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Harte Männer mit weichem Herz

Zwei neue Romane des schwarzen US-Autors Walter Mosley

Goldene Zeiten für die Fans von Walter Mosley: Gleich zwei neue Romane des 1952 in Los Angeles geborenen und heute in New York lebenden schwarzen US-Autors sind jetzt auf Deutsch erschienen. Beide fügen den Easy-Rawlins-Krimis, mit denen Mosley bekannt wurde, eine neue Facette hinzu. Fische fangen (Albrecht Knaus Verlag, 188 Seiten, 36 Mark) ist ein Rückblick auf die Jugendjahre des Privatdetektivs Rawlins und markiert gleichzeitig die Geburt des Autors Mosley. Den kurzen Roman hat Mosley Ende der 80er Jahre, als er im Hauptberuf noch Computerprogrammierer war, als erste literarische Übung verfasst. Erst 1997 aber konnte er ihn bei Black Classic Press, einem schwarzen Kleinverlag, unterbringen.

In der Geschichte reisen der smarte Ezekiel „Easy“ Rawlins und der harte Raymond „Mouse“ Alexander von Houston aus in das Südstaatenstädtchen Pariah. Die gefährlichen Abenteuer inmitten von Sümpfen, harten Männern und liebestollen Voodoo-Königinnen lassen die beiden Jugendlichen erwachsen werden und schweißen sie auf ewig zusammen. Auf dieser Reise fasst Easy, der seinen Vater früh verloren hat, auch den Entschluss, lesen und schreiben zu lernen, und Mouse heiratet das Mädchen EttaMae.

Mit Easy Rawlins, der mal auf eigene Faust, mal auf Drängen des FBI im Los Angeles der 50er Jahre Mordfälle aufklärt, hat Mosley den ersten schwarzen „private eye“ ersonnen und sich eine riesige Fangemeinde erschrieben, darunter Ex-US-Präsident Bill Clinton, der während seiner ersten Präsidentschaftkampagne Mosley als seinen Lieblingsautor bezeichnete. Das war schlau, konnte Clinton mit dem Bekenntnis zu dem populären Autor, der einen schwarzen Vater und eine jüdische Mutter hat, doch gleich bei zwei Wählergruppen Punkte machen. Die Beschleunigung von Mosleys Karriere als Schriftsteller zu dieser Zeit blieb nicht folgenlos: Er konnte endlich den wenig geliebten Brotberuf aufgeben und sich ganz dem Schreiben widmen.
Nachdem er zwischen 1990 und 1996 vier Easy-Rawlins-Krimis geschrieben hatte, deren erster Band (Teufel in Blau) mit Denzel Washington als Privatschnüffler Easy verfilmt wurde, sagte Mosley seinem Held (vorläufig?) Goodby – und schuf eine neue Figur, die wie Easy das Zeug hat, eine Institution zu werden.

Socrates Fortlow hat 27 Jahre für den Mord an einem Mann und dessen Frau im Gefängnis gesessen. Nach seiner Entlassung versucht er nun, in L.A. die wiedererlangte Freiheit für ein neues Leben zu nutzen. Mit dieser Figur hat Mosley den Konflikt, der ihn seit seinem ersten Buch umtreibt, noch einmal zugespitzt: die Situation der Schwarzen in der amerikanischen Gesellschaft. War schon Easy ständig
mit Diskriminierungen als Schwarzer konfrontiert, so hat der schwarze Ex-Häftling Socrates noch weniger zu lachen: In Socrates’ Welt (Unionsverlag, 272 Seiten, 34 Mark), dem zweiten Roman mit Socco, wie ihn die wenigen Freunde nennen, passiert in seiner Nachbarschaft ein Verbrechen, und sofort steht die Polizei vor seiner Hütte.
Die „Socrates“-Romane“ sind weniger Krimi als Gesellschaftsstudie, aber wieder in der unvergleichlich unterhaltsamen Art geschrieben, die Mosley eigen ist: strozend vor starken Dialogen in der Sprache der Straße. Dass sie sich auch auf Deutsch gut lesen, ist das Verdienst der Berliner Krimiautorin Pieke Biermann, die sich hier als Übersetzerin betätigt hat.

© 2001 Reinhard Helling
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