Patientenaufklärung im Niemandsland, MMW, 45 / 2005, S. 10

Von Dieter Wettig

Weil die Kommunikation zwischen Klinik und Hausarzt nicht klappt

Patientenaufklärung im Niemandsland

Die Probleme bei der Kommunikation zwischen Klinik und Praxis kann ich nur bestätigen. Die Kommunikationspro- bleme können dann auch zu schwer wiegenden Mängeln bei der Aufklärung beitragen, wie Sie dies in Ihrem zweiten Beitrag schildern.

Meine Beobachtung ist, dass in Kliniken so gut wie nie Beipackzettel an Patienten ausgehändigt werden, wenn diese ein Medikament erhalten, Patienten werden so regelmäßig um eine umfassende schriftliche Aufklärung gebracht. Ob die mündliche das bei der allgemeinen Zeitnot wettmachen kann, ist die Frage.

Der Grund liegt auch darin, Klinikpackungen meines Wissens nur einen einzigen Beipackzettel enthalten und dass dieser von der Klinikapotheke meistens nicht mit den Medikamenten auf Station gegeben wird. Regelmäßig wird auch den Medikamentenwechselwirkungen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Ich mailte kürzlich einem sehr großen akademischen Lehrkrankenhaus, das meinen Patienten mit etwa zehn Medikamentenempfehlungen und dem Rat zu einer nicht näher spezifizierten Eradikationsbehandlung wegen Helicobacter entlassen hatte, und bat um einen Hinweis, wie diese Eradikation angestrebt wird und ob dem keine Wechselwirkungen entgegenstünden, wenn ja, welche Mittel empfohlen würden?

Der Stationsarzt rief mich an und empfahl Zacpac@, es gebe keine Wechselwirkungen. Der Patient wollte kurz darauf dieses Mittel in der Apotheke holen und der Apotheker warnte vor schwer wiegenden Wechselwirkungen mit Simvastatin. In diesem Fall konnte der Patient Simvastatin einfach ein oder zwei Wochen absetzen, um die Eradikationsbehandlung durchzuführen.

Daraufhin habe ich alle zehn Medikamente, die der Patient immer oder auch gelegentlich nimmt, in die DIMDI-Datenbank für Medikamentenwechselwirkungen eingegeben und abgeprüft.

Ob das alles für den Patienten eine aktuelle Relevanz hat, weiß man meistens nicht oder erfährt es leider erst nacheinem Zwischenfall. Ich teilte das Ergebnis meiner Recherche dem Krankenhaus per E-Mail mit und warte immer noch auf eine Antwort.

Meine Erfahrung mit Wechselwirkungen ist, dass sie leider sehr oft von Klinik, Apotheke, Facharzt und Hausarzt nicht geprüft werden. Meine Nachforschungen haben mich etwa 20-30 Minuten gekostet, ein Aufwand, den ich bisher nur bei Familienangehörigen betrieben habe. Ich glaube, wir alle sind hier gefordert, haben aber auch alle zu wenig Zeit dafür.

Dr. med. Dieter Wettig,

Facharzt für Allgemeinmedizin,

Erlkönigweg 8,

D-65199 Wiesbaden-Dotzheim

MMW-Fortschr. Med. Nr. 45 / 2005 (147. Jg.)