agentur emp-fangen.  Radio NIC, gegründet von A. Sidorin, ist letzten Angaben zu-folge noch nicht auf Sendung.

Hingegen sind laut Internews die ausländischen Radiostationen BBC, Voice of America, Radio Free Europe / Radio Liberty (RFE/RL) sowie der tadschikische Oppositionssender Voice of Free Tajikistan, der im Norden Afghanistans produziert wird, mit entsprechenden Empfangsge-räten in ganz Tadschikistan zu hören.

Die staatliche Rundfunkgesellschaft Gosteleradio (Gostel) (siehe Kapi-tel 3.5.1) betreibt schon seit der Zeit der Sowjetunion neben einem Fernsehsender auch einen Radiosender in Tadschikistan. Während nähere Einzelheiten über das Fernsehangebot von Gostel vorliegen, habe ich, was das Radioprogramm von Gostel anbetrifft, keine ver-wert-baren Quellen gefunden.

3.4.1 Radio Free Europe / Radio Liberty
  (RFE/RL)

Eine interessante Alternative für die Einwohner Tadschikistan ist das Programm des Prager Senders Radio Free Europe / Radio Li-berty. Der Sender, der früher seinen Hauptsitz in München hatte und erst vor we-nigen Jahren in die tschechische Hauptstadt Prag umgezogen ist, macht sein Programm ausschließlich für die Länder der ehemaligen Sowjetunion. Dabei sendet RFE/RL sowohl in Englisch, als auch in den jeweiligen Landessprachen. Eine Stunde des täglichen Programms von RFE/RL wird in tadschi-kischer Sprache ausgestrahlt. Dieses wird zu-sammengestellt und pro-duziert von den acht in der Prager Hauptredak-tion arbeitenden tad-schikischen Journalisten unter Mithilfe zahlreicher freier Mitarbeiter in Tadschikistan. Die tadschikischen Redakteure von RFE/RL, die von Prag aus das Programm des tadschikischen Dienstes von RFE/RL in die ehemalige Sowjetunion schicken, sind per e-mail zu erreichen.

Redakteur Funktion e-mail-Adresse
Abbas Djavadi Director <djavadia@rferl.org>
Sayid S. Abass Broadcaster <abasss@rferl.org>
Salimjon Aioubov Broadcaster <aioubov@rferl.org>
Iskandar Aliev Broadcaster <alievi@rferl.org>
Obidjon Choukourov Broadcaster <choukourovo@rferl.org>
M. Hashem Mohmand Broadcaster <mohmandh@rferl.org>
Farangiz Najibullah Broadcaster <najibullahf@rferl.org>
Ravshan Temirov Broadcaster <temirovr@rferl.org>

Sie haben die Möglichkeit, durch ihre Tätigkeit als tadschikische Jour-nalisten im sicheren europäischen Ausland in gewisser Weise Ein-fluß auf die Menschen in Tad-schikistan, die das Programm von Ra-dio Free Eu-rope / Radio Liberty empfangen können, zu nehmen.

Wie ich aus meiner eigenen Reiseerfahrung in Zentralasien weiß, nut-zen viele Menschen in der Region die verschiedenen Dienste von RFE/RL. Zwar gelten der BBC World Service und die Voice Of America unter den Menschen in Zentralasien immer noch als die objektivsten und besten Informationsquellen. Doch durch die vielfältige Sprachpa-lette, die RFE/RL seinen Zuhörerinnen und Zuhörern in der ehemaligen UdSSR bietet, hat der Prager Sender in den vergangenen Jahren viele Freunde dazugewonnen.

Per realaudio hat jeder Internet-Nutzer die Möglichkeit, sich in das laufende Programm von Radio Free Europe / Radio Liberty einzuschal-ten. Die Sendung in tadschikischer Sprache läuft täglich von 15 bis 16 Uhr GMT. Neben den etwa zehnminütigen Nachrichten zur vollen Stunde besteht das Programm von RFE/RL zum größten Teil aus poli-tischen und wirtschaftlichen Analysen, Kommentaren und Features aus den je-weiligen Ländern.

Neben dem Radioprogramm bietet Radio Free Europe / Radio Liberty auch eine sehr gute Internet-Website  an. Hier tauchen alle gesende-ten Beiträge noch einmal als Skript auf. Außerdem gibt es laufend neue Nachrichten aus dem gesamten Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und einen eigenen Suchdienst.

3.5  Fernsehen in Tadschikistan

Die umfangreichsten Informationen über das Fernsehen in Tadschiki-s-tan stammen, wie schon die Informationen über das Pressewesen (siehe Kapitel 3.2), ebenfalls von Eric Johnson, dem Internews-Journa-listen, der 1994 für die Soros Foundation in Tadschikistan mehrere Be-richte über die Massenmedien des Landes anfertigte. Der Teil, in dem er über "das populärste elektronische Medium Tadschikistans" , das Fernse-hen, berichtet, heißt Television in Tajikistan: A Report und ist genau wie die anderen Situationsberichte von Johnson im Internet ab-rufbar .

Bei den Fernsehsendern muß unterschieden werden zwischen zwei grundlegend verschiedenen Katego-rien. Auf der einen Seite gibt es die staatlichen Sender, die in Tad-schikistan, Usbekistan und Russland produzieren und auf tad-schikischem Gebiet zu empfangen sind. Zum anderen bildeten sich zu Anfang der 90er Jahre die ersten privaten Sender, die zumeist unter Amateurbedingungen ihren Betrieb aufnah-men und sich im Laufe der Zeit entweder etablierten oder schnell wie-der von der Bildfläche ver-schwunden waren.

3.5.1 Die Situation der staatlichen Fernseh-  sender in den 90er Jahren

In den letzten Jahren der Sowjetunion hatten die Bürgerinnen und Bür-ger in den urbanisierten Gebieten Tadschikistans Zugang zu vier ver-schiedenen Fernsehkanälen. Sie konnten zum einen die beiden russi-schen Sender ORT (Ostankino) und RTR (Russian TV) aus Moskau empfangen, zum anderen Tash-kent TV aus Usbekistan (Sendestart täglich: 18 Uhr) und Dushanbe TV, den Sender für die sowjetische Re-publik Tadschikistan.

Dushanbe TV war 1994 der einzige Sender, welcher in Tadschikistan für Tadschiki-stan ein Fernsehprogramm ausstrahlte. Produziert wird Dushanbe TV vom Staatli-chen Tad-schikischen Rundfunk Komitee (Gosteleradiokomitet, kurz Gostel). Gostel unterhält in den fünf Regio-nen des Landes drei kleinere Sendeanstalten, die regio-nale Nach-rich-ten im Umfang von bis zu einer Stunde pro Tag in das laufende Pro-gramm von Dushanbe TV einspeisen. Diese regionalen Sendestatio-nen befinden sich in den Städten Khodshand, Kurgan-Tyube und Kho-rog.

In vielen Teilen Tadschikistans, so Johnson, verschlechterten sich je-doch seit einiger Zeit die Möglichkei-ten des Empfangs der beiden rus-sischen Kanäle ORT und RTR. Dies läßt sich vor allem auf die veral-tete Transmitter-Technik zurück-führen, die in Tadschikistan vor-herrscht. Die Kosten, die nötig wären, um die Transmitter funktions-tüch-tig zu machen bzw. ihre Funktionstüchtigkeit aufrechtzuerhalten, kön-nen allem Anschein nach von der Regierung nicht aufgebracht wer-den.

Eine Untersuchung von Ivan Sigal in Zusammenarbeit mit der Nach-rich-tenagentur Internews für USAID hat ergeben, daß zur Zeit der Veröffentlichung des Survey of Russian Television im April 1997, also drei Jahre nach Eric Johnsons Recherche in Tadschikistan ORT zwar noch in Teilen des Landes zu empfangen war, allerdings nicht mehr rund um die Uhr. RTR hat in Zentralasien im April 1997 fast keine Be-deutung mehr. Lediglich im nördlichen Teil Kasachstans sowie für drei Stunden pro Tag in Usbekistan ist der 1990 von Boris Jelzin zum russi-schen Staatsfernsehen erhobene Kanal zu sehen.

1994 hatte Gostel allein in der Hauptstadt Dushanbe rund 1.500 Mitar-bei-ter.  Sie produzierten etwa die Hälfte des täglich ausgestrahl-ten zwölfstündigen Fernsehpro-gramms, das alle Landesteile Tadschi-ki-stans erreichte. Außerdem nah-men sie teil an der Produktion von Rund-funkbeiträgen für die nationa-len Radiosender. Der Großteil der Pro-duktionen ist in der Landesspra-che Tadschikisch mit einigen Aus-nah-men in Russisch oder Usbe-kisch.

Dem Jahresbericht des Committees to Protect Journalists  für Tad-schi-ki-stan von David Satter zufolge war 1995 nur noch der Empfang von ORT und Dus-hanbe TV möglich. Dabei beschränkte sich die Sen-dezeit von Dushan-be TV jedoch auf lediglich drei Stunden pro Tag, wovon der reine Nachrich-tenanteil nur bei 15 Minuten lag.

3.5.2 Geschichte und Entwicklung des    Privatfernsehens

 

Die Geschichte der privaten Fernsehsender begann im Jahr 1989, als mehrere Gostel-Mitarbeiter den staatlichen Sender verließen, um zum einen unabhängig arbeiten zu können und zum anderen ihre wirt-schaftlichen Möglichkeiten besser ausschöpfen zu können. Der von ih-nen gegründete Sender Ekran wurde kurze Zeit später in Bakhtor um-benannt, bevor er 1993 den Namen Somonen annahm. Der Grund da-für war ein Kredit in Höhe von 50 Millionen Rubel, der dem Sender im August 1993 von der Somon-Bank in Dushanbe zur Verfügung gestellt wurde. Zur Gruppe der Gründungsmitglieder zählten neben den vier ehemaligen Gostel-Journalisten auch die Stadtregierung Dushanbes, die Union of Youth of Tajikistan (ehemalige Komsomolzy) und mehrere ausländische Kulturorganisationen, was dem Sender nach Ansicht von Eric Johnson von vornherein eine zusätzliche Legitimation verleihen sollte.

Im September 1993 nahm Somonen den Sendebetrieb auf. Man ge-brauchte dafür einen nicht benutzten Transmitter von Tash-kent TV in Dushanbe und sendete täglich acht Stunden lang von 9.00 bis 17.00 Uhr. Dabei versuchten die Betreiber, pro Tag einen Eigenan-teil am Ge-samt-programm von etwa einer Stunde zu erreichen, den sie mit Nach-richten aus der Region auf Usbekisch, Tadschikisch und Rus-sisch fül-len wollten. Eric Johnson merkt hier an, daß die Qualität solcher Nach-rich-tenprogramme zwar eher durchschnittlich sei, daß jedoch vor allem die besonderen Anstrengungen gegen das System und ein hohes Maß an persönlichem Engagement zu beachten seien .

Als der Sender im Februar 1994 wegen eines Dekrets von Staatspräsi-dent Rakhmonov geschlossen wurde (siehe Kapitel 3.5.2), hatte er be-reits etwa 60 Angestellte und verfügte über zwei S-VHS-Kameras, meh-rere VHS-Camcorder und im Vergleich zum Vorjahr erheblich ver-bes-serte Schnittkapazitäten. Nach der Schließung des Senders muß-ten die Verantwortlichen jedoch Teile der Ausrüstung verkaufen, um nicht sofort auch vor dem finanziellen Aus zu stehen.

Zwei weitere Gruppen machten Anfang der 90er Jahre durch ihre pri-vat finanzierte Fernsehberichterstattung von sich reden. Dzhaikhon-oro wurde von der Stadtregierung Khodshands unterstützt und arbeitete vornehmlich mit VHS-Ausrüstungen. Temurmalik, die andere der bei-den Gruppen aus Khodshand, finanzierte sich vor allem durch eine sieben Millionen Rubel umfassende Investition des Lebensmittel-Fabri-kanten und ehemali-gen Gouverneurs des Kreises Khodshand, Kha-mi-dov.

Zusammen, aber nicht zeitgleich, benutzten Dzhaikhon-oro und Temur-malik die ehema-lige Frequenz des russischen Senders RTR in der Region um Khod-shand. Die Frequenz war erst durch den Druck der Fi-nanziers für die beiden Privatsender freigemacht worden.

Temurmalik hatte zum Zeit-punkt der Schließung aufgrund des Rakhmonov-Dekrets im Februar 1994 einen Mitarbeiterstab von 21 Journali-sten und Technikern. Die Ausrüstung war schon 1991 gekauft worden, als der russische Rubel im Vergleich zu 1994 noch viel stärker gegenüber dem Dollar war und so eine erheblich größere Kaufkraft hatte. Mit den zwei S-VHS-Kameras, vier VHS-Kameras und einem S-VHS-Schnittplatz bestritten die Mitarbeiter von Temurmalik pro Tag ei-ne Sendezeit von vier Stun-den. Der tägliche Nachrichtenanteil lag da-bei bei etwa sieben bis zehn Minu-ten. Sowohl Temurmalik als auch Dzhaikhon-oro waren in der Lage, live zu senden. Temurmalik verfügte sogar über eine Satelliten-Anlage.

Auch an anderen Orten in Tadschikistan wurden seit 1990 Versuche gestartet, unabhängige Fern-seh-programme in Tadschikistan einzurich-ten. In Ura-Tyube in der Regi-on Khodshand benutzte eine Gruppe von Tadschi-ken entweder die staatlichen Trans-mitter oder baute sich sehr schwache eigene Fernseh-Transmitter, um Amateur-Programme für ih-re nähere Umgebung auszustrahlen. Die meisten dieser Projekte wur-den den Angaben von Eric Johnson zufolge sogar von den jeweiligen Stadtregierungen unterstützt. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl lag bei 10 bis 20, die durchnittliche Sendezeit bei etwa vier Stunden pro Abend.

In ganz Tadschi-kistan gab es Anfang der 90er Jahre mindestens 20 solcher Stationen, von denen zumindest vier über eine S-VHS-Ama-teurausrüstung und einen dazugehörigen Schnittplatz verfüg-ten, was die Qualität gegenüber der bei den anderen Mini-Sendern benutzten VHS-Technik um ein Vielfaches erhöhte.

Im Februar 1994 endete nach dem Dekret von Staatspräsident Rakhmonov für alle privaten Sender vorerst der Sendebetrieb. In Ura-Tyube, Vose und Tursun-zade hielten sich die Fernsehmacher jedoch nicht lange an das Sendeverbot, das im Februar von der Regierung ausgesprochen worden war. Sie sendeten in verringertem Ausmaß weiter, als sie erkannten, daß das neue Rundfunkgesetz, welches die Regierung angekündigt hatte und welches ihre Aktivitäten legalisieren würde, noch längere Zeit auf sich warten lassen würde.

So gesehen war der private Sendebetrieb Mitte 1994 rechtlich verbo-ten, wurde aber von offizieller Seite toleriert. Die unabhängige Station aus Kulyab schaffte es sogar, so gute Beziehungen zum staatlichen Sender Gostel zu knüpfen, daß sie zu einer Art "temporary regional Gostel"  wurde und pro Woche 45 Minuten Sendezeit im nationalen Programm zugestanden bekamen.

Eric Johnson, der diese Informationen 1994 vor Ort für die Soros Foun-da-tion recherchierte, kommt in seinem Bericht zu dem Schluß, daß alle unabhängigen Fernsehsender in Tadschikistan nur aus purem Enthusi-asmus und durch die finan-zielle Unterstützung von privater Hand auf-rechterhalten werden konnten bzw. können.

Ein Großteil der Programme der unabhängigen Stationen bestand 1994 aus "pirated programs"  (Raubkopien), die entwe-der über Sa-telliten oder über den Schwarzhandel via Moskau nach Tadschikistan gelang-ten.

Der Bericht Mass Media in Tajikistan der Nachrichtenagentur Asia-Plus von 1997 zeichnet ein ähnliches Bild vom Fernsehmarkt in Tadschiki-stan. Die Zahl der Privatsender hatte sich in der Zwischenzeit auf 13 verringert. Die Probleme jedoch sind dieselben geblieben. Vor allem die katastrophale finanzielle Lage und die mangelhafte Infrastruktur im Bereich Telekommunikation machten es den Journalisten schwer, ihre Arbeit in zufriedenstellender Weise auszuüben. Die 13 im Jahr 1997 noch bestehenden unabhängigen Fernsehstationen sind:

NAME DES PRIVATSENDERS SITZ DES PRIVATSENDERS
Mavji Ozod Vose
Poitakht Dushanbe
Ranginkamon Isfara
TV-Kanibadam Kanibadam
Temurmalik Kairakkum
Kuloyob TV Kulyob
Simo-TV Panjakent
TOO-Regar Tursun-zade
Afshin Uro-Teppa
TV-Khorog Khorog
Jahonoro Khodshand
NK-7 Khodshand
City Channel Khodshand

Einschränkungen machen die Autoren des Asia-Plus-Berichts bei den Stationen Temurmalik, TOO-Regar, Jahonoro und dem City Channel in Khodshand. Diese vier Privatsender hatten 1997 ihren Sendebetrieb vorläufig eingestellt, existierten jedoch noch als Redaktionen und hoff-ten, bald wieder Sendungen ausstrahlen zu können.

Außerdem waren zum Zeitpunkt der Asia-Plus-Recherche weitere TV-Stationen in Asht-Shaidon, Naw, Gonchi, Zafarobod, Muminobod, Kho-valing und Hissor-Almosi in Planung bzw. im Aufbau, die allerdings noch nicht soweit waren, den Sendebetrieb aufnehmen zu können.

Besonders hervorgehoben werden drei der privaten Stationen. Allen voran Simo-TV aus der Stadt Panjakent. Pro Tag sendet Simo-TV acht Stunden lang und versorgt die Bürgerinnen und Bürger dabei dreimal täglich mit unabhängigen Nachrichten, deren Qualität laut Asia-Plus ausgesprochen gut sein soll. Interessant ist dabei, daß die drei Nach-rich-tensendungen, die Simo-TV pro Tag sendet, ein größeres Informa-tionsan-gebot darstellen als das, was der staatliche Fernsehsender Gostel sei-nen Zu-schauerinnen und Zuschauern anbietet. Die Journali-sten bei Simo-TV sind nach Erkenntnissen von Asia-Plus überdurch-schnittlich gut ausgebildet und ihre technische Ausrüstung ist ebenfalls besser als die der meisten anderen kleinen Privatsender.

NK-7 in Khodshand hat zwar erst 1997 den Sendebetrieb aufgenom-men, wird aber von Asia-Plus schon im selben Jahr als eine der besten Stationen des Landes bezeichnet .

Das Fernsehstudio in Khorog ist das dritte besonders erwähnte Privat-unternehmen, da es mittlerweile (seit dem 31.12.1996) sogar vom staatlichen Fernsehen genutzt wird als Sendestation für das nationale Programm Tadschikistans in der für den Friedensprozeß so wichtigen Region Gorno-Badakhshan.

3.5.3 Kabelfernsehen

Auch das Kabelfernsehen hielt 1989 Einzug in dem zentralasiatischen Land. Zu-meist in den größeren Städten (vor allem in Dushanbe und Khodshand) etablierten sich kleinere Networks, die eine Gesamtzahl von bis zu 30 erreicht haben sollen. Die beiden erfolgreichsten Kabel-gesellschaften in Dushanbe gaben an, jeweils rund 50.000 Zuschauer zu erreichen.

Auch die Kabelgesellschaften waren jedoch vom Fe-bruar-Dekret Rakhmonovs im Jahr 1994 betroffen und wurden größtenteils geschlos-sen. Johnson zufolge waren Mitte des Jahres nur noch einige wenige der Kabel-sender be-sonders im Norden des Landes in Betrieb. Den Großteil des Pro-gramms bestritten die Sender, wie in fast allen Län-dern der GUS üb-lich, mit westlichen Filmen. Der Eigen-anteil der Net-works an ihrem Programm tendierte gegen Null.

3.6  Fernsehen und Politik

Gostel, der staatliche Fernsehsender in Tadschikistan, ist sehr stark politisch ausgerichtet. Besonders betroffen davon ist die Chefredaktion. Sie wird je nach der politischen Lage im Land von der Regierung abge-setzt und durch eine neue ersetzt.

So wurden zum Beispiel Ende 1992 der Gostel-Chefredakteur Murakhi-mov und drei seiner Mitarbeiter festge-nommen, weil sie angeblich eine Kameraausrüstung und Beta-Kasset-ten mit Material, das dem Präsi-denten Fehler in seiner Amtsausübung nachweisen sollte, nach Kirgi-sien geschmuggelt haben sollen . Alle vier Beteiligten wurden ohne Anklage inhaftiert und waren bis 1994 noch nicht wieder auf freiem Fuß.

1993 wurde der Vorschlag des damaligen Premierministers Abdulla-dschanow, Gostels schlechte Programmstruktur mit Programmen aus der Türkei, England, dem Iran und eventuell auch aus den USA, die sich alle freiwillig zur Bereitstellung von Satellite-nempfangsstationen berei-terklärt hatten, anzureichern, vom Präsidenten Rakhmonov per-sönlich abgelehnt. Gostel verfügte 1994 nur über einen iranischen Sa-telliten-empfänger, der die Programme der Satelliten Asiasat I, Intelsat 505 und Arabsat I emp-fangen kann, jedoch werden die empfangenen Pro-gramme nicht von Gostel in Tadschikistan nicht ausgestrahlt.

Am 21. Februar 1994 unterzeichnete Staatschef Rakhmonov zudem ein "vorübergehendes"  Dekret, das die Aktivität jeglicher elektroni-scher Medien aus-genommen der von Gostel in Tadschikistan verbot. Rakhmonov schaffte damit die Rechtsgrundlage für die Schließung der bis dahin bestehenden unabhängigen Fern-sehstationen.

Die Meinungen darüber, wieso Rakhmonov das Dekret, das innerhalb der GUS einzigartig ist, unterzeichnete, gehen auseinander. Es steht jedoch außer Frage, daß die beiden größten unabhängigen Stationen, Somonen in Dushanbe und Temurmalik in Khodshand, bei der Führung Tadschiki-stans eine gewisse Angst hervorgerufen haben. Diese An-sicht wird durch die Tatsachen bekräftigt, daß Somonen vom einfluß-reichen Bürgermei-ster von Dushanbe unterstützt wurde, während hinter Temurmalik der einflußreiche Industrielle Khamidov aus Khodshand steht, der gleichzeitig ein guter Freund des Rakhmonov-Gegners Ab-dulladschanow ist.

Auch finanzielle Überlegungen könnten Rakhmonov zur Unterzeich-nung des De-krets bewegt haben. Zwar sind die Werbeeinnahmen, die das Fernsehen in Tad-schikistan einbringt, sehr gering, doch hat das Verbot der unabhängigen Stationen die Einnahmen ausschließlich auf die Seite von Gostel gebracht.

Ein weiterer, aber wohl eher unwichtiger Punkt, ist die Invasion westli-cher Werte, die durch Spielfilme bei den unabhängigen Sendern her-vorgerufen werden könnte.

Obwohl Rakhmonov ein erklärter Gegner des islamischen Fundamen-ta-lismus ist und immer wieder versucht, die Privilegien der herrschen-den Elite Tadschikistans zu beschneiden, kann er sich seinen offenen Bruch mit den führenden Islamisten und der moslemisch geprägten Be-völkerung des Landes nicht erlauben.

Der letzte Punkt, den Rakhmonov für die Schließung der unabhängigen Sender anführte, ist die Tatsache, daß deren Programme zum Teil aus Raubkopien westli-cher Filme bestanden. Die tadschikische Regierung sei durch internationale Konven-tionen dazu gezwungen, das Urheber-recht zu schützen und illegale Aktivitäten zu unterbinden, hieß es von offizieller Seite.

Diese Vorwürfe Rakhmonovs entkräftigten die privaten Sender jedoch durch die Feststellung lokaler Polizeichefs, daß während der Sendezei-ten der beanstandeten Filme die Kriminalitätsrate vor allem bei den Ju-gendli-chen in den jeweiligen Gebie-ten drastisch abgenommen hatte.

Zur selben Zeit, im Februar 1994, verkündete Rakhmonov, er selbst wolle die di-rekte Kontrolle über Gostel übernehmen. Die Bestätigung dieses Amtes wurde ihm jedoch vom Parlament versagt.

 

 

3.7  Das neue Rundfunkgesetz

Die Ministerkonferenz reagierte auf das Dekret und forderte Gostel auf, in einem Zeit-raum von drei Monaten ein neues Rundfunkgesetz zu entwerfen, das auch die Regelung der Sendervergabe im Fernsehen umschließt. Im Mai 1994 wurde der Geset-zesvorschlag von Gostel vor-gelegt. Das 42seitige Papier entspricht im Groben den Ansichten der Regierung und räumt Gostel faktisch die totale Kontrolle über den Fernsehmarkt ein. Artikel 6 des Gesetzesvorschlags macht dies deut-lich: "Gosteleradio exercises control over the observance of legislation and charters of local television and radio agencies, ensures the defen-se of state interests, registers and issues licenses for the opening of broad-casting centers and studios, and takes inventory of television and radio facilities on the territory of the Republic of Tajiki-stan."

Ein ausdrückliches Verbot von unabhängigen Fernsehsendern findet sich in dem Gesetzesvorschlag jedoch nicht. Vielmehr wird verwiesen auf die Presse- und Meinungsfreiheit, die in der Konstitution der Re-publik Tad-schikistan verankert sind. In der Neufassung der Konstitution der Repu-blik Tadschikistan vom 6. November 1994 heißt es in Artikel 30: "Every person is guaranteed freedom of speech, pu-blishing, and the right to use means of mass information. State censorship and pro-secution for cri-ticism is prohibited."

Monroe E. Price und Peter Krug, die den Gesetzesvorschlag zum Rund-funkrecht in Tadschikistan für das Legal Information Resource Center in Dushanbe untersucht haben, bestätigen in einem Kommentar die Be-fürchtungen, daß der Gesetzesvor-schlag die Möglichkeit zu ei-nem Aus-schluß der unabhängigen Fernsehsender bietet. "In addition to admini-stration of state-owned broadcasting companies, it (Gostelera-dio) appears also to have the power to act as a licensing authority for all broadcasting activity - a position which would permit it to block or limit the entry of competing broadcasters."

Price hält es für unumgänglich, die staatlichen Medien von der Lizen-sie-rung nicht-staatlicher Sender zu entbinden und führt dafür die Medi-en-Modelle der beiden Länder Ukraine und Estland an, die ebenfalls zur Sowjetunion gehörten und in ihren Rundfunkgesetzen die Trennung der staatlichen Sendeanstalten vom Lizensierungs-verfahren festgelegt haben .

Die unabhängige tadschikische Nachrichtenagentur Asia-Plus meldete in ihrem Bulletin 21  im Jahr 1997, daß das neue Rundfunkgesetz vom tadschikischen Parlament, dem Madschlisi-Oli, angenommen worden ist. Die Lizenzvergabe für Produktion und Verbreitung von Radio- und Fernsehprogrammen läuft demnach über das Ministerium für Kultur und Information. Die technische Zulassung muß zusätzlich beim Ministeri-um für Kommunikation eingeholt werden. Das Lizensierungsverfahren und die jeweilige Lizenzdauer werden vom Ministerium für Kultur und Information bestimmt. Laut Asia-Plus können die erteilten Lizenzen per Gerichtsbeschluß ganz entzogen oder für bis zu sechs Monate ge-sperrt werden, sobald der bzw. die Lizenznehmer gegen das neue Rundfunkrecht verstoßen.

Das Committee to Protect Journalists bestätigt die Informationen von Asia-Plus. Im CPJ-Jahresbericht für 1997  heißt es, das neue Rund-funkrecht sei im Dezember 1996 verabschiedet worden. Mit dem neuen Gesetz wurde in Tadschikistan die Hoffnung auf eine Liberalisierung der Medien verbunden. Im Juli 1997 enttäuschte Präsident Rakhmonov jedoch alle diese Hoffnungen. Er ordnete die sofortige, unbefristete Schließung aller nicht-staatlichen elektronischen Medienbetriebe an. Im gleichen Zuge wurden Teile der technischen Ausrüstung der unab-hängigen Radio- und Fernsehstationen mehr oder weniger gepfändet und der staatlichen Rundfunkgesellschaft Gostel zur Nutzung und zur damit angeblich verbundenen Qualitätssteigerung überlassen. Diese Maßnahmen sollten laut Informationen des CPJ solange bestehen, bis die Regierung den Preis und die Formalitäten der Lizenzvergabe fest-gelegt hatte.

Das Ministerium für Kultur und Information wurde im August 1997 auf-geteilt in das Ministerium für Kultur und Presse sowie das Staatliche Kommittee für Fernsehen und Radio. Das Letztere wurde direkt dem Präsidenten unterstellt und sollte zuerst die Aufgabe übernehmen, für die landesweite Lizenzvergabe zu sorgen. Im gleichen Monat, so der Jahresbericht 1997 des CPJ weiter, äußerten Regierungsoffizielle Mit-arbeitern der OSZE gegenüber, daß Bewerbungen um Lizenzen vor-erst nicht bearbeitet würden und zwar solange nicht, bis der Prozeß der nationalen Versöhnung nicht weiter fortgeschritten sei.

Das Committee to Protect Journalists bemühte sich, den Erlaß des Präsidenten zur Schließung der unabhängigen Fernseh- und Rund-funkstationen in schriftlicher Form übermittelt zu bekommen. Dieses ist jedoch bis heute nicht geschehen.

Aus nicht weiter erläuterten Gründen wurden die wenigen Sender, die vor 1994 ihren Sendebetrieb aufgenommen hatten, mit einer vorläufi-gen Lizenz ausgestattet. Die Anträge der meisten anderen Stationen werden jedoch weiterhin ignoriert.

Am 3. Dezember 1997 vergab das Staatliche Kommittee für Fernsehen und Radio endlich die erste langfristige Lizenz. Das private Fernseh-studio Mavchi Ozod darf bis zum Jahr 2002 offiziell Fernsehprogramme in der Region um die Stadt Vose produzieren und jeden zweiten Tag 18 Stunden lang auf Sendung gehen.

Das Committee to Protect Journalists sieht diese Entwicklung als er-sten kleinen Sieg der privaten Medien in Tadschikistan. Trotzdem be-wertet das CPJ die Lizenzvergabe natürlich immer noch als "unfair"  und fordert, daß die Lizenzvergabe in Zukunft nicht mehr zu den Kom-petenzen der staatlichen Rundfunksender und ihrem Einflußbereich gehören soll.

Mavchi Ozod wird seit der Lizenzvergabe massiv in seiner Entschei-dungsfreiheit eingeschränkt. Ausländische Produktionen dürfen nicht gesendet werden. Es darf, wie bereits erwähnt, nur jeden zweiten Tag gesendet werden und zudem hat das staatliche Fernsehen in Vose seine Transmitter auf die selbe Frequenz eingestellt wie die von Ma-vchi Ozod.

 

4  Probleme für Journalisten

Die Probleme, mit denen die Journalisten zu kämpfen haben, sind vielfäl-tig. Die enormen fi-nanziellen Schwierigkeiten der unabhängigen Sender und Zeitungen sowie die weitrei-chende inoffizielle Zensur bei den staatli-chen Medien werden zusätzlich verstärkt durch die in vielen Fällen ausgeübte Gewalt gegen Journalisten. Diese war vor allem in den Jahren 1992 und 1993 so gravierend, daß eine ausgesprochene Kritik an den verschiedenen politischen oder militärischen Gruppierun-gen in Tadschikistan gleichbedeutend sein konnte mit einem selbstver-fassten Todesurteil.

Der tadschikische Journalist Salimjon Aioubov, der früher Chefredak-teur der jetzt im Untergrund fungierenden ersten unabhängigen Zeitung Tadschikistans, Charoghi Ruz (siehe Kapitel 3.2), war und zur Zeit für Radio Free Europe / Radio Liberty (RFE/RL) in Prag arbeitet, berichtete im März 1997 in seinem Radiobeitrag Tajikistan: Journalists live in dan-ger and fear über die Mißstände in seinem Heimatland. Dabei zitierte er zu Be-ginn die Glasnost Foundation (Glasnost Defense Fund), die sich seit ih-rer Gründung 1991 für die Rechte der Journali-sten in der ehemaligen Sowjetunion einsetzt. Ihren Informationen zu-folge sind in der Zeit von 1992 bis zum Ende des Bürgerkrieges im Jahr 1996 mehr als 40 Jour-nalisten in Tadschikistan bei der Ausübung ihres Berufes getötet wor-den.

Aioubov schlußfolgert daraus: "Journalism is a dangerous profession in many countries of the world, and nowhere has it been mo-re hazardous than in Tajikistan."  Diese Einschätzung deckt sich mit der Sicht der amerikanischen Organisation Committee to Protect Journalists (CPJ), welche die Republik Tadschiki-stan als "most lethal place on the globe for media people" ("tödlichsten Platz der Welt für Medienvertreter", meine Übersetzung, C.S.)  be-zeichnet.

Die getöteten Journalisten, so Aioubov, haben aus politischen, regiona-len und persönlichen Gründen während des Bürgerkriegs den Tod ge-funden. Viele von ihnen seien durch ihre Ablehnung der geplanten Än-derung des Rundfunk- und Pressegesetzes im Jahr 1992 aufgefallen. Eine große Anzahl von Todesopfern gehe außerdem auf das Konto von verschiedenen bewaffneten Splittergruppen und Clans, die dem Bericht Aioubovs zufolge selbst im März 1997 immer noch in Tadschikistan ak-tiv und außer Kontrolle waren.

Die Kritik Aioubovs, der seine eigene Meinung über die Situation der Journalisten deutlich in seinen Beitrag miteinfließen läßt, trifft vor allem die tadschikische Regierung. Die habe die Morde zwar offiziell verur-teilt. Doch die polizeilichen Untersuchungen, falls es sie denn über-haupt gegeben hat, führten nicht zu brauchbaren Ergebnissen.

4.1  Journalisten als Kriminalitätsopfer -

  1992-1993

Angesichts dieser undurchschaubaren Lage startete das Committee to Protect Journalists (CPJ) 1994 eine eigene Untersu-chung, die die Er-fassung und die Aufklärung der Todesfälle unter den tadschi-kischen Journalisten zum Ziel hatte. Der dabei entstandene umfangreiche Be-richt A Retreat to Tyranny: Tajikistan's Unreported War Against Press Freedom zeichnet ein erschreckendes Bild von einem Land, in dem fast alle Kriterien der Pressefreiheit mit Füßen getreten werden. Der Autor des Untersuchungsberichtes, der Programm-Koordinator des Committees to Protect Journalists für die ehemalige Sowjetunion und Mitteleuropa, Leonid Zagalsky, bemerkt einleitend, daß Tadschikistan seit 1992 der Schauplatz einer der weltweit brutalsten und zugleich am wenigsten von der Öffentlichkeit beachteten Kampagne gegen die Pressefreiheit ist. "All independent publications and broadcast outlets have been banned or forced out of business. Most Tajik journalists are now in hiding at home or in exile abroad."

Das CPJ dokumentiert in dem Bericht die Tötung von 27 Reportern und Herausgebern seit dem Monat Mai des Jahres 1992. Entgegen der Aussage von Salimjon Aioubov von Radio Free Europe / Radio Liberty, wonach die tadschikische Regierung Untersuchungen eingeleitet ha-ben soll, beruft sich Zagalsky auf offizielle Stellen in Dushanbe, die dem CPJ-Team gegenüber bestätigt haben sollen, daß es keinerlei of-fizielle Untersuchungen im Zusammenhang mit den Ermordungen der Journalisten in Tadschikistan gegeben hat. Vielmehr, so Zagalsky weiter, sehe die Regierung Rakhmonov ganz und gar keinen Grund, der fortschreitenden Zerschlagung der unabhängigen Medien durch ei-ne solche kriminalistische Untersuchung einen Riegel vorzuschieben.

Das Committee to Protect Journalists sah 1994 eine besondere Dring-lichkeit, mit einer unabhängigen Untersuchung die Vorfälle in Tadschi-kistan zu dokumentieren und auf die systematische Unterdrückung der Pressefreiheit in Tadschikistan aufmerksam zu machen. Nicht nur, weil die Brutalität, mit der gegen die Medienvertreter vorgegangen wurde, immer heftigere Formen annahm, sondern auch, weil eine komplette Unterdrückung der unabhängigen Presse in Tadschikistan aus Sicht des CPJ verheerende Auswirkungen auf die zentralasiatischen Nach-barländer und vielleicht sogar auf die Entwicklung im post-kommunisti-schen Russland haben könnte.

Über Monate hinweg befragte das Untersuchungsteam des Committees to Protect Journalists unzählige einheimische und ausländische Jour-nalisten, Regierungsbeamte, Diplomaten, im Ausland lebende Tadschi-ken und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, um an wertvolle Informa-tionen zu gelangen, die zur Aufhellung eines der dunkelsten Kapitel der noch jungen, selbständigen Republik Tadschikistan beitragen soll-ten.

Dabei wurde schnell deutlich, daß seit 1992 Hunderte von Journalisten aus Tadschikistan vor allem nach Russland, Afghanistan, Pakistan und in den Iran geflüchtet sind. Viele von ihnen haben wohl kommen gese-hen, welche Entwicklung ihr Heimatland nehmen würde. Gemessen an nackten Zahlen ist das Tadschikistan der frühen 90er Jahre in Sachen Brutalität gegenüber Journalisten lediglich vergleichbar mit Algerien oder dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens. Dabei darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, daß die meisten Morde an Journa-listen in Algerien auf das Konto militanter Regierungsgegner gingen und daß die getöteten Journalisten in Jugoslawien zumeist Opfer von kriegeri-schen Feuergefechten waren bzw. von Scharfschützen im Kriegsgebiet erschossen wurden. In Tadschikistan hingegen sind die Journalisten offensichtlich von ihrer eigenen Regierung aus dem Weg geräumt wor-den.

Mindestens 27 Journalisten starben in nur drei Jahren. Das ist das Er-gebnis der Untersuchung von Leonid Zagalsky, der bei seiner Recher-che vom Executive Director des CPJ, William A. Orme Jr., unterstützt wurde. Das CPJ dokumentierte die 27 Fälle einzeln und in chrono-logi-scher Reihen-folge .

Die ersten dem Committee to Protect Journalists bekannten Todesop-fer unter den tadschikischen Journalisten waren im Mai 1992 die Ra-dio-journalisten Olim Zarobekov und Shirindzhon Amirdzhonov. Sie beide stammten aus dem Pamirgebiet, arbeiteten für das Tajik National Radio und wurden allem Anschein nach von Mitgliedern einer zum da-maligen Zeitpunkt neuformierten paramilitärischen Gruppe, welche später zur People's Front (siehe Kapitel 4.1.2) wurde, in Dushanbe er-mordet. Das CPJ beruft sich hierbei auf die Aussagen von tadschi-kischen Informanten, die 1994 im Exil lebten.

Ebenfalls im Mai 1992 wurde der Chefredakteur der tadschikisch-spra-chigen Zeitung Sadoi Mardum, Murodullo Sheraliev, von Unbekannten im Gebäude des Höchsten Sowjets in Dushanbe ermordet. Sheraliev war neben seiner Tätigkeit als Chefredateur der Zeitung des Höchsten Sowjets auch Mitglied des tadschikischen Parlaments. Er stammte aus dem wirtschaftlich weiterentwickelten Gebiet Khodshand und gehörte somit zu der seit den 30er Jahren regierenden Gruppe von Kommuni-sten aus dem Norden Tadschikistans, welche seit langem erklärte Gegner des tadschikischen Präsidenten sind.

Im Juni 1992 wurde der Zeitungsredakteur Tura Kobilov in Bokhtar in der Provinz Khatlon ermordet. Kobilov war zuvor von seinen späteren Mördern entführt worden, weil er, so CPJ-Informanten aus dem betrof-fenen Gebiet, nach der Vertreibung der Opposition aus Bokhtar in der Region geblieben war und von dort für die Zeitung Bairaki Dusti berich-tet hatte.

Im September 1992 starb der weißrussische Journalist Arkadi Ruder-man an einem nicht näher bekannten Ort in Tadschikistan. Ruderman war für den russischen Fernsehsender Kanal 1 (Ostankino) in dem zentralasiatischen Land unterwegs, um eine Dokumentation zu drehen. Die genauen Umstände seines To-des sind bis heute nicht geklärt wor-den. Gerüchten zufolge starb Ruderman nach einem Autounfall, des-sen Ursachen nie ermittelt wurden.  Zur gleichen Zeit verschwand auch der tadschikische Journalist Zuhur-ruddin Suyari. Seine Leiche wurde erst im März 1993 gefunden. Laut Aussagen seiner tadschi-kischen Journalistenkollegen soll Suyari von Mitgliedern der People's Front ermordet worden sein, weil er, der in Dushanbe für die die regie-rungsnahe Zeitschrift Tojikistan arbeitete, aus dem moslemisch be-herrschten Garm-Tal stammte.

Im Oktober 1992 wurde der Dichter und Journalist Makhsum Olimi er-mordet. Es ist nicht bekannt, für welches Medium Olimi zu diesem Zeit-punkt arbeitete und welche Gründe es für seine Ermordung gab.

Tavakkal Faizulloev, ein Korrespondent der Lokalzeitung Subhi Yovon aus dem Gebiet Khatlon, wurde am 17. November 1992 ermordet. Das Committee to Protect Journalists geht davon aus, daß Faizulloev ster-ben mußte, weil er diverse anti-islamische Artikel für seine Zeitung ge-schrieben hatte.

Im Dezember 1992 beklagte die Nachrichtenagentur Khovar den Tod ihrer beiden Mitarbeiter Mukhtor Bugdiev und Jamshed Davliyatma-matov. Der Fotojournalist Bugdiev und der Korrespondent Davliyatma-matov fielen den Angaben anderer tadschikischer Journalisten zufolge ebenfalls bewaffneten Mitgliedern der People's Front in Dushanbe zum Opfer.

Dasselbe tödliche Schicksal ereilte im gleichen Monat den Korrespon-denten für die Zeitung Payomi Dushanbe, Filolisho Khilvatshoev und den Fernsehjournalisten Khushvaht Muborakshoev vom Tadschi-kischen Staatsfernsehen. Auch hier werden Mitglieder der People's Front hinter den Mordanschlägen vermutet.

Im Januar 1993 wurde der Chefredakteur der tadschikisch-sprachigen Zeitschrift Farkhang, Saidmurod Yerov, in Dushanbe von Mitgliedern der People's Front verschleppt. Seine Leiche wurde am 2. Februar in einem Massengrab in der Nähe von Dushanbe gefunden. Yerov stammte aus dem Pamir-Gebiet.

Im Juni 1993 wurde Saidjonol Fakhriddinov, ein Reporter der pro-isla-mischen, tadschikisch-sprachigen Zeitung Navidi Vakhsh aus der 100 Kilometer südlich von Dushanbe gelegenen Provinz Khatlon, auf offe-ner Straße in Dushanbe ermordet.

Kurze Zeit später wurde Sharofuddin Kosimov, der ebenfalls als Repor-ter bei Navidi Vakhsh beschäftigt war, von der People's Front ver-schleppt. Seine Leiche wurde im Juli gefunden und von Familienmit-gliedern einwandfrei identifiziert. Beide Todesopfer stammten aus der Nähe der Stadt Garm.

Ebenfalls im Juli 1993 starben der Reporter der staatlichen Zeitschrift Maktabi Sovieti, Tokhirjon Azimov, der Herausgeber einer Lokalzeitung im Kuibishev-Distrikt der Provinz Khatlon, Sharif Ahrorov, und der Re-porter einer Regionalzeitung in Vakhsh, Olimjon Yorasonov. Auch in diesen drei Fällen vermuten im Ausland lebende tadschikische Journa-listen, daß die Mörder unter den Mitgliedern der People's Front zu su-chen sind. Die drei Todesopfer gehörten einer Minderheit von Tadschi-ken an, die aus Garm stammen und in der Provinz Khatlon leben und arbeiten. Khatlon wird beherrscht von dem Kulyabi clan , welcher große Teile der tadschikischen Regierung stellt. Auch Präsident Rakhmonov stammt aus der Region Kulyab.

Im Sommer 1993 wurde auch der Reporter der staatlichen usbekisch-sprachigen Zeitung Khalqi Ovozi, Zikrullo Valiev, ermordet. Während die Motive für seine Ermordung unklar sind, wird vermutet, daß Valiev, der der großen usbekischen Minderheit in Tadschikistan angehörte, von einer bewaffneten Gruppe regierungstreuer Tadschiken er-schos-sen worden ist.

In Kurgan-Tyube fiel Pirimkul Sattori, Reporter der Zeitung Nividi Vakhsh, irgendwann zwischen Juli und September 1993, einem Mord-anschlag der People's Front zum Opfer. Allem Anschein nach mußte er sterben, weil er in einer Rede den Kulyabi clan offen kritisiert hatte.

Vermisst wird seit September 1993 die russische Journalistin Emma Podobed. Sie arbeitete als Korrespondentin für die Zeitung Narodnaya Gazeta in Dushanbe und ist neben dem weißrussischen Journalisten Arkady Ruderman, der im gleichen Monat ermordet wurde, die einzige ausländische Journalistin, die in Tadschikistan ihr Leben gelassen hat. Die Um-stände ihres Verschwindens sind bis heute nicht geklärt. Dem russi-schen Journalisten Oleg Panfilov zufolge wurde Emma Podobed in Kurgan-Tyube ermordet.

Am 21. Oktober 1993 wurde Tabarali Saidaliev, ein Mitherausgeber der tadschikisch-sprachigen Zeitung Ba Pesh, ermordet. Zeugenaussagen zufolge soll Saidaliev von mehreren Männern, die gekleidet waren wie Sicherheitsbeamte der tadschikischen Regierung, aus den Redaktions-räumen seiner Zeitung entführt worden sein. Saidalievs Leiche fand man einige Tage später in einem Baumwollfeld.

Ebenfalls im Herbst 1993 verschwand die Reporterin von Navidi Vakhsh, Kishvaroy Sharifova. Da sie seitdem nie wieder gesehen wurde, ist davon auszugehen, daß die aus Garm stammende Sharifova auch von Mitgliedern der People's Front getötet worden ist.

In einem Interview in der russichen Tageszeitung Obshaya Gazeta am 26.8.1994 gab der in Tadschikistan geborene russische Journalist Oleg Panfilov an, er habe viele der getöteten Medienvertreter persönlich ge-kannt. Außerdem führt er noch vier weitere Namen von Kriminalitätsop-fern an, von denen jedoch nur er berichtet.

Muso Mavlayev (stellvertretender Chefredakteur der Zeitung Jumhu-riyat) soll schon 1992 verschwunden und getötet worden sein, Makhmudzhon Shakhobiddinov (Pressereferent des ehemaligen Präsi-denten Rakhmon Nabiyev), Zukhuruddin Suyari (Korrespondent der Zeitschrift Tojikistan) und Akhmadsho Komilov (Redakteur der Opposi-tionszeitung Rastokhez) sind angeblich im Jahr 1993 verschwunden und ermordet worden.  Bestätigt werden diese Aussagen von Oleg Panfilov jedoch weder im Jahresbericht des Committees to Protect Journalists, noch in dem der Reporters Sans Frontières.

4.1.1 Tabellarische Übersicht über die Todes-  fälle unter Journalisten in Tadschikistan   von 1992-1993

DATUM TODESOPFER ARBEITGEBER DES OPFERS
Mai 92 Olim Zarobekov Tajik National Radio
Mai 92 Shirindzhon Amirdzhonov Tajik National Radio
Mai 92 Murodullo Sheraliev Sadoi Mardum
Juni 92 Tura Kobilov Bairaki Dusti
September 92 Arkadi Ruderman Channel 1 (Ostankino)
September 92 Zuhurruddin Suyari Tojikistan
Oktober 92 Makhsum Olimi unbekannt
17.11.1992 Tavakkal Faizulloev Subhi Yovon
Dezember 92 Mukhtor Bugdiev National KhovarInformation Agency
Dezember 92 Jamshed Davliyatmamatov National KhovarInformation Agency
Dezember 92 Filolisho Khilvatshoev Payomi Dushanbe
Dezember 92 Khushvaht Muborakshoev Tajikistan State TV
1992 ? Muso Mavlayev Jumhuriyat
Januar/Februar 93 Saidmurod Yerov Farkhang
Juni 93 Saidjonol Fakhriddinov Navidi Vakhsh
Juni 93 Sharofuddin Kosimov Navidi Vakhsh
Juni/Juli 93 Tokhirjon Azimov Maktabi Sovieti
Juni/Juli 93 Sharif Ahrorov Lokalzeitung in Kuibishev in der Provinz Khatlon
Juni/Juli 93 Olimjon Yorasonov Regionalzeitung inVakhsh, Provinz Khatlon
Sommer 93 Zikrullo Valiev Khalqi Ovozi
Juli/September 93 Pirmkul Sattori Navidi Vakhsh
September 93 Emma Podobed Narodnaya Gazeta
21.10.1993 Tabarali Saidaliev Ba Pesh
Herbst 93 Kishvaroy Sharifova Navidi Vakhsh
1993 ? Makhmudzhon Shakhobiddinov Pressereferent desehemaligen PräsidentenRakhmon Nabiyev
1993 ? Zukhuruddin Suyari  Tojikistan
1993 ? Akhmadsho Komilov Rastokhez

4.1.2 Die People's Front - Mörder im Namen   der Regierung Rakhmonov

Die Jahre 1992 und 1993 markierten den Höhepunkt der Brutälität ge-gen Journalisten in Tadschikistan. Die meisten Morde gehen, wie die detaillierte Auflistung aller Fälle gezeigt hat, auf das Konto der People's Front. Diese mordete, etwas vereinfacht gesagt, im Auftrag der tadschikischen Regierung.

Die Zustände, die Anfang der 90er Jahre in dem kleinen zentralasiati-schen Land herrschten, sind wohl am besten mit dem Wort Anarchie zu beschreiben. Mit Hilfe der russischen Armee gewann der Kulyabi clan nach wochenlangen Machtkämpfen langsam wieder die Oberhand ge-gen die aufstrebenden Islamisten, die vor allem aus dem Garm-Tal und der Pamir-Region stammten. Ein Abschnitt aus dem Buch Das Schlachtfeld der Zukunft von Peter Scholl-Latour führt dem Leser ein-drucksvoll vor Augen, welche Ausmaße die Brutalität in Tadschikistan im Jahr 1992 angenommen hatte:

"Die Gefängnisse wurden geöffnet, Mörder und Galgenvögel freigelas-sen und in tollwütigen Milizen auf die Islamisten gehetzt. An ihrer Spit-ze stand ein notorischer Schwerverbrecher, Sangak Saforow, der sieb-zehn Jahre seines Lebens hinter Zuchthausmauern verbracht hatte (Das Committee to Protect Journalists spricht sogar von 23 Jahren. , meine Ergänzung, C.S.) und nunmehr seine bestialischen Instinkte, die rote Fahne der ehemaligen Weltrevolution schwenkend, mit sadisti-scher Wollust auskostete. Safo-row übernahm die Führung des Kuljabi-Clans, und jetzt gab es kein Er-barmen mehr mit den politischen Geg-nern. Den gefangenen Islamisten wurden vor der Hinrichtung die Au-gen ausgestochen. Die Nahda-Füh-rer, wo immer man ihrer habhaft wurde, häutete man bei lebendigem Leibe. ... Nach vorsichtigen Schät-zungen sind in diesen tadschikischen Bartholomäusnächten 50.000 bis 60.000 Menschen ermordet wor-den."

Ihre Hauptfeinde sah die People's Front in den Islamisten, den demo-kratischen Reformern und den Clans, welche die in dieser Zeit regie-rende Koalition unterstützten. Auch Journalisten, die aus den vornehm-lich islamisch-geprägten Gebieten des Garm-Tals und aus Gorno-Badakhshan stammten, galten für die People's Front als Feinde. Zwei der ersten "field commanders"  der People's Front waren der jetzige Präsident Tadschikistans, Imomali Rakhmonov, und der Minister für In-nere Sicherheit, Yakub Salimov. Die Offiziere der Miliz wurden laut An-gaben des Committees to Protect Journalists in Usbekistan ausgebil-det, von der usbekischen Armee bei der Ausführung militärischer Ope-rationen unterstützt und mit Kriegsmaschinerie aus Russland versorgt.

Am 9. Dezember 1992 gewann die People's Front nach einem zuvor gescheiterten Versuch wieder die Kontrolle über die Hauptstadt Du-shanbe und drang in eine der Hochburgen der Islamisten, in das Garm-Tal, ein. Hier kam es anschließend zu den von Peter Scholl-Latour be-schriebenen ethnischen Säuberungen.

Um die Beziehung des kaltblütigen Mörders Sangak Saforow und sei-ner Miliz, der People's Front,  zu dem heutigen Präsidenten der Re-publik Tad-schikistan, Imomali Rakhmonov, zu verdeutlichen, schreibt Scholl-La-tour weiter: "Jedermann in Dushanbe weiß, daß Rakhmonov wäh-rend des Bürgerkrieges von dem bluttriefenden Schlächter Saforow ins Rampenlicht geschoben wurde und danach in dessen Abhängigkeit stand. Beide waren ja aus Kuljab gebürtig. Der Zuchthäusler Saforow konnte beim besten Willen nicht in persona nach dem höchsten Staatsamt greifen. Diese fatale Bindung nahm erst ein Ende, als der Massenmörder mit der roten Fahne sogar dem russischen Geheim-dienst als unerträgliche politische Belastung erschien. Mitsamt einem seiner einflußreichsten Spießgesellen und Rivalen ist Saforow von den eigenen Auftraggebern aus dem Weg geräumt worden,..." .

Saforow starb im März 1993 bei einem Schußwechsel mit seinem Stell-vertreter Fayzali Saidov. Angesichts dieser Schilderungen und der Zahl von 50.000 bis 60.000 To-desopfern in nur wenigen Wochen im Jahr 1992 ist es fast erstaunlich, daß dem allgemeinen Morden in Tad-schikistan bis 1994 nicht noch mehr Journalisten zum Opfer gefallen sind.

4.1.3 Zur Person: Imomali Rakhmonov -

  Vom Bauernsohn zum Präsidenten

Trotz ihrer Rivalität sind Imomali Rakhmonov und Sangak Saforow nicht zu vergleichende Charaktere. Die Person des Berufsverbrechers Sangak Saforow stellt privat gesehen das direkte Gegenteil zum lei-denschaftlichen Familienvater Imomali Rakhmonov dar.

Der heutige Präsident der Republik Tadschikistan, Imomali Rakhmo-nov,  wurde am 5. Oktober 1952 in der Tadschikischen SSR als Sohn eines Bauern geboren. Nach Beendigung der Schule begann er eine Elektrikerlehre in der Stadt Kurgan-Tyube. Von 1971 bis 1974 diente er in der Pazifikflotte der UdSSR. Nach seiner Rückkehr studierte er in Dushanbe am Institut für Ökonomie der Tadschikischen Staatsuniversi-tät, welches er 1982 mit einem abgeschlossenen Studium verließ.

In den Folgejahren engagierte Rakhmonov sich in der Kommunisti-schen Partei und übernahm von 1987 bis 1992 die Funktion des Direk-tors der Lenin-Sovchose in der Dangara-Region. 1990 war er als Volksdeputat in das Supreme Council der Tadschikischen SSR gewählt worden. Am 16. November 1992 wurde der damals 40jährige zum Vorsitzenden des Supreme Councils und somit zum wichtigsten Mann Tadschikistans.

An diesem Tag sagte Imomali Rakhmonov: "I will never know rest until lasting peace is established in Tajikistan and the last refugee returns home."

Rakhmonovs Hauptcharakterzüge sind nach Aussagen seiner Mitarbei-ter Geradlinigkeit, Objektivität und Bescheidenheit. 1997 machte der tadschikische Staatspräsident eine Pilgerfahrt nach Mekka. Rakhmo-nov ist verheiratet mit Azizmo Asadullaeva und Vater von sieben Töchtern und einem Sohn. Seine älteste Tochter ist bereits verheiratet, während die jüngste erst im Sommer 1998 geboren wurde. Der einzige Sohn, Rustam Rakhmonov, studiert am Presidential Lyceum in Du-shanbe. Neben seiner Familie beschäftigt sich der tadschikische Präsi-dent Imomali Rakhmonov gerne mit klassischer Musik, Romanen und Sport.

Der Privatmann und der Staatsmann Imomali Rakhmonov scheinen zwei völlig verschiedene Personen zu sein. Die Beschaulichkeit der Familienidylle wechselt sich allem Anschein nach fast übergangslos ab mit der Grausamkeit der Diktatur.

4.2  Journalisten als Kriminalitätsopfer -

  1994 bis heute

Im Vergleich zu den mehr als zwanzig Morden in den Jahren 1992 und 1993 ent-spannte sich die Lage für die tadschikischen Journalisten 1994 zuse-hends. Trotzdem wurden auch in diesem Jahr wieder vier Medienver-treter bei oder wegen der Ausübung ihres Berufes ermordet.

Eine unbekannte Person erschoß am 16. Mai 1994 in der Nähe von Dushanbe den Mitarbeiter des Staatlichen Tadschikischen Fernsehens, Olim Abdulov. Die Hintergründe und die genauen Umstände der Er-mordung sind nicht bekannt. Nur zwei Tage später, am 18. Mai 1994, wurde auch Khushvakht Haydarsho, der Vorsitzende des Redaktions-stabs der tadschi-kisch-spra-chigen Zeitung Jumhuriyat in der Nähe sei-nes Hauses in Dushanbe erschossen. Haydarsho hatte kurz zuvor eine Serie von Artikeln über die "kriminelle und politische Mafia"  in Tad-schikistan veröffentlicht. Das, so meinen seine tadschikischen Journa-listenkollegen, war allem Anschein nach der auslösende Faktor, der zu Haydarshos gewalt-samen Tod geführt hat.

Davlatali Rakhmonaliev, der Programmdirektor des Staatlichen Tad-schi-kischen Fernse-hens, wurde am 18. August 1994 vor seinem Haus in Dushanbe erschossen. Rakhmonaliev soll enge Kontakte zu der pro-russischen Regie-rung gepflegt haben. Als die im Jahr 1992 kurz von den islamistischen Rebellen aus Dushanbe vertrieben worden waren, hatte Rakhmonaliev Zuflucht in der Stadt Kulyab gesucht, der Hoch-burg der Regierung Rakhmonov.

Am 17. November 1994 starb Khamidjon Khakimov, Redakteur der us-bekisch-sprachigen Zeitung Khaksuz, in Dushanbe an den Folgen ei-nes Kopfschusses. Kha-ki-mov war ein engagiertes Mitglied der usbe-kischen Minderheit in Tad-schi-kistan.

Vom 28. Todesopfer seit der Unabhängigkeit Tad-schikistans berichtet das Committee to Protect Journalists in sei-nem Jahresbe-richt 1995. Demnach wurde der Chefredakteur des persi-schen BBC-Dienstes, Mohyedin Alempour, am 12. Dezember 1995 in der Nä-he der University of Tajiki-stan in der Hauptstadt Dushanbe er-mordet. Alem-pour, einer der wenigen Journalisten, die während des Bürgerkriegs in Tadschikistan geblieben waren, um über die Situation im Land zu berichten, wurde mit zwei Pistolenkugeln im Kopf gefunden, während sein goldener Ring, sein Paß und seine Dokumente nicht ge-stohlen worden waren. Für das Committee to Protect Journalists ist das ein kla-rer Hinweis darauf, daß politische Motive hinter der Tat gestanden ha-ben.

1995 schickte das Committee to Protect Journalists erneut eine Dele-ga-tion nach Tadschikistan, um die Entwicklung der Medien und die Si-tuation der Journalisten vor Ort weiterzuverfolgen. Die CPJ-Delegation wurde, wie schon im Jahr 1994, geleitet von Leonid Zagalsky, dem frü-heren CPJ-Programmko-ordinator für Mitteleuropa und die ehemaligen UdSSR-Staaten. Mit ihm fuhren der New Times- und Radio Free Eu-rope / Radio Liberty-Kor-respondent Arkady Dub-nov sowie ein Kamera-team des deutsch-fran-zösischen Fernsehsenders ARTE im September 1995 nach Tadschiki-stan. Die Gruppe traf sich in Dushanbe sowohl mit russischen als auch mit tadschikischen Journali-sten. Außer-dem stan-den Treffen mit dem Generalstaatsanwalt Amirkul Aziev und dem Mini-ster für Kultur und In-formation, Bobokhon Makhma-dov, auf dem Ter-minkalender.

Das Bild, das sich für die Mitarbeiter des Committees to Protect Jour-na-lists in Tad-schikistan im Herbst 1995 bot, war ernüchternd. Politisch ge-se-hen ließ die Regie-rung Rakhmonov weiterhin keine Opposition zu, was dazu führte, daß auch von den Journalisten keine oppositionelle Be-richterstattung ausging. Das lag vielleicht aber auch daran, daß, so berichtet das CPJ weiter, bis zum Jahr 1995 fast alle unabhängigen tadschikischen Journalisten ins Exil ge-flüchtet waren . In diesem Zu-sammenhang ist interessant, daß ein Funktionär im Büro des General-staatsan-walts ge-gen-über dem Dele-gationsleiter des Committees to Protect Journalists, Leonid Zagalsky, zugegeben hat, er lese die in Moskau gedruckte unabhängige Exilzei-tung Charoghi Ruz. "At least that is a real newspa-per" sagte er Zagalsky wörtlich .

Doch nicht alle Offiziellen in Dushanbe scheinen das so zu sehen. So fand das Committee to Protect Journalists heraus, daß gegen mehrere Mitarbeiter der Charoghi Ruz Haftbefehle vorliegen. Außerdem berich-tet Leonid Zagalsky in seinem Jahresbericht 1995 von dem Mord an ei-nem Lehrer, der von einem Polizisten er-schossen worden sein soll, weil er die Charoghi Ruz gelesen hatte. Auch berichtet Zagalsky von zahl-reichen Verhaftungen, die auf den unerlaubten Besitz einer Ausgabe der in Moskau erschei-nenden Oppositionszeitung zurückzuführen sind.

Im Allgemeinen, so der Generalstaatsanwalt, gebe es in Tadschikistan keine Pressefreiheit. Die einzige noch existierende unabhängige Zei-tung sei der Evening Courier, der jedoch zur Zeit des Besuchs der CPJ-Delegation kurz vor der Schließung stand, da die tadschiksche Regie-rung eine extrem hohe Strafe gegen die Chefredaktion des Eve-ning Courier ausgesprochen hatte (siehe Kapitel 3.2).

Eine positive Entwicklung, die die CPJ-Delegation im Jahr 1995 in Tadschikistan ver-zeichnen konnte, ist die Zusage des Generalstaats-anwalts, daß die Todesstrafe für Journali-sten nicht mehr angewandt wird. Unter dem Anklagepunkt "Attempting to over-throw the govern-ment"  konnten Jour-na-listen in Tadschikistan seit 1992 zur Todes-stra-fe verurteilt werden, was nach Angaben des Committees to Protect Journalists auch in eini-gen Fällen geschehen sein soll.

Ein weiterer positiver Trend ist mit Sicherheit die stark sinkende Zahl von berufsbedingten Todesfällen unter Journalisten in Tadschikistan. Während 1992 zwölf Journa-listen ihr Leben verloren, sank die Zahl 1993 auf elf, 1994 auf fünf bis hin zu "nur" einem getöteten Journali-sten im  Jahr 1996 .

Die in Paris ansässige Organisation Reporters Sans Frontierès (Reporter ohne Grenzen) beklagt in ihrem Jahresbericht 1997 den Tod des Journali-sten Viktor Nikulin in Tadschikistan. Nikulin, Korre-spondent des russi-schen Fernsehsenders ORT, wurde am frühen Nachmittag des 28. März 1996 in seinem Büro im Westen Dus-hanbes mit zwei Schüssen aus einer Makarov-Pistole hingerichtet. Nikulin war Spezialist für die Berichterstattung über bewaffnete und poli-tische Konflikte in Tad-schi-kistan. Schon sein Vater Mikhail, der eben-falls lange Zeit als Kor-re-spondent für Ostankino (jetzt ORT) in Tad-schiki-stan ver-bracht hatte, hatte während seiner Zeit in Dushanbe desöfteren Morddro-hun-gen er-halten. Der Mord an Viktor Nikulin wurde von Staatspräsi-dent Rakhmonov und dem Oppositionsradio The Voice of Free Tajiki-stan verurteilt. Zwi-schen dem Mord an Nikulin und dem Mord an Mohyedin Alem-pour im Dezember 1994 lag eine Zeit von 15 Monaten, in der keine Journalisten in Tadschikistan getötet wurden. Dieser Zeitraum war bis dahin der längste ohne Todesfälle unter den Journalisten seit der Unabhängigkeit Tadschikistans.

In der Zwischenzeit wurde lediglich die Gefangennahme eines Journa-listen der Oppositionszeitung Charoghi Ruz bekannt. Mirzo Salimov, so berichtet das CPJ , wurde am 1. Mai 1995 in der Gissar Region in Tadschikistan von einer Gruppe uniformierter Männer festgenommen. Auf die Versuche Salimovs Familie, etwas über seinen Verbleib zu er-fahren, antworteten das Sicherheits- und das Innenministeriums des Landes, es lägen keine Hinweise auf Salimovs Aufenthaltsort vor. Auf einen Protest des Committees to Protect Journalists hin wurde Salimov Ende des Monats freigelassen. Er reiste sofort anschließend nach Moskau, wo er am 13. Oktober 1995 wegen angeblicher Unregelmä-ßigkeiten in seinen Dokumenten erneut festgenommen wurde. Als die russischen Behörden erfuhren, daß gegen Salimov in Tadschikistan ein Haftbe-fehl vorlag, schickten sie ein Telegramm nach Dushanbe. Als sie am 24. Oktober, elf Tage später, immer noch keine Antwort bekommen hatten, ließen sie Salimov wieder frei.

Am 2. April 1996 unterschrieben laut den Reporters Sans Frontières 23 Jour-nalisten, unter ihnen fünf Chefredakteure von unabhängigen tad-schi-kischen Zeitungen, der Vorsitzende der Journalistengewerkschaft und 10 ausländische Korrespondenten von Itar-Tass, Mir, RTR, BBC, Inter-fax, Obshaya Gazeta, Novosti, Komsomolskaya Pravda, Post-factum und NTV einen offenen Brief, der alle Beteiligten an den be-waffneten Konflik-ten in Tadschikistan zum Verzicht auf Gewalt, inklu-sive der Ge-walt gegen Journalisten, aufrief. Die Unterzeichner erklär-ten: "We pro-test against the murder of Viktor Nikulin and demand that President Rakhmonov and the heads of the security forces put an end to the massacre."

Die fünf Chefredakteure der unabhängigen Zeitungen, die den offenen Brief unter-zeichneten, verzichteten symbolisch für drei Tage auf den Druck ihrer Zeitungen. Ebenso weigerten sich die ausländischen Korre-spondenten, in den drei Tagen nach der Unterzeichnung des offenen Briefes Meldungen für ihre Heimatre-daktionen zu verfassen und zu übermitteln.

Noch am selben Tag versprach der stellvertretende Parlamentsspre-cher einigen "freundlichen" Journalisten praktische Hilfe, was für die Parla-mentszeitung Naro-d-naya Gazeta bedeutete, daß sie zum ersten Mal seit Anfang des Jahres 1996 in Druck gehen konnte.

1997 wurde zum ersten Mal seit 1992 kein Journalist in Tadschikistan ermordet. Die sonstigen Probleme der Medienvertreter wurden jeoch kaum geringer. Während des Machtkampfes zwischen der Regierung Rakhmonov und der United Tajik Opposition (UTO) hatten sowohl die tadschikische als auch die russische Regierung ausländischen Journa-listen davon abgeraten, über den Konflikt in Tadschikistan zu berich-ten.  Neben dem akuten Krisengebiet Tschetschenien gilt Tadschiki-stan immer noch als die Region der ehemaligen Sowjetunion, die für Journalisten am gefährlichsten ist. Besonders auffällig ist dabei die steigende Zahl von Entführungen wie die von vier russischen Journali-sten, die im Februar 1997 elf Tage lang an einem geheimen Ort fest-gehalten wurden. Bobjan Tuganov (NTV), Odiljan Ashurov (NTV), Gali-na Gridneva (ITAR-TASS) und Suraye Sobirova (Interfax) wurden am 5. Februar 1997 etwa 50 Kilometer von der Hauptstadt entfernt von einer Rebellengruppe unter der Leitung von Bahrom Sadirov verschleppt. Die drei russichen Journalisten und die tadschikische Interfax-Korre-spondentin Sobirova waren auf dem Weg in das Garm-Tal, um dort mit Sadirov ein Interview über die Gefangen-nahme mehrerer UN-Mitarbei-ter zu halten. Zwei Wochen lang verhan-delten russische und tadschi-kische Offizielle mit den Entführern. Der damalige russische Premier-minister Viktor Chernomyrdin entsandte dann den Verteidigungsmini-ster Igor Rodionov nach Tadschikistan. Dessen tadschikischer Amtskol-lege Saidamir Zukhorov reiste sogar ins Garm-Tal und wurde dort selbst von den Rebellen entführt. Nach An-gaben des Committees to Protect Journalists wurden die Journalisten und der tadschikische Verteidigungsminister Mitte Februar von ihren Entführern freigelassen. Nach ihrer Rückkehr nach Moskau sagten die drei russischen Journa-listen, sie würden aus Angst vor weiteren Ent-führungen und eventuel-len Racheakten nicht nach Tadschikistan zu-rückkehren.

Am 25. September 1997 explodierte nach Angaben des Committees to Protect Journalists eine Bombe im Gebäude der Nachrichtenagentur Khovar, wobei zum Glück nur kleinere Verletzungen unter den Journa-listen zu beklagen waren. Allerdings handelte es sich bei dieser Bombe nicht um den einzigen Anschlag dieser Art. Mehr als ein Dutzend klei-nerer Bombenanschläge im September und Oktober 1997 waren aus Sicht des CPJ dazu bestimmt, die in den Kriegsjahren aus Tadschiki-stan geflohenen Journalisten von der Rückkehr in ihr Heimatland ab-zubringen.

Informationen aus dem vergangenen Jahr 1998 sind zur Zeit nur in ge-ringem Umfang zu erhalten. Die Jahresberichte der internationalen Or-ganisa-tionen (CPJ, Reporters Sans Frontières,etc.) erscheinen erst im Früh-jahr 1999.

Durch die Glasnost Defense Foundation ist jedoch bekannt geworden, daß auch das Jahr 1998 in Tadschikistan nicht ohne einen Mord an ei-nem Journalisten vergehen konnte. Am 8. Juni gegen 21 Uhr überfielen Unbekann-te den Journalisten Meirkhaim Gavrielov in seinem Haus in Dushanbe. Sie schlugen den 70jährigen und erdrosselten ihn an-schließend mit ei-nem Stück Draht.

Gavrielov war ein sehr bekannter Journalist, der mehr als 50 Jahre lang für die tadschikischen Medien gearbeitet hatte. Seit 1979 war Gavrielov Chefredakteur der Zeitung Donish, die von der Tadschikischen Land-wirtschaftlichen Universität herausgegeben wurde. Der 70jährige war zudem Autor zahlreicher Bücher und ein aktives Mitgleid der jüdischen Sektion der Schriftstellergewerkschaft Tadschikistans.

Eine weitere hochbrisante Nachricht aus dem Jahr 1998 ist die, daß das tadschikische Außenministerium am 17. Juli die Akkreditierung der russischen Journalistin Elena Masyuk zurückzog und sie zur persona non grata auf dem Territorium der Republik Tadschikistan erklärte. Masyuk arbeitet für den privaten russischen Fernsehsender NTV und war 1997 zusammen mit fünf anderen Journalisten mit dem Internatio-nal Press Freedom Award des Committees to Protect Journalists aus-gezeichnet worden.  Die 31jährige Masyuk hatte über den Tsche-tschenien-Krieg berichtet und war dabei von tschetschenischen Rebel-len entführt und für 100 Tage unter unmenschlichen Bedin-gungen in Gebirgshöhlen gefangengehalten worden.

Bei der Annulierung der Akkreditie-rung von Elena Masyuk berief sich Igor Sattarov vom Informationsdienst des tadschikischen Außen-mini-steri-ums auf Paragraph 6 ("Inadmissibility of freedom of expression abuse") des Gesetzes für Presse und andere Massenmedien der Re-publik Tadschikistan. Was genau Masyuk gemacht haben soll, bleibt unklar. Die Glasnost Defense Foundation protestierte gegen die Ein-ziehung der Akkreditierung Masyuks und behauptet, daß diese Ent-scheidung der tadschikischen Regierung dem Land außenpolitisch ge-sehen mehr schaden wird als es die kritische Berichterstattung Masyuks jemals hätte tun können.

Diese und andere Maßnahmen, nicht zuletzt auch die zahlreichen Morde, haben nach Ansicht der Nachrichtenagentur Internews dazu geführt, daß die Journalisten in Tadschikistan sich seit Jahren in Selbstzensur üben . Herausgeber und Journalisten haben Angst, kri-tisches Mate-rial zu veröffentlichen, was in gewisser Weise jedoch auch verständlich ist, wenn man weiß, wie wenig Kritik ausreicht, um eine fatale Reaktion herbeizuführen.

4.2.1 Tabellarische Übersicht über die Todes-  fälle unter Journalisten in Tadschikistan   von 1994 bis heute

DATUM TODESOPFER ARBEITGEBER DES OPFERS
16.5.1994 Olim Abdulov Tajikistan State TV
18.5.1994 Khushvakht Haydarsho Jumhuriyat
18.8.1994 Davlatali Rakhmonaliev Tajikistan State TV
17.11.1994 Khamidjon Khakimov Khaksuz
12.12.1995 Moheydin Alempour BBC Persian Service
28.3.1996 Viktor Nikulin ORT
8.6.1998 Meirkhaim Gavrielov Donish

4.3 Die Rangliste der "Enemies of the Press" des  Committees to Protect Journalists

Das Committee to Protect Journalists führt eine Rangliste der weltweit schlimmsten Feinde der Pressefreiheit. Die Enemies of the Press sind zumeist Staatspräsidenten, die in ihren jeweiligen Ländern systema-tisch gegen die Pressefreiheit vorgehen, Journalisten unter Druck set-zen lassen, sie im Zusammenhang mit ihrer Arbeit bestrafen lassen und auch vor Morden nicht zurückschrecken.

Nach der Auflistung der Todesfälle unter den Journalisten in Tad-schi-kistan ist es nicht verwunderlich, daß auch der tadschikische Staats-präsident Imomali Rakhmonov in der Rangliste des CPJ auf-taucht. Anläßlich des Internationalen Tages der Pressefreiheit am 3. Mai 1996 veröf-fentlichte das CPJ die traurigen Top Ten der schlimmsten Ene-mies of the Press. Dabei belegte Imomali Rakhmonov den fünften Platz, wobei er aus Sicht des Committees to Protect Journalists ledig-lich von Abu Abdul Rahman Amin, dem Führer der Armed Islamic Group aus Algerien, dem Chinesen Deng Xiaoping, dem nigerianischen Präsidenten Sani Abacha und dem türkischen Premierminister Mesut Yilmaz an Skrupellosigkeit im Umgang mit den Medien bzw. den Jour-nalisten überboten wurde.

RANG NAME POSITION LAND
1 Abu Abdul Rahman Amin Führer der Armed Islamic Front Algerien
2 Deng Xiaoping Staats- und Parteichef China
3 Sani Abacha Präsident Nigeria
4 Mesut Yilmaz Premierminister Türkei
5 Imomali Rakhmonov Präsident Tadschikistan
6 Suharto Präsident Indonesien
7 Fidel Castro Staats- und Parteichef Kuba
8 Fahd bin AbdulazizIbn Saud König Saudi-Arabien
9 Daniel arap Moi Präsident Kenia
10 Vladimir Meciar Premierminister Slowakei

4.4 Die Rangliste der "Enemies of the Press" der  Reporters Sans Frontières

Die Reporters Sans Frontières führten Imomali Rakhmonov in ihrer "hit parade" anläßlich des Internationalen Tages der Menschenrechte am 10. Dezember 1996 auf Platz 14 von 25.  Interessant ist hier, daß Rakhmonov in der Liste der schlimmsten Gegner der Pressefreiheit noch hinter zwei anderen Staatsoberhäuptern Zentralasiens liegt. Der Präsident Turkmenistans, Saparmurat Niyazov, belegt in den Top 25 Platz vier. Islam Karimov, Präsident der Republik Usbekistan, wird auf Rang sieben geführt.

RANG NAME LAND
1 Li Peng China
2 Mu'ammar al Kadhafi Libyen
3 Kim Jong-il Nord-Korea
4 Saparmurat Niyazov Turkmenistan
5 Fidel Castro Kuba
6 Saddam Hussein Irak
7 Islam Karimov Usbekistan
8 Than Shwe Burma
9 Hafez el-Assad Syrien
10 Do Muoi Vietnam
11 Teodoro Obiang Nguema Äquatorial Guinea
12 Fahd Ibn Abdelaziz al-Saoud Saudi-Arabien
13 Sani Abacha Nigeria
14 Emomali Rakhmonov Tadschikistan
15 Heidar Aliev Aserbaidschan
16 Meles Zenawi Äthiopien
17 Suharto Indonesien
18 Omar hassan Ahmed el-Bechir Sudan
19 Zine el-Abidine Ben Ali Tunesien
20 Liamine Zeroual Algerien
21 Slobodan Milosevic Serbien-Montenegro
22 Alexander Lukashenko Weißrussland
23 Daniel arap Moi Kenia
24 Frederick Chiluba Sambia
25 Suleyman Demirel Türkei

5 Erfahrungsberichte von tadschikischen und  ausländischen Journalisten über ihre Arbeit  im Krisengebiet Tadschikistan

Nur sehr selten wird in den westlichen Medien über die Situation der Journalisten in Tadschikistan berichtet. Während meiner Recherche für diese Arbeit bin ich lediglich auf zwei Berichte gestoßen, in denen sich tadschikische bzw. ausländische Journalisten mit der Situation der Journalisten in dem Krisenland beschäftigen. Zudem erfuhr ich aus er-ster Hand von einem in Tadschikistan lebenden Journalisten, den ich im Internet kennengelernt habe, wie die Arbeitsbedingungen vor Ort sind und welche Tendenzen sich im Bereich der tadschikischen Medien zur Zeit abzeichnen.

Der einzige sich mit den Pro-blemen tadschikischer Journalisten be-schäftigende Radiobericht, der mir bei meiner Recherche auffiel, ist ein Radiobeitrag von Radio Free Europe / Radio Liberty (RFE/RL), der am 18. Juli 1997 gesendet wurde. Der Autor, Salimjon Aioubov, veröffent-lichte Tajikistan: Jour-nali-sts Live in Danger and Fear eine Wo-che nach dem Nationalen Tad-schi-kischen Tag der Medien am 11. März 1997. An die-sem Tag gedachten tad-schikische Journalisten ihrer getö-teten Kol-le-gen. Sie berichteten aber auch über die aktuelle Lage im Land.

So wird der Lokaljournalist Sayidali Siddiq mit den Worten zitiert: "There is no official cen-sorship in the Tajik media, but everyone is un-der the persistent pressure of self-censorship, everyone has still vivid memories of what happened in the civil war."

Zangi Shavaran, ein Journalist, der für eine Regierungszeitung arbei-tet, sagte gegenüber RFE/RL: "We ha-ve no guarantees, without which no one can feel himself free and safe to write everything."

Seine Verbitterung zum Ausdruck brachte bei dieser Gelegenheit auch ein Journalistik-Dozent der Dushanber Universität. Asadullo Sa'dulloev bedauerte, daß der Bürgerkrieg Dutzende von Journalisten zur Flucht nach Russland und in andere Länder gezwungen habe. Diese Tatsa-che habe in der tadschikischen Medienlandschaft zu einem großen Defizit an professionellen Journalisten geführt. Sa'dulloev hofft jedoch, daß durch die erfolgreichen Friedensverhandlungen der Prozeß des journalistischen Aderlasses wieder rückgängig gemacht werden kann und sich die im Exil lebenden tadschikischen Journalisten darauf be-sinnen, nach Zentralasien zurückzukehren, um am Aufbau ihres Hei-matlandes tatkräftig mitzuarbeiten.

Ein weiteres Zitat in Aioubovs Bericht stammt von Nurmuhammad Niyozi, einem Dichter und Vorsitzenden der Lenin-abad Provincial Wri-ters' Union. Er geht davon aus, daß viele Tadschiken den Informatio-nen, die derzeit von den tadschikischen Medien veröffentlicht werden, keinen Glauben schenken. Er und seine Freunde, so Niyozi, bedienten sich der ausländischen Medien, um sich objektiv und umfangreich zu informieren. "To get objective and accurate information, I and many of my friends turn to foreign broadcasters, particularly RFE/RL."

Zum Schluß überrascht Aioubov durch eine interessante, weil kaum er-wartete Einschätzung des Grades der Pressefreiheit in Tadschikistan. Er behauptet nämlich, daß im Gegensatz zu der Situation in den ande-ren zentralasiatischen Ländern in Tadschikistan sogar ein etwas höhe-res Maß an Presse- und Meinungsfreiheit zu beobachten sei.

Dafür spreche die erstaunliche Anzahl von 202 Zeitungen und Zeit-schriften, die zum Zeitpunkt von Aioubovs Recherche in Tadschikistan veröffent-licht wurden, worunter sich acht unabhängige und 41 weitere nicht der Regierung zuzurechnende Organe befanden. Diese hohe Zahl relati-viert der Autor jedoch im nächsten Satz schon wieder ein wenig, in-dem er eingesteht, daß keine der Zeitungen bzw. Zeitschriften wegen fi-nanzieller und lo-gistischer Probleme im März 1997 täglich er-scheinen konnte. Auf die Situation der elektronischen Medien geht Sa-limjon Aioubov nur sehr kurz ein. Dreizehn unabhängige Fernsehsta-tionen sowie drei Radiostatio-nen seien in Tadschikistan vertreten. Al-lerdings seien auch hier die technischen und finanziellen Schwierigkei-ten in massiver In-tensität zu spüren.

Noch einmal bekräftigt Aioubov zu Ende seines Beitrags die Hoffnung, daß sich durch die positiven politischen Entwicklungen der letzten Mo-nate auch die Situation für die Journalisten entspannen könne. Dabei setzt er unter anderem auf die aus dem Ausland operierenden Opposi-tionszeitungen. Diese seien zwar zur Zeit noch in Tadschikistan verbo-ten, aber vielleicht können ja auch sie irgendwann wieder ihre Arbeit in Dushanbe und den anderen Städten des Landes aufnehmen.

Nach Ansicht von Najam Abbas, einem tadschikischen Journalisten aus der Hauptstadt Dushanbe, versäumen es die tadschikischen Medi-en, allen voran die Zeitungen, bei offiziellen Anlässen wie Staatsbesu-chen oder Besuchen von ausländischen Wirtschaftsvertretern, die Hinter-gründe dieser Treffen zu analysieren.

Abbas, den ich nach dem Lesen eines seiner Berichte im Internet ken-nenlernte, teilte mir in persönlichen e-mails mit, er halte es für wichtig, den tadschikischen Bürgern die Beziehungen ihres Landes zum Rest der Welt detailliert zu schildern. Allerdings, so Abbas, beschränken sich die tadschikischen Zeitungen zumeist leider nur auf die chrono-lo-gische Zusammen-fas-sung der Treffen. Er schreibt: "The press re-strains itself to simply chronicling the relevant events usually saying that the country has sig-ned such and such documents with this or that country or international organization."  Die Antworten auf die Fragen, wieso Tadschikistan die Beziehungen zu den betroffenen Ländern oder Or-ganisationen aus-baut, worin genau die getroffenen Vereinbarungen bestehen oder wie die Nachbarländer Tadschikistans auf diese Verän-derungen reagieren, werden den Lesern vorenthalten.

Die Gründe für diese hintergrundslose Berichterstattung sucht Najam Abbas sowohl auf Seiten der Leser als auch auf Seiten der Journali-sten und Verleger.

Die Letzteren sind seiner Meinung nach nicht an einer detaillierten Analyse interessiert, da sie glauben, der damit verbundene Mehr-auf-wand bringe weder einen Anstieg der Verkaufszahlen noch einen An-stieg der Werbeeinnahmen mit sich. Außerdem unterstellt Abbas den Verlegern, sie beschränkten sich in vielen Fällen auf die bloße Wieder-gabe von offiziellen Texten der Presseabteilung des Präsidenten oder des Außenministeriums, um so einer "unnecessary complication"  ("unnötigen Komplikation", meine Übersetzung, C.S.) von vornherein aus dem Wege zu gehen.

Der Vorwurf an die Journalisten, sie hielten sich oft an die "official li-ne" , um negative Reaktionen von Freunden oder Feinden zu vermei-den, deckt sich mit den Vorwürfen gegen die Verleger.

Die Leser, so Abbas weiter, scheinen sich auch nicht weiter für die Au-ßenpolitik ihres Landes zu interessieren. Zumindest kann Abbas keine direkte Nachfrage erkennen, die ein erweitertes Angebot von Seiten der Medien mit sich bringen könnte.

Zudem macht Abbas ein gewisses Maß an mangelhafter Ausbildung bei einigen seiner Journalistenkollegen aus, was im Zusammen-wirken mit dem Fehlen von anderen Quellen außer den offiziellen zu einer deutlichen Minderung der Qualität in der tadschikischen Medien-land-schaft führt.

Die einzigen wirklich positiven Ansätze sieht Najam Abbas bei den russischen Medien. Hier könne man von Zeit zu Zeit Berichte über die Außen- und Innenpolitik Tadschikistans lesen, die sich durch einen un-zensierten Kommentar kennzeichnen.

Einer dieser Berichte, veröffentlicht in der russischen Zeitung Obshaya Gazeta am 26. August 1994, befasst sich direkt mit der Situation der tadschikischen Journalisten und den damit verbundenen tödlichen Gefahren. Unter dem Titel Refugee Journalist on Plight of Mass Me-dia - "They are all dying, but we remain silent"  beschreibt die Journali-stin Anna Politkovskaya ein Interview, das sie mit einem in Tadschiki-stan geborenen Russen, dem 37jährigen Oleg Panfilov gehalten hat. Der aus seinem Heimatland geflohene Journalist beginnt das Interview selbst mit einer Auflistung der bis Mitte 1994 getöteten Journalisten, die er persönlich gekannt hat (siehe Kapitel 4.1 und 4.1.1).

Danach wird er von Anna Politkovskaya gefragt, ob es denn wenig-stens Ermittlungen im Zusammenhang mit den Morden an den Journa-listen gegeben habe. Panfilov antwortet, daß es nur im ersten Mordfall, dem von Murodal Sheravliyev, Ermittlungen gegeben habe. Der Hinter-grund dessen ist, daß Sheravliyev erstens einflußreiche Helfer hatte und zweitens Chefredakteur einer staatlichen Zeitung gewesen war. Später, als immer mehr Journalisten von Unbekannten getötet wurden, gab es laut Panfilov keine Untersuchungen mehr. Höchstwahrschein-lich, so Panfilov weiter, liege das auch daran, daß die Mörder im Auf-trag der Regierung handelten.

Noch deutlicher wird Oleg Panfilov, wenn es darum geht, was von der Regierung bei der Suche nach den Journalistenmördern in Zukunft zu erwarten ist. "The minister of Internal Affairs in the present government is former criminal Yakub Salimov, who was convicted twice. His friends, obviously not lawyers, followed him to the ministry. A criminal, a certain Rustam, a well-known Tajik racketeer with the nickname Bespredel ("Outrageous") was also appointed chief of the administration for the fight against gangsterism."

Er selbst, so Panfilov, sammle Informationen über die Mordfälle in der vagen Hoffnung, er könne sie in der Zukunft an eine neue Regierung übergeben, die an der Aufklärung der Morde interessiert ist. Wahr-scheinlich werde es jedoch keinerlei Ermittlungen geben. Panfilov gibt weiter an, er wolle sich für die Schaffung einer Gedenktafel am Ge-bäude der Tajik Union of Journalists stark machen. Eine Gewerkschaft der Journalisten existiert in Tadschikistan, doch ist auch sie laut Panfi-l-ov eine "kontrollierte Organisation" .

Nachdem im März 1992 eine Gesetzesänderung dem tadschikischen Generalstaatsanwalt die Erlaubnis zur Schließung von Medienbetrie-ben unter besonderen Voraussetzungen gab (siehe Kapitel 3.1), wur-den bis zu 30 Zeitschriften- und Zeitungsredaktionen geschlossen, be-richtet Oleg Panfilov. Was aus den Journalisten geworden ist, die in dieser Zeit arbeitslos wurden, weiß niemand. Einige sollen nach Af-ghanistan geflüchtet sein, von wo aus sie eine Radiostation betreiben sollen, welche auf Tadschikisch, Russisch und Usbekisch Nachrichten der tadschikischen Opposition über die Landesgrenze sendet. Insge-samt sollen, so Oleg Panfilov, rund 150 Journalisten aus Tadschikistan geflohen sein. Außerhalb ihres Heimatlandes haben sie keine guten Perspektiven, Arbeit als Journalisten zu bekommen, da sie ihr Leben lang auf Tadschikisch für ihre Zeitungen und Zeitschriften geschrieben haben. Zwar sprechen viele von ihnen Russisch als Zweitsprache, doch reichen die Sprachkenntnisse anscheinend nicht aus, um auch auf Russisch Texte bzw. Zeitungsartikel zu verfassen.

Im abschließenden Teil des Interviews von Anna Poltikovskaya steht die Oppositionszeitung Charoghi Ruz im Vordergrund. Diese wird, wie in Kapitel 3.2 bereits beschrieben, in Moskau gedruckt und anschlie-ßend nach Tadschikistan geschmuggelt, wo sie offiziell verboten ist. Politkovskaya will wissen, wieso nicht mehr der geflüchteten Journali-sten für diese früher in Tadschikistan so populäre Zeitung arbeiten. Oleg Panfilov bestätigt in seiner Antwort die Popularität der Charoghi Ruz. Die Zeitung, deren Auflage die der staatlichen Zeitungen um ein Vielfaches übertraf, war zu ihrer besten Zeit schon mittags in Dushan-be ausverkauft. Wer immer jedoch mit der Charoghi Ruz in Berührung kam und kommt, setzt sich selbst schlimmsten Gefahren aus. So be-richtet Oleg Panfilov von dem Chefredakteur der Charoghi Ruz, Dodo-dzhon Atovylloyev, dem nach Monaten von Verfolgung und Erniedri-gung schließlich sämtliche Schneidezähne ausgeschlagen wurden. Auch sind Panfilov Erzählungen zu Ohren gekommen, wonach eine Person, die mit der Charoghi Ruz in der Hand auf einer Parkbank saß, einfach von vorbeifahrenden Militärs erschossen wurde. Außerdem spricht er von der Festnahme der beiden Journalisten Maksud Khuseynov, einem Korrespondenten der Sadoi Mardum, und Mu-khammadrakhim Saydar, einem Mitglied der Tadschikischen Journali-stengewerkschaft. Sie wurden unter Arrest gestellt, weil bei ihnen zu-hause einige Ausgaben der Charoghi Ruz gefunden wurden. Die Grün-de dafür, wieso nicht mehr Journalisten für die Charoghi Ruz arbeiten, liegen somit auf der Hand. Vor allem die Angst vor Verfolgung und Er-mordung bestimmt das Handeln der tadschikischen Journalisten. Zu-dem werden die Herausgeber der Charoghi Ruz nach Angaben von Oleg Panfilov auch in Moskau an ihrer Arbeit gehindert, indem ihnen der Druck der Zeitung verboten wird. Da die Charoghi Ruz keine Wer-bung beinhaltet, gesellen sich zu den genannten Problem auch noch finanzielle Probleme. Oleg Panfilov beendet das Interview mit den er-nüchternden Worten: "There is an information famine in Tajikistan."

Der aktuellste Bericht über die Lage in Tadschikistan stammt wieder von Najam Abbas. Der tadschikische Journalist beantwortete mir am 6. Februar 1999 per e-mail einen Fragenkatalog, der sich direkt mit der Situation der Journalisten in dem zentralasiatischen Land beschäftigt.
 
 

5.1 Übersetzung des e-mail-Interviews mit Najam  Abbas vom 6. Februar 1999

Frage:  Wie sieht ein tadschikischer Journalist die Perspektiven des Journalismus in Tadschikistan? Wie, denken Sie, kommen die Medien mit ihrer Aufgabe weiter?

Antwort: Der Job eines Journalisten in den post-sowjetischen Staaten ist ein undankbarer. Während der Sowjetzeit waren Journalisten ein Instrument zur Weiterleitung der "ultimativen Wahrheit" (Pravda) an die Massen. Ihre Aufgabe bestand darin, alles das zu reproduzieren und weiterzugeben, was die Regierung für richtig hielt. Es war ein unge-schriebenes Gesetz, niemals die Weisheit der Führung in Frage zu stellen und die Vor- und Nachteile ihrer Handlungen zu beurteilen. Kurz gesagt, Journalisten waren und sind schlicht und einfach die Ste-nographen und Maschinenschreiber der Journalismusindustrie. Es wird von ihnen prinzipiell erwartet, der offiziellen Linie zu folgen ohne sie zu hinterfragen. Aus diesem Grund genießen Journalisten hier keinen be-sonderen Respekt, haben kein besonderes Prestige. Ausnahmen sind die Journalisten, die für den tadschikischen Dienst der BBC oder für Radio Free Europe / Radio Liberty arbeiten. Sie sind bekannt für ihre qualitativ hochwertige Arbeit und werden dafür von den Menschen re-spektiert. Außerdem gibt es auch noch die iranischen Reporter von IRNA und Radio Mashad. Auch sie versuchen, detailliert und objektiv zu berichten. Es gibt in Tadschikistan keine privaten Radio- oder TV-Stationen. Wenn ein Journalist also das Verlangen hat, in den Medien gesehen und gehört zu werden, dann muß er sich an die offizielle Linie halten. Weil es in den Medien wenig Prestige und wenig Geld zu ver-dienen gibt, sind die Journalisten immer auf der Suche nach anderen Erwerbsmöglichkeiten, die es ihnen ermöglichen, die meist vergleichs-weise hohen Ausgaben eines Journalisten durch entsprechende Ein-nahmen zu begleichen.

Frage: Wie bedeutend sind die Medien für die Entwicklung ihres Lan-des? Was denken andere Journalisten außer Ihnen darüber?

Antwort: Die Presse in den post-sowjetischen Ländern ist weit davon entfernt, die vierte Säule des Staates zu sein. Daher haben wir keine Transparenz hinsichtlich der Funktion von staatlichen Organen. Der Pressedienst des Präsidenten macht das Agenda Setting und gibt vor, was als berichtenswert anzusehen ist und was nicht. Wenn ein Journa-list eine Frage stellt, die für "nicht angemessen" befunden wird, kann es sein, daß er ganz einfach von der Liste von Journalisten verschwin-det, die von den Regierungsagenturen zu Briefings und Pressekonfe-renzen eingeladen werden.

Frage: Was denken Sie persönlich, sind die tadschikischen Medien frei?

Antwort: Ja, sie sind frei. Frei, solange sie die Politik der Herrschenden unterstützen und sie nicht in Frage stellen. Sie sind frei, die Wahrheit zu sagen bis zu dem Punkt, wo die Wahrheit die Regierung in ein schlechtes Licht rückt. Die Medien sind immer dann frei, wenn der staatliche Papierbeauftragte sagt, es gebe kein Papier oder wenn die zentrale Druckerei behauptet, sie könne keine Zeitungen drucken, da es keinen Strom gebe. Es gibt keine privaten Druckereien, keine Alter-nativen, selbst eine Zeitung zu produzieren. Die Zeitungsjournalisten sind also frei, sich an die Zustände zu gewöhnen oder sie auszuwar-ten.

Zwischen Dezember 1997 und Januar 1999 habe ich nur ein einziges Interview mit dem Oppositionsführer Akbar Turajonzada in einer Lokal-zeitung gesehen und das war lediglich eine Abschrift aus einer russi-schen Zeitung. Diese Tatsache illustriert, wie unausgeglichen die Be-richterstattung ist und wie wenig die Pluralität von Meinungen in den lokalen Medien praktiziert wird.

Diejenigen, denen die Zeitungen gehören, die sie managen, sie finan-zieren, sehen die Welt durch ihrer eigene ethnisch, regional oder fami-liär getönte Brille. Die Journalisten in Kulyab, Dushanbe, Badakhshan und Khodshand haben also voneinander verschiedene Auffassungen von Nationalität, vom tadschikischen Staat, von sozialer Absicherung, von Entwicklung, Rechten und Pflichten.

"Aufgrund schlechter Zirkulationsmöglichkeiten bzw. schlechter Sende-bedingungen verfügt keine politische Partei oder Gruppe über ein ef-fektives elektronisches Medium oder ein Print-Outlet, durch welches sie alle ihre Anhänger erreichen könnte. Meinungs-pluralität kann also gar nicht entstehen, auch wenn sie theoretisch in der Verfassung vorgese-hen ist," sagt Asadullo Sa'dulloev, ein Dozent an der Tadschikischen Staatsuniversität. Seiner Meinung nach sind die Gründe, welche die Entwicklung der Medien in Tadschikistan hemmen, dieselben wie in den anderen zentralasiatischen Staaten: Steigende Druckpreise, un-zeitgemäße Computer, fehlendes Know-how, schlechte Sendegeräte, schlecht ausgebildete Techniker, fehlende Ausbildungs-stätten für Journalisten, schlechter Einfluß der älteren Journalistengene-ration auf die Jungjournalisten und ein Fehlen interregionaler Zusam-menarbeit.

M. Sultanzada, ein Forscher am Institut für Philosophie und Recht der Tadschikischen Akademie der Wissenschaften schreibt, daß die tad-schikische Nation immer noch nicht genau definiert hat, wie sie sich in fundamentalen Fragen verhalten soll. Wie sieht die tadschikische Na-tionalität aus? Was unterscheidet sie von anderen? Welche spiri-tuellen Werte gibt es und wie sollten die Traditionen des Landes ge-pflegt wer-den? Was macht die tadschikische Kultur aus? Was wird aus territoria-len Konflikten? Gibt es moralische Integrität und wie sieht das Schick-sal Tadschikistans aus?

Frage: Gibt es irgendwelche Journalistengewerkschaften, die den Ein-fluß der Journalisten in Tadschikistan verstärken könnten?

Antwort: In der Sowjetzeit wurde die Gründung von Journalistenge-werkschaften von der Kommunistischen Partei unterstützt. Die morali-sche und finanzielle Unterstützung dieser Gewerkschaften hat sich verringert, aber es gibt immer noch viele Amtsträger, die über einen ge-werkschaftlichen Hintergrund verfügen. In den vergangenen Jahren etablierte sich die Vereinigung der Unabhängigen Elektronischen Me-di-en in Zentralasien, die auch Vertreter in Tadschikistan hat. Sie müs-sen jedoch lange Wege gehen, bevor sie in der Gesellschaft gehört und akzeptiert werden. Einige ihrer Aktivitäten werden von der UNESCO und von Internews unterstützt.

Frage: Wie schlimm sind die Arbeitsbedingungen für die Journalisten? Gibt es genügend Arbeitsmaterialien in den Fernseh- und Radiostatio-nen und in den Zeitungsredaktionen?

Antwort: Die Presseabteilung des Präsidenten bestimmt durch ihr Sprachrohr, die tadschikische Nachrichtenagentur Khovar, die Agenda und damit den größten Teil dessen, worüber in den Medien berichtet wird. Die Journalisten werden dazu aufgefordert, keine Berichte und Informationen politischer Natur aus russischen, kirgisischen oder us-bekischen Quellen zu übernehmen, es sei denn, es liegt eine aus-drückliche Erlaubnis vor. In den letzten 13 Monaten habe ich deshalb keinen einzigen Nachrichtenbeitrag, Artikel oder Kommentar gesehen, den die tadschikische Presse einem anderen zentralasiatischen Me-di-um entnommen hatte. Von allen Fernsehsignalen in Dushanbe sind die von ORT und RTR aus Moskau, verstärkt durch örtliche Transmit-ter, die stärksten. Die russische 201. Motorisierte Brigade hat einen ei-ge-nen Kanal für die Soldaten, welches meistens das Moskauer Pro-gramm TV6 übernimmt.

Frage: Was denkt ein tadschikischer Journalist wie Sie über die Gewalt gegenüber Journalisten, die in den vergangenen sechs Jahren bereits soviele Menschenleben gekostet hat? Leben Sie in permanenter To-desangst oder ist es in Tadschikistan etwas ruhiger geworden seit der Krieg offiziell beendet ist?

Antwort: Während die Gesellschaften anderswo vom Recht bestimmt werden, wird die tadschikische Gesellschaft von Waffen bestimmt. Diejenigen, die sich wegen des Bürgerkriegs bewaffnet haben, wohnen jetzt in den städtischen Gebieten und fahren Autos mit getönten Schei-ben. Egal, ob man sein Kind morgens zur Schule bringt oder ob man mit seiner Frau zum Markt geht, überall findet man Männer in Tarnuni-formen mit automatischen Gewehren in den Händen. Das gilt hier als bestes Argument gegen Business-Gegner und gegen Journalisten, falls diese jemals ihren Hals herausstrecken. Ein Artikel in der Moskauer Zeitung Nesavisimaya Gazeta nannte Tadschikistan kürzlich "das Land der Morde".

Gearbeitet wird in Dushanbe von 8.00 Uhr früh bis um 16.00 Uhr. Nachmittags, bevor es dunkel wird, müssen alle Einwohner nach Hause zurückkehren. Die UN-Mission in Tadschikistan empfiehlt den Ausländern ein striktes Ausgehverbot von Sonnenuntergang bis Son-nenaufgang. In den vergangenen sechs Monaten sind sechs ihrer Mit-arbeiter, um es abgeschwächt auszudrücken, in Folge nicht natürlicher Gründe verstorben. Im neuen Jahr gab es bereits einen Mord an einem Mitarbeiter des British Benevolent Fund.

6  Zukunftsperspektiven für Tadschikistan

Um Prognosen über die weitere Entwicklung der Republik Tadschiki-stan abgeben zu können, müssen wir uns zuerst die aktuelle Situation des Landes und dessen politische Tendenzen vor Augen führen. In den vorangegangenen Kapiteln ist klar geworden, daß die tadschikische Medienlandschaft extrem abhängig ist von der politischen Lage. Eine Demokratisierung der Medien führt nur über eine Demokratisierung der gesamten Gesellschaft. Solange die Regierung Rakhmonov in der jet-zigen Zusammensetzung und mit der jetzigen politischen Linie weiter an der Macht bleibt, dürfte sich für die tadschikischen Journalisten nicht viel an ihrer prekären Lage ändern. Ob es in der nahen Zukunft einschneidende politische Veränderungen geben wird, läßt sich nur äußerst schwer voraussagen.

Ein Weg, eventuelle Tendenzen zu erkennen, ist die Analyse aktueller Quellentexte. In dem folgenden Kapitel untersuche ich Dokumente der Vereinten Nationen aus den Jahren 1997 und 1998, eine Rede des tad-schikischen Außenministers Talbak Nazarov vor der Asia Society in New York vom September 1998 sowie Texte, die sich mit dem Verhält-nis Tadschikistans zu den Nachbarländern Afghanistan, Usbekistan und Russland beschäftigen. Diese Untersuchung soll der Frage nach-gehen, die sich auch die Experten der European Society for Central Asian Studies (ESCAS) bei ihrem Workshop in Wien im April 1997 stellten: Ist Tadschikistan ein Land ohne Zukunft - Ja oder Nein?

6.1  Dokumente der Vereinten Nationen zur   Tadschikistan-Problematik 1997-1998

Bei dieser Fragestellung lohnt es sich vor allem, die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates zum Thema Tadschikistan aus den vergangenen beiden Jahre zu un-tersuchen. Sie geben Auskunft darüber, wie sich das politische, wirt-schaftliche und gesellschaftliche Klima in dem zen-tralasiatischen Land zur Zeit gestaltet und wie es sich im Laufe der Monate verändert hat.

In der Resolution 1099 (1997) vom 14. März 1997 äußert der UN-Si-cherheitsrat seine Genugtuung über die Fortschritte, die die ehemali-gen Bürgerkriegsparteien Tadschikistans auf dem Weg zu einer natio-nalen Aussöhnung machen. Die Bemühungen haben, so der Sicher-heitsrat, "eine hohe Eigendynamik entwickelt" .

"Ernsthaft besorgt"  sind die Vereinten Nationen jedoch über die Ver-schlechterung der humanitären Lage, "tief besorgt"  sogar über die Kontinuierung der Übergriffe auf das UN-Personal, die gemeinsamen Friedenstruppen der GUS und auf anderes internationales Personal in Tadschikistan. Die Vereinten Nationen haben laut Beschluß des Gene-ralsekretärs aufgrund der angespannten Sicherheitssituation und trotz der befriedigenden Einhaltung der Waffenruhe ihre Arbeit in Tad-schi-kistan bis auf weiteres ausgesetzt. Davon ausgenommen ist lediglich eine begrenzte Anzahl von Mitarbeitern der UN-Beobachtermission UNMOT (United Nations Mission of Observers in Tajikistan).

Desweiteren enthält die Resolution 1099 eine Aufforderung an die Mitgliedstaaten der UN, "rasch und großzügig zu reagieren und Tad-schikistan Unterstützung beim Wiederaufbau anzubieten, mit dem Ziel, die Kriegsfolgen zu mildern und seine Wirtschaft wiederaufzubauen" .

Die Resolution 1113 (1997) vom 12. Juni 1997 zeichnet kein wesent-lich verbessertes Bild von der Sicherheitslage in Tadschikistan. Die Lage sei, so der Wortlaut des Berichts, "weiterhin prekär" , während sich die humanitäre Lage sogar weiter verschlechtert habe.

Mittlerweile haben die Regierung der Republik Tadschikistan und die Vereinigte Tadschikische Opposition (UTO) Protokolle über militärische und politische Fragen sowie das Protokoll über die Durchführungsga-rantien für das Allgemeine Abkommen über die Herbeiführung des Friedens und der nationalen Eintracht in Tadschikistan unterzeichnet. Die Ver-ein-ten Nationen pochen jetzt vor allem auf die baldige Unter-zeich-nung des sich daran anschließenden Abkommens.

Die Resolution 1128 (1997) vom 12. September 1997 vermeldet "einen erfolgreichen Abschluß"  der unter der Schirmherrschaft der Verein-ten Nationen geführten innertadschikischen Gespräche. Das Allgemei-ne Abkommen über die Herbeiführung des Friedens und der nationalen Eintracht in Tadschikistan ist am 27. Juni 1997 in Moskau von beiden Seiten unterzeichnet worden. Trotzdem wird auch im September 1997 immer noch auf die prekäre Sicherheitslage in Tadschikistan hingewie-sen und gefordert, die Suche nach Wegen zur Gewährleistung der Si-cherheit des Personals der Vereinten Nationen fortzusetzen.

Zwei Monate später, im November 1997, ist die Lage laut UN-Resoluti-on 1138 (1997) nahezu unverändert. Positiv wird die "wirksame Auf-rechterhaltung der Waffenruhe zwischen der Regierung Tadschikistans und der Vereinigten Tadschikischen Opposition (UTO)"  hervorgeho-ben. Außerdem äußert der Sicherheitsrat seine Genugtuung darüber, daß die gemeinsamen Friedenstruppen der GUS von der GUS dazu ermächtigt worden sind, aktiv zum Schutz des UN-Personals beizutra-gen. Vorausgegangen war eine dementsprechende Anfrage der Beob-achtermission der Vereinten Nationen in Tadschikistan (UNMOT).

Negativ fällt den UN-Mitarbeitern auch Ende 1997 die hohe Zahl an Gewaltakten auf, die vor allem in den zentralen Regionen Tadschi-ki-stans begangen werden. Andere Teile des Landes werden hingegen als "vergleichsweise ruhig"  dargestellt.

Im Jahr 1998 befaßt sich der UN-Sicherheitsrat in der Sitzung 3856 am 24. Februar mit der Situation in Tadschikistan und entlang der tadschi-kisch-afghanischen Grenze. Dabei wird betont, daß "die Arbeit an der Umsetzung des Allgemeinen Abkommens über die Herbeiführung des Friedens und der nationalen Eintracht in Tadschikistan und die diesbe-züglichen Tätigkeiten der Kommission für die nationale Aussöhnung in den letzten drei Monaten nur sehr schleppend vorangegangen sind" . Zudem ist es in der Zwischenzeit (im November 1997) zu Geiselnah-men von Mitarbeitern der Hilfsorganisationen gekommen. Diese Ent-führungen wer-den vom Sicherheitsrat aufs Schärfste verurteilt. Um die-ser Verurtei-lung noch mehr Nachdruck zu verleihen, weist der Sicher-heitsrat dar-auf hin, daß die internationale Gemeinschaft zwar dazu be-reit sei, bei der Umsetzung des Allgemeinen Abkommens sowie bei der Durchfüh-rung von humanitären Maßnahmen und wirtschaftlichen Wie-derauf-bauprogrammen behilflich zu sein, daß diese Bereitschaft jedoch in di-rektem Zusammenhang stehe mit der Verbesserung der Sicher-heitsla-ge in Tadschikistan.

Die Resolution 1167 vom 14. Mai 1998 entspricht in weiten Teilen dem Situationsbericht vom vorangegange-nen Februar. Wiederum wird das Stocken des Friedensprozesses be-dauert und Besorgnis über die un-verändert prekäre Sicherheitslage ausgedrückt. Wurde im November 1997 noch die Einhaltung der Waffenruhe aus-drücklich gelobt, so ist es mittlerweile zu Verletzungen der Waffenruhe gekommen, wo-bei als Verantwortliche die örtlichen Kom-mandeure der Vereinigten Tadschi-kischen Opposition (UTO) genannt werden. Der UN-Sicher-heitsrat selbst wertet diese Vorkommnisse in der Resolution 1167 nicht. Sie sind meiner Meinung nach allerdings deutlich als ein gravierender Rückschritt bei den Bemühungen der in-ternationalen Staatengemein-schaft um Frieden in Tadschikistan zu se-hen. Ein unterschwelliger Hinweis darauf laßt sich daraus ablesen, daß der Sicherheitsrat aus-drücklich auf seine "Erkenntnis, daß eine umfas-sende internationale Unterstützung für die Intensivierung des Frie-densprozesses in Tad-schikistan auch weiterhin unerläßlich ist" , hin-weist. Auch die Wort-wahl bei der Forderung nach "energischen (meine Hervorhebung, C.S.) Anstrengungen, um ... die Bedingungen für die Abhaltung von Wahlen zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu schaffen" , weist meiner Ansicht nach darauf hin, wie gespannt die Lage in Tad-schikistan zur Zeit wirk-lich ist.

Das zur Zeit der Fertigstellung dieser Studienarbeit aktuellste Doku-ment der Vereinten Nationen, das sich mit der Lage in Tad-schikistan beschäftigt, ist die Resolution 1206 vom 12. November 1998.

Darin verurteilt der UN-Sicherheitsrat aufs Schärfste die Ermordung von vier Mitarbeitern der UNMOT im Juli 1998 und bedauert, daß bei den Ermittlungen, die im Zusammenhang mit der Tat geführt werden, noch "keine ausreichenden Fortschritte erzielt worden sind."

Die Resolution 1206 widerspricht sich meiner Meinung nach in einem besonders wichtigen Punkt. Zuerst äußert man sich "mit Genugtu-ung ... über die wirksame Aufrechterhaltung der Waffenruhe...", bevor noch auf derselben Seite "die jüngsten Kampfhandlungen im Gebiet von Lenin-abad, die von bewaffneten Kräften ausgehen, welche den Frie-densprozeß in Tadschikistan zu behindern versuchen,..."  verur-teilt werden. Wie genau es um den fragilen Frieden in Tadschikistan wirk-lich bestellt ist, läßt sich der UN-Resolution nicht entnehmen. Trotz der wieder verstärkt aufzukommen scheinenden Gewalt fordern die Verein-ten Nationen die "Abhaltung von Wahlen zum frühestmögli-chen Zeit-punkt im Jahr 1999" .

Die Nachrichtenagentur dpa berichtete am 12. November 1998 in die-sem Zusammenhang, daß der Weltsicherheitsrat die UN-Mission (UNMOT) in Tadschikistan "aus Besorgnis über die Sicherheit und die humanitäre Lage ... um weitere sechs Monate bis zum 15. Mai 1999 verlängert"  hat. Zum jetzigen Zeitpunkt gehören der Mission laut dpa-Angaben 33 militärische Beobachter und 170 zivile Mitarbeiter an, von denen 116 aus Tadschikistan selbst stammen.

6.2  Rede des Außenministers der Republik

   Tadschikistan, Talbak Nazarov, beim

   Besuch der Asia Society am 30. 9. 1998

   in New York

 

Am 30. September 1998 hielt der tadschikische Außenminister Talbak Nazarov vor der Asia Society in New York eine Rede, die sich mit der aktuellen Situation Tadschikistans nach dem Ende des Bürgerkrieges sowie mit den unmittelbar daraus entstandenen Zukunftsperspektiven be-schäftigt. Die Rede ist mit dem Titel Tajikistan: Horizons of the pre-sent and for the future (Tadschikistan: Horizonte der Gegen-wart und für die Zukunft) versehen. Ihr genauer Text, herausgegeben von der Ständigen Mission der Republik Tadschi-kistan bei den Verein-ten Natio-nen in New York, wurde mir von der Asia Society in New York für diese Arbeit zur Verfügung gestellt.

Außenminister Nazarov stellt im ersten Teil seiner Rede von Anfang an klar, daß Tadschikistan sich erst am Anfang eines beschwerlichen We-ges hin zu einer marktwirtschaftlich geprägten Demokratie befindet. Wichtig-ster Punkt dabei ist zur Zeit die nationale Aussöhnung, die durch das formale Ende des Bürgerkriegs am 27. Juni 1996 (Unterzeichnung des Friedensabkommens und des Abkommens über nationale Aussöhnung durch Präsident Rakhmonov und den Vorsitzen-den der United Tajik Opposition (UTO), Said Abdullah Nuri) eingeleitet wurde.

Nazarov weiß um die zahlreichen Probleme, die der beabsichtigten Aussöhnung im Wege stehen, weist jedoch im gleichen Atemzug auf die stetigen Fortschritte des Friedensprozesses hin und sagt deutlich, daß sowohl der Friedensprozeß als auch die nationale Aussöhnung bereits soweit vorangeschritten sind, daß sie durch nichts mehr aufge-halten bzw. rückgängig gemacht werden können .

Nazarov erkennt in seiner Rede die Bemühungen an, die die interna-tiona-le Staa-tengemeinschaft unternommen hat, um Tadschikistan aus dem Bürgerkriegs-sumpf zu retten. Besondere Erwähnung erfahren die beiden Länder, die unmittel-bar an der Ausarbeitung des Friedensver-tra-ges vom Juni 1996 beteiligt waren, nämlich Russland und die Islami-sche Republik Iran. Auf die geopoliti-schen Zusammen-hänge, die Russland und den Iran für die Zukunft Tadschikistans so wichtig ma-chen, kommt Nazarov im Verlauf seiner Rede noch deutli-cher zu spre-chen.

Zuerst verdeutlicht er jedoch noch einmal die Fortschritte, die Tad-schiki-stan in den vergangenen Monaten gemacht hat. Nazarov verweist dabei auf die 5.200 Soldaten der United Tajik Opposition (UTO), die erfolgreich in die reguläre Armee Tadschikistan eingeglie-dert werden konnten und ihren Eid auf die derzei-tige Regierung abge-legt haben.

Trotzdem, so der Außenminister, sei die militärische Gefahr aus dem Oppositi-onslager noch nicht endgültig gebannt. Auch wenn die organi-sierte Oppositions-armee sich offensichtlich aufgelöst habe und in der Regierungsarmee aufgegangen sei, so seien immer noch Kräfte im Land vorhanden, die sich dem Friedensprozeß widersetzten. Diese machen mit Terrorakten auf sich aufmerksam und sorgen sowohl bei der tadschi-kischen Regierung als auch bei den Vereinten Nationen für zunehmende Beunruhigung.

Eine Antwort auf dieses Problem, das Entstehen eines Guerillakrieges nach Be-endigung des Bürgerkrieges, findet Nazarov in seiner Rede nicht. Er bestätigt lediglich, daß es in Tadschikistan weiterhin militäri-sche und politische Spannun-gen gibt.

Der zweite Teil der Rede Nazarovs ist der religiösen und politischen Situation Tadschikistans gewidmet. Auch hier hat der Bürgerkrieg der 90er Jahre für entscheidende Veränderungen gesorgt. Nazarov spricht von einer Umverteilung der sozialen und politischen Kräfte sowie der regionalen und öffentlichen Elemen-te im Vergleich zu der Situation, welche während der Sowjetzeit in Tadschikistan herrschte . Als In-itia-toren der entstandenen Veränderungen nennt Nazarov die politisch agierenden Islamisten aus den Bergdörfern. Kurz darauf globalisiert der tadschikische Außenminister die Probleme seines Landes, indem er sagt: "As in many other "hot spots" on our planet, in Tajikistan religi-on is an instrument in the struggle for power, like nationalism, de-mocracy and secula-rism."

Schon hier läßt sich erkennen, welche Rolle die Religion in Hinsicht auf die Zu-kunft Tadschikistans haben wird. Der Bürgerkrieg war in erster Linie ein Religi-onskrieg. Die islamische Opposition hat zwar das Frie-densabkommen unter-zeichnet, jedoch kämpfen Basisislamisten in den Bergregionen vor allem im Süd-osten Tadschikistans weiter gegen die Regierung in Dushanbe. Diese weiß um die fundamentale Bedeu-tung der Religion, was die Worte Nazarovs verdeutlichen: "We have not prevented and will not prevent Islam from taking its proper place within the traditional structure that is being reconstructed, but we will not allow anybody to fill the current vacuum with a new form of totalita-rian ideo-logy similar to that professed by the Taleban in Afghanistan, which seeks to compen-sate for its spiritual poverty with fundamentalist ex-tremism."

Eine klare Absage an die Islamisten also, ein Plädoyer für eine deutli-che Tren-nung von Staat und Religion. Als Beispiele dürften für die Re-gierung Rakhmonov die zentralasiatischen Nachbarn Usbekistan und Turkmeni-stan dienen, deren Präsi-denten Islam Karimov (Usbekistan) und Sapar-murat Turkmenbashi (Turkmenistan) ebenfalls eine direkte Einmischung der Islamisten in die Politik verhindern. Wie heftig die Grabenkämpfe zwischen den Islamisten und der Re-gierung Rakhmo-nov in Tadschikistan sind, erklären Nazarovs Ausführungen, wonach die Islamisten auf eine Verfassungsänderung drängen, weil bzw. ob-wohl die tadschikische Verfassung die Trennung von Staat und Religi-on als unverän-derbaren Status Quo verankert hat.

In seiner Rede vor der Asia Society in New York stellt der tadschi-kisc-he Au-ßenminister die Islamisten als die Verursacher des Bürger-krieges dar und gibt ihnen die Schuld an den aktuellen Problemen des Landes. Laut Nazarov ist auch das moralische und psychologische Klima der tadschi-kischen Gesellschaft nach dem Bürgerkrieg klar anti-islamisti-sch. Die Öffentlichkeit sieht, so Nazarov, in den Islamisten die Haupt-verantwortli-chen für die kriminellen und politischen Taten, welche schließlich erst zu dem blutigen Bürgerkrieg geführt haben .

Bei der Bewältigung der zukünftigen religiös geprägten Probleme hofft die tad-schikische Regierung auf Hilfe von außen. Tadschikistan, Us-bekistan und Russland haben mittlerweile eine Drei-Parteien-Union gebildet. Diese gilt als erster praktischer Schritt auf dem Weg zu einer gemeinsamen Koordinierung der politi-schen Ausrichtung der drei Län-der vor allem hinsichtlich religiöser Aktivitäten im zentralasiatischen Raum.

Im dritten Teil seiner Rede kommt Talbak Nazarov auf die Rolle Tad-schi-kistans in der internationalen Gemeinschaft zu sprechen. Dabei unter-scheidet er zwischen vier verschiedenen geopolitischen Zonen, in denen das erst gut sieben Jahre alte Land sich seinen Platz suchen muß.

Die erste geopolitische Zone ist die der turksprachigen Völker Zen-tralasi-ens, die nach dem Zerfall der Sowjetunion zu neuer Bedeutung und in dem Zusammen-schluß der Union der Staaten Zentralasiens eine neue Form gefunden hat. Dieser Union, deren vorrangiges Ziel die Bil-dung einer gemeinsamen Wirtschaftszone ist, ist Tadschikistan 1998 beigetre-ten.

Dieser ersten geopolitschen Zone übergeordnet ist die zweite Zone, die aus den Mitgliedsstaaten der GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) besteht. Nach wie vor sucht Tadschikistan die wirtschaftliche Nähe zu der GUS und vor allem zu Russland. Außenminister Nazarov spricht sogar von "visible and invisible bonds" , welche jahrelang zwi-schen den beiden Ländern bestanden haben und weiter bestehen wer-den. Der Grund für die enge Verbindung zwischen Tadschi-kistan und Russland ist die Abhängig-keit des zentralasiatischen Staates von der Wirtschaft des europäischen Partners und dessen weltpolitischen In-teressen als eigentlicher Nachfol-gestaat der UdSSR.

Aber auch erste Probleme sind infolge dieser "neuen" russisch-tad-schikische Freundschaft für den tadschikischen Außenminister sichtbar geworden. Die internationale Presse, vor allem die amerikanischen und russischen Massenme-dien, stellen, so Nazarov, die wechselseitigen Beziehungen von Tadschikistan und Russland oft verfälscht dar. Die Ameri-ka-ner seien in dem Glauben, daß Tadschi-kistan lediglich ein russi-sches Protektorat darstelle. Die russischen Massenmedien argu-mentieren so, daß Tadschikistan wie die anderen armen ehemaligen Sowjetre-publi-ken (z.B. Weißrussland) einer alten Sowjettradition folgen und den Rus-sen "im Nacken sitzen"  während die reicheren Republi-ken sich dem Westen zuwen-den. Diese Vorwürfe beschwichtigt Na-zarov in seiner New Yorker Rede mit den Worten: "In reality we do not have intention to be economic burden on anyone. We are not deprived by nature, our natural resources are not poor at all and we know how to work really hard."

Die dritte geopolitische Zone, die der tadschikische Außenminister an-führt, bein-haltet den südlichen Nachbarn Afghanistan. Von diesem, sich seit Jahrzehnten im Kriegszustand befindlichen Land, geht laut Na-zarov eine vielfache Gefahr für Tadschikistan aus. Er bedient sich hier-bei sogar der griechischen Mythologie und nennt Afghanistan unter der Taleban eine "dreiköpfige Hydra" . Die Gefahr für sein Land drohe sowohl auf militäri-schem als auch auf ideologischem und wirt-schaft-lichem Gebiet. Um diese Befürchtungen zu unterstreichen, ver-weist der tad-schi-kische Außenmini-ster zum einen auf die Ermordung iranischer Di-plomaten im afghanischen Mazar-i-Sharif wenige Monate vor seiner Rede sowie zum anderen auf die Anschuldigungen der Ta-leban, Tad-schikistan erlaube der Nördlichen Allianz im afghanischen Bürgerkrieg die Nutzung tadschikischen Gebietes für deren Luftwaffe. Von der GUS erwartet Tadschikistan im Konflikt mit Afghani-stan tat-kräftige Hilfe, wodurch das Zusammengehörigkeitsgefühl zur vorher genannten zweiten geopoliti-schen Zone aus tadschikischer Sicht ver-stärkt würde. Weitere Befürch-tungen gehen dahin, daß eine langjähri-ge Vorherr-schaft der Taleban in Afghanistan zu neuen Flüchtlingswel-len führen könnte, unter deren Schleier auch afghanische Terroristen den Friedens-prozeß in Tad-schikistan unterwandern könnten.

Außerdem betrachtet Talbak Nazarov Afghanistan zurecht als eines der weltweit wichtigsten Produktionszentren für harte Drogen. Tad-schiki-stan ist durch die unmittelbare Grenze in den letzten Jahren zu einem Durch-gangsland auf dem Weg zum russischen und europäi-schen Dro-genmarkt geworden. Die Regierung Rakhmonov in Dushan-be versucht mit allen Mitteln, diese Entwicklung zu stop-pen. Ob ihr das gelingen wird, darüber gibt der tadschikische Außenminister jedoch keine Pro-gnose ab. Er verweist lediglich auf die Organisation Islami-scher Staa-ten, die, so hofft die tadschikische Regierung, bald eine klare Stellung-nahme zu diesen "brennenden globalen Fragen"  ab-ge-ben wird.

Die vierte geopolitische Zone mit besonderer Bedeutung für die Zu-kunft Tad-schikistan ist die internationale Gemeinschaft an sich. Dabei spricht Nazarov nicht nur die Vereinten Nationen, die Europäische Union, die Weltbank und den Weltwährungsfond an, sondern auch alle Industrie-staaten einzeln, vor allem die USA: "We do hope that they will assist Tajikistan in creating the essential mate-rial and intellectual pre-requisites needed for establishing a truly democratic state with a socially-oriented market economy, one that will occupy a worthy place in modern geo-economics."

Die Aufrechterhaltung der momentanen Hilfen wie die friedensichern-den Maß-nahmen der OSZE und zahlreiche andere humanitären Aktio-nen internationaler Hilfsorganisationen hält der tadschikische Außen-minister für unbedingt notwen-dig, um die derzeit gefestigte Situation Tadschiki-stans im "Epizentrum dieser potentiell explosiven religiös-po-litischen Konfliktregion"  nicht zu gefährden.

Am Ende seiner Rede hebt Talbak Nazarov noch einmal die "menschlichen Ressourcen" Tadschikistans hervor. So sei trotz des Bürgerkriegs das Schulwesen nicht vernachlässigt worden, auch wenn im Süden des Landes zahlreiche Schulen schwer beschädigt worden sind. Das intellektuelle Potential, so Nazarov, sei jedoch nicht zerstört worden. Daraus entstehe seiner Meinung nach die Hoffnung auf einen Sieg der Tadschiken bei der "ideologischen Konfrontation mit dem poli-ti-schen Islam" .

Auf die Rolle der Massenmedien für die Zukunft Tadschikistans geht Außenmi-nister Nazarov bei seiner Rede kaum ein. Er erwähnt nur kurz das völlig unter-entwickelte Kommunikationssystem und verlangt, daß sich diese Mißstände ändern müssen. Mit dem Aufbau eines neuen Kommu-nikationsnetzes innerhalb des Landes müsse dann auch der Anschluß Tadschikistans an die restliche Welt einhergehen. Dazu for-dert Nazarov den Bau regionaler Schnellstraßen, die Tad-schikistan mit seinen unmit-telbaren Nachbarn verbinden sollen.

Den Abschluß Nazarovs Rede bildet ein Zitat, mit dem sich Präsident Rakhmonov und der UTO-Vorsitzende Said Abdullah Nuri an ihre tad-schikischen Lands-leute gerichtet haben: "We have one Motherland, Tajikistan by name. It cannot be divided. It should be loved and deve-loped."

6.3  Der Afghanistan-Faktor

Wie bereits durch die Rede des tadschikischen Außenministers deut-lich geworden ist, wird der Entwicklung im Nachbarland Afghanistan hinsichtlich der Zukunft der gesamten Region eine gewichtige Rolle zugesprochen. Besonders Tadschikistan als direkter Nachbar des Bür-gerkriegslandes ist hierbei betroffen. Das liegt nicht zuletzt auch daran, daß in Afghanistan rund vier Millionen Tadschiken leben. Dazu kommt, daß die Tadschiken in der südöstlichen Provinz Gorno-Badakhshan dieselbe Sprache, dieselbe Religion und dieselben kulturellen Wurzeln haben wie ihre Brüder jenseits der Grenze.

Nach der Unabhängigkeit Tadschikistans nahmen dann auch die wirt-schaftlichen Beziehungen zwischen Tadschikistan und Afghanistan zu. So wurden im September 1992 durch die Bürgermeister von Dushanbe (Tadschikistan) und Mazar-i-Sharif (Afghanistan) die ersten Wirt-schaftsabkommen geschlossen. Im vorangegangenen Februar hatten sich der Iran, Tadschikistan und Afghanistan in Teheran auf die "Wiederbelebung und Verbreitung der persischen Sprache, Tradition und Sitten"  verständigt.

Nach Ansicht des Zentralasien- und Afghanistan-Experten Warikoo spielt der sowjetische Einmarsch in Afghani-stan eine große Rolle für die heutigen Beziehungen zwischen Tad-schikistan und Afghanistan. Vor der Intervention der UdSSR bestanden zwischen den beiden Nachbarländern lediglich lockere soziale und wirtschaftli-che Kontakte. Der Einmarsch der sowjetischen Truppen jed-och bedeu-tete für die Af-ghanen einen "direkten kommunistischen An-griff auf den Islam" . Die Mudschahidin nutzten die Verwandtschaft mit den Tad-schiken für ihren Guerillakrieg und unterwanderten die Mo-ral der so-wjetischen Truppen, die zum größten Teil aus Soldaten aus Zentralasi-en bestanden. Au-ßerdem gelangten sie über die damals noch sowjeti-sche Grenze in die Republik Tadschikistan, wo sie von ra-dikalen Isla-misten herzlich auf-genommen wurden. Warikoo zitiert in seinem Essay Cockpit of Central Asia: Afghanistan Factor in Tajikistan's Crisis den af-ghanischen Mud-schahidin-Führer Masood Khalili, der be-stätigt hat, daß die tadschi-kischen Sowjetsoldaten sich nicht nur ge-weigert haben, auf die Afgha-nen zu schießen, sondern sogar ihre Waffen verkauft haben, um sich den Koran kaufen zu können .

Warikoo skizziert in dem 1994 verfaßten Essay düstere Zukunfts-per-spektiven für Tadschikistan. Die russische Nachrichtenagentur Inter-fax verbreitete laut Warikoo 1993 eine Meldung, nach der mehr als 15.000 in Afghanistan ausgebildete tadschikische Mudschahidin wieder zurück über die tadschikische Grenze gezogen seien .  Außerdem wurden am 13. Juli 1993 bei Gefechten an der tadschikisch-afghani-schen Grenze mehr als 25 russische Soldaten, etwa 70 islamische Kämpfer sowie 200 Zivilisten getötet. Die tadschikische Opposition hatte in Ta-loquan in Afghanistan eine Exilregierung gebildet und die Radiostation Voice of Free Tajikistan eingerichtet, die von Afghani-stan aus sendete. Warikoo nennt die Situation "explosiv" und "die Aussich-ten für die Wie-derkehr von Frieden und Stabilität in Tadschiki-stan illu-sorisch" .

Die Geschichte hat die Befürchtungen Warikoos zum Glück nicht be-stätigt. Nur vier Jahre später scheint sich die Lage in Tadschikistan et-was beruhigt zu haben. Der Bürgerkrieg ist vorbei, Regierung und Op-position arbeiten zusammen in Dushanbe. Währenddessen hat in Af-ghanistan die Taleban die Macht über weite Teile des Landes an sich gerissen. Doch sobald sie sich der ehemaligen Sowjetgrenze nä-hert, sei dies in Tadschikistan oder wie zuletzt im August 1998 in Us-beki-stan, so schrillen auch in Moskau die Alarmglocken. Dann nämlich be-sinnt sich der Kreml auf die seit dem Moskauer Zentralasien-Gipfel vom 7. August 1993 gültigen Dokumente, die die Unverletzbarkeit der Staatsgrenzen von Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisien und Tadschiki-stan festschreiben und die tadschikisch-afghanische Grenze als ge-meinsame Grenze der GUS-Staaten anerkennt. Außer-dem behalten sich die GUS-Staaten unter Führung der Russischen Fö-deration militärische Schritte und die heiße Verfolgung des Feindes ("hot persuit of enemy" ) vor, sollte die tadschikisch-afghanische Grenze verletzt wer-den.

Diese Drohungen scheinen in Afghanistan Wirkung hinterlassen zu haben. Von afghanischen Militäraktionen auf tadschikischem Gebiet ist seitdem nichts bekannt geworden. Ob sich jedoch auch die weiterge-hende Verbreitung des Islams von Afghanistan über die Grenze nach  Tadschikistan hat eindämmen lassen, bleibt fragwürdig.

Anders als in den zentralasiatischen Nachbarländern Usbekistan und Turkmenistan, wo durch diktatorische Regierungsstrukturen die Einmi-schung religiö-ser Gruppen in die Politik bisher erfolgreich verhindert worden ist, sitzt in Tadschikistan die islamische Opposition mittlerweile mit in der Regie-rung. Ohne die Unterstützung aus Afghanistan wäre das wohl kaum möglich gewesen, was wiederum den Einfluß Afghani-stans auf die Po-litik in Tadschikistan unterstreicht.

Ein weiterer bedeutender Störfaktor in den Beziehungen zwischen Tadschikistan und Afghanistan besteht darin, daß die einzigen Opposi-tionstrup-pen, die sich in Afghanistan noch gegen die Übermacht der Taleban auflehnen, von einem Tadschiken angeführt werden.

Der bürgerkriegs-erfahrenen Ahmed Schah Massud soll nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax Anfang Dezember 1998 ei-ne neue Offensive im Norden Afghanistans gestartet haben . Die Ta-leban gestanden die Kämpfe laut dpa ein, bezeichneten jedoch die Meldungen, wonach sie schwere Verluste hatten hinnehmen müssen, als "Propaganda und Lüge" .

Inwieweit die Meldungen der Wirklichkeit entsprechen oder nicht, ist unklar, da die Lage in Afghanistan zum jetzigen Zeitpunkt äußerst schwer einzuschätzen ist. Was jedoch außer Frage steht, ist die Tatsa-che, daß nur noch der Tadschike Ahmed Schah Massud und seine Mi-lizen eine hundertprozentige Kontrolle der Taleban über Afghanistan  verhindern. Sie halten Ende 1998 etwa zehn Prozent des Landes (nordöstlich der Hauptstadt Kabul sowie im Norden des Landes) unter ihrer Kontrolle. Gleichzeitig bilden sie eine Pufferzone zwischen dem von der Taleban radikal-islamisch beherrschten Gebiet und den ge-mäßigteren Staaten der ehemaligen UdSSR.

Von den Erfolgen oder Mißerfolgen der Oppositionsmilizen in Afgha-ni-stan unter Ahmed Schah Massud hängt unter Umständen in Zukunft auch das Schicksal der Republik Tadschikistan ab. Sollte die Taleban eines Tages das gesamte Gebiet Afghanistans kontrollieren, ist früher oder später mit einem noch direkteren Eingreifen der radika-len Islami-sten in die politischen und wirtschaftlichen Geschäfte Tad-schikistans zu rechnen.

6.4  Tadschikistan unter dem Einfluß der

    beiden GUS-Partnerländer Russland

    und Usbekistan

Karim Khodjibaev, ehemaliges Mitglied der UN-Beobachtermission in Tadschikistan (UNMOT) und gebürtiger Tadschike, hat im November 1997 in der monatlich erscheinenden Zeitschrift Perspectives on Cen-tral Asia des Center for Political and Strategic Studies (CPSS) einen Artikel über die Rolle der russischen Armee in Tadschikistan geschrie-ben.

Darin beschreibt Khodjibaev die Geschichte der russischen Militärprä-senz in Tadschikistan von den Anfängen des Great Games im 19. Jahr-hundert bis in die jüngste Gegenwart. Bis zu der Verschlechterung der russisch-chinesischen Beziehungen und dem Beginn der Intervention in Afghanistan hatte der Moskauer Kreml die tadschikischen Grenzen mit China und Afghanistan kaum als militärisch wichtig angesehen. Wörtlich nannten die politischen Führer Russlands die tadschikische Grenze "not a matter of great concern"  ("kein Grund zur Beunruhi-gung", meine Über-setzung, C.S.) angesehen.

Besonders der Einmarsch der Sowjettruppen in Afghanistan 1979 än-derte jedoch die Rolle der Militärs in Tadschikistan. Aus der scheinbar entlegenen Region wurde eine Front. Das frühere Bereitschaftsmilitär wurde zu einer viel beschäftigten Kampftruppe. Die Soldaten, zumeist zentralasiatische Sowjetbürger, sammelten durch den langwierigen Krieg im südlichen Nachbarland jahrelang Kampferfahrung. Außerdem schickte die Moskauer Zentralregierung Kriegsmaschinerie in riesigen Mengen in die Region südlich der tadschikischen Hauptstadt Dushan-be.

Nach Gorbatschows Perestroika und dem Zerfall der UdSSR bean-spruchten die polititschen Führer einiger unabhängig gewordener Re-publiken wie Moldawien, Georgien oder der baltischen Länder die ehe-mals sowjetischen Militärs samt Ausrüstung für sich. Die Tadschiken hingegen erlaubten den Sowjettruppen, als solche im Land zu bleiben.

Als im Mai 1992 Kämpfe zwischen den ehemaligen Kommunisten aus der Region um Khodshand und den islamisch-demokratischen Parteien und Gruppierungen aus den südlichen Teilen Tadschikistan ausbra-chen, war der Kreml jedoch zu sehr mit seinen eigenen Problemen be-schäftigt als daß er aktiv in Zentralasien aktiv geworden wäre.

Die Krise in Tadschikistan verschärfte sich zusehends. Es dauerte je-do-ch noch einige Monate, bis die Russen in den Spätsommermonaten 1992 das ganze Ausmaß der Lage in Tadschikistan erkannten und sie zu einem nationalen Sicherheitsproblem erklärten .

Trotzdem behielt die Führung in Moskau im Herbst eine abwartende, neutrale Rolle bei. Das galt allerdings laut Khodjibaev nicht für die ein-zelnen russischen Soldaten vor Ort in Tadschikistan. "Individual sol-diers, officers, and even generals-became involved in the conflict out of self-interest.  They fought, sold equipment and mate-rial, provided intelligence and heavy weaponry, or supported illegal activities like narcotics and weapons trafficking for whichever side would pay mo-re."

Der Kreml sympathisierte mit den Ex-Kommunisten aus dem nördlichen Teil Tadschikistans, was die Islamisten aus dem Süden von Anfang an in die Opposition trieb. Auf ein Eingreifen in dem Bürgerkriegsland verzich-tete Moskau lange Zeit, um keine Kritik aus dem westlichen Ausland be-züglich der russischen Außenpolitik heraufzubeschwören. Erst als der Westen Russland dazu aufforderte, reagierte Moskau und intervenierte in Tadschikistan. Kritisiert wurden die Russen daraufhin nicht, da der Konflikt als Bedrohung für die regionale Stabilität gewertet wurde und somit das Eingreifen Moskaus legitimierte.

Im Juli 1993 wurden bei einer Attacke tadschikischer Oppositionstrup-pen auf einen Grenzposten 25 von 48 dort stationierten russischen Soldaten getötet. Khodjibaev zitiert den russischen Präsidenten Boris Jelzin, der die tadschikisch-afghanische Grenze, wo die meisten Kriegshandlungen zu dieser Zeit stattfanden, als "russische Grenze"  bezeichnete. Dieses Zitat unter-streicht, wie wichtig Tadschikistan bzw. die Stabilität Tadschikistans für die Russen geworden war. Moskau entsandte wei-tere 10.000 Soldaten nach Tadschikistan. Eine soge-nannte gemeinsa-me GUS-Truppe unter-stützte die russische Armee, wobei auch diese GUS-Truppe selbst praktisch vollständig aus russi-schen Soldaten be-stand.

Khodjibaev weist darauf hin, daß selbst Ende 1997 immer noch rund 75 Prozent der Mitglieder der GUS-Friedenstruppe in Tadschikistan Rus-sen sind. Die Peacekeeper aus Kasachstan sind zum größten Teil rus-sisch-stämmig während die usbekischen Soldaten fast ausschließlich an der usbekisch-afghanischen Grenze, also nicht auf tadschikischem Staats-gebiet, zum Einsatz kommen. Der Anteil der Kirgisen an der so-genannten GUS-Truppe ist verschwindend gering.

Ein Antrag Moskaus beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auf An-erkennung der Truppe als internationale Friedenstruppe wurde aus den genannten Gründen abgelehnt. Der Stabilisationsfaktor sei gege-ben, allerdings sehe der Sicherheitsrat die russisch-dominierte Truppe in Tadschikistan nicht als neutral an, so Khodjibaev.

Zurück ins Jahr 1993: Im Herbst war allgemeinhin klar, daß Moskau die Regierung Rakhmonov im Kampf gegen die Islamisten militärisch und finanziell unterstützen würde . An Gründen mangelte es den Russen dabei kaum. Unter anderem wollten sie durch ihr Eingreifen die Rolle des zentralasiatischen Nachbarlandes Usbekistan schwächen. Der Preis dafür war jedoch hoch. Die Moskauer Subventionen für die jetzt unabhängige Republik Tadschikistan betrugen 1993 doppelt soviel wie noch zu Sowjetzeiten.

Die von den Vereinten Nationen unterstützten Friedensgespräche be-gannen im April 1994. Erste Erfolge stellten sich jedoch erst gut zwei Jahre später, Ende 1996, ein. Nachdem die afghanische Haupt-stadt Kabul unter die Kontrolle der fundamentalistischen Taleban-Miliz gera-ten war, sahen die beteiligten Gesprächspartner Grund zur Eile. Die Erfolge der Taleban hatten die Machtverhältnisse an der tadschik-isch-afghanischen Grenze verschoben und eine militärische Lösung des Tadschikistan-Konflikts in weite Ferne gerückt.

Die Russen als größter internationaler Sponsor Tadschikistans be-fürchteten offensichtlich, daß die Taleban noch weiter in Richtung Nor-den vordringen könnte und die radikalste Form des Islam somit auch die ehemaligen Sowjetrepubliken in Zentralasien erreichen würde. Als die Taleban etwas später in Mazar-i-Sharif nahe der Grenze Afghani-stans zu Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan einfiel, beriet die Führung in Moskau zum ersten Mal seit der Auflösung der Sowjetunion ernsthaft über die Entsendung von Truppenkontingenten in ein an-deres Land. Allerdings beschränkte man sich zunächst auf ein gemein-sames GUS-Kommunique, in dem an die Taleban appelliert wurde, die GUS-Grenzen zu tolerieren.

Als schließlich im Dezember 1996 unter erheblichem Druck der Russen eine Waffenruhe zwischen Präsident Rakhmonov und dem Oppositi-onsführer Said Abdullah Nuri geschlossen wurde, war ein Ende des Bürgerkriegs in Tadschikistan endlich in Sicht. Noch einmal verstärkte Russland den politischen Druck, was zu der Unterzeichnung eines Friedensvertrags im Juni 1997 führte. Zu der damaligen Zeit stellte das russische Militär nach Ansicht von Khodjibaev die "militärischen Mus-keln" , die den angestrebten Friedensprozeß stabilisieren sollten. Jetzt, in der Umsetzungsphase der im Friedensvertrag von 1997 fest-ge-legten Beschlüsse, sorgen die Russen für die notwendige Ruhe. Vor allem die russischen Grenztruppen zwischen Tadschikistan und Afgh-anistan erfüllen mit der Überwachung der zurückkehrenden UTO-Mit-glieder aus Afghanistan eine wichtige Rolle und vermeiden durch ih-re Arbeit, daß es zu erneuten Spannungen im südlichen Tadschikistan kommt.

Die nächste Aufgabe für das russische Militär wird es sein, die tad-schikische Regierung, die Truppen der UTO und die UN- bzw. OSZE-Beobachter bei der Entwaffnung der unabhängigen und mittlerweile il-legalen paramilitärischen Splittergruppen in Tadschikistan zu unter-stützen. Eine pikante Mission, haben doch die russischen Truppen als Unterstützer der Rakhmonov-Regierung jahrelang gegen die UTO-Truppen gekämpft, mit denen sie jetzt zusammenarbeiten müssen. Die Entwaffnung der immer noch bewaffneten Rebellen dürfte den Russen schwerer fallen als allen anderen Parteien in Tadschikistan. Schließlich war ja der Verkauf von Waffen an die Rebellen in der Bürgerkriegszeit für die russischen Soldaten die Haupteinnahmequelle. Mit der voll-ständigen Entwaffnung der Regierungsgegner und der Auflösung der paramilitärischen Gruppen würde der lukrative Schwarzmarkt komplett der Vergangenheit angehören.

Die entscheidende Frage ist letzten Endes, welchen Stellenwert Russ-land in Zukunft für Tadschikistan haben wird und wie stark die Präsenz der russischen Armee sich in den kommenden Jahren auf die Situation in Tadschikistan noch auswirken wird. Die Moskauer Interessen sind, so Karim Khodjibaev, klar. Die Militärelite will, daß die russischen Truppen in Tadschikistan präsent bleiben. Moskau hat über Jahre hin-weg betont, daß Zentralasien stabil sein soll und das die Unruhe aus Tadschikistan nicht auf die anderen zentralasiatischen Länder oder so-gar auf die Russische Föderation übergreifen darf. Eine Russland-freundliche Regierung unter Präsident Rakhmonov und seinen Vertrau-ten aus der Region um die Stadt Kulyab scheint dafür wie geschaffen. Rakhmonov kann sich der russischen Unterstützung also auf lange Sicht gewiß sein. In diesem Punkt wird Khodjibaev auch von Iver B. Neumann und Sergey V. Solodovnik in ihrem Bericht Russian and CIS peace enforcement in Tajikistan für das Centre for Russian Studies unterstützt. In einem Versuch, die Beziehung des russischen Militärs zur tadschikischen Regierung zu erklären, sagen die Autoren: "When a great power involves itself militarily in a neighbouring country, and par-ticularly when it involves itself in a neighbouring country which has until recently been a part of the same state formation, it will perhaps unavoi-dably involve taking sides."

Die einzige echte Gefahr, die der ehemalige UN-Beobachter Khodji-baev für das russische Militär in Tadschikistan sieht, ist die Möglichkeit eines zweiten Tschetscheniens in Zentralasien. Im Moment deutet je-doch nichts darauf hin, daß es in absehbarer Zeit zu ähnlich grausa-men Kampfhandlungen mit russischer Beteiligung kommen könnte wie von 1994 bis 1996 im kaukasischen Tschetschenien.

Der Präsenz der russischen Armee wird neben der militärischen Be-deutung auch eine geopolitische Rolle beigemessen. Eine Duma-Dele-gation, die Ende 1997 Tadschikistan bereiste, warnte die Regierung der Russischen Föderation in Moskau vor einem Rückzug aus Tad-schikistan. Ihnen war bei ihrem Aufenthalt in Zentralasien eines klar geworden: Wenn das Militär abgezogen wird, ist Zentralasien für Russland für immer verloren ("We lose Central Asia for good.") .  Diese Aussage beweist jedoch auch, daß in Moskau immer noch mit Zentralasien gerechnet wird. Die fünf Länder zwischen dem Kaspischen Meer und dem Pamir-Gebirge sind zwar faktisch seit 1991 souveräne Staaten, aber im Moskauer Kreml gelten sie deshalb lange noch nicht als verloren. Die militärischen und geopolitischen Interessen Russlands sind nach wie vor ganz wesentliche Bestandteile des Alltags in Zentralasien. Die Einheiten, die in Tadschikistan stationiert sind, sind das Faustpfand der russischen Armee. Diese Truppen üben einen Einfluß auf das Gebiet aus, der nicht zu unterschätzen ist. Sie bilden einen Gegenpol zu den usbekischen, afghanischen und iranischen Ex-pansionsabsichten. Wer immer auch Politik und Wirtschaft in der Regi-on beeinflussen will, kommt nicht an der russischen Armee vorbei. Aus diesem Grund wird die Moskauer Regierung alles tun, um den Status Quo beizubehalten. Das heißt, daß die Russen an einer vollständigen Befriedung Tadschikistans höchstwahrscheinlich gar nicht interessiert sind. Vielmehr wäre eine kontinuierlich latente Instabilität für sie von Vorteil, da ein solcher Zustand ihr Verbleiben in Tadschikistan recht-fertigen würde.

Der Regierung Rakhmonov kommt ein Verbleiben der russischen Trup-pen ebenfalls entgegen, da die Einheiten der Russischen Föderation militärische Stärke garantieren und den Präsidenten dadurch vor Um-sturzversuchen schützen. Zum anderen bedeutet ein russisches militä-risches Engagement in Tadschikistan auch ein finanzielles Engage-ment.

Die UTO, die United Tajik Opposition, weiß zwar um die Verbundenheit Rakhmonovs mit dem Kreml. Allerdings haben auch die Oppositionel-len um den UTO-Führer Said Abdullah Nuri begriffen, daß ein stabiler Frieden in Tadschikistan zumindest zur Zeit ohne eine russische Mit-wirkung nicht zu realisieren ist. Daher geht Khodjibaev davon aus, daß die russische Militärpräsenz von der UTO solange als "notwendiges Übel" angesehen wird, bis die UTO sich als Bestandteil der tadschi-kischen Regierung endgültig gefestigt sieht.

Währenddessen bestehen zwischen der Russischen Föderation und den Islamisten und Nationalisten in der UTO extreme ideologische Differenzen, die eine langandauernde Kooperation schwierig erschei-nen lassen. Aus Mangel an Alternativen bleibt der Opposition aller-dings momentan nichts anderes übrig, als vorerst das Bleiben der Rus-sen in Tadschikistan zu akzeptieren.

Von internationaler Seite aus hat die UTO nur wenig Hilfe zu erwarten. Allgemein sieht die internationale Staatengemeinschaft die russische Militärpräsenz als gerechtfertigt an.

Widerspruch kommt lediglich aus dem Nachbarland Usbekistan, wel-ches selbst durch ein Abziehen der Russen an militärischer und politi-scher Macht in Zentralasien gewinnen würde. Jede Erweiterung der russisch-tadschikischen Zusammenarbeit stößt in Usbekistan auf scharfe Kritik. Die Usbeken unter ihrem diktatorischen Präsidenten Is-lam Karimov beanspruchen für sich die Hauptrolle im neuen Great Ga-mes in Zentralasien, was jedoch durch die immer noch andauernde rus-sische Militärpräsenz zur Zeit nicht mit der Realität vereinbar ist.

Der gesellschaftliche Einfluß Usbekistans auf den Norden Tadschiki-stans ist allerdings ohnehin seit Jahrhunderten enorm groß und hat in den Bürgerkriegsjahren eher noch an Intensität zugenommen. Experten gehen jedoch davon aus, daß Usbekistan keine militärische Einmi-schung in die Belange seines südlichen Nachbarn anstrebt.

Eine Zeitlang sah es sogar so aus, als sollten sich die beiden Staaten einander annähern. Salimjon Aioubov vom Prager Radiosender Radio Free Europe / Radio Liberty berichtet im Februar 1997 in seinem Bei-trag Tajikistan / Uzbekistan: Relations Warming Between Neighbors  über  Verträge, die am 28. Januar 1997 zwischen den beiden Staaten in Tashkent, der Hauptstadt Usbekistans, unterzeichnet wurden. Dabei handelt es sich vor allem um Wirtschaftsverträge, die festlegen, daß Tadschikistan seine Schulden in Hö-he von rund 200 Millionen Rubel an Usbekistan mit einem Barter-Ge-schäft begleichen wird. Usbekische Gaslieferungen, die durch den Norden Tadschikistans führen, werden seitdem nicht mehr mit einem Transportzoll belegt. Der tadschikische Premierminister Yakhye Azi-mov wurde nach der feierlichen Vertragsun-terzeichnung in Tashkent mit den Worten zitiert: "At last the two neigh-bors have found common points of interest" .

Ungeklärt bleibt jedoch weiterhin das Wasserproblem der Region. Tad-schikistan, das über reiche Wasservorkommen verfügt, hat in der Ver-gangenheit Verträge mit Afghanistan und Turkmenistan abgeschlos-sen, in denen die Wassernutzung im gemeinsamen Amu Darya-Becken geregelt wird. Die Interessen Usbekistans, ebenfalls ein großer Ab-nehmer von Wasser aus dem Amu Darya, wurden bei den internationa-len Verträgen nicht berücksichtigt. Hier liegt also für die Zukunft noch weiteres Konfliktpotential für die tadschikisch-usbekischen Beziehun-gen verborgen.

In den letzten Monaten des Jahres 1998 waren die tadschikisch-usbe-kischen Beziehungen nach der zwischenzeitlichen Entspannung dann wieder auf einem historischen Tiefpunkt angelangt.

Die Nachrichtenagentur dpa meldete am 12. November 1998 , daß Tadschikistan das Nachbarland Usbekistan eines geplan-ten Umsturz-versuches bezichtigte. Kurz zuvor war es im Norden Tadschikistans zu schweren Gefechten zwischen der tadschikischen Armee und etwa 1200 Rebellen gekommen, die in der ersten Dezemberwoche die Stadt Khodshand angegriffen haben sollen.

Der tadschikische Präsident Imomali Rakhmonov warf dem Nachbar-land Usbekistan daraufhin vor, die Rebellen seien zum Teil in Usbeki-stan ausgebildet und vom usbekischen Geheimdienst unterstützt wor-den. Diese Vorwürfe wurden kurze Zeit später von usbekischer Seite zurückgewiesen. Die Gefechte hatten nach Angaben von dpa 260 To-desopfer unter den Soldaten, Rebellen und Zivilisten sowie insge-samt rund 600 Verletzte gefordert.

Trotz dieser Vorkommnisse ist es bemerkenswert, wie stabil die Si-tua-tion in Tadschikistan seit dem Friedensabkommen vom Juni 1997 ge-blieben ist. Nicht zuletzt ist dafür auch das russischen Militär in Tad-schikistan verantwortlich, das durch seine reine Anwesenheit den Frie-densprozeß vorangetrieben hat und ihn jetzt stabilisiert. Diese Tatsa-che wurde in der jüngsten Vergangenheit nicht nur von der pro-russi-schen Regierung in Dushanbe anerkannt, sondern auch von der inter-nationalen Staatengemeinschaft, von der UTO und vom Nachbarland Usbekistan.

Für die Zukunft, so Khodjibaev, ist wichtig, daß anscheinend alle in Tadschikistan relevanten Parteien und Gruppierungen, ganz egal in welchem Verhältnis sie zu Russland stehen, akzeptiert haben, daß ei-ne gewisse Militärpräsenz lebensnotwendig für Tadschikistan ist. Dabei bezieht sich Khodjibaev mit seiner Einschätzung nicht nur auf die Überwachung der tadschikischen Grenzen (zur Abwehr der destabili-sierenden Einflüsse aus Afghanistan), sondern auch auf eine Präsenz der Truppen im Landesinneren, um weiterhin auf dem Weg zum Frie-den zu bleiben.

Tadschiken und Russen haben sich mittlerweile auf ein Bleiben der russischen Grenztruppen in Tadschikistan bis zum Jahr 1999 geeinigt. Die weitere Zukunft der russischen Truppen in Tadschikistan hängt von der Sicherheitslage und dem Grad der politischen Stabilität kurz vor der Jahrtausendwende ab. Es ist zu vermuten, daß Moskau auch über das Jahr 2000 hinaus an einem weiteren Engagement in Zentralasien interessiert sein wird.

6.5  Tadschikistan - ein Land ohne Zukunft?

Hat das Land Tadschikistan in seinen heutigen Grenzen überhaupt ei-ne Zukunft? Der Blick auf die Landkarte Zentralasiens (siehe Kapitel 2.1 und 2.3) und das Hinter-grundwissen um die Zustände im heutigen Tadschikistan lassen diese Frage durchaus aufkommen. Die passen-den Antworten hat zur Zeit wohl niemand parat. Es gibt jedoch Exper-ten in Ost und West, vor al-lem Politikwissenschaftler, die sich mit der Zukunft der ehemaligen Sowjetrepubliken intensiv beschäftigen und somit auch Aussagen über mögliche Zukunftsperspektiven für Tad-schikistan machen können.

Beim zweiten Workshop der European Society for Central Asian Stu-dies (ESCAS)  am 25. April 1997 in Wien hielt einer der Teilnehmer, Prof. Dr. Vyacheslav Y. Belokrenitsky vom Institut für Orien-talistik der russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau, einen Vortrag über die aktuellen Trends der zentralasiatischen Staaten.

Der Eura-sianismus, also die Beschäftigung mit dem durch die ehema-lige So-wjetunion synthetisierten Raum zwischen den Kontinenten Eu-ropa und Asien, ist laut Belokrenitsky nach dem Zerfall der UdSSR für die Polito-logen wieder neu belebt worden. Dabei stehen allerdings die ne-gativen Impressionen im Vordergrund. "The general approach of 'Eurasianists' toward the present day problems of the independent Central Asian states", so Belokrenitsky, "is alarmist and negative."  Das Hauptpro-blem, welches der Moskauer Orientalist im Moment im Zusammenhang mit den zentralasiatischen Staaten sieht, ist die Igno-ranz, mit der die fünf Länder zwischen Moskau und Peking vom Rest der Welt behandelt werden. Zentralasien ist für viele ein geopoli-tisches "black hole" , ei-ne Region, die lange Zeit für unwichtig, unter-entwic-kelt und unregierbar gehalten wurde und heute noch massiv un-ter die-sen Vorurteilen leidet. Bürgerkrieg, Drogen, Terrorismus, Fundamental-ismus - das sind die Schlagworte, die mit Zentralasien in einem Atem-zug erwähnt werden. Die Sowjetunion hat die zentralasiati-schen Län-der ökonomisch gese-hen über Jahrzehnte hinweg so ve-hement aus-ge-beutet, daß eine komplette Loslösung auch mittelfristig kaum durch-führbar sein wird. Zentralasien wird also noch über längere Zeit hinweg synonym sein mit Russland. Der lange Schatten des Kremls er-reicht Tashkent, Alma-Ata und Dushanbe auch heute noch und prägt die Ein-drücke, die unbedarf-te Zuschauer, Zuhörer oder Leser im Westen von der zentralasiati-schen Region vermittelt bekommen. Aus diesem Ste-reotyp auszubre-chen und sich in der neuen Weltordnung zu etablieren, darin sieht Be-lokrenitsky für die Länder Zentralasien das größte Pro-blem.

Erschwert wird die Lage durch die sogenannte Archaisation der Gesell-schaft. Belokrenitsky hält dieses Phänomen, welches die Rückkehr zu den archaischen Lebensformen durch  Deindustrialisierung, die Rück-kehr zur Landwirtschaft und das Absacken des allgemeinen Lebens-standards als Symptome mit sich bringt, nur in Tadschikistan schon heute für weitgehend ausgeprägt, während er allerdings auch die ande-ren zentralasiatischen Staaten nicht zwangsläufig für immun hält.

Tadschikistan jedoch ist weniger als zehn Jahre nach dem Ende der Sowjetunion zu einem "conglomerate of loosely connected regions torn by the tough rivalry of clans and group or gang leaders drawn together by a combination of tribal, big family and regional/neighborly identi-ties"  geworden. Analysen vor, während und nach dem tadschi-kischen Bürgerkrieg haben ergeben, daß die traditionellen Gesell-schaftsformen Zentralasien mit ihren Stammesfehden, ihrem Dorfleben und ihrer Identifikation mit regionalen Gruppen die Sowjetzeit überlebt haben, teilweise mit für den Bürgerkrieg verantwortlich waren und über die Zukunft Tadschikistans höchstwahrscheinlich mitbestimmen wer-den.

Belokrenitsky und mit ihm andere führende Ethnographen und Politik-wissenschaftler kommen zu dem Schluß, daß das Staatengerüst Tad-schikistans in seiner heutigen Form extrem gefährdet ist, wenn die re-gionale Sezession in einen nördlichen und einen südlichen Teil so-wie die weitere Sub-Division des Südens in vier oder fünf kleinere Regio-nen weiter fortschreitet. Die bloße Existenz der Republik Tadschikistan scheint am seidenen Faden zu hängen.

7  Fazit: Perspektiven für die      Massenmedien in Tadschikistan

Eine abschließende Prognose über die Zukunft der tadschikischen Medien abzugeben, fällt aufgrund der zum Teil sehr unübersichtlichen politischen und wirtschaftlichen Lage im Land äußerst schwer.

Das seit gut sieben Jahren unabhängige Land hat noch immer nicht die Stabilität erreicht, die ein Staat braucht, um seinen Menschen Per-spektiven zu geben. Auch der Journalismus in Tadschikistan leidet unter der Instabilität von Wirtschaft und Politik. Solange die Einwohner des zentralasiatischen Landes täglich ums blanke Überleben kämpfen müssen, werden sie auch in Zukunft für die Probleme der Massenme-dien nur wenig zugänglich sein. Erst, wenn die Existenzängste des Einzelnen in den Hintergrund rücken, ist Raum für übergreifendere Diskussionen. Auch auf meinen Reisen durch Zentralasien ist mir mehrfach deutlich geworden, wie wenig die Menschen in der Region an Pressefreiheit und Meinungspluralität interessiert sind. Es stehen ein-fach zu viele andere Probleme im Vordergrund, deren Lösung ebenso schwierig aber dafür umso dringlicher ist.

In Kapitel 3, Medien in Tadschikistan, habe ich versucht, die derzeitige Situation der tadschikischen Massenmedien so umfangreich wie mög-lich zu skizzieren. Dabei ist deutlich geworden, daß nach dem Zerfall der Sowjetunion ein kurzes Intervall der Liberalisierung zu beobachten war. Nachdem der jetzige Präsident Imomali Rakhmonov die Amtsge-schäfte in Dushanbe übernommen hatte, stellte sich in Tadschikistan jedoch wieder eine "mediale Eiszeit" ein. Stellvertretend für diese aus westlicher Sicht traurige Entwicklung habe ich in Kapitel 3.7 das neue Rundfunkgesetz Tadschikistans angeführt. Wenn der staatliche Fern-sehsender zugleich zuständig ist für die Lizenzvergabe für unabhängi-ge Stationen, ist eine staatliche Zensur kaum zu umgehen. Die weni-gen positiven Ansätze, die die tadschikischen Medien erkennen lassen, finden sich zumeist auf ausländischem Territorium. Die Untergrundzei-tung Charoghi Ruz ist ein gutes Beispiel dafür, wie Journalisten, die ih-ren Beruf wirklich als Berufung empfinden, allen Widrigkeiten zum Trotz ihrer Linie treu bleiben und das diktatorische System von außen unterwandern können. Auch der Ansatz, aus dem westlichen Ausland heraus mit westlichen Mitteln ein Radioprogramm für Tadschikistan zu produzieren, so wie es das Team von Radio Free Europe / Radio Liber-ty in Prag macht, erscheint mir als eine durchaus glückliche Variante. Radio Free Europe / Radio Liberty ist in Zentralasien, was ich aus ei-gener Erfahrung weiß, sehr beliebt und hoch angesehen. Wichtig dabei ist meiner Meinung nach nur, daß die tadschikischen Journalisten, die momentan in Prag arbeiten, zu gegebener Zeit wieder den Weg zurück in ihr Heimatland finden.

Zu gegebener Zeit heißt dann, wenn unter die in Kapitel 4 beschriebe-nen Grausamkeiten endlich ein Schlußstrich gezogen wird. Die Jahre 1992 und 1993 waren aus tadschikischer Sicht die dunkelsten in der Geschichte des noch jungen Landes. Es ist sehr erfreulich, daß der mörderische Trend der frühen 90er Jahre zumindest in Teilen gebremst worden ist und die Todesfälle unter Journalisten in Tadschikistan doch deutlich zurückgegangen sind. Trotzdem ist jeder einzelne Journalist, der wegen seines Berufes mit dem Leben bezahlen muß, einer zuviel. Entführungen scheinen zur Zeit das beliebteste Mittel zu sein, um Druck auf politische Gegner auszuüben. Dieses Phänomen ist auch aktuell in der kaukasischen Region Tschetschenien oder im arabischen Land Jemen. Solange die Entführungen glimpflich verlaufen, sind sie meiner Meinung nach probate Mittel, um internationale Aufmerksamkeit zu erreichen. Damit will ich diese Form der Freiheitsberaubung und Menschenrechtsverletzung keineswegs rechtfertigen. Nur, ein bißchen mehr internationale Öffentlichkeit würde der Situation der tadschi-kischen Medien aus meiner Sicht schon einen Schritt weiterhelfen. Die Ranglisten der "Enemies of the Press" des Committees to Protect Journalists und der Reporters Sans Frontières zeigen deutlich, wie schlimm die Situation in Tadschikistan bzw. in Zentralasien wirklich ist. Und doch berichtet heute kaum ein westlicher Sender oder eine westli-che Zeitung über die katastrophalen Zustände entlang der historischen Seidenstraße. Hier ist meiner Meinung nach die internationale Staa-tengemeinschaft gefordert, mehr für die Menschen in Zentralasien zu tun und durch Aufklärungskampagnen dafür zu sorgen, daß Präsiden-ten wie Imomali Rakhmonov, Islam Karimov oder Saparmurat Turk-menbashi es in Zukunft nicht mehr so leicht haben, ihre diktatorischen Ziele durchzusetzen, ihre "Untertanen" zu unterdrücken und ihre Jour-nalisten zu bevormunden.

Die Erfahrungsberichte der tadschikischen Journalisten in Kapitel 5 zeigen deutlich, wie schwer es die Medienvertreter in Tadschikistan haben. Vor allem die Ausführungen von Najam Abbas sind meiner Meinung nach eindrucksvolle Momentaufnahmen der Situation der Journalisten im Jahr 1999. Die Ironie, mit der er den Grad der Presse-freiheit in Tadschikistan karikiert, sagt viel über die Sichtweise der Ein-heimischen. Sie haben allem Anschein nach eine Art Galgenhumor entwickelt, die es ihnen ermöglicht, trotz der fast unerträglichen Ein-schränkungen ihren Beruf weiter auszuüben. Den Journalisten, die ih-rem Land nicht den Rücken zugekehrt haben sondern dort geblieben sind und für die Pressefreiheit und die Menschenrechte in Tadschiki-stan kämpfen oder sogar dafür gestorben sind, gebührt mein größter Respekt.

Wie es in Tadschikistan jetzt weitergehen wird, ist ungewiß. Das Kapi-tel 6 versucht, möglichst viele verschiedene Perspektiven für das zen-tralasiatische Land zu durchleuchten. Eine einheitliche Sichtweise konnte ich dabei jedoch nicht herausfiltern. Es scheint so, als orientier-te sich Tadschikistan an den Nachbarländern Usbekistan und Turkme-nistan, wo die Wirtschaft vergleichsweise stabil ist und die Trennung von Staat und Religion oberstes Gebot ist. Allerdings leidet in diesen Ländern die Pressefreiheit, doch für die Bürgerinnen und Bürger dieser Länder stehen sowieso erst einmal andere Probleme im Vordergrund.

Wichtig ist auch, daß den afghanischen Expansionsbestrebungen ein Riegel vorgeschoben wird, damit der islamische Fundamentalismus keine Chance hat, auf Zentralasien überzugreifen. Hier ist auch in Zu-kunft der "große Bruder" Russland gefragt, der hinter den Kulissen und mit Unterstützung seiner Armee immer noch die Fäden zieht.

Tadschikistan hat eine Zukunft, so denke ich, und schließe dabei auch die tadschikischen Medien mit ein. Im Gegensatz zu den Jahren 1992 und 1993 ist schon jetzt eine deutliche Verbesserung der Situation der Journalisten zu sehen. Der Professor für Mass Communication an der Universität Amsterdam, Dennis McQuail, nennt als wichtigstes Kriterium für unabhängige Medienberichterstattung, daß die Journalisten für die Interessen der Bürger einstehen sollen und dabei dem unausweichli-chen Druck, der vor allem von der Regierung und der Wirtschaft aus-geht, widerstehen sollen.

Die Journalisten, die das tun, und davon gibt es auch in Tadschikistan eine ganze Menge, sind die Vorreiter der Pressefreiheit und werden im Laufe der Zeit immer mehr Menschen auf ihre Seite ziehen können.

 

 

 

8  Quellenverzeichnis

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Ohne Autorenangabe:

 

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(1) Masov, Rahim und Bashiri, Iraj. The History of a National Catastrophe. University of Minnesota.
Department of Slavic and Central Asian Languages and Literature. 1996.
. (30.12.1997)

(2) vgl. Straub, David.
"Re: Tajikistan Update." 18.11.1998. Persönliche e-mail. (19.11.1998). S. 1

(3) vgl. Straub, David.
"Re: Media in Tajikistan." 15.11.1998. Persönliche e-mail. (17.11.1998)

(4) Straub, David.
"Re: Tajikistan Update." 18.11.1998. Persönliche e-mail. (19.11.1998). S. 2

(5) ebenda, S. 3

(6) Central Asia Access. Übersichtskarte Zentralasien.
. (18.1.1999)

(7) United Nations. Republic of Tajikistan. Human Development Report. 1995.
. (10.1.1998).
Kapitel 1. Introduction and Country Background. S. 2

(8) von Baratta, Dr. Mario (Hrsg.). Fischer Weltalmanach 1998. Fischer
Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main. Oktober 1997. S. 410

(9) Scholl-Latour, Peter. Das Schlachtfeld der Zukunft. Zwischen Kaukasus und Pamir. Goldmann Verlag. München. 1998 (Taschenbuchausgabe). Seite 133f.

(10). (18.1.1999)

(11)von Baratta, Dr. Mario (Hrsg.). Fischer Weltalmanach 1998. Fischer Taschenbuch Verlag GmbH. Frankfurtam Main, Oktober 1997. S. 691

(12) Internews. Media in the CIS. Tajikistan: Basic data. 1997.
. (20.11.1998)

(13)Central Intelligence Agency (CIA). The World Factbook 1996. Tajikistan: Facts And Figures. . (10.1.1998). S. 3

(14)United Nations. Republic of Tajikistan. Human Development Report. 1995.
. (10.1.1998).Kapitel 1. Introduction and Country Background. S. 3

(15)ebenda. S. 4

(16)United Nations. Population Reference Bureau. World Population Data Sheet 1997. . (22.2.1998)

(17)von Baratta, Dr. Mario (Hrsg.). Fischer Weltalmanach 1998. Fischer Taschenbuch Verlag GmbH. Frankfurtam Main, Oktober 1997. S. 165

(18)vgl. Warikoo, K. Cockpit of Central Asia: Afghanistan Factor in Tajikistan's Crisis.
. (15.11.1998), S. 1

(19)vgl. Gretsky, Sergej (CPSS). Central Asia: Conflict, Resolution and Change.
Dezember 1995. . (5.1.1998). S. 2

(20)Scholl-Latour, Peter. Das Schlachtfeld der Zukunft. Zwischen Kaukasus und Pamir.Goldmann Verlag. München. 1998 (Taschenbuchausgabe). Seite 399

(21)ebenda. S. 399

(22)Marsall, Margarethe. Mittelasien. Die Entwicklung in Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan und Kyrgysstan seit der Unabhängigkeit. In: Weltgeschehen IV/95. Analysen und Berichte zur Weltpolitik für Unterricht und Studium. 1995. S. 9

(23)ebenda. S. 9

(24) vgl. United Nations. Republic of Tajikistan. Human Development Report. 1995.
.
(10.1.1998). Kapitel 1. Introduction and Country Background. S. 1

(25)Marsall, Margarethe. Mittelasien. Die Entwicklung in Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan und Kyrgysstan seit der Unabhängigkeit. In: Weltgeschehen IV/95. Analysen und Berichte zur Weltpolitik für Unterricht und Studium. 1995. S. 50

(26)vgl. Derksen, Wilfried. The Electoral Web Sites (Elections in Tajikistan). 16.9.1998.. (17.10.1998) (27)Marsall, Margarethe. Mittelasien. Die Entwicklung in Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan und Kyrgysstan seit der Unabhängigkeit. In: Weltgeschehen IV/95. Analysen und Berichte zur Weltpolitik für Unterricht und Studium. 1995. S. 53

(28)vgl. ebenda. S. 55

(29)vgl. ebenda. S. 55

(30)Aioubov, Salimjon. Tajikistan: Difficult Peace Talks Achieve Little. 21.1.1997. . (30.12.1997). S. 2

(31)Aioubov, Salimjon. (RFE/RL). Tajikistan: Stability Threatened Despite Peace Accord. 18.7.1997. . (30.12.1997). S. 1

(32)vgl. International Committee of the Red Cross (ICRC). ICRC News 98/29. ICRC shocked by murder of four UN staff members in Tajikistan. 23.7.1998. . (17.10.1998)

(33)vgl. Asia-Plus. (News Agency). Good-bye to the year: The chronology of main events of 1998. In: Bulletin 62. . (30.1.1999). S. 4

(34)vgl. Wirtschaftskammer Österreich. Außenwirtschaftsorganisation. AW-Länderblatt Tadschikistan. . (30.1.1999). S. 4

(35)ebenda. S. 4

(36)Central Intelligence Agency (CIA). The World Factbook page on Tajikistan,
. (30.12.1997). Seite 5

(37)von Baratta, Dr. Mario (Hrsg.). Fischer Weltalmanach 1998. Fischer Taschenbuch Verlag GmbH. Frankfurt am Main. Oktober 1997. S. 691

(38)Internews. Media in the CIS. Tajikistan: Basic data. 1997.
. (20.11.1998)

(39)von Baratta, Dr. Mario (Hrsg.). Fischer Weltalmanach 1999. Fischer Taschenbuch Verlag GmbH. Frankfurtam Main. Oktober 1998. S. 709

(40)Abbas, Najam. . "Media in Tajikistan". 6.1.1999. Persönliche e-mail. (11.1.1999). S. 1

(41)Internews. Media in the CIS. Tajikistan: Basic data. 1997.
. (20.11.1998)

(42)von Baratta, Dr. Mario (Hrsg.). Fischer Weltalmanach 1998. Fischer Taschenbuch Verlag GmbH. Frankfurtam Main. Oktober 1997. S. 691

(43)vgl. Internews. Media in the CIS. Tajikistan: Legal and regulatory framework for the media. 1997. . (20.11.1998)

(44)vgl. Internews. Media in the CIS. Tajikistan. Media and government.
. (20.11.1998). S. 1

(45)vgl. Johnson, Eric. The Press in Tajikistan. Juni 1994.
. (5.1.1998)

(46)Committee to Protect Journalists (CPJ). Tajikistan: Year in Review: 1995.
. (5.1.1998)

(47)vgl. Johnson, Eric. The Press in Tajikistan. Juni 1994.
. (5.1.1998). S. 2

(48)vgl. ebenda. S. 2. "Outside of Dushanbe, most newspapers in the country are slowly ceasing to exist."

(49)vgl. ebenda. S. 2

(50)vgl. Asia-Plus (News Agency). Mass Media in Tajikistan. In: Bulletin 21.
. (25.12.1998)

(51)ebenda. S. 1

(52)vgl. Dunne, Fiona (Soros Foundation). Tajik republican newspapers come under executive staff of president. 14.1.1999.
. (18.1.1999)

(53)vgl. Abbas, Najam. "Media in Tajikistan". 6.1.1999. Persönliche e-mail. (11.1.1999). S.1

(54)vgl. Asia-Plus (News Agency). Mass Media in Tajikistan. In: Bulletin 21.
. (25.12.1998). S. 1

(55)vgl. Johnson, Eric. The Press in Tajikistan. Juni 1994.
. (5.1.1998). S. 3

(56)vgl. Asia-Plus (News Agency). Private Information-Analytic Agency.
. (30.1.1999)

(57)Internews Central Asia. Projects: Training, Media Law, Offices.
. (10.1.1998)

(58)vgl. Asia-Plus (News Agency). Mass Media in Tajikistan. In: Bulletin 21.
. (25.12.1998). S. 2

(59)Internews. Media in the CIS. Tajikistan. Media structures.
. (20.11.1998). S. 1

(60)

(61)Asia-Plus (News Agency). Mass Media in Tajikistan. In: Bulletin 21.
. (25.12.1998). S. 2

(62)Johnson, Eric. Television in Tajikistan: A Report. Juni 1994.
. (5.1.1998)

(63)vgl. Sigal, Ivan. A Survey of Russian Television. April 1997.
. (25.12.1998). S. 5

(64)Johnson, Eric. Television in Tajikistan: A Report. In: Post-Soviet Media Law & Policy Newsletter. Juni 1994.
.(5.1.1998)

(65)Satter, David. A land without new: CPJ returns to Tajikistan. Herbst 1995.
. (1.10.1998). S. 1

(66)vgl. Johnson, Eric. Television in Tajikistan: A Report. Juni 1994.
. (5.1.1998). S. 3

(67)ebenda. S. 3

(68)ebenda. S. 3

(69)vgl. Asia-Plus (News Agency). Mass Media in Tajikistan. In: Bulletin 21.
. (25.12.1998). S. 2

(70)ebenda. S. 2. "Also should be noted the NK-7 in Khojand, which began working this year but already is one of the best stations of the country."

(71), Eric. Television in Tajikistan: A Report. Juni 1994.
. (5.1.1998). S. 1 (72)ebenda. S. 1

(73)vgl. ebenda. S. 3

(74)Internews. Law of the Republic of Tajikistan on Television and Radio. Unofficial Translation. 1995 (Gesetzesvorschlag von Gosteleradio Tadschikistan vom Mai 1994).
. (10.1.1998) oder Krug, Peter (Übersetzer). Draft Statute of the Republic of Tajikistan on Television and Radio.
. (5.1.1998)

(75)Constitution of Tajikistan. Englische Übersetzung. Russisches Original veröffentlicht in: Leninabadskaya Pravda. Khodshand. Tadschikistan. 30.11.1994.
. (10.1.1998)

(76) Price, Monroe E. und Krug, Peter: Comments on the Draft Tajikistan Media Law.
. (31.5.1998). S. 1

(77) ebenda. S. 3

(78) vgl. Asia-Plus (News Agency). Mass Media in Tajikistan. In: Bulletin 21.
. (25.12.1998)

(79) vgl. Committee to Protect Journalists (CPJ). Tajikistan. Attacks 1997.
. (25.12.1998)

(80) ebenda. S. 2

(81) Aioubov, Salimjon. Tajikistan: Journalists live in danger and fear. 18.3.1997.
. (30.12.1997). S. 1

(82) ebenda. S. 1

(83) Zagalsky, Leonid (Committee to Protect Journalists (CPJ)). A Retreat to Tyranny: Tajikistan's Unreported War Against Press Freedom. 1994.
. (27.1.1999). S. 1

(84) vgl. ebenda. S. 2

(85) ebenda. S. 6 ff.

(86) vgl. Politkovskaya, Anna. Refugee Journalist on Plight of Mass Media. Interview mit Oleg Panfilov. In: Obshaya Gazeta, 26.8.1994. Englische Übersetzung weitergeleitet durch: Straub, David. "Re: tajikistan/journalism". 5.1.1998. Persönliche e-mail. (5.1.1998). S. 2

(87) vgl. Zagalsky, Leonid (Committee to Protect Journalists (CPJ)). A Retreat to Tyranny: Tajikistan's Unreported War Against Press Freedom. 1994.
. (27.1.1999). S. 8

(88) vgl. Politkovskaya, Anna. Refugee Journalist on Plight of Mass Media. Interview mit Oleg Panfilov. In: Obshaya Gazeta. 26.8.1994. Englische Übersetzung weitergeleitet durch: Straub, David. . "Re: tajikistan/journalism". 5.1.1998. Persönliche e-mail. (5.1.1998). S. 3

(89) ebenda. S. 2

(90) Committee to Protect Journalists (CPJ). A Retreat to Tyranny: Tajikistan's Unreported War Against Press Freedom. 1994.
. (27.1.1999). S. 8

(91) Scholl-Latour, Peter. Das Schlachtfeld der Zukunft. Zwischen Kaukasus und Pamir.Goldmann Verlag. München. 1998 (Taschenbuchausgabe). S. 152

(92) Committee to Protect Journalists (CPJ). A Retreat to Tyranny: Tajikistan's Unreported War Against Press Freedom. 1994.
. (27.1.1999). S. 8

(93) Scholl-Latour, Peter. Das Schlachtfeld der Zukunft. Zwischen Kaukasus und Pamir.Goldmann Verlag. München. 1998 (Taschenbuchausgabe). S. 152

(94) Mansurova, Gulchehra. Who is who. Imomali Rakhmonov: "The path to the peace in Tajikistan is long and thorny". In: Asia-Plus. (News Agency). Bulletin 23 (61).
. (30.1.1999). S. 1

(95) vgl. ebenda. S. 2

(96) Zagalsky, Leonid (Committee to Protect Journalists (CPJ)). A Retreat to Tyranny: Tajikistan's Unreported War Against Press Freedom. 1994.
. (27.1.1999). S. 7

(97) vgl. Committee to Protect Journalists (CPJ). Tajikistan: Year in Review: 1995.
. (5.1.1998). S. 1

(98) vgl. ebenda. S. 1. "Nearly all of the independent Tajik journalists have been driven into exile."

(99) ebenda. S. 1

(100) ebenda. S. 1

(101) Hier werden nur die Zahlen des CPJ berücksichtigt. Die Angaben von Oleg Panfilov (siehe Kapitel 4.1 und 4.1.1) werden, da sie von keiner offiziellen Stelle bestätigt wurden, vernachlässigt.

(102) vgl. Committee to Protect Journalists (CPJ). Attacks on the press. 1995.
. (17.12.1998). S. 2

(103) Reporters Sans Frontières. 1997 Report: Freedom of the press throughout the world. Paris. 1997. Seite 337

(104) vgl. Committee to Protect Journalists (CPJ). Tajikistan. Attacks 1997.
. (25.12.1998). S. 1

(105) Committee to Protect Journalists (CPJ). Tajikistan. CPJ database. 5.2.1997. Updated 23.6.1997.
. (5.1.1998)

(106) vgl. Glasnost Defense Foundation. Journalist Meirkhaim Gavrielov killed. In: International Freedom of Expression Exchange Clearing House (IFEX) Action Alert Service. 24.6.1998.
. (27.12.1998)

(107) vgl. Committee to Protect Journalists (CPJ). Journalists from six countries to recieve CPJ's International Press Freedom Awards. In: International Freedom of Expression Exchange Clearing House (IFEX) Action Alert Service. 22.9.1998.
. (27.12.1998)

(108) ebenda. S. 5. "Yelena Masyuk, correspondent for NTV, captured the world's attention when she was kidnapped by Chechen armed rebels on 10 May and held, along with her two crew members, for 100 days in harsh, inhumane conditions, most of the time in damp mountain caves. She had covered the Chechen war in 1994 for NTV and had endeavoured "to show the Chechen side of the story, to give them a chance to tell their point of view, to show how terrible the war was for civilians and even Russian soldiers", she told CPJ in a recent interview."

(109) Glasnost Defense Foundation. Details on revocation of journalist's accreditation. In: International Freedom of Expression Exchange Clearing House (IFEX) Action Alert Service. 28.7.1998.
. (27.12.1998)

(110) vgl. Internews. Media in the CIS. Tajikistan. Media and government.
. (20.11.1998). S. 2

(111) vgl. Committee to Protect Journalists (CPJ). CPJ Names Ten Worst "Enemies of the Press" on World Press Freedom Day. 3.5.1996.
. (10.1.1998). S. 2

(112) Reporters Sans Frontières. Top 25. Who are the enemies of press freedom?. Updated 10.12.1996.
. (11.2.1999)

(113) vgl. Reporters Sans Frontières. Top 25 (14). Emomali Rakhmonov (Tajikistan).
. (18.10.1998)

(114) Aioubov, Salimjon. Tajikistan: Journalists live in danger and fear. 18.3.1997.
. (30.12.1997). S. 1

(115) ebenda. S. 1

(116) ebenda. S. 1

(117) Abbas, Najam. . "From Tajikistan". 23.11.1998. Persönliche e-mail. (25.11.1998). S.1

(118) ebenda, S. 1

(119) ebenda, S. 1

(120) Politkovskaya, Anna. Refugee Journalist on Plight of Mass Media. Interview mit Oleg Panfilov. In: Obshaya Gazeta, 26.8.1994. Englische Übersetzung weitergeleitet durch: Straub, David. . "Re: tajikistan/journalism". 5.1.1998. Persönliche e-mail. (5.1.1998)

(121) ebenda. S. 3

(122) ebenda. S. 3

(123) ebenda. S. 5

(124) vgl. Abbas, Najam. . "Media in Tajikistan". 6.2.1999. Persönliche e-mail. (10.2.1999)

(125) vgl. ebenda. S. 1. Originaltext der Frage: "What do you think, are thje Tajik media free? (I know they aren't, I just want to hear your point of view!!!)"

(126) Ende des Interviews: "Viel Erfolg mit Ihrer Studienarbeit. Ich hoffe, wir bleiben in Kontakt, falls Ihr Interesse für die tadschikischen Medien über Ihre akademischen Zwecke hinausgeht."Najam Abbas

(127) United Nations. Resolutionen des Sicherheitsrates: Resolution 1099 (1997). 14.3.1997. . (22.2.1998)

(128) ebenda

(129) ebenda

(130) ebenda

(131) United Nations. Resolutionen des Sicherheitsrates: Resolution 1113 (1997). 12.6.1997.
. (22.2.1998)

(132) United Nations. Resolutionen des Sicherheitsrates: Resolution 1128 (1997). 12.9.1997.

. (22.2.1998)

(133) United Nations. Resolutionen des Sicherheitsrates: Resolution 1138 (1997). 14.11.1997. . (22.2.1998) (134) ebenda

(135) United Nations. S/PRST/1998/4. Die Sicherheit in Tadschikistan und entlang der tadschikisch-afghanischen Grenze. 24.2.1998.
. (12.11.1998)

(136) United Nations. Resolutionen des Sicherheitsrates: Resolution 1167 (1998). 14.5.1998.
. (12.11.1998)

(137) ebenda

(138) United Nations. Resolutionen des Sicherheitsrates: Resolution 1206 (1998). 12.11.1998.
.(30.1.1999). S. 1

(139) ebenda. S. 1

(140) ebenda. S. 2

(141) dpa. UN/Tadschikistan/Weltsicherheitsrat verlängert UN-Mission in Tadschikistan. 12.11.1998 (18:51 DPA bdt0643 4 pl 68 dpa 0678)

(142) vgl. Nazarov, Talbak: Tajikistan: Horizons of the present and for the future. Permanent Mission of the Republic of Tajikistan to the United Nations. New York City. 30.9.1998. S. 1: "The process has run into many difficulties but, nonetheless, is moving steadily forward. The major achievement is that the initiated peace process and related nation-wide consolidation have already become irreversible."

(143) ebenda, vgl. S. 2: "The civil war in Tajikistan drastically changed the distribution of social and political forces, regional and public elements that were established in Soviet times."

(144) ebenda, S. 2

(145) ebenda, S. 3

(146) ebenda, vgl. S. 3

(147) ebenda, S. 4

(148) ebenda, S. 4

(149) ebenda, S. 5

(150) ebenda, S. 5

(151) ebenda, S. 6

(152) ebenda, vgl. S. 6

(153) ebenda, vgl. S. 7

(154) ebenda, S. 7

(155) Warikoo, K. Cockpit of Central Asia: Afghanistan Factor in Tajikistan's Crisis.
. (15.11.1998), S.2 (156) ebenda, S. 2

(157) ebenda, S. 2

(158) ebenda, S. 5

(159) ebenda, S. 5

(160) ebenda, S. 10

(161) vgl. dpa. Afghanistan/Konflikte/(Zusammenfassung) Taliban töteten zwei Studenten bei Protesten im Osten Afghanistans. 2.12.1998 (14:05 DPA bdt0325 3 pl 193 dpa 0355)

(162) dpa. Afghanistan/Konflikte/Taliban: In Afghanistan 118 Massud-Kämpfer freigelassen. 6.12.1998 (07:13 aDPA bdt0028 4 pl 119 dpa 0034)

(163) Khodjibaev, Karim. Russian Troops and the Conflict in Tajikistan. In: Center for Political and Strategic Studies (Hrsg.). Perspectives on Central Asia. Volume II. Number 8. November 1997.
. (18.1.1999). S. 1

(164) vgl. ebenda. S. 1: "By the end of summer 1992, the situation was viewed in Russia as a national security threat."

(165) ebenda. S. 1-2

(166) ebenda. S. 2

(167) vgl. ebenda. S. 2: "By autumn 1993 Moscow clearly and openly supported the Rakhmonov government, both militarily and economically."

(168) ebenda. S. 2

(169) Neumann, Iver B. und Solodovnik, Sergey V. Russian and CIS peace enforcement in Tajikistan. In: Centre for Russian Studies Publications.Nummer 1 - 1995.
. (10.1.1998). S. 12

(170) Khodjibaev, Karim. Russian Troops and the Conflict in Tajikistan. In: Center for Political and Strategic Studies (Hrsg.). Perspectives on Central Asia. Volume II. Number 8. November 1997.
. (18.1.1999). S. 3

(171) vgl. Aioubov, Salimjon. Tajikistan/Uzbekistan: Relations Warming Between Neighbors. 20.2.1997.
. (30.12.1997)

(172) ebenda, S. 1

(173) dpa. Tadschikistan/Usbekistan/Konflikte/Tadschikistan beschuldigt Usbekistan wegen Umsturzversuchs. 12.11.1998 (20:44 DPA bdt0690 4 pl 145 dpa 0719)

(174) vgl. European Society for Central Asian Studies (ESCAS). Homepage.
. (4.2.1998)

(175) Belokrenitsky, Vyacheslav Y. Central Asian Studies in Russia. Trends and Approaches. Paper presented at the ESCAS Workshop in Vienna. 25.4.1997.
. (27.12.1998), S.4

(176) ebenda, S. 4

(177) ebenda, S. 5

(178) vgl. McQuail, Dennis. Definition of Media Independence. In: Comparative Analysis of Independent Media Development in Post-Communist Russia and Ukraine.
. (25.12.1998). S. 1