Die Hüter des Friedens
Schatten der Vergangenheit
(c) 1982 by Stayka Quest
Man schreibt den 23:04:2179TZ.
Auf dem Planeten Calhága VI/Syntra in der Galaxie Ssi-Srilna
(hierzulande auch bekannt als NGC 5194 oder Jagdhunde-Nebel) tagt die
Versammlung der Verantwortlichen der Vereinigung Tressila. Der erste
Verantworliche, ein goldbrauner Katzenmann in einer metallisch roten
Kombination, faucht in den Übersetzer seines Pultes. Die
dunkelblauen Augen des Xictis funkeln ärgerlich, und er betrachtet
seine ausgefahrenen Krallen.
Ssesh: Ihr seht also, daß das Problem der Vier
Galaxien wieder akut geworden ist. Wenn wir also nicht noch einmal
in die Gefahr geraten wollen, von den aggressiven Wilden dieses anderen
Galaxienreiches überfallen zu werden, müssen wir am besten
gezielte Präventivmaßnahmen ergreifen. Nachdem es unseren
Vorfahren vor all den Jahrmillionen TZ gelungen war, die fremden
Aggressoren zurückzuschlagen, waren die in den Vier
Galaxien lebenden Völker weitestgehend passiv geblieben. Doch
nun beginnt sich offenbar eine neue Organisation zu bilden, welche sich
der Technologie der Alten Völker bedient.
Der Felide blickt ernst von den Holomonitoren.
Ssesh: Ihr wißt ja auch, welche entsetzlichen Verheerungen
der Alte Krieg mit sich geführt hatte.
Ein anderes Gesicht ersetzt das Konterfei des Xictis: Ascya-C'aav, eine
blauhäutige Frau mit leuchtend schneeweißen Haaren und den
für alle Menschen von Delha III/Syaana typischen, elfenhaft
schönen Gesichtszügen.
Ascya: An was für 'gezielte Präventivmaßnahmen'
denkst du, Verantwortlicher Ssesh?
Sie macht die syaanische Geste der Neugierde, eine einfache Geste mit
der linken Hand.
Ssesh: Ich würde vorschlagen, zunächst einen oder
mehrere Agenten in die Vier Galaxien zu entsenden, um die Lage
genauer zu analysieren.
Wieder meldet sich ein anderer Verantwortlicher: Helje, ein pflanzlicher
Jenileeja. Bevor er zu sprechen beginnt, ordnet er zunächst seine
fünfzehn türkisfarbenen Ranken.
Helje: Ich denke, daß wir aus Budgeterwägungen
zunächst lediglich einen Agenten losschicken sollten.
Ssesh: Korrekt. Es sollte ausreichen, da unsere Technologie der
der Vier Galaxien in weiten Teilen überlegen ist.
Außerdem handelt es sich lediglich um einen Spähauftrag.
Nun erhält ein dunkelhäutiger Humanoide von Flam III/Verina
das Wort: Kirtel Gerk, der Chef des Geheimdienstes der Vereinigung
Tressila.
Kirtel: Mein Vorschlag: Ich schicke meinen besten Mann mit dem
neuerbauten Raumkreuzer Blaccóllo los. Er soll sich
zunächst in einer der Vier Galaxien umsehen und
zurückkehren, wenn er alles herausgefunden hat, was für eine
wirkungsvolle Verteidigung notwendig ist.
Ssesh: Ich unterstütze den Verantwortlichen Gerk. Schicken
wir Cvoa-L'yyn nach Nehgqù-Xuqù.
Kirtel: Cvoa-L'yyn ist zudem bereits mit der
Blaccóllo vertraut; er testet sie zur Zeit im
Shenedra-System.
Helje: Dann sollten wir ihn unverzüglich nach Syntra
beordern.
Ssesh: Stimmen wir zunächst darüber ab, ob es eine
Mehrheit dafür gibt, einen Agenten in die Vier Galaxien zu
schicken.
Dies wird in die Tat umgesetzt, und über die elektronische
Abstimmungsanlage bekunden prompt 74.33% der Verantwortlichen ihre
Zustimmung. Kurz darauf ergeht die Anweisung an Cvoa-L'yyn, sich mit
der Blaccóllo unverzüglich im Calhága-System
einzufinden und vor dem Rat der Verantwortlichen der Vereinigung
Tressila (RVVT) auf Syntra zu erscheinen.
* * *
Einige Stunden später:
Die Verantwortlichen der Vereinigung Tressila haben ihre Sitzung
für geraume Zeit vertagt. Als die Blaccóllo auf
dem Raumhafen Carda von Calhága VI/Syntra aufsetzt, wird
Cvoa-L'yyn von einer Ratsdienerin in Empfang genommen und zum Tagungsort
des RVVT geleitet.
Die junge Verina-Frau mustert den hochgewachsenen syaanischen Agenten
verstohlen und findet, daß er tatsächlich so unverschämt
gut aussieht, wie man es ihm nachsagt.
Cvoa hat die blaue Haut seiner Rasse, ist allerdings eine Nuance dunkler
als zum Beispiel Ascya-C'aav. Seine Haare sind von strahlendstem
Weiß, und seine blauvioletten Augen weisen einen faszinierenden
silbrigen Schimmer auf. Dazu ist er gertenschlank, steckt in einem
metallisch regenbogenfarbenen Overall und lächelt sie gewinnend an.
Die Ratsdienerin beschließt, dies geflissentlich zu ignorieren und
weist ihm lediglich geschäftsmässig die Besuchertribüne
zu, ehe sie sich eilends wieder zurückzieht. Cvoa-L'yyn grinst in
sich hinein, als er der Frau nachsieht. Vielleicht sollte er versuchen,
ihren Namen und ihren Rufcode herauszufinden... Aber nein, jetzt hat er
erst einmal einen Job zu erledigen.
Neugierig setzt er sich auf die Besucherbank und blickt auf den
Holoterminal vor seinem Sitz. Noch zeigt dieser das Pausensymbol des
Rates, und als er von der Tribüne in den Sitzungsaal blick, sieht
er, wie sich die Ränge in der elfeckigen Halle langsam füllen.
Cvoa-L'yyn wundert sich ein wenig, daß er offenbar der einzige
Besucher ist.
Ein Robodiener schwebt heran und reicht einige Erfrischungen. Cvoa
ordert ein Askadris, den purpurvioletten, heißen Aufguß
einer Baumrinde seines Heimatplaneten. Er nippt an dem
herbsüßen Getränk und mustert derweil die eintrudelnden
Räte. Ein paar der Damen würde er nicht von der Bettkante
schubsen, überlegt er, ehe er aus Langeweile das Terminal zu sich
heranzieht und versucht, in den Zentralcomputer des RVVT einzubrechen.
Da ihm das ohne weitere Probleme gelingt, seufzt er und überlegt,
womit er sich sonst die Zeit vertreiben könnte.
Wenn doch nur Tanatha-V'eyl hier wäre oder Skyra-T'haan mit den
eisblauen Haaren, die früher nur den legendären
Frostköniginnen nachgesagt wurde... Wenn es denn sein mußte,
würde es auch die rotblütige Ratsdienerin von vorhin tun. Auf
ihre braunhäutige Art und Weise ist sie auch ganz hübsch
gewesen, mit dieser blauschwarzen, lockigen Mähne, selbst wenn sie
nicht über die empathische Begabung einer Frau von Syaana
verfügt.
Schließlich wird das Pausensymbol auf dem Holoschirm von dem
Konterfei des Katzenmannes Ssesh ersetzt. Ein Untertitel in syaanischen
Buchstaben (Cvoa hat das Terminal auf die Schriftsprache seines
Heimatplaneten umgeschaltet) identifiziert ihn als Ssesh von Shacs
V/Rárr.
Ssesh: Hiermit erkläre ich die Sitzung des Rats der
Verantwortlichen der Vereinigung Tressila für eröffnet. Wir
haben nun einen Gast, den Agenten Cvoa-L'yyn des Geheimdiensts der
VeTre. Wir freuen uns, daß du unserem Aufruf so unverzüglich
gefolgt bist, Cvoa-L'yyn.
Cvoa(belustigt): Gern geschehen, Verantwortlicher Ssesh. Wenn ich
nun erfahren dürfte, worum es geht?
Ssesh: Natürlich.
Er holt tief Luft und sieht aus seinen tiefblauen Augen in die Runde.
Ssesh: Es ist sicherlich allseits bekannt, daß vor geraumer
Zeit ein langer Krieg zwischen der Vereinigung Tressila und einem
anderen Galaxienbund, nämlich dem Bund der Vier Galaxien
stattfand. Dieser Krieg war furchtbar, und es gab ungezählte Tote
auf beiden Seiten; Historiker sprechen von vielen Milliarden Opfern...
Die Verantwortlichen wechseln gequälte Blicke und machen sich auf
einen neuerlichen langatmigen Vortrag des xictischen Hobby-Historikers
gefaßt. Und tatsächlich werden sie gut eine Viertelstunde TZ
von Ssesh berieselt. Einige der Anwesenden entschlummern bereits nach
etwa der Hälfte von Sseshs Redezeit, andere brauchen etwas
länger. Cvoa vertreibt sich derweil die Zeit mit einem
Computerspiel und zuckt zusammen, als er unvermutet direkt von dem
Feliden angesprochen wird.
Ssesh: Cvoa-L'yyn, dir obliegt nun die Aufgabe, in den Vier
Galaxien nach dem Rechten zu sehen. Bislang war es dort ja relativ
ruhig gewesen, doch nun scheint sich langsam wieder eine Organisation zu
formieren, die die Alten Technologien einsetzt. Du bekommst das
Raumschiff Blaccóllo zugeteilt, das mit Sicherheit jedem
Raumschiff in den Vier Galaxien mindestens ebenbürtig ist.
Cvoa-L'yyn, du bekommst volle Handlungsfreiheit und den Auftrag, alles
zu eliminieren, was der Vereinigung Tressila gefährlich werden
könnte. Für die Zeit dieses Auftrags bist du Ascya-C'aav
unterstellt, die ein neues Ressort im Geheimdienst zugeteilt bekommen
hat. Falls du also Verstärkung brauchst oder Bericht erstatten
willst, mußt du dich lediglich an sie wenden.
-- To Be Continued --
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Last modified: 13.04.2002
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