Ärzte Zeitung, 15.01.2009

LESERBRIEF

WAS KOLLEGEN SAGEN

Nicht belegt: Effekt der Hochpotenz

Auch wer noch wenig oder gar keine Erfahrungen mit Homöopathie habe, könne schnell Erfolge erzielen, hieß es in einem ÄZ-Beitrag vom 9. Januar 2009.

Von Dr. Dieter Wettig

Es gehe hier um indikationsbezogene Homöopathie nur akuter Erkrankungen. Beispiel Rhinitis: Je nach Symptom nehme man Allium cepa oder Luffa, am besten in einer (mittleren oder hohen) Potenz von D12. Das ist eine Verdünnung oder Verreibung von etwa 1 : 1 000 000 000 000. Die Wahrheit ist: Es gibt keine Metaanalysen, die der Mittel- oder Hochpotenz-Homöopathie einen Effekt zumessen, der über den Placebo-Effekt hinaus geht. Gerne lasse ich mich von der ÄZ des Gegenteils belehren, aber meine Erfahrung als langjähriger (ehemaliger) Homöopath mit Weiterbildungsermächtigung in Homöopathie ist: Sie können getrost die Etiketten der Mittel- oder Hochpotenz-Globuli oder Tropfen nach Belieben austauschen: Es funktioniert genau wie vorher. Es ist nämlich egal, welche Mittel dieses reinen Placebosystems Sie einsetzen. Ausnahme: niedrige Potenzen mit Wirkstoffgehalten ähnlich der Phytotherapie.

Dr. Dieter Wettig, Facharzt f. Allgemeinmedizin, Wiesbaden-Dotzenheim.

 

 

Ärzte Zeitung, 15.09.2008

LESERBRIEF

WAS KOLLEGEN SAGEN

16 Millionen Arbeitsstunden fürs Mammografie-Screening

Den Nutzen des Mammografie-Screenings im Vergleich zu seinen Kosten hat Dr. Ludger Beyerle in seiner Kolumne (ÄZ, Nr. 154) zum Thema gemacht. Kollege Dr. Dieter Wettig hält die wahren Kosten für viel höher.

Von Dieter Wettig

Kollege Beyerle schreibt, dass das Mammo-Screening für 1000 Frauen für zehn Jahre (6000 Untersuchungen) etwa 360 000 Euro nach EBM kostet, dazu kämen etwa 50 000 Euro für Organisation etc. und der Fahraufwand und Zeitverlust für 6000 Mammo-Termine. Im Ergebnis würden dadurch bei 1000 Frauen zwei Frauen profitieren und nicht an Brustkrebs sterben. Allerdings gebe es keinen Beweis, dass bisherige Screening-Programme die Mortalität an Krebs oder die Gesamtmortalität senken könnten, weshalb die beiden Frauen des 1000-er Kollektivs möglicherweise rein kosmetischen Gründen geschuldet sein könnten.

Diese Betrachtung versucht eine Gesamtbilanz des Mammograpfie-Screenings zu ziehen, ist aber noch nicht komplett: Denn durch die Strahlenbelastung können neu Krebs oder Krankheiten entstehen, die sonst nicht entstanden wären. (Wir nehmen beim Röntgen einen Spitzenplatz ein: etwa 1,3 Röntgenaufnahmen pro Jahr und etwa 2 mSv pro Einwohner und Jahr. Auf diese Strahlenbelastung lassen sich etwa 1,5 Prozent der jährlichen Krebsfälle zurückführen. (de Gonzalez und Berry, Lancet 2004; 363: 345-51). Um rund 410 000 Euro für das Zehn-Jahresscreening von 1000 Frauen aufzubringen, müssen bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von 15 Euro 27 333 Stunden gearbeitet werden. Da aber nicht nur 1000, sondern vielleicht fünf Millionen Frauen im entsprechenden Alter in Deutschland einzubeziehen sind, ergeben sich 136 Millionen Arbeitsstunden alle zehn Jahre oder etwa 14 Millionen Arbeitsstunden pro Jahr, nur um die Aufwendungen zu bezahlen. Dazu kommen die Fahrtzeiten und die Zeiten für die Wahrnehmung der Termine in den Zentren. Nicht zu vergessen ist die Zeit, die die Radiologen und ihre Helfer aufzubringen haben. Ich schätze das alles auf etwa 16 Millionen Stunden.

Tatsächlich kommt es aber noch dicker, denn es kommen auf eine Krebsdiagnose etwa fünf Fehlbenachrichtigungen, die auch psychische Schäden bei fehlalarmierten Patientinnen nach sich ziehen können. Welcher materielle und zeitliche Schaden dadurch entsteht, weiss ich nicht, er muss hoch sein.

Dr. Dieter Wettig ist Allgemeinarzt in Wiesbaden.

 

 

Ärzte Zeitung, 11.09.2008

LESERBRIEF

WAS KOLLEGEN SAGEN

Akupunktur gegen die Pein im Kreuz

Chronische Kreuzschmerzen werden durch Akupunktur und Sham-Akupunktur signifikant besser gelindert als durch Standardtherapie, berichtete die Ärzte Zeitung (129, 2008, 9) über ein Studienergebnis. Ein Kollege sieht das kritisch.

Von Dr. Dieter Wettig

Akupunktur gibt bessere Resultate als die Standardtherapie. Standardphysiotherapie bedeutet allerdings in vielen Fällen nur sechs Sitzungen Krankengymnastik. ... Es leuchtet ein, dass man nicht sechs Sitzungen KG mit zehn Akupunktursitzungen vergleichen kann. Schon 2004 war in "Der Allgemeinarzt" spekuliert worden, dass bei der GERAC-LWS-Studie das Design fehlerhaft erschien. Denn man kann nicht Patienten, die 10 oder 15 Sitzungen Verum- oder Placebo-Akupunktur erhielten, vergleichen mit Patienten, die nur 6 Sitzungen KG erhielten. Wie wollte man dann bei der statistischen Auswertung den Zuwendungseffekt durch den Behandler neutralisieren? ... Auch waren offenbar entblindende Veröffentlichungen von der Studienleitung von Anfang an geplant: Tatsächlich bestätigte Professor Victor diese Veröffentlichungen und sagte, sie seien absichtlich erfolgt: ... "...we have published our study protocol in advance... . Additionally, we like to remind that by ethical reasons in randomised trials study physicians are obliged to inform the patient about all possible therapies they could be allocated."

... Die potenzielle Information von Probanden über das genaue Studiendesign halte ich für einen schweren Designfehler, der zu massiven Verfälschungen führen konnte. Patienten aus der Sham-Gruppe konnten sich so aus Frustration auf KVK Zusatztherapie besorgen, was zum bekannten Studienergebnis führen konnte, dass Shambehandlungen so effektiv wie Verumakupunktur seien. Eine Abwertung der Verumakupunktur!

Ein weiterer Nachteil der Studie ist, dass Probanden mit Akupunkturerfahrung teilnehmen durften. Bereits 2001 schrieb White, dass Placebo-Akupunktur (nur) bei Probanden ohne Akupunkturvorerfahrung richtig zum Einsatz kommen kann. ...

Den Krankenkassen ging es vielleicht darum, die Akupunktur zu diskreditieren ("Sham- wirkt genau so gut wie Verum-Akupunktur") und dann diesen erheblichen Ausgabenposten (viele hundert Millionen Euro im Jahr), der an der KV vorbeifloss, zu kanalisieren und nachfolgend zu reduzieren. Tatsächlich wurden zunächst die bisher zugelassenen Akupunktur-Indikationen "Kopfschmerz" und "Migräne" durch den GBA gestrichen und dann weiter Ärzte abgeschreckt durch - so viele Kommentatoren - weitgehend sinnloses Anheben der formalen Qualifikationsanforderungen (Nachweis "Psychosomatische Grundversorgung" und "Spezielle Schmerztherapie", sowie vier jährliche Teilnahmen an Schmerztherapiezirkeln).

Nun werden Vertragsärzte durch Prüfungsankündigungen der Prüfstelle eingeschüchtert. ...

Es leuchtet ein, dass auf Akupunktur spezialisierte Praxen einen deutlich erhöhten Fallwert und sehr stark erhöhte Werte für extrabudgetäre Sonderleistungen (Akupunktur) haben müssen. Soll das jetzt weggekürzt werden?

Der nächste sinnvolle Schritt aus Sicht der Kassen könnte die pauschale Vergütung der Akupunktur sein. Ähnlich wie bei der Psychosomatischen Grundversorgung könnte ein Euro pro Patient pro Quartal genehm sein. Begründung: Akupunktur wirkt, aber es ist egal, wohin man sticht
Dr. Dieter Wettig, Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 21.07.2008

LESERBRIEF

Erst Suchtmittel absetzen!

Hausärzte behandeln depressive Patienten so gut wie Spezialisten, hat die "Ärzte Zeitung" am 8. Juli (Seite 1) berichtet. Ein Kollege fordert, bei Depressiven nicht so schnell zu Arzneien und Psychotherapie zu greifen.

Von Dieter Wettig

Professor Linden weist auf eine Studie hin, nach der die Behandlung depressiver Patienten durch den Hausarzt nicht schlechter sei als durch den Psychiater oder Psychotherapeut. Vermutlich bezieht sich Linden hier auch auf die
Edinburgh-Studie (BMJ 304, 1992, 883). Diese randomisierte Studie untersuchte die Wirkung verschiedener Behandlungsformen bei Patienten, die die DSM-III Kriterien für eine Major-Depression erfüllten. 121 Patienten wurden in vier Behandlungsgruppen randomisiert: Amitriptylinbehandlung durch einen Psychiater, Verhaltenstherapie durch einen Psychotherapeuten, Beratung und Unterstützung durch einen Sozialarbeiter oder Behandlung durch einen Hausarzt. In allen vier Gruppen war der Behandlungserfolg ungefähr gleich.

Bei Depression ist Therapie durch den Hausarzt billiger

Wichtig ist allerdings, dass die Behandlung durch den Hausarzt deutlich billiger war als in den anderen Gruppen. Kritiker wandten allerdings schon damals ein, dass bei dieser Studie keine Kontrollgruppe mitgeführt wurde und deswegen die Placebowirkung nicht überprüft werden konnte. Außerdem wurde eingewandt, dass es nach 16 Wochen auch ohne Verum- oder Placebobehandlung den meisten Depressiven besser geht, weil dies offenbar dem Spontanverlauf der Erkrankung entspreche. Auch auf diesem Hintergrund sollte man sich die Kosten antidepressiver Behandlung mittels Pharmaka (etwa 1 Milliarde Euro pro Jahr) und mittels psychotherapeutischer Behandlung (etwa 900 Mio. Euro pro Jahr allein) klar machen. Dies umso mehr, als die Kirsch-Studie nahelegt, dass Antidepressiva weitgehend wirkungslos sind (PLoS Medicine 5, 2008, e45). Die KVH sieht deren Einsatz deshalb auch eher kritisch. Ich finde es wichtiger, dass Depressive zunächst mal Suchtmittel (Alkohol, Nikotin und Haschisch) absetzen und regelmäßig trainieren, was die Stimmung hebt. Dass sie dies oft nicht tun wollen, mag sein. Dass Ärzte und Psychotherapeuten aber meistens sofort zur Psychopharmakotherapie oder Psychotherapie greifen, statt diese - eigentlich einfachen - Empfehlungen mit Nachdruck auszusprechen, ist wohl leider auch richtig.


Dr. med. Dieter Wettig, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 12.06.2008

LESERBRIEF

"Ganz ohne Papier geht es nicht"

Auch Dr. Dieter Wettig hat Erfahrungen mit der papierlosen Praxis. Zu dem Artikel "Online-Praxisorganisation spart viel Zeit" (ÄZ vom 10. Juni) merkt er an:

Von Dieter Wettig

Kollege Prister sagt, er arbeite seit sechs Jahren papierlos in seiner Praxis, aber das kann nicht sein. Um den Ausdruck von Quittungen für die Praxisgebühr, von Rezepten, Überweisungen und Einweisungen etc. kommt man nicht herum.Auch für die Abrechnung braucht man noch Formulare oder - bei Privaten - Rechnungen auf Papier. Interessant wäre aber schon zu erfahren, wie er es angestellt hat, dass ihm sämtliche Befunde von Fachärzten elektronisch übermittelt werden und diese "mit einem Click" in die digitale Patientenakte eingefügt werden.Er verschlüssele alle Daten beim Online-Versand entsprechend den Datenschutzerfordernissen. Aber wie macht er das in der E-Mail-Kommunikation mit Patienten? Ich selbst arbeite auch seit 1989 mit einem rein elektronischen Krankenblatt und tausche seit Jahren E-Mails mit Patienten aus - im letzten Jahr waren es etwa 2000, aber alle unverschlüsselt, was bisher - trotz Aufklärung - keinen Patienten störte.


Dr. Dieter Wettig ist Facharzt für
Allgemeinmedizin in Wiesbaden
.

 

 

Ärzte Zeitung, 10.03.2008

LESERBRIEF

"Mein Eindruck: Es tut sich nicht viel"

Eine Metaanalyse zu Antidepressiva habe für die Praxis wenig Bedeutung, hat Professor Hans-Jürgen Möller in einem Interview gesagt (ÄZ, 38, 2008, 2). Ein Kollege hat kritische Anmerkungen.

Von Dieter Wettig

Antidepressiva stehen in der Kritik, weil sie nach einer neuen Metaanalyse von Irving Kirsch nur bei schwer Depressiven besser als Placebo wirken. Dem widerspricht der Psychiater Professor Hans-Jürgen Möller. Er sagt, die Wirksamkeit von Antidepressiva sei mit einer Number-Needed-to-Treat von fünf im Bereich dessen, was internistische Arzneien leisteten.

Das Ergebnis der Metaanalyse deckt sich ungefähr mit meinem Gefühl über Antidepressiva: Den meisten Patienten geht es damit nicht oder kaum besser. Ich hatte schon immer den Eindruck, dass sich nicht viel tut, oder wenn doch, dass dies auch ohne das Antidepressivum geschehen wäre.

Was Professor Möller nicht sagt, ist, dass es für Antidepressiva auch eine Number-Needed-to-Harm gibt und die liegt etwa bei 10:1. Man muss also zehn Patienten mit Antidepressiva behandeln, um einem bedeutsamen Schaden zuzu- fügen, der sonst nicht aufgetreten wäre (kardiovaskuläre Störungen, erektile Dysfunktion und vieles mehr). Verschwiegen wird leider auch, dass durch die Tabletten den Patienten das Gefühl gegeben wird, etwas Wichtiges oder das Wichtigste zu tun und andere wichtige Dinge unterlassen werden: Verzicht auf Drogen, Konditionstraining, Stressreduktion. Nicht erwähnt werden die Kosten im Milliardenbereich. Um eine Milliarde Euro für Antidepressiva ausgeben zu können, müssen sieben Milliarden Euro brutto verdient werden. Dafür müssen 500 000 000 Arbeitsstunden aufgewendet werden. Welcher Schaden wird so erzeugt? Eine vollständige Bilanz wäre interessant gewesen.


Dr. Dieter Wettig ist Facharzt für Allgemeinmedizin in Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 05.02.2008

LESERBRIEF

Hamsterrad dreht sich weiter

Zur Kolumne von Dr. Ludger Beyerle "EBM 2008: Das Ding ist brandgefährlich" vom 6. Dezember nimmt Dr. Wettig Stellung.

Von Dieter Wettig

Kollege Beyerle schreibt richtig, dass "wenn bei gleicher Leistung zwischen zehn und 21 Prozent mehr Punkte zugeteilt sind (..., kann nur ein Wunder den Punktzahlanstieg dort enden lassen, wo er
erwartet wird. Bisher hat es in der Honorargeschichte keine Wunder gegeben."

Das Hamsterrad wird sich also vielleicht noch schneller drehen. Ich glaube, dass ein Grundübel der deutschen ambulanten GKV-Versorgung in zu vielen Arzt- und
Psychotherapeuten-Kontakten zu
suchen ist. Ein Privatversicherter bringt ja auch nicht mehr Geld "ins System" als ein Kassenpatient. Trotzdem ist das "gefühlte Honorar" bei einem Privaten immer viel höher als bei einem GKV-Patienten. Der Grund: Private gehen nicht so oft zum Arzt.

70,3 Millionen gesetzlich Versicherte (inklusive beitragsfrei Mitversicherte) zahlen 145,5 Milliarden Euro an Gesamtbeiträgen ein, mithin 2070 Euro pro Kopf und Jahr. Davon fließen fünf bis sieben Prozent in die Verwaltung. 8,4 Millionen privat Versicherte zahlen 19,7 Milliarden Euro ein, mithin 2345 Euro pro Kopf und Jahr. Davon gehen acht bis 16 Prozent in die Altersrückstellung und fünf bis zehn Prozent in die Akquise und Verwaltung.

Meines Erachtens ist deshalb der Netto-Mittelzufluss privat Versicherter ins Gesundheitswesen nicht höher oder vielleicht sogar geringer als der gesetzlich Versicherter.


Dr. Dieter Wettig, Facharzt für Allgemeinmedizin in Wiesbaden-Dotzheim.

 

 

Ärzte Zeitung, 06.03.2007

LESERBRIEF

Die E-Card bringt auch Kostenvorteile!

Dr. Dieter Wettig, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Wiesbaden, stellt dem Unwillen der Niedergelassenen, Geld für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte auszugeben (ÄZ vom 25. Januar 2007) die Chancen für Einsparungen in seiner Praxis gegenüber.

Von Dieter Wettig

Im Begleitinfo zum Quartals-Update 1/07 meines Praxis-EDV-Anbieters (APW-WIN) las ich, dass APW die E-Card bereits lesen kann und dazu nur ein neues Lesegerät für etwa 270 Euro benötigt wird, das an den seriellen oder USB-Port angeschlossen wird. Mein altes Lesegerät steht sowieso bald zum Austausch gegen ein neues konventionelles an und dieses hätte etwa 170 Euro gekostet. Eine Mehrinvestition von 100 Euro würde meine Software also E-Card-tauglich für die jetzigen Funktionen machen. Wenn künftig das Einscannen oder Abtippen von Befunden entfällt, könnte
eine hausärztliche Praxis durch die E-Card pro Jahr etwa 2000 bis 12 000 Euro an Personalkosten einsparen.


Dr. Dieter Wettig ist Facharzt für Allgemeinmedizin in Wiesbaden.

 

 

Ärzte Zeitung, 29.11.2006

LESERBRIEF

"Der Studie fehlt die Kontrollgruppe"

Mit dem Design der Pilotstudie ist Dr. Dieter Wettig nicht einverstanden (Zum Beitrag: "Bayern ermittelt Qualität der Psychotherapie in einer Studie" , ÄZ Nr. 207 vom 17. November).

Von Dieter Wettig

Bei der Pilotstudie der Ersatzkassenverbände und der KV Bayerns werden die Daten vom Therapeuten und durch Selbstbeurteilungsbögen auch direkt von Patienten erhoben. Hier wird eine große Chance vertan, weil man keine Kontrollgruppe vorsieht mit Patienten, die keine Psychotherapie (PT) erhalten. Das könnte geschehen durch eine Kontrollgruppe, die "nur" vom Hausarzt weiterbehandelt wird, aber eben keine PT erhält oder einer Kontrollgruppe, die erst nach einer Wartezeit von einigen Monaten PT erhält. Erst dadurch könnte man Hinweise auf die tatsächliche Wirksamkeit von PT erhalten. Denn auch psychische Erkrankungen bessern sich oft oder heilen ganz aus ohne jegliche genehmigungspflichtige PT.


Dr. Dieter Wettig,
Allgemeinarzt in Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 18.04.2006

LESERBRIEF

Akupunktur-Studien sind fragwürdig

Heute entscheidet der Bundesausschuß, ob Akupunktur Kassenleistung wird. Der Beitrag "Kassen wollen Akupunktur bezahlen - die KBV ist dagegen" (ÄZ Nr. 60 vom 31. März) hat zwei Kollegen veranlaßt, ihre Kritik am Vorgehen des Ausschusses zu äußern.

Von Dieter Wettig

Der Bundesausschuß baut bei seiner Entscheidung zur Akupunktur auf den GERAC- und ART-Studien. Sie sind meines Erachtens fragwürdig, weil Patienten das Studiendesign aus dem Internet entnehmen und auch Patienten mit Akupunkturvorerfahrung teilnehmen konnten. Die Kenntnis des Studiendesigns oder Vorerfahrung mit Akupunktur führte allerdings zur Entblindung, was derartige Studien wissenschaftlich massiv entwertet. Patienten, die so erfuhren, daß sie zur Shamakupunkturgruppe gehörten, konnten sich Zusatztherapien besorgen. Scheinbares Ergebnis war, daß Shamakupunktur mehr oder weniger genauso wirksam sei, wie Verumakupunktur.


Dr. Dieter Wettig,
Allgemeinarzt,
Wiesbaden-Dotzheim

 

Ärzte Zeitung, 12.12.2005

LESERBRIEF

Stechen, egal wohin?

Die Akupunktur zur Migräne-Prophylaxe ist offenbar ähnlich wirksam wie eine medikamentöse Therapie, hatten wir am 1. Dezember berichtet. Ein Kollege weist auf einen Punkt hin, der für ihn besonders wichtig ist.

Von Dr. Dieter Wettig

In dem Artikel heißt es ganz richtig: "Andere sagten, daß die GERAC-(Studien)-Ergebnisse nicht aussagekräftig sein können, weil das Studiendesign für jeden, also auch Patienten, im Internet zugänglich und keine Verblindung gegeben war." Dieser Punkt ist sehr wichtig, weil damit klar wird: Jede Testperson, die wollte, konnte herausfinden, zu welcher Gruppe ("Echte"- oder "Placebo"-Akupunktur: Tief oder oberflächlich gestochen, an richtigen oder "falschen" Akupunkturpunkten) sie gehörte (1-3). Was gestochen wurde, sahen die Testpersonen ja oft auch zuhause noch auf der Haut - und ob tief oder oberflächlich gestochen wurde, sah wohl jeder durch bloßes Hinschauen während der Behandlung. Genaue Abbildungen der Lage echter Akupunkturpunkte zum Vergleichen findet man kostenlos im Internet. Die Patienten aus der Placebogruppe konnten sich aber aus Frustration, nicht "richtig" behandelt worden zu sein, Zusatztherapie (Schmerztabletten, Entspannungsübungen, Massagen und anderes) holen und so ihren Therapieerfolg verbessern. Scheinbares Resultat: Scheinakupunktur wirkt genauso so gut wie echte, "Stechen, egal wohin", Zusatzausbildung überflüssig. Diese sehr teuren Studien sollten deshalb keine Verwertung für die kommende Entscheidungen des GBA zur Aufnahme der Akupunktur in die GKV finden. Es wäre sonst zu befürchten, daß es zu einer massiven Abwertung des Akupunkturhonorars kommt mit dem Argument, daß dies jede Ärztin, jeder Arzt, ohne Zusatzausbildung machen könne.

Literatur:

1. Leitungsgremium Diener et al.: http://www.gerac.de/deu/download/Masternplan_V9.0_BK.doc
2. Leitungsgremium Diener et al.: http//www.amib.ruhr-uni-bochum.de/download/Studienplan_V4.2.pdf
3. Diener et al.: GERAC-Akupunktur-Studien, Modellvorhaben zur Beurteilung der Wirksamkeit , Deutsches Ärzteblatt 99, 26 vom 28. 6. 2002, S. A-1819, B-1539, C-1435.


Dr. med. Dieter Wettig ist Facharzt für Allgemeinmedizin in Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 08.09.2005

LESERBRIEF

"Warum nicht viele Krankheiten einfach ausschließen?"

Die Therapie psychisch Kranker ist nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde gefährdet. Es stehe zu wenig Geld für die 1,9 Millionen Patienten bereit ("Für psychisch Kranke fehlt Geld", ÄZ 136 vom 25. Juli).

Von Dieter Wettig

Ich glaube nicht, daß Geld für psychisch Kranke fehlt, sondern daß in der Tat zu viel Medizin und Psychotherapie für Patienten mit Lebensproblemen und leichten Störungen betrieben wird. Warum schließt man nicht viele Krankheiten, ICD-10-definiert, von der psychotherapeutischen oder ärztlichen Versorgung aus? Beispiel: Niedergeschlagenheit wegen Partnerproblemen ist Anlaß unzähliger Psychotherapien in Deutschland. Warum soll die Solidargemeinschaft dafür zahlen und warum müssen deshalb ernsthaft psychisch Erkrankte länger als nötig auf einen Therapieplatz warten?

Seit vielen Jahren schon werden Rezepte zum Beispiel für Abführmittel oder Erkältungspräparate bei Erwachsenen in der Regel nicht von den Kassen bezahlt. So sollte man das auch mit vielen Diagnosen handhaben und sanktionieren.


Dr. Dieter Wettig,
Allgemeinarzt,
Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 24.08.2005

LESERBRIEF

Entblindung per Internet?

Akupunktur wirkt bei Gonarthrose hatte die "Ärzte Zeitung" am 8. Juli über eine Studie aus Berlin berichtet. Dies steht zum Teil im Gegensatz zu anderen Studien. Ein Kollege hat eine verblüffende Erklärung.

Von Dr. Dieter Wettig

Die Studie der Berliner Charite zeigte, daß Akupunktur bei Kniearthroseschmerzen jedem zweiten Patienten Schmerzlinderung verschaffe, Scheinakupunktur habe jedem vierten Patienten geholfen. In anderen Studien sei die Wirkung der Scheinakupunktur nicht oder kaum hinter der Wirkung der echten Akupunktur zurückgeblieben, was manchen Experten ratlos mache. Die Erklärung dafür könnte aber darin liegen, daß bei der anderen deutschen Studie, die die Krankenkassen dazu in Auftrag gaben, der sogenannten GERAC-Akupunkturstudie bei Kniearthroseschmerzen, das Studiendesign im Internet öffentlich zugänglich gemacht worden war und dadurch Patienten potentiell entblindet wurden: https://www.angelfire.com/sc/naturheilverfahren/GERAC-GONARTHROSE.html. Entblindete Patienten konnten dann aber aus Frust zur Scheinakupunkturgruppe zu gehören, sich heimlich weitere wirkungsvolle Therapien hinzu holen, zum Beispiel Schmerztabletten, Krankengymnastik, Massagen oder Spritzen. Dadurch wäre das Studienresultat zu Gunsten der Scheinakupunktur verändert worden.


Dr. Dieter Wettig ist Facharzt für Allgemeinmedizin in Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 22.06.2005

LESERBRIEF

Der Gewinn muß nicht sinken!

"2,5 Prozent weniger Umsatz bei Hausärzten" in Westfalen-Lippe (ÄZ 106 vom 13. Juni 2006) - eine Entwicklung, die Allgemeinarzt Dr. Dieter Wettig genauer analysiert.

Von Dieter Wettig

Im hausärztlichen Bereich der KV Westfalen-Lippe (KVWL) hat sich gezeigt, daß die Fallzahlen in 2004 im Vergleich zum Vorjahr um 8,1 Prozent zurückgegangen sind, der Umsatz um 2,5 Prozent. (...) Nun bedeutet ja ein Umsatzrückgang von 2,5 Prozent nicht zwangsläufig, daß auch der Gewinn um 2,5 Prozent sinkt.

Ich vermute, daß viele hausärztliche Praxen innerhalb der KVWL ihren Gewinn sogar steigern konnten, denn bei etwa acht Prozent weniger Patienten und schätzungsweise fünf bis acht Prozent weniger Patientenkontakten könnte man durchaus Helferinnenstunden in der Größenordnung von fünf bis acht Prozent abbauen und bei einem angenommenen Anteil von
35 Prozent der Lohnausgaben
am Gesamtumsatz die Gesamtausgaben etwa um 1,6 bis 2,7 Prozent senken. Bei fünf bis acht Prozent weniger Arbeitszeit! Oder sich mehr Zeit für Privatpatienten oder IGeL-Leistungen nehmen.(...)

Dr. Dieter Wettig,
Allgemeinarzt in Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 02.03.2005

LESERBRIEF

Schmerzen sind oft psychisch bedingt

Zu einem Artikel über Arthrose, stellten wir in einer Tabelle Daten zu Schmerzursachen vor (ÄZ 25, 12). Ein Aspekt fehlte dabei, so ein Kollege.

Von Dieter Wettig

In dieser Tabelle wird behauptet, daß die Ursachen für chronische Schmerzen in Europa wie folgt anzugeben seien: Arthrose 34 Prozent, Bandscheibenvorfall 15 Prozent, Traumata 12 Prozent, rheumatoide Arthritis 8 Prozent, sowie weitere Ursachen, aber keine psychische Ursache. Ich bin überzeugt, daß die Ursache chronischer Schmerzen bei der Hälfte oder mehr der Patienten in Deutschland im psychischen Bereich zu suchen ist: Somatoforme Schmerzsyndrome, Fibromyalgie, neurotische Fehlhaltung mit Dauerverspannungen, Angst, Depression. Dies wurde leider völlig unerwähnt gelassen.


Dr. med. Dieter Wettig ist Facharzt für Allgemeinmedizin in Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 15.11.2004

LESERBRIEF

Motivierten Schmerzpatienten hilft auch der Hausarzt

Bei Patienten mit chronischen Schmerzen kommt es für Hausärzte und niedergelassene Fachärzte auch darauf an, die eigenen Grenzen realistisch einzuschätzen, um rechtzeitig - also nach drei oder vier Wochen erfolgloser Therapie - die Chancen für ihre Patienten zu nutzen, die etwa Schmerz-Spezialisten wie im Mainzer Interdisziplinären Schmerz-Therapiezentrum (IST) bieten (ÄZ 179, 2004, 9). Dr. Dieter Wettig nimmt dazu Stellung.

Von Dieter Wettig

Ich habe Zweifel, ob derartige interdisziplinäre universitäre Konzepte nicht unter Selbstüberschätzung leiden. Für einige wenige Patienten wird dort ein sehr erheblicher personeller und finanzieller Aufwand betrieben, die Resultate sind fraglich. Die Manpower und das Geld steht dann auch deswegen an anderer Stelle, etwa im niedergelassenen Bereich, nicht zur Verfügung.

Wenn dort wirklich so erfolgreich gearbeitet würde, warum besteht dann nicht eine monatelange Warteliste von Schmerzpatienten, die dort Linderung suchen? Warum waren in einer Untersuchung von 1995/1996 in einem bestimmten Patientenkollektiv (n=235) einer universitären Schmerzambulanz (unter anderem Rückenschmerzen, multilokuläre Schmerzen) nur 6,8 Prozent der Patienten privat (oder KVB, Post B) versichert? Eine interessante Frage. Denn schon damals betrug der Anteil der privat Voll- und Zusatzversicherten (oder KVB, Post B) in Deutschland etwa acht bis zehn Prozent. Und gerade diese Patienten brauchen in der Regel keine Überweisung zu einer universitären Poliklinik.

Und warum betrug die durchschnittliche Behandlungszeit dort damals über ein dreiviertel Jahr, wenn man doch schon nach drei bis vier Wochen wegen Erfolglosigkeit abgeben sollte? Zwar wird immer wieder mal von Schmerztherapeuten behauptet, die Situation für Patienten sei katastrophal, Nachfragen bestätigt das aber nicht immer.

Außerdem hatte ich bereits 2003 in der Schmerzambulanz der Uniklinik Mainz angerufen und gefragt, wie lange ich im Normalfall auf einen Ersttermin warten müsse und bekam zur Antwort: "vier bis fünf Wochen". Ein qualifizierter Schmerztherapeut in Mainz bot mir über seine Helferin einen Termin in fünf Tagen an, ein Schmerztherapeut in Wiesbaden bot mir einen Termin an in drei bis vier Wochen. Im Oktober 2004 rief ich in der Schmerzambulanz IST in Mainz an und erfuhr, ich könne wegen chronifizierten Rückenschmerzen in sechs bis acht Wochen kommen. Natürlich sagte ich nicht, daß ich Kollege bin. Vier bis acht Wochen warten Sie aber manchmal auch auf einen Termin beim niedergelassenen Neurologen oder Orthopäden.

Die manchmal positiven Resultate von universitären Schmerzambulanzen beruhen auf einer selektiven Auswahl: Nur wer dort alle Untersuchungen durchmacht, sich bereit erklärt, an allen möglichen psycho- und physiotherapeutischen und medikamentösen Behandlungen teilzunehmen, durchläuft deren "Spezial"-Programm und kann in der Erfolgsstatistik auftauchen, die anderen "gehen unter", "scheiden aus" oder sind "missing data". Wer aber so stark motiviert ist, hätte auch unter jeder anderen Bedingung (Hausarzt, niedergelassener Neurologe, Orthopäde, KG) beste Karten, seine Schmerzen zu vermindern. Die anderen Patienten haben offenbar ihre eigenen Ideen und wollen nicht so, wie die Ärzte es gerne hätten. Und genau daran scheitert effiziente Schmerztherapie doch: "Nein, Herr Doktor, ich bin doch nicht bekloppt, ich gehe nicht zur Psychologin!" "Nein, das nehme ich nicht, haben Sie mal den Beipackzettel gelesen?"


Dr. med. Dieter Wettig ist Facharzt für Allgemeinmedizin in Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 15.10.2004

LESERBRIEF

"Modellprojekt vergibt Chance"

Techniker Kasse und KV Westfalen-Lippe haben ein "Qualitätsmonitoring in der ambulanten Psychotherapie" gestartet (ÄZ vom 24. September). Daten werden vom Therapeuten und durch Selbstbeurteilungsbögen auch direkt von Patienten erhoben. Die Kontrollgruppe setzt sich zusammen aus Patienten, bei denen nach dem bisherigen Gutachterverfahren gearbeitet wird.

Von Dieter Wettig

Hier wird meines Erachtens eine große Chance vertan, weil man keine Kontrollgruppe vorsieht mit Patienten, die keine Psychotherapie (PT) erhalten. Das könnte geschehen durch eine Kontrollgruppe, die "nur" vom Hausarzt weiterbehandelt wird, aber eben keine genehmigungspflichtige PT erhält oder einer Kontrollgruppe, die erst nach einer Wartezeit von einigen Monaten PT erhält.

Erst dadurch könnte man Hinweise auf die tatsächliche Wirksamkeit von PT erhalten. Denn auch psychische Erkrankungen bessern sich oft oder heilen ohne genehmigungspflichtige PT. Umgekehrt erzeugt PT in manchen Fällen psychische Beschwerden, die ohne sie gar nicht aufgetreten wären. Ich erlebe zwar immer wieder, daß Patienten seltener in die Sprechstunde kommen, wenn sie in PT sind. Aber nur wenige wurden wirklich durch PT geheilt, einige fühlen sich allerdings besser.


Dr. Dieter Wettig,
Allgemeinarzt aus
Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 28.01.2004

LESERBRIEF

Tinnitus durch HWS-Veränderung oder umgekehrt?

"Bei den meisten von 200 Tinnitus-Patienten wurde in einer Studie der HNO- und Tinnitustagesklinik in Berlin eine eingeschränkte Beweglichkeit der HWS festgestellt (ÄZ 11, 2004, 9)." Eine Kausalität zwischen HWS-Beschwerden und Ohrensausen sei dadurch aber noch nicht bewiesen, schreibt Dr. Dieter Wettig.

Von Dieter Wettig

Anscheinend wurde in der Studie zu Tinnitus und HWS-Beweglichkeit keine Vergleichsgruppe gebildet. Derartige Studien sind methodisch vor allem deswegen angreifbar, weil sie dazu neigen, falsch-positive Ergebnisse zu liefern. Unklar bleibt auch, ob die Bewegungseinschränkungen nicht sogar vom Tinnitus selbst kommen. Es leuchtet ein, daß dauernde Anspannung wegen Pfeifen im Ohr die Beweglichkeit des Halses reduzieren kann. Völlig unklar bleibt auch, ob eine Behandlung an der HWS überhaupt irgend etwas am Tinnitus ausrichten kann. Gut finde ich aber grundsätzlich, daß solche Studien versucht werden und nicht nur von der Industrie gesponserte Studien mit Medikamenten laufen.


Dr. med. Dieter Wettig
Facharzt für Allgemeinmedizin
65199 Wiesbaden-Dotzheim

 

 

Ärzte Zeitung, 08.08.2003

LESERBRIEF

Wartezeiten doch nicht so lang?

Es gibt Defizite in der schmerztherapeutischen Versorgung. (ÄZ137). Doch die Zahlen, die genannt werden, differieren. Dieter Wettig hat selbst recherchiert:

Von Dieter Wettig

In dem Artikel wird von den Kollegen Zenz und Müller-Schwefe die "krasse Unterversorgung" von Schmerzpatienten beklagt und behauptet, daß "nach wie vor die Wartezeiten im Normalfall bei qualifizierten Schmerztherapeuten (...) über ein Jahr betragen". Diese Aussage ist unbegründet.

Ich habe in der Schmerzambulanz der Uniklinik Mainz angerufen und gefragt, wie lange ich im Normalfall auf einen Ersttermin warten müsse und bekam zur Antwort: "Vier bis fünf Wochen." Ein qualifizierter Schmerztherapeut in Mainz bot mir über seine Helferin einen Termin in fünf Tagen an, ein Schmerztherapeut in Wiesbaden bot mir einen Termin an in drei bis vier Wochen.


Dr. Dieter Wettig,
Allgemeinarzt aus Wiesbaden