In der Geschichte reisen der smarte Ezekiel „Easy“ Rawlins und der harte Raymond „Mouse“ Alexander von Houston aus in das Südstaatenstädtchen Pariah. Die gefährlichen Abenteuer inmitten von Sümpfen, harten Männern und liebestollen Voodoo-Königinnen lassen die beiden Jugendlichen erwachsen werden und schweißen sie auf ewig zusammen. Auf dieser Reise fasst Easy, der seinen Vater früh verloren hat, auch den Entschluss, lesen und schreiben zu lernen, und Mouse heiratet das Mädchen EttaMae.
Mit Easy Rawlins, der mal auf eigene Faust, mal auf Drängen des
FBI im Los Angeles der 50er Jahre Mordfälle aufklärt, hat Mosley
den ersten schwarzen „private eye“ ersonnen und sich eine riesige Fangemeinde
erschrieben, darunter Ex-US-Präsident Bill Clinton, der während
seiner ersten Präsidentschaftkampagne Mosley als seinen Lieblingsautor
bezeichnete. Das war schlau, konnte Clinton mit dem Bekenntnis zu dem populären
Autor, der einen schwarzen Vater und eine jüdische Mutter hat, doch
gleich bei zwei Wählergruppen Punkte machen. Die Beschleunigung von
Mosleys Karriere als Schriftsteller zu dieser Zeit blieb nicht folgenlos:
Er konnte endlich den wenig geliebten Brotberuf aufgeben und sich ganz
dem Schreiben widmen.
Nachdem er zwischen 1990 und 1996 vier Easy-Rawlins-Krimis geschrieben
hatte, deren erster Band (Teufel in Blau) mit Denzel Washington
als Privatschnüffler Easy verfilmt wurde, sagte Mosley seinem Held
(vorläufig?) Goodby – und schuf eine neue Figur, die wie Easy
das Zeug hat, eine Institution zu werden.
Socrates Fortlow hat 27 Jahre für den Mord an einem Mann und dessen
Frau im Gefängnis gesessen. Nach seiner Entlassung versucht er nun,
in L.A. die wiedererlangte Freiheit für ein neues Leben zu nutzen.
Mit dieser Figur hat Mosley den Konflikt, der ihn seit seinem ersten Buch
umtreibt, noch einmal zugespitzt: die Situation der Schwarzen in der amerikanischen
Gesellschaft. War schon Easy ständig
mit Diskriminierungen als Schwarzer konfrontiert, so hat der schwarze
Ex-Häftling Socrates noch weniger zu lachen: In Socrates’ Welt
(Unionsverlag,
272 Seiten, 34 Mark), dem zweiten Roman mit Socco, wie ihn die wenigen
Freunde nennen, passiert in seiner Nachbarschaft ein Verbrechen, und sofort
steht die Polizei vor seiner Hütte.
Die „Socrates“-Romane“ sind weniger Krimi als Gesellschaftsstudie,
aber wieder in der unvergleichlich unterhaltsamen Art geschrieben, die
Mosley eigen ist: strozend vor starken Dialogen in der Sprache der Straße.
Dass sie sich auch auf Deutsch gut lesen, ist das Verdienst der Berliner
Krimiautorin Pieke Biermann, die sich hier als Übersetzerin betätigt
hat.
© 2001 Reinhard Helling
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