Die Hüter des Friedens
Wunder der Vier Galaxien
(c) 1981 by Stayka Quest
Man schreibt den 05:02:2226TZ. Den Hütern des Friedens ist es
gelungen, eine gefährliche Bedrohung der Galaxis
Nehgqù-Xuqù, die auch 'Milchstraße' genannt wird, zu
beseitigen. Die Gefahr bestand in einer 'Infektion' einer
beträchtlichen Anzahl von Sternen durch die sogenannten
Sonnenparasiten, die für ihre Vermehrung ungeheure Energiemengen
benötigen, den Sternstoffwechsel extrem beschleunigen und dadurch
eine Explosion der jeweiligen Sonne verursachen. Die Methode der
Beseitigung war ebenso ungewöhnlich wie die eigentliche Bedrohung:
Die Friedenshüter ließen den gesamten (!) Novasektor in der
Anti-Sonne Unea verschwinden, die jedes Objekt aus dem
'Normal-Universum' unweigerlich vernichtet. Nun sind die
Sonnenparasiten eliminiert worden, aber die Produzenten jener
künstlichen Lebewesen konnten nicht ermittelt werden. Diese
Aufgabe soll von den Hauptcomputern übernommen werden, die mit den
Friedenshütern zusammenarbeiten. Noch befinden sich die Hüter
des Friedens komplett auf S'haiya II/Artexan in
Nehgqù-Xuqù, aber nachdem die Angelegenheit Novazone
erledigt ist, verstreuen sie sich wieder in alle Raumströmungen.
Über mecon -- MEntal CONnection, 'Gedankenfunk' --
befindet sich Cosna, das Computerzentrum von Sna-Tgyhl und der
Hauptcomputer der Vier Galaxien in Kontakt mit den
Friedenshütern auf Artexan.
Cosna: Soweit ich mich erinnern kann, war vor der Sache mit der
Novazone hier in den Vier Galaxien nichts besonderes los,
stimmt's? P'héry, hattest du den 'Ring der Dunkelheit'
eigentlich erledigt?
Der Angesprochene, ein superschlanker, violetthäutiger Humanoide
mit tiefblauen Haaren und Augen, der in einer nachgerade unglaublich
bunten Kombination steckt, macht eine Geste, in der sich
Entschlossenheit und Unrast mischen.
P'héry: Nein, das läuft noch. C'aeydûn! Ich
weiß noch gar nicht, wo ich bei diesem Fall ansetzen soll.
L'lhoa und ich fliegen morgen mit unserem Trägerschiff nach
Trontam II/Retsvak.
Cosna: Gut. -- Raké, was ist bei der Sache Galaktische
Friedensliga kontra Embeli-Reich herausgekommen?
C.Raké Al Tais, das hellblonde PSI-Multitalent, zuckt mit den
Schultern.
Raké: Der Kampf um das Schabaho-Ulma-System wurde von der
GF beendet. Ich finde es reichlich merkwürdig, daß die
Sprecherin der Liga nachgegeben und es dem Embeli-Diktator quasi
kampflos übergeben hat. Da steckt bestimmt irgendeine
Heimtücke von Hieu dahinter. Naja, Percy Dardoncey ist auch nicht
auf den Kopf gefallen.
Cosna(belustigt): Daß dir dein Ex-Schwarm immer wieder so zu
schaffen macht...
Raké: Hieu? Das bestreite ich entschieden! Naja,
vielleicht sollte ich ihr dankbar sein. Ohne den Auftrag, die
Raumfestung Jescanja zu erobern, hätte ich niemals Alya
kennengelernt -- und die ist um Größenklassen netter als
Hieu.
Seine Team-- und nicht nur Team-Partnerin Alya Sadir
lächelt ihn liebevoll an.
Alya: Danke, délho...
Das Computerzentrum geht sofort zum nächsten Thema über.
Cosna: Ginger, hattest du deinen Auftrag auf Su V/Alrau
abgeschlossen?
Die dunkelhäutige Medizinerin mit dem knallorangefarbenen Haar
nickt leicht irritiert in die Richtung von Cosnas Symbol -- einer
grün/gold/silbernen Planetenkugel, die in einem Halo von
Regenbogenfarben schwebt.
Ginger: Klar doch! Ich mache keine halben Sachen.
Cosna: Das wollte ich auch gar nicht behaupten, Ginger.
Ginger(schief lächelnd): Dein Glück.
Heleyn D'Asq, Gingers beste Freundin -- eine Frau von Accra II/Kara mit
kupferfarbenen, langen Locken, die in ihrem schneeweissen Kleid wieder
einmal extrem einem terranischen Weihnachtsengel ähnelt -- nippt an
einem langstieligen Glas, das mit einer rötlichen Flüssigkeit
gefüllt ist.
Heleyn: Was für einen Auftrag hattest du denn zu
erfüllen, Gigi?
Ginger: Eine zwar unangenehme, aber ungefährliche Seuche,
Leyna. Ich will dich nicht mit medizinischen Details langweilen.
Heleyn: Daccù, Shea und ich fliegen gleich nach Diamond
III/Paradise. Wir haben ja augenblicklich nichts zu tun. Kommst du
mit?
Ginger: Gerne. Dark, du auch?
Gingers Team-Partner nickt zustimmend.
Dark: Warum nicht? Ich war schon lange nicht mehr zu Hause. Mein
Kumpel Will Surprise hat sich schon beschwert, daß ich ihn total
vergessen habe.
Ginger: Du hast gehört, Leyna. Wir kommen mit.
Ein silberhaariger Cyraeer in violett/weißem Overall wendet sich
an die zwei Männer, welche die beiden Schwebesessel rechts von ihm
besetzen.
C'lais: Wenn sich unsere Team-Partnerinnen selbständig
machen, tun wir dasselbe, ay, V'asco und Sven?
Die beiden nicken. Der eine der beiden, ein rotblonder Terraner, lehnt
sich entspannt zurück.
Sven: Wir könnten nach Hemonda X/Verèste
transmittieren und auf Edelsteinsuche gehen.
Der dritte im Bunde, ein goldhaariger Cyraeer mit metallicblauen Augen,
beugt sich interessiert vor.
V'asco: Was findet man denn so auf Verèste?
Sven: Satanssteine zum Beispiel.
C'lais: Habe ich recht gehört? Dann komme ich mit!
Eine Karanéa mit langen, leuchtend dunkelroten Haaren, aber fast
weißer Hautfarbe (also etwas zu hell für eine reinrassige
Kara-Frau) horcht auf.
S'ci: Was sind das für Steinchen?
Sven: Satanssteine -- sie tragen ihren Namen nicht zu unrecht.
Die Biester sind tiefrot -- etwa deine oder oder Fyus Haarfarbe -- und
sehen eigentlich ziemlich aus wie Rubine. Die Atmosphäre von
Verèste schluckt jedwede Strahlung oberhalb von 840nm
Wellenlänge. Diese Tatsache ermöglicht den Satanssteinchen
ihre Existenz, denn sobald sie mit einer Strahlung einer
Wellenlänge von genau 650nm konfrontiert werden, explodieren sie
unweigerlich. Dadurch wurden schon häufig Diebe getötet, die
die Satanssteine unbedachterweise aus ihren Filterglasbehältern
entnahmen.
Unterdessen hat C'lais bereits ein Transmit-Feld für drei Personen
zu seinem Trägerschiff Trickster angefordert. Er macht
eine ungeduldige Handbewegung.
C'lais: Hey, Sven, V'asco, gebt Stoff!
V'asco: Ich bin schon längst fertig.
C'lais: Sven! Mehr Schub!
Sven: Oh, Mann! Immer mit der Ruhe, oder hältst du mich
für einen schnellen Kreuzer?
Die drei Freunde gehen an Bord der Trickster und starten
unverzüglich in Richtung Beta Reticuli alias Hemonda.
Cosna: Wo fliegt der Rest hin?
Fyu: Also, ich düse nach Mira IX/Metamorpha -- ihr wißt
ja, Wettschulden...
Der hochgewachsene Karanyo und Kommandant der Terra, der erst
seit ein paar Tagen TZ zu den Friedenshütern gehört, hatte
aufgrund schlechter Erfahrung mit Personen weiblichen Geschlechts mit
einem Mitglied seiner Mannschaft gewettet, er wolle sich geraume Zeit
lang nicht mehr auf derartige Abenteuer einlassen.
Fyu hat diese Wette jedoch verloren. Die Ursache sitzt auf der Lehne
seines Sessels und hat einen Arm um ihn gelegt: die Friedenshüterin
S'ci Coroun.
Nun muß Fyu seinem ehemaligen Crewmitglied Rûn Helind eine
Kiste des goldenen Weins von Mira IX/Metamorpha organisieren, wobei dies
gar nicht so einfach ist, da Metamorpha der veränderliche Planet
eines veränderlichen Sterns ist, was die Landung auf ersterem nicht
unbedingt vereinfacht.
Fyu: S'ci, wann fliegen wir los und welchen Raumer nehmen wir?
S'ci: Die Firefall oder die Terra?
Fyu: Egal.
S'ci: Hm.
Fyu: Deine Firefall!
Just zu diesem Zeitpunkt ist S'ci zu einem anderen Entschluß
gekommen.
S'ci: Die Terra!
Fyu & S'ci: Hm...
Woraufhin beide erst einmal loskichern.
S'ci: Welchen denn nun?
Alya schüttelt ihre wilde, strahlendsilberne Haarpracht.
Alya: Bevor ihr noch eine Stunde weitermacht -- Wie wie es denn
mit der S'can-Seeva?
Die S'can-Seeva ist das Rihkuun (Einsatzbeiboot), das S'ci vor
einigen Jahren häufiger benutzt hatte. Aus ihr selbst nicht ganz
klaren Gründen ist sie dann irgendwann einmal auf die
Firefall umgestiegen.
S'ci: Ay, gute Idee! Danke, Alya. Also, Fyu, nehmen wir die
S'can-Seeva.
Fyu: Gut.
S'ci: mecon; S'ci an Cos'ca: Bitte kommen!
Prompt meldet sich der Bordcomputer des Rihkuun.
Cos'ca: Hallo S'ci! Was ist los?
S'ci: Würdest du bitte ein Transmit-Feld zum Schiff aufbauen?
Für zwei Personen. Danke. Nebenbei, wo stehst du, Cos'ca?
Cos'ca: Raumhafen Sna Space-Center.
S'ci: Danke. Wir kommen gleich. Bye, Cos'ca.
Cos'ca: Bye, S'ci.
Fyu: Äh, moment mal, S'ci... Sna-Tgyhl liegt doch in
Cirenn-S'cirain (M33/NGC598), und die Entfernung zwischen
Cirenn-S'cirain und dieser Galaxis beträgt immerhin 720kpc!
S'ci: Genau wie unsere Schiffe diese Entfernung überspringen
können, ist es möglich, ein Transmit-Feld über diesen
'Abgrund' aufzubauen.
Sie macht eine einladende Handbewegung zu dem grünlich/golden
schimmernden Feld.
S'ci: Come on!
Sie treten durch das Feld und sind in Nullzeit an Bord der
S'can-Seeva. Sofort darauf hebt das Rihkuun ab und steuert
Mira X/Metamorpha an.
S'ci: Was macht eigentlich deine Ex-Crew?
Fyu: Senic wollte mit A'shti zu dieser Laborwelt Jano-Horas. Marn
und Rûn sind immer noch auf der BL-C, und Yenna frage ich aus
gewissen Gründen gar nicht erst.
S'ci(grinsend): Verständlich. Aber die Dame wird wohl
ohnehin bei A'shti sein.
Marn: mecon; Marn an Fyu: Bitte kommen!
Fyu: Hallo Marn! Was gibt's?
Der weißblonde Antlunarier -- ehemals Fyus Co-Pilot -- erscheint
auf dem Schirm.
Marn: Rûn und ich hätten eine Bitte...
Fyu: Was denn? -- Seid ihr nicht mehr auf der Basis
Luna-Copernicus?
Rûn: Nein, auf Sna-Tgyhl. Cosna hat uns gesagt, daß
du die Terra momentan nicht brauchst -- leihst du sie uns so
lange?
Fyu(zögernd): Naja... Nun... -- Ach, okay! Aber fliegt sie
mir nicht zu Schrott!
Marn: Worauf du dich verlassen kannst. Bye, Fyu -- Besten Dank!
Fyu: Bye, Marn.
Er trennt die Verbindung.
Fyu(trübselig): Er wird sie ja hoffentlich nicht sofort
atomisieren.
S'ci(grinsend): So schlecht wie A'shti kann er ja gar
nicht fliegen.
Fyu: Naja, Marn fliegt nicht prinzipiell schlecht, nur
eben mörderisch.
S'ci(zweifelnd): Gibt es denn da einen Unterschied?
Fyu: Allerdings! Seine Flug'kunst' hat uns schon häufig aus
verzwickten Situationen gerettet. Marn riskiert nämlich Dinger,
die jeden konservativen Piloten aus dem Sitz hauen. Oh Mann, wenn ich
an seinen Selbstmordversuch im Sol A/Asteroidengürtel auch nur
denke, wird nachträglich noch ganz schlecht.
S'ci: Sowas dir?
Fyu: Stell dir mal folgende Situation vor: Zwölf
Piratenraumer auf den Fersen und der Leadil-Antrieb defekt...
Das Leadil-Triebwerk ermöglicht Überlichtgeschwindigkeiten,
die von der jeweiligen Aufladung des Schiffes mit Leadil-Energie
abhängen.
S'ci(trocken): Ungesund.
Fyu: Nun, Marn ist mit achtfacher System-Geschwindigkeit
haarscharf am Asteroidengdrtel vorbeigefegt. Ich weiß jetzt noch
nicht, wie wir das überlebt haben.
Die System-Geschwindigkeit für das Sol-System beträgt
25000km/sec -- Übertretungen werden von der System-Polizei mit
empfindlichen Geldstrafen belegt.
S'ci: Naja, hauptsache, du hast es überlebt.
Nebenbei, wir sind in der Nähe des Mira-Systems angekommen.
Fyu: Hm. Omikron Ceti... Wirklich hübsch, das Sternchen.
Er überlegt kurz.
Fyu: Spektraltyp M6e, Leuchtkraftklasse III. Veränderlich
mit einer Periode von 331 Tagen TZ. Durchmesser etwa 390
Soldurchmesser...
S'ci: Fyu, kannst du etwa vielleicht das ganze 'Handbuch der
Raumfahrt' auswendig?
Fyu: Nicht mehr...
S'ci: Wie bitte was?
Fyu: Och, vor zwei oder drei Jahren TZ hatte ich mit Danny
gewettet. Ich habe gewonnen.
S'ci: Jeih -- Gratulation. Aber das komplette
'Handbuch'?
Fyu: Na, wenn schon, denn schon! Abgesehen davon, das Wissen ist
recht praktisch. Die wichtigsten Sterne und Planeten kann ich immer
noch im Schlaf herunterrasseln.
S'ci: Nichtsdestotrotz werde ich jetzt die Handsteuerung
übernehmen.
Fyu: Und ich soll hier untätig herumsitzen? Das würde
dir so passen!
S'ci: Von wegen untätig! Du mußt mir laufend die neuen
Daten angeben, was Mira respektive Metamorpha betrifft.
Fyu: Warum macht Cos'ca das nicht automatisch?
S'ci: Ich dachte, du wolltest nicht untätig herumsitzen.
Außerdem ist es interessanter, wenn einem der Computer nicht alle
Arbeit abnimmt.
Fyu(nicht so begeistert): Toll -- einfach toll... Ich sage dir
eins, S'ci: Die Landung auf dem veränderlichen Planeten ist nicht
so einfach.
S'ci: Ich verrate dir mal was -- Ich habe meine Flugstunden von
C.Acq-Mar bekommen. Der Junge ist mehr als nur ein
Super-Pilot.
Fyu: Und ich verrate dir, daß Metamorpha relativ häufig
von Energiestürmen heimgesucht wird. Außerdem ist die
Gravitation des Planeten nicht konstant. Und es gibt ausgesprochen
gefährliche Vertreter von Fauna und Flora, die hin und wieder auch
ein kleineres Raumschiff nicht als Dessert verschmähen.
S'ci: Na und? Zu a) momentan ist die Mira ruhig; zu b) auf die
variable Gravitation mußt du genauso aufpassen wie ich; und zu c)
wenn irgendein Tierchen oder Pflänzchen versucht, die
S'can-Seeva zu verspeisen, dann wird es sich an ihr sicherlich
den Magen verderben. Du weißt doch, daß unsere gesamten
Raumschiffe aus dem Pseudostoff Rihkù bestehen, und der ist
praktisch nicht kleinzukriegen.
Fyu: Er ist entsetzlich dunkelrot! Ich könnte mich jedes Mal
über eure -- unsere -- ganzen albern roten Raumschiffe aufregen.
S'ci: Ay, was für eine Art Lebewesen sind diese
Metamorpha-Bewohner eigentlich?
Fyu: Die Arrvhein, wie sie sich nennen, sind
Veena-Abkömmlinge, also Wesen, die sich in einem Zwischenzustand
von Materie und Energie befinden.
S'ci: Und die produzieren einen höchst materiellen 'Wein'?
Fyu: Soweit ich weiß, benötigen die Arrvhein diese
Substanz -- eben den Feentauréos -- um damit ihren
Interenmatrie-Zustand zu stabilisieren. Allerdings ist die
Feentara-Pflanze ziemlich empfindlich gegenüber der Strahlung der
Mira; Sie wächst nur in den Tiefen Höhlen von Metamorpha.
S'ci: Und wie bezahlst du für den 'Wein'?
Fyu: Mit Osmium. Die Arrvhein benötigen es, glaube ich, als
Katalysator, um einen Dünger für ihren Gemüseanbau zu
synthetisieren.
S'ci: Gemüse? Was wollen Zwischenwesen mit
Gemüse?
Fyu: Keine Ahnung. Auf jeden Fall hatten sie eine ganze Menge
Höhlen voller Pflanzen.
S'ci: Aha. Hast du denn Osmium dabei?
Fyu: Ja.
Leicht verärgert über sich selbst stützt er seinen Kopf
auf den Bänden auf und zieht eine Grimasse.
Fyu: In der Terra.
S'ci grinst ihn niederträchtig an.
Fyu: Verdammt!
S'ci: Kein Beinbruch, délho! mecon; S'ci an
Cosna: Bitte kommen!
Cosna: Hallo S'ci! Was gibt es?
S'ci: Bei uns gibt es was nicht, und das ist das Problem.
Cosna: Was denn?
S'ci: Fyu braucht eine Ladung Osmium.
Cosna: Was will er denn damit?
Fyu: Ich muß doch meine Wettschulden bezahlen. Um eine
Kiste Feentauréos zu erbandeln, benötige ich einen
Würfel reines Osmium, Kantenlänge 9.973cm. Kannst du mir
bitte zwei Stück vermachen?
Cosna: Aguqù -- okay. Ich schicke dir einen der Robots.
S'ci: Acù -- gut.
Fyu: Danke und bye, Cosna.
Cosna: Bye, S'ci und Fyu.
Unmittelbar darauf erscheint in der Zentrale der S'can-Seeva
ein grün/goldenes Transmit-Feld, und ein 1.80m großer,
humanoider, leuchtorangefarbener Robot tritt hindurch.
Kaum daß er sich wieder verstofflicht hat, prüft er
ungläubig die Funktionsfähigkeit seiner Gliedmaßen nach.
Unverkennbar, wer es da 'gewagt' hat, das Transmit-Feld zu durchqueren:
Alpha-S; Sonny Alpha, der furchtsamste Robot der Vier Galaxien.
S'ci(kichernd): Ist noch alles dran, Kleiner?
Sonny(erstaunt): Es hat den Anschein! -- Oh, diese Tortur werde
ich Cosna niemals verzeihen!
S'ci: Ja, warum bist du eigentlich überhaupt gekommen? Sonst
weigerst du dich doch strikt, dich einem Transmit-Feld oder gar einem
Raumschiff anzuvertrauen.
Sonny(leidend): Cosna drohte mir an, mich zu verschrotten. Da
diese verwerfliche Handlung mein Ende mit 100%iger Sicherheit
herbeigeführt hätte, sah ich mich genötigt, die Gefahr
eines Transmit-Sprungs auf mich nehmen zu müssen. Fyu, hier hast
du dein Osmium, wegen dem ich mich unverantwortlichen Gefahren aussetzen
mußte.
Fyu starrt den Robot immer noch fassungslos ans
Sonny Alpha hat derweil einen Blick auf den riesigen Sichtschirm des
Rihkuun geworfen.
Sonny: Heilige Datenbank, und dann führte mich mein
selbstmörderisches Unterfangen auch noch in die Nähe des
Mira-Systems! -- Wenn ich dieses Unternehmen unbeeinträchtigt
überstehe, werde ich mich auf Trélll IV/Eqixa zur Ruhe
setzen.
Eqixa war einst ein Experiment des Alten Volkes S'selite
gewesen und wird seither von einer 'Rasse' intelligenter Robots bewohnt.
Fyu(zweifelnd): Ob die Eqini ihn bei sich aufnehmen? Ich
weiß, daß sie allen nicht-eqinischen Robots
äußerst kritisch gegenüberstehen.
Sonny: Immerhin bin ich auch ein Produkt s'selitez'scher
Technologie. -- Ah, seht euch nur diesen verrückten Stern an! Die
Mira steht kurz vor einer Strahleneruption. Das ist mir jetzt aber doch
entschieden zu gefährlich.
Er legt die beiden Osmium-Würfel auf einem freistehenden Sessel ab
und 'flieht' durch das Transmit-Feld aus dem Schiff.
S'ci(grinsend): Da geht er hin. Das ist unser Angsthase erster
Klasse Sonny Alpha.
Fyu(kopfscbüttelnd): Also, wenn mir das einer erzählt
hätte -- ich hätte ihn wohl für verrückt
erklärt. So, und jetzt läßt du mich mal ans Steuer. Im
Navigieren unter erschwerten Umständen habe ich eindeutig die
größere Erfahrung.
S'ci blitzt ihn wütend an.
S'ci(angriffslustig): Manchmal könnte ich dich ob deiner
Überheblichkeit aufgrund deiner angeblichen 'männlichen
Überlegenheit' durch das nächste Schwarze Loch schießen!
Ich bezweifle, daß du die S'can-Seeva auch nur halb so
gut steuern kannst wie deine Terra.
Fyu: Und wenn schon? Dann müßte ich es irgendwann
einmal lernen.
S'ci: So? Lernen? Hier? Mein Schatz, wenn du mich hier
mit der Begründung nicht fliegen lassen willst, daß es 'zu
gefährlich' sei -- mit wieviel größerer Berechtigung ist
es da an mir, dich nicht fliegen zu lassen, wo du den Raumer
noch gar nicht perfekt beherrschst?
Fyu: Nun...
S'ci: Gibst du mir jetzt die Daten an? Ich will endlich ein wenig
Spaß haben!
Fyu: Okay, du hast gewonnen.
Fatalistisch setzt er sich an das RÜ-Pult. Obwohl Fyu und S'ci
noch nicht sehr lange zusammenarbeiten, geht alles reibungslos
vonstatten. Fyu inspiziert den Raumüberwachungsmonitor und kneift
irritiert die Augen zusammen.
Fyu: Ich glaub, ich werd nicht mehr!
Und dann ganz entrüstet...
Fyu: Meine Terra!
S'ci: Ay! Was meinst du -- den beiden zeigen wir jetzt, wie es
gemacht wird!
Fyu winkt ab.
Fyu: Mach dir keine Hoffnungen, S'ci. Ich bezweifle, daß du
besser als Marn bist -- der wurde nämlich von meinem lieben
Pflegevater ausgebildet.
S'ci(kühl): Mein lieber C.T-S'cèr junior, wenn du
weiter auf deinen Vorurteilen betreffs 'Frau am Steuer' herumreitest,
dann passiert hier ein Unglück.
Fyu: Wir werden sehen...
S'ci: Ich fliege Metamorpha direkt an.
Fyu: Wenn du meinst...
S'ci: Daten!
Fyu: Aye, aye, Commander!
S'ci: Ich danke dir. -- Cos'ca, Überwachung der
Mira?
Cos'cas: Eruption in 4Nen/6Tjan (VZ).
(4 Nen/6 Tjan Viresta-Zeit = ca. 7 Minuten TZ)
S'ci(lakonisch): Das wird knapp.
Fyu(entgeistert): 'Knapp' nennst du das? Wir sollten besser
abdrehen!
S'ci(ironisch): Ist es dir etwa auch 'zu gefährlich'? Daten,
sonst muß ich doch noch Cos'ca bitten!
Fyu fuhrwerkt an seinen Sensorleisten herum.
S'ci: Danke.
Ihre Finger gleiten blitzschnell über die Steuerleisten.
S'ci: Korrektur?
Nun ist Fyu wieder an der Reihe. So geht es eine ganze Weile hin und
her.
S'ci: Entfernung jetzt 20000 Kilometer.
Fyu: Der Planet ist aus der visuellen Ortung verschwunden bleibt
aber im Hydi-Bereich anmeßbar.
S'ci: Aparter Planet. Was macht die Gravitation?
Fyu: Fallend, bei steigender Strahlungsstärke der Mira. Sie
liegt momentan bei 1.5g Erdnorm.
S'ci: Also 1g Karanorm. Erträglich.
Da Accra II/Kara im allgemeinen als Hauptwelt der Galaktischen Union
betrachtet wird, gilt die Karanorm -- entsprechend 1.5g Terranorm -- als
üblicher Standardwert an Bord von Rsumschiffen. Jeder Raumfahrer
ist daran gewöhnt. Passagiere von Welten mit niedrigerer
Schwerkraft bekommen entweder angepaßte Kabinentrakte oder
müssen die ganze Zeit einen Grav-Compenser tragen.
Die S'can-Seeva nähert sich in zügigem Tempo der
Oberfläche Metamorphas.
Fyu: Achtung, Gravosprung auf 0.8g Terranorm.
S'ci: Danke.
Sie korrigiert Geschwindigkeit und Anflugswinkel.
Fyu: Also, eins sage ich dir -- das nächste Mal sitze ich am
Steuerpult.
S'ci: Mit welcher Begründung? Darf ich dich darauf
hinweisen, daß die S'can-Seeva soeben gelandet ist?
Fyu: Ah, nun -- äh, Wie bitte?
S'ci: Wir sind soeben gelandet, mein Schatz.
Fyu: Marn mit der Terra noch irgendwo da 'oben' rum!
Was S'ci Fyu nicht erzählt ist, daß sie ein bißchen
gemogelt hat und das Schiff mit einem Transmit-Sprung auf die
Oberfläche gesetzt hat.
S'ci: Ay, dann sollte er sich mal schnell daranmachen, 'hinter'
einem der Mira-Planeten zu verschwinden. Veränderliche Sterne
können bei Ausbrüchen recht ruppig werden.
Fyu: Wenn der mir mein Schiffchen... Ah, er dreht ab.
S'ci: Cos'ca, was macht die Mira?
Cos'ca: Sie beginnt, hochenergetische Strahlung zu emittieren.
Wären wir noch im freien Raum, würde im Schiff ohne
SETA-Kombi-Schild nichts mehr funktionieren.
S'ci: Wann wird der Ausbruch zu Ende sein?
Cos'ca: Vermutlich in einer Riòli VZ. Es handelt sich
lediglich um eine schwache Erhöhung der Strahlungsintensität.
(1R VZ = 50 min TZ)
S'ci: Also können wir Marn und Rûn frühestens in
zwei Stunden TZ auf Metamorpha erwarten, wenn sie nicht
beschließen, die neuen Features der Terra auszunutzen.
Euer alter Phased-Screen würde in Nullzeit schlappmachen.
Fyu: Over-Phased-Screen! -- Na, dann wollen wir mal
aussteigen.
S'ci: Keine schlechte Idee. Ich ziehe mich nur schnell um.
Sie sprintet in eine Kabine und schlüpft in einen
schneeweißen Overall mit silbernen Handschuhen und Stiefeln. Als
sie mit zwei extravagant geformten Silbergürteln die Zentrale
betritt, kommt ihr Fyu in einem metallicgrauen Raumanzug mit
Klarsichthelm entgegen. In einem Halfter an der Seite steckt ein
schwerer Kombistrahler. S'ci schüttelt den Kopf.
S'ci: Was, beim Zentrumsstrudel der Galaxis, willst du denn mit
der Kanone? Metamorpha beherbergt doch nur friedliche Intelligenzen.
Fyu: Intelligenzen ja -- aber die Tiere! Ich weiß
zufällig, daß es hier Segelquallen gibt, die Säure
verschiessen, ultraheiße 'lebende Flammen'...
S'ci: Was willst du gegen Energiewesen mit einem Kombistrahler
ausrichten?
Fyu: Sie vertragen die Paralyzerstrahlung nicht. --
Außerdem leben hier die Dobbz. Das sind hüpfende
Plasmasäcke, die auf ihre Opfer draufspringen und anfangen, sie in
leichtverdauliche Energie zu verwandeln.
S'ci: Für solche Zwecke habe ich meinen Allzweck-Stab.
Sie zieht einen violettschimmernden Silberstab aus ihrem Gürtel und
hält ihn Fyu vor die Nase. Dieses 'Spielzeug' kann neben einem
Spektrum üblicher Strahlung (Paralyzer, Laser etc.) auch recht
wirksame Fesselfelder und Energieabsorberfelder produzieren.
Außerdem verfügt dieses nur 30cm lange Instrument noch
über weitere Qualitäten, so kann es z.B. auch als Hypnotizer
oder einfach nur als Taschenlampe verwendet werden. Alles in allem ein
nützliches Gerät aus der Trickkiste der Alten
Völker.
S'ci: Abgesehen davon gibt es noch sinnvollere Möglichkeiten
zur Selbstverteidigung.
Fyu: Ach und was?
S'ci: Einen SETA-Kombi-Schild. Da weißt doch, daß ein
solcher Schutzschirm sogar die Energien einer Sonne abhalten kann.
Fyu: Ich weiß. Ich habe mich ja sogar selbst in einen so
geschützten 'Sonnentaucher' begeben.
S'ci(grinsend): Den ich -- nebenbei -- gesteuert habe.
Sie reicht Fyu einen der Gürtel.
S'ci: So, ich würde dir raten, diesen Gürtel umzulegen.
Fyu: Ach und warum?
S'ci: Du hast nur einen leichten Raumanzug dabei, mein Lieber.
Ohne Seeva-Feld oder SETA-Kombi-Schild gehst du bei dem momentan da
draußen herrschenden Energiechaos in Nullkommanochweniger hopps.
Eigentlich könntest du auf deinen albernen Raumanzug völlig
verzichten -- wenn dich der Schirm nicht schützt, kannst du den
nämlich schon lange vergessen.
Fyu(seufzend): Ich hätte meinen schweren Raumanzug nicht in
der Terra lassen sollen. Mit diesem dämlichen
unsichtbaren Feld fühle ich mich ziemlich schutzlos.
S'ci: Dabei ist das Schutzfeld sicherer als selbst der schwerste
Raumanzug. -- Männliche Logik! Also, ich persönlich kann
mich in einem Raumanzug nicht vernünftig bewegen.
Fyu: Alles nur Übungssache!
S'ci: Tu was du nicht lassen kannst. -- Wenn du den Gürtel
jetzt endlich nehmen würdest? Ich habe keine Lust, hier wie
angewurzelt herumzustehen.
Murrend nimmt Fyu ihn in Empfang und legt ihn sich um.
Fyu: Heavens! Das sieht ja verboten aus!
S'ci: Du kannst ja hierbleiben. Der Raumanzug alleine hält
die Strahlung der Mira nicht ab.
Fyu: Nichts da -- ich komme mit! Ah, die Osmium-Würfel...
S'ci(lachend): Dann komm auch!
Sie faßt ihn bei den Händen und zieht ihn durch das von
Cos'ca angeforderte Transmit-Feld.
* * *
Mira IX/Metamorpha:
Den beiden Friedenshütern bietet sich ein unbeschreiblicher
Anblick. Die Landschaft des Planeten wirkt unglaublich fremdartig.
Kein Quadratzentimeter gleicht dem anderen, alles ist in Bewegung,
verändert sich. Direkt vor Fyu wächst in Sekundenschnelle
eine Art Baum aus korallenroten Kristallen empor, um sich genauso
schnell in ein giftgrünes, schwammiges Kissen zu verwandeln, das,
kaum fertig, wieder zu hellblauen Kügelchen zerfällt.
Der Himmel wirkt düsterrot, mit schillernden Nebeln durchzogen, und
vielfarbige Wolkenfetzen rasen über das Firmament, die zu
ungeheuren Formen zusammenfließen, um dann zu zerfasern und sich
aufzulösen. Die Mira glüht wie ein riesiger Rubin und sendet
purpurne Strahlkaskaden in Richtung Metamorpha.
Etwas abseits schwebt eine violettleuchtende Segelqualle zwischen den
Wolkenschleiern, ein energetisches Gebilde, das wie eine terranische
Feuerqualle aussieht und eine starke Säure zur Selbstverteidigung
produzieren kann, indem es die Atmosphäre elektrolytisch dazu
anregt. Vor einigen Terra-Jahren bemühte sich ein karanisches
Wissenschaftlerteam, die Geheimnisse der Segelquallen zu ergründen.
Von den fünfzehn Frauen und Männern wurde jedoch nie mehr
etwas gehört.
S'ci schreit erschreckt auf, als sich die braungrüne Bodenerhebung,
auf der sie gerade steht, als ein riesenhafter Fladenwurm entpuppt. Das
etwa siebzig Meter lange Weichtier ist jedoch schockierter als die junge
Friedenshüterin und schlängelt sich panikerfüllt davon.
S'ci landet auf ihrem werten Hinterteil.
S'ci: Beim Trümmerring von Blexann! Das nenne ich eine
Frechheit!
Fyu(grinsend): Das wird sich das arme Würmchen auch gedacht
haben, als du es als Fußabstreifer verwendet hast.
S'ci: Ayée, Metamorpha ist der einzig richtige Name
für diesen verrückten Planeten.
Fyu: Wobei vielleicht zu erwähnen ist, daß die Arrvhein
ihn 'Ve'ranthei' nennen.
S'ci: Als Veena-Abkömmlinge sind sie ja schließlich
selbst veränderlich.
Der Fladenwurm hat inzwischen einen neuen Ruheplatz gefunden. Fyu
verzieht das Gesicht.
Fyu: Also, ich glaube, Metamorpha wäre nicht gerade mein
Geheimtip als Ferienwelt.
S'ci: Für einen Abenteuer-Urlaub -- warum nicht?
Fyu: Also, mich interessiert auf der Metamorpha nur der
Feentauréos.
S'ci: Typisch. Säuferseele.
Sie blickt sich suchend um. Fyu und sie stehen momentan in einem
neonfarbenen Kristallwald.
S'ci: Und wie tritt man mit diesen Arrvhein in Verbindung?
Fyu: Die melden sich selber, wenn sie Außerplanetarier auf
ihrer Welt bemerken.
Aus einer Richtung des Himmels, wo die Mira hinter schimmernden Wolken
versteckt steht, breitet sich ein intensives, purpurfarbenes Glühen
über das Firmament aus, das sich in ultrahellen Farbkaskaden
entlädt. Urplötzlich flammt ein greller, blauweißer
Blitz durch die Atmosphäre.
S'ci: Jetzt geht es aber los! Die Arrvhein sollten sich mal ein
wenig beeilen.
Fyu: Dieses Energiegewitter wird durch den Ausbruch der Mira
verursacht.
S'ci: Amyshica! Cos'ca meinte doch, daß es nur eine
unbedeutende Eruption des Sterns sei. Ich wage nicht, mir vorstellen,
wie ein 'richtiger' Ausbruch aussieht.
Fyu: Ungemütlich...
Einige Kilometer entfernt öffnet sich eine gewaltige Bodenspalte,
aus der gelbglühendes Magma strömt.
S'ci: Jeih, wenn so etwas hier passiert, müssen wir
in Nullkommanichts verduften, sonst werden wir in Nullkommanochweniger
gar gekocht.
Sie starrt schaudernd auf den Riß im Planeten. Unerwartet
erscheint eine silbrig schimmernde Wolke, die sich zu einem
durchscheinenden, menschenähnlichen Wesen verdichtet: eine
weißhäutige, elfenhafte Frau mit hüftlangem,
glänzendschwarzem Haar und tiefvioletten Augen, die in ein
fließendes, schneeweißes Gewand gehüllt ist. Sie
richtet einen Gedanken an S'ci und Fyu.
Lilith: Gegrüßt seid Ihr, Wesen von der
Außenwelt. Ich bin Lilith von Véranthei und möchte
Euch bitten, mir in die Tiefen Höhlen zu folgen. Hier seid Ihr vor
der 'Wechselhaften' nicht sicher.
Sie macht eine Handbewegung zum Boden, der gerade wie eine
ultramarinblaue Ebene wirkt. Unmittelbar darauf verfärbt sich die
von Lilith bezeichnete Stelle zinnoberrot und gibt eine Öffnung
frei. Eine glatte Schräge führt in das Innere Metamorphas.
S'ci: Dort hinunter?
Lilith: Ja, Wesen von der Außenwelt.
Die Arrvheinéa holt -- scheinbar aus dem Nichts -- drei Matten
aus einer Art kristallischen Faser hervor.
Lilith: Damit sind wir im Nu in den Tiefen Höhlen.
S'ci: Jeih! Eine Rutschpartie!
Lilith: Wir müssen uns beeilen. Wenn die Stürme
beginnen, kann kein Leben mehr unter dem Himmel der 'Wechselhaften'
bestehen.
Sie setzen sich auf die spinnwebartigen Matten. Lilith übernimmt
die Führung. Wie an unsichtbaren Seilen befestigt, gleiten sie in
atemberaubender Fahrt durch gewundene, selbstleuchtende Gänge
abwärts. In dem düsterblauen Licht erscheint es manchmal, als
würden sie gegen die Wände 'fahren', doch immer werden die
Schlitten wie durch Zauberei in eine Kurve oder einen vorher nicht
erkennbaren Gang gelenkt. Nach fast einer Viertelstunde TZ ist die
Rutschpartie beendet, und die drei Personen gelangen in eine riesige
Höhle, die von frei in der Luft schwebenden, irisierenden
Kügelchen erleuchtet wird.
Lilith: Hier seid Ihr sicher, in einer der Tiefen Höhlen von
Véranthei, Ihr Wesen von der Außenwelt.
S'ci(verlegen): Oh, verzeiht, Lilith von Véranthei, wir
haben uns ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin S'ci Coroun, und mein
Begleiter ist Fyu T-S'cèr.
Lilith: Ich weiß, Ihr wart bereits einmal auf
Véranthei, Fyu T-S'cèr von Terra. Seid Ihr wieder
hier, um einen Handel durchzuführen?
Fyu: So ist es, Lilith von Véranthei.
Er hebt die beiden Osmium-Würfel antigravunterstützt in die
Höhe, denn die Schwerebeschleunigung Metamorphas ist mittlerweile
auf knapp 1.9g Terranorm gestiegen. Die in unirdischem Licht
schimmernde Arrvheinéa nimmt sie ihn mit einer spielerisch leicht
anmutenden Handbewegung ab.
Lilith: Zwei Einheiten des 76. Elements. Dafür bekommt Ihr
zwei Einheiten Feentauréos.
So einfach wird auf Metamorpha ein Handel abgeschlossen. Eine
wohltuende Erholung gegenüber den verbürokratisierten
Geschäften auf den Planeten der Galaktischen Union. Lilith macht
eine Handbewegung, und ein bronzehäutiger Mann mit silbernen Haaren
holt aus einer Nebenhöhle zwei netzähnliche Gebilde mit je
dreizehn Platinbehältern.
(Platin und alle anderen Platinmetalle verändern sich im Gegensatz
zu den meisten übrigen Stoffen auf Metamorpha nicht -- eine Laune
der Natur.)
S'ci: Eine 'Kiste' ist für Rûn. Und die andere
gedenkst du dir zu Gemüte zu führen?
Fyu(grinsend): Wenn du immer artig bist, bekommst du auch mal ein
Schlückchen ab.
S'ci: Ts! Nicht nur ein Säufer, auch noch ein Geizkragen.
Auf was für einen Typen habe ich mich da eingelassen?
Fyu: Auf mich, mein Schatz.
S'ci(trübselig): Das habe ich befürchtet.
Fyu lacht auf und versucht, seiner Gefährtin den Arm um die Taille
zu legen, was ihm aber nicht gelingt, da sie beide in ein Seeva-Feld
gehüllt sind.
S'ci(belustigt): So geht das nicht!
Sie tippt auf eine Stelle ihres Gürtels, woraufhin ihr Seeva-Feld
einen bläulich/violetten Farbton annimmt und Fyus Feld einen eher
rötlichen.
Fyu: Was machst du, S'ci?
Sie streckt einen Arm aus und berührt Fyus Schutzfeld. Beide
Felder verlaufen ineinander und bilden einen einzelnen,
größeren Schirm.
S'ci: Ich habe eine Neutralisator-Schaltung errichtet.
Normalerweise ist diese dazu da, zwei Felder zu kombinieren, um sie zu
verstärken, aber einige findige Geister haben festgestellt,
daß es auch andere Anwendungszwecke dafür geben kann.
Jetzt kann Fyu sie umarmen. Könnte...
Fyu(hingebungsvoll): Mist!
S'ci(kichernd): Ja ja. Du und dein Raumanzug.
Sie tippt wieder auf das Sensorfeld. Die Schilde werden wieder
umgeschichtet und die Felder getrennt.
Lilith: Forél...
Sie deutet auf den silberhaarigen Arrvheino, der Fyus
Feentauréos-'Netze' auf dem Boden abgestellt hat und mit
geschlossenen Augen auf etwas zu lauschen scheint.
Lilith: Forél hat festgestellt, daß sich die
'Wechselhafte'. wieder beruhigt hat. Wir würden Euch gerne
bewirten, S'ci Coroun und Fyu T-S'cèr von Terra, aber wir wissen,
daß Euer Metabolismus nicht für unsere Welt Véranthei
bestimmt ist. So werde ich mich nun von Euch verabschieden.
Fyu: Gut. Ich danke Euch, Lilith von Véranthei.
Könnt Ihr uns bitte hier aus dieser Tiefen Höhle
herausführen?
Lilith: Selbstverständlich.
Sie sendet einen Telepathie-Impuls aus, auf den hin zwei 'Segelquallen'
erscheinen.
Lilith: Setzt Euch in die Vertiefung auf dem Rücken. Sie
werden Euch an die Oberfläche tragen.
Mit gemischten Gefühlen erklimmen S'ci und Fyu die -- wenn schlecht
gelaunt -- tödlichen Pseudo-Energiewesen. Auf einen weiteren
Impuls hin schweben sich durch die Leuchtkugeln hindurch zur Decke der
Tiefen Höhle empor. Dort leuchtet ein granatroter Fleck auf, der
sich als Tunnel nach oben erweist.
An der Oberfläche angekommen, werden sie von den Quallen auf einer
jettschwarzen Ebene abgesetzt. Das ungeheure Wetterleuchten ist zum
größten Teil abgeebbt. Nur hin und wieder zuckt ein
schillerndes 'Polarlicht' über den Magenta-Himmel.
S'ci(fasziniert): Eine grandiose Welt.
Fyu stimmt ihr zu. Er jongliert den Feentauréos per Antigrav vor
sich her.
S'ci: mecon; S'ci an Cos'ca: Bitte kommen!
Cos'ca: Hallo S'ci! Was gibt's?
S'ci: Transmit-Feld zum Schiff. Für zwei Personen. Danke.
Cos'ca: Doja -- erledigt.
In den ohnehin farbigen Nebeln Metamorphas fällt das
grünlich/goldene Transmit-Feld gar nicht besonders auf.
* * *
In der Zentrale der S'can-Seeva:
Fyu: Was machen eigentlich Marn und Rûn? Cos'ca, hast du
die Terra in der Grtung?
Cos'ca: Allen energetischen Störungen der Mira zum Trotze
beobachte ich sie seit unserer Landung. Sie haben sich bei Beginn der
Eruption an den Rand des Mira-Systems zurückgezogen.
Fyu: Vernünftig.
Cos'ca: Seit der Stern sich wieder beruhigt hat, pirscht die
Terra sich durch die Atmosphäre. Bei der momentan
sprunghaft steigenden Gravitation traut Marn sich wohl nicht so recht,
sich dem Boden zu weit zu nähern. Er kreist schon gut zwanzig
Minuten TZ unschlüssig in der Atmosphäre Metamorphas herum.
Fyu(verblüfft): Wenn Marn es sich kaum zutraut -- wie hast
du die Landung dann geschafft, S'ci?
S'ci(grinsend): Ich sagte ja -- mein Fluglehrer war C.Acq-Mar.
Naja, und außerdem weiß ich, was man mit einem Rihkuun alles
tun kann. Marn behandelt die Terra wohl immer noch wie ein
normales Schiff.
Fyu: Acq-Mar hat sein 'C.' anscheinend wirklich voll und ganz
verdient.
S'ci: Der gute Junge war nun einmal der beste Pilot der Cariccian
Space Force.
Fyu: Das glaube ich unbesehen!
S'ci: Na... Soweit ich gehört habe, sollst du als
Pilot auch nicht ganz ohne sein. Aber das war, wie gesagt, nur ein
Gerücht.
Sie setzt sich -- wie üblich -- auf die Lehne von Fyus Sessel. Fyu
blickte sie zunächst sprachlos an (sowas Freches!), grinst
hinterhältig, zieht kurz an S'cis Arm, bis sie das Gleichgewicht
verliert und bei ihm auf dem Schoß landet.
Fyu(grinst unverschämt): Rache ist süß!
Er küßt sie.
Fyu: ...und diese Rache besonders.
S'ci(belustigt): Dem kann ich bloß zustimmen -- Nimm dich
nur in acht, daß ich dich jetzt nicht noch mehr ärgere.
Fyu: Ach, da kann man vorbeugende Maßnahmen treffen.
* * *
Etwas später:
Fyu: S'ci, du wolltest mir doch mal die ganzen Alten
Planeten zeigen. Du hattest so von ihnen geschwärmt,
daß ich jetzt direkt neugierig darauf bin.
S'ci: Gerne, délho. Gehen wir alphabetisch vor. Also von
Artexan bis Zcyte. S'haiya II/Artexan kennst du ja bereits. Der
nächste Planet in der Reihe wäre -- moment... Ah, Blexann
I/Daa-Gesdah.
S'ci: Ay, Cos'ca, transmit auf Cirenn-S'cirain; 09h36mREK
--18:45DEK --Nao 180pc.
Cos'ca: Aguqù. Doja. Wir sind am Rande des
Blexann-Systems.
Fyu: Jetzt kann ich also endlich einmal den vielzitierten
'Trümmerring von Blexann' mit eigenen Augen sehen!
Blexann ist ein dunkelroter Überriese der Spektralklasse M2. Vor
nicht ganz 2.05 Milliarden Jahren TZ besaß er noch 28 Planeten.
Der innerste, Daa-Gesdah, wurde zuerst kolonisiert. Daher bekam er auch
als erster einen SETA-Kombi-Schild, der ihn vor den hin und wieder
auftretenden Eruptionen des stark veränderlichen Sterns
schützen sollte. Diese Ausbrüche konnten auch von den beiden
Ilruhdil-Stationen, die Blexann stabilisieren, nicht vollständig
verhindert werden.
Kurz nachdem Daa-Gesdah von den S'selitez fertiggestellt werden war,
verursachte Skyth, der Supervisor der Ilruhdil-Station M'arq
T-S'a, durch einen Schaltfehler eine supernova-ähnliche
Explosion Blexanns, bei der alle Planeten des Systems bis auf Daa-Gesdah
vernichtet wurden. Die meisten der s'selitez'schen Kolonisten kamen in
der Nova um.
Die Planetentrümmer bilden seither einen weiten Ring um Blexann --
den 'Trümmerring von Blexann'. Durch die mörderische Hitze
wurden die einzelnen Bruchstücke regelrecht 'glasiert', so
daß sie nun wie Diamanten funkeln.
Kurz nach der Explosion wurde Blexann von Supervisor T'Nyàth der
Ilruhdil-Station T-S'cara wieder auf den alten Stand
zurückgebracht. Die zerstörte Stabilisator-Station M'arq
T-S'a ersetzten die S'selitez noch, nahmen aber ihre
Kolonisationspläne nicht wieder auf.
Fyu(staunend): Sol VI/Saturn mit seinem Ring sieht ja schon
wundervoll aus, aber eine Sonne mit einem ...Diamantring ist
phänomenal!
S'ci: Wenn man bedenkt, daß es ein Unfall war... -- Cos'ca,
langsame Fahrt nach Daa-Gesdah. Danke.
Oberhalb des Bands des Trümmerrings schleicht sich das Rihkuun bis
zum einzig überlebenden Planeten. 'Schleichen' heißt zwar
immer noch fast Lichtgeschwindigkeit, aber bei der Ausdehnung des
Blexann-Systems wird es etwa einen Tag TZ dauern, bis die
S'can-Seeva Daa-Gesdah erreicht. Das Rihkuun fliegt ein wenig
'oberhalb' der Ekliptik, so daß die beiden Friedenshüter
'auf' den Ring schauen können, der eine entfernte Ähnlichkeit
mit einer alt-terranischen Compact Disc hat.
S'ci: Wir werden in etwa einem Tag TZ da sein, wenn wir mit diesem
Tempo weiterfliegen.
Fyu: Dann könnten wir ja gemütlich was futtern,
Später kann Cos'ca immer noch das Transmit-System anwerfen.
S'ci: Gute Idee.
Sie steht auf und hängt sich bei Fyu ein. Durch die
Automatikschiebetür an der 'Rückwand' der Zentrale geht es, am
Antigrav-Lift vorbei, direkt in die 'Messe' des Rihkuun. Vorher
verschwindet S'ci noch einmal in ihrer Kabine und kommt in einer
bequemen, metallicblauen Tunika zurück. Fyu hatte seinen Raumanzug
direkt nach der Rückkehr von Mira IX/Metamorpha in eine Ecke der
Zentrale geschmissen. S'ci setzt sich zu ihrem Team-Partner an einen
der orangeschimmernden Tische.
S'ci: Da bin ich wieder.
Fyu blickt sie bewundernd an.
Fyu: Nicht zu übersehen! -- Was gibt es denn heute Gutes auf
der Speisekarte?
S'ci: Also, ich esse eine Jarjina.
Kaum hat sie ihre Bestellung per mecon durchgegeben, flimmert
die Tischplatte grünlich/golden und ein Teller mit einem Etwas
erscheint. Fyu starrt das Objekt leicht irritiert an: Ein feuerroter
Kürbis -- oder etwas ähnlich Ungeheures.
Fyu(skeptisch): Bist du sicher, daß du dir da nicht ein
wenig zuviel vorgenommen hast?
S'ci winkt ab.
S'ci: Ach was!
Sie sticht mit einer dreizinkigen Gabel hinein, und dem Monstrum geht im
wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus. Sekunden später liegt auf
S'cis Teller nur noch ein großer, knallroter Pfannekuchen.
Fyu: Das ist doch glatter Betrug! Es sieht aus wie
wer-weiß-was -- und nachher...
S'ci: Aber es schmeckt einfach himmlisch!
Fyu: Dann probiere ich das auch mal.
Er gibt ebenfalls seine Bestellung auf. Als der Teller mit seiner
Jarjina materialisiert, sticht Fyu erwartungsvoll hinein. Was dann
passiert, ist nachgerade unbeschreiblich.
S'ci hatte noch versucht, einen Warnschrei von sich zu geben, doch zu
spät. Durch Fyus voreiligen Angriff an einer nicht dafür
prädestinierten Stelle der unter hohem Überdruck stehenden
Frucht kam es zu einem Luftballon-Effekt. Die Jarjina ist also ohne
weitere böse Absicht explodiert, und nun sind S'ci und Fyu mit
einer süßen, klebrigen, scharlachroten Schicht bedeckt.
S'ci: Fyu!
Sie bekommt einen akuten Kicheranfall.
Fyu: Warum hast du mich nicht vorgewarnt?
S'ci: Ich glaube, dein Appetit war zu groß.
Sie stützt ihr klebrig rotes Kinn auf einer klebrig roten Hand auf.
S'ci(dozierend): Eine Jarjina sticht man stets an der verdickten
Stelle am 'Nordpol' der Frucht ein. Sonst tritt der sogenannte
'Luftballon-Effekt' ein, und das Früchtchen explodiert.
Fyu(trocken): Das habe ich soeben im praktischen Experiment
nachvollzogen.
S'ci(kichernd): Ich muß mich unbedingt duschen und umziehen
-- bah, das Zeug klebt vielleicht!
Fyu: Womit du nicht ganz unrecht hast.
Er steckt einen Finger in den zähen Brei und schleckt ihn
genüßlich ab.
Fyu: Ah! Ich muß dir in einer weiteren Hinsicht recht
geben. Die Jarjina schmeckt phantastisch.
S'ci(prustend): Ay, Fyu, du bist klasse!
Fyu: Um das Kompliment zurückzugeben -- Du bist
momentan... einfach süss.
S'ci(kichernd): Du aber auch!
Fyu sieht an sich herunter. Sein ehemals weißer Overall trieft in
faszinierendem Dunkelrot.
Fyu: Heavens, was für eine Farbe!
S'ci: Immerhin passend zu deinen Haaren.
Fyu: Ich düse auch gleich los, um mich von diesem
süßen Klebstoff zu befreien.
S'ci: Acù -- gut.
Sie sieht sich kopfschüttelnd in der Messe um.
S'ci: Jeih, was für eine Matscherei! Intercom; S'ci an
Cos'ca: Bitte kommen!
Cos'ca: Hallo S'ci! Was ist los -- ach, das ist los!
Hat Fyu versucht, eine Jarjina zu essen?
S'ci(kichernd): Richtig geraten, Cos'ca.
Cos'ca: Ich schicke einen Robot vorbei, der wieder Ordnung
schafft.
S'ci: Darum wollte ich dich bitten. Danke.
Der Bordcomputer trennt die Verbindung. Wenn er einen Kopf
besäße, hätte er ihn zweifelsohne geschüttelt.
Fyu ist bereits vorgegangen. Als S'ci -- diesmal in einer knappen
silbernen Tunika -- zurückkommt, erwartet er sie in einer
schwarz/silbernen Friedenshüter-Kombi.
S'ci(erstaunt): Du hast ja eine Bordkombi an!
Fyu breitet die Arme aus und seufzt ergeben.
Fyu: Ich habe meine ganzen anderen Klamotten auf der
Terra gelassen -- da blieb mir wohl nichts anderes übrig.
S'ci: Ayée, nicht daß ich etwas gegen deine Uniform
von der Sol-System-Spezialeinheit habe, aber ich finde, als echter
Friedenshüter solltest du auch die korrekte Kombination tragen.
Fyu(schulterzuckend): Ansichtssache. Aber als stellvertretender
Kommandant der Basis Luna-Copernicus werde ich auch weiter die Uniform
der BL-C tragen.
S'ci: Come pensi, tesoro -- wie du meinst...
Sie tritt zu ihm hin und legt ihm die Arme um den Hals. Nachdem sie
sich ausgiebig geküßt haben, ordern sie jeweils noch eine
Jarjina.
Auch Fyu bewältigt das Objekt dieses Mal ohne Explosion.
Fyu: Mh! Einfach lecker!
S'ci: Nicht?! -- Man muß nur vorsichtig damit umgehen.
Fyu: Was ist das eigentlich für ein Ding?
S'ci: Die Vorlage ist eine Frucht von Konja I/Cyrea -- eben eine
Jarjina.
Fyu(verwundert): Vorlage?
S'ci: S'cèrta -- natürlich. Ich habe dir doch schon
einmal geagt, daß unter anderem sämtliche Nahrungsmittel per
Vejdeamarrvheikil, also mit dem 'Gedankenmaterialisator',
synthetisiert werden. Das erübrigt das Töten von Tieren und
Pflanzen. Nährstoffgehalt u.ä. werden automatisch an die
Person angepaßt, die das jeweilige Nahrungsmittel anfordert.
Unsere Comps passen schon auf, daß jeder sich absolut gesund
ernährt.
Fyu: Das ist aber eine ziemliche Bevormundung, findest du nicht?
S'ci: Wieso? Du merkst doch nichts davon.
Fyu: Das stimmt auch wieder. Heavens, wenn man sich das alles so
durch den Kopf gehen läßt... Dagegen ist die Erde -- und die
anderen Planeten der Galaktischen Union auch -- direkt primitiv.
S'ci: Nein -- jünger. Ay, Fyu, deswegen brauchst du doch
kein Gesicht wie 15pc Hyperzyklon zu machen!
Fyu: Hm.
Mittlerweile ist das Rihkuun soweit in das Blexann-System eingeflogen,
daß Codaa, der Hauptcomputer von Daa-Gesdah wissen möchte,
wer da kommt.
Codaa: mecon; Codaa an Rihkuun S'can-Seeva:
Bitte kommen! Wer ist an Bord?
S'ci: Hallo Codaa! S'ci und Fyu auf Kurs zu dir. Wir wollen dich
besuchen. Hast du etwas dagegen?
Codaa: Mitnichten, Freunde. Im Gegenteil, ich freue mich, unseren
Jung-Friedenshüter Fyu einmal persönlich kennenzulernen.
S'ci: Aguqù. Wir transmittieren dann. Bye, Codaa.
Codaa: Bye, S'ci und Fyu.
Sie gibt Cos'ca Anweisung, das Transmit-System anzuwerfen. In einem
Orbit um Daa-Gesdah materialisiert das kleine Raumschiff.
Fyu: Cos'ca, kannst du mir ein paar Informationen über den
Alten Planeten geben?
Cos'ca: Selbstverständlich.
Vor Fyu materialisiert eine holographische Projektion, ein Bild des
Planeten mit einem Feld, in dem die von Cos'ca vorgetragenen Daten noch
einmal optisch in terranischen Schriftzeichen vorgetragen werden.
Cos'ca: Blexann I/Daa-Gesdah;
Hauptcomputer: Codaa; Archiv der Friedenshüter;
Typ: hauptsächlich gepflegte Parklandschaft;
Atmosphäre: 23%O; 76%N; 1% Sonstiges;
Rotationsdauer: 1 Dì VZ (= 25h TZ);
Umlaufdauer: 1 Trìradì VZ (= 312d TZ);
Durchmesser: 20107 km;
Gravitation: 1.6g Terranorm;
Durchschnittstemperatur: 15.6 C;
Land/Wasser-Verteilung: 58/42.
Fyu: Danke, Cos'ca. -- Nicht zu vergessen wundervolle
türkisfarbene Meere, wie man auf dem Holo sehen kann.
Die S'can-Seeva landet auf dem Raumhafen Daa Space-Center.
Eür etwa vier Tage TZ spannen S'ci und Fyu auf Daa-Gesdah aus.
Dann entschließen sie sich, weiterzufliegen, zum nächsten
Alten Planeten auf der Liste.
Fyu: Der Planet war ja ganz hübsch, aber für meinen
Geschmack zu überzüchtet.
S'ci(grinsend): Sag doch gleich dekadent.
Fyu: So direkt wollte ich es es nun auch nicht sagen.
S'ci: Daa-Gesdah ist auch keine Welt, auf der man leben soll. Es
ist einfach der Sitz des Archivcomputers Codaa.
Fyu: Dafür ist sie auch geeignet. Besser als diese öden
Archive in der Galaktischen Union.
* * *
Man schreibt den 09:02:2226TZ.
S'ci und Fyu transmittieren wieder nach Nehgqù-Xuqù, in
die heimatliche Galaxis. Der auserwählte Planet ist Dhac-Sda, der
innerste der drei Umläufer S'haiyas. Dieser Stern wird unter
terranischen Astronomen auch als Gamma Crucis geführt: ein roter
M4-Überriese der Leuchtkraftklasse III, in 67.44pc Entfernung von
Sol.
Fyu: Eigentlich ist es ja absoluter Blödsinn, was wir hier
machen -- dauernd zwischen den Vier Galaxien hin und her zu
springen.
S'ci: Was soll's denn, Fyu? Mit Transmit-System ist es gleich.
ob du von Sol III/Terra zum Mond springst oder von einer Galaxis zur
anderen.
Fyu: Ehrlich, daran werde ich mich wohl nicht so schnell
gewöhnen. Meine alte Terra hätte schließlich
pro Kiloparsec 40 Stunden TZ benötigt, und da ist es schon ein
Unterschied, ob man vielleicht 1pc oder 720kpc zurücklegen
muß.
S'ci: Irgendein kluger Mensch hat mal gesagt 'An nichts
gewöhnt sich der Mensch so schnell wie an Wunder'. Ay, sieh mal
auf den Monitor! Das da vorne ist unser 'Wahrzeichen'. -- Cos'ca, gib
mal bitte die Daten durch.
Prompt projiziert er ein Hologramm des Planeten in die Zentrale.
Dhac-Sda ist zwar einer der kleinsten Alten Planeten,
nichtsdestotrotz aber einer der schönsten.
Eine schimmernde reinweiße Kugel, die von amethystfarbenen Adern
durchzogen ist, und darüber der silbrig strahlende
SETA-Kombi-Schild, der die blutrote Urgewalt der nahen Sonne S'haiya
abhält: das ist die Welt Dhac-Sda, auf der die S'can-Seeva
soeben aufsetzt. Fyu umrundet staunend das Hologramm, das den Planeten
in seiner ganzen Pracht zeigt.
Cos'ca: S'haiya I/Dhac-Sda;
Hauptcomputer: Codha;
Typ: Kristallplanet;
Atmosphäre: keine;
Rotationsdauer: 1 Dì VZ (= 25h TZ);
Umlaufdauer: 98 Dì VZ (= 93.8d TZ);
Durchmesser: 6721km;
Gravitation: 1.3g Terranorm.
Fyu: Sag mal, kann man auf diesem kosmischen Diamanten auch
aussteigen?
S'ci: Man sollte es nicht für möglich halten, aber man
kann.
Fyu: Ah!
In Windeseile klaubt er seinen Raumanzug aus der Zentraleecke, wo dieser
wie ein silbergraues Häufchen Elend liegt. Während S'ci einen
der silbernen Schirmfeldgürtel über ihre derzeit flammend rote
Tunika legt, verzichtet Fyu darauf. Unverbesserlich, der Gute. S'ci
aktiviert seufzend das Seeva-Feld.
S'ci: Cos'ca, Transmit-Feld nach draußen. Danke und bye,
Cos'ca.
Cos'ca: Aguqù. Doja. -- Bye, S'ci und Fyu.
Die beiden treten durch das Feld und stehen auf einer weiten,
kristallenen Ebene. Sie ist spiegelglatt.
S'ci: Vorsicht. Hier kann man sich schnell auf die Nase legen.
Der Boden ist glatter als eine Rutschbahn auf Sol IX/Pluto.
Fyu: Danke für die Warnung.
Er macht ein paar Schritte, doch dank seiner rutschfesten Raumstiefel
sieht er keinerlei Probleme für sich.
Fyu: Wieso glatt?
S'ci: Hm?
Sie dreht sich etwas abrupt um. Das, in Verbindung mit der geringen
Reibung zwischen dem Boden Dhac-Sdas und dem Seeva-Feld, führt
dazu, daß ihr Hinterteil recht unsanft mit dem kristallenen
Untergrund Bekanntschaft macht. Fyu, der versucht, sie aufzufangen, ist
dank seiner Raumstiefel nicht ausgeglitten. Da er aber seinen Schwung
nicht schnell genug abfangen kann und über seine Gefährtin
stolpert, wirft es ihn auch noch zu Boden.
Jetzt sitzen beide auf der eisglitzernden Ebene und bersten fast vor
Lachen.
S'ci: Ich kann nicht mehr!
Auch Fyu schnappt verzweifelt nach Luft.
Fyu: Tröste dich -- ich auch nicht.
So bleiben sie noch eine Weile sitzen und bewundern die Farbkaskaden,
die durch die Lichtbrechung in den tieferen Schichten des Planeten
verursacht werden.
Fyu: Einfach grandios!
S'ci: Ay... Aber auf seine Art ist jeder Planet wunderschön.
Ich mag sogar Success XXII/Cold Night mit seinen schneeweißen
Eiswüsten und den Heliumozeanen.
Fyu: Nun ja, die Durchschnittstemperaturen von Cold Night
entsprechen nicht vollständig meinen Erwartungen an einen
Urlaubsplaneten.
S'ci: Daß ich da Urlaub machen möchte, habe ich nie
behauptet!
Fyu: Ich dachte nur...
S'ci(grinsend): Jaaa... Wenn du denkst!
Fyu(kopfschüttelnd): Und in sowas bin ich verliebt!
S'ci: Tja, das zeugt von deinem Geschmack. -- Hm? Was ist?
Fyu: So'n Mist!
Er schneidet eine komische Grimasse.
S'ci: Was ist denn los?
Fyu(trocken): Der Planet hat keine Atmosphäre.
S'ci: Und?
Fyu: Tja, sonst hätte ich dich schon längst
geküßt. Aber versuch das mal mit geschlossenem Raumanzug.
S'ci(belustigt): Mit einem Seeva-Feld geht das.
Fyu(ganz & gar entschlossen): So. Jetzt hast du mich
überredet. Das nächste Mal bleibt der Raumanzug im Schiff.
Sie lacht beinahe Tränen ob Fyus Gesichtsausdruck.
Fyu: Ist doch wahr!
S'ci(prustend): Pfff... Cos'ca...
Sie kann sich immer noch nicht beruhigen.
S'ci: mecon; S'ci an...Cos'ca: Bitte...kommen!
Cos'ca(etwas irritiert): Hallo S'ci? Was ist los?
S'ci: Transmit-Feld zum...Schiff!
In der S'can-Seeva:
Fyu: So!
Der Rest ist nicht mehr verbal.
* * *
Etwas später:
Fyu: Wohin fliegen wir jetzt?
S'ci: Hm. Ich glaube, Taya-Tatea I/Envir-Dexamì wäre
an der Reihe. Cos'ca, transmit auf 17h42mREK/-31:09:05 DEK --Sgr 8kpc.
Transact.
Fyu: Das ist doch fast im Zentrum der Milchstraße!
S'ci: So ist es. Etwa 100pc vom radioastronomisch festgelegten
Mittelpunkt von Nehgqù-Xuqù.
Cos'ca: Nebenbei -- wir sind da. Ich wollte euch nur nicht ins
Wort fallen.
S'ci: Ich danke dir, Cos'ca.
Cos'ca: Seid ihr an einer Datenkurzübersicht interessiert?
Fyu: Na logo!
Cos'ca: Taya-Tatea I/Envir-Dexamì;
Hauptcomputer: Coen, gleichzeitig Hauptcomputer von
Nehgqù-Xuqù;
Typ: ergibt sich aus der Bezeichnung 'ZweiWelt';
Atmosphäre: 25% O; 72% N; 2% Ar; 1% Sonstiges;
Rotationsdauer: 1 Dì VZ (= 25h TZ);
Umlaufdauer: 1 Trìradì VZ (= 312d TZ);
Durchmesser: 10000 km;
Gravitation: 1.45g Terranorm;
Durchschnittstemperatur: 23.2 C;
Land/Wasser-Verteilung: 50/50.
Fyu: Danke -- eins verstehe ich nicht. Was bedeutet 'Typ ergibt
sich aus der Bezeichnung ZweiWelt?
Cos'ca: ZweiWelt ist die korrekte Übersetzung von
Envir-Dexamì. Die Sonne Taya-Tatea sendet eine starke
Gravostrahlung aus, die zwar durch den SETA-Kombi-Schild über
Envir-Dexamì vollständig abgehalten werden könnte,
wobei man sich jedoch dagegen entschied, um dieses Wunder der Natur so
zu erhalten, wie es entdeckt wurde. Es herrschen auf dem Planeten mehr
als nur extreme Gezeiten, so daß stets die der Sonne zugewandte
Planetenseite vollständig mit einem Ozean bedeckt ist. Die andere
Seite ist stets morastig und völlig plan.
Fyu: Also eine Welt mit zwei Gesichtern.
Er betrachtet prüfend das Holobild von Envir-Dexami.
Tatsächlich! Eine Seite schlammbraun und die andere von einem
tiefblauen Meer bedeckt. Nicht eine einzige Insel ist zu sehen.
Fyu: Gibt es hier etwa auch einen Raumhafen?
S'ci: Sicher. Allerdings unter-envirisch.
Fyu(stirnrunzelnd): Und wenn gerade der Ozean über dem
Raumhafen liegt?
S'ci: Kein Problem. Das Landefeld ist per SETA-Schild abgesperrt.
Hier können wir die Gravostrahlung wirklich nicht gebrauchen, da
sie sonst Starts und Landungen behindern würde. Bei einer
entsprechenden Schaltung des Schirms bildet sich eine Art Landeschacht,
wobei es egal ist, ob er durch Wasser oder Schlamm führt.
Fyu: Aha.
S'ci: Na, hast du Lust, die S'can zu übernehmen?
Fyu: Warum auf einmal?
S'ci(grinsend): Du mußt es doch lernen.
Also steuert diesmal Fyu das Rihkuun.
S'ci: Oh! Auf den Punkt! Beachtlich. Für einen
Anfänger mal gar nicht so schlecht.
Fyu: Ähem! Immerhin fliege ich die Terra bereits
seit zehn Jahren TZ!
S'ci: Ja, deine Terra! -- Aber das hier ist die
S'can-Seeva. Ein Rihkuun kann doch nicht mit einem
gewöhnlichen Raumschiff verglichen werden.
Fyu: S'ci Coroun! Meine Terra ist kein gewöhnliches
Raumschiff!
S'ci: Fyu T-S'cèr! Verglichen mit einem Rihkuun wohl!
Daraufhin prusten beide los
Fyu: Du bist wirklich einmalig!
S'ci: Und du wiederhol...
Weiter kommt sie nicht. Ans bezeichnendem Grund. Doch wie so oft:
Coen: mecon; Coen an S'can-Seeva: Bitte kommen!
S'ci? Bist du es?
Deroselbige verzieht das Gesicht.
S'ci(seufzend): lmmer diese Comps! Exakt, wenn man nicht
unbedingt gestört werden möchte.
Sie meldet sich trotzem.
S'ci: Hallo Coen! Sono io -- ich bin's. Mit Fyu. Schicke uns
bitte ein Transmit-Feld. Danke.
Durch das grünschimmernde Feld betreten sie die Computerzentrale,
die sich genau im Mittelpunkt des Planeten befindet. S'ci und Fyu
bleiben lediglich einen Tag TZ auf ZweiWelt, da es hier nicht viel zu
sehen gibt.
* * *
Am Morgen des 10:02:2226TZ fliegen sie mit der S'can-Seeva zur
nächsten Station ihrer 'Galaxienrundfahrt' Es ist dies der Planet
Variolar I/Fezea-Waj, der sich exakt im mathematischen Zentrum von
Gyr-Dao, dem Andromedanebel, befindet. Wie auch das Taya-Tatea-System
im Mittelpunkt der Milchstraße ist dieses Sonnensystem in einen
umspannenden SETA-Kombi-Schild gehüllt, der die Zentrumsstrahlungen
der Galaxis abschirmt. Cofe, der Hauptcomputer Fezea-Wajs ist
gleichzeitig auch für ganz Gyr-Dao zuständig.
Cos'ca: Variolar I/Fezea-Waj;
Hauptcomputer: Cofe;
Typ: Planet mit leicht erhöhter Vulkantätigkeit;
Atmosphäre: 21% 0; 72% N; 5% Ne; 2% Sonstiges, davon
überdurchschnittlich viel Staub, CO2 u.ä.;
Rotationsdauer: 1 Dì VZ (= 25h TZ);
Umlaufdauer: 1 Trìradì VZ (= 312d TZ);
Durchmesser: 12243km;
Gravitation: 1.59g Terranorm;
Durchschnittstemperatur: 19.8 C;
Land/Wasser-Verteilung: 31/69.
S'ci: Danke. Cos'ca. Ay, Fyu, hier sollten wir etwas länger
bleiben. Auf Fezea-Waj gibt es einige beeindruckende Beispiele
vulkanischer Tätigkeit.
Fyu: Dann sicherlich auch Geysire -- Ich meine, solche wie 'Old
Faithful' auf Sol III/Terra im Naturschutzgebiet Yellowstone im
Territorium Nordamerica, Bezirk Yussay?
S'ci: Hier gibt es ein Ding, das den 'Alten Getreuen' weit in den
Schatten stellt -- die 'Cyellyarha'. Die explodiert so alle
dreißig Riòli VZ (ca. 25h TZ). Ihr Wasserdampfstrahl
reicht dabei bis zu einem Kilometer in die Höhe. -- Übrigens,
ich habe mal irgendwann gehört, daß euer terranischer 'Old
Faithful' gar nicht mehr so getreu sein soll.
Fyu: Doch, wieder -- seitdem eine Putzkolonne ihn ordentlich von
dem ganzen Touristen-Abfall gesäubert hat.
S'ci: Ay. Der Name 'Cyellyarha' bedeutet übrigens 'die
Königliche', und zwar weil der Wasserstrahl meist durch
verschiedene Oxide von gelb bis dunkelrot eingefärbt ist. Da sie
stets morgens ausbricht, wirkt sie im Morgenrot dann wirklich
'königlich'.
Fyu: Kann ich mir durchaus vorstellen.
S'ci: Ay. Ich steuere die S'can-Seeva zum
Velinaomdùem. Die Cyellyarha hat laut Cos'ca erst vor zwei
Terra-Stunden 'gespuckt'.
Fyu: Was, beim kubischen Asteroidenkrümel, ist denn nun
wieder ein 'Velinaomdùem'?
S'ci: Der Velinaomdùem ist ein ganz hübsches
Exemplar von Vulkan -- was auch schon der Name aussagt, wenn du die
Alte Sprache S'selite beherrschst: 'velima naodùemun'
ist wörtlich übersetzt die 'flammende Bodenerhebung'.
Fyu: Und was ist so besonderes an diesem Vulkan?
S'ci: Sieh mal auf den Bildschirm.
Er tut's. Man kann einen Vulkankegel Typ Krakatau erkennen, von dem
eine dünne, blauschwarze Rauchsäule aufsteigt.
Fyu: Und?
S'ci: Abwarten.
Weiter nähert sich das Rihkuun dem Velinaomdùem. Fyu
erkennt immer noch nichts Ungewöhnliches. Der Flug scheint sich
endlos auszudehnen. Fyu dreht sich ungeduldig zu seiner Team-Partnerin
um, die entspannt in ihrem Pilotensitz hängt -- denn als 'sitzen'
kann man die Tätigkeit, die sie soeben vollführt, nicht
unbedingt bezeichnen.
Fyu: Hey, S'ci, wie schnell -- oder langsam -- fliegen wir
eigentlich? -- Und glaubst du, daß es vorteilhaft ist, wenn du
deine Haxen auf dem Steuerpult ablegst?
S'ci: Ayée...
Sie schwingt ihre Beine von der Kommandokansole.
S'ci: Bis jetzt hat sich Cos'ca noch nicht beschwert. Und unsere
Geschwindigkeit...
Sie liest ein paar Daten vom Monitor ab.
S'ci: ...beträgt Mach 3.
Fyu(stirnrunzelnd): Wir müßten den Vulkan doch
theoretisch schon längst erreicht haben. Es sei denn...
S'ci: Es sei denn, Theorie und Praxis weichen wieder einmal
voneinander ab.
Fyu(unbeirrt): Es sei denn, er ist außergewöhnlich
groß.
S'ci: So ist es. Der Velinaomdùem ist höher als der
Olympus Mons vom Sol IV/Mars. Allerdings durchmißt der Krater nur
die Hälfte und die Basis nur ein Fünftel des Olympus.
Fyu überschlägt die Werte kurz im Kopf.
Fyu: Höhe über 25km, Basis ca. 120km und Krater etwa
40km? Ganz schöne Leistung für einen tätigen Vulkan.
S'ci: Mhm. Übrigens, die exakten Werte für den
Velinaomdùem: Höhe 26km, Basis 125km und Kraterdurchmesser
45km.
Fyu: Beachtlich. Können wir ihn mal überfliegen?
S'ci: Gerne -- wenn wir da sind.
Sie blicken beide auf den Schirm. Nun ist der Vulkan doch schon
ziemlich angewachsen.
Fyu: Wie weit liegt der letzte Ausbruch zurück?
S'ci: Cos'ca?
Cos'ca: Laut Cofe etwa 5.67 Jahre TZ. Seither brodelt die Lava im
Krater still vor sich hin. Er ist aber bereits seit zwei Monaten TZ
unruhig. Vielleicht erlebt ihr sogar einen Ausbruch mit.
S'ci: Danke, Cos'ca.
Fyu: Ich glaube, wir kommen allmählich an.
Der Monitor zeigt nur noch einen Ausschnitt des Berges.
S'ci: Mhm. -- Jeih! Cofe hat nicht übertrieben, scheint
mir.
Sie deutet auf das Holobild. Die Lava im Krater kocht weiß/gelb
und Gasblasen zerplatzen fortwährend auf ihrer Oberfläche.
Von dem Gesteinspfropfen, der sich zeitweilig über dem Schlot
gebildet hatte, sind nur noch vereinzelte, dunkelrot glühende
Brocken zu sehen, die träge in der grellen Glut schwimmen.
Fyu: Der sieht aber trotzdem recht friedlich aus.
S'ci: Stimmt. Der Velinaomdùem besitzt eine ziemlich
dünnflüssige Lava, daher ist er bisher noch nicht sehr heftig
explodiert. Seine Ausbrüche laufen stets sehr ruhig ab.
Fyu: Moment -- warum besitzt dieser Vulkan dann einen derart
steilen Kegel? Normalerweise ist dünnflüssige Lava eher
für Schildvulkane typisch -- wie zum Beispiel beim Maunaloa auf
Terra im Bezirk Hawaii.
S'ci: So dünnflüssig sie ist, erstarrt die Lava jedoch
sehr rasch. Aus diesem Grund wird sie bereits in den oberen Regionen
des Vulkankegel zähflüssig.
Fyu: Mhm. Von solchen Vulkanen hat man nicht viel zu
befürchten.
S'ci: Ay. Es sei denn, man befindet sich oben am Krater, wenn er
mal wieder aktiv wird.
Fyu: Aber hier in der S'can sind wir ja sicher.
Cos'ca(beipflichtend): Selbst wenn sich der Velinaomdùem
komplett in die Luft sprengen würde.
Das Rihkuun dreht ein paar Runden über dem gigantischen Vulkan.
Hin und wieder tritt eine größere Gasmenge aus dem Lavasee
aus, die das glühende Gestein wie eine Fontäne in die Luft
spritzt.
S'ci: Streng genommen könnte man das schon als Ausbruch
bezeichnen -- aber der Velinaomdùem ist so groß, daß
die paar Tropfen da nicht ins Gewicht fallen.
Fyu: Ts! 'Die paar Tropfen' spritzen immerhin gut zweihundert,
dreihundert Meter in die Höhe!
S'ci: Gemessen an der Größe des Vulkans ist das fast
nichts. -- Ein Hundertstel seiner Höhe.
Fyu: Tja, das ist wohl eine Sache des Standpunktes.
S'ci: Alles ist eine Sache des Standpunktes.
Fyu: Egal. Ob es nun ein 'echter' Ausbruch ist oder nicht,
beeindruckend ist es allemal.
S'ci: Recht hast du. Sollen wir noch ein paar Kürvchen
drehen oder zu einem weiteren Naturschauspiel Fezea-Wajs fliegen?
Fyu: Machen wir noch ein paar Runden. Dieser Berg gefällt
mir.
S'ci: Acù. Cos'ca, geh doch bitte mit der Geschwindigkeit
herunter -- 0.2km/sec.
Cos'ca: Aguqù. Doja.
Nach fünf Runden und etwas mehr als einer Stunde TZ dreht die
S'can-Seeva ab und steuert den Kontinent Naveethe an, bei dem
sich eine ausgedehnte vulkanische Spalte befindet.
S'ci: Diese Verwerfung befindet sich zwischen den Kontinenten
Naveethe und Cardoora. Sie bildet eine natürliche Trennstelle.
Fyu: Wo sind hier zwei Kontinente? Ich sehe hier nur eine
Landmasse.
S'ci: Noch. Aber in ein paar Millionen Jahren TZ wird sich hier
anstelle der Naveethan-Fuge ein Ozean befinden. Cofe hat dem Rechnung
getragen, und so heißt das Gebiet westlich der Verwerfung Naveethe
und der östliche Teil Cardoora. Die Fuge ist ungefähr 700km
lang. Hin und wieder strömt hier dünnflüssige Lava aus,
die eine weitflächige Decke entlang der Spalte bildet.
Fyu: Auf der Erde gibt es eine ähnliche Spalte, die
'San-Andreas-Verwerfung', die sogar 1000 km lang ist. Allerdings ist
bei ihr -- soweit ich weiß -- noch keine Eruption aufgetreten.
S'ci: Die Naveethan-Fuge ist momentan auch ruhig. Cofe meint
jedoch, daß sie in spätestens zwanzig Jahren TZ wieder
ausbrechen wird. Er hat berechnet, daß dabei Naveethe und
Cardoora mindestens einen Sprung von 10km auseinander machen werden.
Dabei dürfte sich erstmals eine Verbindung zwischen Dékhazee
und Baè-J'alzee auftun.
Fyu: Ich verstehe nur Raumhafen und Fehlstarts. Könntest du
mir eine Landkarte Fezea-Wajs zeigen?
S'ci: S'cèrta -- sicherlich.
Die Kontinente Naveethe und Cardoora erinnern an eine liegende Sanduhr.
Die schmalste Stelle zwischen ihnen durchmißt ungefähr 700km
und wird von der Naveethan-Fuge durchtrennt.
Zwischen der nördlichen Eiskappe (Bava) und diesem Doppelkontinent
befindet sich das nördliche Eismeer (Baè-J'alzee).
Dékhazee (das 'Meer, das noch wächst') liegt zwischen
Naveethe/Cardoora und einem kleineren, glockenförmigen Kontinent
(Taanea).
Südwestlich von Naveethe befindet sich eine weitere Landmasse
(Seewaj), die von der erstgenannten durch Sédizee (das
'Mittelmeer') getrennt ist. Zwischen Cardoora und Seewaj liegt Khazee
(das 'Große Meer'), das in etwa mit dem Sol III/terranischen
Pacific zu vergleichen ist.
Der Südpol wird ebenfalls von einer Eiskappe bedeckt, die
Cìva genannt und vom südlichen Eismeer (Cìe-J'alzee)
umschlossen wird.
S'ci: Auf Taanea befinden sich überhaupt keine Vulkane. Der
Kontinent ist von dichtem Dschungel bedeckt -- das, was man auf Sol
III/Terra als 'tropischen Regenwald' bezeichnet. Der nördliche
Teil von Seewaj ist eine Sandwüste, die ostwärts in eine
Vulkanlandschaft übergeht. Nach manchen Vulkanausbrüchen
treibt der Wind die entstehenden Gase landeinwärts, und der
nachfolgende Regen verwandelt die Wüste in eine Blumenlandschaft.
Weiter südlich herrscht auf Seewaj warmgemäßigtes
Subtropenklima, das zum Südpol hin abkühlt.
Naveethes Südareal befindet sich im Äquatorbereich --
entsprechend sind die Temperaturen. Tropenklima. Und im Westen
haufenweise Vulkane, heiße Quellen und dergleichen mehr. Im
Norden gibt es dagegen eher kaltgemäßigtes Klima, Tundren.
Im Gegensatz dazu ist Cardoora friedlich, obwohl auch dort im
Südbereich eine ziemlich unruhige, heiße Sumpflandschaft
existiert. Im Norden ist Cardoora ein wahrer Garten Eden -- ohne
Vulkane, Erdbeben u.ä.
Das nördliche Eismeer wird von zwei Vulkanketten durchzogen, ebenso
Báva. Jeweils eine Vulkankette zieht sich durch Khazee und
Sédizee. Man kann sehr gut die Trennlinien zwischen den
einzelnen Kontinentalschollen nachverfolgen. Das wär's.
Fyu: Das wär's? Na, so kann man es auch nennen. Jetzt
weiß ich wenigstens, was ich davon zu halten habe, wenn einer der
Comps bei einer Datenkurzübersicht etwas von einem Planeten mit
'leicht erhöhter Vulkantätigkeit' faselt.
S'ci: Ay, Cos'ca unter-- und übertreibt wie er gerade Lust
hat. Wenn man verläßliche Auskünfte haben will,
muß man am besten bei einem 'vernünftigen' Comp nachfragen.
Wenn Cos'ca könnte, hätte er jetzt leicht verärgert die
Stirn in Falten gelegt.
Cos'ca: Ä-hem!
Fyu: Und bei welchem?
S'ci: Bei Codaa zum Beispiel. Unser Archivcomputer ist meistens
sogar überkorrekt.
Fyu: Ay -- oh! Mir scheint, dieses dein Lieblingswörtchen
ist ansteckend. Was ich sagen wollte -- können wir was futtern
gehen? Ich schiebe Kohldampf...
S'ci(belustigt): Schon wieder?
Nichtsdestotrotz gehen sie nun in die Messe. Fyu ordert sich einen
Sojaburger mit Beilagen, während S'ci lediglich etwas trinkt.
Fyu(naserümpfend): Tee! Wie kann man nur!
S'ci: Tee trinken?
Als Fyu nickt, grinst S'ci und trinkt einen Schluck.
S'ci(dozierend): Man setze das Trinkgefäß an die
Lippen, neige es ein wenig...
Weiter kommt sie nicht, weil Fyu zu lachen anfängt und sich dabei
verschluckt. Sie klopft ihm fürsorglich auf den Rücken.
S'ci(tut besorgt): Aber aber, Kleiner... Ja, was hat er denn?
Hat sich mein Schätzchen verschluckt?
Was einen weiteren Lachanfall bei Fyu produziert. Nun weiß er
nicht, was er zuerst machen soll: lachen oder husten?
Nachdem sich beide wieder beruhigt haben...
Fyu: Heavens S'ci! Du solltest beim Trivid in einer
Ein-Frau-Komik-Show auftreten.
S'ci: Danke, kein Bedarf!
Fyu(kopfschüttelnd): Aber ich verstehe immer noch nicht, wie
man Tee trinken kann. Das ist doch lediglich H2O + Aromaspuren
von irgendwelchen Pflänzchen.
S'ci(entrüstet): Banause!
Fyu: Wie bist du bloß dazu gekommen, so etwas zu
trinken? -- Das ist doch mindestens genauso schlimm wie
Gemüsesaft!
Letzteres Wort stößt Fyu geradezu angewidert aus.
S'ci: Pah! Ich habe dieses herrliche Getränk mal
irgendwann auf Helios III/Erde-Zwei kredenzt bekommen. Ich war --
zugegebenerweise -- ziemlich erstaunt darüber, daß es das
auch auf Sol III/Terra gibt. Als ich mal irgendwas im Archiv Osford
erledigen mußte, bot mir dort jemand eben diese Spezialität
an.
Fyu: Osford im Bezirk Britain -- Kein Wunder. Die Insulaner dort
spinnen ja eh!
S'ci: Hast du denn schon mal probiert?
Fyu: Ich habe einmal dran gerochen, da ist mir schon fast schlecht
geworden.
S'ci: Kein Versuch mehr?
Sie hält ihm einen Becher hin.
Fyu(panisch entsetzt): Nein! Nie!
S'ci(denkt sich): Na, du probierst schon noch noch, wetten? --
Ach, verdammt, ich wette ja nicht...
Fyu: Ha! Ich hole mir jetzt etwas Ordentliches zu trinken,
Er düst in seine Kabine und bringt eine -- bereits angefangene
Flasche Feentauréos wieder mit.
S'ci(trocken): Säuferseele.
Sie organisiert sich einen neuen Becher.
S'ci: Na, bekomme ich auch einen Schluck?
Fyu: Ich dachte, du trinkst Tee?
S'ci(grinsend): Natürlich trinke ich Tee. Aber wenn du
dieses Zeugs da rausrückst... Ay, man muß die anderen Leute
schädigen, wo man nur kann.
Fyu: Und mich an erster Stelle, wie?
Seufzend schüttet er ihr den Becher halb voll.
S'ci: Geizkragen.
Fatalistisch füllt Fyu ihn nun bis fast zum Rand auf.
S'ci(grinsend): Ich danke dir, Schatz.
Der goldene Feentauréos glitzert im Licht, als S'ci
genüßlich einen Schluck trinkt.
S'ci: Bitte! Super. Aber trotzdem glaube ich, daß nichts
über diesen einen Drink geht, den A'shti mir mal angedreht hatte.
Fyu zieht die Augenbrauen in die Höhe.
Fyu: Hm.
S'ci: Hast du schon einmal Vulkanfeuer probiert?
Fyu: Nein. Davon habe ich noch nie gehört. Was ist das?
S'ci: Ein unglaublicher Drink, den A'shti komponiert hat.
Fyu(interessiert): Und wie schmeckt das Zeugs?
S'ci: Einfach unbeschreiblich.
Sie hat den goldenen Wein ausgetrunken und einen neuen Becher Tee
bestellt.
Fyu: Dann versuche ich das Vulkanfeuer mal.
S'ci grinst klammheimlich in sich hinein. Der würde sich
noch wundern.
S'ci: Du kannst es ja ordern. Aber ich bezweifle, daß du es
verträgst.
Fyu(abwinkend): Wenn es etwas Alkoholisches ist, davon
vertrage ich eine Menge!
Aber kein Vulkanfeuer. Dieses ist eine Mischung aus wenig
Alkohol, einigen Früchten und viel ungeheuer scharfer
Gewürze. Vor geraumer Zeit legte A'shti, der 'Kobold vom Dienst',
die Friedenshüter gleich reihenweise mit diesem Teufelszeug her
eingelegt. Ayée, abgesehen davon, daß das
Vulkanfeuer ungeheuer scharf ist, bekommt man davon einen
mörderischen Durst.
Inzwischen ist Fyu im Besitz eines winzigen Gläschens dieses
rosafarbenen, harmlos erscheinenden und dazu köstlich riechenden
Gebräus. Er betrachtet es kritisch.
Fyu: Was? Nur so wenig?
S'ci: Das reicht völlig aus, glaube mir.
In einem Zug kippt Fyu das Vulkanfeuer herunter. Es ist
wirklich eine Meisterleistung A'shtis, wenn man bedenkt, daß er
eigentlich 'nur' ein Physiker ist.
Fassungslos starrt Fyu auf das nunmehr leere Glas. Seine Kehle brennt,
als hätte er flüssige Lava zu sich genommen.
Fyu(röchelnd): Ugh! Heavens! -- Durscht! Wasser!
S'ci drückt ihm hinterhältig den Teebecher in die Hand.
Fyu: Mehr!
Grinsend ordert S'ci weitere 0.25l heißen Tee. Und noch einmal.
Mittlerweile hat sich Fyu wieder von seinem Schrecken erholt.
S'ci(schadenfroh): Ich hatte dich gewarnt.
Fyu (ungerührt): Der Name Vulkanfeuer paßt
ausgezeichnet.
Er verzieht das Gesicht. Es brennt noch immer.
Fyu: Kann ich noch einen Becher zum Nachspülen bekommen?
Er linst nachdenklich in das Rund seines Trinkgefäßes.
Fyu: Was war das eigentlich? Es schmeckte -- ungewöhnlich.
Aber durchaus genießbar.
Auf einmal kommt ihm ein ganz böser Verdacht -- vor allem da S'ci
so merkwürdige Verrenkungen macht, und sich krampfhaft bemüht,
ihr Kichern zu unterdrücken.
Fyu(ahnungsvoll): Was war das?
S'ci prustet los. Jetzt ist alles vorbei -- sie krümmt sich
geradezu vor Lachen.
S'ci: Das war... Ayée! Das war...
Weiter kommt sie nicht, da ihr ein weiterer Kicheranfall die Luft raubt.
Fyu(jetzt entsetzt): Was war das?
S'ci(kommt fast um vor lachen): Es... Es war Tee!
Nach dieser Eröffnung ist Fyus Gesicht eine Studie. Zwischen
Übelkeit, Ärger, Grinsen, Weinen, Lachen (etc) sind
sämtliche Abstufüngen der Gefühlsskala abzulesen.
Fyu: Was war das?
S'ci(immer noch kichernd): Ich sagte doch -- Tee. Amyshica,
hör doch bitte endlich auf, diese Grimassen zu schneiden! Ich kann
nicht mehr!
Fyu(restlos geschafft): Ich auch nicht.
Nachdem sie sich beide wieder einigermaßen erholt haben...
Fyu(heroisch): Na gut. Ich muß zugeben, daß mir
dieses ...Zeugs ganz gut geschmeckt hat. Aber eins sage ich dir:
Für das Vulkanfeuer gibt es irgendwann noch einmal eine
mörderische Rache!
S'ci(kichernd): Danke für die Warnung. Ich werde mich fortan
vor dir in Acht nehmen.
Fyu: Das nutzt auch nichts. Ich habe mehr Geduld, als du in
deinem ganzen Leben haben wirst!
S'ci: Meinst du? Abwarten -- und Tee trinken.
Ihr Team-Partner verzieht gequält das Gesicht.
Fyu: Na meinetwegen. Aber jetzt nicht! Ich habe gerade eben erst
wegen eines gewissen Säftchens rund einen Liter davon
runtergewürgt!
S'ci: Ayée, nun tu mal nicht so!
Fyu greift sich theatralisch an den Hals und mimt den Schwerkranken.
Fyu: Das sagst du, die du mich derart heimtückisch vergiftet
hast!
S'ci(abwinkend): Der sterbende Schwan paßt nicht so ganz zu
dir!
Fyu(grinsend): Zst dir ein strahlender Weltraumheld lieber, der,
mit einer Pistole in jeder Hand, herbeigestürmt kommt, um seine
Liebste aus den Saugnäpfen irgendwelcher schleimtriefenden Monster
mit 32 grünen Tentakeln und acht düsterroten Glubschaugen zu
befreien?
S'ci: Hältst du dich etwa dafür?
Sie grinst ihn unverschämt an.
S'ci: Ay djárr, du gefällst mir so wie du bist --
Lieb, nett, nicht dumm, aber kein Supermann, eben
du...
Fyu(zweifelnd): Hm. Sollte das nun ein Kompliment sein?
Die S'can-Seeva fliegt nach Nord-Cardoora. Dort stehen,
über ein ausgedehnt es Areal verteilt, pastellfarbige, hübsche
Bungalows, die Cofe anläßlich eines Geophysiker-Treffens der
Gyrdan-Allianz auf Fezea-Waj realisiert hatte. Nachdem die
Wissenschaftler wieder abgereist waren, verzichtete Cofe darauf sie
wieder abzubauen.
S'ci und Fyu machen es sich in einem leerstehenden,
blaßgrünen Gebäude gemütlich. Am nächsten Tag
wollen sie sich ziemlich früh zum Südgebiet Cardooras begeben,
um die Cyellyarha in Aktion zu erleben.
* * *
Man schreibt den 11:02:2226TZ. Es ist noch ziemlich früh am
Morgen, doch Fyu ist bereits wach und sehr neugierig, was den
'königlichen' Geysir betrifft. Er hat sich bei Cos'ca darüber
informiert, wann die nächste Eruption zu erwarten ist.
Fyu: S'ci, Liebling, aufwachen! -- Wir wollen doch zur
Cyellyarha!
Doch die rührt sich nicht.
Fyu: Hey, Guten Morgen, Schatz!
Immer noch kein Erfolg. Fyu zieht ihr die Bettdecke weg. Sie
schläft weiter. Er versucht es mit einem Kuß.
Dornröschen scheint es nicht zu kümmern.
Fyu: Ha! Jetzt kann ich ihr ja einen Teil des
Vulkanfeuers heimzahlen.
S'ci ist schon längst wach, stellt sich aber noch schlafend. Sie
hat einfach keine Lust aufzustehen. Fyu hebt sie hoch und trägt
sie nach draußen. Dort existiert ein niedlicher, kleiner,
kristallklarer, eiskalter See. S'ci ahnt schon, was da auf sie zukommt,
und sie weiß auch, daß nichts und niemand Fyu davon abhalten
wird, sie ins Wasser zu befördern, selbst wenn sie jetzt
'aufwachen' würde. Sie überlegt also angestrengt, wie sie
auch ihrem Gefährten zu einem erfrischenden Bad verhelfen
könnte.
Fyu(kichernd): So, Liebling, jetzt kommt Schwimmkurs Nummer eins!
Er holt Schwung und wirft S'ci in hohem Bogen ins Wasser. Die hat kurz
vorher noch einmal tief Luft geholt und die Zähne zusammengebissen.
Fyu(entgeistert): Die schläft ja immer noch!
Sie macht keinerlei Anstalten aufzutauchen.
Fyu: Verdammt! Ich muß sie rausfischen, sonst
säuft sie mir noch ab!
Mit diesen wenig schmeichelhaften Worten hechtet er ihr hinterher, um
sie zu 'retten'. Fachgerecht schleppt Fyu seine Team-Partnerin wieder
ans Ufer. Dort angekommen, schlägt S'ci die Augen auf und verzieht
belustigt den Mund.
S'ci: Das war Schwimmkurs Nummer zwei -- diesmal für
dich.
Fyu(empört): S'ci! Du hast mich schon wieder
reingelegt!
S'ci: Eigene Schuld. Wenn du mich ins Wasser schmeißt...
Ins eiskalte Wasser...
Fyu: Womit du nicht ganz unrecht hast.
Er schüttelt sich wie ein nasser Hund.
S'ci: Mach dir nichts draus -- ich bin auch nicht trockener.
Jeih, ich hasse kaltes Wasser!
Fyu: Wir wollten doch zur Cyellyarha fliegen. Dort ist das Wasser
etwas wärmer.
S'ci(maulend): Da ist es zu warm!
Fyu(kopfschdttelnd): Dir kann man es anscheinend nie recht machen.
Komm, zieh dir was Vernünftiges an, dann fliegen wir zur
Cyellyarha.
S'ci: Acù.
Ein paar Minuten später erscheint S'ci in einem tiefschwarzen
Overall und streicht sich die langen, rubinroten Haare zurück.
S'ci: Ich bin fertig.
Fyu: Ich auch. mecon; Fyu an Cos'ca: Bitte kommen!
Cos'ca: Hallo Fyu! Was gibt es?
Fyu: Transmit-Feld zum Schiff. Danke, Cos'ca.
Durch das grün/goldene Feld geht es in die Zentrale des Rihkuun.
Cos'ca: Wie war es -- ihr wollt zur Cyellyarha?
Fyu: Genau. Vollschub hin, damit wir noch rechtzeitig ankommen.
Cos'ca: Aguqù Do'i.
Beim Geysir angekommen, dreht die S'can-Seeva einige Runden um
das Loch in der Sumpflandschaft, aus dem schon verdächtig Dampf
strömt.
Fyu: Hier sieht es wirklich ungemütlich aus.
Recht hat er. Wo man auch hinschaut, nichts als brodelnder Sumpf im
Morgengrauen. Langsam färbt sich der Himmel rot, und die
weißen Dampfwolken, die den heißen Quellen entsteigen,
wirken rosé überhaucht.
Am Horizont sieht man einige Vulkankegel, von denen vier Fontänen
in den nunmehr orangerot schimmernden Morgenhimmel sprühen. Von
einem Angenblick zum anderen schießt eine gut kilometerhohe
Wassersäule empor, die im Licht des frühen Morgens wie pures
Gold glitzert: Cyellyarha, die Königliche.
Die beiden Friedenshüter sehen dem Schauspiel schweigend zu, bis
dieser gewaltige Wasserdampfstrahl wieder in sich zusammenbricht und
sich in einem Regenbogen auflöst.
Der Bordcomputer des Rihkuun unterbrach die beinahe andächtige
Stille im Schiff.
Cos'ca: Wie wäre es, wenn ihr zur Vélénì
fliegt? In Süd-Naveethe ist eh ist noch Nacht.
S'ci: Jee! Diese Comps haben einfach kein Feingefühl! --
Aber dein Vorschlag war durchaus nicht schlecht.
Vélénì, die Feuerebene, ist beeindruckend in der
Dunkelheit, Cos'ca, bitte Kurs dorthin setzen.
Der Computer bestätigt.
Fyu: Was ist diese ...Vélénì?
S'ci: Ein Gebiet, wo praktisch ein aktiver Vulkan neben dem
anderen steht.
Die Feuerebene erstreckt sich über ein Areal von gut einer Million
Quadratkilometern und bedeckt etwa ein Viertel des Kontinents Naveethe.
Man stelle sich einen Eierkarton vor, wobei jede Erhebung einen Vulkan
darstellt. Nun das ganze über 1000000 km2 -- das ist die
Vélénì.
Mindestens zwei Drittel der Vulkane sind zur Zeit in voller Aktion. Das
Firmament wird von einer riesigen Aschewolke verhüllt, und der
rötlichgelbe Widerschein der Lava läßt sie wie
Sternenstaub glitzern.
* * *
In den folgenden Tagen besuchen S'ci und Fyu die Wüste Seewaj, die
leider tatsächlich vollkommen wüst ist, da kein
größerer Vulkanausbruch zu einem
außerplanmäßigen Termin die öde Landschaft in ein
Blumenmeer verwandelt hat. Die Zwischenzeit verbringen sie in dem
Bungalow auf Nord-Cardoora. Sehr zu ihrem Bedauern bleibt auch der
Velinaodùem völlig ruhig.
-- To Be Continued --
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Last modified: 13.04.2002
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