
Am
01. September 1971 wurde das Bundesausbildungsförderungsgesetz, kurz Bafög,
eingeführt. Ein bildungspolitischer Glaubenssatz wurde Gesetz: „Jeder, der
geeignet und willens ist, muss die Möglichkeit erhalten, studieren zu können
– unabhängig vom Geldbeutel seiner Eltern.“
Dieser Satz gilt immer noch. Es stellt sich die Frage, wie er umgesetzt wurde.
Am Anfang, als die Förderung als reines Stipendium vergeben wurde, kamen
deutlich mehr Abiturienten an die Hochschulen. 1975 wurden 43 Prozent der
Studenten gefördert. Zu Beginn der achtziger Jahre wurde das Bafög auf
Volldarlehen umgestellt; viele Studenten verschuldeten sich mit 50.000 bis
60.000 Mark. Die Zahl der Geförderten sank sehr schnell ab, so dass ab 1990 das
Darlehen zur Hälfte wieder in ein Stipendium verwandelt wurde. Trotzdem hat
sich die Anzahl derer, die Bafög in Anspruch nehmen, kaum erhöht. Heute
erhält nur jeder 7. Student Bafög.
Zu Beginn diesen Jahres wurde der Förderbetrag leicht erhöht. Es wird aber
nicht ausreichen, mehr Studenten aus finanziell schwächeren Schichten an die
Hochschulen zu locken. 30 Jahre Bafög hat offenbar nicht viel bewirkt. Die
neueste Sozialerhebung des Studentenwerkes besagt: Auch heute noch sind Bildung
und Einkommen der Eltern für den Übergang in die Hochschulen ausschlaggebend.
Der Zusammenhang zwischen Schulabschluss des Vaters und Aufnahme eines Studiums
ist in den letzten 5 Jahren sogar noch stärker geworden. Die Entscheidung für
ein Studium fällt allerdings nicht erst kurz vor oder nach dem Abitur.
Lediglich ein Drittel der Arbeiterkinder besuchen das Gymnasium und bis zum
Abitur schafft es davon nur die Hälfte.
Aus Gründen der Chancengleichheit und wegen drohendem Studentenmangel ist eine
Änderung dringend notwendig. Obwohl wir ständig von Studentenberg und
Massenuniversität hören, gehört Deutschland zusammen mit Dänemark,
Frankreich, der Schweiz und der Tschechischen Republik weltweit zu den Ländern
mit den niedrigsten Zugangsraten zur Hochschule.
Es muss viel früher mit der Förderung begonnen werden, damit mehr Studenten
die Hochschulen besuchen. Mehr Information über Studienfinanzierung und
Berufschancen in den Schulen, kostenlose Nachhilfe, Ganztagsschulen sowie
staatliche finanzielle Hilfe für sozial Schwache sind bereits im Frühstadium
dringend notwendig. Bafög für die Krabbelgruppe – das wär‘s.
(jj)