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Mein Name sei Gantenbein

Max Frisch

 

  1. Inhaltszusammenfassung

 

Der gesamte Roman ist in der Ich - Erzählsituation geschrieben, wobei der Leser nie irgend etwas über das wirkliche ich erfährt. Das ganze Buch hindurch befindet sich der Erzähler in einer fiktiven Welt, d. h. er stellt sich verschiedene Rollen in verschiedenen Personen vor, welche er dann niederschreibt. Diese Rollen des "Ich" sind in einem gleitenden Wechsel: mal Ehemann, mal Geliebter, mal verlassener Ehemann. Rollen wie Enderlin und Svoboda werden im Laufe des Romans fallengelassen; die endgültige Entscheidung lautet: "Mein Name sei Gantenbein."

Diese Person, welche ja eine Erfindung des Ich - Erzählers ist, schlüpft nun wiederum in eine andere Identität, nämlich in diejenige eines Blinden. Obwohl Gantenbein sehen kann, wie jeder andere auch, besorgt er sich eine Blindenbrille und einen Stock. In dieser Tarnung kann Gantenbein nun seine Mitmenschen beobachten, ohne dass diese irgendeinen Verdacht hegen. Oft stellt sich Gantenbein auch vor, wie es wäre, wenn er diese gespielte Blindheit auf einmal wieder aufgäbe. Buch S. 24!

Es wechseln jedoch nicht nur die Rollen des Ich - Erzählers, sondern auch diejenigen von Lila, der Partnerin Gantenbeins. Sie schlüpft in die Haut einer Ärztin, Mutter und einmal sogar einer Contessa (Gräfin).

Die Hauptperson, der "Held" der Geschichte ist zweifelsfrei die Person Gantenbein. Es handelt sich hier um einen Antihelden, welcher nicht einmal mehr Träger eines individuellen Bewusstseins ist. Er liefert sich bewusst seiner Umwelt aus und nimmt als Blinder an den meisten Situationen nur passiv teil.

 

  1. Interpretation

 

Dieser Roman ist einen neue, ungewöhnliche Version des einen Frisch’schen Grundthemas, nämlich des Problems von Rolle und Wirklichkeit. Er erfindet durch sein "Erzähler - Ich" viele Wirklichkeiten, viele mögliche Begebenheiten, und ebenso erfindet er mehrere mögliche Rollen für das "Ich" sowie für die Partnerin.

Der Roman bietet eine unendliche Fülle von Randgeschichten, die das Wichtigste sind. Eine eigentliche "Story" gibt es ja nicht zu suchen, da das erzählende "Ich" keine Geschichte, sondern nur eine Erfahrung hat. Mit den Fabeln, Märchen, Träumen und Vorkommnissen steht und fällt denn auch dieses Werk. Ein Teil von ihnen offenbart Witz bis hin zu hintergründigem Humor, andere sind voller Irrationalität, manche voller Lebensphilosophie oder leben von Frischs Thesen, die durchaus nicht ohne Widerspruch bleiben müssen.

Was hinter der Blinden - Rolle des Gantenbein steckt, wird im Roman deutlich ausgesprochen, ich zitiere: "Immer wird Gantenbein sich eines besseren belehren lassen, um zu beweisen, dass er blind ist... Man wird ihm eine Welt vorstellen, wie sie in der Zeitung steht, und indem Gantenbein tut, als glaube er’s, wird er Karriere machen. Mangel an Fähigkeit braucht ihn nicht zu kümmern; was die Welt braucht, sind Leute wie Gantenbein, die nie sagen, was sie sehen, und seine Vorgesetzten werden ihn schätzen." Hier wird hinter der speziellen Intention des Blind - Spielens eine scharfe Zeitkritik sichtbar, welche die vielen, tatsächlich lebenden "Gantenbeins" aufs Korn nimmt.

 

3. Stil, Sprache und Gestaltungsprinzipien bei Max Frisch

 

Der gesamte Roman spielt in der Ich - Erzählsituation, denn Gantenbein erzählt aus seiner eigenen Sicht das Geschehen.

Als die eigentliche Darstellungsform von Max Frisch gilt im Bereich seiner Prosa das Tagebuch. Der Roman "Stiller" ist als Tagebuch angelegt, auch die Erzählung "Montauk" ist so konzipiert. Bei "Gantenbein" kann man auf den ersten Blick zumindest nicht von einem Tagebuch sprechen, aber die offene Form des Ich - Romans zeigt zumindest die Nähe zum Tagebuchkonzept auch dort. Der bekannte Biograph von Max Frisch, Eduard Stäuble, hat zu recht darauf hingewiesen, dass bei Frisch immer wieder eine ausgesprochene Vorliebe für das Tagebuch zu konstatieren ist, mit dem dafür typischen skizzenhaften Festhalten bestimmter Augenblicke.

"Gantenbein" passt nicht in herkömmliche Romanschemata. Deswegen ist es auch nicht möglich, etwa eine Handlung nachzuerzählen. Weil auch hier die Tagebuchform Pate gestanden hat, gibt es weder eine Dramaturgie noch eine logische Abfolge der Geschichten. Viele Fabeln sind ohne den Zusammenhang des Romans, gewissermassen für sich stehend und auch allein denkbar; andererseits fehlte dem Roman "Gantenbein" nichts Wesentliches, wenn die eine oder andere Geschichte fehlen würde. Ein Tagebuch kann auch in sich dramaturgisch logisch und konsequent sein; wenn aber Geschichten an- und ausprobiert werden, etwa mit der Frage: einmal sehen, was am Ende herauskommt und ob überhaupt etwas herauskommt, ist eine andere Dimension der literarischen Darbietung erreicht. Frisch ist diesen Weg im "Gantenbein" gegangen.

 

  1. Biographie: Max Frisch

 

Max Frisch wurde am 15. Mai 1911 in Zürich als Sohn eines Architekten geboren. Mit 13 Jahren besuchte er das Realgymnasium und begann anschliessend, sieben Jahre später, das Studium der Germanistik, welches er jedoch schon 2 Jahre später wieder abbrach, um als freier Journalist zu arbeiten. Nach einer Balkan - Reise begab sich Max Frisch an die ETH Zürich um Architektur zu studieren. 1939 - 1945 absolvierte er dann seinen Militärdienst als Kannonier. Mit 31 Jahren eröffnete er ein Architekturbüro in Zürich. Nebenbei hatte er Kontakt mit Berthold Brecht, welcher vorübergehend ebenfalls in Zürich zuhause war. Nach einem einjährigen Aufenthalt in den USA und Mexiko schrieb er 1954 einen seiner wichtigsten Romane: "Stiller". Als das Architekturbüro aufgelöst wurde, begann Frisch als freier Schriftsteller zu arbeiten und schrieb 1957 den Roman "Homo faber". 1960 - 1965 hatte er seinen Wohnsitz in Rom, wo er 1961 das Schauspiel "Andorra" schrieb. Ein Jahr später, also mit 51 Jahren, erhielt er die Ehrendoktorwürde der Philipps - Universität Marburg. 1964 endlich, schrieb er den Roman "Mein Name sei Gantenbein". Frisch verlegte nun seinen Wohnsitz ins Tessin, wo er von nun an fast alle 2 Jahre ein neues Werk veröffentlichte. Max Frisch starb am 4. April 1991 in Zürich.

Das Leben und Schaffen von Max Frisch war unter anderem von seinen verschiedensten Reisen geprägt, so besuchte er Deutschland, Italien, Frankreich, die USA, Mexiko, Kuba, Israel, die UdSSR, Polen und Japan.

Auch wurden ihm im Verlaufe der Jahre verschiedenste Ehrungen zuteil:

Wilhelm Raabe - Preis, Georg Büchner - Preis, Literaturpreis der Stadt Zürich, Literaturpreis von Nordrhein - Westfalen, Preis der Stadt Jerusalem, Schiller - Preis des Landes Baden - Württemberg, Grosser Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, Neustadt - Literatur - Preis und Heinrich Heine - Preis.

 

  1. Persönliche Beurteilung

 

Ich muss zugeben, dass mich dieser Roman positiv überrascht hat. Im Nachhinein kann man sagen, dass die ersten zehn Seiten ziemlich langweilig sind. Recht schnell findet man sich jedoch dann im Buch zurecht, so dass das Lesen zur Freude wird. Der Roman lässt sich in kleine Einzelgeschichten aufspalten, welche miteinander verknüpft sind und in welchen ich eigene Lebenserfahrungen und Regungen wiedererkennen konnte. Diese sind es dann auch, welche die Neugierde und Aufmerksamkeit des Lesers wecken.

 

 

 

ã by Vincent BLOCH