Die Hüter des Friedens
Auf Kolumbus' Spuren...
(c) 1983 by Stayka Quest
Man schreibt den 08:04:2226TZ. Nachdem S'ci Coroun und ihr Team-Partner
Fyu T-S'cèr in den letzten vier Wochen (TZ) bereits eine ganze
Reihe Abenteuer auf den bislang noch unerforschten Planeten in
Tarjan-Hilkha (das man hier Nehgqù-Xuqù -- pardon, in der
Milchstraße -- besser unter dem Namen GMW/LMC oder auch
'Große Magellansche Wolke' kennt) hinter sich gebracht haben,
überlegen sich die beiden, welche Sonne sie wohl nun ansteuern
könnten. S'ci wendet sich zu ihrem Gefährten um und wirft
dabei ihre langen, kara-roten Haare zurück. Auch ihr Team-Partner
hat diese unwahrscheinliche, leuchtend dunkelrote Haarfarbe, denn sie
sind beide Kara-Mischlinge. Doch während S'cis Vater von Sol
III/Terra stammte, war Fyus nicht-karanischer Elternteil marsianischen
Ursprungs.
S'ci: Welchen Stern sollen wir jetzt anfliegen?
Fyu: Laut Codre ist der dunkelrote Überriese auf
18h22mREK/--48:35DEK -- Zag 4503pc vielversprechend.
Der junge Astrophysiker zeigt S'ci das Datenblatt.
Fyu(stirnrunzelnd): Spektralklasse M6e und stabil -- bei seiner
Position im HRD reichlich ungewöhnlich. Dieser Stern sollte eher
ein Mira-Veränderlicher sein.
(HRD -- Hertzsprung-Russell-Diagramm)
S'ci: Vielleicht hat Codre ihn uns deshalb vorgeschlagen. Nun gut
-- also, Codre, transmit dorthin.
Der Computer des Trägerschiffs bestätigt.
Codre: Aguqù -- doja.
In Nullzeit ist der Raumer im System des M6e-Sterns angekommen.
Codre: Analyse positiv. Vier Planeten. Soll ich wieder die
Namensgebung übernehmen?
S'ci: Nichts dagegen.
Codre: Gut. Also dann wie folgt: Die Sonne heißt Thayt.
Die Planeten, von innen nach außen, sind Séth, Whes,
Kémh und Hetra.
Fyu hat sich inzwischen die Daten der Fernortung angesehen.
Fyu: Sieh dir das an, S'ci! Die Nummer vier -- Hetra --
ist ein solcher Riese, daß sich sogar Sol V/Jupiter mit
Leichtigkeit dahinter verstecken könnte. -- Der Durchmesser dieses
Planetenmonstrums beträgt glatte 436000km.
S'ci(staunend): Jeih, der könnte ja fast eine kleine Sonne
sein. Aber wie man sehen kann, hat keine Kernreaktion eingesetzt.
Fyu: Kluges Mädchen. -- Codre, hast du schon ein paar Ticuun
ausgeschickt, um die Planeten und ihre Monde genauer zu erkunden?
(Die Ticuun sind winzige, fünf Meter durchmessende Diskusraumer,
die meist als robotgesteuerte Aufklärer verwendet werden.)
Codre: Ja. Also -- Hetra hat dreiundzwanzig Monde, von denen
fünf Stück annähernd die Größe des innersten
Planeten erreichen. Trabant Nummer acht verfügt übrigens
über beachtliche radioaktive Erzvorkommen. Kémh -- wie auch
Hetra ein Gasriese -- besteht zum größten Teil aus
Wasserstoff. Dieser wird vom Sonnenwind weggeweht und bildet einen
leuchtenden 'Kometenschweif'. Kémh besitzt keinen Trabanten.
Whes, die Nummer zwei des Thayt-Systems, ist eine kalte Wüstenwelt
mit primitivem pflanzlichen Leben: Viren, Bakterien, Algen und Flechten.
Whes hat einen, mit 6000km Durchmesser verhältnismäßig
großen Mond. Vielleicht sollte man Whesma besser als
Schwesterwelt von Whes bezeichnen. Der innerste Planet -- Séth
-- ist mit einem Durchmesser von 16350km fast so groß wie Accra
II/Kara. Auch die Gravitation ist mit 1.3g nur um 7.14% geringer als
auf Kara. Séth hat drei Trabanten, alle mit einem Durchmesser um
1000km. Das interessanteste an dem Planeten ist jedoch, daß er
von Wesen bewohnt ist, die zu 100% humanoid sind. Entwicklungsstufe G
oder H. Die Zivilisation ist vergleichbar mit dem Alten Griechenland
oder Rom von Sol III/Terra.
(Zum Vergleich: In 2226TZ befindet sich Sol III/Terra auf Stufe O, Accra
II/Kara sogar auf Stufe R.)
S'ci: Können wir uns dort ein wenig unter die Leute mischen?
Fyu: Keine schlechte Idee, S'ci.
Codre: Ich kann euch anhand der Telebilder der Ticuun die auf
Séth übliche Kleidung anfertigen.
Fyu(begeistert): Das wäre klasse!
Die beiden werden von Codre ausgerüstet. Fyu Begeisterung flaut
merklich ab, als er versucht, in sein 'Gewand' zu steigen. Die silbern
schimmernde 'Tunika' ist ja noch recht einfach anzulegen, als er dann
aber versucht, sich in das weiße, lange, toga-ähnliche Gewand
zu winden, verheddert er sich erst einmal fürchterlich. Als Fyu es
endlich geschafft hat und das ungewöhnliche Kleidungsstück mit
hoher Wahrscheinlichkeit richtig sitzt, guckt er gar nicht sehr
glücklich aus der Wäsche.
Fyu: Heavens, in dem Fummel kann man sich ja überhaupt nicht
bewegen! Ich freue mich schon drauf, wenn ich wieder in meine normale
Kombi steigen kann.
Als er jedoch S'ci erblickt, ändert er seine Meinung über die
planetenübliche Tracht. S'ci steckt in einem langen Kleid aus
schimmerndem weißen Stoff, das ein wenig an einen Peplos ohne
Überwurf erinnert. Dazu trägt sie einen breiten, silbernen
Gürtel und hat ihren Allzweck-Stab wie eine silbern/violett
schimmernde Schlange um den linken Unterarm gewunden.
Fyu: Bei allen Novae! Du siehst ja besser aus als Aphrodite.
S'ci(kichernd): Dann siehst du dich wohl als Ares?
Fyu(belustigt): Nicht so kriegerisch.
Er zieht sie an sich und küßt sie.
S'ci: ...aber immerhin, wie?
Codre: Seid ihr startklar?
Fyu: Sind wir.
Codre: Bevor ihr hinunterspringt -- versucht bitte, etwas
über die Gesellschaftsstruktur von Séth herauszufinden.
S'ci: Machen wir. Ich schicke dir die Daten per Allzweck-Stab
hoch.
Dann wendet sie sich an Fyu.
S'ci: Fyu, hast du einen Gürtel um?
Ihr Team-Partner, der erst vor kurzem zu den Friedenshütern
gekommen ist, kann sich (oder will sich) nicht an die
Schirmfeld-Gürtel der HdF gewöhnen. Er verläßt
sich normalerweise lieber auf seine Reaktionsschnelligkeit.
Fyu: Ja, habe ich. Gut unter diesem Fummel versteckt.
Er deutet mißmutig auf seine 'Toga'.
S'ci: AsVA-Kombi-Schild ein.
Damit werden die beiden absolut unsichtbar; sie sind nicht einmal mehr
von Codre zu orten,
S'ci: Hey, Codre, bau bitte ein Transmit-Feld zum
vielversprechendsten Ort von Séth auf!
Codre: Aguqù.
In der Zentrale leuchtet das grünlich/golden schimmernde
Transmit-Feld auf. S'ci winkt Codre noch einmal zu -- was dieser
allerdings nicht sehen kann -- und tritt durch das Feld.
Fyu: So, S'ci, dann wollen wir mal. S'ci? S'ci! Oh,
sie ist schon weg...
Mit einem Satz durchquert er das Transportfeld, das hinter ihm sofort
zusammenfällt. Auf Séth wartet S'ci, von ihrem
AsVA-Kombi-Schild verborgen, auf Fyu. Über mecon (eine
Art 'Gedankenfunk') ruft sie ihn.
S'ci: mecon; S'ci an Fyu: Bitte kommen!
Fyu: Hallo S'ci! Wo bist du?
S'ci: Das wollte ich dich auch fragen. Siehst du irgendwelche
Leute?
Fyu: Nein.
S'ci: Ich auch nicht.
Fyu: Dann können wir ja die Schirme abschalten.
Nachdem das erledigt ist...
Fyu: Ach, da bist du!
S'ci: Wie du siehst...
Fyu ist keine vier Meter von ihr entfernt gelandet.
Fyu: So. Jetzt werden wir diese Stadt einmal genauer in
Augenschein nehmen.
Codre hat sich wirklich einen fabelhaften Landeplatz für die beiden
ausgesucht: Die Stadt erinnert an das klassische Athen von Sol
III/Terra, nein, sie ist fremdartiger, weil anscheinend perfekt.
Schneeweiße, schimmernde Gebäude mit goldenen und
kupferfarbenen Dächern, sanft blau leuchtende Freitreppen, die von
türkisfarbenen Pflanzen gesäumt werden, breite Alleen mit
perlmutternen Böden, die von bis zu zwei Meter hohen, gelb/rot
schillernden Gräsern flankiert werden -- das ist Ra-K'oora, die
'Goldene Stadt', wie sie von den Eingeborenen genannt wird. Die Sonne
Thayt ist ein riesiger, dunkelrot glühender Ball am orangefarbenen
Himmel. Staunend sehen Fyu und S'ci dem emsigen Treiben auf Ra-K'ooras
Straßen zu.
S'ci: So habe ich mir immer die Zauberstadt Alhd'yara vorgestellt,
die im siebten Buch der Tala-O'sshère beschrieben wird.
Fyu: Die kenne ich zwar nicht, aber meiner Meinung nach muß
so Atlantis ausgesehen haben.
S'ci(träumerisch): "Die Dächer waren Gold und
Silber und Kupfer und die Straßen Adern aus Edelstein. Die
Zauberer riefen die Kinder des Regenbogens herbei, um die Stadt zu
erleuchten. Die Blumen trugen nur noch Festgewänder, um alle zu
erfreuen. So ward die Stadt Alhd'yara..."
Fyu: War das aus dem siebten Buch der Tala-O'sshère?
Seine Gefährtin schüttelt den Kopf, als ob sie aus einem Traum
erwacht.
S'ci: Was?
Fyu wiederholt seine Frage.
S'ci: Ja, das war Kala-yand-Alhd'yara, was soviel heißt wie
'Die Gründung Alhd'yaras, der Stadt der Zauberer'.
Fyu: Naja, Alhd'yara hin -- Alhd'yara her... Was sollen wir jetzt
machen?
S'ci: Wie wäre es, einfach durch die Straßen zu
spazieren?
Fyu: Vorschlag angenommen! Darf ich um Euren Arm bitten,
schönes Fräulein?
S'ci: Aber, aber, welch stürmischer Jüngling naht da so
unverfroren?
Fyu(grinsend): Gestatten, Fyu T-S'cèr von Terra -- und wie
beliebt Ihr Euch zu nennen, Schönste des Weltenraumes?
S'ci: Nun, Junker Fyu, man nennt mich S'ci Coroun.
Fyu: Was für ein Wohlklang, der diesen Silben innewohnt!
Er küßt sie kurz, und S'ci tut entsetzt.
S'ci: Eilt hinfort! Wenn Euch mein Herr Vater sieht!
Daraufhin prusten beide los...
Fyu: Du bist herrlich. Also, was ist -- gehen wir?
S'ci: Wohin?
Fyu: Keine Ahnung.
S'ci sieht sich um.
S'ci: Nun, mich gelüstet es danach, über jenen Pfad aus
Edelstein zu promenieren.
Sie zeigt theatralisch auf eine der breiten Alleen, über die viele
farbenfroh gekleidete Personen spazieren. Fyu nickt lachend, und die
beiden steuern auf diese Straße zu. Doch noch bevor sie die
Allee, die 'Sonnenstraße', erreichen, werden sie von einem
älteren Mann gesehen. Dieser erhebt seine Arme zur Sonne und
brüllt aus vollem Hals in die Menge.
Melto: Sch'Korro! F'Teska! -- Seht her, Leute, seht! Die Kinder
der Sonne sind zurückgekehrt!
Die Gesten besagen eindeutig, daß Melto S'ci und Fyu damit meint.
S'ci: Xee bevári? Xai an kéred? -- Ich
muß wohl träumen...
Fyu(genauso verblüfft): Die scheinen uns mit jemandem zu
verwechseln.
Melto: Folgt mir, Sch'Korro und F'Teska, zum Tempel der Sonne.
S'ci: Ich glaube, ich spinne.
Fyu: S'ci! mecon!
S'ci(über mecon): Hast Recht! SCIT! Wir haben
nicht an unsere Haare gedacht.
Völlig überrumpelt folgen S'ci und Fyu dem alten Mann durch
die Straßen.
S'ci(verwirrt): Jeih, ich weiß nicht hier ist irgendetwas
falsch... Irgendwo ist noch eine Ungereimtheit -- da rihh, ich komme
nicht drauf.
Fyu schlägt sich vor die Stirn.
Fyu: Natürlich! Jetzt, wo du es sagst, merke ich es auch.
Und weißt du, was? Der Mann spricht Transuhh!
(Transuhh ist die gebräuchlichste galaktische
Verkehrssprache.)
S'ci: Jeih! Das war es! -- Also, die Sache ist
schräg.
Fyu: Ich würde eher sagen, das ist unglaublich.
S'ci: Und was sollen wir jetzt machen?
Ihr Team-Partner hat sich ziemlich schnell wieder gefangen.
Fyu: Das fragst du? -- Mitspielen natürlich!
S'ci: Und wie? -- Keine Ahnung, was wir darstellen!
Fyu(grinsend): Uns selbst.
S'ci: Bist du raumkrank? -- Aber... Ich glaube, du hast recht.
Fyu: Ich bin ja nicht ganz auf den Kopf gefallen. Diese
Ahnlichkeit kann doch nicht zufällig sein. Sch'Korro --
S'ci Coroun, und F'Teska -- wenn das nicht für Fyu
T-S'cèr steht...
S'ci: Cu. Tja, da bleibt wohl nur eine logische
Schlußfolgerung.
Fyu: Und die wäre?
S'ci: Wir waren schon einmal hier.
Fyu sieht sie ein wenig irritiert an, doch nun wird seine Aufmerksamkeit
von anderen Dingen in Anspruch genommen. Während ihrer
Unterhaltung sind sie hinter dem alten Mann hermarschiert. Er hat sie
zu einem prunkvollen, weiß und golden schimmernden Tempel
geführt. Am oberen Ende einer weitgeschwungenen Treppe steht ein
schwarzhaariger Mann in einer dunkelroten Robe, der von zwei
jüngeren Männern in Orange flankiert wird. Melto wirft sich
vor den Priestern zu Boden.
Melto: Oh, Priester Gento, Oberster des Sonnentempels, seht, wer
hier in unserer Mitte erschienen ist!
Priester Gento nimmt S'ci und Fyu in Augenschein. Dann verbeugt er sich
gemessen vor den beiden.
Gento: Ich biete Euch willkommen, Sch'Korro und F'Teska, Ihr
Gesandten der Sterne!
Dann wendet er sich noch einmal an den alten Mann.
Gento: Ich danke Euch, Mann von der Straße, daß Ihr
die Kinder Larras zum Sonnentempel geführt habt. Mögen Larras
Strahlen Euch ewig wärmen, und ihr Zorn Euch auf ewig verschonen.
So geht denn mit meinem Segen.
Melto: Ich danke Euch, Oberster des Sonnentempels, lebt wohl.
Der alte Mann erhebt sich hastig und eilt fort. Gento klatscht in die
Hände, und seine beiden Untergebenen öffnen das
reichverzierte, goldfarbene Portal.
Gento: Ihr Kinder Larras, folgt mir in den Sonnentempel.
Er deutet auf den Eingang. Dahinter ist es dunkel, die Gänge
werden nur mit flachen Schalen, in denen eine chemische Reaktion
abläuft, in ein mattes, dunkelgrünes Licht getaucht. Immer
wieder treffen sie auf Tore aus bläulichem Metall, die auf ein
Handzeichen Gentos geöffnet werden.
Nach ungefähr zehn Minuten TZ kommen sie an ein riesiges,
türkisfarbenes Portal. Darauf ist in einer unbekannten Technik
eine Bildszene aufgebracht. Fyu bleibt kaum Zeit sich diesen 'Comic
strip' näher anzusehen. Es ist ein Mann zu sehen, der eine
undefinierbare Tätigkeit ausübt. Das Bild ist kunstvoll
gestaltet, und Fyu verfolgt die strahlenden Linien. Das nächste
Bild zeigt eine flammende, dunkelrote Sonne und hunderte von Menschen,
die sich auf einem Platz versammelt haben. Dann noch einmal dasselbe --
nein, die Sonne wirkt kleiner. Fyu stutzt. Das nächste Bildchen
schimmert insgesamt grünlich -- Er sieht einmal hin, noch einmal,
doch dann wird er abrupt unterbrochen, denn Gento klatscht wieder in die
Hände, und das Tor schwingt auf, Fyu und S'ci schließen
geblendet die Augen.
Hinter diesem Portal herrscht gleißende Helligkeit. Nachdem sie
sich an das blendendweiße Licht gewöhnt haben, reißt
S'ci vollkommen perplex den Mund auf.
S'ci: Ejr khuop', ejr xilt' mejrd nirl! Vejdéi, ejr
mejrd vár shiri!
(Frei übersetzt: Ich glaube, ich spinne! Ich sehe wohl nicht
recht!)
Fyu hingegen sieht das bestätigt, was er andeutungsweise bereits
auf dem Tor erblickt hat, und so ist er nicht ganz so verblüfft.
Trotzdem...
Fyu: Un-glaub-lich!
Was die beiden so verblüfft ist...
S'ci: Das sind ja wir!
In dem riesigen Saal stehen zwei Statuen auf einem Podest, die
einwandfrei mit S'ci und Fyu identisch sind. In ihren Händen
halten sie eine flammende, dunkelrot glühende Feuerkugel.
Fyu: Ich habe mir gerade das Portal, durch das wir hier
hereingekommen sind, etwas genauer angesehen und so etwas fast vermutet.
Er deutet auf die Statuen von "Sch'Korro" und
"F'Teska".
Fyu: Auch diese 'zufälligen' Namen Sch'Korro und F'Teska fand
ich ein wenig zu zufällig. -- Wir scheinen eine Art
'Götter der Sonne' zu sein.
S'ci(ein bißchen hilflos): Ja, 'Larras Kinder'. Nur,
wie sollen wir uns spielen, wo wir doch gar nicht wissen, was
wir bei unserer Zeitreise hier angestellt haben?
Jetzt ist Fyu es, der perplex ist.
Fyu: Welche Zeitreise?
S'ci: Na, die, die wir noch machen werden! Und zwar in die
Vergangenheit des Planeten.
Obwohl Fyu mittlerweile schon ein paar Wochen TZ bei den Hütern des
Friedens ist, hat er sich immer noch nicht ganz mit den unglaublichen
Möglichkeiten angefreundet, die den Friedenshütern dank der
Technologie der Alten Völker zur Verfügung stehen.
Fyu: Ich habe bei dem Gedanken an den Zeitwandler ein höchst
ungutes Gefühl. Zeitreisen sind immer gefährlich.
Außerdem wissen wir nicht einmal, wie weit wir zurückspringen
müssen.
S'ci(unbekümmert): Das finden wir schon raus. Wir sind hier
schließlich Larras Kinder.
Fyu: Nun gut. Ich bin gespannt.
Sie beenden ihre über mecon (MEntal CONnection, eine
Funkverbindung auf Gedankenbasis) geführte Unterhaltung, die nur
wenige Sekunden in Anspruch genommen hat, da Gento anfängt, zu
deklamieren. Er ruft einige hellorange gekleidete Tempeldiener und
--dienerinnen herbei, die kupferfarbene Tabletts mit Früchten
herbeitragen sowie türkisfarbene Becher, die ein goldenes
Getränk enthalten.
Fyu(entzückt): Das Zeugs sieht ja aus wie Feentauréos.
(Feentauréos ist der kostbare goldene Wein von Metamorpha, bzw.
Véranthei, dem veränderlichen Planeten der Mira oder Omikron
Ceti.)
S'ci: Wart's ab, ob dieses Getränk auch so gut schmeckt.
Fyu: Keine Sorge. Es wird gut schmecken. Du kannst dich
auf meinen Kennerblick verlassen.
S'ci: Frau wird sehen.
Gento: Sch'Korro und F'Teska, wollt Ihr uns für eine Weile
mit Euerer Anwesenheit beehren?
S'ci: Gerne, Priester Gento.
Der Oberste des Sonnentempels führt seine Gäste zu einer
schneeweißen Tafel, auf der die Tempeldiener(innen) die Speisen
abgeladen haben. Per Gedankenbefehl aktiviert S'ci ihren Allzweck-Stab,
um die einzelnen Speisen auf ihre Verträglichkeit zu untersuchen.
Daraufhin leuchtet ihr 'Armreif' violett auf -- als Zeichen dafür,
daß keinerlei Schadstoffe festzustellen sind,
S'ci: Schadstoffanalyse negativ, Fyu. Der Metabolismus dieser
Wesen gleicht unserem wirklich fast hundertprozentig.
Fyu(beruhigt): Gut. Dann kann ich ja reinhauen.
S'ci: Untersteh dich! Sämtliche Früchte haben auf uns
eine leicht berauschende Wirkung. Ich glaube, ein betrunkener F'Teska
würde keinen besonders guten Eindruck machen.
Fyu: Sicherlich... -- Schade, dieses Obst sieht so lecker aus.
S'ci: Nun, ich habe noch etwas herausgefunden. Dieses
Getränk, das unserem Feentauréos so ähnlich sieht, ist
in keinem Fall ein Wein oder sonst ein alkoholisches Getränk.
Dafür enthält es fast alle Vitamine und Spurenelemente. Es
könnte also irgendein Gemüsesaft sein.
Fyu macht ein entsetztes Gesicht.
Fyu: Gemüsesaft? -- Ugh!
Gento: Wollt Ihr Euch nicht setzen, Gesandte der Sterne?
Er macht eine einladende Geste zu der niedrigen Tafel, um die herum
weiße Sitzkissen gruppiert sind. Nachdem S'ci und Fyu Platz
genommen haben, kommen weitere dunkelrot gekleidete Männer und
Frauen an den langen Tisch.
Gento stellt den beiden Friedenshütern die Priester vor.
Zunächst die drei jungen Frauen, die sich mit ihren kurzen,
blauschwarzen Haaren und den grünen Augen ziemlich ähnlich
sehen. Karóna, Mevána und Laróna, die
Priesterinnen Vánas, Geléns und Tanénos, der drei
dunklen Augen Larras.
Fyu(über mecon zu S'ci): Dürften wohl die Monde
sein.
S'ci: Vermutlich.
Danach Facte, der weißhaarige Priester des Sternengürtels,
dessen Robe mit einem breiten Band aus funkelnden Edelsteinen
geschmückt ist; Verána, die Priesterin Sayaranes, die einen
langen, silbrig weiß schimmernden Umhang trägt; Verto, der
über zwei Meter große Priester Bégres; die
Zwillingspriester Gorte und Goste, die sich die 'Priester Verres' nennen
dürfen; und noch einige Unbedeutendere mehr.
S'ci sendet alle Informationen mit ihrem Allzweck-Stab zu Codre 'hoch'.
Einige Tempeldiener schenken den Anwesenden das goldene Getränk
ein, andere reichen die Tabletts mit den Früchten herum.
Gento: Darf ich nun erfahren, was Sch'Korro und F'Teska wieder zu
uns geführt hat? Die Zeit ist lang geworden auf Laléna, und
wenig Leute erinnern sich noch an die alten Zeiten, da Larra uns
zürnte und drohte, ihre Kinder zu vernichten. Sind wir wieder in
solcher Gefahr?
S'ci: Nein, Priester Gento, Oberster des Sonnentempels, Ihr seid
nicht in Gefahr. Doch erzählt, was damals vorfiel, damit wir
erkennen, ob die alten Bücher noch die Wahrheit sprechen.
Gento: Selbstverständlich, Sch'Korro, Tochter Larras.
Fyu(über mecon zu S'ci): Die Idee war genial!
S'ci: Danke.
Gento: Es heißt: "...und Sch'Korro und F'Teska eilten
herbei durch die Zeit, denn Larra zürnte ihren Kindern. Doch den
Gesandten der Sterne gelang es, die Mutter zu besänftigen. Und
Larra zog ihre feurigen Arme zurück. Die Kinder Lalénas
sahen ehrfürchtig zum Himmel empor, doch die Gesandten der Sterne
standen bereits in ihrer Mitte. Nelko, der Ehrwürdige ward
auserwählt, mit Sch'Korro und F'Teska zu sprechen, denn sie hatten
ihn ihre Sprache gelehrt." -- Seid jener Zeit wurden auch wir in
der Sprache der Sterne unterwiesen. Doch jetzt, über 740
Darvénii nach der Errettung Lalénas, beginnen die
Menschen, an der Wahrheit zu zweifeln. So ist es nicht verwunderlich,
daß Ihr Laléna wieder einen Besuch abstattet, um uns Euere
gewaltige Tat wieder in Erinnerung zu rufen...
S'ci(bestürzt): Aber wir sind nicht hier, weil wir von den
Menschen Lalénas bejubelt werden wollen. -- Wir wollten nur
überprüfen, ob im Reich der Sonne immer noch Frieden herrscht,
wie es war, als wir vor langer Zeit das erste Mal diese Welt besuchten.
Gento: Unsere Welt liebt den Frieden. Es ist schöner,
über schimmernde Straßen zu gehen, mit Freude im Herzen, als
mit düsteren Gedanken in einen Krieg zu ziehen. Denn nachdem der
Krieg vorüber ist, wird man wieder über dieselben
Straßen gehen, die dann jedoch zerstört und mit den Toten
vieler Völker gepflastert sind.
Fyu: Euer Volk ist weiser als viele andere, ältere Rassen,
die dort wohnen, wo auch wir herkommen.
Facte, der Priester des Sternengürtels, horcht neugierig auf.
Facte: Und wo liegt Euere Heimat?
Fyu: Wenn Ihr des Nachts zum Himmel aufschaut, was erblickt Ihr
dann?
Facte: Wir schauen in die drei dunklen Augen Larras --
Vána, Gelén und Tanéno. Jenseits der Welt
erstreckt sich der Sternengürtel, die strahlenden Tränen
Bégres, dessen Braut Sayarane über den Himmel entflohen
ist...
Fyu: Unsere Heimat liegt eben in diesem Sternengürtel.
Verána: Aber wie wollt Ihr ihn erreichen? Es sind Menschen
auf den höchsten Berg der Welt gestiegen und haben den
Sternengürtel nicht berühren können! Je höher man
steigt, desto weiter ist er von einem entfernt.
S'ci(lächelnd): Ja, der Sternengürtel ist weit entfernt.
So weit, daß ein Reiter von Laléna bis zu unserer Heimat
gut elf Millionen Umläufe Lalénas um ihre Sonne
benötigen würde, um sie zu erreichen.
(Ein Jahr auf Laléna -- ein Darvénii -- entspricht ca.
3.5 Terra-Jahren.)
Verána: Und wie habt Ihr es geschafft, zu uns zu kommen?
Ihr müßt doch auch so lange gereist sein.
Gento: Priesterin Verána! Wie könnt Ihr es wagen,
derart ungebührliche Fragen zu stellen?
S'ci: Seid nicht böse auf sie, Priester Gento! Wir
begrüßen es, wenn man uns 'solche' Fragen stellt.
Derweil hat Fyu versucht, Verána zu erklären, wie man von
Nehgqù-Xuqù nach Tarjan-Hilkha kommt.
S'ci: Es ist weder mein noch ...F'Teskas Wunsch, als unnahbare
Götter angesehen zu werden. Wir sind lebendige Menschen wie alle
hier. -- Nur unsere Möglichkeiten sind größer als
Euere.
Gento: Aber Ihr habt doch schon vor 740 Darvénii gelebt --
kein normaler Mensch überlebt eine derart gewaltige Zeitspanne.
S'ci: So wie Ihr von einer Stadt zur anderen reisen könnt, so
können wir die Zeitalter durchqueren.
Gento(verwirrt): Aber dann müßt Ihr doch
Götter sein! Wer hat je davon gehört, daß
Menschen Zeiten durchwandern wie Länder?
S'ci: In einigen Jahrtausenden ist es Euch bestimmt auch
möglich. Ihr dürft bloß niemals vergessen, daß
Ihr Euch weiterentwickeln müßt. Wenn Euer Volk dann so weit
ist, wie die Völker in den Vier Galaxien, werden wir
kommen, um Euch als Freunde unter den tausenden Völkern jenseits
des Abgrundes Willkommen zu heißen. -- Vergeßt nicht,
Sch'Korro und F'Teska werden auf Euch warten, und wenn nicht wir, dann
unsere Nachfolger.
Gento(ehrfürchtig): Ich habe zwar nicht alles verstanden, was
Ihr sagtet, aber es scheint mir, daß Ihr uns eine große Ehre
erweisen wollt, Ihr Kinder Larras.
Fyu(irritiert): S'ci! Was sollte das?
Er hat seine Team-Partnerin über mecon kontaktiertų
S'ci: Was?
Fyu: Na, dein Vortrag eben! Das besagt doch, daß wir bald
noch eine Zeitreise in die Zukunft zu unternehmen haben.
Reicht dir denn eine Zeitreise nicht?
S'ci: Wieso? Wenn wir etwas Glück haben, müssen wir
vielleicht gar nicht in die Zukunft reisen. Wer weiß, vielleicht
erleben wir es persönlich mit.
Fyu: Du bist verrückt, mein Schatz.
S'ci(ernsthaft): Nein. Das Phänomen nennt sich
Arr'tranya-as-V'aéera. Durch das ständige
Transmittieren werden wir einer Strahlung ausgesetzt, die den
Alterungsprozeß praktisch komplett abstoppt. Diese
Transmit-Strahlung ermöglicht es den Zellen nämlich, sich
quasi unbegrenzt lange fehlerfrei zu reproduzieren.
Fyu: Unglaublich! Das bedeutet doch praktisch
Unsterblichkeit!
S'ci: Solange du dir keine tödliche Krankheit zuziehst, nicht
umgebracht wirst, keinen Unfall erleidest und häufig transmittierst
-- ja.
Darauf muß Fyu einen trinken. Er probiert zum ersten Mal von
diesem goldenen 'Saft'. Der erste Eindruck ist fürchterlich. Er
schüttelt sich, doch nach wenigen Sekunden entfaltet das
Getränk sein fremdartiges Aroma.
Fyu: Uii! Das ist ein Teufelsgebräu.
Und obwohl es laut Analyse ein 'Gemüsesäftchen' ist.
Fyu: Kann ich bitte noch etwas davon haben?
S'ci kichert leise. Typisch Fyu! Sie beißt in eine hellblaue,
gurkenähnliche Frucht, die zu ihrem exotischen Aussehen noch einen
ebensolchen Geschmack hat.
S'ci: Fy-- äh, F'Teska, das mußt du unbedingt auch
probieren. Köstlich!
Fyu: Bin schon dabei, Sch'Korro. -- Mh, du hast recht.
Er greift bei den Früchten kräftig zu. So ist es nicht
verwunderlich, daß Fyu kurze Zeit später schon leicht
beschwipst ist.
S'ci(über mecon): Du bist unmöglich,
Fyu. Ich hatte dir doch gesagt, daß diese Dinger berauschend
wirken.
S'ci wendet sich an Gento.
S'ci: Priester Gento, ich möchte Euch bitten, uns gehen zu
lassen. Wie Ihr seht, ist meinem Begleiter nicht allzu wohl...
Fyu: Wieso? Ich fühle mich blendend.
Gento: Bleibt doch noch ein wenig, Sch'Korro und F'Teska!
S'ci(lächelnd): Es tut mir leid, Priester Gento, aber wir
haben noch eine Aufgabe zu erfüllen -- am anderen Ende der Zeit.
Gento: So sei es denn, wie die Legende spricht: "...und
Sch'Korro und F'Teska eilten herbei durch die Zeit..." Werdet Ihr
hier sein, wenn die Kinder Lalénas wieder Euerer Hilfe
bedürfen?
S'ci: Nur wenn alle euere Bemühungen fehlschlagen, denn wir
dürfen euch nicht alle Steine aus dem Weg räumen. Ein Volk
wächst nur, solange es herausgefordert wird. Stellt die Geschichte
jedoch keine Anforderungen mehr, so stirbt es.
Gento verneigt sich vor der jungen Friedenshüterin.
Gento: Euere Worte sind weise, Tochter Larras. -- Lebt wohl.
S'ci: Lebt wohl, Priester der Sonne und ihr alle von
Laléna.
Sie fordert von Codre ein Transmit-Feld an. In der Luft erscheint das
grünliche Feld mit der goldenen Aureole. S'ci steht auf und zieht
den widerstrebenden Fyu mit durch den grün/goldenen Schimmer.
* * *
In der Zentrale der Dreamlight:
Codre: Was ist denn mit Fyu los?
S'ci: Du hast meine Aufzeichnungen doch erhalten. Der Bursche hat
ein paar von diesen 'Rauschfrüchten' zu sich genommen.
Codre: Anscheinend ein paar zu viel.
S'ci: Genau. Kannst du ihm nicht irgendetwas zusammenbrauen,
damit er wieder einen klaren Kopf bekommt?
Fyu(verwirrt): Was ist? Ich bin doch bei klarem Verstand
-- nur, warum hast du denn jetzt ein hellblaues Kleid an?
S'ci: Ich wußte ja, daß du vollkommen
nüchtern bist.
Fyu(nörgelnd): ...und deine Haare hast du dir auch
gefärbt. Bah, gelbgrün! Mit deinen wundervollen kara-roten
Haaren hast du mir viel besser gefallen.
S'ci(zu Codre): Diese Früchte scheinen ein Halluzinogen zu
enthalten, das das Farbempfinden stört. Nun?
Codre: Ich hätte euch vorher ein Gegenmittel geben
können, das diese Stoffe -- es sind sogar mehrere -- absorbiert.
Aber bei Fyu ist das nicht mehr wirksam. Die Halluzinogene sind bereits
über die Blut-Hirn-Schranke und die Blut-Liquor-Schranke gewandert.
Mein Gegenmittel wird durch letztere aufgehalten. Ich glaube, dein
lieber Team-Partner muß seinen Rausch schon ausschlafen...
Innerhalb von zwölf, dreizehn Stunden TZ sind die Stoffe sicherlich
vom Körper abgebaut.
S'ci: Naja, dann lege ich mich auch für ein Weilchen hin.
Auf uns wartet nämlich noch eine hübsche Aufgabe. Bring bitte
einen der Robots her. Fyu kommt in die Medo-Station. Wer weiß,
welche Auswirkungen diese Halluzinogene haben. Dort ist er unter
Beobachtung.
Fyu(empört): Ich in die Medo-Station? Mir fehlt
doch gar nichts!
S'ci(grinsend): Fehlen? Du hast einen zuviel. --
Das ist das Problem.
Über ein Transmit-Feld kommt ein Robot in die Zentrale des
Trägerschiffs. An den Farben gold/kupfer und dem 'k' unter dem
HdF-Abzeichen kann man erkennen, daß es sich um einen Robot der
Delta-Serie handelt, und zwar um Delta-K, Kynél Delta. Fyu sieht
dagegen einen orange/braunen Robot. Er schreit empört auf.
Fyu(schockiert): Ein Alpha-Robot! Und zwar Alpha-K,
Kitty Alpha... Das könnt ihr mir doch nicht antun!
(Kitty Alpha, genannt 'Kätzchen' ist ein 'weiblicher' Robot. 'Sie'
verliebt sich ständig in jede männliche Person, die 'ihr' vor
die Optiken läuft.)
Kynél Delta diagnostiziert aufgrund von Fyus Aufschrei, daß
er hochgradig geistig verwirrt ist. Da gibt es für den Robot kein
langes Federlesen, Fyu wird auf eine Antigrav-Trage gesetzt, und ab geht
die Post.
S'ci hat unterdessen wieder ihren Allzweck-Stab gezückt und die
Szene aufgezeichnet. Sie grinst vor sich hin. Fyus Gesichtsausdruck
war einfach zu dämlich!
S'ci: Jeih! -- Codre, hast du die Daten diverser AV-Geräte
abgespeichert?
Codre: Sicherlich. Warum?
S'ci: Wir müssen doch in die Vergangenheit Séths, um
die Bevölkerung des Planeten vor der veränderlichen Sonne zu
retten...
Codre: Ach so, du willst die Konstruktionspläne einer
Ilruhdil-Station.
S'ci: Genau. Aus den Erzählungen der Bewohner Lalénas
oder Séths -- jeih, wie nennen wir das Sonnensystem jetzt?
Larra-System oder Thayt-System?
Codre: Wir bleiben wohl besser bei der Bezeichnung Larra-System.
Dann gibt es keine Verwirrungen, wenn noch mal jemand von uns den
Planeten Laléna besucht.
S'ci: Gut. Nun, aus den Erzählungen der Einwohner geht
hervor, daß Larra früher ein instabiler Stern war oder
geworden ist -- was soll's. Wir hatten uns ja schon bei unserer Ankunft
darüber gewundert, warum ein derartiger M6e-Riese so stabil sein
kann, wie es eben Larra ist. Wir müssen also in der Vergangenheit
eine Ilruhdil-Station mit AsVA-Kombi-Schild installiert und somit den
Stern stabilisiert haben.
Codre: "...und Sch'Korro und F'Teska eilten herbei durch die
Zeit, denn Larra zürnte ihren Kindern. Doch den Gesandten der
Sterne gelang es, die Mutter zu besänftigen. Und Larra zog ihre
feurigen Arme zurück..." -- So haben es die Bewohner
Lalénas gesehen.
S'ci: Witzcomp! -- Aber es heißt ja immer, daß
Legenden, Sagen und sogar Märchen wenigstens ein Körnchen
Wahrheit enthalten.
Codre: Tja, und hier habt ihr ein Märchen wahr werden lassen!
S'ci: Noch nicht. Wie dem auch sei, ich zische jetzt ab.
In meine Kabine. Ich habe zwar nur zwei von diesen höllischen
Früchten verspeist, aber sicher ist sicher. Bau mir bitte ein
Transmit-Feld auf. Danke.
Codre: Dann Gute Nacht, S'ci!
S'ci verschwindet durch das grünliche Feld. Nachdem es
zusammengebrochen ist, sieht man noch für einen Augenblick einen
leichten goldenen Schimmer in der Luft. Doch auch dieser verschwindet
im Nichts.
* * *
Am 09:04:2226TZ:
Nach zehn Stunden (TZ) erwacht S'ci und schüttelt benommen den
Kopf.
S'ci: Jeih! Ceena id th'rayn! Ich habe doch mehr abgekriegt, als
ich gedacht habe. Oh -- Jee, da wird Fyu aber erst einen
Brummschädel haben...
Sie schwingt sich von ihrer Liege -- und legt sich sofort wieder lang.
S'ci: Verdammt! -- Leichte Koordinationsstörungen,
aber sonst alles in Ordnung... Intercom; S'ci an Codre: Bitte kommen!
Codre: Hallo S'ci! Wieder wach? Was gibt es?
S'ci: Zweierlei. Erst einmal: Kannst du mir ein Mittelchen gegen
Kopfschmerzen und Schwindelgefühl zusammenbrauen? Diese verdammten
Höllenfrüchte von Laléna... Zum anderen: Wie geht es
Fyu?
Codre: Ich schicke dir Kynél Delta. Du kannst den Robot
auch nach Fyu fragen.
S'ci: Gut, danke, Codre.
Der Computer schaltet ab. S'ci hat es endlich geschafft aufzustehen,
ohne eine weitere 'Bruchlandung' zu bauen. Sie fühlt sich, als
hätte sie eine halbe Stunde TZ im Innenwirbel eines Hyperzyklons
gesteckt.
S'ci(stöhnend): Schlimmer ging es mir auch nicht, als ich von
diesem Sonnenparasiten betäubt worden war...
Endlich kommt Kynél Delta per Transmit-Feld in S'cis Kabine.
S'ci: Hallo Kynél!
Kynél: Hallo S'ci! Ich habe von Codre erfahren, daß
du dich nicht allzu wohl fühlst.
S'ci: Jeih, das ist die größte Untertreibung seit Wjera
Ewakowas Mondlandung!
Der Robot gibt S'ci einen Becher mit einer giftgrün schillernden
Flüssigkeit.
S'ci: Danke.
Sofort, nachdem sie das Medikament ausgetrunken hat, fühlt S'ci
sich besser.
S'ci: Ahh! Gut! Kynél, wie geht es Fyu?
Kynél: Er schläft noch. In ein, zwei Stunden TZ
könnte er aufwachen.
S'ci: Hast du ihm ein Beruhigungsmittel gegeben?
Kynél: Das war erforderlich, um ihn in die Medostation zu
schaffen. Kann ich wieder dorthin zurückspringen?
S'ci: Natürlich, Kynél. Bye.
Kynél: Bye, S'ci.
Der Robot transmittiert in die Medostation.
S'ci beschließt, erst einmal in Ruhe zu duschen, ehe sie sich ihre
weiß/silberne Bordkombi anzieht.
Kaum daß sie fertig ist, springt Kynél noch einmal in S'cis
Kabine zurück, da sich Fyu unerwartet doch schon regt,
S'ci(erstaunt): Nanu? Was ist denn los?
Kynél: Dein Team-Partner kommt gerade wieder zu sich.
Und weg ist Kynél wieder.
S'ci: Hä?! -- Oh!
Sofort fordert sie von Codre ein Transmit-Feld an und spurtet hindurch
-- was man eigentlich nicht machen sollte. Und prompt rammt sie auch
Kynél Delta, der sie unbewegt ansieht. Robots haben nun mal
keinen wütenden Gesichtsausdruck.
Kynél: Kannst du nicht aufpassen?
S'ci: Ich kann, aber es war eine zu dringende
Angelegenheit.
Kynél: Pscht! Sei nicht so laut. Fyu hat sicherlich auch
Kopfschmerzen.
S'ci(flüsternd): Gut. Dann brüll du aber auch
nicht so in der Gegend rum.
Für einen Moment herrscht Ruhe. S'ci geht zu Fyus Liege und
betrachtet ihren schlafenden Gefährten liebevoll.
S'ci(kichernd): Ts! Diesmal küßt Dornröschen den
schlafenden Prinzen wach.
Sie beugt sich über ihn und gibt ihm einen Kuß auf die
Lippen. Fyu schlägt die Augen auf.
Fyu: Hallo, Liebling. -- Ooh, mein Kopf...
S'ci: Tja, das kommt davon.
Fyu(leidend): Wovon? Heavens! -- Mir ist hundeübel.
Bei ihm sind die Nachwirkungen der verspeisten Früchte noch weitaus
ausgeprägter als bei S'ci wenige Minuten vorher.
S'ci: Kynél.
Der Robot ist gerade dabei, Fyu ein passendes Medikament
zusammenzubrauen. Dieses Mal ist die Flüssigkeit honiggelb. Fyu
leert den Becher in einem Zug, dann läßt er sich wieder in
die Kissen zurücksinken.
S'ci: Ist da etwa ein Beruhigungsmittel drin gewesen,
Kynél?
Kynél: Nein -- im Gegenteil.
S'ci sieht wieder zu Fyu, der anscheinend eingedöst ist. Sie beugt
sich noch einmal über die Liege -- und wird gedankenschnell zu Fyu
heruntergezogen.
S'ci(prustend): Hey, das war aber ein höchst
hinterhältiger Hinterhalt, Schatz!
Fyu(grinsend): Das haben Hinterhalte meist an sich. -- Ergibst du
dich?
S'ci: Ich? -- Nie!
Fyu: Doch!
Weitere Proteste werden von einem langen Kuß erstickt.
S'ci: Du...!
Der Angesprochene grinst noch einmal kurz und setzt dann zu einem
weiteren Angriff an.
S'ci: Na! Jetzt aber erst mal unter die Dusche, mein Schatz, dann
lasse ich mich vielleicht sogar dazu überreden, mit dir in die
Falle zu hüpfen.
Fyu(seufzend): Du bist ganz schön anspruchsvoll, weißt
du das?
Er leistet der Aufforderung dennoch Folge, was dazu führt,
daß die beiden erst einmal wieder versacken.
* * *
Geraume Zeit später:
S'ci: lch glaube, es wird langsam Zeit, daß wir uns um
unsere Aufgabe kümmern, Fyu.
Fyu: Mh...
Er zieht S'ci sanft an sich und streichelt über ihren Rücken.
Fyu: Das hat doch noch ein bißchen Zeit! Wir müssen
auf jeden Fall mit dem Zeitwandler in die Vergangenheit. Die exakt
dabei zurückgelegte Zeit spielt doch dann keine Rolle -- wenn wir
später abfliegen, dann brauchen wir doch nur ein paar Stunden
weiter zu springen!
S'ci: Stimmt auch wieder!
Doch irgendwann machen sie sich dann auf, um nach den Plänen in den
Speicherbänken eine Ilruhdil-Station zu bauen. Um nicht
gänzlich untätig zuzusehen, beschließen sie, auch selbst
mit Hand anzulegen.
Fyu: Ein Glück, daß ich mir schon einen ganzen Stapel
der Lehrbänder über die AV-Technologie einverleibt habe.
S'ci: Ganz meiner Meinung.
Fyu: Warum fordern wir eigentlich keine fertige Ilruhdil-Station
von Cosna an?
S'ci: Jeih, ich glaube, Cosna würde uns alle machen, wenn er
wüßte, daß wir hier ein Zeitreiseunternehmen etc.
starten wollen.
Fyu: lch hoffe aber dann, daß Codre dicht halt.
S'ci: Codre? Aber sicher doch.
Fyu: Okay. -- Dann müssen wir wohl basteln...
Er denkt angestrengt nach.
Fyu: Mal sehen, ob ich die Komponenten der Station zusammenkriege.
Also: das wichtigste ist der ESTAB, der seine Energie aus dem Stern
selbst bezieht -- also eine EAF-Zapfstrahler/Stabilisator-Kopplung.
Korrekt?
S'ci: Genau. Das EAF besorgt dann unmittelbar aus dem Stern die
Energie, durch die er dann letztendlich stabilisiert wird.
Fyu: Und zusätzlich muß die Ilruhdil-Station mit einem
AsVA-Kombi-Schild versehen werden, denn wir konnten sie ja nicht orten,
als wir das Larra-- oder Thayt-System erstmals anflogen.
S'ci: Bleib bei 'Larra-System'. -- Cu. Schwieriger wird,
daß wir den Zapfstrahl selbst auch abschirmen müssen. Ist
aber machbar.
Fyu: Können wir nicht schon einmal in die Vergangenheit
springen, also 'vor Ort' nachsehen?
S'ci: Das wäre vielleicht ganz praktisch. -- Ach, Codre, wie
viele Robots haben wir eigentlich an Bord?
Codre: Ungefähr eintausend.
S'ci: Das sollte ausreichen. Damit bauen wir die Station
problemlos in einer Terra-Woche zusammen.
Fyu: Und wo?
S'ci: Im Laderaum. 500m × 500m × 500m -- wenn
das nicht ausreicht!
Fyu(kopfschüttelnd): Da drin könnte man glatt die ganze
BL-C aufbauen. -- Allerdings ohne Raumlandefeld und Hangars.
S'ci: Ich glaube, wir brauchen nicht die BL-C, sondern eine
Ilruhdil--
Fyu: Klar, klar! -- Wann fangen wir an?
S'ci: Hm. Tja, sollen wir hier sofort anfangen oder erst einmal
die 10 Khejr und 36 Tríradí VZ zurückspringen?
(10 Khejr 36 Tríradí VZ = ca. 2590 Terra-Jahre)
Fyu: Erst in die Vergangenheit.
S'ci: Aguqù. Codre, sied-transmit auf minus 10 Khejr/30
Tríradí (VZ). Korrektur gegen sieben oder acht Tris (VZ).
Rechne noch einmal über die 740 Darvénii der
Laléna-Bewohner zurück! Danke.
Codre: Aguqù. Doja.
Schon steht das riesige Trägerschiff in der Vergangenheit.
Codre: Analyse -- Sonne: gM6e-Stern, stark veränderlich,
eruptiv. Planetensystem: sechzehn Planeten, Nummer 13 bewohnt.
Fyu: Das bedeutet, daß uns noch eine gewaltige Eruption des
Sterns bevorsteht, bei der zwölf der Planeten pulverisiert werden.
Codre: Richtig. Dieser Ausbruch steht unmittelbar bevor.
S'ci: Zeit?
Codre: Fünf bis zehn Tage TZ.
S'ci: Jeih, da müssen wir uns aber höllisch beeilen.
War vielleicht doch keine so gute Idee, zuerst in die Vergangenheit zu
gehen. Wir können nämlich nicht noch einen
Zeitsprung machen, weil das dann bestimmt zu Verwicklungen
führen würde. Codre, druck bitte die Pläne für uns
aus und laß die Robots schon mal mit dem Bau beginnen.
Codre: Aguqu, ejr doyé.
Der Computer gibt den Robots gleichlautende Befehle.
* * *
Am 16:04:2226TZ Gegenwartszeit -- 16 Khejr/30 Tríradí (VZ)
in der Vergangenheit:
Fyu, S'ci und die Robots werkeln noch immer fleißig an der
Stabilisator-Station.
S'ci: Ich bin hier auch gleich fertig. Den Rest haben die Robots
ja längst erledigt.
Fyu: 'Den Rest' ist gut...
Der Bordcomputer des Trägerschiffs meldet sich über die
Intercom.
Codre: Hallo, ihr beiden! Die prophezeite Sonneneruption ist
eingetreten. In einer halben Stunde TZ erreicht sie Laléna.
S'ci: Wie du sicher wissen dürftest, sind wir in etwa zwanzig
Minuten TZ fertig.
Codre: Beeilung! Auf Laléna wird es hübsch
heiß.
Alle arbeiten fieberhaft an der Fertigstellung des Geräts.
Schließlich...
S'ci: Fyu, klemm dir die Station unter den Arm und plaziere sie so
bei Larra, daß eine bestmögliche Wirkung erreicht wird.
Fyu: Okay. Codre, mach ein Mafuun klar. Transmit-Feld zum
Hangar. Danke.
Codre: Tésri-Mafù, Cotés, klar.
Transmit-Feld steht. Bye, Fyu.
Fyu: Bye, Codre.
* * *
Wahrend Fyu mit dem Sonnentaucher und der Station im Schlepptau Larra
anfliegt, übernimmt S'ci das riesige Trägerschiff und steuert
Laléna an, um den Planeten vor der Gluthitze der Sonneneruption
abzuschirmen.
S'ci blickt auf den Bildschirm.
S'ci: Hoffentlich beeilt sich Fyu. Lange hält der SETA-Kombi
diese Energien nicht ab. Wenn wir ein, zwei Trägerschiffe mehr
hätten...
Sie braucht sich jedoch keine Sorgen zu machen. Ihr Team-Partner
verankert die Ilruhdil-Station in Windeseile. Sofort beginnt der
Stabilisator zu arbeiten. Er greift direkt in den Energiehaushalt des
Sterns ein und stoppt die Eruption.
S'ci: "...und Larra zog ihre feurigen Arme zurück."
Echt passend.
Codre(anerkennend): Da habt ihr ja ganz schön was geleistet.
-- Übrigens, die zwölf inneren Planeten sind sämtlichst
verglüht. Laléna ist dank des SETA-Kombi-Schildes nicht
einmal angekratzt. Aber was Whes angeht... Obwohl weiter von Larra
entfernt als Laléna, ist er von starker Strahlung getroffen
worden. Wenn sich dort höheres Leben befunden hätte,
wäre es zweifelsohne zumindest stark geschädigt worden.
Für die Viren, Bakterien etc. auf Whes ergibt sich bloß eine
stark erhöhte Mutationsrate. Vermutlich ist dadurch die Evolution
auf der Wüstenwelt beschleunigt worden. In einigen Millionen
Terra-Jahren könnte sich dann auch intelligentes Leben entwickeln,
und die Bewohner Lalénas hätten eine Bruderrasse in ihrem
Sonnensystem.
S'ci: Jeih, dann haben wir nicht nur Laléna gerettet,
sondern auch noch 'kosmische Entwicklungshelfer' gespielt! -- Was macht
die Tésri-Mafù?
Codre: Fyu ist auf Rückkurs. -- Das Mafuun wird gerade in
den Hangar eingeschleust.
S'ci: Gut.
Wenig später erstrahlt ein grünlich/goldenes Transmit-Feld in
der Zentrale, und Fyu tritt hindurch.
Fyu: Hallo! Ich bin wieder da!
S'ci(trocken): Unverkennbar.
Fyu: Wie ist es, transmittieren wir zurück nach Ra-K'oora,
bzw. dorthin, wo Ra-K'oora dereinst entstehen wird?
S'ci: S'cérta! -- Codre, bitte Transmit-Feld dorthin
aufbauen.
Codre: Aguqù. Transmit-Feld steht.
Fyu: Danke, Codre.
Der junge Friedenshüter macht Anstalten, durch das
grünlich/goldene Feld zu treten, doch S'ci reißt ihn im
letzten Augenblick zurück.
S'ci: Jeih, Fyu! Wir müssen uns noch in unsere Kostüme
begeben.
Fyu blickt mißmutig an sich herunter. Noch trägt er seine
schwarz/silberne HdF-Kombi -- aber wieder diese 'Toga' anziehen?
Fyu: Muß das sein? -- Okay, okay, ich mach ja
schon...
Auch S'ci erstrahlt wieder in ihrem schimmernd weißen Kleid.
S'ci: Komm schon, F'Teska-Fyu!
Fyu: Cu, cu, Sch'Korro, Tochter Larras!
* * *
Auf Larra I/Laléna:
Die beiden Friedenshüter materialisieren an dem Ort, wo irgendwann
in der Zukunft Ra-K'oora erbaut wird. Dort auf dem Platz hat sich eine
unüberschaubare Menschenmenge versammelt. Die
Laléna-Bewohner haben die Hände zu Larra erhoben, die sich
jetzt fast vollständig wieder stabilisiert hat. Sie können
das Wunder kaum fassen, das sich da vor ihren Augen abgespielt hat.
S'ci und Fyu sind zum Glück am Rande dieser Versammlung
aufgetaucht.
S'ci: Jeih! Das war wohl der beste Platz, den sich dieser
übereifrige Bordcomputer der Dreamlight aussuchen konnte.
Fyu: Wir mußten doch hier runtergehen. -- Hey schau mal, da
vorne, da steht einer einzeln herum. Sollen wir dem dort den
Transuhh-Sprachkurs verpassen?
S'ci: Warum nicht? Ich vermute, es wird reichlich egal sein, wen
wir speziell aussuchen. Es wird wohl in jedem Fall unser Freund 'Nelko,
der Ehrwürdige' sein -- nur um die Geschichte nicht zu verpfuschen.
Fyu: Okay. mecon, Fyu an Codre: Bitte kommen!
Codre: Hallo Fyu! Was gibt's?
Fyu: Bau bitte ein Transmit-Feld zum Schiff auf. Für drei
Personen. Danke und bye, Codre.
Codre: Aguqù. Do'i. Bye, Fyu.
Vor ihnen baut sich das funkelnde Transport-Feld auf. Bevor sie es
jedoch passieren und dabei Nelko entführen können, werden sie
von der verwirrten Menge erblickt. Die Menschen Lalénas sehen
zunächst die (zur Zeit für sie fremdartige) schimmernd
weiße Kleidung von S'ci und Fyu, dann bemerken sie deren Haarfarbe
-- das leuchtende Dunkelrot, das auch die Farbe der Sonne Larra ist.
Die Menge fällt auf die Knie vor den vermeintlichen Göttern --
Larras Kindern. Doch die sind bereits durch ihre 'göttliche Magie'
wieder verschwunden...
* * *
In der Dreamlight:
Zitternd steht Nelko in der Zentrale, einem riesigen,
weißerleuchteten Raum, in dem seltsame, furchterregende Dinge
summen und blitzen.
(Obwohl ein Trägerschiff wie die Dreamlight im Vergleich
zu den terranischen Raumern oder anderen Schiffen der Galaktischen Union
praktisch kaum Instrumente u.ä. besitzt, da sie eben
vollcomputerisiert ist und sich prinzipiell selbst steuern
kann. Man kann sogar sagen, Codre ist das Schiff.)
Nelko fällt vor den 'Sonnengöttern' auf die Knie. Er fleht
sie an, ihm nichts zuleide zu tun -- doch sie unterhalten sich mit einem
dritten, unsichtbaren und daher wohl noch mächtigeren Gott, und
Nelko versteht kein Wort von dem, was sie untereinander besprechen.
S'ci: Codre, mach bitte ein Hypno-Lehrband klar.
Transuhh.
Codre: Aguqù. Ich muß noch versuchen, seine Gedanken
zu entschlüsseln, damit ich eine Basis für den Sprachkurs
habe. Kynél wird ihn in der Medostation über mecon
analysieren.
Fyu: Ts. Also, ehrlich gesagt, wenn mir jemand diese
Story erzählt hätte, ich hätte ihm erst einmal einen
Vogel gezeigt.
S'ci: Tja, bei uns ist eben so ziemlich alles möglich.
Fyu: Ich weiß, ich weiß: "Unmöglich ist nur
das, was man sich nicht vorstellen kann."
Codre: Richtig erkannt. Ihr solltet euch mal ein wenig um eueren
'Gast' kümmern. Er scheint sich hier an Bord nicht allzu wohl zu
fühlen.
Fyu: Okay. -- Wie war das mit der Gedankenanalyse?
Codre: Ich schicke Kynél Delta in die Medostation. Bringt
Nelko ebenfalls dorthin. Ich will nur nicht aus dem Nichts einen Robot
auftauchen lassen -- Nelko hat schon genug Schocks erlitten.
Fyu: Okay.
Er geht mit ausgetreckten Armen auf Nelko zu.
Fyu: Ich will dir ja nichts tun, Nelko.
Geschockt starrt er den 'Gott' an, der sogar seinen Namen kennt, ehe er
verängstigt bis in eine Ecke zurückweicht.
Fyu: Ich fürchte, so wird das nichts.
S'ci: Momentchen, Fyu.
Sie zieht ihren Allzweck-Stab vom Arm und richtet ihn auf Nelko. Dann
aktiviert sie ihn und trifft dem Mann von Laléna mit einem
rosafarbenen Hypnostrahl.
Fyu: Was machst du?
S'ci: Ich hypnotisiere ihn.
Sie sendet beruhigende Gedanken zu dem verängstigten Mann. Nelko
beginnt sich zu entspannen.
Fyu: Heavens, das geht ja optimal.
S'ci: Codre, Transmit-Feld für drei in die Medostation.
Danke.
Codre: Aguqù. Doja.
* * *
In der Medo-Station:
Kynél Delta hat die Hypnose übernommen. Er plaziert Nelko
auf der Liege im Analysatorraum. Dann schaltet der Robot den
mecon-Analysator ein.
Kynél(zu Fyu): Der Analysator nimmt vorwiegend
Oberflächengedanken auf, die dem Bordcomputer übermittelt
werden. Codre übernimmt die Auswertung.
Fyu: Überträgt das Gerät nicht alle
Gedanken?
Kynél: Nein. Es ist ein zu langwieriger Prozeß, die
komplette Erinnerung abzutasten, obwohl es durchaus möglich
wäre. Aber für eine Sprachanalyse genügt Codre das
oberflächliche Gedankengut. Es ist auch ein ethisches Problem.
Fyu: Aha.
Kynél: Übertragung abgeschlossen. Ich lasse den Mann
noch im Hypnoschlaf.
Über mecon desaktiviert der Robot den Analysator, als sich
der Bordcomputer der Dreamlight über die Intercom meldet.
Codre: Sprachanalyse abgeschlossen. Ich stelle gerade das
Hypnoband zusammen. Anaira-Beta wird euch das Band herüberbringen.
Sofort nachdem Codre abgeschaltet hat, leuchtet ein Transmit-Feld auf,
und ein hellblau und violetter Robot tritt hindurch: Beta-A,
Anaira-Beta. Sie trägt ein rosafarbenes Kärtchen in einer
sechsfingrigen Hand.
Anaira: Hallo! -- Hier ist das Hypnoband, Delta-K.
Sie übergibt dem anderen Robot das Kärtchen.
Kynél: Danke, Beta-A.
Anaira: Bitte sehr und bye.
Sie verschwindet wieder via Transmit-Feld.
Fyu: Wie lange dauert dieser Hypno-Sprachkurs?
Kynél: Nicht länger als drei Nen VZ.
(3 Nen VZ = ca. 5 Minuten TZ)
Eben diese Zeitspanne später rührt sich Nelko wieder.
Kynél: Der Sprachkurs ist abgeschlossen. Ich nehme noch
einige Tests vor.
Der gold/kupferfarbene Robot aktiviert einige Meßinstrumente.
Kynél: Organisch hat der Mann keinerlei Schäden
davongetragen. Was die Psyche betrifft, so kann ich mir kein
gesichertes Urteil anmaßen.
Kynél Delta holt den Mann aus dem Analysatorraum. Noch steht er
unter dem beruhigenden Einfluß eines Hypnostrahls.
Kynél: Ich werde die Hypnose jetzt zurücknehmen.
S'ci: Moment! Verpasse Nelko einen 'Langzeit-Beruhigungsbefehl'.
Das dürfte einen neuerlichen Schock unmöglich machen.
Kynél: Aguqù. Doyé. Der Hypnostrahl ist
jetzt außer Betrieb.
Immer noch wirkt Nelko ganz ruhig. Er hat die Augen geöffnet und
betrachtet die neue Umgebung voller Neugier.
S'ci: Ich grüße dich, Nelko!
Der Mann von Laléna sieht S'ci mit großen Augen an. Er
kann verstehen, was die Tochter der Sonne zu ihm sagt.
Nelko: Was wollt Ihr von mir, Ihr Götter?
Fyu: Wir sind keine Götter, Nelko. Wir haben dich unsere
Sprache gelehrt, damit du sie den anderen Menschen von Laléna
beibringst.
Nelko: Wie Ihr es mir sagt, so soll es geschehen, Ihr Kinder
Larras. Ihr habt uns vor großem Verderben bewahrt. Larra, die
Mutter, war zornig, doch ihr kamt, und sie vergaß ihre Wut. Wie
dürfen wir Euch nennen, Kinder der Sonne, wenn wir Euere Tat in den
Großen Büchern niederlegen?
S'ci: Nun... Ich bin Sch'Korro, und dies ist mein Begleiter
F'Teska.
Fyu(über mecon): Heavens, S'ci! So sind
wir also zu unseren 'Pseudonymen' gekommen. Jetzt fragt sich
bloß, wie dieses Paradoxon eigentlich zustandegekommen
ist. Verdammt, wenn du jetzt "S'ci" und "Fyu"
gesagt hättest...
S'ci(über mecon): Das läßt sich wohl
jetzt schwerlich ändern.
Nelko hat seine Furcht jetzt fast vollig überwunden.
Nelko(neugierig): Woher kommt Ihr, Sch'Korro und F'Teska?
Fyu: Wir kommen von weither, von, den Sternen. Doch nicht nur die
Entfernung im Raum trennte uns von Laléna, wir sind von einer
Welt am anderen Ende der Zeit.
S'ci(über mecon): Ja, ja! "...und Sch'Korro
und F'Teska eilten herbei durch die Zeit, denn Larra zürnte ihren
Kindern. Doch den Gesandten der Sterne gelang es, die Mutter zu
besänftigen..." usw, usf...
Fyu(über mecon): Na, wenn schon, denn schon...
Er wendet sich an Nelko.
Fyu: Wir werden dich jetzt wieder zu deinen Leuten
zurückbringen. Lehre sie die Sprache der Sterne, damit uns alle
verstehen konnen, wenn wir dereinst zurückkehren.
Nelko: So soll es geschehen, F'Teska, Sohn Larras.
Per Transmit-Feld schicken die Friedenshüter den Mann von
Laléna auf den Planeten zurück.
Fyu(erleichtert): Puh, das ware also auch erledigt. Und jetzt
nichts wie zurück in unsere Zeit. -- Hast du gehört, Codre?
Codre: Jawohl. Sied-transmit auf plus 16 Khejr/30
Tríradí VZ. Wir sind wieder in unserer Zeit.
S'ci(kopfschüttelnd): Gut, Codre. -- Jeih, das war
ja wohl eine echt haarsträubende Story, was? Wenn wir die unseren
Freunden erzählen würden, ohne ihnen die Bildaufzeichnungen zu
zeigen, die würden uns nicht ein einziges, vereinsamtes
Wörtchen glauben.
Fyu: Ts! Und ich dachte immer, für die Friedenshüter
ist nichts unmöglich, was man sich vorstellen kann...
S'ci: Solange es keine Story ist, die A'shti, unsere
Weltraumvagabunden C'lais, V'asco und Sven, Alya oder ich
erzählen... -- Daccù, xai mas fárem cidsd? -- Was
machen wir nun, wo wir diese Angelegenheit hier abgeschlossen haben?
Fyu: Next system, please...
S'ci: Okay. -- Codre?
Codre: Mein Vorschlag: Bextra, ein F8-Stern auf 5h25mREK/+29:20DEK
-- Dóm 587pc.
Fyu: Vorschlag angenommen. Aber noch nicht jetzt. Nach den
Aufregungen mit der Ilruhdil-Station und mit dem 'ehrwürdigen
Nelko' haben wir doch wohl erst einmal eine kleine Pause verdient, oder?
Ich bin der Ansicht, wir sollten erst einmal in aller Ruhe was futtern
und dann morgen weitersehen.
S'ci: Einverstanden.
Und so wird's auch gemacht.
* * *
Am 17:04:2226TZ transmittiert die Dreamlight ins Bextra-System.
Codre: Aguqù. Doja. Wir sind da. -- Doch wir kommen hier
erst einmal auch nicht wieder weg. Irgendetwas hält mich fest.
S'ci: Könntest du dich bitte mal etwas präziser
ausdrücken?
Codre: Es muß ein Fesselfeld sein. Ich kann es leider nicht
genau analysieren.
S'ci: Dann müssen wir eben herausfinden, was und von wo es
ist. Gibt es hier bewohnte Planeten?
Codre: Ja. Bextra VI/Vonya-Kír. Entwicklungsstufe F oder
G.
Fyu: Kommt das Fesselfeld etwa von diesem Planeten?
Codre: Soweit ich das ermitteln kann, ja. Immerhin befinden wir
uns im Orbit von Vonya-Kír.
Fyu: Dann müssen wir wohl runter.
Er schüttelt verständnislos den Kopf.
Fyu: Entwicklungsstufe F bis G, und dann dieses Feld, aus dem
Codre nicht rauskommt. Und was ist mit dem Transmit-System?
Codre: Transmit-System und Leadil-Triebwerk sind blockiert. Ihr
müßt mit einem Rihkuun mit Normalantrieb landen.
Fyu: Heavens! -- Dann nehmen wir am besten die Terra.
Sie ist zwar kein Rihkuun, verfügt aber neben der AV-Technologie
noch über die Normalausstattung eines
Sol-System-Spezialeinheit-Raumers.
Codre: Du meinst, es befindet sich etwas da unten, das
hauptsächlich auf die Technologie der Alten Völker
anspricht?
Fyu: Zumindest funktioniert der Normalantrieb noch, und der beruht
ja nicht auf dermaßen hochentwickelten Prinzipien wie das
Transmit-System.
Codre: Das ist ein Argument.
S'ci: Materialisiere uns doch bitte die üblichste Kleidung
von Vonya-Kír! Am besten etwas praktisches.
Codre: Aguqù. Do'i. -- Bitte sehr.
Die Sachen werden von einem Robot hergebracht. Innerhalb des
Raumschiffs funktioniert das Transmit-System erstaunlicherweise noch.
Fyu: Danke, Anaira-Beta.
Die hellblaue Robot tragt ein 'a' in Transuhh-Lettern unterhalb
des HdF-Abzeichens. Sie übergibt Fyu und S'ci jeweils ein Paket.
Anaira: Bitte sehr. Bye, S'ci und Fyu.
S'ci: Danke.
Doch schon ist die Robot wieder verschwunden.
Fyu betrachtet seine Verkleidung mißtrauisch.
Fyu: Was ist das? Ich soll einen Ritter
spielen?
S'ci(kichernd): Und ich bin eine Amazone.
Sie schlüpft in Windeseile in ihr Kostüm. Hohe, weiße
Stiefel, eine weiße Hose und eine ebenfalls weiße Tunika mit
kurzen Ärmeln, dazu noch weiße Handschuhe.
Als letztes hängt sie sich einen silbernen Köcher mit violett
schimmernden Pfeilen um und nimmt einen Langbogen in die Hand.
Fyu: Hey, S'ci, du siehst ja direkt gefährlich aus. Aber...
Kannst du denn überhaupt mit Pfeil und Bogen umgehen?
S'ci: Mit echten Waffen nicht Aber ich habe
Paralyzer-Pfeile aus stabilisierter Energie. Damit muß man nicht
ganz so genau treffen; sie haben eine Flächenwirkung.
Fyu: Und was ist mit meinem Schwert?
Er steckt mittlerweile in einer schwarz/silbernen Ritterrüstung aus
einem Material, dem normale Schwerter, Pfeile, Kugeln etc. nicht viel
anhaben können. Auch S'cis Verkleidung ist nicht allzu leicht mit
üblichen Waffen beizukommen.
Fyu: Ich habe mich noch nie mit einem Schwert herumschlagen
müssen.
S'ci: Einmal ist immer das erste Mal. -- Aber es macht
überhaupt nichts. Dein Schwert ist ebenfalls mit einem Paralyzer
versehen.
Fyu: Gut. Heavens, was macht man hier bloß alles mit...
Als Raumfahrer in einer Toga rumdüsen, jetzt in einer
Ritterrüstung -- als nächstes womöglich noch in einem
Lendenschurz mit einem Speer in der Hand...
S'ci(kichernd): Tarzan ist wieder da...
Fyu(zweifelnd): Hatte der etwa einen Speer?
S'ci: Ich weiß nicht. Zumindest war er nicht zur
Hälfte ein Karanyo.
Codre(leicht panisch): Als ob das jetzt viel zur Sache tut. Ich
hänge hier im Orbit fest, und ihr quasselt euch da munter einen
runter...
Fyu: Immer mit der Ruhe, wir machen ja schon.
Er klemmt sich den Helm seiner Ritterrüstung unter den Arm.
Fyu: Wie wär's mit einem Transmit-Feld zur Terra?
Für zwei Personen.
Codre: Ich mach ja schon.
Fyu: Ja ja! Aber uns herumhetzen.
S'ci(kichernd): Gib ihm Saures, Fyu!
Codre: Ts, und du mußt ihn auch noch unterstützen. Ich
bin frustriert.
S'ci: Erstens ist Fyu mein Team-- und nicht nur
Team-Partner, zweitens hast du Witzcomp nicht frustriert zu
sein, und drittens, da ma-cireella Fur'ra, wo bleibt das Transmit-Feld?
Codre: Da! Bye, S'ci und Fyu.
Es schimmert grünlich/golden vor den beiden, Ein Schritt, und sie
befinden sich in Fyus Raumschiff Terra. Er setzt sich an das
Steuerpult.
Fyu: S'ci, kümmerst du dich bitte um die Koordinaten?
S'ci: Okay.
Sie begibt sich zum Comp der Terra, der nicht über eine
Ego-Programmierung und Intelligenz verfügt wie die Computer der
anderen Vhaaki-Raumer.
S'ci(grinsend): Ich glaube, es ist das erste Mal, daß ein
Ritter am Steuerpult der Terra sitzt.
Fyu: Und das, wo ich noch nicht einmal reiten kann.
S'ci: Macht nichts, ich auch nicht.
Fyu: Ach, und das sagst du einfach so locker? Was ist, wenn wir
uns nun auf einen reitbaren Untersatz zu begeben haben? -- Ich hatte
gehofft, du könntest es mir beibringen -- wo du doch sonst immer
fast alles weißt und kannst.
S'ci: Und was ist mit dir? Du bist immerhin der Star der
Sol-System-Spezialeinheit. Ich hatte eigentlich gedacht, du
könntest auch mit mehrbeinigen Transportmitteln umgehen.
Fyu(stöhnend): Das wird noch lustig.
S'ci hat sich derweil zum Raumüberwachungspult begeben, und
bemüht sich, das Fesselfeld anzupeilen, das die Dreamlight
im Orbit hält.
Fyu: Nun? Kriegst du's?
S'ci: Ja. Ich habe es eingepeilt. Ich überspiele dir die
Daten des Senders.
Fyu: Hm. Ich bezweifle, daß es sinnvoll wäre, zu nahe
dran runterzugehen. Das Ding ist in dem Gebirge auf dem
Äquatorkontinent dort. Wir sollten die Terra vielleicht
in der Meeresbucht bei 01.2sB/65.7öL unterbringen und dann in die
Shootie umsteigen.
S'ci: Kannst du mir mal erklären, warum wir nicht gleich mit
der Shooting Star geflogen sind? Das Terra-Beiboot
wäre ja wohl um einiges schwieriger anzupeilen gewesen.
Fyu: Sie hat aber -- im Gegensatz zur Terra -- keinen
AsVA-Kombi-Schild.
S'ci: Okay. Aber warum willst du dann unbedingt den Rest der
Strecke mit dem Beiboot fliegen?
Fyu: Ganz einfach, Schatz: Die Shootie ist ein ganzes
Stück kleiner und damit im Gebirge manövrierfähiger als
die Terra.
S'ci: Nun gut, dann lande das Schiff eben in der Bucht.
Fyu: Bin schon längst auf Kurs.
Er taucht den Raumer bis auf 2317 Meter unter den Wasserspiegel.
S'ci: Jeih, das ist doch schon keine 'Bucht' mehr.
Fyu: Eignet sich aber vortrefflich, die Terra zu
'versenken'. Ab in die Shootie.
Sie steigen in die acht Meter lange Miniausgabe der um 42 Meter
längeren Terra um. Die Shooting Star nimmt Kurs
auf das Gebirge, in dem sich die Ursache für Codres Schwierigkeiten
befindet. In 114km Entfernung entdeckt S'ci einen alarmierenden Vorgang
in den Bergen.
S'ci: Jeih, Fyu, Schutzschirm ein! Da vorne baut sich ein
Energiefeld auf, vermutlich ein Strahlgeschütz!
Fyu: Hoffentlich hält der OPS...
S'ci(entsetzt): Was? Die Shootie hat keinen
SETA-Kombi-Schild?
Fyu: Nein, nur den Over-Phased-Screen, den Pete, Marc und Senic
entwickelt haben. Aber bis jetzt ist noch kein Sol-System-Raumer
abgeschossen worden.
S'ci: Hoffen wir's. Es kann nichts schaden, wenn wir unsere
Seeva-Felder und SETA-Kombis aktivieren.
(Die Friedenshüter haben in ihren silbernen Gürteln unter
anderem kleine Schirmfeldprojektoren untergebracht.)
Fyu: Wird gemacht.
S'ci: Das Energiepotential in der Gebirgsstation hat ein Maximum
erreicht.
Und schon löst sich ein Strahl vernichtender Energie aus den im
Fels verborgenen Geschützen. Obwohl Fyu sich bemüht, ein
Ausweichmanöver zu fliegen, ist die Shooting Star zu
langsam und wird voll getroffen.
S'ci: Noch steht der Schirm.
Fyu blickt auf seine Anzeigen.
Fyu: Wir sollten bei der nächsten Feuerpause abspringen.
Dann können die die Shootie in die Luft jagen und glauben
hoffentlich, wir sind erledigt.
S'ci: Und wenn sie SETA-Kombi und Seeva-Felder anpeilen? Und
unsere Antigrav-Aggregate?
Fyu: Egal -- Wir müssen aus dem Beiboot raus! Noch fünf
Schüsse, und wir sind echt erledigt.
S'ci(trocken): Vier. In Ordnung.
Beim nächsten Aussetzen der Strahlschüsse springen sie aus der
Schleuse. Im Schutz eines AsVA-Kombi-Schildes schweben sie
(hoffentlich) unsichtbar dem Boden entgegen. Eine weitere Strahlsalve
trifft die Shooting Star.
Fyu: Noch eine, dann...
Er braucht gar nicht weiterzusprechen. Beim nächsten Volltreffer
explodiert das Beiboot in einem grellweißen Feuerball. Fyu blickt
traurig nach oben.
Fyu: Die arme, kleine Shootie. Jetzt hat mein Raumer
kein Beiboot mehr. Verdammt, wie sollen wir jetzt zur
Terra zurückkommen?
S'ci: Schalte erst einmal die Schirmfelder ab! Ortungsgefahr,
mein Schatz.
Fyu: Okay. -- Seufz, ohne Seeva-Feld in dem Regen...
Es gießt in Strömen.
S'ci: Es muß sein. Und wie wir wieder zur Terra
kommen, ist erst einmal irrelevant. Die ist immerhin gut 570km von hier
entfernt. Wir müssen uns zu dem Gebirge durchschlagen, das
Fesselfeld ausschalten, und dann werden wir sehen, ob wir dort
vielleicht einen Gleiter oder sowas finden. Außerdem, wenn wir
die Station erledigt haben, kann uns Codre auch wieder per Transmit-Feld
hochholen. Aber ich glaube, jetzt müssen wir erst einmal
wandern gehen.
Fyu(leidend): Zu Fuß bei diesem Wolkenbruch...
S'ci: Wie sonst? Dein Beiboot hat sich schließlich in seine
Elementarteilchen zerlegt.
Fyu: Es wurde zerlegt.
Er ist reichlich verstimmt.
Fyu: Und deshalb müssen wir nun zu Fuß gut und
gerne einhundert Kilometer durch die Gegend marschieren! Die Typen, die
mir das angetan haben, können was erleben, wenn ich sie
erwische. Aus denen mache ich Konfetti!
S'ci(zustimmend): Ich helfe dir dabei.
Ihr Gefährte kann sich immer noch nicht beruhigen.
Fyu: Das sind gut und gerne zwei Tagesmärsche -- und das in
diesem Ding!
Er zeigt auf seine Rüstung.
Fyu: Und dann in dem Regen!
S'ci: Hast du etwa Angst, daß deine Rüstung Rost
ansetzt?
Fyu: Nein. Ich befürchte, daß ich irgendwann ertrinke,
wenn das so weitergeht.
S'ci: Dem kann man Abhilfe schaffen.
Kichernd zieht sie Fyu den Helm vom Konf.
S'ci: Jetzt kann dir das Wasser nur noch bis zum Hals steigen.
Obwohl seine Laune nicht unbedingt als optimal zu bezeichnen ist,
muß Fyu grinsen. Irgendwie ist diese Situation einfach komisch:
Er und S'ci in dieser Verkleidung, ohne Raumschiff in erreichbarer
Nähe, und dann das Ganze bei dem Wetter...
Heavens! Und plötzlich liegen sich die beiden in den
Armen und küssen sich hingebungsvoll.
Fyu: Nun gut. Dann werden wir eben per pedes dorthin düsen.
Ich glaube, ich werd's überleben.
S'ci: Na, das hoffe ich aber doch.
Fyu: Kannst du die Richtung einpeilen?
S'ci: Kein Problem.
Sie zieht ihren Allzweck-Stab aus der Tasche an ihrem linken Stiefel.
Nachdem sie ihn aktiviert hat, beschreibt sie einen Kreisbogen mit dem
36cm langen Stab. Als S'ci die richtige Richtung erreicht hat,
verfärbt sich der violette (neutrale) Schimmer des Gerätes zu
Orange.
S'ci: Dorthin müssen wir.
Fyu: Gut. Gehen wir.
Er trägt seinen Helm in der Hand, und das lange Schwert baumelt
irgendwo an seiner Seite. S'ci schleppt sich mit ihrem Langbogen ab.
Fyu: Was für ein Glück, daß dieser Planet nur eine
Gravitation von 0.9g Terra-Norm hat!
(Auf den meisten Raumschiffen gilt die Kara-Norm d.h. 1g(K) = 1.5g(T).
Da Fyu und S'ci sehr viel Zeit auf Raumern verbringen, sind sie an die
Kara-Norm gewöhnt.)
* * *
Nach vier Stunden TZ und etwa 25 Kilometern:
Fyu: Ich schiebe Kohldampf.
S'ci: Das tue ich zwar nicht, aber ich glaube, eine kleine Rast
könnte nicht schaden. Ich frage mal Codre, was im Orbit
läuft.
Fyu(geschafft): Tu's, tu's.
S'ci: Jeih, deine Kondition scheint aber auch nicht ganz die beste
zu sein.
Fyu: Das Wandern macht mir nichts aus -- nur dieses Wetter macht
mich fertig.
Der Regen hat noch immer nicht aufgehört, und S'ci und Fyu sind
mittlerweile beide klatschnaß. Sie setzen sich einfach auf den
Boden. Durch den dichten Flechtenbewuchs am Rande des Weges ist er dort
nicht allzu matschig.
S'ci nimmt ihren Köcher ab und neigt ihn ein wenig. Wasser
fließt... Dann hält sie die desaktivierten Paralyzerpfeile
fest und kippt ihn ganz aus. Dabei macht die junge Friedenshüterin
einen derart fatalistischen Eindruck, daß Fyu anfängt
loszukichern.
S'ci: Lach nicht, du Ritter von der traurigen Gestalt!
Fyu: Was soll ich denn sonst tun? Ich finde es einfach zu
komisch. Die Laléna-Geschichte ist schon unglaublich, aber
das hier...
S'ci: Was meinst du, was uns dann als nächstes erwartet?
Vielleicht müssen wir uns unter Fische mischen oder durch die
Höhlen von irgendwelchen Superwürmern kriechen...
Fyu: Dazu müssen wir erst einmal von Vonya-Kír weg.
S'ci: Mhm. mecon; S'ci an Codre: Bitte kommen!
Codre: Hallo S'ci! Was gibt es?
S'ci: Wie geht's, wie steht's?
Codre: Miserabel. Ohne Transmit-System fühle ich mich so
unbeweglich. Ich habe mitgekriegt, wie die Shooting Star
abgeschossen wurde. Ihr habt mir einen schönen Schrecken
eingejagt.
S'ci: Tut uns leid. Hauptsache, wir waren überzeugend.
Codre: Das wart ihr allerdings. Ich habe einen Robot mit
einem Ticuun heruntergeschickt und eine Sprachanalyse gemacht. Stell
den Allzweck-Stab auf Hypnose, dann kann ich euch die
Vonya-Kír-Hauptsprachen im Schnellverfahren beibringen.
Fyu: Hey, kannst du uns nicht mit einem Ticuun ins Gebirge
bringen?
Codre: Das ist nicht so gut. Das Schiff kann nicht unerkannt
landen. Ich habe festgestellt, daß die Leute es mittlerweile
schaffen, den AsVA-Kombi-Schild anzupeilen. Sie lernen verflixt
schnell.
Fyu: Wie denn?
Codre: Sie haben mich abgetastet. Ich konnte diesen Ortungsstrahl
nicht abblocken.
S'ci: Dann verpasse uns schnell den Sprachkurs, bevor sie auch die
mecon unterbrechen!
Codre: In Ordnung.
Nachdem das erledigt ist...
Fyu: Sind wir eigentlich noch ortungsgeschützt
heruntergekommen?
Codre: Meines Erachtens ja. -- Sie dringen in die mecon
ein. Bye!
Der Computer bricht die Verbindung ab, bevor die Vonya-Kír-Leute
S'ci und Fyu anpeilen können.
Fyu: So. Damit wären wir wohl gänzlich auf uns
gestellt. Ein Glück, daß Codre uns noch die Hauptsprachen
beibringen konnte.
S'ci: Das kannst du wohl laut sagen.
Fyu: Dann machen wir uns wohl weiter auf die Socken. Irgendwo
muß dieser dämliche Weg doch mal an eine Ortschaft kommen.
S'ci: Wenn wir übernachten wollen, dann müssen wir wohl
auch bezahlen. Nur wie? Wir haben kein Geld oder sonst etwas, was wir
eintauschen können.
Fyu: Wie wäre es, wenn wir uns auf's Geschichtenerzählen
verlegen? 'Für Essen und einen Schlafplatz erzähln wir Euch
gar wundersame Ding'...
S'ci: Wenn du meinst...
Fyu: Oder wir müßten einen einsamen Wanderer
ausrauben...
S'ci: Ts ts, der Raubritter Fyu!
Fyu: Oder wir suchen nach eßbaren Früchten oder etwas
ähnlichem und übernachten in dem Wald dort hinten im Freien.
Er zeigt auf einen düsteren Mischwald, der schräg vor ihnen
liegt.
S'ci: Aber Fyu! 'Bei dem Wetter'? Du verblüffst mich.
Fyu: Endlich einmal. -- Weißt du, ich bin ein recht
ausdauernder Schwimmer.
S'ci(irritiert): Hm?
Fyu: Nun, das Wasser in meiner Rüstung steht mir bestimmt
schon bis zur Brust. Und nasser als naß kann ich nun mal nicht
werden.
S'ci schüttelt nur den Kopf.
Fyu: Also, ich bin dafür, den Wald anzusteuern. Ein Dorf
oder so etwas ist ja hier weit und breit nicht in Sicht.
S'ci: Aguqù.
Als sie den Wald betreten, werden sie von einer Horde wildaussehender
Männer in grünen und braunen, leichten Lederrüstungen
angehalten. Der Anführer setzt Fyu einen Speer an die Kehle. S'ci
wird von den Männern weitestgehend ignoriert.
Kryak: Halt, Fremder!
Er benutzt den Dialekt der Waldmänner, der Taryakhi.
Kryak: Wer bist du, daß du es wagst, den Wald der Taryakhi
zu betreten?
Fyu: Ich bin Fyu, ein Wanderer aus fernen Landen mit meiner
Begleiterin S'ci.
Kryak(ungläubig): Ein Weib, das einen Namen trägt? Und
Begleiterin nennst du sie? Welche Unsitte!
S'ci will schon zu einer scharfen Entgegnung ansetzen, doch Fyu bedeutet
ihr mit einem Blick zu schweigen. Widerwillig fügt sie sich, doch
sie sieht ein, daß sie sonst die Situation nur noch weiter
komplizieren würde.
Fyu: In meinem Lande ist es durchauch keine Unsitte, Taryakh, der
du deinen Namen noch nicht genannt hast.
Kryak: Ich bin Kryak, der Jagdherr dieses Waldes und Anführer
aller hier lebenden Taryakhi, Fyu aus fernem Land!
Er nimmt seinen Speer herunter und bedeutet Fyu, ihm zu folgen.
S'ci(auf Transuhh): Jeih, in was sind wir denn
hier reingerasselt?
Kryak(herrisch): Schweig, Weib!
Fyu(zu Kryak): Sie versteht euere Sprache nicht, Jagdherr Kryak.
Er wendet sich an S'ci.
Fyu(auf Transuhh): Es ist besser, wenn du mitspielst. Tu
so, als weißt du nicht was läuft. Wenn die glauben, du
kriegst nichts mit, dann können wir vielleicht leichter an
Informationen kommen.
S'ci: Aguqù, Fyu. Also, am liebsten wurde ich diesem Kryak
mal meine Meinung geigen. Mich so anzubrüllen!
Kryak blickt die beiden Friedenshüter ein wenig erstaunt an.
Obwohl er die Unterhaltung nicht versteht, bemerkt er S'cis hitzigen
Kommentar. Er begreift nicht, wie eine Frau sich so etwas herausnehmen
kann.
Nach kurzem Marsch erreichen sie eine Art Dorf, das aus etwa zehn runden
Häusern besteht.
Kryak: Dieses ist eine unserer Siedlungen.
Er rammt seinen Speer zornig in den Boden.
Kryak: Die Heere der verfluchten Königin Cendárylah
zwingen uns zu diesem entwürdigenden Leben, versteckt im Wald!
Mich dauert, daß ich dir keine gebührlichere Unterkunft
anbieten kann als dieses hier.
Sie betreten das Dorf. S'ci wird in ein Haus abgeschoben, in dem sich
einige Mädchen und junge Frauen befinden, die sie neugierig
betrachten. Selten war die junge Friedenshüterin dermaßen
wütend wie jetzt.
S'ci: Arr, vheicet da rihh!
(svw.: Geht doch alle zur Hölle!)
Lamíriah: Wer bist du, Fremde?
Die dunkelhäutige, vielleicht 20 Terra-Jahre alte Frau mit kurzen,
blauschwarzen Haaren hat S'cis Ausruf nicht verstanden.
S'ci: Ich bin S'ci Coroun -- und wer bist du?
Lamíriah: Ich bin Lamíriah von Argídien.
Irgendwie paßt sie mit ihrer stolzen Haltung nicht zu den
übrigen Mädchen, die ihre Köpfe demütig gesenkt
halten und nun gar entsetzt zusammenzucken, als Lamíriah ihren
Namen nennt. Sie spricht die Sprache der Amazonen Cendárylahs.
S'ci: Bist du hier auch als 'Gast' wie ich?
Lamíriah(sarkastisch): Als Gast? Diese elenden Taryakhi
haben meine Patrouille überfallen, als wir versuchten, den Wald
wieder von diesem Schmutz zu befreien. Und nun wollen sie mich auch zu
einer ihrer Sklavinnen machen!
S'ci: Hast du denn noch nicht versucht zu fliehen?
Lamíriah: Schon mehr als einmal, S'ci Coroun. Doch niemand
kennt denn Wald so gut wie die Taryakhi, und so fingen sie mich jedes
Mal wieder ein und 'bestraften' mich, wie sie ihre Folter nennen, die
sie benutzen, um zu versuchen, mich zu brechen. Doch so einfach kommt
man einer Amazone der Hohen Königin Cendárylah nicht bei.
Und was ist mit dir, S'ci Coroun?
S'ci: Ich und mein Begleiter Fyu wollten zu den Bergen im
Südosten...
Lamíriah: Ein Begleiter -- ein Mann? Was brauchst du einen
Mann als Begleiter? Im Schloß der Hohen Königin halten wir
Männer ausschließlich als Haustiere.
Langsam kommt ein wenig Licht in die verzwickte Angelegenheit. S'ci
faßt einen Entschluß. Sie stellt ihren mecon
Sender/Empfänger auf Minimum-Intensität.
S'ci: mecon; S'ci an Fyu: Bitte kommen!
Fyu: Hallo S'ci! Was ist los?
S'ci: Ich werde von hier fliehen und mich zum Schloß dieser
Königin Cendárylah begeben. Mal sehen, was dort
läuft.
Fyu: Hast du den Raumkoller? Das ist doch viel zu
gefährlich.
S'ci: Ich haue trotzdem ab. Bei diesen Taryakhi bleibe ich
jedenfalls keine Minute länger. Wie werden uns schon wieder
finden. Bye, Fyu.
Fyu: Nun gut. Viel Glück und bye, S'ci.
Da Lamíriah das Gespräch nicht mithören konnte, kommt
S'cis Entschluß für die Amazone Cendárylahs etwas
plötzlich.
S'ci: Ich habe eine Idee , Lamíriah von Argídien.
Wir werden fliehen, und zwar jetzt sofort.
Lamíriah: Wenn uns die elenden Taryakhi fassen, wird es uns
sicherlich schlecht ergehen.
S'ci(ironisch): Sollten es die Taryakhi doch geschafft haben,
deinen Kampfesmut zu brechen?
Lamíriah(stolz): Niemand, der eine Amazone der Hohen
Königin Cendárylah brechen könnte! Wann und wie wollen
wir gehen?
S'ci: Ich sagte sofort. Ich werde die Taryakhi betäuben,
wenn sie versuchen sollten, uns zu folgen.
Lamíriah: Betäuben? Ich sehe, du hast Pfeil und
Bogen, warum tötest du sie nicht?
S'ci: Meine Ehre verbietet es mir.
Lamíriah: Aber diese Elenden besudeln das Angesicht des
Lebens!
S'ci: Dennoch, ich töte niemals Leben, das sich selbst
bewußt ist.
Lamíriah: Hm. Laß uns warten bis zur Dunkelheit.
S'ci: Nein. Du mußt ganz dicht bei mir bleiben, dann werden
uns die Männer nicht sehen.
Lamíriah(ungläubig): Sie werden uns nicht sehen?
Warum denn das nicht?
S'ci: Ich kann uns unsichtbar machen.
Lamíriah: Dann mußt du eine große Zauberin
sein. Gibt acht, daß du nicht in den Hexenfeuern landest.
S'ci: Keine Sorge. Komm jetzt!
Die übrigen Mädchen haben die Unterhaltung der beiden nicht
verstanden, denn die Sprache der Amazonen ist im Wald verpönt. Sie
sehen den beiden jungen Frauen entsetzt und schockiert hinterher, als
sie erhobenen Hauptes auf den Ausgang zusteuern. Bevor S'ci und
Lamíriah die Tür öffnen, werden sie von S'cis
AsVA-Kombi-Schild verschluckt. Leise schleichen sie durch das 'Dorf'.
Lamíriah gibt S'ci den Weg an. Nachdem sie den Wald verlassen
haben, desaktiviert die Friedenshüterin den AsVA-Kombi.
Lamíriah(ungläubig): Wir haben es wirklich geschafft.
-- Gib acht, S'ci Coroun, daß die Wächter deiner
Zauberei nicht ansichtig werden, denn sie foltern und töten jede
Hexe und jeden Zauberer, die sie entdecken.
S'ci: Wer sind diese Wächter? Sind es Taryakhi?
Lamíriah: Oh, nein, die Taryakhi wagen es nicht einmal,
ihren Namen auch nur zu erwähnen! Die einzigen, die kühn
genug sind, dieses zu tun, sind wir Amazonen der Hohen Königin
Cendárylah!
S'ci: Wie sehen die Wächter denn aus,
Lamíriah?
Lamíriah: Das wissen wir nicht. Niemand hat je einem
Wächter von Angesicht zu Angesicht gegenüber
gestanden.
S'ci: Aha. Nun ja, wo ist denn das Schloß oder der Palast
deiner Hohen Königin Cendárylah?
Lamíriah: Es sind vier Wegstunden eines Wanderers von hier
bis zu ihrem Palast.
Und so machen sich die echte und die falsche Amazone von
Vonya-Kír auf den Weg.
* * *
Unterdessen hat man im Dorf die Flucht der beiden entdeckt.
Krvak: Die verfluchte Amazone ist entkommen, und sie hat deine
'Begleiterin' gleich mitgenommen. Was sagst du dazu, Fyu aus fernem
Land?
Fyu: Welche Amazone?
Kryak: Ein Kampfweib der verdammten Konigin Cendárylah!
Die, die nichts sehnlicher wünscht als den Tod aller Taryakhi.
Die, die uns von unserem rechtmäßigen Besitz verdrängt.
Die, die alle rechtschaffenen Männer unterdrückt und
versklavt. Verdammnis über die rote Königin
Cendárylah!
Fyu: Wie konnte es ihr überhaupt gelingen, euch zu besiegen,
Jagdherr Kryak?
Kryak: Die verfluchte Königin fiel mit ihren Amazonenheeren
im Lande meiner Ahnen ein und ließ die meisten Männer
niedermetzeln. Einige blieben am Leben und wurden fortan wie Tiere in
den Ställen des Schlosses gehalten. Viele der Frauen schlossen
sich der blutroten Cendárylah an, diejenigen, die die
Gebräuche unserer Vorfahren ehrten jedoch nahmen sich das Leben.
Die anderen verloren ihre Seelen wie die Kampfweiber der entsetzlichen
Königin.
Fyu: Woher kamen diese Amazonen, Kryak?
Kryak: Niemand weiß es, es heißt, sie tauchten aus den
Schwarzen Abgründen der Verdammnis selbst auf. Man sagt, ein Sturm
begann aus wolkenlosem Himmel, Lärm und Flammen begleiteten die
Ankunft der Verfluchten, und aus dem Schwarzen Schlund des Verderbens
strömten die blutrote Königin und ihre Vernichtung bringenden
Heerscharen. Möge sie von jenen Höllenengeln, die sie
herführten, wieder zurückgebracht werden!
Fyu: Was wirst du nun unternehmen, Kryak?
Kryak: Ich sammele alle Taryakhi und greife mit meinen
Männern das Schloß der verfluchten Königin an. Wenn
dieses entflohene Kampfweib zu ihrer Herrin zurückkehrt, wird diese
sicherlich nicht zögern, uns zu attackieren. Ich habe die Absicht,
ihr zuvorzukommen, denn das ist unsere einzige Chance -- wir müssen
sie überraschen. Sonst würden uns die Heere der blutroten
Königin sicherlich besiegen.
Fyu: Hm. Gibt es denn keine Möglichkeit, um einen Kampf
herumzukommen?
Kryak: Nun nicht mehr. Wirst du mit uns kämpfen?
Fyu: Meine Begleiterin ist auf dem Schloß der Königin.
Kryak: Was kümmert dich dein treuloses Weib?
Fyu: Oh, sie kümmert mich sehr viel! -- Was glaubst du, wird
Cendárylah mit ihr anstellen?
Kryak: Sie trug Waffen -- dann wird die verfluchte Königin
sie bitten, mit ihr in die Schlacht zu ziehen.
Fyu: Heavens! Nun gut, ich werde mit den Taryakhi kommen.
Vielleicht gelingt es mir, allzuviel Blutvergießen zu verhindern.
Wie kämpfen die Amazonen?
Kryak: Die Kampfweiber beherrschen vielfältige
Waffentechniken, doch hauptsächlich ziehen sie mit Pfeil und Bogen
auf ihren Lairaliin in den Kampf.
Fyu: Entschuldige meine dumme Frage, aber was sind Lairaliin?
Kryak(befremdet): Das sind die großen Laufvögel, die
die Amazonenheere der blutroten Cendárylah reiten.
Fyu: Ach, und das andere: Warum nennst du diese Cendárylah
die 'blutrote Königin'?
Kryak: Blutrot, das ist ihre Farbe -- Blutrot mit Schwarz, so sind
auch ihre Heere gekleidet, und Blut und Asche lassen sie auf den
Schlachtfeldern zurück.
Der Jagdherr ruft einige Boten zusammen, die er ausschickt, um die
Taryakhi aus den verschiedenen Dörfern des Waldes zum Kampf zu
rufen. Da sie stets in der Gefahr eines Überfalls der Amazonen
leben, sind die Waldmänner jederzeit gerüstet und eilen sofort
zum Sammelplatz.
Fyu in seiner schwarzen Ritterrüstung wirkt ein wenig deplaziert
zwischen den Taryakhi in braunem und grünem Leder, die mit Lanzen
und hin und wieder mit leichten Bogen und Armbrust-ähnlichen Waffen
bestückt sind.
* * *
S'ci und Lamíriah erreichen den Palast der Hohen Königin
Cendárylah. Mächtig und aus rotem Stein steht er auf einem
einsamen schwarzen Felsen inmitten einer weiten, flechtenbewachsenen
Ebene -- uneinnehmbar, fast schon einer Trutzburg gleich, doch weitaus
prächtiger: Cendárylahs Domizil.
S'ci: Jeih, da müssen wir hinauf?
Lamíriah(belustigt): Es wird uns nichts anderes übrig
bleiben. Ich kann dich jedoch beruhigen, wir werden fliegen. Unterhalb
des Felsens, gut versteckt in einer Höhle, haben wir einen Schwarm
von Darambóren untergebracht. Kannst du einen Vogel reiten?
S'ci: Nein, ich habe es noch nie probiert.
Lamíriah: Nun, dann mußt du mit mir reiten. Alleine
ist es sonst für dich zu gefährlich, denn die
Darambóren sind unberechenbar.
S'ci: Gut, Lamíriah.
Die Amazone führt die Friedenshüterin an die Felswand. Auf
einen Handdruck verschiebt sich ein Teil des scheinbar massiven,
schwarzen Steins und gibt einen etwa zwei Meter breiten Durchlaß
frei.
Lamíriah: Komm, S'ci Coroun.
Nachdem die Friedenshüterin hindurchgeschlüpft ist,
schließt Lamíriah den Eingang wieder.
Lamíriah: Wir werden uns einen Darambóro nehmen und
innerhalb des Felsens nach oben fliegen.
S'ci: Ist der ganze Felsen hohl?
Lamíriah: Nicht der ganze. Es wurde nur eine
Flughöhle für die Vögel aus dem Stein gehauen.
Die schwarzhaarige Amazone geht zu einer der unzähligen Nischen, in
denen einige Darambóren untergebracht sind. Sie sattelt einen
Vogel und bedeutet dann S'ci, vor ihr aufzusteigen.
Lamíriah: Halte dich nun gut fest.
S'ci: Keine Sorge...
Und aufwärts geht es. In engen Kurven schraubt sich der
Darambóro die gut 200, 300 Meter bis zur Decke der riesigen
Höhle hinauf. Dort angekommen, läßt die Amazone den
Riesenvogel in einer breiten Nische landen. Lamíriah und S'ci
werden von drei mit Hellebarden bewaffneten Wachfrauen in Empfang
genommen.
Lamíriah: Lamíriah von Argídien, zweite
Patrouillenführerin -- vor einem zwanzigstel Váridá
wurde meine Patrouille von den elenden Taryakhi niedergemacht. Sie
hielten mich bis zum heutigen Tage gefangen. Mit Hilfe von S'ci Coroun,
einer Kampfschwester aus der Ferne, konnte ich entkommen.
Die Wachführerin salutiert, indem sie mit der rechten Hand die
linke Schulter berührt.
Marémonah: Ich grüße dich, Lamíriah von
Argídien. -- Auch dich, S'ci Coroun. Ich bin Marémonah
von Vestárion, erste Wachführerin. Kiróleah, bringe
die beiden in einen der Gasträume. Dann rufe eine Botin, die der
Hohen Königin die Ankunft Lamíriahs und S'ci Corouns meldet.
Kiróleah: Sehr wohl, Wachführerin Marémonah.
Die ebenfalls rotgekleidete, dunkelhäutige und schwarzhaarige
Amazone führt den Befehl sofort aus. Kiróleah winkt S'ci
und Lamíriah, ihr zu folgen.
Auch die Gänge, die hinter der Nische weiter in den Felsen
hineinführen, werden wie die große Höhle von
fluoreszierenden Algen erleuchtet, die an den Wänden wachsen. Nach
einigen Metern gelangen die drei Frauen an eine breite Steintreppe, die
weiter in die Höhe führt. Irgendwann, einige Minuten
später, stellt S'ci fest, daß die Farbe der Stufen von
Schwarz zu Rot wechselt.
Kiróleah: Jetzt haben wir den eigentlichen Palast betreten.
Die Stufen hören auf.
Im Inneren des Schlosses herrscht reger Betrieb. Schwerbewaffnete
Frauen in Rüstung hasten durch die Gänge.
Lamíriah: Was ist los?
Kiróleah: Eine Kundschafterin ist vor wenigen Minuten auf
ihrem Darambóro eingetroffen. Sie hat festgestellt, daß
die Elenden ihre Truppen sammeln. Ein unbekannter Ritter in Schwarz und
Silber zieht mit den Taryakhi.
S'ci(denkt sich): Ich werde noch wahnsinnig! Wenn Fyu für
die Taryakhi kämpft, dann werden ich den Amazonen helfen.
Sie hat ihren Entschluß gefaßt.
S'ci: Lamíriah was meinst du, wird die Hohe Königin
mir erlauben, mit euch zu kämpfen?
Lamíriah: Selbstverständlich! Jede Frau ist in den
Heeren der Hohen Königin Cendárylah willkommen. -- Wie
kommt es bloß, daß eine hellhäutige Frau wie du einen
derartigen Kampfesmut zeigt? Die kampfenden Amazonen sind allesamt
dunkelhäutig.
S'ci: Nun, ich komme von sehr weit her.
Ein Gong hallt durch den Palast.
Kiróleah: Die Hohe Königin ruft die Kampfschwestern in
die Große Halle.
Lamíriah: Komm mit, S'ci.
Sie eilen durch ein Ganglabyrinth. Am Tor zur Großen Halle stehen
zwei Wächterinnen in Schwarz und Rot -- Cendárylahs Farben.
Kiróleah: Kiróleah von Genánian, zweite Wache
unter Marémonah von Vestárion. Ich erbitte Einlaß
für mich und diese zwei Kampfschwestern.
Linlóvemah: Ich grüße dich, Kiróleah von
Genánian und euch, Kampfschwestern. Ich bln Linlóvemah
von Landórien, erste Wachführerin. Der Einlaß sei
euch gewährt.
Kiróleah: Ich danke dir, Wachführerin
Linlóvemah.
Sie betreten die Große Halle, in der sich einige hundert Amazonen
versammelt haben. Die Hohe Königin Cendárylah steht an der
Stirnwand des Saals. Auch sie ist dunkelhautig und hat blauschwarze,
schulterlange Haare. Cendárylah trägt eine kurze, blutrote
Tunika, die eine Schulter freiläßt, über engen schwarzen
Hosen. Ihre Beine stecken in hohen, ebenfalls blutroten Stiefeln. Die
Königin hält in einer Hand das Zeichen ihrer Würde: ein
langes Schwert aus bläulich silbernem Metall. Als
Cendárylah S'ci erblickt, hebt sie fragend eine Augenbraue.
Cendárylah: Wer bist du, hellhäutige Kampfschwester?
S'ci: Man nennt mich S'ci Coroun, Hohe Königin. Ich
möchte mit dem Amazonenheer ziehen.
Cendárylah: Dann sei willkommen in meinem Heer, S'ci
Coroun.
S'ci: Ich danke dir, Hohe Königin Cendárylah. -- Doch
sage mir, warum kämpft ihr überhaupt gegen die Taryakhi? Sie
haben keine Chance, jemals dieses Schloß zu erobern oder euch zu
besiegen!
Cendárylah: Da du anscheinend von weit her kommst, verzeihe
ich dir diese Frage. Die elenden Taryakhi sind Ungeziefer, das es mit
Stumpf und Stiel auszurotten gilt. Die Gefangennahme einiger
Patrouillen im letzten zehntel Váridá war eine
ungeheuerliche Provokation.
(Ein Umlauf Vonya-Kírs um Bextra, ein Váridá in der
Sprache der Amazonen, beträgt ca. 13.6 Terra-Jahre.)
Lamíriah: Die eigentliche Frechheit ist ja nicht die
Gefangennahme, sondern daß sie aus uns freien Amazonen
gefügige Hausdienerinnen machen wollen!
Sie trägt immer noch das einfache braune Sackkleid, das ihr die
Taryakhi anstelle ihrer Kampftracht gegeben haben. Cendárylah
sieht sie fragend an.
Lamíriah: Ich grüße dich, Hohe Königin
Cendárylah! Ich bin Lamíriah von Argídien, zweite
Patrouillenführerin. Die Elenden nahmen mich gefangen, doch
zusammen mit S'ci Coroun bin ich ihnen entkommen.
Cendárylah(belustigt): Nun, S'ci, da fragst du noch warum
wir die elenden Taryakhi angreifen?
Die Friedenshüterin hat derweil etwas anderes entdeckt. Die Wand
hinter der Königin wird von einem riesigen Gemälde
geschmückt, welches nahezu die ganze Mauer bedeckt. Es zeigt die
mörderische Schlacht zweier Amazonenheere unter leuchtend
orangefarbenem Himmel. Das eine Heer wird von einer stolzen Amazone in
Grün und Silber angeführt, das andere eindeutig von
Cendárylah in Blutrot und Schwarz. Die Sonne hängt im Zenit
und übergießt den Kriegsschauplatz mit feurigem,
orangefarbenen Licht. S'ci ist leicht irritiert. Bextra ist doch ein
F8-Stern! Diese Sonne dagegen -- K7 oder K8, vermutet sie.
S'ci: Hohe Königin, welche Schlacht wird auf diesem Bild
dargestellt?
Cendárylah: Dies ist die entscheidende Schlacht im Krieg
gegen die Hohe Königis Merybelhàn von
Alhínbetárh.
S'ci: Und wo fand sie statt?
Cendárylah: Auf der Hochebene zu Alhínbetárh
-- doch ich glaube nicht, daß dir das etwas sagt, denn es war vor
der Zeit der Wächter.
S'ci: Ihr seid nicht von Vonya-Kír.
Cendárylah: Nein, unser Land, das Land der orangefarben
Sonne, ist Cyráihyen. Vor 14 Váridán kamen die
Wächter, die die Dunkelheit brachten. Dann führten
sie mich und meine damaligen Kampfschwestern wieder hinaus ins Licht und
sagten, wir sollten uns unseren Platz in diesem neuen Land selbst
erobern. Dies taten wir, und nun werden die Amazonen allseits
respektiert. Nur die Taryakhi verweigern uns den Gehorsam.
S'ci(ungläubig): 14 Váridán? (190.4
Terra-Jahre) -- Wie alt bist du?
Cendárylah: Ich bin 16 Váridán und drei
zwanzigstel Váridá alt. (219.64 Terra-Jahre)
S'ci: Amiréna Fur'raan t'tescia! Das gibt es doch nicht.
Cendárylah: Doch. Die Wächter gaben mir
ewiges Leben, so sagten sie, damit ich die Amazonen stets weise und
siegreich anführe. So lange bin ich nun die Hohe Königin und
werde es noch länger bleiben, wie es der Wille der
Wächter ist.
Die Friedenshüterin ist reichlich verwirrt. Die
Wächter... Verdfluxt noch mal, wer oder was sind diese
Wächter? S'ci beschließt, erst einmal nicht weiter
zu fragen.
S'ci: Cu. -- Hohe Königin, wann wirst du die Taryakhi
angreifen?
Cendárylah: Die Kundschafterin Lalínlomah von
Mevánion berichtete, daß sich die Elenden am Rande des
Waldes sammeln. Sie werden zunächst noch über die
Angriffsstrategie beraten, was bis weit in die Nacht hinein dauern wird.
Dann werden sie ihren Kriegszauber vollführen und am nächsten
Morgen ihren 'Überraschungsangriff' ausführen. Wir brauchen
ihnen erst morgen früh auf unseren Lairaliin entgegenzureiten.
S'ci: Was sind denn Lairaliin?
Sie hat sich an Lamíriah gewandt, die direkt neben ihr steht.
Lamíriah(leise): Das sind unsere Reitvögel. Im
Gegensatz zu den Darambóren können sie nicht fliegen,
dafür scheuen sie aber nicht in der Schlacht, wie es die
Darambóren tun.
Die Königin Cendárylah weist ihre Kampfschwestern an, sich
nun zurückzuziehen, damit sie am nächsten Tag ausgeruht in die
Schlacht gehen können.
-- To Be Continued --
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Last modified: 13.04.2002
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