Site hosted by Angelfire.com: Build your free website today!

SvB #7a: Im Schrein der Elyx

©1990 by Shavana & Stayka


3763/01/02 GZ

Endlich hatten Alycia Cherylla Blade und ihr herzallerliebster Lebensgefährte Sir Cayvyn beschlossen, daß es nun doch einmal wieder an der Zeit war, sich sinnvolleren Tätigkeiten zuzuwenden.

Acy wühlte sich also aus den Federn und verschwand im Bad, um sich für den kommenden Tag in Façon zu bringen. Als sie zurückkehrte, trug sie eine lange, weißblonde Perücke (Ihre eigenen Haare waren immer noch viel zu kurz, fand sie gefrustet.), keine Kontaktlinsen (Nun waren ihre Augen einmal wieder normal Blaugrau und nicht mehr Neonblau.) und war ansonsten ganz gegen ihre Gewohnheit in einen einfachen, silberweißen Overall gewandet.

"Nanu", machte Cayvyn verwundert. Der hochaufgeschossene junge Mann steckte inzwischen in einem prunkvollen, metallicblauen, naravinischen Anzug. Acy betrachtete ihn wie stets bewundernd und fand, daß er einfach grandios aussah, mit seinem elfenbeinfarbenen Teint und den herrlich kupferrotgoldenen Haaren. Sie schlang die Arme um Cay und kuschelte sich eng an ihn.

"Cayvyn, wir haben doch noch immer keinen vernünftigen Urlaub gehabt", begann sie und dachte mit Grausen an ihren letzten Versuch. "Wir sollten es aber trotzdem noch einmal versuchen, und ich weiß auch einen Ort, wo wir garantiert keine Probleme haben werden, uns zu erholen. Dort ist alles so öde und langweilig - da kann einfach gar nichts passieren!"

"Und wo wäre das?" Cayvyn sah sie erwartungsvoll an, und Alycia versank wie stets in seinen riesigen, strahlend grünen Augen, in denen schimmernde Goldflecken herumzutanzen schienen.

"Auf meinem Heimatplaneten Solse IV/Enaryshavell. Ich habe dort eine alte Freundin, Carmelicia Annila Eldevall, die in drei Tagen ihren 31. Geburtstag feiert." 'Dunkle Mutter', dachte Acy auf einmal schockiert, das hieße ja, daß sie in vier Wochen ebenfalls 31 Jahre alt wurde! Ts, sie kam sich noch gar nicht so alt vor. Am besten, sie feierte jetzt immer ihren 30. Geburtstag, das klang nicht ganz so gefährlich. "Nun, Carmi hat vor etwa sieben Jahren einen Farmer aus Seliann, einer größeren Stadt auf dem Kontinent Kancia geheiratet - naja, und Kancia ist so eine hinterwäldlerische Gegend auf Enaryshavell, daß da echt nichts los ist. Wir können Carmelicia doch einfach zu ihrem Geburtstag überraschen."

"Einfach so?" Cayvyn strich ihr zärtlich über die Wange, und Acy seufzte behaglich.

"Mmmmh... - Warum nicht? Carmi wollte mich eh schon des öfteren treffen, aber irgendwie kam immer etwas dazwischen. Weißt du, Cay, Carmelicia und ich waren früher viel zusammen und haben eine ganze Menge gemeinsam unternommen. Als ich nach dem Tod meines Vaters nach Suune III/Tarishaan ging, haben wir uns ziemlich aus den Augen verloren und uns bestenfalls noch via Viphon gesehen."

"Und du meinst, sie hat wirklich nichts dagegen, wenn wir sie einfach so überfallen?"

"Ich werde sie anrufen."

"Gut. Ich sehe schon mal nach der Dreamsong - Hm, also, ich weiß nicht, wie lange es mir noch gelingen wird, die Kiste am Fliegen zu halten", sinnierte er. "Zehn Jahre sind mehr genug für so einen Raumer."

(Die Dreamsong ist Alycias Sternenyacht, schneeweiß, 20m lang, Höchstgeschwindigkeit 10pc/h.)

"Hm-hm", brummelte Acy. "In Ordnung, tu, was du nicht lassen kannst."

Cayvyn löste sich vorsichtig aus ihrer Umarmung und begab sich zum Hangar der Villa Alycia, während seine Gefährtin das Viphon aktivierte und Carmelicias Code abrief. Kurz darauf stand die Verbindung.

"Carmelicia Annila Emshaiell-Eldevall am Apparat", meldete diese sich. Zu Acys Erleichterung schien in Seliann früher Nachmittag zu sein; sie achtete doch nie darauf, welche Uhrzeit am anderen Ende des Viphons sein könnte. Sie betrachtete ihre alte Freundin eingehend. Carmelicia trug ein hochgeschlossenes, dunkelgrünes Gewand und hatte ihre ehemals wundervoll langen, hellrotblonden Locken kurzgeschnitten, wie es der Tracht einer Kancia-Landfrau entsprach. Tsayée.

"Hallo Carmi", rief Acy. "Hier spricht Alycia Cherylla Khyshisall!"

(Der Name von Alycias Mutter war Marycia Enylla Khyshisall. Als Acy nach Tarishaan übersiedelte, nahm sie den Nachnamen ihres Vaters Jeremy Blade an.)

"Lisha?" erklang es halb ungläubig, halb erfreut über die Verbindung.

"Genau deroselbige", bestätigte diese. "Sag mal, was hältst du davon, wenn ich dich mal besuchen käme? Hattest du nicht irgendwann in nächster Zeit Geburtstag?"

"Ja, habe ich. Daß du dich doch noch daran erinnerst." Carmelicia schüttelte den Kopf. "Wenn du möchtest, kannst du gerne bei mir vorbeikommen."

"Sicherlich! Hast du etwas dagegen, wenn ich meinen Lebensgefährten mitbringe?"

"Nein. Wann würdest du denn kommen?"

"Irgendwann am Mittag des 3763/01/05 GZ, so gegen 10:00 Uhr, würde ich sagen."

"Okay. Du mußt am Raumhafen von Seliann landen. Weißt du, wo das ist oder soll ich dir die Koordinaten übermitteln?"

"Den Raumhafen finde ich schon, sag mir nur, wie ich zu deiner Heimstatt gelange!"

"Ich lasse dir ein Fahrzeug schicken."

"Super! Ich freu mich schon, Carmi!"

"Ich ebenfalls, Lisha."

Alycia unterbrach die Verbindung und lehnte sich zurück. Hm. Irgendwas an Carmelicias hellgrauen Augen erschien ihr seltsam. Es lag etwas beunruhigend Unstetes in ihrem Blick.

* * *

3763/01/04 GZ

Stardust flegelte sich auf ihrem Bett herum und las. Momentan war aber auch überhaupt nichts los! Coryn Arvhayn betrat das Zimmer. Irritiert stellte er fest, daß sie gar nicht schlief.

"Was liest du da?" wollte er wissen und entführte Jana den Ausdruck. "Die verlorenen Schätze", stellte er fest und sah Stardust verwundert an. "Seit wann interessiert dich denn sowas?"

"Gib her!" Jana riß ihm die Folien aus der Hand. "Es ist doch gerade so spannend - der Schrein der Elyx."

Coryn hockte sich ebenfalls auf das Bett. Es wurde wirklich langsam Zeit, daß sie sich mal eine zusätzliche Sitzgelegenheit in ihrem Zimmer organisierte, überlegte Jana. Ihr Bett war ewig besetzt.

"Erzähl mal was darüber!" forderte Coryn sie auf. Sie sah ihn gestreßt an. Dazu hatte sie im Moment nicht die geringste Lust. Coryn nervte sie schon durch seine Anwesenheit.

"Lies es doch selbst! Ich habe eh noch was zu tun." Jana begab sich in die Haupthalle der Starcave.

(Die Starcave ist Stardusts geheimer Schlupfwinkel, in dem unter anderem CASS I, ihr schnittiger, schwarzer Spezialgleiter, stationiert ist.)

Vielleicht war ja endlich etwas passiert. Diese Langeweile war nicht zum Aushalten! Na gut, wenn zuviel los war, beklagte sie sich auch - aber trotzdem. Als sie den Computer abfragte, war natürlich keine Meldung da. Seufzend kehrte sie in ihr Zimmer zurück. Coryn war bestimmt mit dem Buch fertig.

"Nichts", meinte sie nur auf seinen Blick hin.

"Ich habe mir überlegt, daß wir mal Urlaub machen könnten - jetzt, wo doch sowieso nichts los ist", äußerte Coryn. Der Gedanke war ihm beim Lesen gekommen.

Jana verzog das Gesicht. Von Urlaub hatte sie eigentlich die Nase voll.

"Ich dachte eher an einen Abenteuerurlaub", erläuterte Coryn, als er ihr Mienenspiel sah.

"Und wohin?" Jana musterte ihn zweifelnd. Abenteuer gab es auch ohne einen derartigen Urlaub zur Genüge.

"Na, da du doch diese Elyx-Sache so toll findest, könnten wir mal ein bißchen Schatzsucher spielen! Da stand doch etwas von einem Schatz, wie man ihn seit Anbeginn der Zeiten nicht mehr sah." Coryn war von dieser Idee begeistert. Er wollte schon immer ein Abenteuer wie im Holorama (3D-Kino mit holographischen Projektionen) erleben.

"Gut", beschloß Stardust. "Immer noch besser als hier herumzuhängen!" Es war eh egal, wo sie sich ihrer schlechten Laune hingab.

Erfreut machte sich Coryn an die umfangreichen Vorbereitungen für seine Expedition.

* * *

3763/01/05 GZ

Die Dreamsong landete auf dem Raumhafen von Seliann - beziehungsweise auf dem, was die Kancianer dafür hielten. Acy hätte das Gelände eher als Fareak-Acker bezeichnet.

(Fareak ist ein nahrhaftes enaryshanisches Gemüse.)

Offenbar waren die Eingeborenen von Kancia immer noch nicht davon zu überzeugen, daß Technologie den Menschen nicht zu ihrem Sklaven machte. Sie hatten auf ihrem Kontinent nur einen richtigen Raumhafen, auf dem auch größere Frachter landen konnten und zogen es ansonsten vor, ihre Handelsgüter auf Enaryshavell mit See-Schiffen zu transportieren. Naja, immer vorausgesetzt, es handelte sich nicht um verderbliche Ware, die wurde selbstverständlich auch auf Kancia mit Gleitern verfrachtet.

Alycia konnte es einfach nicht begreifen, wie ihre Freundin, die doch immerhin mit ihr zusammen in der Metropole Zalecia auf dem enaryshanischen Hauptkontinent Tamincia aufgewachsen war, sich so weit erniedrigen konnte, nun auf Kancia zu leben. (Es ist eine altbekannte Tatsache, daß sich die Bewohner von Tamincia und Kancia nicht ausstehen können. Früher waren sogar mörderische Kriege zwischen den beiden Völkern geführt worden, wobei die Kulturhistoriker nicht verstehen, daß der Planet Enaryshavell diese größtenteils unbeschadet überstand.)

Sir Cayvyn hatte bereits die Aggregate gesichert und war zur Schleuse gegangen.

"Kommt Ihr, mein Herz?" Alycia lächelte über die naravinische Formel und wandte ihren Blick vom Hauptbildschirm ab, bevor sie ihrem Gefährten folgte. Wo war denn nun das Fahrzeug, von dem Carmelicia gesprochen hatte? Acy blickte sich suchend um und konnte keinen Gleiter entdecken. Plötzlich deutete Cayvyn auf einen Karren, vor den vier Siiens gespannt waren, rotschwarz gescheckte, etwas plumpe Zugtiere. Ein Kutscher auf einem erhöhten Kutschbock winkte ihnen zu. Sollte das tatsächlich?

Sir Cayvyn setzte eine fatalistische Miene auf und hakte Acy unter, ehe sie in den ziemlich unbequem aussehenden Karren stiegen. Zu ihrer Verwunderung waren die Sitze jedoch mit angenehm federnden Polstern überzogen, und es gab sogar ein Verdeck, das im Regenfalle automatisch zufahren würde. Zum Glück war das Wetter jedoch trocken, so daß sie ungestört die Aussicht genießen konnten.

Man sagte Kancia nicht umsonst nach, daß es über eine traumhafte Landschaft verfügte, mußte Alycia zugeben. Rund umher sah man sanfte Hügel, und die Häuser der 'Stadt' waren weit verteilt und fügten sich harmonisch in die Natur ein. Ringsumher lagen ausgedehnte Felder in allen Farben des Regenbogens, und überall wurden diese von kleinen Bächen durchzogen, in denen sich der heute wolkenlose, fliederfarbene Himmel widerspiegelte.

Aber irgendwo fehlten Acy die belebten Straßen von Tamsaioll oder Zalecia, der rege Gleiterflugverkehr im Himmel - und vor allem die kleinen Verkaufstände, bei denen man Erfrischungen erwerben konnte. Jetzt hätte sie nämlich Lust auf ein großes Eis. Tsy, und sowas bezeichnete man hier auf Kancia als 'Stadt'! Alycia lehnte sich an Cayvyn und meditierte immer noch verständnislos über Carmis Entscheidung nach. Dabei hatte diese doch so hochfliegende Pläne gehabt! Sie wollte eigentlich Pilotin auf einer Verkehrslinie werden und dann zwischen den Sternen umhergondeln. Pah, und jetzt hing sie in diesem zurückgebliebenen Kaff fest, wo sogar Gleiter verpönt waren! Nach gut drei Stunden Fahrt kamen sie endlich an dem Farmhaus an, das für Carmelicia Annila Eldevall offensichtlich zur Endstation geworden war.

Der Kutscher parkte sein Gefährt in einer Art Garage, und Alycia und Cayvyn wanderten über einen mit rotem Marmor gepflasterten Hof zur Eingangstür. Oh, es gab ja sogar einen modernen Türsummer, stellte Acy fasziniert fest. Sie betätigte den Sensor, und die Tür öffnete sich.

Carmelicia mußte wohl schon sprungbereit dagestanden haben, denn sie stürmte hervor und fiel ihrer alten Freundin um den Hals.

"Lisha! Ich freue mich ja so, dich einmal wiederzusehen!" Als Alycia sich von ihr befreit hatte, musterte sie ihr Gegenüber prüfend. Carmelicia hatte entschieden zugenommen, stellte sie fest. Nanu? Im Gegensatz zu dem anderen Kleid, das sie am Viphon getragen hatte, besaß dieses einen weiten Ausschnitt, und nun fiel ihr eine große, v-förmige Narbe auf, die Carmis Hals wie eine Art Kette umgab. Zusätzlich war das Mal blutrot geschminkt. Alycia hob eine Augenbraue und überlegte, welches Kastenzeichen dies sein konnte.

Auf Enaryshavell gehörte jedes Lebewesen von Geburt an einer Kaste an. Einige dieser Kasten waren offen, so daß man ihnen nach Wahl beitreten konnte, in andere wiederum mußte man hineingeboren werden. Acy war von Geburt an eine Rhianna, während Carmi ursprünglich den Arishanna angehörte, der verbreitetsten Kaste auf Tamincia.

(Die Rhianna sind eine geschlossene PSI- und Priesterkaste auf Solse IV/Enaryshavell; Emrhiann. Eine von insgesamt elf PSI-Kasten, die noch aus der alten Zeit des Planeten überlebt haben. Der Ehrenkodex der Rhianna-Kaste ist sehr streng und läßt keine Verstöße zu. Merkmal: meist schneeweiße Haare und leuchtend dunkelblaue Augen.

Ca. 60 Prozent aller Enaryshaner gehören den Arishanna an, einer offenen Kaste, die der Religion des Schicksalsmeisters anhängt. Sie leben (sollten es zumindest...) nach dem kategorischen Imperativ. Kein besonderes Merkmal.)

Hm. Da sie aber nach der Heirat zu ihrem Mann gezogen war, hieß das, daß sie sich dessen Kastengesetzen unterworfen hatte. Andersherum wäre es allerdings ebenso abgelaufen - wäre er zu ihr gezogen, hätte er Arishanna werden müssen. Hm. Acy überlegte. Wenn es nicht so taktlos wäre, würde sie Carmelicia zu gerne fragen.

Auch Cayvyn war höchst fasziniert. Er fragte sich, was jemanden dazu brachte, sich auf solch unappetitliche Weise zu verunstalten. Er ging seine Datenbanken durch und war froh darüber, daß er vor geraumer Zeit einiges über das enaryshanische Kastenwesen gelesen hatte. Diese Narbe, so stellte er fest, war das Zeichen einer Tochter der Elyx.

* * *

"Madame Toshiran!" Ein tiefrot gekleideter Mann in mittleren Jahren betrat das Büro. Naoleen Toshiran blickte von einem Monitor auf, der außer einem Farbwirbel kein erkennbares Bild zeigt.

"Ich unterwerfe mich Ihrem Wunsch, Xi", sagte sie devot, bevor sie den Bildschirm desaktivierte. Anschließend blickte sie den Neuankömmling durchdringend aus ihren dunkelbraunen, unbewegten Augen an. Naoleen war eine kleine, mollige Frau Anfang dreißig, der man nicht im Geringsten ansah, daß sich unter ihrem gemütlichen Aussehen ein stahlharter Kern verbarg.

Seit ihr Vater von den vereinten Kräften von Blackfire, Firestar und der ISPC als einer der Chefs des Konsortium D entlarvt und in Gewahrsam genommen worden war, sann sie auf Rache.

(Verbrecherorganisation (Hauptgebiet: Drogen), deren Leitung aus sieben einflußreichen Persönlichkeiten bestand.)

Als quasi über Nacht Xi aufgetaucht war und beschloß, eine Organisation aufzubauen, die das vor wenigen Wochen zerschlagene KD noch übertreffen sollte, war sie ebenso kometenhaft in den Exekutiv-Stab der Organisation Xi aufgestiegen.

Alle zwanzig Stabsmitglieder fragten sich, wer sich wohl hinter dem geheimnisvollen Xi verbarg, der sich hinter einem schillernden Farbmuster versteckte und offenbar über detaillierte Informationen über die Überreste des KD verfügte. Es war ihm gelungen, aus den verbliebenen Zellen in kürzester Zeit eine halbwegs funktionierende Organisation zu machen, und es war nur noch eine Frage weniger Wochen, bis sie richtig zuschlagen konnten.

"Was wollen Sie, Monsieur Askedrell?" Angewidert musterte sie die blutrote Narbe, die der Mann stolz zur Schau trug. Sie mochte diese Primitivlinge nicht, die meinten, irgendeine doch nicht existierende Gottheit anbeten zu müssen.

"Wie Sie wissen, gehöre ich seit einiger Zeit einer relativ ungewöhnlichen Kaste meines Heimatplaneten an, und ich dachte, es könnte Sie interessieren, daß eine Legende sagt, daß sich im Haupttempel jener Kaste ein Schatz von geradezu ungeheurem Wert befindet."

"Askedrell..." Naoleen seufzte schwer. "Warum lassen Sie mich nicht mit Ihren abergläubischen Märchen in Ruhe?"

"Es ist kein Märchen." Buvary Uolla Askedrell senkte verschwörerisch die Stimme. "Die Überlieferung spricht von einem Wissen, das den Besitzer unbesiegbar macht. Einige Gelehrte behaupten, es muß sich ein Waffenlager aus der Frühzeit dort befinden."

"Was sollen wir mit irgendwelchen antiken Waffen?" Naoleen musterte den Enaryshaner sehr zweifelnd. Wie konnte sowas in solch einen Rang in der Organisation Xi aufsteigen, fragte sie sich und beschloß, dies eingehend zu prüfen.

"Nun, Madame Toshiran, was Sie vielleicht nicht wissen, ist die Tatsache, daß in der Zeit, bevor die FGS (Freie Galaktische Sternenrepublik) gegründet wurde, der Weltraum sehr unsicher war. Zu jener Zeit besaß Enaryshavell schon die Raumfahrt, und als wir die Grenzen des alten Narasyny-Imperiums überschritten, wurden diese auf uns aufmerksam. Es kam zu einigen fürchterlichen Schlachten, für die immer gewaltigere und zerstörerischere Waffen entwickelt wurden, bis große Teile der damaligen Bevölkerungszentren der beiden Planeten in Schutt und Asche lagen, was die Narasyny zunächst nicht davon abhielt, mit ihren Kriegszügen fortzufahren. Durch den Widerstand der Alt-Enaryshaner wurden jedoch auch die anderen von den Narasyny unterdrückten Völker mutig, etwas gegen diese machthungrige Rasse zu unternehmen. Im Anschluß daran wurde fast die gesamte Bevölkerung Narasyns ausgelöscht, bis die Überlebenden einem kompromißlosen Friedens- und Abrüstungsvertrag zustimmten. Auf dem damaligen enaryshanischen Hauptkontinent Kancia, der zu jener Zeit so gut wie entvölkert war, wurden die gesamten Baupläne und übriggebliebenen Waffen Enaryshavells versteckt. Bis auf die Hohepriester einiger Kasten wußte niemand von deren Aufenthaltsort, da sie beschlossen, dieses finstere Kapitel aus der Geschichte zu streichen. Ich habe durch Zufall davon erfahren, und es ist mir gelungen, mich in eine der ursprünglichen Kriegerkasten einzuschleusen. Heutzutage hat kaum noch jemand eine Ahnung, welche Ursprünge die einzelnen Kasten hatten! Diese unwissenden Narren haben ihre ganze glorreiche Vergangenheit einfach vergessen."

Naoleen hatte immer interessierter zugehört. Anscheinend war dieser Typ doch kein religiöser Eiferer. "Woher haben Sie Ihre Informationen?"

"Ich stieß in einer Höhle auf einen Schrein, in dem einige wenige antike Speicherkristalle versteckt waren. Zu meiner Verblüffung gelang es mir nahezu problemlos, die darin enthaltenen Informationen abzurufen." Er schüttelte verwundert den Kopf. "Es ist mir nicht gelungen, das verwendete Material zu analysieren, aber ich bin sicher, daß heutzutage nichts Vergleichbares mehr produziert werden kann. Diese Kristalle waren fast fünftausend Jahre alt!"

"Unfaßbar", stimmte Naoleen Toshiran zu. "Haben Sie eine Kopie dieser Daten gezogen?"

"Selbstverständlich." Askedrell drückte ihr drei Speicherkristalle in die Hand.

"Danke. Ich werde das Material Xi vorlegen. Sie hören in einem Tag von ihm. Aber seien Sie versichert, seine Antwort dürfte durchaus positiv ausfallen."

Buvary Uolla Askedrell verließ den Raum, während Naoleen die Kristalle in ein Abspielgerät steckte.

Prompt huschte die Chronik eines fünftausend Jahre alten, entsetzlichen Krieges zwischen zwei Planeten vorbei. Naoleen fragte sich, was wohl dieses Narasyny-Imperium gewesen war und wo es sich befand, denn in der Gegenwart gab es wohl niemanden mehr, der jemals davon gehört hatte. Sie verglich die angegebenen Koordinaten mit einer aktuellen, um 5000 Jahre zurückgerechneten Sternkarte und hielt erstaunt den Atem an. Der Planet Narasyn war mit dem heutigen Naravina identisch!

"Nun, Xi", meinte sie leise, "was halten wir davon?"

Der Farbwirbel auf dem Monitor enthielt sich einer Antwort.

* * *

Endlich war es Zeit abzureisen. Jana fand die Idee mittlerweile gar nicht mehr so gut, da ihr inzwischen eingefallen war, daß an ihrem Zielort Technik abgelehnt wurde, und das hieß unter anderem 'keine Gleiter', dachte sie genervt. Sie mußte also entweder laufen oder reiten, und beide Möglichkeiten gehörten beileibe nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen.

Coryn hatte gesagt, sie sollte ihn in der großen Halle treffen, von wo aus sie mit Cass nach Enaryshavell springen würden. Dieser würde sie dort absetzen und in der Nähe warten. Jana hatte sich entschlossen, diesmal auf jedwedes Make-Up zu verzichten, was in dieser Wildnis - beim Campen, wie Coryn sich ausdrückte - wohl das beste war. Sie wollte sich um keinen Preis lächerlich machen.

Kurz darauf betrat Stardust die große Halle und blieb abrupt stehen, als sie Coryn mit Alan entdeckte. Was hatte dieser hier zu suchen? Na gut, er wohnte ja schon längere Zeit in der Starcave, aber was wollte er jetzt hier?

Sie betrachtete ihn verstohlen. Seit der Jahresbeginn-Feier hatte sich sein Aussehen total verändert. Sein Haar war nun schwarzkupfern, die Haut elfenbeinfarben, und seine Augen schimmerten eigentümlich gelb. Die Farbe jagte Jana einen Schauer über den Rücken. Raubtiere hatten solche Augen. Auch sein Verhalten hatte sich stark gewandelt. Er sprach kaum und zog sich von allem zurück. Sein Kommentar dazu war lediglich: "Firestar ist tot." Jetzt nannte er sich Hawk of Dawn.

Die beiden Männer luden gerade das Gepäck in den Kofferraum von Cass, und Coryn grinste, als er Jana bemerkte. Er hatte Alan gegenüber natürlich nicht erwähnt, daß diese mitkommen würde. Sein sehnlichster Wunsch war es nämlich, den Streit zwischen Jana und Alan zu schlichten, da diese seitdem in permanent schlechter Laune waren und ihn das gewaltig nervte.

Nun bemerkte Alan Stardust. Er bedachte Coryn mit einem Blick, der diesen hätte umbringen müssen.

"Du willst doch wohl nicht etwa mit?" fragte Jana empört. Das hatte ihr noch gefehlt! Sie war froh, wenn sie ihn nicht sah. Dann überkamen sie auch keine Zweifel, ob sie nicht doch falsch gehandelt hatte, als sie sich von Alan trennte.

"Wenn du mitfährst natürlich nicht! - Aber dummerweise habe ich Coryn mein Wort gegeben." Alan hatte sich schon gewundert, warum dieser darauf bestanden hatte. Nun wurde Coryn mit einem zweiten mörderischen Blick bedacht - diesmal von Stardust. Das hätte sie sich denken können.

"Okay", meinte sie schließlich und nach reiflicher Überlegung. "Ich will ja kein Spielverderber sein. Aber das heißt nicht, daß ich meine Meinung über dich geändert hätte!" Vielleicht tat es ihnen ja ganz gut, mal eine andere Umgebung zu haben.

Die restlichen Sachen wurden schweigend verpackt. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

Cass hatte sich wohlweislich aus allem herausgehalten. Damit sollten sie am besten selber fertigwerden. Außerdem, was gingen ihn als Gleiter zwischenmenschliche Beziehungen an? Er würde die drei einfach auf Enaryshavell absetzen und auf das Kommende warten. Es paßte ihm zwar überhaupt nicht, so untätig herumzustehen, aber leider würde er in jener Gegend auffallen, und dann war der Urlaub der drei gelaufen.

Nach einiger Zeit machten sie sich auf den Weg.

* * *

Carmelicia hatte ihre beiden Besucher hereingebeten und in die Wohnstube geführt. Wenigstens gab es hier moderne Beleuchtung, dachte Acy. Sie hatte schon befürchtet, sowas wie diese antiken Glühlampen vorzufinden, deren ungleichmäßiges Licht doch in kürzester Zeit Kopfschmerzen verursachte.

"So, Carmi", meinte sie nun und zog ein kunstvoll eingewickeltes Paket hervor. "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!"

"Oh, danke!" Das Geschenk entpuppte sich - wie könnte es anders sein? - als eins von Alycias abstrakten Mach- äh, Kunstwerken. Carmelicia sah es zunächst mißtrauisch an, bevor sie beschloß, ein erfreutes Gesicht zu machen und sich bei ihrer Freundin zu bedanken. Anschließend überreichte Cayvyn ihr einen Strauß feuerroter naravinischer Glockenblumen, die ihren Namen von der Eigenschaft hatten, beim geringsten Windhauch leise zu klingeln.

"Ebenfalls vielen Dank", meinte Carmi zu Cayvyn, bevor sie sich zu Acy umwandte. "Lisha, möchtest du mir deinen Begleiter nicht vorstellen?"

"Oh!" Das hatte sie doch glatt vergessen. Alycia sah liebevoll zu ihm herüber. "Das ist mein herzallerliebster Lebensgefährte, Sir Cayvyn. - Meine Freundin Carmelicia Annila Eldevall."

"Emshaiell-Eldevall", korrigierte Carmi lächelnd. "Sir Cayvyn? Sind Sie von Naravina?"

"In der Tat", bestätigte Cay. "Ich bin der Sohn und Erbe des Herzogs Yngwayn von Süd-Ayryana und ferner Prinz 9. Grades der östlichen Landgüter des Sdayinischen Kontinents." Er ergriff Carmelicias Hand und deutete einen stilvollen Handkuß an.

"Ich bin entzückt! - Ts, Lisha, wo lernt man denn sowas kennen?" Sie musterte den hübschen jungen Mann bewundernd.

"Ach Carmi! Ich war zu einem kurzen Urlaub auf Naravina, und da lief er mir über den Weg. Es war Liebe auf den ersten Blick." Acy himmelte Cayvyn hingebungsvoll an, was dieser schmunzelnd registrierte, da er genau wußte, daß dies nicht nur geschauspielert war, auch wenn die Story selbst absolut nicht der Wahrheit entsprach, ebensowenig wie er Duc Yngwayns leiblicher Sohn war.

"Und was hat dich nach Seliann verschlagen?" erkundigte sich Alycia nun.

"Oh, ich wollte einmal Ferien auf dem Land machen, und da traf ich Sheryko Arvylla Emshaiell. Er war einfach umwerfend!"

"Warum ist er denn an deinem Geburtstag nicht hier?"

"Oh, er müßte jeden Augenblick zurück sein."

Wie auf Bestellung summte die Türglocke. Carmelicia stand auf und ging dorthin. Gleich darauf kehrte sie mit Sheryko zurück. Acy musterte diesen fasziniert.

Sheryko war nur unwesentlich kleiner als Cayvyn mit seinen 1.95m. Dazu hatte er schwarze Haare und Augen, etwas, das auf Enaryshavell eine echte Seltenheit war, da normalerweise alle Enaryshaner sehr helle Haare und Augen hatten. Zumindest besaß Sheryko den normalen hellen Teint, bemerkte Alycia. Aber der Rest... Bei genauerem Hinsehen entdeckte sie, daß seine Haare einen schwachen Kupferschimmer hatten, und in seinen Augen glimmte ein Anflug von gelblichem Grün. Überaus eigenwillig. Auch er trug die v-förmige Narbe am Hals, wenngleich sie zum größten Teil vom Kragen seines schwarzen Hemdes verdeckt war.

"Seid mir begrüßt", sagte er mit tiefer Stimme, die einen ausgesprochen beunruhigenden Unterton hatte, wie Alycia fand. Irgendwo in ihrem Verstand schrillten Alarmglocken auf, und sie hatte ein höchst ungutes Gefühl.

"Guten Tag", meinte sie nur. "Ich bin Alycia Cherylla Khyshisall-Blade, eine alte Schulfreundin von Carmelicia." Warum hatte sie so ein Gefühl, als würde ihr ein eisiger Hauch über den Rücken streichen? Cayvyn hatte natürlich nichts von diesen Stimmungen mitgekriegt. Wenn sie nur wüßte, zu welcher Kaste Sheryko gehörte! Hm. Sie hätte vielleicht in Sozial- und Kulturkunde doch nicht immer blau machen sollen.

"Lisha, ihr seid bestimmt nach eurer langen Reise sehr erschöpft. Ich werde euch euer Gästezimmer zeigen, damit ihr euch ein wenig frisch machen könnt."

"Gerne, Carmi." Ziemlich irritiert hakte sich Alycia bei Cayvyn ein und folgte Carmelicia eine Treppe hinauf. Zwei Stunden später kehrten sie nach unten zurück, wo Carmis Geburtstag gefeiert wurde. Seltsamerweise waren außer Acy & Cay keine weiteren Gäste anwesend.

* * *

Cass hatte die drei 'Abenteurer' auf einem großen Feld abgesetzt, und nun wanderten sie bereits geraume Zeit durch die Landschaft. Jana hatte jetzt schon mehr als genug vom Abenteuerurlaub, vor allem, da sie laufen mußte und Coryn und Alan ein ziemlich zügiges Tempo vorlegten. Das war doch kein Wettwandern! Nichts konnte Jana sich ansehen, ohne daß sie den Anschluß verlor - dabei war die Gegend hier sehr schön.

Puh! Stardust wußte ja noch nicht einmal, wo sie sich im Augenblick befanden, geschweige denn, wo sie hin wollten. Grummel. Natürlich hatte es niemand für nötig befunden, sie zu informieren. Zudem war ihr Rucksack schwer, da sich sowohl Coryn als auch Alan geweigert hatten, auch nur irgendwas von ihrem Krempel zu tragen. Dabei hatte sie sich doch auf das Allernotwendigste beschränkt!

Wäre sie doch bloß zu Hause geblieben! Abenteuer? Sie hatte auch so genügend davon. Nach einer halben Stunde stolperten sie immer noch über dasselbe Feld. Graaaa...

* * *

3763/01/06 GZ

Nach dem Frühstück erhob sich Sheryko von seinem Sitz. Er trug nun einen bodenlangen, dunkelroten Überwurf, der ihn zur Gänze verhüllte.

"Wir werden nun der Elyx unsere Aufwartung machen", bestimmte er. "Ihr werdet uns begleiten", sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, zu Alycia und Cayvyn. Acy sah gestreßt auf. Was bildete der sich ein?

"Ich bin eine Rhianna", machte sie ihn aufmerksam. Als Mitglied der Rhianna-Kaste war sie alleine eine Tochter der Dunklen Mutter. Wie konnte dieser Freak da von ihr verlangen, jener ominösen 'Elyx' zu huldigen? Sheryko war ihr schon gleich unsympathisch gewesen.

Moment. Sie kniff die Augen zusammen. Elyx... War das nicht diese Blutgöttin von Kancia? Die Tochter von Sabeya der Hure und Tarlyx dem Schlächter, die im Austausch gegen grauslige Opfer Fruchtbarkeit des Landes und der Menschen versprach? Oh-oh. Acy runzelte die Stirn. Sie hatte eigentlich angenommen, die Elyxan-Kaste wäre seit langer Zeit verboten! Naja, zumindest auf Tamincia und den anderen zivilisierten Kontinenten, überlegte sie. Auf Kancia war ja wie üblich alles anders. Aber vermutlich war das hier nur so eine Elyx-Revival-Gruppe, die den alten Zeiten nachtrauerte, als diese Kaste noch zu den führenden auf Enaryshavell zählte.

Sheryko lächelte sie frostig an.

"Kleine Rhianna, hier bist du in einem Haus der Elyx, und du wirst dich unseren Gesetzen beugen!"

Irgendwie hatte Alycia den Eindruck, als wäre es doch keine so gute Idee gewesen, Carmelicia zu besuchen.

* * *

Jana hatte genug. Sie waren nun schon Stunden unterwegs und dem Tempel immer noch kein bißchen näher gekommen. Er war noch nicht einmal in Sichtweite. Alan und Coryn ignorierten ihre Klagen einfach - es war frustrierend. Sie lehnte sich erschöpft an einen großen Felsbrocken, doch dieser war anscheinend auf Rollen gelagert. Jedenfalls rutschte er weg und gab eine Treppe frei, die steil nach unten führte.

Stardust verlor prompt den Halt und kugelte die Stufen herunter.

"Das hat mir gerade noch gefehlt", stöhnte sie, als sie auf ebenem Boden angekommen war und rieb sich die schmerzenden Körperteile. Gott sei Dank war ihr nichts außer ein paar - wenn auch schmerzhaften - Schrammen und Prellungen passiert. Coryn und Alan kamen nun ebenfalls herab. Sie hatten noch kurz ihre Packen versteckt.

"Wau, ein Geheimgang", meinte Coryn begeistert und lief unruhig umher.

"Ob ich verletzt bin, interessiert dich wohl gar nicht?" maulte Jana und schnallte erst einmal den Rucksack ab.

"Du bist nicht schwerwiegend verletzt." Coryn spähte schon in diverse finstere Gänge, und er war höchst fasziniert.

Alan hielt Stardust die Hand hin, um ihr aufzuhelfen, doch sie ignorierte die Geste und stemmte sich alleine in die Höhe. Sie hatte das Gefühl, ihr ganzer Körper war eine einzige Prellung. Sie grub eine Lampe aus ihrem Gepäck, bevor Alan dieses nahm und bei den anderen Rucksäcken versteckte.

"Dieser Gang scheint interessant zu sein!" Coryn stürmte los, und Jana folgte ihm seufzend. Da war das Abenteuer.

Alan hatte inzwischen die Vorrichtung gefunden, die den Fels wieder zurückbewegte und betätigte diese. Man ließ Geheimgänge besser nicht offen stehen, hatte ihn die Erfahrung gelehrt. Anschließend folgte er den beiden.

'Wer weiß, wohin das führen wird?' dachte er.

* * *

Der Tempel der Elyx war ein schmuckloses Gebäude aus einem fremdartigen, irisierend roten Material. Cayvyn versuchte, die Substanz aus der Entfernung zu analysieren, konnte jedoch kein Ergebnis erzielen. Nur eins war sicher: Dieser Bau mußte an die fünftausend Jahre alt sein.

Sheryko schritt bedächtig voran, und Carmelica folgte zwei Schritte hinter ihm. Während ihr Mann die Robe aus dunkelrotem Stoff trug (die Farbe sah aus wie gerade getrocknetes Blut, bemerkte Acy schaudernd), hatte sie ein entsprechendes Gewand in leuchtendem Grün an. Auch Cayvyn und Alycia trugen identisch geschnittene, weite Überwürfe über kurzen Tuniken und geschnürte Ledersandalen - nur daß ihre schneeweiß waren. Acy meditierte darüber nach, welche Bedeutung die Farben wohl hatten. Wahrscheinlich stand Weiß für normale Besucher, überlegte sie.

Die kleine Prozession erreichte den Vorraum des Tempels. Zwar blickten einige Priesternovizen neugierig in ihre Richtung, aber alle wirkten sehr erfreut, sie zu sehen. Das war doch auch etwas, dachte Alycia. Und das, obwohl ihre bis zum Oberschenkel reichenden, offenen Haare sie unzweifelhaft als Bewohnerin von Tamincia auswiesen.

Endlich kamen sie in den öffentlichen Andachtsraum. Auch hier war alles in diesem schimmernd roten Material gehalten. In der Mitte des Saales befand sich ein gut zwanzig Meter durchmessendes, rundes Becken, das bis zum Rand mit rotgefärbtem Wasser gefüllt war. Darüber schwebte eine Holoprojektion der Elyx. Die Göttin war unbekleidet und gänzlich grün, vom Scheitel bis zu den Sohlen. Sie lächelte ein beunruhigendes Lächeln, wobei sie zwei Reihen messerscharfer, spitzer Zähne blitzen ließ. Von ihren vier Armen waren zwei hoch erhoben, wobei sie dort eine Blume und ein Kind hielt, und die beiden anderen trugen einen Opferdolch und die versiegelte Schriftrolle des geheimen Wissens.

Sheryko kniete am Rand des Beckens nieder und tauchte einen Finger in die Farbe, um sich das Symbol der Göttin auf die Stirn zu malen und das Kastenzeichen am Hals nachzuziehen. Carmelicia tat es ihm gleich, und Acy hoffte, daß sie sich nicht auch bemalen mußte. Zu ihrem Glück wurden Cay und sie von Sheryko weitergewinkt.

An der hinteren Wand des Andachtssaals befand sich ein hohes, nachtschwarzes Portal, das zu beiden Seiten von Leuchtern mit schwarzen Kerzen flankiert wurde, die ein düsteres, tiefgrünes Licht ausstrahlten.

Das Tor öffnete sich automatisch, als Sheryko in den Bereich des Entfernungssensors trat, und die vier gingen hindurch. Alycia sah sich neugierig um. Offenbar befanden sie sich hier im Allerheiligsten des Tempels! Sie fragte sich, warum ihnen solch eine Ehre zuteil wurde, den Inneren Schrein betreten zu dürfen. Die Rhianna würden Besucher niemals in die Säle der Weisheit lassen!

Auch hier befand sich ein Abbild der Elyx, nur war dieses aus demselben Material wie der Tempel - auch wenn es in diesem Fall tiefgrün schimmerte. Die Statue war bestimmt fünf Meter hoch, und entsprechend groß war der Opferdolch, den sie in ihrer unteren Linken hielt. Das Messer wies einige dunkle, braunrote Flecken auf, und irgendwie hatte Acy den unguten Verdacht, daß es sich hierbei um echtes Blut handelte. Sie wechselte einen nachdenklichen Blick mit ihrem Gefährten, als sie auch schon von mehreren rotgekleideten Priestern ergriffen wurden. Warum hatte sie bloß ihren TM-Gürtel nicht dabei?

"Was wollen Sie?" fauchte Alycia empört. Cayvyn beschloß, zunächst einmal noch keine Gegenwehr zu leisten, sondern erst einmal abzuwarten.

"Sch", machte Carmelicia und sah Acy mit einem beunruhigenden sanften Blick an, bevor sie ihr die Hände fest auf den Rücken fesselte. Cayvyn ereilte dasselbe Schicksal.

Nun erschien eine völlig schwarzgekleidete Person vor der Elyx-Statue und breitete zuallererst dramatisch die Arme aus.

"Kinder der Elyx", intonierte die Frau. "Vor langer Zeit äußerte Saylyx der Seher diese Prophezeiung: Wenn dereinst die drei Monde voll am Himmel stehen und ein Fremder und eine, die fremd ist und doch nicht fremd, erscheinen, um der Göttin ihr Leben zu geben, so wird sich uns in einem Augenblick der Offenbarung die Letzte Tür öffnen. Dahinter erwartet uns das Hohe Wissen der Alten und das Geheimnis der Unsterblichkeit."

Alycia sah Cayvyn vielsagend an. Die waren ja nicht nur irre, die waren gemeingefährlich! Es wäre wohl angebracht, wenn sie so schnell wie möglich von hier verschwänden.

Die Oberpriesterin nahm der Elyx-Statue das Messer ab und überreichte es feierlich Sheryko. Dieser vollführte eine zeremonielle Verbeugung und richtete die Spitze des Riesendolches auf Cayvyns Hals. Offenkundig wollte er diesem ebenfalls das wenig dekorative V in den Hals schnitzen, bevor er ihn gänzlich zerlegte. Sheryko setzte das Messer an, doch zur allseitigen Verwirrung hatte der geübte Schnitt nicht den geringsten Effekt: Die elfenbeinfarbene Haut des jungen Naravinos blieb gänzlich unversehrt.

Cayvyn grinste kurz, bevor er den Augenblick der Fassungslosigkeit nutzte, um seine Fesseln mit einem Ruck zu zerreißen und sich dann von den Bewachern zu befreien. Er schlug blitzschnell auch Acys Wachposten zu Boden und befreite sie ebenfalls von ihren Fesseln, bevor die beiden die Beine unter den Arm nahmen und in einen Nebengang des Tempels spurteten.

Acy verfluchte die Tatsache, daß sie nicht wenigstens eins ihrer TM-Armbänder trug, auch wenn die Dinger furchtbar unbequem (weil viel zu schwer) waren. Aber nein, Carmelicia hatte darauf bestanden, daß sie nichts als geweihte Kleidung am Körper trugen. Nun war ihr auch klar, warum.

Plötzlich traten sie durch eine Tür und standen in einer gewaltigen, glitzernden Tropfsteinhöhle. Hinter sich hörten sie die Verfolger, und so blieb ihnen keine andere Wahl, als die Flucht nach vorn ins Ungewisse anzutreten. Vor allem, da die Priester sicherlich ganz und gar nicht damit einverstanden waren, daß ihnen ihre Opfergaben für Elyx so schnell entkamen.

Acy fröstelte. Diese Überwürfe waren dünn, und in der Höhle herrschten Temperaturen knapp über 0 Grad C. Außerdem war es bis auf das schwache, grünliche Licht von phosphoreszierenden Flechten absolut dunkel, und eine Lampe hatten sie natürlich nicht dabei.

Fluchend suchte Alycia nach Cayvyns Hand, einmal, damit er sie durch die Dunkelheit geleiten konnte, und zum anderen, weil seine Gegenwart hier äußerst tröstlich war. Hm. Wenigstens er hatte keine Probleme, in dieser Finsternis etwas zu erkennen.

Lautlos schlichen sie sich vom Schrein der Elyx weg.

* * *

'Die wer-weiß-wievielte Höhle', dachte Jana genervt. Langsam wurde es öde. Zudem war es hier nicht gerade hell, selbst mit ihrer Taschenlampe konnte sie kaum etwas sehen. Leider hatte Coryn anscheinend nicht vor umzudrehen. Stardust war es kalt, aber alleine würde sie nie den Weg zurückfinden. Seufz! Was blieb ihr also anderes übrig, als ihm zu folgen?

Alan fand die Sache aus einem anderen Grund langweilig. Was war so toll an einer Höhle? Die sahen hier kein bißchen anders aus als sonstwo im Universum. Wo blieb das versprochene Abenteuer? Höhlen hatte er auch in der Starcave ausreichend.

Plötzlich waren Stimmen und Schritte zu hören. Schnell entwand Coryn Jana die Lampe und schaltete sie aus. Diese hatte natürlich noch nichts gehört und stellte nur fest, daß es auf einmal stockfinster war. Logischerweise schloß sie sogleich Bekanntschaft mit einem tiefhängenden Felsstück, und sie fluchte - bzw. sie versuchte es, da ihr der Mund zugehalten wurde. Graaa... Was war nur wieder los? Urlaub? Pah, eine einzige Quälerei war das!

* * *

Alycia fluchte unterdrückt, als sie schon wieder stolperte. Es war gemein, Cayvyn hatte keine Schwierigkeiten, im Dunkeln zu sehen - und sie? Sie mußte permanent blind hinterhertappen. Grumpf. Zumindest hatten sie wohl ihre Verfolger abgeschüttelt, allerdings nicht ohne zwei Tauchgänge durch eisige Höhlenseen. Jetzt war sie klatschnaß, und es war eine Untertreibung, zu behaupten, daß sie fror. Am liebsten würde sie sich ein wenig von Cayvyn wärmen lassen, doch dieser hetzte unerbittlich voran. Unvermittelt verharrte er, und Acy rannte prompt in ihn hinein.

"Verd-" Seine Hand legte sich sanft aber bestimmt auf ihren Mund, bevor er sie an sich zog.

"Pst", wisperte er ihr ins Ohr. "Da vorne ist jemand."

* * *

"Sie kommen näher", meinte Alan leise.

"Wer?" fragte Jana. Coryn zuckte mit den Schultern, bevor sie sich in eine Nische zurückzogen. Man konnte ja nie wissen... Warum antwortete ihr niemand? Sie konnte doch nicht das Geringste erkennen.

Stardust wünschte sich nichts sehnlicher, als sich zu Hause zu langweilen. Wer war eigentlich auf diese dämliche Idee von wegen 'Abenteuerurlaub' gekommen? Sobald sie hier wieder raus waren, mußte sie mal ein ernstes Wörtchen mit Coryn reden. Brrrr... Es war furchtbar kalt hier!

* * *

"Kannst du etwas erkennen?" fragte Alycia, und Cayvyn schüttelte den Kopf. "Cay?"

"Nein." 'Stimmt', dachte er. 'Sie sieht ja nichts.'

"Und was machen wir nun?"

"Abwarten. Oder uns anschleichen..."

Coryn konnte immer noch niemanden erkennen. Er haßte es zu warten, aber das war immer noch besser, als unvermutet irgendwem in die Arme zu laufen. Die Schritte kamen wieder näher. Es konnten zwar nicht viele sein, dachte er, zog sich aber dennoch sicherheitshalber wieder in die Ecke zurück.

Jana wollte auch wissen, was los war. Sie konnte es nicht leiden, im Dunkeln zu stehen, und sie wurde schon wieder daran gehindert, etwas von sich zu geben. Frust! Leider hatte es keinen Zweck zuzubeißen, bedauerte sie.

Cayvyn bedeutete Alycia stehenzubleiben und sich nicht von der Stelle zu rühren.

'Wie auch?' dachte sie gestreßt. 'Wo ich doch sowieso rein gar nichts erkennen kann...'

Cay begann, die Seitenwand der Höhle hinaufzuklettern, da er in etwa vier Metern Höhe einen schmalen Sims erspäht hatte, der in die Richtung der Laute führte. Vorsichtig schlich er voran.

Die Schritte waren verstummt, bemerkte Alan, doch nun waren Geräusche von oben zu vernehmen. Eigentümlich, da war doch nichts! Allerdings war es ihm nicht möglich, von der Nische nach oben zu sehen. Auch Coryn richtete den Blick gen Decke. Was war das bloß?

Jana hörte zwar ein paar Steinchen herunterfallen, aber das war hier nichts Ungewöhnliches. Die ganzen Höhlen schien ziemlich morsch zu sein.

Jetzt hatte Cayvyn ein Problem. Er wußte zwar, daß er sich direkt oberhalb der Verursacher jener Schritte von vorhin befand, doch leider war er nicht in der Lage, von seiner Position aus irgendetwas zu sehen. Er überlegte. Was nun?

Es war wieder ruhig. Alan und Coryn konnten immer noch niemanden entdecken, und das beunruhigte sie. Auf einmal spürte Jana ein leichtes Krabbeln an ihrem Hals. Grusel... Sie quietschte auf und beförderte das was-auch-immer auf die andere Seite der Höhle. Die beiden Männer seufzten gleichzeitig auf. Frauen! Nun war es mit dem Versteckspiel wohl vorbei.

Cayvyn hörte den entsetzten Aufschrei eines weiblichen Wesens und hob die Augenbrauen. Acy war es jedenfalls nicht, es sei denn, sie wäre doch losmarschiert. Er beschloß, wieder einmal Retter in der Not zu spielen und sprang mit einem eleganten Satz von seinem Sims, um die Lady in Bedrängnis zu retten.

Die drei in der Nische wichen überrascht zurück, was eigentlich gar nicht möglich war, da sie doch eh schon mit dem Rücken zur Wand standen. Anscheinend war jemand von oben heruntergesprungen, vermutete Stardust. Warum konnte sie bloß nichts erkennen?

"Seid mir begrüßt", meinte Cayvyn und verbeugte sich galant. Ts, dachte er, als er die drei Leute ausgemacht hatte. Coryn und Alan trieben sich auch überall herum. Demnach war die Frau - hm... Er überlegte. War sie mit Alan hier, war es wohl Nardia, ansonsten mußte es sich um Stardust handeln. Hm. Sehr eigentümlich. "Kann ich Euch behilflich sein, Mademoiselle?"

"Nein, danke! Ich habe das Problem schon beseitigt." Jana überlegte. Der Stimme und dem naravinischen Akzent nach war das Sir Cayvyn - aber was sollte dieser hier unten suchen? Alan und Coryn musterten ihn mit sehr unterschiedlichen Gedanken. Was machte der hier? Warum mußten sie nur andauernd aufeinandertreffen? Die FGS hatte einen Radius von 100pc, und trotzdem gelang es ihnen immer wieder, dieselben Orte zu frequentieren. Das war doch schon nicht mehr normal! Alan musterte Cay genauer. Und was sollte dieser komische Aufzug?

"Was treibt Euch in diesen entlegenen Winkel von Enaryshavell?" erkundigte sich Sir Cayvyn. Alycia hörte die Unterhaltung mit und stolperte nun auch in die Richtung der Stimmen. Wenn es hier nur nicht so düster wäre! Warum schaltete denn niemand das Licht ein?

"Wir machen einen kleinen Erholungsurlaub", erläuterte Coryn.

"In der Tat? Ich für meinen Teil gedachte, mit meiner werten Lebensgefährtin einen kleinen Höflichkeitsbesuch bei einer ihrer alten Freundinnen zu machen. An einen Urlaub wagte ich gar nicht zu denken..."

Er wurde mit sehr zweifelnden Blicken bedacht. Außerdem wollte Coryn gerne wissen, warum Cayvyn in dieses komische weiße Dings gekleidet war.

"Wohnt diese Freundin hier?" fragte er.

"Nicht in jenen Höhlen... Sie ist in der Stadt Seliann beheimatet. Allerdings stellte es sich alsbaldigst heraus, daß sie offenbar einem blutgierigen Kult anheimgefallen ist. Sie beabsichtigte, mich und Alycia einer antiken Göttin zu opfern."

"Tatsächlich?" Coryn war begeistert. Das klang nach dem Abenteuer, das er suchte. Leider konnte er sie nicht mehr retten, da sie das anscheinend schon selbst erledigt hatten.

"Trüge ich sonst ein derart indezentes Opfergewand?" Cayvyn riß endlich den Überwurf herunter und warf ihn zu Boden. Das hätte er schon zu Beginn erledigen sollen, überlegte er. Jetzt stand er nur noch in seiner äußerst knappen weißen Tunika mit den hochgeschnürten Sandalen da.

Coryn grinste bei diesem Anblick. Sehr dekorativ, fand er. Alan hielt sich lieber im Hintergrund, und Stardust wünschte sich erneut, endlich etwas sehen zu können. Das Teil mußte bestimmt ausgesprochen albern aussehen.

Cayvyn verzog das Gesicht. Er wußte selber, daß das Ding ziemlich gewagt aussah, vor allem im Augenblick, wo es klatschnaß an seinem Körper klebte. Ein Glück, daß Acy ihn so nicht sehen konnte. Das würde sie doch nur wieder auf dumme Gedanken bringen...

"Was sucht Ihr denn für Abenteuer hier?" erkundigte er sich.

"Ist egal. Hauptsache spannend", meinte Coryn. Alan und Jana schnitten eine Grimasse. Ihr Geschmack war das nicht. Endlich hatte Alycia es geschafft anzukommen. Natürlich war ihr auf dem letzten Meter noch ein blöder Stalagmit im Weg, und sie plumpste der Länge nach vor der Nische hin.

"Diese &Z3%%?S&! Dunkelheit!"

"Acy?" vermutete Jana.

"Grumpf", kam es zurück. "Nad?"

"Sicher. Was machst du da?"

"Ich wische den Boden auf!" Auch Alycia pellte sich endlich aus ihrem triefenden Überwurf. Vorher hatte Cay sie so herumgejagt, daß sie nicht dazugekommen waren, auch nur eine kurze Pause einzulegen. Und nun war sie auch noch wegen dieses Fetzens hingefallen! Ärgerlich schmiß sie das Ding in die nächste Ecke, wo immer diese sich befand.

Coryn ließ seinen Blick über ihre Formen wandern. Bei Acy sah die Tunika noch aufreizender aus als bei Cayvyn. Alan behielt seine Gedanken lieber für sich, es sei denn er wollte seine neue Identität gleich wieder aufgeben.

"Was war das?" fragte Nardia, nachdem der Überwurf zu Boden geklatscht war.

"Ich bin gerade dabei, mir das Gehen ein wenig zu erleichtern, nachdem ich zum vierten Mal über diesen blöden Umhang oder was-auch-immer gestolpert bin..."

"Tse", machte Coryn und ließ seinen Blick auf Alycia verweilen.

"Wie wäre es, wenn wir langsam aus dieser Höhle verschwinden?" wollte Acy wissen. "Mir ist kalt, und außerdem hasse ich den Gedanken, daß hier irgendwo immer noch zig Leute herumrennen, die mich unbedingt opfern wollen."

"Ich will endlich meine Lampe zurückhaben", machte Nardia auf sich aufmerksam. Sie war es leid, im Dunkeln zu stehen. "Dann könnte ich endlich mal was sehen, und außerdem dürfte es uns leichter fallen, diesen Eisschrank schnellstmöglich zu verlassen!" Alan drückte ihr das Teil in die Hand, und sie schaltete ein. Als der Lichtstrahl Acy und Cay erwischte, riß Nardia entgeistert die Augen auf. Tse, auf diesen Anblick war sie nicht vorbereitet gewesen... "Ayée, ausmachen", beschwerte sich ihre Schwester. "Du blendest mich!"

"Ich denke gar nicht daran! Der Anblick gefällt mir zu gut..." Sie ließ den Lichtstrahl auf Cayvyn stehen.

"Püh! Was fällt dir ein, meinen herzallerliebsten Sir Cayvyn derart lüstern zu betrachten?" Acy schlang besitzergreifend die Arme um ihn.

"Hab ich ja gar nicht", maulte Nardia.

"Ach?"

Cayvyn betrachtete seine Gefährtin belustigt. In diesem Licht sah ihre Gewandung noch verwegener aus, stellte er fest und konnte nicht widerstehen, sie hingebungsvoll zu küssen.

"Wir könnten jetzt gehen", bemerkte Alan dezent.

"Eine gute Idee", stimmte Cay zu. "Ihr kennt den Weg hier heraus? Ich weiß nur, wie ich zum Tempel zurückkäme, und das wäre wahrlich nicht meine Intention."

"Ich gehe vor", sagte Alan, und die anderen schlossen sich an.

* * *

Geraume Zeit später...

"Wo sind wir hier? Nimmt das denn nie ein Ende?" nörgelte Alycia. Vor allem hatte sich zu Anfang ganz vergessen, sich zu erkundigen, wer eigentlich noch mit Nardia hier war, und jetzt zu fragen, war ihr dann doch etwas zu blöd.

"Wir werden noch etwa 15 Minuten bis zum Ausgang brauchen." Alan hatte nicht vor, mehr als nötig mit Acy zu reden, da er sich sonst garantiert verraten würde.

"Hm-hm..." Alycia stolperte schon wieder, und nun erbarmte sich Cayvyn doch noch ihrer und hob sie auf seine Arme. Er wollte sie lieber den Rest des Weges tragen, bevor sie gänzlich zu einem blauen Fleck geworden war. Endlich war die Treppe erreicht, und oben betätigte Alan den versteckten Hebel, um den Fels beiseite zu schieben. Grelles Sonnenlicht flutete herein; offensichtlich war es gerade Nachmittag draußen.

"Da ist der Ausgang", verkündete Alan.

"Buäh, ist das hell", mokierte sich Acy und hielt eine Hand vor die Augen, um sie wenigstens ein bißchen abzuschirmen. Wenigstens war es hier warm genug, daß sie endlich trocknen würde. Sie schmiegte sich an Cay, der sie gerade wieder absetzen wollte, den Versuch aber im selben Augenblick abbrach. Dann eben nicht, dachte er schulterzuckend.

Als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, konnte Alycia die drei anderen in Augenschein nehmen. Tse, Nardia hatte heute mal weißblonde Haare und trug einen zweckmäßigen, dunkelblauen Overall. Dann war da noch dieses Coryn-Wesen dabei (Acy konnte ihn immer noch nicht ausstehen), das sie mit äußerst eindeutigen Blicken bedachte. Den anderen Mann hatte sie noch nie gesehen. Er war fast so groß wie Cayvyn, hatte aber schwarzkupferne Haare und gelbliche Raubvogelaugen. Jee, diese Haarfarbe erinnerte sie unangenehm an diesen komischen Elyx-Priester Sheryko! Auch die Hautfarbe kam in etwa hin, stellte Acy fest. Naja. Aber es gab Vordringlicheres... Sie funkelte Coryn Arvhayn gereizt an.

"Wohl noch nie ein weibliches Wesen gesehen, wie?"

"Doch. Aber du ärgerst dich immer so schön."

"Pah!" Am liebsten würde sie ihm ja eine für diese Unverschämtheit kleben, aber der war ja nicht mal eine Ohrfeige wert. Alycia legte ihren Kopf an Cayvyns Schulter und beschloß, sich einfach von ihm dahin tragen zu lassen, wo auch immer es hinging. Am besten sollte sie Starlight bis auf weiteres als Hochvakuum betrachten.

"Wohin jetzt?" fragte Alan kurz und zog die versteckten Rucksäcke aus einem Busch.

"Also, wir müssen noch einmal zu Carmelicia zurück", bemerkte Acy. "Ich will meine Sachen wiederhaben." Vor allem die TM-Gürtel, dachte sie.

"Wer ist denn das?" erkundigte sich Nardia neugierig.

"Das ist die Lady, die mich und meinen Schatz opfern wollte."

"Sehr sympathisch, die Frau", kommentierte Nad ironisch.

"Tja. Dabei war sie in der Schule in Zalecia meine beste Freundin..."

"Tse. Und wie willst du dir die Sachen holen?"

"Einbrechen und mitgehen lassen, ganz einfach."

"Ich glaube nicht, daß das so einfach ist", zweifelte Alan.

"Ach was. Ich habe auch schon einen Plan", verkündete sie. Cayvyn schüttelte nur den Kopf. Wie immer... Aber Acy sollte aufpassen, daß sie sich nicht verriet, immerhin war sie im Augenblick nicht als Karylla Blackfire Noir unterwegs...

Alan zuckte mit den Schultern. Das war schließlich nicht sein Problem.

"Und was?" wollte Coryn wissen.

"Ganz einfach: Ich steige bei ihr ein und hole das Zeug. Was mehr?"

"In diesem Aufzug?" Nardia deutete auf die feuchte, weiße Supermini-Tunika.

"Meine anderen Klamotten befinden sich in Carmelicias Haus."

"Ist ein Argument. Aber trotzdem..."

"Wieso? Meinst du, ich sollte mich als Gebüsch tarnen?"

"Das wäre etwas... - Aber du könntest dir ja auch etwas von mir leihen."

"Ist auch ein Argument. Was hast du denn dabei?"

Nardia deutete auf ihren voluminösen Rucksack.

"Wenn ich darf..." Alycia sprang nun doch aus Cayvyns Armen und wühlte sich durch Nardias Sachen. Sie war fasziniert. Kein einziges Abendkleid dabei, und außerdem sahen die Overalls dort ziemlich mitgenommen aus. Was war nur in Nad gefahren? Sie fischte ein schwarzes Teil aus den Tiefen des Rucksacks, befreite sich kurzerhand von ihrer Tunika und zog den Overall über.

"Viel besser", kommentierte Nardia.

"Stimmt. Das Teil ist nämlich trocken." Auch wenn es ihre Unterwäsche nicht war... Acy fand es äußerst unangenehm, in einem feuchten Slip herumzurennen. Naja, wenn sie sich ihre Klamotten wieder zurückorganisiert hatte... Cayvyn sah immer noch verboten (und entschieden zum Anbeißen...) aus in seiner Mikro-Tunika. Nardia konnte da nur zustimmen; sie hegte nämlich ähnliche Gedanken, die sie aber besser nicht in Worte faßte.

Jetzt, wo sie leidlich trocken war, verzichtete Alycia lieber darauf, erneut von Cay durch die Gegend transportiert zu werden, denn er war ja immer noch naß. Zum Glück machte ihm so etwas nicht im Geringsten aus. Sie hingegen fröstelte. Verdfluxt, bestimmt hatte sie sich furchtbar erkältet!

"Und was machen wir jetzt?" fragte Coryn interessiert.

"Wie ich schon erwähnte - ab zu Carmelicia und bei ihr einfallen", bestimmte Acy. "Ich hasse diese dummen Elyx-Priester!" fügte sie inbrünstig hinzu. "Ein Glück, daß ich eine Rhianna bin..." Sie musterte Cayvyn noch einmal eingehend und konnte dann doch nicht widerstehen, sich an ihn zu kuscheln und ihn zu küssen. "Wir sollten uns gleich aufmachen", meinte sie anschließend. Cayvyn nickte zustimmend. Er fand es ausgesprochen vorteilhaft, daß Alan es offenbar unterließ, sich noch einmal an Alycia heranzumachen.

Coryn & Co. horchten auf. Elyx? Das waren doch die Typen, deren Tempel sie finden wollten! Sollten Alycia und Cayvyn etwa genau dort gewesen sein?

"Ihr wart im Schrein der Elyx?" erkundigte sich Coryn.

"Allerdings. Aber ich hätte gut darauf verzichten können", grumpfte Acy.

"Ich will hin!" rief Coryn begierig.

"Wohl kaum", bemerkte Alycia ironisch. "Da wirst du nämlich geopfert, wenn du nicht gerade zu dieser Elyxan-Kaste gehörst..."

"Schmoll!" Er wollte aber dahin. Schließlich hatte er vor, das Geheimwissen dieser Typen zu erlangen.

Alycia meditierte derweil darüber nach, was diese Elyx-Oberpriesterin im Schrein eigentlich von einem Hohen Wissen und Geheimnis der Unsterblichkeit gefaselt hatte. Vielleicht sollte sie doch noch mal in den Tempel zurück... Aber erst mußte sie ihre Sachen von Carmi zurückholen, ermahnte sie sich.

Nardia und Alan hatten überhaupt keine Lust, mit Coryn in diesen Schrein zu gehen, wo Leute geopfert wurden, Coryn jedoch war nun umso mehr verrückt danach. Er überlegte, wie er am besten hineinkam, ohne noch einmal durch diese Höhlen zu müssen. Gar nicht so einfach.

"Es deucht mir, als sollten wir uns allmählich verabschieden", meinte Sir Cayvyn hoheitsvoll. "Wir haben noch dringende Angelegenheiten zu erledigen."

"Okay", äußerte sich Nad. "Wir haben auch noch zu tun." Coryn und Alan musterten sie irritiert. Was denn?

Sir Cayvyn und Alycia marschierten von dannen. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie sich ihr Zeugs zurückorganisiert. Von der Dreamsong aus riefen sie die Lightning herbei, die via Autopilot innerhalb weniger Stunden im Solse-System eintreffen würde. Dann hätten sie auch endlich ihre komplette Ausrüstung beisammen, um dem Elyx-Mysterium richtig auf den Grund zu gehen.

Kaum waren die beiden weg, als Coryn und Alan auch schon wissen wollten, was Nardia mit ihrer Äußerung gemeint hatte.

"Nichts Besonderes", meinte diese. "Aber ich bin dafür, daß wir diesem komischen Elyx-Kult mal richtig auf den Zahn fühlen. Menschenopfer - so etwas ist doch skandalös!"

"Au ja!" stimmte Coryn erfreut zu.

"Ich habe mein Wort gegeben", kam es wenig begeistert von Alan.

"Und nun?" Coryn sah Nardia erwartungsvoll an.

"Hm, noch keinen blassen Schimmer. Wir sollten uns aber schon mal in Richtung Tempel bewegen."

Sie taten dies auch, bis sie beschlossen, daß es nun gut sei und für die Nacht in einem Wäldchen ihr Lager aufschlugen.

* * *

3763/01/07 GZ

Acy hatte beschlossen, die weiteren Aktionen lieber als Blackfire durchzuführen. Auf diese Weise hatte sie einen größeren Handlungsspielraum als in der Alycia Blade-Rolle. Außerdem hatte sie routinemäßig sowohl Organet (Funknetz, dessen Frequenz nach einem bestimmten Schlüssel permanent verändert wird; dient zur Kommunikation des organisierten Verbrechens untereinander. Ein ähnliches Funknetz des freien Verbrechertums ist das sogenannte Freenet.) als auch Freenet abgehört, und im Organet kursierte das Gerücht, daß eine unbekannte Person mit dem Decknamen Xi beabsichtigte, ein neues Syndikat des Großverbrechens zu gründen, eine Organisation Xi. Falls es notwendig würde, könnte sie nun jederzeit mit der Lightning losfliegen. Interessanterweise hörte man im Freenet praktisch gar nichts über Xi, fiel Blackfire noch auf. Hm, sie war ziemlich neugierig, was dieser Xi wohl für ein Typ sein mochte, aber zur Zeit gab es vordringlichere Probleme.

"Kary, bist du dir sicher, daß dein Plan ein guter Plan ist?"

"Klar." Sie betrachtete ihren Partner eingehend. Doch, ohne dieses komische Röckchen gefiel er ihr entschieden besser, vor allem, wo er jetzt wieder sein Infinity-Make-Up trug - schneeweiße Haut, strahlend silberne Haare und dunkelblauviolette Augen. Karylla trat zu ihm hin und vergrub ihr Gesicht in seinem Schopf. Sie liebte den Duft seiner Haare. "Ich muß nur noch zusehen, daß ich den Projektor für längere Zeit stabilisiert kriege. Und außerdem brauche ich noch ein paar saubere Entwürfe..." Sie beschloß, sich wieder auf den Weg ins Labor zu machen, allerdings nicht, ohne Ryko vorher noch einmal hingebungsvoll zu küssen.

Nachdem Karylla verschwunden war, checkte dieser alles verfügbare Material über die Elyxan-Kaste ab. Es war nicht allzuviel, und es schien, als ob ein Großteil der Daten irgendwann in der Vergangenheit gelöscht oder verfälscht worden war. Höchst eigentümlich...

* * *

Graaa... Nardia haßte es, im Freien zu nächtigen. Sie hatte kaum geschlafen, da pausenlos irgendwelche Viecher meinten, sich auf sie stürzen zu müssen. Zudem hatte Coryn die ganze Nacht lautstark Pläne geschmiedet, während Alan sich - wie in letzter Zeit üblich - in Schweigen gehüllt hatte. Aber irgendwie mußte man der Sache doch beikommen können!

Erst würde sie mal etwas essen, beschloß Nad. Vielleicht fiel ihr dann was ein... Coryns Pläne bestanden nämlich hauptsächlich aus der Schlag-zu-und-hau-ab-Taktik, was ihr irgendwie ungeeignet erschien.

Laut Buch befand sich die Geheimtür in der Nähe einer Elyx-Statue, nur über den exakten Ort hatte sich der Autor natürlich nicht ausgelassen. Und wie kämen sie am besten dorthin? Nardia war sich sicher, daß da bestimmt pausenlos irgendwelche Priestertypen herumliefen. Diese Angelegenheit bedurfte noch jeder Menge gründlichen Nachdenkens.

* * *

Unterdessen war es Ryko gelungen, die exakten Sprungkoordinaten in den Inneren Schrein des Tempels zu berechnen, und er hatte auch sogleich die TM-Gürtel entsprechend programmiert. Er fand Karyllas Plan zwar absolut unmöglich, aber was sollte es? Mit ihren frechen Einfällen gelang es ihr aus unerfindlichen Gründen immer wieder, die Leute komplett zu überrumpeln. Es war ihm ein Buch mit sieben Siegeln, woher sie stets diese absolut unberechenbaren und völlig irrationalen Gedankengänge herzauberte.

"Bist du soweit?" rief er in Richtung Labor. Karylla kam in den Leitstand der Lightning. Sie trug einen monumentalen Rückentornister, der einen Holoprojektor und eine ausreichende Menge Energiezellen für einen längeren Betrieb desselben beinhaltete.

"Yes, Sir!" Sie rückte die Schulterriemen zurecht. Verflucht, war das Ding schwer! "Wann ab jetzt ist der 'Göttinnendienst'?"

"In zwei Stunden."

"Okay. Dann geht das Schauspiel los..." Sie beschloß, den Projektor so lange abzusetzen und sich in der Zwischenzeit lieber noch ein wenig mit ihrem Partner zu beschäftigen.

* * *

Mangels eines Plans hatten Coryn, Nardia und Alan sich entschieden, einfach durch die Tür zu gehen - schließlich war der Tempel der Öffentlichkeit zugänglich.

In einem Vorraum wurden sie mit sogenannten 'geweihten Klamotten' ausgerüstet, und die beiden Männer blickten sich resignierend an, sträubten sich aber glücklicherweise nicht. Die kurzen Tuniken waren naturfarben und nicht weiß wie die von Alycia und Cayvyn, womit es relativ unwahrscheinlich schien, daß sie heute geopfert werden sollten. Nardia mußte sich bemühen, ein ernstes Gesicht beizubehalten, als sie Coryn und Alan betrachtete, bevor diese sich mit den Überwürfen verhüllten. Diese Mini-Tuniken sahen einfach verboten aus.

Nachdem die Ankleideaktion beendet war, wurden sie weitergeschleust und gelangten in den großen Andachtsraum. Nardia schauderte, da ihnen viele Blicke folgten. Sie waren einfach zu auffällig.

Über einem roten Becken schwebte eine Holoprojektion der Göttin Elyx. 'Grausig', dachte Nardia. 'Einfach abartig!' Nur - wie kamen sie jetzt zu der richtigen Statue?

Plötzlich - ein Aufschrei!

"Ein Wunder!" brüllte irgendwer lautstark, und alles strömte in eine Richtung. Alan, Nardia und Coryn blieb nichts anderes übrig, als mitzuströmen.

* * *

"Es ist soweit", meinte Ryko und stellte Karylla auf dem Boden ab. Sie seufzte und fuhr noch einmal liebevoll durch sein wuscheliges Silberhaar. Ryko hatte ihre TM-Gürtel so programmiert, daß jeweils der eine als Steuereinheit für den anderen dienen konnte. Er würde im Schutze eines Optoflektors (einem Anti-Sichtschild, der allerdings keine Ortungssysteme abwehren kann. Die tragbare Version (so eine Art Tornister, ziemlich unhandlich) hat ein Energiezellenpack, das etwa 10 Minuten durchhält.) 'normal' vorspringen, der Göttinnenstatue einen Spezial-TM-Gürtel (weil einige Nummern größer) anlegen und mit dieser davontransmittieren. Dabei würde er die Synchro-Schaltung aktivieren, wodurch Karylla im selben Augenblick, wo die echte Statue verschwand, dort im Schutze einer Holoprojektion als 'Göttin' erschien. Das Manöver klappte auch tatsächlich reibungslos, und das träge menschliche Auge sah nicht einmal ein Flackern. Dann bewegte sich die Elyx-Statue unvermittelt und richtete einen unheimlichen, düsterrot glimmenden Blick auf die schwarzgewandete Oberpriesterin Clarycia Verella Iskaioll.

"Rechtfertige dich!" grollte Karyllas Stimme mit Verzerrer und Hall durch den Inneren Schrein. "Wieso hast du mir mein letztes Opfer versagt?"

Nardia blickte die Figur irritiert an. Unglaublich! Das war ein Trick! Kein Wunder, daß diese Typen tatsächlich daran glaubten, daß Elyx existierte... Die Oberpriesterin sank ehrfürchtig auf die Knie.

Alan und Coryn hatten keine Schwierigkeiten, die Holoprojektion zu durchschauen. Sie sahen sich wissend an: Blackfire! Aber nun war die Statue weg...

'Grummel', dachte Coryn. Jetzt konnten sie das mit dem Geheimwissen vergessen!

"Hohe Herrin", stammelte Clarycia unterdessen. "Es war nicht meine Schuld!"

"Schweig, du Wurm! Du redest stets vom Hohen Wissen - Priesterin... Nun will ich wissen, ob du nicht blasphemisch meinen Namen beschmutzt, wenn du von der Alten Weisheit sprichst..." Karylla war ganz stolz auf ihre Improvisation. Sie wußte zwar selbst nicht, wovon sie sprach, aber so lange das weder der Oberpriesterin, noch den anderen Anwesenden auffiel... Es mußte nur schön theatralisch und unverständlich klingen, dann war es schon gut. "Sage mir, welches Hohe Wissen in dieser Rolle verborgen ist!" Sie schwenkte den Arm mit der Schriftrolle. Puh, beinahe hätte sie den falschen erwischt... Es war gar nicht so einfach diese Holoprojektion sauber zu steuern. "Solltest du in dieser Prüfung versagen, so werde ich erst euren Kindeskindern wieder in leiblicher Form erscheinen..." Diese Drohung erschien Blackfire bei diesen armen Irren die Nachdrücklichste, und tatsächlich guckten viele der Leute sehr entsetzt.

Nardia kam das sehr merkwürdig vor. Warum sollte eine Göttin sowas fragen? Die mußte das doch am besten wissen. Sehr seltsam. Sie blickte zu ihren Mitstreitern herüber, und diese machten ziemlich komische Gesichter. Aha, vermutete Nad, dann steckte garantiert irgendein Trick dahinter. Nur - wer war dafür verantwortlich? Ihre Schwester und Sir Cayvyn sicherlich nicht, denen fehlte es für sowas doch entschieden an Finesse...

Die Oberpriesterin stammelte etwas von geheimen Formeln, aber es war klar zu hören, daß sie nicht den Schimmer einer Ahnung hatte, wovon sie eigentlich sprach. Blackfire seufzte, und durch den Stimmwandler klang es wie ein wütendes Grollen.

"Genug! Unwissende Kreatur, dafür solltest du geopfert werden!" Sowas war bestimmt richtig, befand Karylla. Wenn sie nur genug von Opfern etc. sprach, würde man an ihr als Elyx nicht im Geringsten zweifeln. Aber nun würde sie noch ein paar Showelemente einfügen. Sie fuhr einen dünnen Metallstab aus, der an einem E-Schock-Generator angeschlossen war und berührte die Frau damit. Da sie die Projektion entsprechend bewegte, sah es so aus, als hätte die Göttin sie mit der Schriftrolle gestreift. Der Schlag war nicht tödlich, sondern nur ziemlich schmerzhaft, und Clarycia warf sich entsetzt der Länge nach vor die Füße der Elyx.

"Hohe Herrin", begann sie jämmerlich.

"Dann sage mir zumindest, ob du noch das Geheimnis der Unsterblichkeit kennst!"

Peinlich berührt fiel es Nardia auf einmal auf, daß sie als einzige noch standen, während der Rest der 'Gemeinde' platt auf dem Boden lag. Sie waren wieder völlig unauffällig... Aber jetzt war nichts mehr daran zu ändern, und außerdem warf sie sich nicht vor jedem auf den Boden!

Auch zum Thema Unsterblichkeit wußte die Oberpriesterin nichts Interessantes zu sagen. Blackfire war gefrustet, so ein schöner Plan und solch ein Null-Ergebnis... Sie löste ihren TM-Gürtel aus, was dazu führte, daß sie wieder in der Lightning landete und Ryko mit der Elyx-Statue im Inneren Schrein. In einem Sekundenbruchteil hatte er das Standbild von dem TM-Aggregat befreit und sprang im Schutz seines Optoflektors ebenfalls auf das Schiff zurück. Karylla berichtete ihm von der Schlappe und entschloß sich, bald zu Bett zu gehen. Sie hatte Kopfschmerzen, und außerdem fühlte sie sich insgesamt nicht besonders. Sie würde doch wohl nicht gerade jetzt krank werden?

Im Tempel bemerkte Alan, daß auf einmal die Statue wieder da war. Er hatte auch den TM-Gürtel kurz erspäht, doch nicht, wer ihn mitnahm. Es war jedoch nicht zu bezweifeln, daß dies nur Ryko gewesen sein konnte. Er überlegte kurz und befand, daß sie zusehen sollten, so bald wie möglich von hier abzuhauen, bevor die Elyx-Priester auf dumme Gedanken kamen, wo sie doch nicht ehrfürchtig zu Boden gesunken waren...

* * *

"Und?" Ryko nahm den Optoflektor vom Rücken. Das Gerät bedurfte einer dringenden Miniaturisierung. Am besten setzte sich Karylla in der nächsten Zeit mal daran; sie hatte immer die besten Ideen was und wo man noch optimieren konnte. Sie hatte es ja auch geschafft, die alten TM-Geräte, die Tyron Firestar Star entworfen hatte, auf ein tragbares Maß zu reduzieren. In einer Ecke der Zentrale lag schon der Holoprojektor herum, und Blackfire rieb sich ihre schmerzenden Schultern. Ryko trat zur ihr hin und begann ihren Nacken zu massieren.

"Mmmmh", machte Karylla. "Guuut! - Tja, was meinen Auftritt als Elyx betrifft, so muß ich leider sagen - Fehlanzeige. Die wissen anscheinend selbst nicht, wovon sie reden. Ich würde sagen, wir sollten den Tempel einmal einer genaueren Untersuchung unterziehen." Sie fischte eine Hand von Ryko und gab ihm einen Kuß in die Handfläche. "Übrigens, ich habe meine Schwester, Coryn Arvhayn und diesen anderen Typen dort gesehen. Was die wohl vorhaben?"

"Keine Ahnung. Was hast du jetzt vor, mein Schatz?" Irgendwie hatten Karyllas Pläne den ungeheuren Vorteil, permanent vorhanden zu sein, auch wenn sie noch so verrückt waren. Seine Partnerin lehnte sich zurück und verfluchte den Druck auf den Schläfen, aber sie sah es nicht ein, wegen so einer Lappalie Unmengen an Medikamenten zu sich nehmen.

"Laß mich überlegen..."

* * *

Nardia, Alan und Coryn suchten eiligst das Weite, denn die Hälfte der Typen hatte beschlossen, daß sie wundervolle Opfer wären, die anderen hingegen wollten sie liebend gerne als Priester verpflichten. Beides waren keine tollen Zukunftsaussichten...

Coryn war enttäuscht. Jetzt war die Statue wieder da, und sie mußten flüchten! Grumpf. Ob sie das Geheimnis jemals lüften würden?

Es gelang ihnen, die Priesterhorden abzuhängen und sich in der Nähe des Schreins der Elyx zu verstecken. Soweit also dieser Plan...

Nun mußten sie sich etwas Neues einfallen lassen.

* * *

Derweil war Karylla die Idee gekommen. Ryko hatte wie üblich nur den Kopf geschüttelt. Aus ein paar Fetzen grünen Stoffs klebte sich Blackfire eine Elyx-Priesterinnen-Tunika samt Überwurf zusammen und färbte sich anschließend die Haare kupferrot. Ihre Frisur war immer noch kurz genug, daß sie problemlos als Kancia-Landfrau durchgehen konnte. Nun noch etwas Make-Up, um die Hautfarbe mit dem leichten Elfenbeinschimmer der Kancianer zu versehen - et voilà! Sie drehte sich vor der Spiegelwand in ihrem Quartier. Es sah perfekt nach einer Landpomeranze aus den tiefsten Tiefen von Kancia aus. Hoffentlich hielt sich ihr Schnupfen etwas in Grenzen, dachte sie, nieste einmal und packte ein Riesenpaket Taschentücher ein.

Zu guter Letzt setzte Karylla den leicht dümmlichen Gesichtsausdruck auf, den sie häufig bei den jeweiligen Dorfpriestern der unterschiedlichsten kancianischen Kasten gesehen hatte, da diese meist diejenigen Einwohner der jeweiligen Gemeinde waren, die zu sonst nichts zu gebrauchen waren.

"Nu, mein bester Ryko, wie issen mein Dialekt?" versuchte sie es mit einer Abwandlung des normalen Kanshyana. Jeder Einwohner von Tamincia lernte alleine aus Prinzip neben der Hauptsprache Enaryshana und dem Heimatdialekt Taminshana noch zumindest Hoch-Kanshyana, was in der alten Rivalität zwischen den Kontinenten begründet lag. Man mußte schließlich verstehen, was zwei Kancianer hinter seinem Rücken über einen tuschelten... Ebenso war es auf Kancia Ehrensache, Hoch-Taminshana zu lernen. Ryko sah sie forschend an.

"Hm, geht. Vielleicht solltest du die Worte noch etwas mehr verschleifen."

"Jooo - des is, weilch doch nur'n Haupt-Djalekt lernte..." Karylla prustete los. Hoffentlich schaffte sie es im Tempel, ernst zu bleiben, wo sie der Oberpriesterin erklären wollte, daß sie die Hohepriesterin vom Elyx-Schrein zu Amshelinasaiell wäre, einem etwas abgelegenen Dorf in den Hügeln von Estereshalavall, wo die alte Hohepriesterin gestorben war, ohne ihr die vollständige Einweihung verpassen zu können. Sie sammelte sich etwas, bevor sie nach Seliann sprang.

* * *

Coryn hatte gerade die Idee. Alan sollte zum Tempel zurückkehren und sich als Priester verpflichten lassen. Dieser war damit gar nicht einverstanden, aber er mußte sich den plausiblen Gründen beugen. Immerhin war es für Nardia zu gefährlich, da sie den hiesigen Dialekt nicht beherrschte, und Coryn war nun einmal zu anders. Alan seufzte ergeben und machte sich auf den Rückweg.

Dort beantragte er eine Audienz bei der Oberpriesterin, und man brachte ihn zunächst zu Sheryko, den Clarycia in der Regel vorschob. Alan erzählte dem Mann, daß er sich von der Göttin auserwählt fühle und nun unbedingt Priester werden wolle. Nachdem Sheryko seinem Monolog etwa eine halbe Stunde zugehört hatte, beschloß er, Alan als Novizen aufzunehmen. Wer wußte schon, wozu man den brauchen konnte, und im Zweifelsfall gäbe er sicherlich ein gutes Opfer ab.

Alan wurde also in eine hellorangene Tunika gesteckt. Zum Glück war das Teil nicht rosa, dachte er angeekelt. Sein erster Auftrag bestand darin, den Vorraum des Tempels aufzuwischen. Grumpf, jetzt mußte er auch noch arbeiten!

* * *

Karylla schlurfte mit lehmverschmierten Sandalen über den frischgeputzten Steinboden des Tempel-Vorraums. Ein Novize in Hellorange sah sie wütend an. Nanu, war das nicht schon wieder der Typ, der bei Nardia gewesen war? Buäh, ihre Nase lief. Grumpf. Sie wühlte eins der Taschentücher hervor und schneuzte sich.

"Paßt doch auf, wohin Ihr latscht!" fauchte der junge Mann sie an. Karylla schoß einen tödlichen graublauen Blick auf ihn ab.

"Nofize, was maßte dir an, mich so anzeschrein? Ich bin de Hohepriestarin vonnem Elyx-Schrein ze Amshelinasaiell!"

"Das muß aber ein ziemliches Kuhdorf sein."

"Jetz machse abba ma halplang, Nofize! Amshelinasaiell prodeziert's beste Korn in ganz Nordwest-Kancia!"

Alan sah sie leidend an. Dieser Dialekt war bisher das schlimmste Kanshyana, das er je gehört hatte.

"Schön. Und was führt Euch hierher?" Diese Frau ging ihm auf die Nerven. Dieser Sheryko wollte nachher den Boden kontrollieren, und wegen dieser dummen Nuß konnte er noch mal von vorne anfangen.

"Ich muß zer Obapriestarin, weilch meine Inizjazjon nochma übbaprüfn lassn will. Meine Hohepriestarin starb kurz vorher, un den Hohepriesta mußte ich doch opfan, um geweiht ze sein. Wir hattn leida keinen Nofizen mehr zer Fafügung... Hatschi!" Sie nieste in das Taschentuch, das sie immer noch in der Hand hielt.

"Wie traurig für Euch", meinte Alan nachdenklich.

"Nich? Des fandch nämmlich auch. Un da's eben nich leicht is, die ganzn Rituale im Selbsstudjum ze lernen..."

"Wahrlich eine schwere Prüfung." Die Frau war einfach zu dämlich!

"Jooo... Un nu mussich zer Obapriestarin hier..." Sie schlurfte in den Andachtsraum. Diese Erkältung würde sie noch umbringen!

Seufzend machte sich Alan daran, den Boden ein zweites Mal zu wischen. Hoffentlich hatte er bald Erfolg mit der Enträtselung des Geheimnisses, damit er diesen Job schnellstens los wurde.

* * *

Karylla trabte kurzerhand in den Inneren Schrein des Tempels. Einige ungehaltene Blicke trafen sie, doch als die Leute ihr Hohepriesterinnen-Grün sahen, zuckten sie mit den Achseln. Offensichtlich durfte sie hier sein. Endlich kam Sheryko auf sie zugestürmt.

"Was ist Euer Begehr, Schwester-in-Elyx?"

"Jooo... Hatschi! Das issen echtes Proplem. Vor zehn Jahren sachte mir mein Paps, ich bin ze sonns nix nütze un sollte innen Elyx-Schrein - in den von Amshelinasaiell - gehen, damittich fleicht so von Nutzen füre Familje wär. Un die alte Hohepriestarin begann auch mitte Ausbildung, abba ich fandse ganz schön schwer, un so hattich ganz schöne Propleme, die ganzn Rituale ze behalten..." Karylla seufzte abgrundtief, und Sheryko war geneigt, dem zuzustimmen. "Naja", fuhr sie fort, "auf jeden Fall warse nu tot, un ich bin doch imma noch nich fertich... Ich hab dann sichaheitshalba ers ma den Hohepriesta geopfat..."

Sheryko wandte sich erschüttert ab, während Karylla ein neues Taschentuch hervorzauberte. Wohin nur mit den alten? Wo war der Abfallkonverter? Bis auf weiteres steckte sie die Dinger in eine Tasche des Überwurfs.

"Nun gut, meine Schwester", begann Sheryko langsam. "Ich sehe schon, wir müssen uns über einige Dinge unterhalten... Wie heißt Ihr überhaupt?"

"Ich bin Junycia Egylla Inistrall von Amshelinasaiell in den Hügeln von Estereshalavall..."

"Gut gut, Schwester Junycia, folgt mir..." Er ging voran in einen Seitenflügel des Elyx-Schreins, um sich ihre Personalien zu notieren.

* * *

Nardia und Coryn langweilten sich in ihrem Versteck. Coryn wäre liebend gerne an Alans Stelle gegangen, doch er hatte einsehen müssen, daß dies nicht in Frage kam. Seufz, soweit also sein Abenteuer. Er saß hier herum und zählte Fliegen. Auch Nardia war keineswegs mit der Situation zufrieden. Von dem Sturz taten ihr immer noch alle Knochen weh, und es gab hier Unmengen Viehzeugs. Pfui, warum mußten sie sich nur einen Wald als Versteck aussuchen. Sie hätte doch zu Hause bleiben sollen... Und Alan trieb sich in diesem Tempel herum. Wer wußte, wie lange es dauern würde, bis er zurück kam. Sie hatte nicht die geringste Lust, noch länger hier herumzuhängen.

* * *

Sheryko hatte Junycia erst einmal in eine Unterkunft gesteckt, die sie mit sechs anderen Jungpriesterinnen teilen mußte. Zum Glück war im Augenblick keine der Ladies anwesend, und so tippte sie auf den Sensor des Funkgerätes, das ebenfalls in ihrem TM-Gürtel verborgen war, den sie unter dem Überwurf trug.

"Ryko?" sagte sie leise. Praktischerweise war das Mikro hochempfindlich. Sie ließ einen neuerlichen Nieser los, der oben bestimmt wie ein Sturmangriff klang.

"Ja?" ertönte er aus dem Lautsprecher, den sie als Schmuck getarnt am Ohr trug. "Gesundheit, mein Schatz!"

"Danke. Ich bin jetzt drin. Mal sehen, was hier so abläuft... Aber wir sollten schon mal für alle Eventualitäten vorsorgen. Halte dich mitsamt dem Optoflektor und einem oder zwei zusätzlichen TM-Agregaten bereit, falls diese Freaks wieder ein Menschenopfer vorhaben. Wir werden das zu verhindern wissen."

"Aye aye, Kary... - Und sonst?"

"Sonst? Sonst habe ich einen Schnupfen, und es ist gähnend langweilig - nur scheint dieser eine Typ, der vorhin bei Nardia mit dabei war, auch hier herumzuschnüffeln. Hast du eine Ahnung, wer das sein könnte?"

"Ich habe ihn nicht gefragt", erwiderte Ryko ausweichend, aber durchaus nicht unwahr. Anscheinend beabsichtigte Alan, wieder mal eine neue Tarnidentität anzunehmen, und das würde er Karylla nicht auf die Nase binden, vor allem, wo Alan dieser aktuell aus dem Weg zu gehen dachte...

* * *

Alan war endlich mit dem Boden fertig, und seine Arbeit hatte die Zustimmung des Priesters gefunden. Jetzt war ihm die große Ehre zuteil geworden, die Fareaks für das Abendessen zu schälen. Das hatte er sich nicht als Beschäftigung für einen Novizen vorgestellt. Raumpfleger und Küchenhilfe waren die richtigen Bezeichnungen für seine derzeitigen Tätigkeiten. Jedenfalls bestärkte es seinen Entschluß, so schnell wie möglich sein Ziel zu erreichen, um sich alsbald aus dem Staub machen zu können. Gerade brachte ein anderer Novize einen zweiten riesigen Korb Fareaks. Alan seufzte schwer; er bezweifelte, daß er heute damit fertig wurde.

Nach dem Abendessen (es gab heute Fareak-Suppe als Vorspeise, Fareak-Auflauf als Hauptmahlzeit und süße Fareak-Fladen als Nachtisch) stellte Sheryko den anderen die neuen Angehörigen des Elyx-Tempels vor. Außer Karylla und Alan waren noch drei weitere Novizen hinzugekommen. Blackfire stellte fest, daß irgendwie nicht so viele Leute hier waren, wie es ihres Erachtens sein mußten, wenn das der normale tägliche Zuwachs war.

Vor allem schienen eindeutig mehr Frauen als Männer hier zu sein, obwohl das Verhältnis der Neulinge 3:2 für die Herren der Schöpfung stand. Offenbar waren die männlichen Novizen tatsächlich beliebte Opfer, konstatierte Karylla. Deshalb hatten die sich wohl auch zuerst auf Ryko gestürzt. Nach den Fareak-Fladen stand noch eine gut zweistündige Andacht auf dem Plan, und so zockelte sie hinter den älteren Priestern her in den Inneren Schrein. Sie wollte ins Bett, dachte sie mißgelaunt. Diese Kopfschmerzen!

* * *

Alan hatte die Fareaks doch vor dem Abendmahl fertig bekommen - logischerweise, denn sonst hätte es kaum eins gegeben. Das Essen war einfach furchtbar, das Zeug schmeckte nach nichts, und er mußte ziemliche Mengen vertilgen, um halbwegs genügend Nährstoffe zu bekommen, was natürlich ziemlich auffiel. Naja, er hatte halt einen gesunden Appetit...

Dann fand auch noch eine Andacht statt. Das Geschwafel der Oberpriesterin machte keinerlei Sinn, und sowas sollte er sich zwei Stunden anhören! Nun fiel auch noch Sheryko in die Litanei ein. Alan beschloß, das Ganze einfach zu ignorieren, er würde sicherlich nichts verpassen. Statt dessen beobachtete er lieber die Anwesenden. Diese dämliche Dorfpriesterin war auch hier, stellte er fest.

Karylla mußte gewaltsam ein Grinsen unterdrücken. Um sich abzulenken, versetzte sie sich ganz in die Junycia-Rolle und lauschte mit offenem Mund und aufgerissenen Augen dem Priestergespann vor der Statue.

Hoffentlich war diese Andacht bald vorüber, dachte Alan. Er mußte in die Nähe des Standbildes kommen, um es gründlich untersuchen zu können. Nach den diversen Legenden befand sich der Schlüssel zum Schatz in der Nähe der Figur - aber bis jetzt hatte man ihn ja so mit Arbeit eingedeckt, daß er nicht mal einen Gedanken daran hatte verschwenden können. Zudem waren immer Priester im Inneren Schrein.

Vielleicht, wenn sich alle zur Ruhe begeben hatten... Dummerweise gab es da ein weiteres Problem, denn man hatte ihm einen Platz in einem 25-Betten-Saal zugedacht. Er mußte also warten, bis alle schliefen.

Endlich war es überstanden. Karylla seufzte erleichtert auf und trottete hinter den anderen Jungpriesterinnen zu ihrem Schlafsaal. Wenn alle eingeschlafen waren, würde sie den Inneren Schrein einer genaueren Untersuchung unterziehen.

* * *

3763/01/08 GZ

Um 02:00 Uhr war endlich alles ruhig, das hieß, nicht ganz, denn zwei der Priesterinnen holzten offenbar ganze Urwälder ab.

Blackfire verschwand noch einmal kurz auf die Toilette, bevor sie sich - nur mit dem ziemlich dünnen Schlafgewand und ihrem TM-Gürtel darunter - zum Inneren Schrein aufmachte. Hoffentlich mußte sie nicht schon wieder niesen... Sie packte eine ganze Ladung Taschentücher ein.

Alans Geduld war auf eine harte Probe gestellt worden, die Novizen in seinem Schlafsaal tuschelten pausenlos über irgendwas, bevor es endlich ruhig wurde. Er verließ das Bett und fluchte unterdrückt.

Dieses Nachtgewand war grauenhaft. Eine Art weißes, langärmeliges Hemd, das ihm bis zu den Knöcheln reichte. Aber er konnte sich nicht umziehen, da sich seine Sachen in einem Schrank befanden, dessen Tür erbärmlich knarrte. Er raffte also das Hemd und tappte barfuß aus dem Zimmer. Diese komischen Sandalen hatte er auch nicht angezogen, denn es gab sie anscheinend nur in einer Größe, und diese schien niemandem zu passen.

Karylla patschte ebenfalls mit bloßen Füßen über den kalten Steinboden. Um in diese Schnürsandalen zu kommen, hätte sie bestimmt eine halbe Stunde gebraucht, und das fand sie doch etwas nervig!

Endlich stand sie vor der Statue - und plötzlich passierte das Furchtbare. Sie nieste lautstark. Das Geräusch hallte durch den ganzen Saal.

Alan blieb stehen, als er jemanden niesen hörte. Gab es etwa eine Art Nachtwache? Er schob sich vorsichtig an der Wand entlang. Momentan konnte er niemanden entdecken.

Karylla schaute sich gehetzt um. Hoffentlich hatte das keiner gehört! Sie nahm sich vor, keine Aktionen mehr durchführen, wenn sie erkältet war. Naja, im Zweifelsfall würde sie behaupten, sie würde schlafwandeln oder sie hatte sich auf dem Weg zur Toilette verlaufen. Blackfire versteckte sich hinter der Statue und hielt sich kurzerhand die Nase zu, als es schon wieder kribbelte.

Alan stand nun vor der Figur. Immer noch niemand zu sehen... Er machte sich daran, die Statue langsam zu umrunden und zu untersuchen.

Karylla hörte sich nähernde Schritte und ging weiter um das Bildnis herum. Leider in die falsche Richtung, denn sie prallte in eine Person.

"*?S%@&%8!"

Alan war überrascht, als ihn jemand anrempelte. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf die Statue gerichtet gewesen. Er fluchte unterdrückt, jetzt mußte er sich eine sinnvolle Erklärung einfallen lassen, warum er sich um diese Zeit hier herumtrieb.

"Ähem..." machte Karylla peinlich berührt. Dann beschloß sie, es mit der ihr angeborenen Frechheit zu versuchen.

"Was machense hier?" fragte sie herrisch. Das war doch schon wieder dieser komische Typ, der bei Nardia gewesen war...

'Buäh, diese dumme Dorfpriesterin!' dachte Alan genervt. Der Akzent war unverkennbar.

"Und was tun Sie hier?" fragte er zurück.

"Ich hulldige der Göttin! Das solltense gefällix auch tun!"

"Mitten in der Nacht, im Schlafgewand?" erkundigte er sich zweifelnd. Irgendetwas war hier gewaltig faul.

"Was ne echte Priestarin is, tut das ze jeda Zeit!" Hm, dieser Typ kam ihr irgendwie bekannt vor. Sie mußte ihn schon einmal früher getroffen haben und nicht erst vorgestern!

"Ach so", meinte er. "Ich bin neu hier. Aber ich werde jetzt nicht weiter stören..." Wegen dieser blöden Kuh mußte er das Ganze verschieben! Aber er konnte sie nicht aus dem Weg schaffen, ohne daß es auffiel.

"Gut!" Karylla atmete auf. 'Dunkle Mutter, mach, daß sich der Typ bald verzieht!' dachte sie, schließlich wollte sie Untersuchungen anstellen und nicht die Zeit mit nutzlosem Gerede vergeuden. "Dann hebt Euch hinwech! Ein Nofize gehört um diese Zeit ins Bett, um füre Aufgabn des kommenden Tags gewappnet ze sein." Sie schneuzte sich.

Alan verzog das Gesicht, aber er räumte erst einmal das Feld. Er wurde halt wiederkommen, wenn sie weg war.

Der aufdringliche Pseudo-Novize verschwand, und Karylla konnte nun endlich eine genaue Untersuchung an der Statue vornehmen. Sie hatte zwar inzwischen Eisfüße, aber was sollte es? Warum war nur Ryko nicht hier, er war weitaus besser ausgerüstet als sie...

Blackfire klopfte an ein paar Stellen an das grünschimmernde Material. Die Kerzen verbreiteten lediglich schwaches Licht, so daß sie nur wenig erkennen konnte. Hm, der Opferdolch war immer noch voll von getrocknetem Blut. Sie zog einen Scansensor aus dem Gürtel und begann mit einer genauen Examination.

(Sensoreinheit eines Multiscanners. Dieser ist ein sehr vielseitiges Gerät, um Analysen aller Art vornehmen zu können (z.B. Strahlungen anmessen, chemische Substanzen analysieren, Röntgenscan u.ä.). Die Analysatoreinheit ist ein etwa 30cm x 10cm x 25cm großer Kasten, der an einem Trageriemen über der Schulter getragen werden kann und einen leistungsfähigen Minicomputer enthält. Der eigentliche Scansensor ist ein kleineres Kästchen von 15cm Länge, 4cm Breite und 1cm Dicke, das per Funk mit dem Auswertungsgerät verbunden ist.)

Die Ergebnisse wurden sofort zu Ryko hochgesendet, da sie aus verständlichen Gründen die Analysatoreinheit nicht mitnehmen wollte und lieber ihren Partner die Auswertung machen ließ.

Nach einer halben Stunde kehrte Alan zum Schrein zurück. Jetzt würde diese Frau wohl ihr Gebet beendet haben!

Doch dem war nicht so, sie war immer noch da. Merkwürdigerweise saß sie auf dem Sockel und betrachtete die Anzeige eines Scansensors. Tse, das hatte aber bestimmt nichts mit Gebeten zu tun! Alan betrachtete sie genauer, er hatte da so einen Verdacht... Lautlos näherte er sich der Statue. Es konnte sich wirklich nur um Blackfire handeln. Der Sache mußte er auch den Grund gehen.

"Ihr schonn widder?" Unauffällig ließ Karylla den Scansensor im Ärmel ihres Nachthemds verschwinden. Der Trick war absoluter Varieté-Standard, aber immer wieder wirkungsvoll...

"Ich wollte die Kerzen kontrollieren", meinte Alan mit einem verschüchterten Augenaufschlag.

"Se brennen. Ihr könnt wida gehn!"

"Oh nein! Der Hohepriester hat befohlen, daß sie jetzt ausgetauscht werden sollen."

"Tja - Wenn unsr Bruder-in-Elyx des meint, wirds schonn stimmen." Blackfire kniete sich vor die Statue und meditierte über diesen Typen nach. Was hatte der hier vor?

Alan machte sich daran, die Kerzen auszuwechseln. Er ließ sich dabei sehr viel Zeit, um die Priesterin genau zu beobachen.

Karylla hockte auf dem eisigen, harten Steinboden und verfluchte das dünne Nachthemd. Ihre Knie taten weh, und außerdem war ihr kalt. Sie beschloß, erst einmal in ihrer andächtigen Pose zu verharren und murmelte einige unverständliche Phrasen, die sich wie Gebete an Elyx anhörten.

Hoffentlich war sie bald fertig! Alan hatte nicht vor zu verschwinden, bevor er wußte, was hier los war. Er war sich nicht absolut sicher, ob es sich bei der Frau wirklich um Blackfire handelte. Aber falls sie es war... Er würde sie auf jeden Fall nicht mit der Statue allein lassen.

Karylla seufzte innerlich. Was brauchte der so lange für das Auswechseln der Kerzen? Wenn sie nicht bald aufstehen konnte, würden ihre Beine komplett einschlafen. Warum hatte sie sich bloß kein Kissen mitgenommen?

Alan hatte derweil seine Arbeit erledigt. Der Morgen graute schon, und bald war es Zeit für die Frühandacht. Wegen dieser dummen Nuß mußte er nun noch einen Tag länger hierbleiben. Er würde bestimmt wieder den ganzen Tag idiotische Aufträge bekommen.

Es war geschehen. Karylla merkte, daß ihre Beine ganz taub waren. Sie haßte dieses Gefühl, vor allem, wenn sie daran dachte, was für Höllenqualen sie ausstehen mußte, bis die Blutzirkulation wieder reibungslos funktionierte. Es gab wenig schlimmeres als eingeschlafene Beine... Sie setzte sich auf und beschloß, die Haxen auszustrecken. Buäh, es fing schon an zu kribbeln...

Alan grinste, anscheinend hatte sie ein Problem. Selbst schuld, dachte er, niemand hatte sie gezwungen, so lange dort zu hocken. Er überlegte, was er nun machen sollte. Hm, er sah momentan keine Möglichkeit, etwas zu unternehmen. Am besten ging er wieder ins Bett, bevor jemand von seinem nächtlichen Ausflug erfuhr. Morgen würde er es halt noch mal versuchen.

'Puh', dachte Blackfire. Er hatte sich doch noch verzogen. Jetzt konnte sie weitere Untersuchungen machen. Allerdings war es schon reichlich spät, und bald würden die anderen Priester hier erscheinen... Sie beschloß, noch ein Viertelstündchen zu bleiben und düste dann ebenfalls ab.

* * *

Nardia hatte entschieden genug vom Campen. Eine weitere Nacht in diesem Wald würde sie nicht überstehen. Egal, was es kostete, sie mußte ein Bett haben. Coryn wollte allerdings immer noch wissen, was im Tempel vor sich ging.

Endlich faßte Nardia einen Entschluß. Sie ließ sich von Cass abholen und kehrte zur Starcave zurück. Dort wertete sie mittels der Computer die bis jetzt gesammelten Daten aus. Coryn hingegen blieb in der Nähe des Tempels, falls Alan Hilfe brauchen sollte. Allerdings würde er nicht mehr lange untätig hier hocken bleiben...

* * *

Alan ging gerade der unwahrscheinlich interessanten Tätigkeit des Unkrautjätens nach. Das war eindeutig noch schlimmer als Fareaks zu schälen. Wie gut, daß er keine Kreuzschmerzen bekommen konnte, aber diese blöden Sandalen gingen ihm derart auf die Nerven, daß er sie auszog. Zudem war es auf dem Feld ausgesprochen heiß, und er mußte sehr aufpassen, um nicht zu verraten, daß ihm die Wärme nichts ausmachte. Zum Glück hatte sich die Aufsichtsperson, ein ziemlich beleibter Priester, in den Schatten eines Baumes gelegt und döste vor sich hin.

* * *

Blackfire war todmüde, und sie mußte mit den anderen Jungpriesterinnen Ritualgesänge auswendig lernen. Dabei konnte sie doch schon im hellwachen Zustand keine Gedichte merken!

Sie gähnte herzergreifend, was nur von einem Nieser unterbrochen wurde. Grummel, die Nacht auf dem kalten Steinboden hatte ihr wohl den Rest gegeben... Sie wollte zu gerne ins Bett und sich richtig auskurieren. Ryko war jetzt oben auf der Lightning und drehte Däumchen. Seufz, sie wünschte sich sein Computergehirn, dann hätte sie kein Problem mit den Althochkanshyana-Texten, die sie nicht einmal verstand, geschweige denn rezitieren konnte.

* * *

Coryn begab sich erneut in den Tempel. Er hatte diesen Entschluß gerade erst gefaßt. Egal, was die Typen versuchten, es war auf jeden Fall besser als tatenlos herumzuhängen. Er hatte schließlich auch ein Recht auf seinen Spaß.

Er wurde erfreut von den Priestern in Empfang genommen, was ihm doch irgendwie verdächtig erschien. Es irritierte ihn auch, daß sie diesmal gar nicht verlangten, er solle diesen komischen Kittel anziehen. Naja, hauptsache, er kam in die Nähe der Statue, alles andere würde sich schon ergeben.

Als der junge Dunnlorner den Tempel betrat, rannte ein Novize zu Sheryko und Clarycia. Diese wechselten einen bedeutungsvollen Blick. Das war doch par Definitionem ein Fremder, oder? Sie überlegten kurz, wer noch die Bedingungen erfüllte, um das zweite Opfer darzustellen.

Eine Fremde, die fremd ist und doch nicht fremd. Schwierig. Aber plötzlich hatte Sheryko die Erleuchtung. Wie wäre es denn mit dieser neuen Dorfpriesterin? Er befahl sie in den Inneren Schrein, und auch Coryn wurde dorthin geleitet.

Dieser war begeistert, daß man ihn direkt zu dem Bildnis der Göttin brachte. Aber es wimmelte hier von Menschen. Hm, dachte er, vielleicht stand gerade eine Messe auf dem Plan. Vor der Statue wurde er plötzlich gepackt. Das war wundervoll, fand er. Endlich passierte mal etwas Abenteuerliches.

Als Karylla von vier Priestern ergriffen wurde, bekam sie beinahe einen Wutanfall. Warum immer sie? Was zeichnete sie derart als Menschenopfer aus? Sie versuchte, zumindest ihren Arm zu befreien, um an den Notschalter ihres TM-Gürtels zu kommen. Als sie nach rechts sah, erblickte sie Coryn Arvhayn, der neben ihr stand und ein äußerst begeistertes Gesicht machte. Offenbar fand er die Vorstellung sehr toll, hier auf ziemlich ungesunde und blutige Art und Weise vom Leben zum Tode befördert zu werden... Wenigstens war ihr Sender aktiviert, und Ryko hörte mit, was geschah. Wenn es hart auf hart käme, würde er sie sicherlich retten, wenn sie nicht an ihren TM-Gürtel herankam.

Die Oberpriesterin erschien und intonierte wieder den Schwachsinn vom letzten Versuch.

'Einfach super', dachte Coryn, er konnte sein Glück kaum fassen. Ein echtes Menschenopfer! Na ja, fast... Nun wurde eine Frau herbeigeschleppt, das zweite Opfer. Hm, das war aber nicht so ideal. Coryn wollte nicht, daß ein Unschuldiger zu schaden kam.

Alan war derweil vom Feld zurückgekommen. Es war Zeit für die Vorbereitung des Mittagessens. Auf dem Weg zur Küche erspähte er Coryn. Was hatte das zu bedeuten? Alan war wütend. Hatte er nicht ausdrücklich darauf bestanden, daß Coryn bei Nardia blieb? Er folgte ihm in den Tempel, da es ihm durchaus wahrscheinlich schien, daß Coryn als nächstes Opfer auserwählt worden war.

Irgendwie hatte Alan den Verdacht, daß Coryn überhaupt nicht nachdachte. Er schaffte es mit Leichtigkeit, sich von einer Schwierigkeit in die nächste zu befördern, und er konnte zusehen, wie er die Sache wieder in Ordnung brachte. Zwar bestand ja keinerlei Gefahr für Coryns Leben, aber es mußte ja noch eine weitere Person geopfert werden, um das Ritual zu erfüllen. Vielleicht brauchte diese seinen Beistand.

Derweil war Alan im Inneren des Tempels angekommen. Anscheinend war diese Dorfpriesterin die Auserwählte. Sie ging wohl allen auf die Nerven. Alan grübelte, was er unternehmen konnte, doch angesichts der Menschenmengen war das komplizierter als er gedacht hatte...

Graaaaa... Am liebsten hätte Karylla wild um sich geschlagen und diese Typen ordentlich vermöbelt, aber bei einer Überzahl von gut 150:1 war das irgendwie illusorisch. Mittlerweile war die Oberpriesterin soweit, daß sie Sheryko das Schwert überreichte. Der Hohepriester schritt auf Coryn zu.

'Jetzt wird es spannend', dachte dieser. Sheryko legte den Dolch an Coryns Hals um ihm das Zeichen der Göttin beizubringen - was aber unerwarteterweise schon wieder keinen Erfolg zeigte.

Karyllas Kinnlade klappte herunter. Das sollte doch wohl... Noch ein Androide? Das hieß, es liefen mittlerweile drei davon herum, Shen und Myri einmal ausgenommen. Aber jetzt wurden ihr einige Dinge doch etwas klarer. Zum Beispiel, warum Ryko Coryn immer wieder in Schutz nahm, etc. Grumpf! Sie fragte sich ernsthaft, wie viele von der Sorte es noch geben mochte.

Coryn entwand Sheryko den Dolch, und dieser starrte ihn nur an. Am liebsten würde er den Priester ja ein wenig pieksen, um zu sehen, ob der überhaupt noch lebte, dachte er. Hm, das Dumme war nur, daß er keinerlei Ahnung hatte, was er nun unternehmen sollte. In den Holorama-Filmen kam zu diesem Zeitpunkt immer eine wilde Verfolgungsjagd, aber hier schien keiner etwas in der Richtung unternehmen zu wollen. Warum sollte er dann flüchten? In Filmen waren das aber nicht so kompliziert... Coryn sah dem Hohepriester tief in die Augen. Vielleicht hatte das ja einen Erfolg.

Blackfire war immer noch nicht darüber hinweg, daß Coryn ebenfalls nicht ganz echt war. Aber ihre Bewacher wirkten derzeit so verstört, daß sie ihnen die Ellenbogen in die Seiten rammen und sich losreißen konnte. Mit zweimaligem Tippen auf Violett war sie wieder auf der Lightning. Sie baute sich empört vor Ryko auf und funkelte ihn wütend an.

"Warum hast du mir das nie gesagt?"

"Was?" Ryko guckte äußerst irritiert.

"Daß Coryn auch ein Androide ist!"

"War das wichtig?"

"Hm. Nein, aber..."

"Siehst du."

"Grumpf!"

* * *

Alan hatte das Verschwinden der Dorfpriesterin stirnrunzelnd beobachtet. Er hatte also doch recht gehabt. Es war Blackfire! Warum fiel er bloß immer auf ihre Maskeraden herein?

Auch Coryn war zuerst irritiert gewesen, aber dann kam ihm der Verdacht, daß die Frau nur Karylla Noir sein konnte.

Alan war immer noch stocksauer auf Coryn, also bahnte er sich einen Weg durch die Menge, um diesen zur Rede zur stellen. Allerdings fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, daß das vor so viel Publikum nicht gerade ideal war.

Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge. Anscheinend erwachten sie aus der Starre. Alan hörte etwas wie 'von der Göttin gesandt', 'unsterblich', etc. Die Sache nahm eine unberechenbare Wendung. Coryn fixierte immer noch den Hohepriester.

Plötzlich trat die schwarzgekleidete Oberpriesterin zu Sheryko und schob diesen beiseite, bevor sie vor Coryn auf die Knie fiel

"Sohn der Elyx, vergebt unser voreiliges Handeln", sagte sie unterwürfig.

Das verwirrte Coryn sehr, da es gar nicht in sein Schema paßte. Er beschloß, sie erst einmal unverbindlich anzulächeln.

Alan konnte es nicht fassen, diese Priester waren anscheinend alle geistesgestört! Wie konnte jemand auch nur annehmen, diese Nervensäge wäre das Kind einer Göttin?

"Was können wir für Euch tun, Hoher Herr?"

"Ich soll das geheime Wissen abholen!" verkündete Coryn plötzlich.

"Ähm..." Clarycia sah den Sendboten irritiert an. Normalerweise überbrachten diese doch irgendetwas, zumindest eine Nachricht. Außerdem, das Geheimwissen abzuholen, war gar nicht so einfach, immerhin versuchten sie seit undenklichen Zeiten, die Rituale so abzuhalten, daß die Göttin gnädig gestimmt wurde und den Zugang öffnete.

"Tja, das müßt Ihr selbst holen... Als Bote der Elyx hat sie Euch doch hoffentlich gesagt, wie man die letzte Pforte öffnet..."

"Naja, sie hat gesagt, der Schlüssel befinde sich hier. Ich muß ihn also nur finden."

"Oh!" Sogleich begannen alle Priester durcheinander zu wuseln, um den ominösen Schlüssel irgendwo im Schrein zu entdecken.

Coryn machte ein sehr eigentümliches Gesicht. Diese Priester glaubten aber auch einfach alles. Aber wenigstens konnte er sich jetzt frei bewegen. Alan hatte Coryn nun erreicht und funkelte ihn wütend an.

Die Diskussion der beiden fand elektronisch, ohne einen Laut statt, schließlich waren sie nicht allein. Nach einiger Zeit entschlossen sie sich dann doch dazu, lieber nach Daten zu suchen, die ihnen etwas über das Geheimnis verrieten, als im Inneren Schrein darauf zu warten, daß die Priester es sich anders überlegten.

Derweil war Nardia von Tarishaan zurückgekehrt, allerdings als Stardust. Mit Hilfe eines TM-Gerätes war sie in die Nähe des Tempels gesprungen. Cass wartete gut versteckt in einem nahegelegenen Wäldchen. Inmitten der Aufregung gelang es ihr, sich unbehelligt in den Tempel zu gelangen. Dort erspähte sie auch Alan und Coryn, die gerade aus dem Inneren Schrein kamen. Eilig lief sie auf die beiden zu.

* * *

Mit viel Überredungskunst hatte Ryko es geschafft, seine Partnerin wieder zu versöhnen. Er entließ sie aus seinen Armen und sah sie fragend an.

"So, und was nun?" wollte er wissen. "Ich bin immer noch keinen Deut weitergekommen, seit du festgestellt hast, daß die Statue nichts anderes ist als eine Statue..."

Sie lehnte sich an ihn. "Hm..."

"Kary, du willst doch nicht etwa noch mal da runter?

"Sicher - was dachtest du? Zur Zeit ist da eine ganze Menge los..."

Karylla zog sich kurzerhand den grünen Priesterkrempel aus und suchte ihren schwarzen Overall, die entsprechenden Kontaktlinsen und die Perücke zusammen. Der silberne Overall mit dem schwarzen Blitz erschien ihr etwas zu auffällig. Ryko entschloß sich kurzerhand, seine Partnerin zu begleiten, auch er heute in Schwarz. Via TM sprangen die beiden in den Inneren Schrein.

Dort war offensichtlich das Chaos ausgebrochen.

Stardust diskutierte heftig mit Alan und Coryn. Sie waren immer noch keinen Schritt weiter. Grummel... Irgendwo mußte es doch Hinweise auf das Geheimnis geben.

"Ryko!" Karylla ergriff seine Hand. "Guck mal, was macht denn Stardust hier?"

"Keine Ahnung. Was machen wir hier?"

"Hm. Schlag etwas vor!"

"Du bist für die Pläne zuständig, mein Schatz."

"Seht mal, Blackfire und Infinity!" meinte Coryn überrascht. Jana und Alan wandten sich um. Sie waren alles andere als begeistert. Die beiden hatten ihnen gerade noch gefehlt...

Karylla grapschte sich eine Novizin, zerrte ihr den orangenen Überwurf herunter und zog sich das Teil selbst über. Die Frau wurde erst einmal mit dem Pfeilwerfer schlafen gelegt. Ryko verfuhr ebenso mit einem Jungpriester. So fielen sie nicht ganz so auf. Was wohl Stardust & Co. vorhatten?

(Ein Pfeilwerfer ist ein ca. 30cm langer, 1cm durchmessender, schwarzer Stab, mit dem Lähmkristalle verschossen werden können. Diese Lähmkristalle sind 2cm lang, durchmessen etwa 0.1 mm und durchdringen nachgiebige Materialien relativ gut. Sie lösen sich im Körper des Opfers komplett auf und führen zu einer 2-3 stündigen Bewußtlosigkeit. Blackfires obligatorische Waffe. Sie hat zwei Pfeilwerfer, an jedem Stiefel einen, die mit einer Magnethalterung versehen sind.)

Jana, Alan und Coryn waren zu dem Ergebnis gekommen, daß sie die Unterlagen des Tempels nach Hinweisen untersuchen sollten. Also machten sie sich auf den Weg, diese zu suchen. Was wohl Blackfire und Infinity vorhatten?

Karylla fand es ungerecht. Immer lächelten alle über ihre Pläne, dabei hatten sie in der Regel selber gar keine Ideen. Grummel. Sie überlegte also. Ah! Sie würde am besten versuchen, sich einmal in den unteren Höhlen umzusehen. Vielleicht konnte sie von dort unauffällig an die Kellergewölbe des Tempels herankommen. Wenn es sowas hier gab, hieß das.

Die anderen befanden sich immer noch auf der Suche nach der Bibliothek, die sie schließlich auch fanden. Zwar war die Türe verschlossen, doch so etwas hatte Alan bekanntlicherweise noch nie gestört. In dem riesigen Raum roch es ausgesprochen muffig. Es schien der Staub von Jahrhunderten zu sein, den ihre Schritte aufwirbelten. Der Raum hatte keine Fenster, wurde also nur von dem Licht erhellt, das durch die offene Tür einfiel. Jana kniff die Augen zusammen; viel konnte sie nicht erkennen. Alan hatte inzwischen einen Leuchter entdeckt und zündete die Kerzen an. Die deckenhohen Regale waren bis oben hin mit Schriftrollen und Büchern vollgestopft. Das sah nach Arbeit aus...

* * *

Karylla und Ryko machten sich wieder zu derselben Tür auf, durch die sie schon einmal im Höhlenlabyrinth gelandet waren. Diesmal waren sie aber besser ausgerüstet, und außerdem jagten heute keine Verfolger hinter ihnen her.

"Okay, Ryko, du hast den Grundriß des Tempels gesehen? Dann führe uns unter diesen Inneren Schrein."

"Wird gemacht..."

Die beiden hielten Taschenlampen in der Hand und machten sich auf die Beine. Nach fünf Metern befreite sich Blackfire erst einmal wieder von dem Stoffetzen. Warum hatte sie ihn sich überhaupt organisiert, dachte sie genervt.

"Hier ist es!" Ryko deutete nach oben. Die Decke war bestimmt zehn Meter hoch und von glitzernden Tropfsteinen überwuchert.

"Und nun?" Karylla sah gestreßt hinauf. Selbst wenn Ryko sie hochheben würde - keine Chance.

* * *

Stardust, Alan und Coryn gruben sich durch die stark verstaubten Schriftrollen, die alle nur diverse Versionen von Ritualen beschrieben, durch die man an das geheime Wissen gelangen sollte. Jana hatte es aufgegeben, sie konnte die meisten Rollen überhaupt nicht entziffern. Gefrustet wühlte sie in einem besonders dreckigen Regal herum. Pfui, Spinnweben... Dort entdeckte sie ein paar uralte Schriftstücke. Sie schienen sich bei der geringsten Berührung in Staub auflösen zu wollen. Die Schrift war so gut wie verblaßt. Stardust überreichte die Dinger Alan - aber auch darin fanden sich keine Hinweise, es waren wieder nur Ritualbeschreibungen. Allerdings waren sich alle Schriften darin einig, daß das Ritual im Inneren Schrein, im Angesicht der Göttin, ausgeführt werden mußte. Seufz, die Bibliothek war also ein völliger Fehlschlag. Sie würden sich etwas anderes überlegen müssen.

* * *

Blackfire leuchtete einmal durch die Höhle. Aha! Sie hatte die Lösung gefunden. Da war etwas seitlich von ihr eine Säule, wo ein Stalaktit und ein Stalagmit zusammengewachsen waren. Das Ding sah massiv genug aus, um sie zu tragen. Sie ließ sich von Ryko einen Hammer geben und klopfte kurzerhand Löcher in den Stein, an denen sie hinaufkletterte. Bei einer Höhe von drei Metern erschien es ihr dann doch unsicher, und sie sprang wieder hinunter. Am besten sie holte von der Lightning Seile und Metallhaken, dann sollte es gehen. Außerdem wollte sie noch einen Desintegrator-Brenner mitnehmen.

Gesagt, getan. Sie startete einen zweiten Anlauf. Endlich war sie oben. Sogleich setzte sie den Brenner an und löste die Decke schräg vor sich auf. Plötzlich rumpelte es bedrohlich, und ein Teil der Höhlendecke stürzte ein. Blackfire fiel von der Säule und hätte sich sicherlich den Hals gebrochen, wenn Ryko sie nicht geistesgegenwärtig aufgefangen hätte.

Als sie den ersten Schreck verwunden hatte, bemerkte sie, daß offenbar ein leerstehender Schlafsaal des Tempels heruntergeplumpst war. Sie hatte an der falschen Stelle gebohrt... Grumpf!

* * *

Es donnerte heftig, und Stardust mußte sich krampfhaft festhalten, um nicht umzufallen.

'Ein Erdbeben?' dachte sie entsetzt. Coryn fluchte lästerlich, weil er sich auf sein Hinterteil gesetzt hatte. Alan knurrte verärgert, da konnte doch nur Blackfire dahinter stecken... Das Zentrum der Erschütterung lag aber merkwürdigerweise unter einem Schlafsaal. Sehr eigentümlich, was hatten sie bloß vor? Die drei beschlossen, sich dort umzusehen.

* * *

Einige Leute waren oben zum Rand des Loches geeilt und spähten neugierig über die Kante. Zum Glück war es unten dunkel genug, so daß man nichts erkennen konnte. Gefrustet sammelten Karylla und Ryko ihre Sachen wieder ein und sprangen zur Lightning zurück, um sich dort eine neue Annäherung an das Problem zu überlegen.

Stardust sah ebenfalls interessiert durch das Loch. Sehr merkwürdig... Alan und Coryn konnten diverse Teile einer Bergsteigerausrüstung in einer Säule erkennen - also war es wohl wirklich Blackfire gewesen. Aber warum hatte sie dieses Loch fabriziert? Es hatte einfach keinen Sinn! Sollte sich etwas unter dem Tempel befinden? Der Sache mußten sie nachgehen...

Coryn und Alan suchten nochmals die Statue samt Sockel ab. Praktischerweise herrschte im Inneren Schrein immer noch große Aufregung, so daß sich niemand um sie kümmerte.

* * *

"Das war also nichts", meinte Karylla seufzend. Die Säule stand leider etwas falsch. Eigentlich wollte sie ja unter der Elyx-Statue buddeln... Ryko schüttelte den Kopf und betrachtete seine Gefährtin besorgt.

"Und dir ist wirklich nichts passiert?" Er strich vorsichtig über ihre Wange. Blackfire war ziemlich eingestaubt, stellte er fest.

"Nein", versicherte Karylla ihm.

"Und nun?" wollte Infinity wissen.

"Laß mich mal überlegen..."

* * *

Die Suche an dem Standbild ergab natürlich auch diesmal nichts. Was sollten sie nun tun? Wohlmöglich irgendso ein Ritual aufführen und hoffen, daß es das Richtige war?

Stardust konnte einfach nicht glauben, daß sowas der Schlüssel sein sollte. Alan und Coryn grübelten darüber nach, woraus das Wissen eigentlich bestehen könnte. Auch darauf gab es keinerlei Hinweise. Irgendwie schienen sie sich pausenlos im Kreis zu drehen und kamen nicht einen Schritt weiter.

* * *

"Ich habe eine Idee!" verkündete Blackfire. "In dem Tempel muß es irgendwelche Dokumente oder Aufzeichnungen geben... Wir werden also dorthin springen und das Zeug mitgehen lassen." Ryko sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, aber da ihm nichts besseres einfiel...

Sie suchten das Archiv des Tempels auf, und Ryko ging die Schriftrollen durch. Offenkundig war schon jemand vor ihnen dagewesen, denn überall waren Spuren im Staub zu sehen. Karylla bestand darauf, die Rollen einzusammeln, obwohl Ryko schon alles gelesen hatte.

Wieder auf der Lightning überspielte Ryko die Daten in den Bordcomputer, und Karylla zog sich einen bereits in modernes Enaryshana übersetzten Ausdruck. Es handelte sich um ungezählte blutrünstige Rituale, die alle dazu dienen sollten, die 'letzte Pforte zum Hohen Wissen' zu öffnen.

Auf einmal hellte sich Blackfires Miene auf. Jetzt wußte sie, wie sie an das Hohe Wissen kommen konnte! Sie machte sich mit Ryko an die Vorbereitungen.

* * *

Jana hockte auf dem Sockel der Statue und grübelte. Ihr fiel aber partout nicht Vernünftiges ein. Wie kam man bloß an dieses Geheimnis heran? Alan dachte immer noch über den Zweck der Rituale nach. Es mußte einen Zusammenhang zwischen den Ritualen und dem Zugang zum Hohen Wissen geben.

Es ging anscheinend kein Weg an der Durchführung eines Rituals vorbei, wenn man an das Geheimnis wollte. Aber wie sollten sie das bewerkstelligen? Sie konnten doch nicht solange irgendwelche Typen opfern, bis sie das richtige Ritual gefunden hatten... Coryn war frustriert. In den Holorama-Filmen war das aber nicht so kompliziert. Grummel!

* * *

Karylla und Ryko saßen über den Schriftrollen und suchten die älteste heraus, was gar nicht so einfach war. Endlich war es ihnen gelungen, die Teile halbwegs korrekt zu datieren. Ryko musterte die antike Folie. Sie fiel beinahe auseinander, und er war froh darüber, daß er den Inhalt bereits abgespeichert hatte.

"Das ist es!" verkündete Blackfire. Sie las den Inhalt des zugehörigen Computerausdruckes durch.

"Okay. Hier steht etwas davon, daß wir zwei Opfer brauchen, eine Lady und ein männliches Wesen. Beide werden mit dem Mal der Göttin gezeichnet und auf äußerst unappetitliche Art und Weise niedergemetzelt. Dazu stehen hier auch gleich die passenden rituellen Worte. - Püh, wenn ich mir vorstelle, daß die uns auch so aufschlitzen wollten", empörte sie sich. "Okay, jetzt auf, an den Compi..."

Sie stellten einen genauen Zeitplan für den Ritualablauf zusammen. Schließlich atmete Karylla tief ein.

"So! - Jetzt müssen wir uns ins Enaryshavean-TV einschalten - da wird doch sicherlich irgendwas an Horror-Filmen laufen... Wir brauchen nur ein paar Szenen geschickt zusammenschneiden und dann im Computer passend arrangieren... Anschließend arbeiten wir es für den Holoprojektor um."

Gesagt, getan. Nach einiger Zeit hatten sie alles fertig, und die beiden sprangen erneut in den Inneren Schrein. Dort rannte immer noch alles durcheinander, als Blackfire und Infinity den Projektor vor der Statue aufbauten und den Film abfuhren.

Stardust beobachtete die beiden fasziniert. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Coryn und Alan sahen sich nur bedeutungsvoll an. Warum waren sie nicht darauf gekommen?

Kaum lief die Projektion ab, als alle Priester ehrfürchtig zusahen. Vor allem, wie am Ende des Films die Wand hinter der Statue zu flimmern begann und sich als Bildschirm entpuppte. Ein älterer Mann mit rotblonden Haaren und reichlich irrem Blick war zu sehen.

Stardust sah erstaunt auf den Monitor. Sie hatte eigentlich damit gerechnet, daß sich eine Geheimtür öffnen würde oder sowas. Auch Coryn war irgendwie enttäuscht, das war einfach nicht spektakulär genug. Alan schüttelte nur den Kopf. Er war gespannt, als was sich das Hohe Wissen nun entpuppen würde.

"Ich grüße Euch", sagte der Mann in Althochkanshyana. Karylla verstand nur Raumhafen und Fehlstarts und gab ein paar lästerliche Flüche zum besten. Aber wenigstens wußte Ryko, worum es ging.

Jana grummelte. Warum immer diese Fremdsprachen? Konnten Geheimnisse nicht mal in einer Sprache abgefaßt sein, die sie beherrschte? Auch Coryn konnte damit rein gar nichts anfangen. Wer rechnete auch schon damit, jemals eine dieser antiken Sprachen zu brauchen? Alan sah sehr nachdenklich aus. Althochkanshyana, dachte er. Sehr eigentümlich.

"Ihr, die Ihr nach unserem Geiste lebt, mögt nun nähertreten, um die Alte Macht in Empfang zu nehmen." Es tat sich eine Öffnung in der Wand auf, die düsterrot schimmerte.

Ryko fand das Ganze höchst suspekt.

Aha, dachte Jana. Da war endlich die ersehnte Geheimtür. Nur, was hatte der Typ da gebrabbelt? Coryn näherte sich neugierig der Pforte.

Auch Alan wollte nun wissen, was sich dort befand. Plötzlich rissen etwa zehn Priester und Priesterinnen ihre Umhänge herunter und hielten Lasergewehre in den Händen, mit denen sie wild in der Gegend herumballerten. Karylla schlug reflexartig auf den Notauslöser des TM-Gürtels, während Ryko sich hinter der Statue in Sicherheit brachte.

Alan warf sich zu Boden und riß Stardust mit. Coryn hatte ebenfalls Deckung gesucht. Grumpf, warum mußten die Typen gerade jetzt auftauchen? Die Angreifer schossen wahllos auf die Anwesenden und hatten offenbar großen Spaß daran, die Leute umzubringen.

"Viele Grüße von Xi!", meinte eine Lady und gab einem Novizen den 'Gnadenschuß'. Ryko beschloß, daß es wirklich sicherer wäre, erst einmal zu verschwinden. Hier konnte er auch nicht helfen. Er folgte seiner Partnerin zur Lightning.

Karylla saß mit versteinertem Gesicht am Leitstand.

"Diese Bestien! Allesamt..." meinte sie erschüttert.

"Es waren Leute von Xi", erklärte Ryko und legte beschützend die Arme um sie.

"Wir müssen dafür sorgen, daß Xi auf keinen Fall dieses Geheimnis oder was-auch-immer bekommt", sagte Karylla entschlossen. "Was immer es ist, scheint von ziemlicher Bedeutung zu sein. - Ich muß mir etwas überlegen." Sie lehnte sich zurück und ließ sich von Ryko den Nacken massieren. Er war einfach lieb, fand sie. Aber was konnten sie nur unternehmen?

* * *

Entsetzt beobachteten Stardust, Coryn und Alan das Gemetzel. Es war furchtbar, daß sie überhaupt nichts machen konnten. Sie hatten schon ausreichend damit zu tun, ihr eigenes Leben zu retten.

Langsam und äußerst behutsam schoben sie sich in Richtung Ausgang. Daß ihnen das gelang, was nur der Tatsache zu verdanken, daß die Typen mehr daran interessiert waren, das Geheimnis zu enträtseln, als auf Bewegungen im Raum zu achten. Aber trotzdem, sie mußten einfach verhindern, daß das, was da auch immer verborgen war, in die Hände dieser Verbrecher fiel.

Und wer oder was war Xi? Keiner von ihnen hatte je davon gehört. Sollte es eine neue Verbrecherorganisation sein? Eine, die die Nachfolge des Konsortium D antreten wollte?

* * *

"Ich habe nicht die geringste Idee", meinte Karylla. Außerdem war sie müde, da sie in der Nacht kaum geschlafen hatte, und ihre Erkältung nervte sie ebenfalls. "Wenn der Optoflektor mich länger als zehn Minuten unsichtbar machen würde..."

"Macht er aber nicht."

"Ich weiß! Hm, und die Typen sind zuwenig, als daß ich mich dazu begeben könnte", überlegte die schwarzhaarige Frau.

"Vielleicht können wir unsichtbar hinterherschleichen und uns zwischendurch verstecken, um den Energiezellen Zeit zum Aufladen zu geben."

"Hm. Das wäre eine Idee. Leider ist der Optoflektor so schwer..." Vor allem, wo sie sich so furchtbar schlapp fühlte...

"Ich werde die Sache übernehmen, Kary."

"Ja? Das wäre super! Ich glaube nicht, daß ich zur Zeit zu viel zu gebrauchen wäre." Sie nieste wieder lautstark.

"Gut, ich gehe."

"Paß auf dich auf, mein Schatz!"

Ryko schnappte sich den Tornister mit dem Tarnschildaggregat und sprang in den Inneren Schrein.

* * *

Stardust seufzte erleichert, als sie den Inneren Schrein endlich verlassen hatten. Hier brauchte sie wenigstens nicht bei jeder Bewegung um ihr Leben bangen.

Coryn ärgerte sich maßlos, daß er jetzt nicht in diese Geheimkammer konnte. Aber es waren zu viele, als daß sie drei eine Chance hatten. Nicht gegen Lasergewehre... Frustrierend, dabei waren sie schon so nahe dran gewesen.

Alan war immer noch entsetzt über die Morde. Er war so wütend, daß er sich ohne nachzudenken auf die Typen gestürzt hätte, doch die Anwesenheit von Jana und Coryn hatte ihn zurückgehalten. Wenn er doch nur eine Waffe hätte... 'Komisch', dachte er, das war das erste Mal, daß er sich sowas wünschte...

* * *

Ryko eilte durch das roterleuchtete Tor. Es fühlte sich seltsam an, wie ein Feld statischer Energie, das seine Schaltkreise auflud und ein merkwürdiges Prickeln verursachte. Endlich hatte er den Energievorhang passiert und stand in einem leeren Gangsystem. In einiger Entfernung waren Schritte zu hören, also beschloß er, den Tarnschild erstmal zu desaktivieren und schlich vorsichtig voran.

Stardust hatte sich inzwischen dazu entschlossen, Cass zu rufen, damit sie sich ausrüsten konnten. Die drei eilten in den Hof, um sich dort mit ihm zu treffen. Jana wühlte erst einmal einen Blaster aus dem Gleiter. Wie gut, daß sie immer alles mögliche mit sich herumschleppte. Bei diesen Typen kannte sie keine Gnade mehr.

Auch Coryn und Alan bedienten sich aus Cass Kofferraum, wobei sie sich gleich ein paar praktischere Klamotten heraussuchten. Als sie sich wieder auf den Weg in den Tempel machten, trugen alle drei schwarze Overalls.

Die Pforte war unbewacht. Anscheinend waren die Verbrecher gemeinsam hinuntergestiegen. Das hieß, sie erwarteten keinen Angriff aus dieser Richtung, was in dieser Situation nur von Vorteil war. Von wem auch? Die Elyx-Priester lagen reglos auf dem Boden... Vorsichtig kletterten Alan, Coryn und Jana in den Tunnel.

Lautlos schlich Ryko voran. Nun wurden die Stimmen lauter. Er blickte sich also noch sorgfältiger um, wobei er aber immer noch darauf verzichtete, den Tarnschild zu aktivieren - schließlich hatte er nur zehn Minuten. Endlich erreichte er ein verschlossenes Schott, hinter dem einige Flüche zu hören waren.

Alan hatte die Führung übernommen. Ohne einen Laut bewegten sie sich vorwärts. Auf keinen Fall durften sie sich überraschen lassen, denn dann waren alle Chancen vernichtet. Aber bis jetzt war ja noch alles gut gegangen...

Ryko aktivierte den Optoflektor und öffnete das Schott, um in einem Sekundenbruchteil hindurchzuhuschen. Sofort schob sich die Türe wieder zu.

Alle neun (es waren doch keine zehn Leute gewesen) Attentäter waren in dem Saal versammelt. Es sah nach einer gawaltigen Computeranlage aus. Offenbar ärgerten sich die Verbrecher darüber, daß alle Beschriftungen und Hilfen in Althochkanshyana gehalten waren.

Plötzlich waren Stimmen zu hören. Alan winkte den anderen, zurückzubleiben, während er sich umsah. Die Geräusche schienen aus einem Raum hinter dem Schott zu kommen, und er vermutete, daß es sich um ungefähr zehn Personen handeln mußte.

Coryn und Jana waren inzwischen ebenfalls vor der Türe angelangt. Da Alan nicht zurückgekommen war, hatten sie sich einfach auf den Weg gemacht. Zehn zu drei war kein unbedingt günstiges Verhältnis, fand Alan, vor allem, wenn sie den Raum stürmen müßten. Sie sollten sich einen anderen Plan zurechtlegen...

Ryko ging hinter einem Regal in Deckung und erlaubte den Energiezellen seines Tarnschildes eine kurze Erholungspause. Er hatte notfalls noch einen Satz zum Auswechseln dabei, aber wenn es hart auf hart ging, würde er keine Zeit dazu haben.

Die Althochkanshyana-Texte, die aus den Lautsprecher tönten, erzählten etwas von der ultimaten Waffe für den Kampf gegen das Narasyny-Imperium. Ryko fragte sich, was er unternehmen konnte. Er würde noch einen Moment warten, bis die Energiezellen etwas nachgeladen waren und zwischendurch an einem Plan arbeiten.

Alan hatte sich dazu entschlossen, ein wenig an der Türverriegelung herumzuspielen. Er hoffte, damit einige Leute herauslocken zu können. Die drei positionierten sich links und rechts des Schotts an der Wand, bevor Alan die Tür aufgleiten ließ.

Ryko hörte, wie sich das Schott erneut öffnete. Bekamen die Typen etwa Verstärkung? Hm. Sie schienen jedenfalls sehr hektisch zu reagieren.

Da anscheinend niemand herauskommen wollte, schloß Alan die Tür wieder, bevor er sie erneut öffnete.

Irritiert hob Ryko die Augenbraue. Entweder hatte das Schott einen Defekt, oder da war jemand, der die Leute herauslocken wollte. Er beschloß abzuwarten. Die Optoflektor-Energiezellen waren schon wieder bei 95 Prozent.

Die Verbrecher faßten endlich den Entschluß, daß mal jemand nachsehen sollte, was da draußen vorging. Sie schickten zwei Leute hinaus, und Alan & Coryn nahmen die beiden herzlichst in Empfang. Nachdem die Xi-Leute ins Land der Träume befördert worden waren, verschnürte Jana sie kunstgerecht mit den vorsorglich mitgebrachten Stricken.

Ryko hörte zwei trockene Karateschläge; zumindest deutete er die Geräusche so. Minus zwei, dachte er. Wer wohl da draußen war?

Die nächsten zwei machten sich auf den Weg, um nachzusehen. Sie wurden ebenfalls bestens versorgt. Als Jana mit einem Zeichen bestätigte, daß sie alle gut gefesselt hatte, überlegte Alan, ob sie es jetzt wagen konnten, den Raum zu stürmen. Die Typen waren mit Sicherheit mißtrauisch geworden. Er wartete noch einen Moment und lauschte angestrengt.

100 Prozent Ladung, dachte Ryko. Okay... Er schaltete den Tarnschild wieder an und kümmerte sich nun um die restlichen fünf Personen. Zwei flogen im hohen Bogen durch die Zentrale.

Alan hatte sich doch für einen Angriff entschieden. Sie stürmten den Saal, gerade, als die beiden Verbrecher durch die Luft segelten.

Irritiert blieben sie stehen, doch dann stürzten sie sich auf die letzten drei Gangster. Man mußte die Gunst der Minute nutzen. Sie konnten auch noch später über dieses Phänomen nachdenken. Schnell waren die Leute erledigt, und Jana machte sich wieder ans Einwickeln.

'Aha, Alan & Co.', bemerkte Ryko und desaktivierte den Tarnschild.

"Hi!"

Stardust wirbelte herum. Ryko Maiell? Graaa, der hatte ihr noch gefehlt! Sie machte sich wieder daran, die Leute zu fesseln.

"Hi!" meinte Coryn, und Alan nickte grüßend. Die beiden sahen sich neugierig um. Coryn verzog enttäuscht das Gesicht, er konnte schon wieder nichts entziffern. Vielleicht sollte er doch endlich mal alte Sprachen lernen, für die Schatzsuche schienen die unerläßlich zu sein.

"Dieses Teil scheint eine antike Waffenzentrale zu sein", meinte Ryko. "Das habe ich zumindest aus den Kommentaren des Sprechers entnommen."

"Die Beschriftung läßt auch darauf schließen. Das ist also das Geheimnis der Elyx", sagte Alan nachdenklich.

"Ich frage mich, was wir hiermit unternehmen sollen", überlegte Ryko. Warum war Karylla nicht hier? Die hätte bestimmt wieder eine Idee...

"Mitnehmen können wir es schlecht!" warf Coryn ein.

"Sicherlich", bemerkte Ryko gestreßt. "Sollen wir das Lager in die Luft jagen? Ich weiß nur nicht, wie groß der Schaden wäre, den wir damit anrichten würden."

"Ich bin dafür, das ganze Zeug zu vernichten", meinte Stardust, die inzwischen mit dem Verschnüren fertig war.

"Gut." Ryko kontaktierte Blackfire, und diese materialisierte nun auch. Allerdings nicht, ohne einmal lautstark zu niesen.

"Gesundheit!" sagte Jana grinsend.

"Besten Dank..." Blackfire fischte nach einem Taschentuch, bevor sie leidend in die Runde blickte. "Ich hasse es!"

Coryn sah sie mitleidig an, während Alans Blick sie nur teilnahmslos streifte. Ryko nahm sie tröstend in die Arme.

"Wir haben ein Waffenlager aufgefunden, aber wahrscheinlich würden wir den halben Kontinent in die Luft jagen, wenn wir es einfach sprengen."

"Hm-hm..."

"Sprengen ist wirklich zu gefährlich. Wie wäre es mit zerschmelzen?" fragte Stardust und brachte die größtmögliche Entfernung zwischen sich und Blackfire. Sie wollte sich auf keinen Fall eine Erkältung einfangen.

"Klingt gut. Ich hole nur meinen Desintegrator-Brenner", meinte Karylla. Sie verschwand und kehrte kurz darauf mit einem Rückentornister zurück, wobei sie eine Art Pistole, die mit einem Kabel an dem Gerät hing, in der Hand hielt.

"Mich würde interessieren, von wem die Typen andauernd geredet haben", sagte Alan plötzlich.

"Wer?" fragte Blackfire, die irgendwie den Faden nicht fand.

"Xi oder so", erwiderte Alan nachdenklich.

"Ach, Xi", meinte Karylla stirnrunzelnd. "Das ist der Typ, der die Überrreste des KD eingesammelt hat und mit denen eine Organisation Xi gründen will, bzw. gegründet hat."

"Aha." Alan grübelte, woher sie das schon wieder wußte. Irgendwie schien er nie auf dem Laufenden zu sein. Hm, er sollte sich demnächst doch mehr für die Geschehnisse interessieren.

"Wie wäre es, wenn du endlich anfangen würdest?" Jana war ungeduldig, sie wollte diesen Ort möglichst schnell verlassen.

"Aber mit größtem Vergnügen!" Karylla richtete den Brenner auf den Computer und desintegrierte die Kontrollen.

Stardust sah mit Genugtuung, wie das Teil zerfloß. Aber sie sollten sich aus dem Staub machen, bevor irgendwer nachsehen kam, wo die Typen geblieben waren. Da fiel ihr etwas ein.

"Was machen wir denn mit denen da?" wollte sie wissen und deutete auf die Verbrecher.

"Äh, ja", meinte Blackfire irritiert. "Jana, du bist doch in der ISPC - kümmere du dich am besten darum."

"Seufz!" machte sie. "Immer ich!" Dann verständigte sie die Polizei. Sie sollte sich schon mal eine sinnvolle Erklärung einfallen lassen - was sie hier machten, wie sie die Gangster überwältigt hatten, etc...

"Okay. Wir verschwinden dann besser, bevor die Polizei eintrifft..." Karylla nickte ihrem Gefährten zu und kehrte mit ihm zur Lightning zurück. Sie sah Ryko gestreßt an.

"Das war wieder ein toller Urlaub!" Sie seufzte und schmiegte sich an ihn. "Ich kann es irgendwie gar nicht fassen, daß Carmi tot ist..." Diese war eine der ersten gewesen, die die Xi-Leuten bei ihrem Überfall ermordet hatten.

"Sch, Kary..." Ryko nahm sie in die Arme, bevor sie ins Suune-System zurückkehrten.

* * *

Stardust, Alan und Coryn warteten auf die Polizei. Sie gaben einige Erklärungen ab, vermieden es aber, den Grund für ihr Hiersein zu erwähnen.

Die Mörder wurden allesamt zum Enaryshavell-Gefängnis transportiert. Kurze Zeit später waren die drei endlich wieder in der Starcave.

'Das also zum Thema Urlaub', dachte Jana gestreßt. Seufz. Vorerst hatte sie eindeutig genug davon.

* * *

Am nächsten Morgen ging das Geschehene durch die gesamte Tagespresse.

STARDUST UND CORYN ARVHAYN LEGEN ELYX-TEMPEL IN SCHUTT UND ASCHE!

ISPC vernichtet blutrünstigen Elyx-Kult!

Wer ist der neue Partner von Stardust?

Etwas später rief die ISPC in der Starcave an, um die drei zu einer Besprechung zu bitten. Dort erfuhren sie von Departmentleiter Lasalle, daß aufgrund der zunehmenden Schwierigkeiten eine neue ISPC-Spezial-Einheit gegründet werden sollte.

Im Endeffekt hieß das für Jana und Coryn, keine Routinearbeit mehr, sowie einen unbegrenzten Etat für die Einheit. Und was sie an Spezialgeräten brauchten, würden sie bekommen.

Hawk of Dawn wurde eingestellt, im Status eines Chefingenieurs. Die drei akzeptierten erfreut, da ihnen schon länger etwas Ähnliches vorgeschwebt war. Sie äußerten auch gleich den Wunsch nach einem eigenen Raumschiff, bevor sie sich zur Starcave zurückbegaben. Dort schmiedeten sie Pläne und grübelten über einen Namen für das neue Team.

- BYE -

Back to SvB Index

Last modified: 13.04.2002

This site is part of Shangtu: City of Imagination
 designed and maintained by Anandi (anandi@shangtu.de)