Allgemeine Deutsche Biographie
“Bernhard Eisenstuck”
Band 5 (Leipzig, 1877), S. 775.

Bernhard Eisenstuck, des folgenden Neffe, geboren 1806 in Annaberg, als Mitinhaber eines Fabrikgeschäfts und Vorsteher der Stadtverordneten in Chemnitz, einer der Hauptagitatoren für eine nationale Handelspolitik, wenn auch in schutzzöllnerischem Sinne, 1848 Mitglied des Vorparlaments und, von Chemnitz gewählt, der Frankfurter Nationalversammlung, in welcher er der Linken angehörte. Im Mai als Reichscommissar in die insurgirte Pfalz gesendet, wurde er wegen Übertretung seines Mandats abberufen. Als Vicepräsident des Rumpfparlaments ging er mit diesem nach Stuttgart, trat aber noch vor der gewaltsamen Auflösung desselben aus und begab sich nach Belgien. Nach längerer Abwesenheit von dort in seine Heimath zurückgekehrt, wirkte er als Abgeordneter im sächsischen Landtage, wo er der numerisch noch schwachen freisinnigen Partei durch die Autorität seines Namens und die Entschlossenheit seines Auftretens erhöht Bedeutung verlieh. Er starb als Director der Actienspinnerei zu Wiesenbad bei Annaberg 5. April 1871.

Heinrich Theodor Flathe.

Christian Gottlob Eisenstuck, geboren 3. October 1773 zu Annaberg, seit 1798 Advocat in Dresden, 1815 Mitglied der zur Ausarbeitung eines Strafgesetzbuchs niedergesetzten Commission, 1820 Obersteuerprocurator, 1821 Vertheidiger des der Theilnahme an der Ermordung des Malers Kügelchen angeklagten Soldaten Fischer, den er nach dessen Freisprechung muthig gegen die Wuth des Pöbels schützte, verfaßte als Mann des öffentlichen Vertrauens bei den Septemberunruhen die Petition der Bürgerschaft von Neustadt-Dresden um Abstellung der öffentlichen Mißstände, wirkte 1830 bei der Neugestaltung Sachsens mit und vertrat von 1831-47 Dresden in der zweiten Kammer, deren Vicepräsident er war und in der er sich zu den Grundsätzen eines gemäßigten Liberalismus bekannte; † 31. Mai 1853.

Heinrich Theodor Flathe.