Die Hüter des Friedens
Cvoa-L'yyn
(c) 1983 by Stayka Quest
Man schreibt den 03:10:2253TZ.
Über Tâmeen, einer kleinen City auf Unaol-t'Vqùo
IV/Cyrja-Irvén, steht die riesige, blaßrosafarbene Sichel
des einzigen Mondes des Planeten im violetten Himmel. Die Hitze des
Tages wird von einer kühlen Brise hinweggeweht, und doch flimmert
die Luft über dem metallicgrauen Raumlandefeld Tâmeens immer
noch leicht -- eine Folge des Statonetzes, das die heftigen
Luftströmungen bei den Landungen größerer Raumschiffe
abdämpft. Zur Zeit steht aber nur ein kleiner Kreuzer auf den
Parkplanquadraten, denn der späte Nachmittag eines Vérbiqs
(dem 12. Wochentag des irvénnischen Kalenders) gilt im
allgemeinen als verkehrsschwache bis --lose Zeit.
Eine Adayli-Priester-Adeptin blickt vernichtend auf ihre Monitore im
Religiösen Abfertigungsgebäude am Rande des Raumhafens, wo
ankommende Besucher von anderen Planeten auf ihre
moralisch-religiöse Eignung zum Betreten des geheiligten Bodens von
Cyrja-Irvén untersucht werden. Ungeeignete Wesen (zum Beispiel
die den Adayli-Priestern zutiefst verhaßten Amyshicy) müssen
den Planeten umgehend wieder verlassen. -- So etwas! Wie können
es diese Ignoranten von den anderen Welten wagen, die heilige Ruhe eines
Vérbiq-Nachmittages zu stören?
Daß die meisten Bewohner der Galaktischen Union noch nie etwas
von den Vérbiq-Nachmittagsriten der Adayli-Priester gehört
haben, ist nebensächlich. Und auch die Tatsache, daß der
Bekanntheitsgrad der Adayli-Priesterschaft außerhalb von
Cyrja-Irvén 0.00 Prozent überhaupt kaum übersteigt,
gilt ebensowenig als akzeptable Entschuldigung.
All dies beeindruckt Ashyra t'Avimer nicht im Geringsten. Sie
gehört zu den Hütern des Friedens, einer Truppe, die in den
Vier Galaxien für Frieden, Ordnung, Gerechtigkeit (und was
der 'guten' Dinge mehr sind) zu sorgen hat.
(Zu den Vier Galaxien gehören die Milchstraße,
die üblicherweise Nehgqù-Xuqù genannt wird, der
Andromedanebel alias Gyr-Dao, der Triangulumnebel, den man als
Cirenn-S'cirain bezeichnet und NGC7331 im Pegasus alias Gro-Wayth --
weiß der Quasar, warum gerade NGC7331, denn dieser Spiralnebel
gehört nicht einmal in die lokale Gruppe.)
Zur Zeit würde man Ashyra aber die 'Friedenshüterin' nicht
ganz abnehmen, denn sie brodelt supernovagleich vor Zorn auf einen
gewissen Laé Al Tais-Sadir, der anscheinend ganz und gar nicht so
viel von ihr hält wie sie von ihm.
Um genau zu sein, hat Laé lediglich ihre Schwärmerei
für ihn ausgenutzt, um seinen Frust über die Tatsache
abzureagieren, daß seine langjährige Gefährtin Keryam
T-S'cèr-Coroun ihn für einen anderen Mann hat fallen
gelassen. Insbesondere, wo es sich bei diesem auch noch um
Tesco-Avenger L'hèr, den Sohn des Obergangsters Cvoa-L'yyn,
handelte.
Ashyra beschließt also, erst einmal ein wenig Dampf
abzulassen, indem sie den erstbesten Planeten, der ihr gerade
einfällt, unsicher macht.
Wie es der Zufall will, ist dieses Cyrja-Irvén, der vierte
der neun Planeten des G4-Sterns Unaol-t'Vqùo, den die Sol
III/Terraner auch als Delta Phoenicis bezeichnen. Ashyra allerdings ist
beileibe keine Terranerin. Ihr Vater stammt von Accra II/Kara, dem
Planeten der Wissenschaft in Nehgqù-Xuqù, während
ihre Mutter eine Cyrionca von einer Welt in Cirenn-S'cirain ist. Diese
Mischung hat Ashyra zu einer ziemlich hellen Hautfarbe sowie
faszinierenden metallicvioletten Augen und ebenso gefärbten, zur
Zeit hüftlangen Haaren verholfen.
Sie erbittet Landeerlaubnis für Tâmeen-Spaceport, die sie
als Friedenshüterin auch prompt erhält; außerdem
entfällt für sie glücklicherweise auch die religiöse
Abfertigung. Ashyras Rihkuun (Einsatzbeiboot) Lantáya
setzt auf einem Planquadrat neben einem etwa 50m langen, glänzend
silbernen Raumer mit goldenen Tragflächen und zinnoberroter
Direktsichtscheibe auf: einwandfrei ein Raumschiff der
Sol-System-Spezialeinheit -- und zwar nicht ein beliebiges,
sondern deren Flaggschiff Terra. Die junge
Friedenshüterin kneift die Augen zusammen und wendet sich knapp an
Colan, den Bordcomputer ihres Schiffes.
Ashyra: Welche Terra ist das?
Dazu vielleicht noch eine kleine Erklärung. Es gibt drei
Kreuzer namens Terra, die äußerlich vollkommen
identisch sind.
q - Die Terra von C.Pete T-S'cèr, das
offizielle Flaggschiff der Sol-System-Spezialeinheit
das -- seit Pete auch zu den Friedenshütern gehört --
über dieselbe Ausrüstung wie alle Vhaaki-Raumer (Schiffe der
Friedenshüter-Flotte) verfügt,
- die Terra von C.Fyu T-S'cèr (Petes Pflegesohn),
die inoffiziell auch als Flaggschiff der 3-S geführt wird
-- ebenfalls ein Vhaaki-Raumer, und
- die Terra von Cvoa-L'yyn, die ursprünglich das
Flaggschiff der 3-S gewesen ist, bis Cvoa, der mit Abstand
gefährlichste (aber auch sympathischste -- oder vielleicht gerade
deshalb so gefährliche?) Verbrecher in den Vier Galaxien
sie Pete vor der Nase wegstahl.
Ashyra(ärgerlich): Nun Colan -- welche ist es
denn jetzt?
Colan: Laß sie mich doch bitte erst einmal
untersuchen. -- Du hast vielleicht eine Laune heute, Ashyra.
Ashyra(mit höchst sadistischem Unterton): Ich
habe mir gerade eine Methode überlegt, wie ich Laé am besten
um die Ecke bringen könnte.
Colan: Das wäre dann die 21. für heute.
Ashyra(eisig): Aber erst ein Bruchteil von dem, was
er verdient.
Colan: Huch! Wenn man dich so hört, bekommt
man ja richtig Angst!
Ashyra verzieht die z.Zt. violettgeschminkten Lippen
verächtlich, und ihr Tonfall könnte zarter besaiteten
Gemütern eine ordentliche Gänsehaut verursachen.
Ashyra(süffisant): Als mir Laé
letztlich über den Weg lief, habe ich meine Gedanken nicht
abgeschirmt. Er ist zwar telepathisch nicht so stark begabt wie ich,
aber er hat doch so einiges aufgeschnappt. Ayée, seither
bemüht sich der Junge, mir aus dem Weg zu gehen. Ich lasse mich
doch nicht einfach so als Ersatz benutzen.
Colan: Was ich durchaus verstehen kann. Was
hattest du vor? Ihn partiell zu desintegrieren?
Ashyra: Unter anderem. -- Also?
Colan: Das Schiffchen, welches dort auf dem
Nachbarfeld steht, ist die Terra von Cvoa-L'yyn.
Ashyra: Cvoa-L'yyn... Ay, dann werde ich diesem
Typen endlich einmal persönlich begegnen. Bau ein Transmit-Feld in
die Terra auf. Er ist wieder einmal fällig, würde
ich sagen.
Colan(zweifelnd): Glaubst du, daß es sinnvoll
wäre, wenn du diesem gefährlichen Verbrecher in deiner
augenblicklichen Gemütsverfassung gegenübertrittst?
Ashyra(funkelnd): Warum nicht? Ich bin gerade in
der richtigen Stimmung.
Colan: Das ist es ja gerade. Laß ihn in
einem Stück! -- Abgesehen davon, bist du überzeugt, daß
Cvoa-L'yyn sich im Moment an Bord der Terra befindet? Ich wage
das zu bezweifeln, denn sonst hätte er nämlich bestimmt
irgendwelche Maßnahmen getroffen, als die Lantáya
gelandet ist.
Ashyra: Ay, klingt logisch. Per Telepathie kann
ich jedenfalls nichts anpeilen. Aber wer weiß, welche
Abwehrschirme Cvoa wieder mal entwickelt hat. Der Typ ist einfach
genial, das muß man ihm zugestehen.
Colan: Sonst hätte er die Friedenshüter
wohl kaum die ganze Zeit derart in Atem halten können.
Ashyra: Wie lange düst er jetzt eigentlich
durch die Vier Galaxien und macht allen das Leben schwer?
Colan: Seit 08:06:2179TZ -- also etwa
vierundsiebzig Jahren Terrazeit.
Ashyra: Ganz schön. Und dabei sieht er immer
noch aus wie Mitte oder Ende zwanzig nach terranischen
Maßstäben.
Colan(dozierend): Cvoa-L'yyns Rasse gehört der
laanischen Blutlinie an. Du solltest doch wissen, daß die
Laan-Linie die langlebigste der drei großen Blutlinien ist.
Ashyra(genervt): Ich weiß.
Fast alle humanoiden Völker der Vier Galaxien stammen
von den drei Alten Völkern von Cyrea, S'selite und Laan
ab; nach diesen sind auch die drei großen Blutlinien benannt: 1)
die Cyrea-Linie -- rotes (Hämoglobin) Blut; 2) die S'selite-Linie
-- grünes (Chlorocruorin) Blut; und 3) die Laan-Linie -- blaues
(Hämocyanin) Blut.
Ashyra: Aber wie Keryam von ihrem Gefährten
Tesco erfahren hat, ist Cvoa-L'yyns Rasse vor Urzeiten entstanden, als
sich zwei Kolonistengruppen -- Laan und Veríní --
vermischten. Was für ein Volk sind eigentlich diese
Veríní? Sie scheinen zumindest bewirkt haben, daß
das Genmaterial der Syaane mit dem der Karane kompatibel ist, sonst
hätte sich Cvoa ja keine Kinder mit T'yla zulegen können.
Colan: Darüber sind mir leider keine Daten
verfügbar -- Aber du kannst ihn ja selbst fragen -- ich sehe
gerade, daß Cvoa-L'yyn dort auf einem Gleitband ankommt.
Der Comp zoomt das Bild auf der Panoramascheibe heran. Als Cvoa das
knallrote Friedenshüter-Raumschiffchen neben seiner Terra
stehen sieht, schüttelt er nur leicht fatalistisch den Kopf. Es
beunruhigt ihn nicht im Geringsten, daß er offensichtlich wieder
einmal von den Hütern des Friedens in sicheren Gewahrsam genommen
werden soll, denn im Durchschnitt beträgt die Zeit, die er in
Gefängnissen und ähnlichen Örtlichkeiten verbringen
muß, nur etwa zwei Tage TZ pro Inhaftierung. Allerdings liegt
dies darin begründet, daß die Friedenshüter selbst keine
Gefängnisse unterhalten, sondern ihn stets einer Abteilung einer
Systempolizei übergeben, weshalb es ihm unentwegt gelingt, sich dem
rächenden Arm des Gesetzes ohne größeren Zeitverlust zu
entziehen.
Per Bildschirm beobachtet Ashyra, wie der hochgewachsene,
blauhäutige Mann mit den schneeweiß leuchtenden Haaren die
Arme verschränkt und amüsiert zu ihrem Rihkuun
herüberblickt. Wie stets steckt Cvoa in einem metallisch
wirkenden, regenbogenschillernden Overall und sieht nachgerade
phantastisch gut aus.
Ashyra: Colan, bau bitte ein Transmit-Feld nach
draußen auf. Danke und bye, Colan.
Colan: Wie du meinst. Aber ich habe Bedenken.
Viel Glück und bye, Ashyra.
Ashyra winkt ab und tritt durch das soeben entstandene,
grünlich/goldene Transport-Feld. In Nullzeit befindet sie sich vor
dem Schiff, wo sie bereits von Cvoa-L'yyn erwartet wird. Seelenruhig
mustert er die junge Frau, die im Augenblick nicht die traditionelle
weiß/silberne Kombination der Friedenshüter trägt,
sondern einen einfachen, kupferroten Coverall mit dem HdF-Abzeichen. Er
hat ein unverschämtes Grinsen im Gesicht und scheint sie mit seinem
Blick förmlich auszuziehen.
Ashyra spürt wie sie knallrot wird, dann runzelt sie
ärgerlich die Stirn. Was erdreistet sich dieser Kerl?
Schließlich siegt aber ihre Neugierde, und fasziniert mustert
Ashyra zurück. Cvoa muß knapp über 1,90m groß
sein, schätzt sie, und er hat eine schlanke, athletisch wirkende
Figur, die von dem engen Coverall auf das vorteilhafteste betont wird.
Sie fragt sich, was sie eigentlich an Laé jemals so toll gefunden
hat, denn Cvoa schlägt diesen garantiert um Längen. Alleine
seine Präsenz ist beeindruckend, wie sie feststellen muß.
Ashyra(zögernd): Hallo...Cvoa!
Cvoa(nonchalant): Ich grüße dich,
Ashyra.
Natürlich kennt der Syaane sämtliche seiner Erzgegner zur
Genüge, und sei es nur aus dem Trivid. Er guckt sie ein wenig
fatalistisch an.
Cvoa: Nun, beabsichtigst du nicht, mich mit einem
TRAST-Feld zu fesseln und dann in irgendein garantiert ausbruchssicheres
Verlies zu befördern?
In seiner sanften, dunklen Stimme klingt ein Unterton der
Belustigung mit.
Ashyra kann den Blick nicht von Cvoas Augen abwenden -- tiefes
Blauviolett mit silbernen Sprenkeln. Umwerfend...
Ashyra: Von was für einem Planeten kommst du?
Diese völlig unerwartete Frage bringt selbst Cvoa-L'yyn aus dem
Konzept. Er blickt die Friedenshüterin reichlich irritiert an.
Cvoa: Hä? -- Wie bitte?
Ashyra: Wie sieht deine Heimatwelt aus?
Cvoa(entgeistert): Was interessiert dich mein
Heimatplanet? Ich dachte, du wolltest mich arrestieren, wie es ja
anscheinend die Lieblingsbeschäftigung einiger Friedenshüter
ist.
Ashyra: Ich möchte es wissen.
Cvoa-L'yyn zieht die Augenbrauen in die Höhe und sieht Ashyra
an.
Cvoa(amüsiert): Ja -- warum eigentlich nicht?
Allerdings halte ich das Raumlandefeld nicht gerade für den
geeigneten Ort, um sich zu unterhalten -- was hältst du davon, wenn
wir uns in eine Disyei setzen?
Die ist eine Mischung aus Café, Hotel und Restaurant auf
Cyrja-Irvén. Ashyra neigt zustimmend den Kopf.
Ashyra: Daccù -- einverstanden.
Cvoa deutet auf die Gleitbänder, die in die City Tâmeens
führen. Es sind nur vereinzelte Passanten zu sehen; offenbar
zelebrieren die meisten hiesigen Irvénni die von ihrer Religion
erforderten Riten. Galant hilft er der Friedenshüterin auf die
mittlere Spur, was diese mit einem Lächeln quittiert.
Ashyra: Danke, Cvoa. Wohin gehen wir?
Cvoa: Ich war schon häufiger in Tâmeen,
daher würde ich die Disyei 'Yédyan' vorschlagen.
Ashyra: Gut.
Cvoa-L'yyn betrachtet sie von der Seite.
Cvoa: Du bist echt-telepathisch begabt, nicht wahr?
Ashyra: Bin ich. Warum?
Cvoa: Du bist von einer Art Aura umgeben. Meine
Rasse ist unter anderem in der Lage, PSI-Talente zu erkennen.
Ashyra: Also eine empathische Begabung?
Cvoa: Ja -- und daher bemerke ich auch, daß
du unter einer beträchtlichen emotionalen Spannung stehst.
Wieder dieser Unterton der Belustigung. Cvoa deutet auf eine
türkisfarbene Markierung, die einen Ausstieg bezeichnet.
Cvoa: Hier müssen wir das Band verlassen.
In Tâmeen erregen Cvoa-L'yyn und Ashyra erhebliches Aufsehen.
Einmal, da sie an einem späten Vérbiq-Nachmittag ganz
ungeniert durch die Straßen flanieren (man sollte meditieren und
dem Alles-Seienden für sein Dasein danken!), und zum anderen, da
Cvoas mittelblaue und Ashyras helle Hautfarbe doch ziemlich
auffällig auf einem mit zinnoberrothäutigen Humanoiden
bewohnten Planeten sind.
Außerdem ist es ja wohl die Höhe, daß eine
Friedenshüterin friedlich mit diesem Verbrecher Cvoa-L'yyn durch
die Gegend spaziert -- geradezu skandalös, das Ganze,
empörend! Da es jedoch Vérbiq-Nachmittag ist, und fast alle
Leute auf Cyrja-Irvén frei haben (insbesondere jedoch die
Polizei, da diese natürlich aus besonders religionstreuen
Individuen besteht), unternimmt niemand auch nur den geringsten Versuch,
Cvoa festzusetzen.
In der zum Glück vollrobotischen Disyei setzen sich Ashyra und
Cvoa-L'yyn an einen kleinen Tisch und bestellen sich einen Imbiß.
Während Ashyra an ihrem Glas nippt, fragt sie sich, ob es an Cvoas
empathischer Begabung liegen kann, daß er ihr so ...vertraut
erscheint. Ihm geht es offensichtlich ähnlich.
Ashyra: Warum mußt du eigentlich alles in den
Vier Galaxien bekämpfen?
Cvoa: Hm? -- Karmasha, Ashyra, deine
Gedankensprünge bringen mich ganz durcheinander!
Er ist sich jedoch nicht sicher, ob es nur Ashyras
Gedankensprünge sind, die ihn so irritieren. Seine empathischen
Talente übermitteln ihm nämlich höchst
widersprüchliche Informationen von Seiten der jungen
Friedenshüterin.
Cvoa: Warum ich gegen die Vier Galaxien
vorgehe? Ihr vertretet das varys-Prinzip! Der Galaxienbund,
dem ich angehöre, steht für das tescia-Prinzip. Du
weißt doch, daß die beiden Prinzipien diametral
entgegengesetzt sind -- für mich ist tescia das 'Gute' und
varys das 'Böse', während es bei dir genau umgekehrt
ist. Um iqùnah, das Gleichgewicht zu wahren,
müssen sich die beiden Prinzipien bekämpfen.
Ashyra stützt den Kopf auf den Händen auf, und ihre
langen, silberviolettschimmernden Haare fallen nach vorne. Sie wirft
sie nach hinten und lehnt sich zurück.
Ashyra: Mein Hobby ist Prinzip-Philosophie. Ich
bin mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, daß es nicht
stimmen kann, daß sich die Prinzipien
iqùnah-halber zu bekämpfen haben. Also,
es gibt zwei Prinzipien varys und tescia.
Cvoa: Richtig. Sie sind diametral entgegengesetzt,
wobei die ethische Bewertung vom Standpunkt des Betrachters
abhängig ist.
Ashyra: Ay. Iqùnah, das
Gleichgewicht, ist den Prinzipien übergeordnet. Um es zu
erhalten, muß das Gleichgewicht zwischen varys und
tescia gewahrt bleiben. Und wo steht da, daß sich
varys und tescia bekämpfen müssen?
Cvoa: Aber es war euer Bund der Vier
Galaxien, der die Vereinigung Tressila damals angegriffen
hatte, um unser Galaxienreich zum varys-Prinzip zu bekehren.
-- Und ich wurde losgeschickt, um in der heutigen Zeit Informationen
darüber zu sammeln, wie eine weitere Aktion der Vier
Galaxien gegen uns von vorneherein verhindert werden könnte.
Es ist daher nur logisch, wenn ich alles unternehme, um die Vier
Galaxien so weit zu schwächen, wie es mir möglich ist, um
eine neuerliche Gefahr für die Vereinigung Tressila
bereits im Keim zu ersticken.
Ashyra: Cvoa, hast du dir schon einmal
überlegt, was mit einem Vertreter eines der Prinzipien geschieht,
der sich in einer Umgebung befindet, die nur das andere Prinzip
repräsentiert?
Cvoa: Nein.
Unvermittelt kommt ihm mit einem Male seine eigene Situation zu
Bewußtsein und er fühlt sich unendlich einsam in diesem
fremden, varysian Sternensystem, das durch einen Abgrund von
über zwei Megaparsec von seiner heimatlichen Galaxie Ssi-Srilna
getrennt ist.
Auch Ashyra spürt Cvoas plötzliche, melancholische
Stimmung; sie weiß aber nicht, wie sie darauf reagieren soll. Sie
beschließt, einfach weiterzuerzählen.
Ashyra: Daccù -- nun, ein Tesciato
in einer varysian Umgebung oder ein Varysiano in einer
tescian Umgebung hat nur zwei Möglichkeiten. Entweder er
paßt sich dem anderen Prinzip an, oder er stellt sich absolut
gegen es, wie du es getan hast -- leider getan hast...
Cvoa(amüsiert): Wieso 'leider', Ashyra?
Ashyra: Es heißt zwar, daß
varys und tescia einander ausschließen, aber
derjenige, der sich absolut gegen eines der beiden Prinzinien
stellt, wird zu einer Gefahr für beide, denn sie sind
komplementär -- nur durch beide zusammen kann das
Gleichgewicht gewahrt bleiben. In jedem Varysiano
steckt ein tescian Anteil, wie auch in jedem Tesciato
ein Teil varys vorhanden ist. Der Tesciato in
varysian Umfeld unterdrückt nun den varys-Teil in
sich, um nicht in Versuchung zu kommen, sich der varysian
Umgebung anzupassen. Da aber jedes der Prinzipien unweigerlich auf das
andere reagieren muß, bemüht sich nun die 'normale' Umgebung
den Fremdkörper zu eliminieren. In diese Situation bist du
hineingeschlittert, Cvoa.
Der blauhäutige Mann blickt sie nachdenklich an. Eigentlich
hat er Ashyra eine spöttische Entgegnung auf die kosmische
Moralpredigt geben wollen, aber irgendwie scheint sie unbeabsichtigt auf
eine tiefere Wahrheit gestoßen zu sein.
Cvoa: Und was würdest du nun vorschlagen,
Ashyra?
Ashyra guckt Cvoa-L'yyn ein wenig perplex an. Mit einer solchen
Erwiderung hatte sie wirklich nicht gerechnet. Überhaupt scheint
Cvoa nicht ganz ihren Erwartungen zu entsprechen.
Ashyra(sanft): Sei du, wie du wärst,
wenn du dich nicht hier befändest.
Cvoa(verwundert): Meinst du, ich wäre 'sonst'
anders?
Ashyra: Doch, das glaube ich. Zum Beispiel jetzt
-- jetzt bist im Gleichgewicht.
Cvoa stützt das Kinn auf die Hände und blickt in weite
Fernen.
Cvoa(nachdenklich): Vielleicht hast du recht.
Ashyra betrachtet Cvoa-L'yyns ebenmäßige
Gesichtszüge und stellt fest, daß a) sein Mund ein Ideechen
zu breit ist und b) dieser melancholische Blick ihn geradezu
atemberaubend attraktiv macht.
Ein plötzlicher Impuls veranlaßt Cvoa, ihre Hände in
die seinen zu nehmen.
Sehnsüchtig denkt er an seinen Heimatplaneten Syaana: Wenn in
der Frühnacht der regenbogenfarben leuchtende Ring den
dunkelvioletten Himmel teilt und sich in den silbrigen Seen spiegelt...
oder am Tag die riesige, blauweiße Sonne Delha das Laub der
Sternenbäume wie Gold erstrahlen läßt... Wenn in den
Kristallbergen das Wasser die opalisierenden Hänge
hinabströmt...
Unterbewußt nimmt er wahr, daß Ashyra seine Gedanken
teilt. Dieser kurze telempathische Kontakt hat eine tiefere Verbindung
zwischen ihnen geschaffen, als es stundenlange Gespräche erreicht
hätten.
Cvoa: Ich werde nach Syaana zurückkehren. Ich
war lange genug hier und habe irgendwann einmal mein Ziel aus den Augen
verloren.
Er schließt die Augen und beschwört andere Bilder seiner
Heimat hervor. Ashyra läßt sich von der Magie des Kontaktes
einfangen. Irgendwie kann die junge Friedenshüterin es nicht so
recht fassen, daß dieser Mann der erwiesenermaßen
gefährlichste und skrupelloseste Verbrecher in den Vier
Galaxien sein soll.
Schließlich zieht sie sanft aber bestimmt ihre Hände
zurück und unterbricht die Verbindung, da sie fürchtet, sich
zu sehr in Cvoas Gedankenwelt zu verlieren. Ashyra ist fasziniert von
der Tiefe und Farbigkeit seiner Emotionen und fragt sich, wie es ihm
gelingen kann, die ganze Zeit seine unnahbare, nonchalante Maske
aufrecht zu erhalten.
Da sie nicht so recht weiß, was sie nun tun oder sagen soll,
bestellt sie sich aus Verlegenheit noch ein Getränk, als ein leiser
Gong ertönt.
Ashyra: Was ist? -- Sperrstunde?
Cvoa wirft einen Blick nach draußen und zuckt leicht
amüsiert mit den Schultern. Prompt wirkt er wieder so sicher und
unverwundbar wie eh und je.
Cvoa: Es scheint mir, als ob wir bis morgen hier
festsitzen. Die Transportbänder sind abgestellt worden -- es ist
Vérbiq-Abend.
Ashyra: So? Das macht nichts -- ich kann
problemlos ein Transmit-Feld zum Raumhafen anfordern.
Der Syaane wirft ihr einen belustigt-bedauernden Blick zu.
Cvoa: Das ist schade. Ich hätte zu gerne die
Nacht hier mit dir verbracht.
Ashyra(verblüfft): Bist du immer so direkt?
Sie wird wieder knallrot, als sie seine ziemlich eineindeutigen
Gedanken wahrnimmt, die er offenbar absichtlich nicht abschirmt.
Cvoa: Abgesehen davon, daß du mir wirklich
gefällst, muß ich doch meinem Image gerecht bleiben -- Nun?
Er lächelt sie herausfordernd an. Ashyra hält seinem
Blick stand und schürzt amüsiert die Lippen. Der Gedanke
ist reizvoll, befindet sie nach erneuter ausgiebiger Musterung
Cvoa-L'yyns, und sein unabgeschirmter Gedankenstrom wirkt auch auf sie
erregend.
Ashyra: Direkte Frage -- direkte Antwort: Warum
nicht?
Im selben Augenblick fragt sie sich, was, bei allen Göttern, in
sie gefahren ist. Sie ist doch sonst nicht so leicht herumzukriegen!
Wie in Trance folgt sie Cvoa, der über die Bestelleinheit des
Tisches eine kleine Suite direkt in der Disyei geordert hat.
* * *
Als sie am nächsten Morgen aufwacht, Cvoas Arm um ihre Taille
geschlungen, entscheidet Ashyra sich, noch nicht aufzustehen, sondern
lieber ein wenig länger die Situation zu genießen und
nachzudenken. Cvoa-L'yyn schläft noch, wie sie an den bunten
Traumfetzen erkennt, die sie telepathisch von ihm auffängt.
Was soll sie nun tun? Sie kann immer noch nicht verstehen, wie es
Cvoa gelingen konnte, sie derart zu berühren. Sie war einige Male
mit Laé zusammengewesen, doch mit ihm hatte sie nicht solch ein
Verständnis geteilt. Laés Gedanken hatten grell
gestrahlt, wie Sonnenstrahlen über einer Wüste -- Cvoa dagegen
fühlt sich an wie Mondlicht über einem klaren Teich. Ashyra
vermutet, daß es mit den unterschiedlichen PSI-Begabungen der
beiden Männer zusammenhängt. Laé ist ein Telepath und
gewohnt, fokussiert zu projizieren, während Cvoa als Empath eine
sogenannte passive PSI-Fähigkeit sein eigen nennt. Letzterer ist
ihr entschieden lieber. Abgesehen davon hatte Laé sie eh nur
ausgenutzt.
Behutsam dreht sie sich um und schmiegt sich an Cvoa. Die Bewegung
weckt ihn, und er lächelt sie an, während er mit einer Hand
sanft über ihren Rücken streicht.
Cvoa: Wälzt du schwerwiegende Gedanken?
Ashyra errötet. Offenbar hat er zumindest einen Teil ihrer
Überlegungen mitbekommen, da sie so entspannt ist, daß sie
ganz vergessen hat, sich richtig abzuschirmen. Abgesehen davon ist es
durch den engen körperlichen Kontakt ohnehin ziemlich schwierig,
ihre Schilde dicht genug zu schließen.
Ashyra: So ähnlich. Ich wünschte, du
würdest nicht in deine Heimatgalaxie zurückkehren.
Cvoa: Hier würde ich doch nur weiter gejagt
werden, gefangen, nur um dann wieder zu fliehen... Ich möchte
endlich nach Hause zurück.
Sein Blick ruht eigentümlich verloren und zärtlich auf
Ashyra.
Cvoa: Möchtest du mit mir kommen?
Ashyra sieht Cvoa-L'yyn fassungslos an. Sie zögert. Und doch
-- es erscheint ihr verlockend.
Ashyra: Cvoa... Ich weiß nicht...
Cvoa(sanft): Du brauchst nichts zu
überstürzen, Ashyra. Ich habe hier noch einige Dinge zu
erledigen.
Er stützt sich auf einem Ellenbogen auf und streicht ihr
zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Cvoa: Ich war schon so lange nicht mehr mit einer
Frau zusammen, die ihre Gefühle mit meinen verbinden kann. Es ist
so frustrierend, wenn man versucht, sein Glück zu teilen, dabei
aber nur ins Leere greift.
Sie lächelt ihn an und küßt ihn als Antwort.
Ashyra: Wenn du mich für einen Augenblick
entschuldigst, damit ich kurz mal verschwinden kann, dann können
wir gleich da weitermachen, wo wir zuletzt aufgehört haben.
Cvoa(belustigt): Was immer du willst, Ashyra.
Er sieht ihr nach, wie sie ins Bad geht, ehe er sich entspannt
zurücklegt und die Augen schließt. Das ist es, was er die
ganze Zeit immer vermißt hat, endlich eine Frau, die nicht mental
taubstumm ist, wie die meisten hier. Und hübsch, intelligent und
anschmiegsam ist sie auch. Ein Lächeln stiehlt sich auf seine
Lippen.
Als Ashyra zurückkehrt und Cvoa so da liegen sieht, bleibt sie
fasziniert stehen und betrachtet ihn hingebungsvoll. Seine Hautfarbe
wirkt ziemlich unwirklich, und der Kontrast zu seinen Haaren sieht mehr
als exotisch aus. Sie tritt lautlos zu ihm hin und fährt die
Konturen seiner Lippen nach. Cvoa schlägt seine tiefvioletten
Augen auf, in denen silberne Funken zu tanzen scheinen und lächelt
sie an, ehe er sie sanft zu sich herabzieht.
Ashyra: Mh, weißt du was, Cvoa -- ich
könnte mich glatt in dich verlieben.
Cvoa: Du vergißt, daß ich der Empathie
mächtig bin.
Ashyra(seufzend): Das ist unfair! Wo ich mir nicht
einmal selbst klar darüber bin, was ich fühle.
Cvoa: Ach!
Er lacht und streichelt sie ausgiebig. Ashyra schnurrt wie ein
Kätzchen und kuschelt sich an ihn.
Ashyra: Und du weißt genau, was ich mag und
was nicht.
Cvoa: Natürlich. Was meinst du, wie ich zu
meinem Ruf gekommen bin?
Ashyra: Du nutzt deine PSI-Begabung schamlos aus!
Cvoa: Exakt. Ich weise aber darauf hin, daß
du keine Probleme hättest, mich abzuwehren.
Ashyra: Theoretisch.
Sie läßt sich lieber noch etwas von ihm verwöhnen.
Cvoa: Ich sehe schon, du bist genauso
genußsüchtig wie ich.
Ashyra: Du bist ganz anders, als ich dich mir
vorgestellt hätte.
Cvoa: Und das wäre?
Ashyra: Naja, jedenfalls nicht so.
Cvoa(amüsiert): Vermutlich gefällt dir
die Tatsache, daß ich zumindest eine echte Schwäche habe --
ich liebe hübsche Mädchen.
Ashyra: Mir wäre es lieber, wenn du alleine
mich lieben würdest.
Cvoa: Das kann ich dir nicht versprechen.
Ashyra: Zumindest bist du ehrlich. Habe ich denn
wenigstens eine Chance, dich alleine für mich zu erobern?
Cvoa: Du hast auf jeden Fall eine
größere Chance als jede andere Frau, die ich in letzter Zeit
getroffen habe.
Ashyra: Na, das ist doch einmal ein Wort!
Cvoa: Das heißt, du wirst mit mir nach
Ssi-Srilna gehen?
Ashyra: Ich glaube nicht -- wenn du mir mehr
Sicherheiten bieten würdest... Ich gehöre nun einmal hierhin,
meine ganzen Freunde und Verwandten leben hier. In der anderen Galaxie
hätte ich niemanden außer dir, und auch dich hätte ich
nicht sicher.
Cvoa: Das ist wahr.
Ashyra: Was uns aber nicht davon abhalten sollte,
uns noch ein wenig aneinander zu erfreuen...
Auch Cvoa hält dies für eine gute Idee, und sie verbringen
noch geraume Zeit auf ihrem Lager, nur unterbrochen von ein, zwei kurzen
Mahlzeiten.
* * *
Irgendwann am späten Nachmittag des 04:10:2253TZ...
Ashyra: Ich glaube, ich sollte langsam zu meinem
Rihkuun zurückkehren. Colan -- der Computer des Schiffs -- macht
sich bestimmt schon Sorgen.
Cvoa: Das finde ich schade.
Er räkelt sich genüßlich, ehe er ihr noch ein paar
Streicheleinheiten verabreicht.
Ashyra: Du bist unfair! Ich habe eh schon genug
Probleme, dir zu widerstehen, und dann machst du es mir noch absichtlich
schwer.
Cvoa(belustigt): Das tut mir furchtbar leid.
Ashyra: Das höre ich.
Nichtsdestotrotz rafft sie sich nun auf und sucht ihre Sachen
zusammen. Sie braucht ihre ganze Willenskraft, um nicht wieder zu ihm
ins Bett zu steigen.
Cvoa: Wo und wann sehen wir uns wieder?
Ashyra: Du bist dir ja sehr sicher.
Cvoa(grinsend): Solange du vergißt, deine
Emotionen abzuschirmen...
Ashyra greift nach einem Kissen und wirft es Cvoa an den Kopf. Wenn
er nur nicht so furchtbar von sich überzeugt wäre! Er befreit
sich davon und sieht sie mit schiefgelegtem Kopf an.
Cvoa: Also -- wo und wann?
Ashyra: Wann und wo immer du willst...
Cvoa: Wie wär's mit hier und jetzt?
Sein Blick wandert genüßlich über ihre Formen.
Ashyra: Oh nein, ich muß mich erst einmal ein
bißchen erholen!
Cvoa(den Gekränkten spielend): Von mir?
Ashyra: Liegt hier noch jemand auf jenem Bett
herum?
Cvoa: Leider nicht mehr... -- Na gut, was
hältst du von morgen? Oder spätestens übermorgen?
Ashyra: Übermorgen. Der heutige Tag ist ja
schon bald herum, und ich habe noch allerlei zu erledigen.
Cvoa: Nun gut. Wo -- komm mit deinem Schiff hier
ins Unaol-t'Vqùo-System. Ich werde mich bei dir melden. In 47
Riòli VZ dann. A-tás, Ashyra!
Die junge Friedenshüterin beugt sich zu ihm herab und
küßt ihn noch einmal.
Ashyra: Bis dann.
Sie läßt sich ein Transmit-Feld zum Rihkuun erstellen.
* * *
Colan: Ashyra! Wo hast du so lange gesteckt?
Ashyra: Ich bin in einer Disyei
hängengeblieben. Hier war so ein komischer Feiertag, und die haben
alle Transportbänder und so abgestellt.
Colan: Du hättest ein Transmit-Feld anfordern
können.
Ashyra: Mir war nicht danach.
Colan: Cvoa-L'yyn hat dich hypnotisiert oder
sonstwie beeinflußt, nicht wahr?
Ashyra: Welchen Grund hätte er dafür
haben sollen?
Colan: Er wollte dich bestimmt entführen.
Ashyra: Ich bin hier, oder? Sieht das nach einer
Entführung aus?
Colan: Es gibt auch posthypnotische
Beeinflussungen.
Ashyra: Mein lieber Rihkuun-Bordcomp, darf ich dich
auf eine ziemlich schwerwiegende Tatsache hinweisen? Ich bin
ausgebildete PSI-Technikerin mit den Fachgebieten Telepathie, Telekinese
und Suggestion/Hypnose! Wenn hier jemand der Gefahr einer hypnotischen
Beeinflussung ausgesetzt gewesen wäre, dann Cvoa-L'yyn.
Colan: Und warum hast du ihn dann nicht arrestiert
und mitgebracht?
Ashyra: Weil ich mich mit ihm unterhalten habe.
Colan: Du weißt, daß du das nicht
solltest.
Ashyra(angriffslustig): Und warum nicht?
Colan: Cvoa-L'yyn ist tescian. Er
gehört zu dem Galaxienreich, das einen erbitterten Krieg gegen die
Vier Galaxien geführt hatte. Er spioniert uns aus, um
Schwächen zu finden, die seine Leute nutzen können, um uns zu
vernichten.
Ashyra: Wer sagt das?
Colan: Das ist allgemein bekannt.
Ashyra seufzt. Als sie sich vor kurzem mit Tesco-Avenger
L'hèr über dieses Thema unterhalten hatte, hatte dieser ihr
eine etwas andere Geschichte erzählt. Allerdings lehnte er es ab,
sich auf eine Diskussion mit den anderen Friedenshütern oder den
Hauptcomputern einzulassen. Er meinte, sie wären alle
voreingenommen und würden ihm ohnehin nicht glauben.
Offensichtlich lag er mit dieser Einschätzung völlig richtig,
wie Ashyra nun zugeben muß.
Ashyra: Colan, weißt du, wo sich Keryam
gerade aufhält?
Colan: Auf Sna-Tgyhl in ihrem Bungalow.
Ashyra: Danke. -- mecon; Ashyra an
Keryam: Bitte kommen!
Keryam: Hallo Ashyra! Du hast Glück, ich bin
gerade aufgestanden.
Ashyra: Oh, ist es so früh bei dir?
Entschuldige. Hast du eventuell ein bißchen Zeit für mich?
Ich muß unbedingt mit dir reden.
Keryam: Sicher. Wenn du mir eine halbe Stunde
läßt, damit ich mich anziehen und frühstücken kann.
Ashyra: Gegen ein Frühstück hätte
ich auch nichts einzuwenden.
Keryam: Okay, dann komm!
Ashyra: Danke und bye, Keryam.
Keryam: Bye, Ashyra.
Ashyra weist Colan an, ins Viresta-System nach Sna-Tgyhl zu
springen, während sie sich in einem der Sessel zurücklehnt und
über Cvoa-L'yyn nachdenkt, seine unerwartete Zärtlichkeit und
das Teilen seiner Gedanken.
* * *
Durch ein Transmit-Feld tritt sie in das Wohnzimmer von Keryams
Bungalow, der am Ufer des Nordkontinents von Sna-Tgyhl liegt. Ashyra
sieht durch das Panorama-Fenster, das die ganze Rückwand des
Zimmers einnimmt, nach draußen. Der Himmel ist bewölkt und
haushohe, goldene Wellen schlagen gegen den SETA-Kombi-Schild, der das
Haus und den umliegenden Garten vor den Naturgewalten schützt.
Keryam kommt aus dem Bad. Sie bürstet ihre momentan bis zur
Taille reichenden, leuchtend dunkelroten Haare.
Keryam: Oh, hallo Ashree, schon da?
Ashyra: Wie du siehst... Guten Morgen.
Keryam: Tess kommt vielleicht nachher noch vorbei,
er spielt mit Shyl im Schnee in den gläsernen Bergen. Er ist ein
chronischer Frühaufsteher.
Ashyra: Wie macht sich denn dein Töchterchen?
Keryam: Hm. Wenn ich das so genau
wüßte... Shayla ist...anders. Sie sieht zwar meist aus wie
ein Kind ihres Alters, aber die Amyshicy hatten recht, als sie sagten,
sie hätte einen eigenen Platz im Universum. Shayla kann sich
verwandeln, eine andere Gestalt annehmen, Dinge verändern... Es
ist regelrecht unheimlich.
Ashyra: Du erzähltest, daß Shayla eines
der universalen Prinzipien werden soll.
Keryam: Die Hohe Rätin der Amyshica sagte, sie
wäre die Verkörperung des Vierten Prinzips,
SHAVAL, 'die Sucherin'. Ich kann nicht sagen, daß ich
darüber sonderlich begeistert wäre. Kerryth ist bei
Laé, Shayla etwas anderes -- ich hätte gerne
irgendwann mal ein ganz normales Kind, für das ich sorgen und das
ich erziehen könnte.
Ashyra: Heißt es nicht, daß Syaane und
Humanoide der Cyrea-Linie sich fortpflanzen können?
Keryam(lächelnd): Erstaunlicherweise ja,
allerdings mit einiger Nachhilfe in Sachen Gentechnologie. Aber
andererseits bin ich momentan so glücklich mit Tess, daß ich
ihn nicht mit noch einem Kind teilen will. Naja, noch nicht.
Ashyra: Hast du eigentlich Cvoa-L'yyn einmal
kennengelernt?
Keryam: Ja, vor etwa sechs Wochen TZ. Tess
mußte mich doch unbedingt seinem Vater vorstellen, wie es sich
gehörte, fand er. Warum fragst du?
Ashyra: Wie war dein Eindruck von ihm?
Keryam: Nun... Ich habe nicht so sehr auf ihn
geachtet, muß ich zugeben. Soweit ganz nett.
Das ist zwar nicht die ganze Wahrheit, aber Keryam ist immer noch
ziemlich perplex ob einer Tatsache, die Cvoa-L'yyn ihr damals
bezüglich ihrer Mutter eröffnet hat.
Keryam: Was hast du mit Cvoa-L'yyn zu schaffen?
Ashyra: Ich habe ihn gestern getroffen.
Keryam: Und?
Ashyra: Kerry, erinnerst du dich an unser
Gespräch, als du nicht wußtest, was du tun solltest?
Keryam(stirnrunzelnd): Sicher. Warum?
Ashyra: Naja, ich glaube, ich bin furchtbar in Cvoa
verknallt.
Keryam: Und? Weiß er schon von seinem
Glück?
Ashyra: Er hat mich gefragt, ob ich ihn in seine
Heimatgalaxie begleiten will.
Keryam guckt sie entgeistert an.
Keryam: Er hat was?
Ashyra: Naja, ich soll mit ihm nach Ssi-Srilna
gehen.
Keryam: Und?
Ashyra: Ich weiß nicht. Ssi-Srilna ist so
weit weg, und meine Freunde und Verwandten leben alle hier in den
Vier Galaxien. Du lebst hier.
Keryam: Ich glaube, Tesco würde umkippen, wenn
er die News hören würde.
Ashyra: Vermutlich. Wenn ich nur wüßte,
was ich tun soll... Es ist verlockend, aber andererseits habe ich
Angst.
Keryam(bedauernd): Ich kann dir leider nicht raten.
-- Ich erinnere mich an die Frage, die du mir stelltest: Weißt du,
welchen Preis du zu zahlen bereit bist, damit sich deine Wünsche
erfüllen? Ich denke, das trifft heute auf dich genauso zu wie
damals auf mich.
Ashyra: Es wäre viel einfacher, wenn ich klar
denken könnte. Aber alles, was mir in den Sinn kommt, ist Cvoa,
und diese wundervolle Nacht, die wir miteinander verbracht haben...
Ashyra schließt die Augen, und es ist ihr, als ob sie immer
noch seine Zärtlichkeiten spürt. Sie atmet tief ein, um den
Bann abzuschütteln.
Keryam(belustigt): Du hast wohl nicht viel Zeit
verloren, hm?
Ashyra: Naja, es hat sich halt so ergeben.
Keryam(ironisch): Ich würde sagen, das ist
eine sehr sichere Basis für ein längerdauerndes
Verhältnis.
Ashyra: Mach dich bitte nicht über mich
lustig! Du vergißt, daß ich Telepathin bin. Du wärst
sicherlich erstaunt, daß Cvoa ganz anders ist, als gemeinhin
angenommen wird.
Das hat Keryam auch schon mitbekommen, als sie ihn
getroffen hat.
Keryam: Mag sein. Und was gedenkst du nun zu tun?
Ashyra: Wenn ich das wüßte. Colan ist
jedenfalls nicht davon angetan, daß ich Cvoa nicht verhaftet habe,
wie es sich gehört hätte.
Keryam: Genau wie Coat in Sachen Tesco.
Ashyra: Es ist frustrierend, finde ich.
Nun erscheint ein grünlich/goldenes Transmit-Feld, und Tesco
tritt mit Shayla Varys auf dem Arm hindurch. Die beiden sind in dicke
Kleidungstücke gehüllt, und Shyl hält noch einen golden
schimmernden Schneeball in der Hand.
Tesco hat ebenso strahlend weiße Haare und mittelblaue Haut
wie sein Vater, während das anderthalb Jahre alte Mädchen eher
wie ein Ebenbild Keryams wirkt, bis auf die Tatsache, daß das Rot
von Shaylas Haaren einen stark metallischen Schimmer aufweist.
Tesco: Hallo, dhévha! Endlich wach?
Keryam: Ich arbeite noch daran...
Er setzt Shayla auf der Couch ab und küßt Keryam erst
einmal zur Begrüßung, ehe er Ashyra zuwinkt.
Tesco: Oh, hallo Ashyra... Entschuldigt mich kurz,
ich muß nur eben Shyl aus den nassen Sachen pflücken.
Tesco bringt Shayla in deren Zimmer und versorgt sie. Keryam sieht
ihm liebevoll hinterher.
Ashyra(nachdenklich): Tesco scheint seinem Vater
ziemlich ähnlich zu sein.
Keryam: Inwiefern?
Ashyra: Ich spüre seine Gefühle. -- Er
hat vergessen, sich abzuschirmen.
Keryam: Zu Hause denkt Tess nicht unbedingt daran.
-- Ashree, ich sollte dich daran erinnern, daß du weder mich noch
Shyl scannen solltest. Auch nicht versehentlich.
Ashyra: Äh, Kerry, das brauchst du
nicht.
Ashyra denkt mit Grausen daran, was ihr ein unbewußtes Tasten
nach Keryams Gedanken eingebracht hatte, kurz nachdem diese von der
Amyshica zurückgekehrt war: eine telepathische Rückkopplung,
die sie für gut eine Woche in die Medostation geschickt hatte.
Keryam hatte ihr dann erklärt, woran es lag: Telepathie und
Telekinese gehören zu den sogenannten 'aktiven
PSI-Fähigkeiten', die sich nicht mit den Talenten der Amyshicy
vertragen.
Schließlich kommt Tesco ins Wohnzimmer. Er trägt nun
einen metallisch schimmernden Freizeitanzug, und Ashyra fragt sich, ob
es eine Eigenschaft der syaanischen Rasse ist, daß die Herren dort
so unverschämt gut aussehen, oder ob es 'nur' in der Familie liegt.
Auf jeden Fall ist Tesco etwa genauso groß wie sein Vater und hat
eine ähnliche Statur. Nur seine Frisur ist etwas kürzer, und
seine Gesichtszüge wirken ein wenig jungenhafter.
Tesco: Ich glaube, Shyl hat sich in ihr Schicksal
ergeben und schläft erst einmal ein Weilchen. --- Gibt es
eigentlich etwas zu Essen? Die ganze Herumtoberei mit der Kleinen hat
mich doch ziemlich hungrig gemacht.
Keryam: Sicher. Ich habe alles in der Küche
aufgebaut.
Tesco: Du bist meine Rettung!
Er reicht ihr eine Hand und zieht sie in die Höhe.
Die drei wandern in die Küche und setzen sich an den von Keryam
reich gedeckten Tisch.
Tesco: Und was führt dich hierhin, Ashyra?
Ashyra: Halte dich fest -- dein Vater.
Tesco(erstaunt): Cvoa?!
Ashyra: Genau der.
Tesco: Was ist mit ihm?
Keryam(kichernd): Wer weiß, vielleicht wird
Ashyra demnächst deine Stiefmutter werden.
Tesco guckt reichlich verdutzt. Ashyra ist fünf Jahre
jünger als er.
Ashyra(leicht genervt): Keryam!
Tesco(ungläubig): Du hast dich in meinen Vater
verguckt?
Ashyra: Ich bin immer noch dabei, mir darüber
klar zu werden! Insbesondere, da Cvoa mich gefragt hat, ob ich ihn nach
Syaana begleiten möchte.
Tesco(verwundert): Das hat er getan?! Das klingt
irgendwie nicht nach Dad.
Ashyra: Das hat er getan. Und er meinte
es sogar ernst.
Tesco(nachdenklich): Hm, stimmt, du bist
Telepathin. Du solltest so etwas beurteilen können.
Keryam schüttet allen terranischen Kaffee ein. Sogar Tesco hat
sich mittlerweile an das bittere Gebräu gewöhnt, obwohl er
immer noch jederzeit einen heißen Rij-Sian vorziehen würde,
die comaan Variante des terranischen Kakaos. Er lächelt seine
Lebensgefährtin an, und Ashyra merkt, wie sie ein wenig neidisch
auf die beiden wird. Dann wieder denkt sie an Cvoa und fragt sich, ob
sie das Wagnis eingehen soll. Alles in ihr brennt darauf, so bald wie
möglich in seine Arme zurückzukehren.
Keryam(kichernd): Heavens, ich muß gerade
daran denken, was wohl Laé sagen wird. Erst gebe ich ihm wegen
Tess den Laufpaß, und nun wirst du ihn wegen Cvoa los.
Ashyra: Vorausgesetzt, ich entscheide mich
tatsächlich für Cvoa.
Tesco(belustigt): Was hast du an meinem Vater
auszusetzen?
Ashyra: Hm, eigentlich nur, daß er mir nicht
garantieren will, daß er auf Dauer mit mir zusammen bleibt.
Keryam: Ayée, die Garantie hast du
niemals!
Ashyra: Aber es ist ein größeres
Problem, wenn man sich dann alleine in einer fremden Galaxie befindet.
Tesco: Zugegeben. Hm. Überrede ihn doch
einfach dazu, dir einen Cuween-Raumer zu besorgen. Dann kannst du
jederzeit zurückkehren.
Ashyra: Das wäre eine Idee.
Sie seufzt.
Ashyra: Ich glaube, ich muß noch etwas
länger darüber nachdenken.
Sie ertappt sich dabei, daß sie ihre Entscheidung eigentlich
schon gefällt hat, dann zwingt sie sich, noch einmal alle anderen
Optionen Revue passieren zu lassen. Viele sind es nicht, die ihr
zusagen.
Keryam: Das würde ich dir auch vorschlagen.
Du bist doch sonst nicht so hoppla-hopp!
Ashyra: Ich weiß auch nicht...
Tesco: Mein Vater hat dir wohl schwer den Kopf
verdreht, hm?
Ashyra(tragisch): Das hatte ich doch schon
erwähnt, oder?
Keryam: Hm. Ich glaube, du solltest abwägen,
worüber du dich mehr ärgern würdest. Wenn du ihn
wiedertriffst -- oder wenn nicht...
Ashyra: Daß ich ihn wiedertreffen
will, ist kein Thema -- nur ob ich seinen Vorschlag annehmen soll, mit
ihm nach Ssi-Srilna zu gehen...
Tesco: Cvoa hat mir Holos von Syaana gezeigt. Die
Welt muß wunderschön sein. Ich wünschte, ich
könnte sie einmal besuchen.
Ashyra: Ich habe sie in seinem Geist gesehen.
Gedankenversunken tunkt sie ein Croissant in eine
Honig-Nuß-Mixtur und beißt ein Stück davon ab.
Keryam: Und was gedenkst du als nächstes zu
unternehmen?
Ashyra: Cvoa erwartet mich übermorgen um 15:00
Uhr Terra-Standard-Zeit im Unaol-t'Vqùo-System.
Keryam: Du solltest am besten nicht dein Rihkuun
nehmen.
Ashyra: Warum das nicht?
Keryam: Weil ich befürchte, daß Colan
Ärger machen könnte.
Ashyra: Ich bin immerhin die Kommandantin, und der
Bordcomputer hat mir zu gehorchen!
Keryam: Nicht wenn er der Ansicht ist, du wirst
beeinflußt oder handelst gegen die Interessen der
Friedenshüter.
Ashyra: Das ist mir ja ganz neu!
Keryam: Das glaube ich. Nach der Geschichte mit
T'yla -- du weißt, es gab ja einen ziemlichen Ärger, als die
Mehrheit der Friedenshüter beschloß, ihr falsche Erinnerungen
zu geben und sie 'umzuprogrammieren' -- also, als ich von dieser Sache
erfuhr, habe ich mich damit beschäftigt, was wir
eigentlich dürfen, und auch, welche Rechte die Hauptcomputer und
ihre Ableger haben. Das Ergebnis dieser Recherche hat mich ziemlich
schockiert. Nebenbei, ich habe in diesem Haus keinen Ableger
von Cosna oder einem der anderen Hauptcomputer. Ich habe Cosna davon
überzeugt, daß ich meine Privatsphäre brauche, sonst
würde ich irgendwohin auswandern. Soweit ich weiß, haben die
Hauptcomputer das bislang respektiert.
Ashyra: Ist das nicht ein bißchen paranoid?
Keryam: Nun, ich mag es halt nicht, wenn ich
permanent unter Überwachung bin. Insbesondere da Tesco mit mir
zusammenlebt, und er keine Lust hat, dauernd von den Hauptcomputern
bespitzelt zu werden. Ich ja habe zudem immer noch meinen
mecon-Sender, der es mir ermöglicht, Befehle an die
diversen Computer zu erteilen, so daß ich nicht ganz ohne den
Komfort von z.B. Transmit-Feldern auskommen muß. Naja,
sicherheitshalber hat Tesco hier ein paar Gerätschaften
untergebracht, die es vermelden würden, wenn irgendwer
herumschnüffelt.
Sie zerzaust liebevoll Tescos leuchtend weißes Haar, bis er
ihre Hand einfängt und ihre Fingerspitzen küßt. Diese
Geste erinnert Ashyra sofort wieder an Cvoa-L'yyn, aber sie bemüht
sich sogleich, sich wieder zusammenzureißen.
Ashyra: Gut, gut, aber worauf willst du nun
eigentlich hinaus, Kerry?
Keryam: Naja, solange du brav all das tust, was die
Hauptcomputer von dir verlangen, ist es ja in Ordnung. Zum Glück
decken sich die meisten Aufträge auch mit den Dingen, die man
selbst als sinnvoll erachtet, wie zum Beispiel hier eine
Umweltkatastrophe auf einem Planeten verhindern, da einen Krieg
schlichten etc. Und außerdem gibt es meist ein anderes Team, das
eine Sache übernehmen würde, wenn man selbst aus irgendwelchen
Gründen keine Lust dazu hätte.
Ashyra: Ich sehe deinen Punkt immer noch nicht.
Keryam: Naja, aber dann war da zum Beispiel die
Sache mit T'yla... Weißt du, wer den Vorschlag gemacht hat, sie
umzuprogrammieren? Coen, also einer der Hauptcomputer! Und anfangs war
die Mehrheit der Friedenshüter dagegen. Aber aus irgendwelchen
mysteriösen Gründen änderten immer mehr ihre Meinung, bis
die Operation dann durchgeführt wurde. Ich habe Ginger gefragt,
warum sie es getan hat. Sie meinte nur, der Computer ihres
Trägerschiffs hätte sie von der Richtigkeit dieses Vorhabens
überzeugt.
Ashyra: Das klingt mir aber nach einer ziemlich
wilden Verschwörungstheorie.
Keryam: Coat hat zum Beispiel permanent versucht,
Tesco und mich auseinanderzubringen.
Ashyra: Und? Er hat doch keinen Erfolg gehabt.
Tesco: Zum Glück!
Er strahlt seine Gefährtin an.
Keryam: Er hat gegen meinen ausdrücklichen
Befehl vertrauliche Informationen an Laé weitergegeben.
Ashyra: Hm. Das ist auf jeden Fall befremdlich.
Keryam: Naja, was ich dir nur raten will -- sei
vorsichtig, Ashree!
Ashyra: Ich werde mich bemühen. Naja, dann
will ich Euch zwei Turteltäubchen mal nicht weiter stören.
Sie trinkt ihren Kaffee aus und erhebt sich.
Ashyra: Danke für das Frühstück.
Keryam: Gern geschehen.
Ashyra fordert per mecon ein Transmit-Feld an und springt
in ihr Rihkuun. Am liebsten würde sie sofort ins
Unaol-t'Vqùo-System zurückfliegen.
* * *
Colan: Das war ja ein Kurzbesuch -- was habt ihr denn
Weltbewegendes unternommen?
Ashyra: Gefrühstückt. Ich muß mir
unbedingt mal die Rezeptur ihrer Honig-Nuß-Creme geben lassen.
Colan: Und sonst?
Ashyra: Nichts weiter.
Colan: Was hast du jetzt vor?
Ashyra: Ich möchte erst einmal nach Hause.
Das ist zwar eine glatte Lüge, denkt sie in einem Anflug von
Selbstironie, aber sie will zumindest versuchen, sich etwas zu
beherrschen.
Die Lantáya springt also nach Accra II/Kara, wo
Ashyra am Rande der Metropole Antrea-Máryn ein kleines
Appartement ihr eigen nennt.
* * *
Ashyra verbringt den 05:10:2253TZ erst einmal dort und beschließt,
vorsichtshalber mal ein paar Sachen für ein, zwei Wochen
zusammenzupacken, die sie in eine ziemlich große Reisetasche
stopfen muß, während sie unentwegt an Cvoa-L'yyn denkt. Sie
kann es gar nicht erwarten, ihn wiederzusehen.
* * *
Als sie am 06:10:2253TZ gegen 14:00 Uhr mit der Lantáya
ins Unaol-t'Vqùo-System springt, hat sie ganz vergessen,
daß sie sich eigentlich ein anderes Schiff mieten wollte.
Colan: Ashyra, was willst du wieder hier?
Ashyra: Ich will ein bißchen Urlaub machen.
Colan: Alleine?
Ashyra: Du bist neugierig!
Colan: Sicherlich. Ich habe den Auftrag, neugierig
zu sein.
Ashyra(lachend): Das ist nicht mein Problem.
Ashyra läßt ihr Rihkuun die Wartezeit in einem Orbit um
den Gasriesen Unaol-t'Vqùo IX/Neeva-Evand verbringen. Dessen 10
Monde sind nicht im mindestens von Interesse, wie Colan gelangweilt
bemerkt.
Schließlich erreicht Ashyra ein Funkspruch ohne analysierbare
Bild-- und Toninformationen von einer nicht anpeilbaren Quelle.
Cvoa: Ich erwarte dich am selben Ort wie zuvor.
Colan: Wer war das?
Ashyra: Eine überaus nette Person, die ich
kürzlich kennengelernt habe.
Sie beschließt, Keryams impliziten Ratschlag zu beherzigen,
Colan nicht alles zu erzählen. Es ist zu dumm, dass die Computer
mit einem Scan der Körperfunktionen Lügen bequem durchschauen
können.
Colan(mißtrauisch): Es handelt sich dabei
nicht zufällig um Cvoa-L'yyn?!
Ashyra: Ich habe dir die Person noch nicht
vorgestellt.
Colan: Und wie heißt die Person?
Ashyra: Laß dich überraschen.
Sie fordert ein Transmit-Feld an, das sie auf das Landefeld vor dem
Rihkuun befördert. Die Terra steht momentan nicht hier;
vermutlich hat Cvoa sie sicherheitshalber irgendwo versteckt. Ashyra
klettert auf eins der Transportbänder und läßt sich in
die Stadt tragen. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals, und sie
fühlt sich, als hätte sie eine ganze Flotte Raumschiffe im
Bauch, die Formationsflug üben.
In der Disyei wird sie bereits von Cvoa erwartet. Er hält ihr
die Hände entgegen, und sie ergreift diese, nachdem sie ihre
Reisetasche losgelassen hat. Das Gepäckstück schwebt
unbeachtet herum.
Cvoa: Ich grüße dich, meine verehrte
Ashyra t'Avimer!
Die verbale Begrüßung ist völlig
überflüssig, denkt Ashyra, die sich von einem Schwall sanfter,
sie willkommen heißender Gedanken eingehüllt fühlt.
Ashyra: Cvoa.
Sie lächelt ihn an und beschließt ihrerseits, ihre
Gedanken für sich sprechen zu lassen. Ein ganzer Sturm von
Gefühlen brandet über ihn hinweg - Verlangen, Unsicherheit,
Begehren...
Cvoa mustert sie amüsiert. Er hat offenbar einen tieferen
Eindruck hinterlassen als er angenommen hatte. Diese Tatsache
gefällt ihm ungemein.
Cvoa: Hast du es dir überlegt?
Ashyra: Nach Ssi-Srilna mitzukommen? Nein. Ich
habe mich mit Keryam T-S'cèr-Coroun und deinem Sohn unterhalten.
Cvoa(belustigt): ...und deren Meinungen über
mich eingeholt?
Ashyra(augenzwinkernd): Sicherlich. Die beiden
haben nur das Schlimmste über dich erzählt.
Cvoa: Und ich hatte schon befürchtet,
daß mein Ruf nun endgültig dahin ist.
Ashyra kann sich ein Kichern nicht verkneifen und schüttelt den
Kopf.
Cvoa: So, und was für Pläne hast du nun
geschmiedet?
Ashyra(seufzend): Wenn ich das nur
wüßte!
Sie nimmt Cvoas rechte Hand und legt sie an ihre Wange, was er mit
einem Lächeln quittiert.
Ashyra(nachdenklich): Hm. Ich glaube, momentan
will ich erst einmal dich. Mit Haut und Haaren und dem ganzen Rest.
Ashyra errötet und verwünscht sich insgeheim. Was ist nur
in sie gefahren? Irgendwie kann sie offenbar nur an das eine denken,
sobald Cvoa in Reichweite ist.
Cvoa(grinsend): Bist du immer so direkt?
Sie reißt sich zusammen und beschließt, die Flucht nach
vorne zu wagen.
Ashyra: Ich habe mir gedacht, es geschieht dir nur
recht, wenn ich gleiches mit gleichem vergelte.
Sie öffnet ihre Gedankenschilde und läßt ihn wissen,
was sie momentan alles gerne mit ihm unternehmen würde.
Ashyra: Später können wir über
irgendwelche Pläne meditieren.
Cvoa hebt belustigt eine Augenbraue. Dafür, daß sie so
jung ist, hat Ashyra eine ganze Menge Phantasie. Zugegeben, es ist
nichts neues für ihn dabei, aber es verspricht, dennoch ein
exquisiter Genuß zu werden.
Cvoa: Du bist überaus überzeugend...
Er erhebt sich und reicht Ashyra galant einen Arm, wobei er gleich
noch ihre Tasche einfängt.
Cvoa(amüsiert): Laßt mich Euch
entführen, meine schöne Dame. -- Ihr scheint Euch ja auf
solch ein Unterfangen vorbereitet zu haben.
Ashyra: Sicher.
Sie schmiegt sich an ihn und fragt sich, ob Colan nicht vielleicht
doch recht hat und Cvoa sie auf irgendeine Art mit seinen
PSI-Kräften beeinflußt. Cvoa-L'yyn spürt dieses
über den telempathischen Link und schaut sie kopfschüttelnd
an.
Cvoa: Das habe ich nicht nötig. Und
außerdem bist du auch nicht ganz unschuldig.
Ashyra(tadelnd): Na, na... Ein echter Kavalier
genießt und schweigt.
Cvoa sieht sie erst sprachlos an, dann lacht er und küßt
sie. Er hat sich schon lange nicht mehr so glücklich gefühlt
wie jetzt, jedenfalls nicht, seit er T'yla verloren hat.
Es ist wirklich an der Zeit, daß er nach Hause, nach Syaana,
zurückkehrt, überlegt er. Und wenn es nach ihm ginge, dann
würde er Ashyra mitnehmen.
Ashyra: Wohin gehen wir?
Cvoa: Ich habe einen Mietgleiter in der Garage
dieser Disyei stehen. Wir können mit diesem zu meinem Schiff
fliegen und uns zunächst an einen ruhigen Ort zurückziehen.
Ich fürchte, hier bin ich nicht mehr lange sicher.
Ashyra: Ah, du willst mich also nun doch
entführen...
Sie lächelt ihn an.
Ashyra: Solange wir dann ein Weilchen unsere Ruhe
haben, komme ich gerne mit.
Cvoa: Gut. Ich hasse es nämlich, von
irgendwelchen Hütern des Gesetzes bei gewissen Tätigkeiten
gestört zu werden.
Er geleitet sie zu seinem Gleiter, und sie fliegen in eine gebirgige
Gegend, wo er die Terra versteckt hat.
Cvoa(seufzend): Karmasha, ich bin dieses dauernde
Flüchten und Verstecken langsam wirklich leid.
Ashyra lehnt sich an ihn.
Ashyra: Ich weiß.
Sie steigen in die Terra um, und Cvoa schickt den Gleiter
zur Taxi-Zentrale zurück, ehe er von Cyrja-Irvén startet.
Er bleibt im Ortungsschatten des Planeten, damit Ashyras Rihkuun ihn
nicht anpeilen kann, ehe er das Schiff in den Plus-x-Raum wechseln
läßt.
Ashyra: Wohin fliegst du?
Cvoa: Nach Dissilùvo IX/Blaccóllo in
Aralanka-Coveen. Dahin konnten mir die Friedenshüter bislang nicht
folgen.
Ashyra: Hm. Ich frage mich, ob mein
mecon-Sender bis dorthin erreicht werden kann.
Cvoa: Vermutlich nicht. Immerhin liegt
Aralanka-Coveen hinter einer Fur'ra, also ist einem Schwarzen Loch mit
Durchgangspunkt.
Ashyra: Prima, dann bin ich mal ausnahmsweise eine
Zeitlang vor Anrufen sicher. -- Wie weit ist es denn noch dorthin?
Cvoa: Nicht weit.
Ashyra steht aus dem Co-Pilotensitz auf und geht zu Cvoa-L'yyn
herüber. Seine Nähe ist ungemein erregend.
Ashyra: Das finde ich gut.
Sie setzt sich auf die Armlehne des Sessels und fängt an, Cvoas
Frisur zu zerpflücken, wobei sie ihm einige anregende Gedanken
übermittelt.
Cvoa: Nana, einen Moment noch Geduld!
Ashyra: Hey, du bist doch daran schuld,
daß ich dir nicht widerstehen kann.
Cvoa: Das ist wieder typisch. Immer bin ich an
allem Schuld.
Ashyra: Immerhin stylst du dich doch bestimmt
absichtlich so, daß du derart umwerfend aussiehst.
Cvoa: Bestimmt nicht. Für so etwas wäre
ich viel zu faul.
Ashyra mustert ihn kritisch.
Ashyra: Und warum hast du dann dunkelblaue Wimpern,
obwohl du eigentlich weiße Haare hast? Ich meine,
schließlich sind deine Augenbrauen auch weiß.
Cvoa (schulterzuckend): Hm. Frag den genetischen
Bauplan der syaanischen Rasse. Es ist halt so.
Ashyra: Hm. Auf jeden Fall wirkt es sehr
attraktiv.
Sie betrachtet ihn ausgiebig und findet erneut, daß er
definitiv einer der bestaussehendsten Männer ist, die sie bislang
gesehen hat, trotz der mittelblauen Hautfarbe.
* * *
Bald darauf erreichen sie den Bereich des Schwarzen Lochs Fur'ra
Aralanka. Die gewaltige Akkretionsscheibe leuchtet in allen Farben des
Spektrums.
Ashyra: Und da sollen wir wirklich durch?
Cvoa: Genau. Aber keine Panik, das Schiff hat
einen Fur'raán-Antrieb.
Ashyra: Ich bin wirklich gespannt, wie es
'dahinter' aussieht.
Cvoa: Ich fürchte, du wirst enttäuscht
sein. Nicht anders als hier, wenn man von den anderen Konstellationen
absieht.
Ashyra: Also nicht wie das Negativ-Universum?
Cvoa: Nein. Wir befinden uns schließlich nur
in einem Paralleluniversum zu diesem hier.
Ashyra: Und was ist das für ein Planet, zu dem
wir fliegen?
Cvoa: Blaccóllo ist der neunte Planet eines
blauweißen Riesensterns. Als solcher ist er relativ jung und
geologisch aktiv. Ich habe ihn lediglich aufgrund seiner Position zur
Fur'ra Aralanka ausgewählt.
Ashyra: Das klingt nicht nach einer sonderlich
wirtlichen Welt.
Cvoa: Ich wohne ja nicht auf
Blaccóllo, sondern in etwa zwei Kilometern Höhe
darüber.
Ashyra: Klingt faszinierend, solange dir nicht die
Energie ausgeht.
Cvoa(grinsend): Mir geht die Energie nicht
so schnell aus.
Er zieht sie von der Lehne auf seinen Schoß und
küßt sie. Ashyra kuschelt sich in seine Arme.
Ashyra: Ay, hier fühle ich mich wohl, hier
bleibe ich.
Cvoa: Hm. Dann mußt du mit nach
Syaana kommen.
Ashyra: Mach es mir doch nicht noch schwerer, einen
klaren Gedanken fassen!
Cvoa-L'yyn streichelt sie ausgiebig, wobei er den Konstrukteuren der
Terra für den Autopiloten des Schiffs dankt. Als Empath
genießt er Ashyras Reaktionen darauf fast so sehr wie sie selbst.
Das Andockmanöver an die 'Wolkenvilla' muß er jedoch
persönlich übernehmen, weshalb sich Ashyra sehr zu seinem
Bedauern auf den Co-Pilotensitz verdrückt.
Ashyra: Wohnst du eigentlich alleine hier?
Cvoa: Seit meine Tochter beschlossen hat, nach
Pas-Come auszuwandern und Tesco mit Keryam zusammenlebt, ja.
Ashyra: Ah, dann sind wir ja gänzlich
ungestört.
Cvoa(amüsiert): Stimmt. Beunruhigt dich das?
Ashyra(trocken): Ich hoffe, meine Kondition reicht
aus...
Cvoa-L'yyn sieht sie an und prustet los.
Cvoa: Karmasha, du bist unglaublich!
Ashyra: Eher praktisch veranlagt.
Cvoa(kopfschüttelnd): Ich fasse es nicht. --
Nun gut, wenn du schon so praktisch veranlagt bist, was hältst du
davon, zunächst etwas zu essen?
Ashyra: Oh ja, aber nur eine Kleinigkeit.
Cvoa: Gut. Dann folge mir in mein bescheidenes
Domizil.
Ashyra erhebt sich und angelt ihre Tasche aus einer Ecke. Als sie
den Hangar betreten, sieht sie sich fasziniert um. Das Hangartor ist
aus einem durchsichtigen Material, ebenso wie der Boden.
Man sieht etwa zwei Kilometer tiefer die kraterübersäte,
braunrote Oberfläche eines Vulkanplaneten. Der Himmel ist
orangegelb mit gelbgrünen Dunstschwaden, und eine flammende
weißblaue Sonne lünkert hin und wieder zwischen
glühenden Wolken hervor.
Ashyra: Das sieht ja gewaltig aus!
Cvoa: Finde ich auch.
Nach einer angemessenen Betrachtungszeit führt er sie zum
Axial-Lift, einem Antigravschacht, der längs durch die Station (ein
Haus ist es ja im Sinne der Definition nicht ganz) reicht.
Ashyra: Wo geht es jetzt hin?
Cvoa: Zunächst zur Küche, dachte ich.
Ich wollte doch etwas zu essen machen. Danach kann ich dir in Ruhe die
Station zeigen. Und die Räumlichkeiten, in denen du so lange
wohnen kannst, wie du dich hier aufhalten möchtest, sofern du
meiner Gegenwart einmal überdrüssig sein solltest, was ich
aber irgendwie zu bezweifeln wage.
Ashyra gluckst auf. Cvoas Ego ist wirklich kaum zu überbieten.
Allerdings hegt sie die Befürchtung, dass er nicht ganz unrecht
hat.
Die Küche ist ein großer, heller Raum mit integriertem
Eßbereich.
Cvoa: Setz dich, Ashyra. Was soll ich dir ordern?
Er geht zum Nahrungsmittelsynthetisizer und gibt schon mal rasch
für sich einen Code ein.
Ashyra: Einen Fruchtsaft und ein bißchen
Obst. Irgendwelches.
Prompt kehrt er mit zwei Tabletts zurück und setzt sie auf dem
Tisch ab. Ashyra lächelt ihn an.
Ashyra: Danke.
Sie knabbert an einer gelben, birnenförmigen Frucht und kann
den Blick nicht von Cvoa-L'yyn abwenden. Es ist ihr völlig
schleierhaft wie es ihr geschehen konnte, daß sie sich in so
kurzer Zeit derart in ihn verlieben konnte. Und das gerade, wo er
beschlossen hat, in seine Heimatgalaxie zurückzukehren. Seufz, das
ist irgendwie unfair, überlegt sie, aber sie will versuchen, das
beste daraus zu machen.
Cvoa spachtelt derweil seine Mahlzeit in sich herein.
Schließlich nippt er an seinem Getränk und sieht Ashyra
über den Rand des Glases an.
Cvoa: Und was sollen wir jetzt unternehmen?
Ashyra betrachtet ihn ausgiebig, während er noch einen Schluck
trinkt.
Ashyra: Wie wäre es mit ein, zwei Runden
wildem, leidenschaftlichen Sex?
Cvoa verschluckt sich beinahe.
Cvoa: Karmasha! Wenn deine Eltern jemals versucht
haben, dich zu einem anständigen, zurückhaltenden Mädchen
zu erziehen, müssen sie ihr Ansinnen als gescheitert betrachten.
Ashyra prustet los, als sie Cvoas entgeisterten Gesichtsausdruck
betrachtet.
Ashyra: Du bist süß, und ich will dich.
Und abgesehen davon bin ich immer noch eine Telepathin und weiß
nur zu genau, was du willst.
Cvoa(belustigt): Ich fürchte, ich muß
mich wohl in mein Schicksal ergeben.
Er ruft ein paar Robots, die die Küche wieder aufräumen
sollen, ehe er sich dezent mit Ashyra zurückzieht.
* * *
Man schreibt den 20:10:2253TZ, etwa 09:35 Uhr.
Gemäß dem Motto 'den Glücklichen schlägt keine
Stunde' haben sich Cvoa-L'yyn und Ashyra in keinster Weise um Kalender
oder Uhr gekümmert, bis der Bordcomputer der Station einen dezenten
Hinweis fallen läßt, daß am nächsten Tag immerhin
Cvoas Sohn Tesco Geburtstag hat.
Cvoa-L'yyn setzt sich auf seiner Liegestatt auf und blickt leicht
bis mittelschwer geschafft aus der Wäsche. Sein schneeweißer
Schopf ist rettungslos zerstrubbelt, und Ashyra, die von unten zu ihm
hochpeilt, findet ihn wie immer umwerfend süß.
Cvoa(gähnend): Ich habe keine Lust
aufzustehen.
Ashyra kichert und räkelt sich verführerisch. Sehr zu
Ihrer Genugtuung ist sie ebenso erfolgreich darin, Cvoa zu
verführen wie es ihm mit ihr gelingt.
Ashyra: Dann bleib liegen. Ich erhebe jedenfalls
keine Einwände.
Cvoa: Auf der anderen Seite habe ich seit zwei
Wochen nichts Richtiges mehr unternommen. Es wird Zeit, daß ich
mich mal wieder aufraffe.
Ashyra: Soso, das verstehst du also unter 'nichts
Richtiges'?!
Cvoa: Wenn du Bett-Akrobatik und mein sonstiges
Pensum an sportlicher Betätigung als ausreichend erachtest?
Auch wenn er sich noch so gerne mit Ashyra beschäftigt, eine
gewisse Zeit hat er immer für seine körperliche
Ertüchtigung eingeplant. Seine schlanke, durchtrainierte Figur
kommt schließlich nicht vom Faulenzen. Ashyra hat sich dabei auf
einige leichtere Übungen eingelassen, und ihm ansonsten
interessiert zugesehen. Cvoa nur in silbernen Sportshorts beim Training
wirkt überaus anregend.
Cvoa: Ich habe noch allerlei angefangene Dinge in
meiner Werkstatt, die der Beendigung harren. Und außerdem wollte
ich ein paar Meßsonden ausschicken, um festzustellen, ob es hier
irgendwo eine Fur'ra gibt, die nach Ssi-Srilna führt.
Ashyra(seufzend): Ich war so glücklich, und
jetzt redest du schon wieder davon wegzugehen.
Cvoa: Mein Angebot steht. Komm mit nach
Ssi-Srilna.
Ashyra: Wie lange dauert eigentlich der Flug von
Nehgqù-Xuqù dorthin?
Cvoa: Es sind knapp zwei Megaparsec. Mit der
umgebauten Terra heißt das nicht ganz vier Tage Flugzeit.
Ashyra: Hm. Du hast mich schon fast
überzeugt. Vier Tage sind schließlich nicht die Welt. Ein
Vhaaki-Raumer würde fast drei Monate für die Entfernung
brauchen!
Cvoa: Das freut mich zu hören.
Ashyra: Was -- daß ein Vhaaki-Raumer drei
Monate dafür braucht?
Cvoa: Das auch.
Da Ashyra es nicht unterlassen kann, ihn ausgiebig zu streicheln,
läßt er sich zurück in die Kissen sinken und zieht sie
erneut in seine Arme, um sich abermals hingebungsvoll mit ihr zu
beschäftigen. Eine Weile später betrachtet er sie bedauernd.
Cvoa: Ich sollte wirklich langsam
aufstehen.
Ashyra: Was hindert dich daran?
Cvoa: Hm. In erster Linie du.
Ashyra guckt ihn entrüstet an.
Ashyra(kopfschüttelnd): Ich weise darauf hin,
daß du im Augenblick oben liegst.
Cvoa: Womit du nicht ganz unrecht hast.
Er küßt sie noch einmal, rafft sich aber dann doch auf
und sucht seine Klamotten zusammen, ehe er sich ins Bad
zurückzieht. Ashyra sieht ihm hinterher, ehe sie es ihm gleich
tut.
* * *
Etwa eine Stunde und diverse Plantschereien später:
Cvoa: Frühstück?
Ashyra: Gerne.
Sie wandern also zur Abwechslung mal wieder gen Küche, wo sie
sich auf allerlei Köstlichkeiten stürzen.
Ashyra: Und was hast du also nun vor?
Cvoa: Tesco hatte doch eine Nachricht hinterlassen,
daß er eine Geburtstagsfeier in einem Hotel in Keara-Lerát
auf Accra II/Kara geplant hat. Ich dachte, ich sollte dort
vorbeischauen, und ich gehe doch wohl recht in der Annahme, daß du
mich begleiten wirst?
Ashyra: Auf jeden Fall. Schon alleine, um ein
wenig mit Keryam zu plaudern.
Cvoa: Das freut mich. -- So, ich muß gleich
einmal nachsehen, wo ich das Geschenk für Tesco gelassen hatte.
Ich glaube, irgendwo in der Werkstatt.
Ashyra: Wie alt wird er eigentlich?
Cvoa: Tesco? Vierundzwanzig.
Ashyra: Irgendwie ist es doch ein wenig komisch,
daß dein Sohn älter ist als ich.
Cvoa: Stört dich das? -- Mich jedenfalls
nicht.
Ashyra(trocken): Stimmt, du bist definitiv gut
genug erhalten.
Der Kommentar bringt Cvoa-L'yyn zum Lachen, und er ergreift ihre
Hände, um ihre Fingerspitzen zu küssen.
Ashyra: Was für ein Geschenk hast du denn
für Tesco?
Cvoa: Eine K'hár-yala. Das ist eine
syaanische Wasserharfe.
Ashyra: Hm. Kenne ich nicht.
Cvoa: Dann komm mit.
Er erhebt sich und führt Ashyra in eine Art Lagerraum.
Cvoa: Ich habe das Instrument aus Ssi-Srilna
mitgebracht, aber schon eine Ewigkeit nicht mehr drauf gespielt. Ich
fürchte, ich habe es so ziemlich verlernt.
Aus einem Schrank gräbt er einen Kasten hervor, dem er ein
eigenwilliges Instrument entnimmt. Es besteht aus vierundsechzig
Röhrchen, unter denen in verschiedenen Abständen
Plättchen aus unterschiedlichen Materialien angebracht sind. Das
Ganze ist mit einer Klaviatur versehen, die elektronisch die Ventile
unten an den Röhrchen betätigt.
Cvoa: Da ich die K'hár-yala eingemottet
habe, ist natürlich zur Zeit kein Wasser mehr drin.
Ashyra: Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie so
etwas klingen soll.
Cvoa: Bitte mich lieber nicht, dir momentan etwas
vorzuspielen. Da müßte ich erst einmal wieder ein paar
Wochen bis Monate üben. Aber ich habe irgendwo bestimmt noch ein
paar Musikkristalle.
Ashyra: Das wäre auch eine Idee.
Er packt das Instrument wieder weg, und sie gehen in das Wohnzimmer
der Station. Ein riesiges Fenster gibt den Blick auf die Urgewalten des
Planeten Blaccóllo frei.
Cvoa tritt an ein Regal und durchforstet die diversen
Musikkristalle, die er im Laufe der Zeit angesammelt hat.
Cvoa: Éthá!
Er legt den Kristall in das Abspielgerät, und der Raum wird von
ätherischen Klängen erfüllt. Ashyra drapiert sich auf
eine der monumentalen, bequemen Sitzgelegenheiten und lauscht
fasziniert.
Ashyra: Das klingt wie Meditationsmusik.
Cvoa(lächelnd): Das ist
Meditationsmusik. "Stimmen der Meere" von Atvira-D'haan. Das
war vor gut 100 Terra-Jahren auf Syaana absolut in.
Ashyra: Äh, Cvoa, darf ich dir mal eine
indiskrete Frage stellen? Wie alt bist du eigentlich?
Cvoa: Sagen wir mal so -- umgerechnet bin ich am
13:11:2114TZ geboren.
Ashyra guckt ihn ziemlich entgeistert an.
Ashyra(ungläubig): 138 Jahre TZ?
Cvoa(amüsiert): Du bist offenbar der
Grundrechenarten mächtig. Da aber die durchschnittliche
Lebenserwartung meiner Rasse bei gut 900 Jahren TZ liegt, kannst du dir
ausrechnen, daß ich noch gut im Rennen liege.
Ashyra: Äh, ja, sieht so aus.
Cvoa läßt sich neben ihr nieder und legt einen Arm um
sie.
Cvoa: Wenn du nichts dagegen hast, sollten wir
morgen ziemlich früh nach karanischer Ortszeit dort sein. Ich habe
keine Lust, einigen übereifrigen Friedenshütern in die
Hände zu fallen.
Ashyra: Ein weiser Entschluß.
Cvoa: Ich habe eine Station auf Accra
V/Véléna eingerichtet, wo ich noch einige
unauffällige Raumgleiter stehen habe. Die Terra ist ein
wenig zu bekannt. Aber hübsch...
Ashyra: Kein Wunder, daß du immer entwischt
bist.
Sie kuschelt sich an ihn und lauscht den Klängen von
Atvira-D'haans K'hár-yala-Musik.
Ashyra: Nebenbei, wir könnten auch sofort
losfliegen. Ich habe auf Kara in Antrea-Máryn ein kleines
Appartement, wo ich unter anderem auch den Rest meiner Klamotten
eingelagert habe.
Cvoa: Warum nicht? Ich ziehe mich nur rasch um.
Ashyra: Warum? Du siehst doch perfekt aus.
Er trägt zur Zeit einen bequemen schwarzen Overall.
Cvoa: Wenn ich in der Öffentlichkeit
herumrenne, bevorzuge ich meinen Einsatzcoverall. Das Material ist
resistent gegen die meisten gebräuchlichen Strahlwaffen und
mittlerweile sogar gegen die Friedenshüter-Paralyzer. Und
außerdem wollte ich mir noch einen Umhang mit Kapuze holen, damit
ich nicht ganz so auffalle, wenn ich auf Kara durch die Gegend spaziere.
Ashyra: Aha, deshalb sieht man dich immer nur in
demselben Outfit. Es gab schon Vermutungen, du hättest nichts
anderes anzuziehen.
Lachend macht Cvoa-L'yyn sich davon, nur um fünf Minuten darauf
in seinem obligatorischen metallisch-regenbogenfarben irisierenden Anzug
zurückzukehren. Die Oberfläche sieht aus wie die Anlauffarben
von Titan. Den Umhang hat er sich über den Arm geworfen.
Cvoa: Bist du fertig?
Ashyra: Ja. Ich ziehe mich bei mir zu Hause um.
Cvoa: Sehr gut.
Die beiden fliegen also mit der Terra zunächst zum
äußersten der Accra-Planeten, wo Cvoa in einer Höhle
einen Hangar eingerichtet hat. Dort stehen vier kleine Raumgleiter mit
kurzem bis mittlerem Aktionsradius.
Ashyra: Sag mal, wie hast du das denn alles ganz
alleine gebaut?
Cvoa: Ich allein? Aber nicht doch. Na gut, die
Pläne sind von mir. Dann habe ich allerdings einen Trupp Arbeiter
angeheuert, und die haben den Bau übernommen. Schließlich
bin ich Wissenschaftler und kein Bauarbeiter.
Ashyra: Und wieso weiß dann niemand von
dieser Station?
Cvoa: Nun, es waren 'Gastarbeiter' aus Gyr-Dao.
Ich habe sie angeheuert, sie errichteten die Station, und am Ende der
Vertragszeit habe ich sie wieder nach Gyr-Dao zurückgebracht.
Ashyra: Und da kein regulärer Kontakt zwischen
Gyr-Dao und Nehgqù-Xuqù besteht, war das Geheimnis
gewahrt. Geschickt.
Cvoa(selbstzufrieden): Finde ich auch.
Ashyra schüttelt den Kopf, stellt sich auf die Zehenspitzen und
küßt ihn.
Ashyra: Du bist unmöglich, aber ich mag dich
trotzdem.
Cvoa: Das beruht auf Gegenseitigkeit.
Er schließt die Arme um sie und meditiert darüber nach,
daß er sie am liebsten hier und jetzt vernaschen würde.
Ashyra fängt die Gedanken auf und kichert.
Ashyra: Ich dachte, wir wollten heute noch nach
Kara.
Cvoa(seufzend): Zugegeben. Dann laß uns
aufbrechen.
Kurz darauf setzt der Raumgleiter auf dem Interplanet-Raumhafen von
Antrea-Máryn auf. Cvoa-L'yyn hüllt sich in den schwarzen
Kapuzenumhang und begleitet Ashyra in deren Appartement.
Logischerweise versacken sie dort zunächst einmal wieder.
Irgendwann wirft Ashyra einen Blick auf die Uhr...
Ashyra: Ayée, es ist schon 21:23 Uhr.
Cvoa: Zumindest sind wir schon mal auf Kara. --
Liegt Keara-Lerát nicht sogar in derselben Zeitzone wie
Antrea-Máryn?
Ashyra: Keara-Lerát befindet sich nur 73km
östlich von Antrea-Máryn. Wenn es dir gelingt, dich
aufzuraffen, könnten wir ja versuchen festzustellen, ob Keryam und
Tesco schon in dem Hotel sind, wo sie feiern wollten.
Cvoa: Ich will es versuchen.
Ächzend erhebt er sich, und Ashyra schaut ihm interessiert
dabei zu. Sie kann sich immer noch nicht an ihm sattsehen. Nur dieses
Kobaltblau seines Exterieurs wirkt absolut surreal.
Ashyra: Ich frage mich, ob ich mich jemals an deine
Hautfarbe gewöhnen werde.
Sie steht ebenfalls auf, fängt ihn noch einmal ein und streicht
über seine Wange und den Hals. Irgendwie erwartet sie immer noch,
dass es sich vielleicht doch nur um Schminke handelt. Cvoa zieht
amüsiert eine Augenbraue hoch.
Cvoa: Ich dachte, ich sollte mich aufraffen.
Ashyra seufzt und läßt ihn wieder los.
Ashyra: Mich würde mal interessieren, warum es
mir einfach nicht gelingt, die Finger von dir zu lassen. Gibt es da
noch irgendetwas, was du bislang vergessen hast, mir zu erzählen?
Cvoa: Ich könnte dich dasselbe fragen. Vor
allem wo du -- wie du ja selbst zugegeben hast -- PSI-Technikerin mit
unter anderem dem Gebiet Suggestion/Hypnose bist.
Ashyra: In der Hinsicht bin ich völlig
unschuldig.
Cvoa(grinsend): Aber auch nur in der...
Ashyra(kichernd): Du bist frech.
Sie verschwindet im Bad, und als sie bald darauf in einem
schneeweißen Freizeitanzug zurückkommt, steckt Cvoa auch
schon wieder in seinem schillernden Coverall.
Ashyra schiebt Cvoa aus der Erfassung ihres Viphongeräts, ehe
sie bei dem Hotel anruft und sich mit Keryam verbinden läßt.
Ashyra: Hallo Kerry, hast du gerade mal ein
bißchen Zeit?
Keryam: Ashree! Wo hast du denn gesteckt? Der
Bordcomputer der Lantáya war völlig außer
sich, weil du die letzten beiden Wochen unauffindbar warst. Wo warst du
bloß? Auch über mecon konnte man dich nicht
erreichen.
Ashyra: Eins nach dem anderen und am besten alles
nur persönlich. Kann ich vorbeikommen?
Keryam: Sicher. Die Fête wird eh
hauptsächlich vom Hotelpersonal vorbereitet.
Ashyra: Bist du alleine?
Keryam: Tesco ist hier. Warum?
Ashyra: Tesco ist okay. Ich komme dann mit einem
Robotaxi.
Keryam: Machst du es dir nicht ziemlich
umständlich?
Ashyra: Wenn ich da bin, erkläre ich alles.
Bis gleich.
Keryam: Bis gleich.
* * *
Um Aufsehen zu vermeiden, schleichen sich Cvoa und Ashyra über
einen Hinterausgang in das Hotel.
Als Ashyra den Türsummer betätigt, öffnet Keryam und
guckt Ashyra leicht irritiert an.
Keryam: Hallo Ashree, komm rein.
Dann erspäht sie die hochgewachsene Gestalt, die gänzlich
von einem langen, schwarzen Kapuzenumhang verhüllt ist.
Keryam: Wer...?
Cvoa tritt auch in das Zimmer und wirft die Kapuze zurück. Er
verbeugt sich leicht.
Cvoa: Ich grüße dich, meine liebe
Keryam.
Keryam(erstaunt): Cvoa-L'yyn! Jetzt verstehe ich
die Geheimnistuerei.
Cvoa: Ich habe momentan keine Lust auf irgendwelche
Verfolgungsjagden. Wo steckt Tesco?
Keryam: Im Bad. Zumindest war er da, als ich
zuletzt nachgesehen habe.
Cvoa legt den Umhang ab und sieht sich suchend um, ehe er einen
Stuhl findet, über dessen Lehne er das Teil wirft. Er stellt einen
gut verpackten Kasten daneben; das Geschenk für seinen Sohn.
Keryam: So, und was wolltest du nun alles
erklären?
Ashyra: Nun... Also erstmal, wo ich die letzten
zwei Wochen war -- in Aralanka-Coveen, also in dem Universum 'hinter'
der Fur'ra Aralanka. Naja, und zum zweiten haben Cvoa und ich
festgestellt, daß wir zusammen ausgesprochen viel Spaß
haben.
Cvoa(lachend): So kann man es auch
formulieren.
Er schlingt ihr einen Arm um die Hüfte.
Keryam: Das war wohl sowas wie Liebe auf den ersten
Blick, hm?
Ashyra: Eher 'auf den ersten Gedanken'.
Mittlerweile ist es Tesco gelungen, seine Plantscherei zu beenden,
und er erscheint, in einen Bademantel gewickelt, auf der
Bildfläche. Als er seinen Vater und Ashyra erspäht, setzt er
ein leicht verlegenes Grinsen auf.
Tesco: Oh, hallo Dad! Guten Abend, Ashyra. --
Äh, entschuldigt mich einen Moment, ich muß mich rasch
anziehen. Ich wußte nicht, daß wir Besuch erwarten.
Er stürmt in einen Nebenraum.
Keryam: Oh, ich vernachlässige meine
Gastgeberpflichten. Setzt euch doch. Wollt ihr etwas zu trinken oder
zu essen?
Ashyra und Cvoa lassen sich auf einer Couch nieder, vor der eine
rauchglasfarbene Glasplatte schwebt. Zwei Sessel und eine weitere Couch
vervollkommnen die Sitzecke.
Cvoa: Ich hätte nichts gegen einen Becher
Rij-Sian einzuwenden.
Keryam: Aha. Jetzt weiß ich auch, woher Tess
seine Vorliebe dafür hat.
Ashyra: Ich schließe mich Cvoa an.
Keryam: Kommt sofort.
Rij-Sian ist ein dunkelgelbes Getränk, welches dem terranischen
Kakao ähnelt. Obgleich es von Pas-Come stammt, ist es auch
für Abkömmlinge der Cyrea-Linie genießbar, und Ashyra
ist von Cvoa diesbezüglich auf den Geschmack gebracht worden.
Keryam trabt los und kehrt postwendend mit zwei großen Bechern
des heißen Gebräus zurück, die dankend in Empfang
genommen werden.
Ashyra: Mh, das ist wirklich immer wieder lecker!
Cvoa: Meine Rede.
Ashyra stellt den Becher auf den Tisch und wuschelt zärtlich in
Cvoas Haaren herum. Keryam betrachtet die beiden lächelnd. Sie
hat Ashyra schon lange nicht mehr so strahlend gesehen.
Keryam: So, Ashree, und was genau führt dich
-- euch -- hierher?
Ashyra: Erst einmal der morgige Geburtstag von
Tesco. Cvoa hat ein Geburtstagsgeschenk für ihn.
Cvoa: Stimmt. Ich finde diese Sitte, so wie sie
auf Kara gehandhabt wird, nett.
Ashyra: Wieso? Gibt es das auf Syaana nicht?
Cvoa: Doch, nur beschenken da die Kinder zum
Jahrestag ihrer Geburt ihre Eltern, sozusagen als Dank für alles.
Ashyra: Das macht auch irgendwie Sinn.
Keryam: Tesco hat davon nie etwas erzählt.
Cvoa: Ich habe ihm vermutlich zu wenig von den
Sitten und Gebräuchen Syaanas beigebracht... Er ist ja mehr auf
Pas-Come und Kara aufgewachsen.
Endlich ist Tesco frisch gefönt und gewandet.
Tesco: Entschuldigt meine kleine Verspätung.
Willkommen.
Er tritt zu seinem Vater und streckt ihm eine Hand entgegen, Cvoa
legt seine dagegen. Ashyra spürt die empathische Verbindung, die
sich zwischen den beiden aufbaut: Willkommen, herzliche Zuneigung und
einiges mehr, das Ashyra schwer zuordnen kann. Wenige Sekunden darauf
lösen die beiden den Link wieder.
Tesco lächelt Ashyra zu, ehe er sich zu Keryam auf die Armlehne
ihres Sessels setzt.
Tesco: Du hast ja einen ziemlichen Einfluß
auf meinen Vater.
Ashyra(verlegen): Wie meinst du das?
Tesco: Er war schon lange nicht mehr so
glücklich.
Cvoa(belustigt): Ich habe auch lange genug nach
einer passenden Partnerin gesucht.
Er ergreift Ashyras Hand, und sie fühlt sich sofort wieder von
einem Meer von Zärtlichkeit eingehüllt. Sie schließt
genießerisch die Augen. Tesco, der ein ebenso starker Empath ist
wie Cvoa-L'yyn, schüttelt amüsiert den Kopf und denkt sich
seinen Teil.
Schließlich entzieht Ashyra Cvoa ihre Hand wieder. Noch ein
paar Sekunden länger, und sie hätte wieder alle ihre Hemmungen
verloren. Bei den Göttern von Cyrion, das war ja schlimm!
Ashyra(verlegen): Wir sind Kerry und Tesco
gegenüber unhöflich.
Tesco: Also, ich fand das sehr informativ.
Cvoa: Du bist ziemlich frech, mein Söhnchen.
Keryams PSI-Fähigkeit funktioniert leider etwas anders und vor
allem nur bei direktem Kontakt, daher guckt sie Tesco fragend an.
Tesco: Dhévha, kannst du dich noch daran
erinnern, wie wir uns kennengelernt haben?
Keryam(lachend): Was für eine Frage! Du warst
auf der Pirsch und wolltest arme, unschuldige Friedenshüterinnen
erlegen.
Tesco: Quatsch!
Er spielt mit einer Strähne ihres Haars.
Tesco: Ich vermute, ich wollte Dad etwas beweisen.
Tesco lächelt sie an.
Tesco: Worauf ich hinaus will... Ich
konnte dir einfach nichts tun. Du bist PSI-begabt, und ich
fühlte mich irgendwie zu dir hingezogen.
Keryam: Ach, und deshalb mußten wir uns
erstmal prügeln?
Tesco(belustigt): Hm, naja, das war etwas anderes.
Eine indiskrete Frage: Warst du schon mal mit einem Mann zusammen, der
nicht PSI-begabt ist?
Keryam(nachdenklich): Nein. Warum?
Tesco: Hm. Dann kann ich es dir schwer
erklären.
Keryam(grinsend): Soll ich es mal ausprobieren?
Tesco(entrüstet): Wage es!
Er legt besitzergreifend die Arme um sie.
Keryam(kichernd): Na gut. Ich werde es mir
überlegen.
Tesco: Nun, auf jeden Fall ist es zumindest
für einen Empathen ziemlich unbefriedigend, wenn er nicht in der
Lage ist, seine Gefühle mit der Partnerin zu teilen. Ich habe
schließlich drei Terra-Jahre lang angestrengt versucht, dich zu
vergessen, als du dich nicht wieder gemeldet hattest. Aber egal mit wem
ich zusammen war, es fehlte einfach etwas. Es gibt irgendwie zu wenig
PSI-Begabte hier.
Keryam: Aha, das heißt also, du liebst mich
nur wegen meiner PSI-Begabung?
Tesco: Nun, sagen wir mal so, ohne die hätte
ich mich nicht weiter um dich bemüht. Aber die Frage ist ohnehin
nur akademisch.
Er küßt sie sanft.
Keryam: Dann habe ich ja Glück gehabt,
daß du nicht Carmee, Ashyra oder Vivienne über den Weg
gelaufen bist.
Tesco: Carmee ist eine dumme Pute, und Ashyra war
zu der Zeit definitiv zu jung.
Keryam prustet los.
Keryam: Soso, Vivienne wäre also eine
brauchbare Alternative gewesen?
Tesco mustert sie ausgiebig, dann schüttelt er entschieden den
Kopf.
Tesco: Nein. Du gefällst mir besser.
Keryam: Dein Glück, dhévho.
Ashyra hat den Kopf an Cvoas Schulter gelegt und betrachtet Keryam
und Tesco.
Ashyra: Du bist ziemlich stolz auf deinen Sohn, hm?
Cvoa(belustigt): Klar. Ist mir doch gut gelungen,
oder?
Ashyra kichert, und Keryam prustet los.
Keryam: Doch, ich kann nicht klagen.
Ihr Blick wandert zärtlich über ihren
Lebensgefährten.
Tesco: Das freut mich zu hören.
Ashyra: Wo hast du eigentlich Shayla gelassen,
Kerry?
Keryam: Sie ist auf der BL-C. Pete hat darauf
bestanden, sich um sie zu kümmern, während Tess und ich
feiern. Finde ich riesig nett von ihm.
Ashyra: Wer kommt eigentlich alles?
Keryam(bedauernd): Von den Friedenshütern kaum
jemand. Meine Eltern, Kenny, Vivienne und Mayéera. Du, wenn du
möchtest. Ich habe dich ja nicht erreichen können. Sonst
diverse Freunde von Tesco, die er auf Kara und Pas-Come eingesammelt
hat.
Cvoa: Fur'raána nicht?
Tesco: Du weißt, was mein liebes
Schwesterchen von Keryam hält.
Cvoa(seufzend): Du hast recht.
Ashyra(stirnrunzelnd): Du kommst mit deiner Tochter
nicht so gut zurecht, scheint mir.
Cvoa(bedauernd): Nein. Ich weiß nicht, was
ich bei ihrer Erziehung falsch gemacht habe, aber sie hat Spaß
daran, grausam zu sein und andere zu verletzen. Ich vermute, es liegt
daran, daß sie nicht die geringste Spur von empathischer Begabung
hat.
Keryam(fasziniert): Cvoa, du bist mir ein
Rätsel. Einerseits bist du praktisch der Staatsfeind Nummer Eins
hier in Nehgqù-Xuqù, und andererseits bist du so...so...
jeih, eben nicht böse. Ich verstehe das einfach nicht.
Cvoa: Alles, was ich getan habe, war nur darauf
ausgerichtet, der Vereinigung Tressila zu dienen. Bei uns
herrscht immer noch die Ansicht, daß die Vier Galaxien
irgendwann wieder versuchen werden, uns in einem Krieg zu unterwerfen,
wie sie es schon einmal versucht und dabei Tod und Zerstörung nach
Ssi-Srilna und Thretno gebracht haben. Mittlerweile habe ich lange
genug hier gelebt, um diese Ansicht anzuzweifeln. Ich habe keinen
Gefallen daran, Menschen zu töten. Ihr habt keine Ahnung, wie
schwer mir die Aufgabe gefallen ist, die man mir zu Hause auftrug. Ich
bin ein Empath, das heißt, ich spüre, was andere fühlen.
Wie kann ich es da wollen, daß jemand auf irgendeine Art verletzt
wird? Kein Wunder, daß sie halbe Kinder für so etwas
losschicken, da die sich nicht so viele Gedanken über die
Konsequenzen ihres Handelns machen.
Alle sehen Cvoa erstaunt an. Im Moment wirkt er sehr jung und
verletzlich, und Ashyra wird erstmals bewußt, daß er
gemessen an der Lebenserwartung seiner Rasse eigentlich auch nicht viel
älter sein dürfte als sie.
Sie nimmt ihn zärtlich in die Arme und sendet ihm eine Welle
liebevoller Gedanken zu. Cvoa lehnt sich an sie.
Cvoa: Deshalb mag ich einfach nicht mehr. Ich
möchte nach Hause und dort eine Stelle an der Wissenschaftsakademie
von Alhd'yara annehmen. Dieses ganze Umhervagabundieren bin ich
mittlerweile ziemlich satt. -- Tesco, ich bin froh, daß dir das
erspart bleibt.
Cvoa-L'yyn löst sich aus Ashyras Umarmung und küßt
ihre Fingerspitzen, bevor er zu Keryam geht und deren Hände
ergreift. Kerry fühlt sich von einer Woge der Wärme
eingehüllt.
Cvoa: Ich danke dir dafür, Keryam. Tochter.
Keryam sieht ihn sprachlos an. Tochter? Offenbar hat Cvoa-L'yyn
sie nun endgütig als die Gefährtin seines Sohnes akzeptiert.
Sie lächelt ihn dankbar an und stellt fest, daß sie niemals
gedacht hätte, daß Cvoa solch ein fantastischer Mann ist.
Kein Wunder, daß er sogar S'ci in Versuchung führen konnte...
Der Syaane setzt sich wieder zu Ashyra und streicht ihr sanft durch die
Haare.
Tesco(verwundert): Dad?
Cvoa: Ich wünschte, du würdest mit deiner
Gefährtin auch nach Syaana mitkommen, aber ich kann es auch
verstehen, wenn du hierbleiben willst.
Tesco: Du hast recht, ich werde hierbleiben. Ich
habe immerhin eine Familie hier. Shayla ist zwar nicht von mir, aber
Keryams Tochter ist auch meine.
Keryam strahlt Tesco an. Als Laé erfahren hatte, daß
Shayla im Gegensatz zu Kerryth nicht von ihm war, sondern von einem
Amyshico, hatte er sie nur eisig angesehen und gemeint, sie 'könne
ihren Wechselbalg behalten', ehe er sein Recht einforderte, daß
Keth ihm zugesprochen wurde. Was Keryam dabei am meisten getroffen
hatte, war die Tatsache, daß bis auf einige wenige Ausnahmen die
anderen Friedenshüter die Entscheidung gut hießen, daß
Kerryth nun allein bei seinem Vater aufwachsen sollte. Und das alles
nur, weil sie sich von Laé getrennt und Tesco als
Lebensgefährten gewählt hatte.
Keryam: Weißt du was, Cvoa? Auch wenn ich
dich heute erst zum zweiten Mal treffe, und du der allgemein anerkannte
Staatsfeind Nummer Eins bist, bist du mir erheblich sympathischer als
gut die Hälfte der Friedenshüter.
Ashyra: Nicht wahr? -- Aber mach dir keine
Hoffnungen, Cvoa gehört mir!
Cvoa(belustigt): Nanü, was sind denn das
für Töne? Hast du dich nun entschieden?
Ashyra: Ich glaube, ja. Ich komme mit. Aber nur,
wenn du dann auf Syaana eine ehrbare Frau aus mir machst und mit mir
einen Partnerschaftsvertrag abschließt oder was auch immer ihr
dort in der Hinsicht tut.
Cvoa(perplex): Ist das eine Erpressung?
Ashyra: Du hast es erfaßt.
Cvoa(nachdenklich): Hm. Das muß ich mir erst
mal überlegen. Immerhin kennen wir uns erst seit zweieinhalb
Wochen TZ.
Ashyra: Ich dachte, du hattest etwas gesagt,
daß du noch nicht sofort abfliegen wolltest.
Cvoa: Das ist wahr.
Er zieht sie auf seinen Schoß und hält sie fest.
Cvoa: Ich denke, wir haben Zeit genug, uns weiter
kennenzulernen.
Ashyra: Das hoffe ich.
Derweil hat sich Keryam kurz auf den Weg zum
Nahrungsmittelsynthetisizer gemacht und ein großes Tablett mit
allerlei Häppchen geordert, ebenso wie ein große
Thermokaraffe Rij-Sian und zwei zusätzliche Becher für Tesco
und sich. Sie gießt allen das dunkelgelbe Getränk ein.
Keryam: Ich bin sicher, ihr habt mittlerweile ein
wenig Appetit bekommen.
Tesco: Oh, daran hätte ich auch denken
können. Danke, Kerry.
Cvoa setzt Ashyra wieder neben sich ab und stürzt sich auf die
Hors D'Oeuvres.
Keryam: Hey, ich sehe gerade, es ist schon der 21.!
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, dhévho!
Sie stürzt sich auf ihn und küßt ihn erst einmal
hingebungsvoll und ziemlich ausdauernd, dann blickt sie leicht verlegen
zu Cvoa und Ashyra herüber.
Keryam: Sorry, das mußte einfach sein.
Tesco(belustigt): Die Frau hat einfach kein
Schamgefühl.
Keryam: Bisher hast du dich noch nicht darüber
beklagt.
Cvoa: Nun, jetzt, da du wieder unokkupiert bist,
kann ich dir ja auch gratulieren, Tesco.
Er hält ihm wieder eine Hand hin, und Tess legt seine dagegen,
ehe er das Paket holt und ihm überreicht.
Cvoa: Hier -- weil ich weiß, wie gerne du
Musik magst.
Tesco(neugierig): Was ist das?
Cvoa: Pack's aus, dann weißt du es.
Tesco stürzt sich auf die Kiste. Schließlich zieht er
vorsichtig das Instrument heraus.
Tesco(andächtig): Eine K'hár-yala! --
Danke, Dad.
Keryam: Was ist das?
Tesco: Eine syaanische Wasserharfe. Ich habe mir
immer die Kristalle mit der Musik angehört, aber bis jetzt habe ich
nur Holos davon gesehen. Dad, kannst du mir zeigen, wie man darauf
spielt?
Cvoa zieht eine Grimasse.
Cvoa: Ich habe schon seit Jahren keine
K'hár-yala mehr angefaßt.
Tesco: Ach, bitte!
Cvoa: Na gut. Aber ich garantiere für nichts.
Er stellt das Instrument auf den Tisch und betätigt einige der
Tasten, woraufhin einige ätherische Töne erklingen.
Keryam: Das ist ja ein höchst interessanter
Sound.
Cvoa: Äh, das ist ein syaanisches Kinderlied,
dessen Schwierigkeitsgrad in etwa meinen augenblicklichen
Fähigkeiten entspricht.
Ashyra: Bringst du mir bei, wie man darauf spielt?
Cvoa: Sobald ich wieder genug Übung habe,
gerne.
Ashyra: Prima.
Sie wuschelt wieder in seinem dichten, weißen Schopf herum.
Cvoa schiebt die K'hár-yala zu seinem Sohn herüber, ehe er
Ashyras Hand einfängt und streichelt.
Tesco versucht sich auch einmal an dem Instrument und entlockt ihm
einige Sphärenklänge.
Tesco: Das gefällt mir. -- Noch mal vielen
Dank, Cvoa.
Cvoa: Bitte sehr, Tess.
Nun kommt Keryam zurück und hat ihrerseits ein Paket in der
Hand. Sie guckt ein bißchen amüsiert.
Keryam: Und hier ist mein Geschenk für dich.
Es hat übrigens auch mit Musik zu tun.
Als Tesco das Päckchen geöffnet hat, kommt ein
Saiteninstrument zum Vorschein. Ashyra kichert.
Ashyra: Na, dann hast du ja zwei Dinge, die du in
deiner Freizeit lernen kannst.
Keryam: Das ist eine terranische Gitarre. Im
Gegensatz zu den meisten karanischen Varianten hat sie nur sechs Saiten.
Falls du allerdings wissen willst, wie man damit umgeht, mußt du
schon Fyu fragen, der kann dem Teil im Gegensatz zu mir sogar
anhörbare Töne entlocken.
Tesco: Danke, Kerry.
Er küßt sie.
Tesco: Hm. Eins würde mich mal interessieren
-- steht irgendwo bei mir 'Musiker' dran, oder wie seid ihr auf diese
Geschenke gekommen?!
Ashyra(trocken): Ich habe ja leider nichts für
dich, aber wenn du magst, kann ich dir gerne noch eine Flöte
besorgen.
Tesco guckt sie an und prustet los.
Tesco: Äh, danke, ich glaube, mit den beiden
Sachen habe ich erst einmal genug zu tun.
Keryam: Hauptsache, du vernachlässigst
mich nicht.
Tesco(großzügig): Ich denke, ich kann
schon hin und wieder fünf Minuten für dich erübrigen.
Keryam sieht ihn entrüstet an.
Keryam: Cvoa, du hast offenbar doch nicht alles bei
Tescos Erziehung richtig gemacht. Er ist unverschämt.
Cvoa(grinsend): Bin ich doch auch.
Keryam zieht eine Schnute und seufzt tragisch, als sie vom Vater zum
Sohn schaut. Die beiden sind sich mehr als ähnlich.
Tesco: Sag mal, Dad, kommst du morgen auch zum
Abendessen? Ich habe ein monumentales Buffet geordert.
Ashyra: Mir würde es gefallen, Cvoa. Ich
möchte zu gerne mit dir angeben.
Cvoa(amüsiert): Zu irgendetwas muß ich
ja gut sein.
Ashyra: Oh, da gibt es noch ein paar andere Dinge,
zu denen du definitiv gut bist.
Sie sendet ihm einige sehr detailreiche Gedanken zu.
Cvoa: Sag mal, Tesco, wann soll das morgen
stattfinden? Ashyra und ich haben noch etwas vor.
Tesco: Soso. -- Ich dachte an 19:00 Uhr. Ihr
könnt euch doch hier ein Zimmer nehmen.
Cvoa: Gute Idee. Ist hier irgendwo ein
Computerterminal?
Tesco deutet auf ein solches, und Cvoa beschäftigt sich ein
Weilchen damit.
Cvoa: So, ich habe uns die Präsidentensuite
gebucht. Netterweise haben die Friedenshüter sie für uns
bezahlt.
Ashyra(tadelnd): Du bist kriminell.
Cvoa: Habe ich das je abgestritten? Abgesehen
davon bist du doch eine Friedenshüterin, oder? Dann kann dein
Verein auch ein bescheidenes Hotelzimmerchen für dich springen
lassen.
Ashyra: Hm. Da hast du einen Punkt. Vor allem, wo
uns das den Flug zurück nach Antrea-Máryn erspart.
Cvoa: Das war mein Hauptgedanke dabei.
Er legt besitzergreifend die Arme um sie.
Cvoa: Tess, Keryam, ihr habt doch sicherlich nichts
dagegen, wenn wir uns zurückziehen?
Tesco: Nicht das mindeste.
Die beiden suchen also ihre frisch gebuchte Suite auf und werden bis
zum Abend nicht mehr gesehen.
* * *
Man schreibt den 21:10:2253TZ, ca. 18:00 Uhr lokaler Zeit. In einem
mittelgroßen Saal des Hotels ist schon alles aufgebaut, bislang
sind aber noch keine Gäste eingetrudelt.
Keryam: Tess, meinst du, Cvoa taucht wirklich auf?
Tesco: Sicher. Ich hoffe nur, daß Laé
nicht aufkreuzt, nur um Ärger zu machen.
Keryam(seufzend): Bedauerlicherweise ist dem alles
zuzutrauen.
Sie legt die Arme um seine Mitte und den Kopf an seine Schulter.
Tesco hält sie fest.
Keryam: Ich bin so froh, daß ich dich habe,
Tess.
Tesco(lächelnd): Das beruht auf
Gegenseitigkeit. -- Ah, da kommen die ersten Gäste. Hallo Taros,
Cyri-V'hal!
Ein schwarzhaariger Karanyo und eine Comaana mit einer flammend
orangefarbenen Mähne winken ihm zu. Die Menschen von Pas-Come sind
Laan-Abkömmlinge und haben ebenso blaue Haut wie die Syaane, nur
die Haar-- und Augenfarben weichen beträchtlich vom syaanischen
Standard ab.
Die Comaana lächelt Tesco strahlend an, als sie ihm zum
Geburtstag gratuliert.
Keryam(leise): Wer ist die hübsche Dame? Eine
alte ...Freundin von dir?
Tesco: Äh, ja. -- Aber kein Grund zur
Eifersucht, Cyri ist mittlerweile auch in festen Händen.
Keryam: Sag mal, ma-délho, wie viele deiner
Gäste sind eigentlich 'alte Freundinnen' von dir?
Tesco(treuherzig): Nur ein paar...
Keryam: Wie viele paar?
Tesco: Ich habe nicht so genau nachgezählt.
Keryam(kategorisch): Du wirst dich nicht weiter als
zwei Meter von mir entfernen.
Tesco: Und wenn ich mal für kleine Jungs
muß?
Keryam: Dann werde ich vor der Tür Wache
stehen.
Tesco: Du bist nicht zufällig
eifersüchtig?
Keryam: Wie kommst du auf diese absurde Idee?
Tesco: Nur so... Weißt du, dhévha,
ich habe immerhin drei Jahre verzweifelt versucht, dich zu vergessen.
Da sammelt sich so einiges an.
Keryam(kopfschüttelnd): So kann man es auch
formulieren.
Im Laufe der Zeit trudeln weitere Personen ein, von denen Keryam so
gut wie niemanden kennt. Tesco stellt sie ihr vor, doch sie vermutet,
daß sie 90% der Namen schon wieder vergessen hat, wenn die Leute
sich hingesetzt haben. Nun erscheinen zwei Comaani mit purpurfarbenem
Haar, offenbar Zwillinge.
Tesco: Das sind Daro-Ceen und Melo-Ceen, sie waren
vor Jahren meine Spielgefährten und sind jetzt noch sehr gute
Freunde von mir.
Er stellt den beiden Keryam vor. Nachdem sie pflichtschuldig
gratuliert haben und sich nun einen Platz suchen, sieht Kerry den jungen
Männern hinterher.
Keryam: Spielgefährten?
Tesco: Als ich noch ein kleines Kind war, hat Cvoa
beschlossen, daß es besser für mich und meine Schwester
wäre, wenn wir wenigstens halbwegs normal aufwachsen, also hat er
ein paar Jahre mit uns auf Pas-Come verbracht. Ich bin sogar eine Weile
dort zur Schule gegangen. Natürlich hat Dad uns noch separat
unterrichtet. Später waren wir auch einige Zeit auf Kara,
allerdings auch als Comaani maskiert.
Keryam: Cvoa wird mir immer sympathischer.
Tesco: Ich hoffe, du vergißt nicht, daß
du mit mir liiert bist.
Keryam: Ich bemühe mich, daran zu denken.
Außerdem glaube ich, daß Ashyra deinen Herrn Vater momentan
mit Leib und Seele verteidigen würde.
Tesco: Das ist auch wieder wahr. Hm. Wie lange
hat Cvoa es bislang mit ihr ausgehalten? Zwei Wochen? Ich bin wirklich
erstaunt.
Keryam: Ist er so schlimm?
Tesco: Naja, soweit ich mich erinnern kann, war
sonst sein Rekord vier Tage, bis er wieder auf der Suche war.
Keryam: Ts. Er sollte sich schämen.
Tesco: Du wirst es nicht glauben, aber er hat sich
die ganzen Jahre sehr einsam gefühlt. Als er gestern bei uns
vorbeikam, wirkte er richtig glücklich.
Keryam: Ich würde es Ashyra gönnen. Sie
hatte bislang auch wenig Glück bei ihrer Partnerauswahl.
Ein grünlich/goldenes Transmit-Feld erscheint, und eine junge
Frau mit schulterlangen goldenen Haaren in einem rot/violett
changierenden Overall tritt hindurch.
Kenny(fröhlich): Hi Leute! Herzlichen
Glückwunsch, Tesco!
Tesco(lächelnd): Danke, Kenny.
Auch Keryam begrüßt ihre Freundin. Kenny gehört zu
den wenigen Friedenshütern, die Tesco auf Anhieb mochten. Sie
überreicht Tesco ein gut verschnürtes Paket.
Tesco(mißtrauisch): Da ist diesmal zur
Abwechslung keine Bombe drin?
Kenny(tragisch): Hat Keryam dir wieder
Gruselstories über mich erzählt? Ich habe bislang nur an zwei
Leute Geschenke verteilt, die ihnen um die Ohren flogen, und das waren
Laé und Carmee.
Sie grinst über alle vier Backen.
Kenny: Und das war nur zur Strafe dafür,
daß die immer unerlaubt meine Gedanken gelesen haben. Bis mir
C.Alya beigebracht hat, wie man sich dagegen abschirmen kann.
Also wagt Tesco es, das Geschenk auszupacken. Es handelt sich um
Ausdrucke der Noten von einer Vielzahl bekannter Lieder. Tesco zieht
eine Augenbraue hoch.
Tesco: Es ist eine Verschwörung im Gang.
Kenny: Hm? Ich habe nur von Keryam gehört,
daß sie dir eine Terra-Gitarre schenkt, und da dachte ich, ein
paar Noten würden dir nichts schaden.
Tesco: Oh. Weißt du, von meinem Vater habe
ich eine K'hár-yala -- eine Wasserharfe -- bekommen, und Ashyra
hat mir eine Flöte angedroht.
Kenny(entgeistert): Ashyra? Die ist doch seit zwei
Wochen spurlos verschollen!
Tesco: Ihr scheint es momentan ausgesprochen gut zu
gehen. Sie sagte, sie wolle vielleicht nachher noch vorbeikommen.
Kenny: Sie soll sich unbedingt bei ihren Eltern
melden. C.Alya und Christopher sind außer sich vor Sorge. Und
Vivienne hat gedroht, sie wollte ihrem Schwesterherz den Hintern
versohlen.
Tesco: Ich glaube, du kannst ihr die Kunde direkt
persönlich überbringen.
Er deutet auf die Tür, wo Ashyra Hand in Hand mit Cvoa
hereinspaziert kommt. Sie ist in ein bodenlanges weiß/silbernes
Kleid gewandet und trägt die langen, metallisch violetten Haare
offen. Kenny fällt fast die Kinnlade herunter.
Kenny: Aber sie ist ja mit Cvoa-L'yyn zusammen!
Keryam: Und ich bin mit Tesco zusammen. Na und?
Kenny: Aber Cvoa ist eben Cvoa. Ist sie freiwillig
mit ihm...?
Tesco(amüsiert): Sieht es so aus, als
würde sie zu irgendwas gezwungen? Du solltest sie vielleicht
lieber selber fragen.
Kenny: Das werde ich!
Sie stürmt Ashyra entgegen.
Kenny: Ashyra! Wo warst du die ganze Zeit?
Ashyra(lächelnd): Hallo Kenny. Wie wär's
erst mal mit 'Guten Abend'?
Kenny: Äh, ja. Hallo... Aber... Ich
meine... -- Was machst du mit Cvoa-L'yyn?
Ashyra schlägt gekonnt sittsam die Augen nieder, ehe sie die
Arme um Cvoas Taille schlingt und sich in eineindeutiger Manier an ihn
schmiegt.
Ashyra(unschuldig): Möchtest du eine
detaillierte Auflistung der Dinge, die wir tun?
Cvoa hat ernsthafte Probleme, nicht vor Lachen loszuprusten. Er
vergräbt sein Gesicht in Ashyras Mähne. Kenny wird knallrot.
Kenny(verlegen): Äh, ich meine... Er hat dich
nicht entführt?
Cvoa(belustigt): Éthá, mein
hinreißendes Opfer hier schleppte extra für die
Entführung einen gepackten Koffer mit sich herum.
Kenny(tadelnd): Ashyra!
Die errötet zart.
Cvoa(grinsend): Weißt du, was sie zu mir
gesagt hat? "Du bist süß, und ich will dich." --
Wie sollte ich da widerstehen?!
Ashyra(schmollend): Cvoa, du bist unmöglich.
Kenny(fassungslos): Das hast du gesagt?!
Ashyra(leicht verlegen): Naja, ich glaube schon.
Kenny: Wenn das deine Eltern wüßten!
Ashyra: Ein Wort darüber, und ich
erzähle, wer die Stinkbomben in Carmees Kleiderschrank geworfen
hat.
Kenny(flehend): Das würdest du nicht tun!
Ashyra: Also sei brav.
Kenny mustert Cvoa-L'yyn ausgiebig. Sie hat den Syaane bislang nur
auf Bildaufzeichnungen gezehen. In Person wirkt er noch viel
eindrucksvoller, vor allem geht von ihm eine Anziehungskraft aus, der
sich Kenny nur mit Mühe entziehen kann. Sie runzelt die Stirn und
fragt sich, wie er das wohl macht.
Kenny: Ich glaube, du hast recht. Er sieht
wirklich süß aus.
Cvoa(amüsiert): Mann dankt.
Ashyra(besitzergreifend): Er ist aber meiner.
Kenny: Keine Panik. Ich stehe nicht auf Bigamie.
Ashyra: Entschuldigt ihr mich einen Moment? Ich
wollte Tesco noch sein Geschenk überreichen.
Sie gibt Cvoa einen zärtlichen Kuß, ehe sie mit einem
kleinen länglichen Paket in der Hand auf Tesco zustürmt.
Ashyra: Für dich, Tess. Gratuliert habe ich
dir ja schon.
Tesco: Danke. Ich hege schon so eine Vermutung.
Und tatsächlich, es handelt sich um die bewußte
Flöte. Tesco schüttelt den Kopf und grinst über alle
vier Backen. Ashyra zwinkert ihm zu, ehe sie wieder zu Cvoa-L'yyn
zurückkehrt.
Kenny hat die Zwischenzeit damit verbracht, Cvoa nicht aus den Augen
zu lassen. Ashyras Äußerungen hin und her, sie traut ihm
nicht. Vor allem, wo sie sich bei dem Gedanken ertappt, wie es wohl
wäre von ihm in den Armen gehalten zu werden, und...
Cvoa-L'yyn amüsiert sich königlich darüber. Ein
Empath zu sein hat so seine Vorteile. Und Kenny ist tatsächlich
ziemlich niedlich. Bevor er den Gedanken weiterverfolgen kann, kehrt
allerdings Ashyra zurück.
Sie streckt ihm die Hände entgegen, Cvoa ergreift sie und
küßt sie, bevor er die junge Frau an sich zieht und die Arme
um sie legt. Er sollte vielleicht doch einmal versuchen, sich auf ein
Mädchen zu konzentrieren.
Kenny(kopfschüttelnd): Tut ihr eigentlich noch
etwas anderes als herumzuturteln?
Ashyra: Hm. Im Moment wenig. Sollten wir? --
Außerdem, freu dich doch darüber. Solange Cvoa mit mir
zusammen ist, kann er keine fürchterbaren Untaten aushecken.
Kenny: Da hast du einen Punkt.
Cvoa(belustigt): Aha, das ist also der Grund, warum
du mich unentwegt verführst. Ihr könnt mich nicht in einem
Gefängnis festsetzen, also versucht ihr es diesmal mit weiblichen
Waffen.
Ashyra(kichernd): Ich liebe es, das Angenehme mit
dem Nützlichen zu verbinden.
Sie lehnt sich an ihn.
Cvoa(kopfschüttelnd): Und du sagst,
ich sei unmöglich!
Nun erscheint ein weiteres Transmit-Feld, und diesmal erscheint
Vivienne t'Avimer. Nachdem sie Tesco gratuliert hat, erspäht sie
ihre kleine Schwester. Im Gegensatz zu Ashyra hat Vivienne die
metallicvioletten Haare kurz geschnitten, und sie trägt wieder
einmal eins ihrer verwegenen Outfits, die ziemlich wenig Stoff, aber
dafür ein extravagantes Design haben.
Vivienne: Ashyra! Wo-- Moment, das ist ja
Cvoa-L'yyn!
Cvoa(seufzend): Manchmal ist es ganz schön
stressig, daß mich jeder sofort erkennt.
Vivienne: Würdest du gefälligst die
Finger von meiner Schwester lassen?
Ashyra: Cvoa, laß bitte deine Finger genau
da, wo du sie hattest. Gut. -- Hi Vivienne.
Vivienne(entrüstet): Was hat das zu bedeuten,
Ashree?
Ashyra: Wonach sieht es denn aus?
Vivienne: Heißt das, du warst die ganze Zeit
mit diesem...diesem...
Ashyra(trocken): Sein Name ist Cvoa-L'yyn.
Sie dreht sich zu Vivienne um, wobei Cvoa sie nicht aus den Armen
läßt.
Vivienne: ...eben mit dem zusammen?
Ashyra: Du hast es erfaßt.
Vivienne(stirnrunzelnd): Hm.
Cvoa-L'yyn hat derweil einen ziemlich tragischen Blick aufgesetzt.
Wenn jedes Mitglied der Friedenshüter, das hier noch
vorbeikäme, exakt dieselben Fragen stellte, dann würde es bald
ziemlich langweilig werden.
Vivienne: Ist er es denn wenigstens wert?
Cvoa(entrüstet): Also, ich muß doch wohl
sehr bitten.
Ashyra gluckst auf und legt ihre Hände über seine.
Ashyra: Nun, Vivi, wenn ich die letzten beiden
Wochen Revue passieren lasse, dann würde ich sagen: Ja.
Vivienne: Du hast Glück, Cvoa. Eine
Beschwerde von meinem Schwesterherz, und du bekämst es mit mir zu
tun!
Cvoa-L'yyn mustert sie von oben bis unten.
Cvoa: Das könnte ich mir fast überlegen.
Ashyra(tadelnd): Cvoa-L'yyn! Muß ich dich
daran erinnern, daß ich dich zu meinem Eigentum erklärt habe?
Das beinhaltet die Exklusivrechte an dir.
Cvoa(tragisch): Du bist hart.
Vivienne schüttelt amüsiert den Kopf. Wenn sie das recht
betrachtet, scheint Ashyra Cvoa um den Finger gewickelt zu haben. Aber
trotzdem...
Vivienne(formell): Cvoa-L'yyn, gewährst du mir
die Erlaubnis, dich zu scannen?
Cvoa(verwundert): Wieso das?
Vivienne: Ich möchte mich vergewissern, ob du
dich Ashyra gegenüber korrekt verhältst, oder ob du sie nicht
doch vielleicht beeinflußt.
Cvoa: Meinst du nicht, Ashyra ist in der Lage, das
ebensogut zu beurteilen wie du?
Vivienne: Sie ist in dich verliebt und daher kaum
zu einem objektiven Urteil fähig.
Ashyra(verweisend): Vivienne!
Cvoa(belustigt): Wenn es dich glücklich
stimmt.
Seufzend läßt er Ashyra los und hält Vivienne die
Hände entgegen, die sie prompt ergreift.
Cvoa: Nun, was willst du von mir wissen?
Vivienne: Die Wahrheit. Was ist meine
Schwester für dich?
Cvoa: Eine wundervolle Frau und so, wie es
aussieht, demnächst meine Gefährtin.
Vivienne(entgeistert): Dann meinst du das
wirklich ernst?!
Cvoa(gestreßt): Das erwähnte ich
bereits. Bist du jetzt zufrieden?
Vivienne(verwirrt): Ja, bin ich.
Cvoa entzieht ihr seine Hände, woraufhin der telempathische
Link zusammenbricht und nimmt lieber wieder Ashyra in die Arme.
Viviennes Gedanken sind hart und sachlich gewesen, und er sehnt sich
nach Ashyras sanftem, zärtlichen Geist.
Ashyra: War sie sehr schlimm?
Cvoa(betont tragisch): Ja!
Ashyra: Du willst ja nur von mir getröstet
werden.
Cvoa(grinsend): Natürlich.
Während Ashyra sich hingebungsvoll Cvoa widmet, wandert
Vivienne kopfschüttelnd zum Buffet und organisiert sich erst einmal
einen ziemlich prozentigen Drink. Ihre kleine Schwester und Cvoa-L'yyn
-- das ist...grotesk!
Und doch, wenn sie die beiden so ansieht... Vivienne genehmigt sich
noch ein Glas. Wie sollte sie das ihren Eltern erklären? 'Tut mir
leid, Mom und Dad, aber Ashree ist mit unserem Erzgegner Cvoa-L'yyn
liiert'? Sie seufzt vor sich hin, als Keryam vorbeikommt.
Keryam: Vivienne, was hast du denn?
Vivienne: Das fragst du?
Sie deutet auf Ashyra und Cvoa-L'yyn.
Keryam: Hm. Solange sie glücklich sind...
Vivienne: Du hast gut reden. Hast du schon ganz
die netten Überraschungen vergessen, die Cvoa-L'yyn hier
veranstaltet hat? Er hat Fyu und T'yla entführt, dann war da die
Sache mit den Sonnenparasiten, der Diebstahl der Terra, die
Sache mit dem exenischen Präsidenten, die diversen Raubzüge...
Keryam: Zugegeben. Aber hast du dir schon mal
überlegt, aus welchen Motiven Cvoa gehandelt hat?
Vivienne: Ist das denn so relevant?
Keryam: Ich finde schon.
Vivienne: Ich fasse es nicht, sag bloß, du
willst ihn in Schutz nehmen?!
Keryam: Nicht direkt. Aber nehmen wir einmal an,
es herrscht ein Krieg zwischen zwei Planeten. Wenn jetzt jemand von der
Welt A sich auf der Welt B einschmuggelt und versucht, den Krieg
für seine Welt zu entscheiden -- ist der dann ein Verbrecher?
Vivienne: Die Vier Galaxien liegen mit
niemandem im Krieg.
Keryam: Bist du dir da so sicher?
Vivienne: Wovon redest du?
Keryam: Daß der Bund der Vier
Galaxien in der Vergangenheit einige schwere Verbrechen an den
Völkern der Vereinigung Tressila begangen hat.
Vivienne: Hat dir das Tesco erzählt?
Keryam: Unter anderem.
Vivienne: Aber das ist doch Ewigkeiten her!
Keryam: Für die Vereinigung Tressila
scheint es sich dabei aber immer noch um ein schweres Trauma zu handeln.
Cvoa-L'yyn ist im eigentlichen Sinne nicht böse.
Vivienne: Ich würde sagen, es gibt eine ganze
Menge Leute, die dir da energisch widersprechen würden. Immerhin
ist es seine Schuld, daß T'yla so böse geworden. Sie hat
während ihrer Laufbahn Tausende von Leuten umgebracht!
Keryam: Ich glaube nicht, daß Cvoa für
T'ylas Entwicklung verantwortlich ist.
Vivienne: Ich habe das Gefühl, dein
ständiger Umgang mit Tesco beeinträchtigt dein
Urteilsvermögen bezüglich dessen Vater beträchtlich.
Keryam: Wenn Cvoa tatsächlich so einen
schlechten Einfluß auf T'yla gehabt haben soll, wie erklärst
du dir dann Tesco? Der ist doch einfach nur lieb und nett und alles.
Vivienne: Vielleicht ist der das weiße Schaf
in der Familie.
Keryam: Ach, Quatsch! T'yla war immerhin
zwölf Terra-Jahre alt, als Cvoa sie entführte. Du glaubst
doch nicht, daß er sie tatsächlich 'umprogrammiert' hatte?
Ich erinnere an ihre Aussage, kurz bevor sie von den Friedenshütern
tatsächlich umprogrammiert wurde! Sie sagte doch selbst, sie
wäre freiwillig bei ihm geblieben.
Vivienne: Das war ja zu erwarten gewesen.
Keryam: Und was ist mit Ashyra? Bist du der
Ansicht, sie ist auch umprogrammiert worden?
Vivienne: Nein, das nicht. Aber ich kann sie auch
nicht verstehen.
Keryam: Wieso das nicht? Sieh dir die beiden doch
an. Glaubst du, Cvoa veranstaltet nur eine Show?
Vivienne(zögernd): Es kommt mir nicht so vor.
Keryam: Wenn Cvoa nur ein bißchen seinem Sohn
ähnelt -- und mir kommt es so vor, als ob sie sich sehr
ähnlich sind --, dann kann ich dir garantieren, daß Ashyra
sich einen der wundervollsten Männer weit und breit geangelt hat.
Vivienne(ungläubig): Cvoa-L'yyn?!
Keryam: Allerdings.
Vivienne: Man könnte meinen, du seist auch in
ihn verknallt.
Keryam(belustigt): Ich habe Tess. Einer aus der
Familie reicht.
Vivienne(seufzend): Warum hat sich Ashree nicht an
Laé halten können?
Keryam: Weil Laé ein Kotzbrocken ist.
Vivienne(verweisend): Aber Keryam!
Keryam: Tut mir leid, du weißt doch, wie ich
zu ihm stehe.
Vivienne: Ich frage mich bloß, wie ich das
meinen Eltern erklären soll.
Keryam: Warum solltest du überhaupt etwas
erzählen? Ist das nicht Ashyras Sache?
Vivienne: Naja, ich bin doch aber die ältere
Schwester.
Keryam: Na und? Ich habe keine Geschwister und
mußte Tesco auch irgendwie erklären.
Vivienne: Und?
Keryam: S'ci und Fyu haben es bemerkenswert
gelassen aufgenommen. Cvoa übrigens auch.
Vivienne: Hm.
Keryam bedient sich nun auch von dem Buffet.
Keryam(genießerisch): Dieser Salat ist
einfach köstlich.
Vivienne(seufzend): Du hast recht. Warum soll ich
mir Ashrees Kopf zerbrechen? Und eins muß man Cvoa-L'yyn lassen
-- er sieht zumindest unverschämt gut aus.
Keryam: Außerdem ist er ein Empath, genau wie
Tesco. Du kannst sicher sein, daß er Ashyra niemals absichtlich
in irgendeiner Art und Weise verletzen würde.
Vivienne: Wie ist es denn, mit einem Empathen
zusammen zu sein?
Keryam: Sehr praktisch. Tess merkt immer, in was
für einer Stimmung ich mich befinde und handelt dementsprechend.
Außerdem sind wir stets absolut ehrlich zueinander, weil
irgendwelche Schwindeleien sofort auffallen würden. Und
überhaupt ist es einfach wundervoll, seine Gedanken mit dem
geliebten Partner zu teilen.
Vivienne: Dabei bist du doch nicht einmal
telepathisch oder empathisch begabt -- wie funktioniert das denn
überhaupt bei dir?
Keryam: So genau habe ich das auch nicht
verstanden. Ich kann sowieso nur mit einem Empathen einen Link formen.
Ein Telepath ist nicht kompatibel zu mir.
Vivienne: Stimmt. Das hat Ashyra mir erzählt,
als sie versehentlich einmal deine Oberflächengedanken gestreift
hat.
Keryam: Da kann ich aber nichts zu. Naja, auf
jeden Fall scheint meine Amyshica-Fähigkeit zu bewirken, daß
ich mich mit Tesco sogar gedanklich unterhalten kann, obwohl das bei
reinen Empathen eigentlich nicht möglich wäre.
Vivienne(sinnierend): Ich kann meine Gedanken
generell in andere Personen hineinprojizieren, sofern sie nicht
abgeschirmt sind oder diese Amyshica-Fähigkeit haben.
Derweil hat Tesco seine Gefährtin gesucht und hier am Buffet
wiedergefunden. Er tritt hinter sie und nimmt sie in die Arme.
Tesco: Da bist du, dhévha! Ich
habe dich vermißt.
Keryam: Mh, Tess...
Sie lehnt sich an ihn.
Vivienne: Sag mal Tesco, was hältst du von der
Liaison von deinem Vater mit meiner Schwester?
Tesco: Nun, eins ist sicher, Cvoa scheint es
überaus ernst zu meinen.
Vivienne: Ich fasse es einfach nicht!
Tesco: Was? Hältst du es für so
unwahrscheinlich, daß mein Vater zu solchen Gefühlen
fähig ist?
Vivienne: Das eigentlich nicht -- aber ausgerechnet
Ashyra!
Tesco: Ashyra ist eine intelligente, hübsche
junge Frau mit telepathischen Fähigkeiten. Ich finde, sie
paßt hervorragend zu meinem Vater, auch wenn sie noch ziemlich
jung ist. Wie alt war sie noch? 18 oder 19?
Vivienne: Mein Schwesterherz wird in zwei Monaten
19. Hm... Vermutlich hast du recht.
Sie sieht zu den Subjekten der Unterhaltung herüber. Cvoa und
Ashyra stehen sich gegenüber und halten sich an den Händen.
Es sieht so aus, als hätten sie sich in ein Privatuniversum
zurückgezogen.
Keryam: Ich finde die zwei total süß.
Vor allem kann ich mich nicht entsinnen, wann ich Ashree in der letzten
Zeit so wunderschön und strahlend gesehen habe.
Vivienne: Hm. Das ist wahr. Vor allem hatte sie
ihr Outfit in den letzten Wochen immer mindestens einmal pro Woche total
umgekrempelt, weil sie unzufrieden mit sich und der Welt war.
Tesco: Wenn du mich fragst ist sie momentan alles
andere als unzufrieden mit sich und der Welt. -- Soll ich dir mal was
verraten? Sie hat Cvoa einen Antrag gemacht.
Er grinst Vivienne an, die ziemlich schockiert dreinblickt.
Vivienne: Wie bitte?!
Tesco: Und er meinte, er würde es sich
überlegen.
Vivienne: Hast du noch so ein paar Schocks für
mich? Zum Beispiel, daß sie ein Kind von ihm erwartet?
Tesco(belustigt): Nicht daß ich
wüßte. Du kannst sie ja fragen.
Vivienne: Ich glaube, darauf werde ich lieber
verzichten.
Keryam: Ich frage mich, ob S'ci und Fyu noch
kommen.
Tesco: Abwarten. Kerry, meinst du, sie wären
sehr irritiert, hier auf Dad zu treffen?
Keryam: Ich denke, sie werden darauf verzichten,
ihn festzusetzen. Abgesehen davon findet meine Mutter Cvoa höchst
...faszinierend.
Keryam kann es immer noch nicht fassen, was Cvoa ihr erzählt
hatte, als Tesco sie ihm vorgestellt hatte. Der Syaane hatte sie
angesehen und meinte beinahe wehmütig: "Du bist genauso
schön wie deine Mutter." Auf ihre Frage, was er damit sagen
wollte, gab er zu, daß er eine heimliche Liaison mit S'ci Coroun
gehabt hatte - bis diese sich dann einige Zeit später
endgültig für Fyu entschied. Dies ist auch einer der
Gründe dafür, warum Cvoa immer noch nicht sonderlich gut auf
Fyu zu sprechen ist.
Vivienne: Welches weibliche Wesen findet das nicht?
Sogar ich muß zugeben, daß ich ihn sehr attraktiv finde. Er
ist überaus intelligent, charmant und charismatisch, und was mich
besonders fasziniert ist, daß er einerseits so dominant und
männlich und andererseits ausgesprochen gefühlvoll ist. Das
ist eine verheerende Mischung, würde ich sagen.
Unbemerkt von den dreien sind Cvoa-L'yyn und Ashyra hinzugetreten.
Der Syaane grinst breit, als er Viviennes Äußerung hört.
Ashyra: Du hast noch ein paar Punkte vergessen,
Schwesterherz.
Vivienne wird knallrot.
Ashyra: Außerdem ist er humorvoll,
zärtlich, leidenschaftlich, erotisch...
Cvoa-L'yyn sonnt sich sichtbar in dem Lob.
Ashyra(trocken): ...und schrecklich eingebildet.
Cvoas darauffolgender Gesichtsausdruck verursacht einen heftigen
Heiterkeitsausbruch bei Keryam, Tesco und Vivienne. Ashyra grinst ihn
an, ehe sie ihn hingebungsvoll küßt.
Ashyra: Irgendwer muß doch dafür sorgen,
daß du auf dem Teppich bleibst.
Cvoa seufzt tragisch.
Vivienne(neugierig): Hat er eigentlich auch
schlechte Eigenschaften?
Ashyra mustert ihn von oben bis unten.
Ashyra: Nun, abgesehen davon, daß er
anmaßend, unverschämt und frech ist, nicht.
Cvoa(amüsiert): Ich bin nun mal so gut wie
perfekt.
Vivienne(ungläubig): Sonst nichts?
Ashyra betrachtet Cvoa nachdenklich und malt mit dem Finger Muster
auf seine Vorderfront. Das changierende Material seines Overalls
wechselt bei Berührung die Farben.
Ashyra(ein wenig erstaunt): Nein, sonst nichts.
Zumindest habe ich bislang keine festgestellt.
Cvoa(grinsend): Wieso? Sollte ich welche haben?
Er legt die Hände auf ihre Hüften und sieht sie belustigt
an. Ashyra spürt sein Verlangen über den telempathischen Link
und schmiegt sich an ihn.
Ashyra(kichernd): Ich muß mich korrigieren,
da ist doch eine schlechte Eigenschaft. Er ist sexbesessen.
Cvoa(noch breiter grinsend): Bis jetzt hast du dich
noch nicht darüber beschwert.
Vivienne schüttelt nur den Kopf.
Vivienne: Ihr habt Glück, daß es hier
nicht sehr viele Telepathen gibt, sonst müßte man euch wegen
kontinuierlicher Jugendgefährdung einsperren. Aber in getrennte
Zellen!
Ashyra guckt ertappt und errötet.
Cvoa: Ich dachte, Folter wäre hier verboten.
Er macht so ein tragisches Gesicht, daß alle losprusten.
Vivienne: Ashree, ich glaube, du bist zu beneiden.
Ashyra(strahlend): Endlich siehst du es ein!
Sie legt den Kopf an Cvoas Schulter.
* * *
Unbemerkt ist eine weitere Person angekommen, ein hellhäutiger
junger Mann mit goldenen Haaren, der eine standardmäßige
weiß/silberne Friedenshüter-Kombination trägt.
Laé(entgeistert): Was haben wir denn hier?
Cvoa-L'yyn in trauter Gemeinschaft mit diversen Damen von den
Friedenshütern. Sag mal Ashyra, bist du von allen guten Geistern
verlassen? Ich dachte eigentlich, du wärst mit mir zusammen?!
Ashyra(liebenswürdig): Vergiß es,
Laé.
Laé(ärgerlich): Was soll das
heißen?
Ashyra: Ich habe kein Interesse mehr daran, von dir
dazu benutzt zu werden, um dein von Keryam so sehr gebeuteltes Ego
wieder aufzupäppeln. Such dir jemand anderen dafür.
Keryam(verärgert): Sag mal, Laé, warum
bist du überhaupt hier hergekommen? Nur um herumzustänkern?
Du bist nicht eingeladen.
Laé(süffisant): Mir scheint aber, es
war eine sehr gute Idee, insbesondere, da ich hier endlich die Chance
habe, Cvoa-L'yyn einzukassieren. Und wir beide werden uns noch
über unsere Beziehung unterhalten, Ashyra.
Ashyra: Davon träumst du aber nur.
Sie schüttelt den Kopf und fragt sich, warum sie nicht auf
Keryam gehört hat, die ihr von jeher abgeraten hatte, sich mit
Laé einzulassen.
Sicherheitshalber läßt sie Cvoa los, um diesen nicht zu
behindern, falls Laé irgendwelche dummen Aktionen plant.
Entschlossen funkelt sie Laé an. Sie würde es nicht
zulassen, daß dieser sich in irgendeiner Art und Weise an Cvoa
vergriff.
Laé: mecon; Laé an Cole:
Bitte kommen!
Cole: Hallo Laé! Was gibt es?
Laé: Ich habe Cvoa-L'yyn erwischt.
Transmit-Feld für zwei Personen. Danke und bye, Cole.
Prompt erscheint ein grünlich/goldenes Feld.
Laé: Gehst du freiwillig, Cvoa, oder soll
ich dich per Telekinese hindurchbefördern?
Ashyra: Du wirst gar nichts!
Völlig überraschend stürzt sie sich auf Laé
und schubst ihn durch das Feld. Cvoa-L'yyn guckt ziemlich verdutzt, vor
allem, da Ashyra die Hände vor das Gesicht schlägt und
aufschluchzt, ehe sie tief ein-- und ausatmet und sich wieder unter
Kontrolle bringt. Vivienne starrt ihre Schwester schockiert an.
Vivienne: Was hast du getan?!
Ashyra(ganz ruhig): Keryam, ist dein Rihkuun hier?
Keryam: Sicher. Warum?
Ashyra: Wärst du bitte so lieb, für mich
ein Transmit-Feld zum Raumhafen von Antrea-Máryn anzufordern?
Für zwei Personen. Ich werde vermutlich so bald nicht
zurückkommen.
Vivienne: Ashree!
Keryam: Bist du dir wirklich sicher?
Ashyra nickt stumm. Sie wirkt, als stünde sie unter einem
Schock. Cvoa-L'yyn spürt, daß irgendetwas nicht mit ihr
stimmt und nimmt sie in die Arme. Keryam schaut sie fragend an.
Ashyra: Kerry, weißt du, was ich getan habe?
Ich habe Laé mit meinen PSI-Fähigkeiten attackiert, bevor
ich ihn in sein Rihkuun zurückgeschickt habe. Du weißt, wie
stark meine kombinierte Hypnose/Telepathie-Begabung ist. Wenn er Pech
hat, habe ich seine PSI-Fähigkeiten für immer ausgebrannt. Er
könnte sogar tot sein! Ich weiß nicht, ob er seine Schilde
schnell genug aktiv hatte.
Keryam: Aber ...warum?
Ashyra(hilflos): Ich habe einfach zugeschlagen.
Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, daß er mir Cvoa wegnehmen
wollte. Kerry, ich kann nicht mehr hier bleiben, das ist dir doch auch
klar.
Sie bemüht sich mit aller Kraft, ruhig zu bleiben, doch Cvoa
fühlt ihr Entsetzen über das, was sie getan hat. Er streicht
ihr sanft über das Haar.
Ashyra(verzweifelt): Bitte!
Keryam: mecon; Keryam an Coat: Bitte
kommen!
Coat: Hallo Keryam! Was gibt es?
Keryam: Peil mich ein und bau ein Transmit-Feld
für zwei Personen zum Raumhafen von Antrea-Máryn auf. Danke
und bye, Coat.
Ashyra(erleichtert): Danke, Keryam.
Sie umarmt erst ihre Freundin, dann Vivienne.
Cvoa: Ich denke, wir werden noch eine Weile auf
Blaccóllo bleiben. Keryam, du kannst jederzeit mit Tesco
vorbeikommen. Du auch, Vivienne. A-tás.
Ashyra: Auf Wiedersehen.
Cvoa-L'yyn und Ashyra treten durch das Transmit-Feld und stehen
prompt am Rand des Raumhafens von Antrea-Máryn.
Ashyra(verzweifelt): Himmel, Cvoa, ich habe totalen
Mist gebaut.
Cvoa: Sagen wir mal, du hast gehandelt, ohne
nachzudenken. Komm, laß uns erst einmal die Terra von
Véléna holen.
Sie fahren mit einem Zubringer zu Cvoas Raumgleiter und starten zum
fünften Accra-Planeten.
Cvoa: Was meinst du, wann werden sie versuchen,
dich zurückzuholen?
Ashyra: Nun, Keryam und Vivienne werden nichts
sagen, und ich glaube, Kenny hat gar nicht mitgekriegt, was passiert
ist. Es hängt davon ab, wann Laé wieder aufwacht.
Wenn er wieder aufwacht. Sein Rihkuun-Computer weiß ja
nicht, was vorgefallen ist, und ein PSI-Schock ist von einem der
Computer schwer festzustellen.
Cvoa: Was würden sie denn mit dir tun?
Ashyra: Ich habe Laé mit meinen
PSI-Fähigkeiten angegriffen und das nicht zum Schutz meines Lebens.
Insbesondere habe ich dadurch dir zur Flucht verholfen. Laé oder
seine Verwandten könnten verlangen, daß man mir meine
PSI-Talente nimmt, und um so mehr, wenn ich ihn tatsächlich
ausgebrannt habe.
Cvoa: Aber das ist doch genau so schlimm, als wenn
man einem Dieb die Hand abschlägt!
Ashyra: Diese Regeln sind von Leuten ohne
PSI-Begabungen gemacht worden. Für die klingt das nicht nach einer
grausamen Strafe.
Cvoa(geschockt): In meinen Augen bedienen die
Friedenshüter sich ziemlich barbarischer Strafmaßnahmen.
Nicht alleine, daß sie T'yla töteten, indem sie ihre
Erinnerungen vollständig löschten, nun auch noch so etwas!
Ich glaube, ich habe Glück gehabt, daß ich bislang immer nur
den Systempolizeien in die Finger gefallen bin.
Ashyra: Stimmt. Ich glaube, als erste
Maßnahme sollte ich meinen mecon-Sender und
--Empfänger loswerden. Darüber kann ich überall in den
Vier Galaxien eingepeilt werden.
Cvoa: Wo liegt das Problem?
Ashyra: Das Gerät ist in meiner rechten
Schulter eingepflanzt. Traust du dir zu, das Ding herauszunehmen? Ich
komme da leider selber nicht dran, da ich mit der linken Hand nicht so
präzise arbeiten kann. Ich hoffe, du hast auch eine
Medo-Ausrüstung für Cyrea-Abkömmlinge dabei.
Cvoa: Ich denke, ja.
Ashyra: Gut. Hauptsache, du hast ein gutes
Lokalanästhetikum und einen Wundkleber da. Das Gerät ist nur
etwa 2cm lang und hat einen Durchmesser von 0.5cm, es dürfte also
nicht allzu problematisch sein.
Cvoa: Ich bin erstaunt, wie gefaßt du das
alles betrachtest.
Ashyra: Soll ich etwa in Hysterie verfallen?
Ashyra schließt geschafft die Augen und lehnt sich im
Co-Pilotensitz zurück. Cvoa stellt das Schiff auf Autopilot, geht
zu ihr hinüber und setzt sich auf die Armlehne. Während er
zärtlich die Arme um sie legt, sendet er ihr beruhigende Gedanken
zu.
Cvoa: Ich bin bei dir.
Ashyra(leise): Ich weiß. -- Aber so hatte
ich mir das eigentlich nicht vorgestellt.
Sie lehnt sich an ihn.
Ashyra: Ich sollte Keryam bitten, meine Sachen aus
dem Appartement in Antrea-Máryn zu holen.
Cvoa: Noch hast du deinen mecon-Sender.
Ashyra: Stimmt.
Sie ruft Keryam an und leitet alles in die Wege.
Ashyra: Tesco wird alles mit der EX nach
Blaccóllo bringen.
Cvoa: Sehr gut.
Mittlerweile sind sie in der Station auf Accra
V/Véléna in die Terra umgestiegen und nun auf dem
Weg zur Fur'ra Aralanka.
Cvoa: Hier in der Terra bist du erst
einmal sicher. Die habe ich nämlich nach meinen leidvollen
Erfahrungen mit dem Transmit-System entsprechend abgeschirmt.
Ashyra: Das ist beruhigend. -- Wetten, daß
diese ganze Aktion wieder einmal dir zugeschrieben werden wird? Der
böse, böse Cvoa-L'yyn hat es wieder einmal geschafft, eine
Friedenshüterin zu entführen und zu seinem Werkzeug zu machen.
Cvoa(seufzend): Bestimmt.
* * *
Schon bald darauf sind sie wieder in der Station über dem Planeten
Blaccóllo.
Ashyra: Ich bin müde.
Cvoa: Du siehst auch nicht besonders gut aus.
Komm, ich bringe dich ins Bett.
Er hebt sie auf die Arme.
Cvoa(ächzend): Uff, zu leicht bist du aber
nicht.
Das entlockt Ashyra ein Lächeln, und sie schlingt ihm die Arme
um den Hals.
Ashyra: So etwas erwähnt ein wahrer Kavalier
normalerweise nicht.
Cvoa: Sorry, Training hin oder her, Gewichtheben
ist nunmal nicht meine Spezialität.
Ashyra: Du bist un-mög-lich!
Mit etwas Mühe gelingt es Cvoa dennoch, sie die ganze Strecke
vom Hangar bis zu ihrem Quartier zu transportieren und auf dem Bett
abzulegen.
Cvoa(fürsorglich): Möchtest du noch etwas
zu essen oder zu trinken -- oder hast du noch einen anderen Wunsch?
Ashyra: Nein. Bloß, daß du dich zu mir
gesellst und mich einfach nur festhältst.
Dieser Aufforderung leistet Cvoa nur zu gerne Folge. Ashyra
kuschelt sich an ihn, dann läßt sie endlich ihren
Gefühlen freien Lauf und weint, bis keine Tränen mehr kommen.
Cvoa hält sie in den Armen, streichelt sie und fühlt sich
ansonsten völlig hilflos. Irgendwann beruhigt sie sich jedoch.
Ashyra(niedergeschlagen): Als ich davon sprach, mit
dir zu gehen, dachte ich eigentlich nicht daran, alle
Brücken hinter mir abzubrechen.
Cvoa: Was geschehen ist, läßt sich nicht
mehr rückgängig machen. Aber ich kann dir versprechen,
daß ich dir Syaana zu deiner Heimat machen werde.
Ashyra: Ich dachte, du wolltest und konntest mir
keine Sicherheiten bieten?
Cvoa: Ich habe meine Meinung geändert.
Er läßt sie seine Emotionen teilen, und sie sieht ihn ein
wenig verwundert und zärtlich an.
Ashyra(sanft): Du liebst mich?!
Cvoa: Seit mir klar wurde, was du tatsächlich
getan hast, trotz der Folgen, die es für dich haben würde.
Und warum du es getan hast.
Ashyra lächelt und schmiegt sich an ihn. Wenigstens das war
eine positive Wendung in dem ganzen Chaos.
Ashyra(gähnend): Himmel, bin ich erledigt. --
Mh, Cvoa, und ich liebe dich auch.
Sie rollt sich in seinen Armen zusammen und schläft
erschöpft ein. Cvoa-L'yyn schüttelt belustigt den Kopf und
beschließt, sich auch zur Ruhe zu begeben.
* * *
Man schreibt den 22:10:2253TZ. Nach terranischer Standardzeit wäre
es etwa später Nachmittag, doch auf Blaccóllo ist über
der Station gerade die blauweiße Sonne Dissilùvo
aufgegangen.
Cvoa-L'yyn ist es gelungen, sich aus dem Bett zu stehlen, ohne
Ashyra aufzuwecken, und er hat die Zeit genutzt, ein ausgiebiges
Frühstück zusammenzustellen und in sein Quartier zu bringen.
Da Ashyra immer noch im Land der Träume weilt, als er
zurückkommt, beschließt er, einer ausgiebigen Dusche zu
frönen und sich anzuziehen, ehe er sie dann doch liebevoll
wachküßt.
Ashyra: Cvoa.
Sie räkelt sich ausgiebig, was Cvoa-L'yyn prompt zu einigen
Streicheleinheiten verführt. Ashyra schnurrt behaglich und zieht
ihn zu sich herab.
Cvoa(belustigt): Willst du nicht erst einmal
frühstücken, Ashyra?
Ashyra: Cvoa, sag mir, daß das gestern alles
nur ein böser Traum war.
Cvoa: Leider nicht.
Er nimmt sie in die Arme und sendet ihre liebevolle Gedanken zu.
Ashyra: Ich wollte das eigentlich nicht.
Cvoa: Ich weiß. Aber es ist nicht mehr zu
ändern.
Ashyra: Du hast ja recht.
Sie rafft sich auf und verschwindet rasch im Bad. Als sie geraume
Zeit später zurückkommt, ist sie in einen monumentalen,
weißen Bademantel gehüllt.
Ashyra: Du hattest etwas von Frühstück
gesagt -- steht das Angebot noch?
Cvoa: Glaubst du, ich lasse dich hier darben?
Er schiebt ein Antigravtablett heran.
Ashyra: Herrlich! -- Äh, ich hoffe, du kannst
deinen Nahrungmittelsynthi auch mal zu Kaffee überreden...
Cvoa: Hm. Ich fürchte, ich muß
demnächst noch ein paar Samples in den Synthi eingeben. Zur Zeit
kann ich dir als warmes, koffeinhaltiges Getränk nur Rij-Sian,
Tvara-Tee oder Askadris anbieten.
Ashyra: Dann bleibe ich erstmal bei Rij-Sian.
Cvoa: Das ist gut. Davon habe ich nämlich
schon eine große Thermokaraffe geholt.
Sie speisen erst einmal in aller Ruhe. Nachdem die Robots alles bis
auf die Becher und den Rij-Sian abgeräumt haben, zieht Ashyra eine
Schnute.
Ashyra: Ich würde sagen, wir sollten jetzt
langsam zusehen, daß ich diesen mecon-Sender loswerde.
Cvoa: Ich fürchte, du hast recht. Zum
Glück habe ich ein paar Medorobots hier.
Ashyra: Hoffentlich welche von Kara...
Cvoa: Wenn, dann organisiere ich mir nur das beste
Material.
Ashyra: Obwohl, den kleinen Schnitt könntest
du doch auch selbst machen.
Cvoa(abwehrend): Lieber nicht!
Ashyra(belustigt): Cvoa, könnte es sein,
daß du ein kleines Problem hast?
Cvoa(verlegen): Äh, ja, nun... Ich kann nun
mal kein Blut sehen. Auch wenn es nicht blau ist...
Ashyra: Du bist süß. Was hast du denn
gemacht, wenn du dich verletzt hast oder krank warst?
Cvoa: Naja, normalerweise können die
Medorobots die meisten Sachen erledigen. Im Notfall wäre ich wohl
nach Pas-Come gegangen, da die Comaani meiner Physiologie halbwegs
ähnlich sind. Zum Glück war es jedoch nicht notwendig.
Ashyra: Haben sich die Medorobots auch um die
Geburt deiner Kinder gekümmert?
Cvoa: Hm. Im weitesten Sinne. Weißt du, aus
Sicherheitsgründen haben T'yla und ich entschieden, sie nicht von
ihr austragen zu lassen, da es zu Blutunverträglichkeiten zwischen
den Kindern und T'yla gekommen wäre. Wir haben einige Simulationen
durchgerechnet, wobei ersichtlich wurde, daß das syaanische Erbgut
T'ylas karanisches Erbgut komplett in den Hintergrund drängen
würde. Daher blieb nichts anderes übrig, als die Kinder in
einem künstlichen Uterus reifen zu lassen.
Ashyra: Oh. Aber ich finde es interessant,
daß es überhaupt möglich ist, daß Syaane und
Cyrea-Abkömmlinge genetisch kompatibel sind.
Cvoa: Vermutlich liegt es darin begründet,
daß die syaanische Rasse ursprünglich ein Genetic Engineering
Produkt der Veríní war.
Ashyra: Ich dachte, es hätten sich zwei
Kolonistengruppen von Laan und Veríní vermischt?
Cvoa: Das ist die offizielle Version. Der
tatsächliche Ursprung der Syaane wird nicht gerne diskutiert, aber
es sind vor einigen tausend Jahren diesbezügliche Unterlagen
gefunden worden. Im Alten Krieg der Vier Galaxien
gegen die Vereinigung Tressila haben insbesondere die Laan
fürchterlich gewütet. Einige Wissenschaftler der
Veríní haben daraufhin laanische Kriegsgefangene zu
Experimenten benutzt, um sich ihrerseits eine Kriegerrasse zu schaffen,
die dann die Laan unterwandern und von innen her bekämpfen sollte.
Natürlich sollte diese Kriegerrasse über entsprechende
Fähigkeiten verfügen, besonders anpassungsfähig sein etc.
Und sie wollten ihnen PSI-Talente anzüchten, die sie zu
unüberwindlichen Gegnern für die Rassen der Vier
Galaxien machen sollten.
Cvoa-L'yyn nippt von seinem Rij-Sian.
Cvoa: Allerdings haben die Veríní
dabei nicht bedacht, daß sich die Natur nur begrenzt ins Handwerk
pfuschen läßt.
Ashyra: Wieso? Was ist passiert?
Cvoa: Nun, die 'Prototypen' der Syaane schienen
ihren Anforderungen zu genügen, aber als sie dann eine
Großserie von etwa 20000 Individuuen auflegten, zeigte die sich
ein wenig anders. Das Hauptproblem dabei war die PSI-Begabung. Anstatt
starker Telepathen und Telekineten, wie beabsichtigt, hatten sie fast
ausschließlich Empathen produziert. Logischerweise weigerten sich
die Empathen, in Kriegseinsätze zu gehen, da sie alle Gefühle
ihrer Gegner spüren konnten. Da die Veríní
wenigstens so viele Skrupel hatten, ihre Schöpfungen nicht einfach
zu vernichten, setzten sie diese auf einem unbewohnten Planeten ab. Das
Resultat ist die syaanische Rasse.
Ashyra sieht ihn aus großen Augen an.
Ashyra: Das klingt ja schrecklich!
Cvoa: Es ist inzwischen so lange her, daß die
Masse der Einwohner von Syaana es nicht mehr weiß. Es haben sich
mittlerweile sogar verschiedene Rassen innerhalb der Syaane ausgebildet.
Du wirst feststellen, daß die Hautfarben von Zartbleu bis
Dunkelblau reichen. Meine Hautfarbe beispielsweise liegt eher im
dunklen Bereich. So, und jetzt sollten wir tatsächlich die
Medorobots auf dich loslassen.
Ashyra: Nun gut.
Sie erhebt sich und zieht Cvoa ebenfalls in die Höhe, ehe sie
sich zur Medostation aufmachen.
Ashyra erläutert einem der Medo-Robots das Problem, und dieser
weist sie an, sich für einen Scan hinzusetzen. Binnen weniger
Sekunden projiziert er ein Holo ihrer rechten Schulter in den Raum, wo
der Sender orangefarben markiert ist.
Robot: Diagnose: Plastometallischer
Fremdkörper im Bindegewebe. Keine Verletzung. Behandlung:
Ambulante Entfernung des Fremdkörpers unter Einsatz eines
Lokalanästhetikums und einer Mikrosonde. Prognose:
Vollständige Heilung ohne Beeinträchtigungen wahrscheinlich.
Ashyra: Na bitte. Also ran ans Werk.
Der Robot macht sich an die Arbeit, und binnen Minutenfrist liegt
der kleine Sender in einer Schale.
Robot: Die Lokalanästhesie wird in etwa zehn
Minuten abklingen. Die Wunde ist versorgt und der Heilungsprozeß
medikamentös beschleunigt worden. In etwa zwei Tagen sollten Sie
nichts mehr davon spüren.
Ashyra: Hervorragend. Danke, Robot.
Sie begutachtet ihre Schulter, wo ein dünnes Spraypflaster
einen winzigen Schnitt bedeckt, ehe sie sich wieder in ihren Bademantel
wickelt.
Ashyra: Es ist schon ein komisches Gefühl,
wenn ich daran denke, daß ich jetzt nicht mehr einfach mit einem
Gedanken irgendjemanden anrufen kann.
Cvoa: Aber dafür kann man dich auch nicht mehr
auf Schritt und Tritt überwachen.
Ashyra: Tesco hat sich ja geweigert, einen
mecon-Sender implantiert zu bekommen.
Cvoa: Was ich durchaus verstehen kann.
Unerwartet ertönt ein summendes Signal.
Cvoa: Oh, ein Funkspruch. Das kann eigentlich nur
Tesco sein.
Er geht zu einem Viphongerät in der Medostation und nimmt den
Spruch entgegen.
Tesco: Hi Dad. Ich habe Ashyras Sachen dabei.
Keryam ist natürlich auch mitgekommen.
Cvoa: Hallo Tesco. Ich lege dir einen Peilstrahl
zu einem freien Hangar. Bis gleich.
Tesco winkt kurz, dann unterbricht er die Verbindung, während
Cvoa dem Stationscomputer Anweisung gibt, die EX auf einen Landestrahl
zu setzen.
Cvoa: Komm, gehen wir zum Hangar.
Ashyra: Ich sollte mir erst etwas vernünftiges
überziehen.
Er begutachtet sie und zieht sie vorsichtig in die Höhe.
Cvoa: Stimmt. -- Wie geht's deiner Schulter?
Ashyra: Den Umständen entsprechend gut.
Cvoa: Gut.
Sie wandern also zum Unterdeck der Station, wobei sie zunächst
kurz im Wohnbereich stoppen, damit Ashyra sich einen bequemen
Freizeitanzug überstreifen kann. Im Hangar parkt die EX neben der
Terra, und Keryam und Tesco sind bereits damit
beschäftigt, einige Robots anzuweisen, diverse Kisten und Taschen
aus dem Schiff zu räumen.
Ashyra schlägt beinahe die Hände über dem Kopf
zusammen.
Ashyra: Ihr habt ja wirklich meine ganze
Wohnung ausgeräumt.
Keryam: Ich mache keine halben Sachen.-- Ay
jéesha, Ashree, wie konnte das nur passieren?
Ashyra(ziemlich fertig): Ich habe einfach die
Beherrschung verloren. Hat Laé die Attacke überlebt?
Keryam: Das schon, aber seine PSI-Fähigkeiten
haben schweren Schaden davon getragen. Momentan sieht es so aus, als
wäre er komplett ausgebrannt.
Ashyra schließt niedergeschlagen die Augen, woraufhin Cvoa sie
tröstend in die Arme nimmt.
Keryam: Ashree, es ist nicht zu ändern.
Meiner Meinung nach hat Laé sich das ganz alleine zuzuschreiben.
Normalerweise sucht er sich ja immer Leute, die schwächer sind als
er, um sie zu trietzen, aber diesmal hat er sich wohl ein wenig
verrechnet.
Ashyra: Das ist es ja. Ich bin mehrere Levels
stärker als er, daher hatte er nicht die geringste Chance!
Keryam(gnadenlos): Das hätte er sich
früher überlegen müssen.
Sie lehnt sich an eine der Kisten, deren Antigrav-Aggregate
abgeschaltet sind, so lange sie noch herumstehen.
Keryam: Aber daß du deswegen ins Exil gehen
mußt...
Sie holt tief Atem.
Keryam: Das finde ich höchst unfair.
Ashyra: Ich habe nicht die geringste Lust, mir
meine PSI-Fähigkeiten nehmen zu lassen. Ich fürchte, meine
Mutter wird sich kolossale Vorwürfe machen, weil sie mich doch
trainiert hat. Das oberste Gebot in der PSI-Technik ist
schließlich völlige Selbstbeherrschung, damit so
etwas nicht passiert.
Keryam: Madhánys, du bist doch auch nur ein
Mensch! Du ahnst nicht, wie oft Laé mich in Versuchung
geführt hat, ihm eine Abreibung zu erteilen.
Ashyra: Aber du hast nichts getan.
Keryam: Er hat einfach Glück gehabt.
Cvoa: Was haltet ihr davon, wenn wir nach oben
gehen und uns ein gemütlicheres Eckchen für unsere
Unterhaltung suchen?
Tesco: Gute Idee. -- Dad, wohin soll der Kram?
Cvoa: Moment.
Er gibt den wartenden Robots detaillierte Anweisungen.
Cvoa: So, und jetzt kommt erst mal mit nach oben.
Keryam: Ich finde diese Station irgendwie
fantastisch.
Sie guckt durch den transparenten Hangarboden nach unten, wo gerade
eine Erdspalte dekorativ Magma hervorquellen läßt.
Cvoa(amüsiert): Was meinst du, warum ich sie
so in Auftrag gegeben habe?
Er macht eine einladende Geste, und sie wandern zum Axial-Lift, der
sie in das Deck hinauf trägt, wo sich die Wohnräume befinden.
Cvoa: Bitte, setzt euch doch.
Sie nehmen Platz, und Cvoa weist einen der allgegenwärtigen
Robots an, ein paar Erfrischungen zu bringen.
Cvoa: Was haben deine werten Kollegen denn nun mit
Ashyra vor, wenn sie sie erwischen?
Keryam: Da sind sie sich noch weitestgehend uneins.
Carmee hat sogar gefordert, daß ich auch aus dem Dienst entlassen
werden soll, da ich Ashyra und dir letztendlich zur Flucht verholfen
habe. Ich konnte ihnen zum Glück weismachen, daß ich nicht
wußte, was passiert war, als ich für dich das Transmit-Feld
angefordert habe.
Ashyra: Du kannst doch behaupten, ich habe dich
unter Hypnose gesetzt. Mein PSI-Level ist bei den Friedenshütern
mit Abstand der höchste, wenn man mal von meiner Mutter absieht.
Keryam: Ashree, ich bin eine elh-asthérys
und verfüge daher über ein gutes Maß der amyshicaan
Viláyan-Fähigkeit. So blöd ist nicht einmal Carmee,
daß sie mir das abnimmt. Aber wenigstens kann mich keiner der
Telepathen scannen.
Cvoa: Und was ist mit Tesco?
Keryam(grinsend): Den wird vermutlich auch keiner
der Telepathen noch mal scannen wollen. Als Raké ihn gestern in
die Mangel nehmen wollte, habe ich ihn abgeschirmt, mit dem Resultat,
daß der Scan dasselbe Resultat aufwies wie bei mir -- nämlich
einige Zeit Medostation für den ausführenden Telepathen.
Tesco: Dhévha, das ist einer der
Gründe, warum ich nicht umhin kann, dich zu lieben.
Keryam himmelt ihn an und gibt ihm einen Kuß.
Keryam: Sâvhi, dhévho.
Cvoa-L'yyn lächelt still in sich hinein. Er ist froh,
daß sein Sohn schon ihn so jungen Jahren eine Lebensgefährtin
gefunden hat, und als Ashyra sich verliebt an ihn lehnt, ist er
glücklich, daß es ihm nun endlich auch wieder gelungen ist.
Er streicht zärtlich durch ihr Haar.
Keryam: Übrigens, Ashree, deine Eltern und
Vivienne wollen auch mal hier vorbeikommen. Ich glaube, C.Alya ist
ziemlich aufgebracht.
Ashyra: Irgendwie kann ich mir das lebhaft
vorstellen.
Keryam: Ich glaube, du vertust dich. C.Alya ist
aufgebracht, weil die Friedenshüter ihr stärkstes PSI-Talent
vernichten wollen, nur weil die dem notorischen Störenfried und
Unruhestifter Laé endlich mal die Lektion erteilt hat, die er
schon länger verdient hat.
Ashyra starrt Keryam ungläubig an.
Ashyra: Das hat sie gesagt?
Keryam: Genau das.
Ashyra lächelt, wobei ihr ein paar Tränen über die
Wange laufen. Verlegen wischt sie diese ab.
Ashyra: Das hätte ich nicht von ihr erwartet.
Keryam(zustimmend): Deine Mutter ist klasse. --
Ach übrigens, Ashyra, ich habe noch etwas hier für dich.
Sie legt einen kleinen Koffer auf den Tisch und öffnet ihn.
Einige Dutzend Speicherkristalle schimmern auf schwarzem Stoff wie
Diamanten.
Keryam: Das sind die kompletten Unterlagen
über die Transmit-Technologie der Alten Völker
Ashyra(entgeistert): Aber Kerry!
Keryam: Nun, ich dachte mir, vielleicht kannst du
das brauchen.
Ashyra: Aber wenn die Hauptcomputer das
mitkriegen...
Keryam: Ich habe schon vor Jahren das, was mich
interessierte, auf Kristallen abgespeichert, damit ich jederzeit alles
nachschlagen kann, ohne daß mich immer ein neugieriger Comp fragt,
warum ich das gerade jetzt wissen möchte. Das
hier ist eine Kopie von einem meiner Sätze.
Ashyra: Du bist paranoid.
Keryam: Sicher. Du kennst ja mein Motto 'Lieber
vorsichtig als tot'.
Ashyra: Aber die ganzen wissenschaftlichen Daten...
Keryam: Ich denke nicht, daß du oder Cvoa das
mißbrauchen werdet. Wer weiß, vielleicht können wir ja
eine private Transmit-Strecke zwischen Ssi-Srilna und Cirenn-S'cirain
aufbauen. Es ist an der Zeit, daß die Beziehung der Vier
Galaxien und Dega-Zathi zur Vereinigung Tressila
normalisiert wird, und wenn das nicht offiziell geht, sollten wir eben
inoffiziell anfangen.
Was Keryam nicht ausspricht, ist die Tatsache, daß Ashyra ohne
die Transmit-Technologie und die bei jedem Sprung automatisch
ausgeführte Reparatur verbrauchter Körperzellen nur die
normale Lebenserwartung einer Karanéa hättte, und die liegt
mit etwa 250-300 Terra-Jahren erheblich unter der der syaanischen Rasse.
Cvoa: Ich weiß nicht, was ich dazu sagen
soll. Danke, Keryam.
Er reicht ihr die Hände, um über seine empathische
Begabung auszudrücken, was er fühlt. Keryam lächelt ihm
zu.
Keryam(leise): Ich habe eine Vorahnung, daß
in einigen hundert oder tausend Jahren eine Galaxien-Union entstehen
wird, wie sie nicht einmal zur Zeit des Bundes der Vier
Galaxien in den kühnsten Träumen der Alten
Völker erdacht worden ist.
Ashyra: Ist das ein Wunschtraum oder eine echte
Vision?
Keryam(ernsthaft): Ich denke, es ist beides.
Sie entzieht Cvoa-L'yyn ihre Hände wieder.
Keryam: Übrigens, Ashyra, bevor du mit Cvoa
nach Ssi-Srilna aufbrichst, möchte deine Mutter dich auf jeden Fall
noch mal sehen.
Cvoa: Sie kann sich gerne von Tesco herbringen
lassen.
Er lächelt und legt die Arme um Ashyra.
Cvoa: Immerhin sollte ich schließlich bei den
Eltern meiner zukünftigen Frau vorstellig werden, bevor ich sie
über den Abgrund zwischen den Galaxien entführe.
Ashyra: Ich hoffe nur, die beiden reißen dir
nicht den Kopf ab.
Cvoa(trocken): Ich auch.
Keryam: Wann wollt ihr denn losfliegen?
Cvoa: Das hat noch Zeit. Ich muß mich
schließlich erst seelisch darauf einstellen, daß ich jetzt
eine Lebensgefährtin habe.
Ashyra(entrüstet): Cvoa!
Cvoa(grinsend): Genau das meine ich.
Er vergräbt sein Gesicht in ihren Haaren und genießt ihre
Nähe. Ashyra spürt, wie in ihr wieder ein unbändiges
Verlangen nach ihm aufsteigt. 'Dhévho, ich will dich, hier und
jetzt -- äh, doch lieber nicht jetzt', ermahnt sie sich.
'Wir haben Besuch.'
Cvoa(belustigt): Ich fürchte, wir müssen
noch ein wenig an deiner Abschirmung arbeiten.
Ashyra: Hm?
Cvoa(grinsend): Nun, Syaana ist eine Welt voller
Empathen, und du projizierst deine Gefühle ziemlich stark nach
draußen. Vor allem, wenn es dich gerade wieder einmal
überaus nach meiner werten Person verlangt.
Ashyra(verlegen): Ich habe bislang immer nur darauf
achten müssen, daß ich meine Gedanken korrekt abschirme, und
damit hatte ich nie Probleme.
Cvoa: Das liegt daran, daß Gefühle auf
einer etwas anderen 'Frequenz' übertragen werden. Diese wird
offenbar gerade nicht mehr komplett von deinem normalen Schild
blockiert.
Ashyra wird ziemlich knallrot, vor allem, da Tesco sie breit
angrinst.
Ashyra: Dann mußt du eben etwas unternehmen,
damit ich nicht immer sofort daran denke, mit dir ins Bett zu
hüpfen, wenn du mich so festhältst oder ansiehst oder
streichelst.
Cvoa(amüsiert): Wer sagt, daß ich das
will?
Er läßt seine Hände sanft über ihren
Körper gleiten, und Ashyra seufzt hingebungsvoll auf.
Ashyra(anklagend): Du tust es schon wieder!
Tesco(grinsend): Wenn ihr beide der Zweisamkeit
frönen wollt, kann ich gerne Keryam mein hiesiges Quartier zeigen.
Cvoa: Vielleicht kommen wir nachher darauf
zurück.
Ashyra: Lustmolch!
Cvoa: Erzähl mir mehr...
Keryam lächelt und angelt nach Tescos Hand, ehe sie wieder
ernst wird.
Keryam: Übrigens, Ashyra, am 25:10:2253TZ wird
abgestimmt, was mit dir geschehen soll.
Ashyra: Ich glaube nicht, daß ich dabei sein
will.
Keryam(zustimmend): Das wäre vermutlich ein
taktischer Fehler.
Cvoa: Ich würde dich auch nicht in die
Höhle der Löwen gehen lassen -- dhévha.
Ashyra sieht ihn zärtlich an, als er sich an dem für ihn
fremden Wort versucht, das soviel wie 'gewählte
Lebensgefährtin' bedeutet.
Keryam fischt nach einer Schale mit Salzgebäck, die auf dem
Tisch steht und beschließt, abwechselnd Tesco und sich zu
füttern.
Keryam: Und was habt ihr in der Zwischenzeit hier
vor?
Cvoa: Nun, ich wollte noch ein paar
wissenschaftliche Arbeiten abschließen, die ich vor geraumer Zeit
begonnen habe, und außerdem werden Ashyra und ich erst einmal
unseren augenblicklichen Zustand des Verliebtseins bis zur Neige
auskosten.
Er führt Ashyras Hände an seine Lippen und küßt
ihre Fingerspitzen, bevor er die Augen schließt und versucht, sich
nicht von der Woge ihrer Emotionen hinwegtragen zu lassen, die ihn
natürlich schon wieder zu äußerst eindeutigen
Tätigkeiten verleiten will.
Cvoa(trocken): Und dann war da noch die Sache mit
deiner Abschirmung, Ashyra.
Ashyra(peinlich berührt): Es ist mir schon
wieder passiert, hm?
Cvoa nickt belustigt.
Cvoa: Sei froh, daß wir hier relativ alleine
sind. Ich vermute, daß bei deiner telempathischen
'Lautstärke' auf Syaana die Leute in einigen hundert bis tausend
Kilometern Umkreis noch alles mitkriegen würden.
Ashyra(schockiert): Wie bitte?!
Cvoa: Du siehst das Problem.
Ashyra nickt verlegen.
Cvoa(dozierend): Der Trick ist es, eine Abschirmung
zu realisieren, die ungerichtete Emotionen kontinuierlich blockiert, es
gleichzeitig jedoch ermöglicht, Emotionen gerichtet zu senden und
zu empfangen.
Ashyra: Also im Prinzip ist das wirklich nichts
anderes als ein normaler mentaler Schild.
Cvoa: Sicher. Nur mußt du lernen, mit deinem
normalen Schild die kompletten emotionalen Frequenzen zu erwischen. Ich
vermute, das ist auch der Grund, warum du derart ...intensiv auf mich
reagierst. Sobald ein direkter körperlicher Kontakt besteht, ist
selbst die stärkste Abschirmung nur noch bedingt wirksam. Und da
du zur Zeit sozusagen ständig 'voll auf Empfang' bist, bekommst du
natürlich erheblich mehr von meinen Gefühlen mit als es
für dich gut ist. Ich meine, es ist ja kein Geheimnis, daß
ich dich überaus anziehend finde.
Er ergreift ihre Hände und beobachtet sie interessiert. Ashyra
holt tief Luft und bemüht sich angestrengt, ihr emotionales
Gleichgewicht wiederzufinden. Cvoa läßt sie wieder los, und
sie atmet auf.
Cvoa: Mir scheint, die Vermutung stimmt.
Ashyra: Ayée, also bist doch du daran
schuld!
Cvoa: Das würde ich nicht so pauschal sehen.
Wenn du nicht so süß wärst, würde ich nicht so oft
über dich nachdenken.
Keryam(amüsiert): Verstehe ich das richtig,
daß sich eure Gefühle füreinander gegenseitig
hochschaukeln?
Cvoa: Korrekt. Und sobald es mir gelingt, Ashyra
zu einer vernünftigen Abschirmung zu verhelfen, wird sich alles auf
ein ziviles Maß einpendeln.
Ashyra: Was immer du unter 'zivil' verstehst...
Cvoa(belustigt): Das hängt ganz davon ab, wie
stark du dich dann abzuschirmen gedenkst.
Ashyra: Zumindest genug, daß nicht der halbe
Planet mitkriegt, was ich für dich empfinde.
Cvoa: Ein weiser Entschluß. -- Versuche doch
einfach einmal, einen Block zu errichten.
Er streckt ihr eine Hand entgegen, und Ashyra legt ihre
Fingerspitzen an seine. Sie schließt die Augen und versucht, des
Verlangens Herr zu werden, das augenblicklich in ihr aufsteigt.
Cvoa: Andererseits wäre dieser 'Effekt' aber
vernachlässigbar, wenn du nicht a) derart in mich verliebt und b)
so eine starke Telepathin wärst, vermute ich.
Keryam: Du kannst ja mal die Probe aufs Exempel
machen.
Cvoa hebt amüsiert eine Augenbraue und ergreift Keryams
dargebotene Hand.
Keryam: Hm. Nun, also...
Tesco(mißtrauisch): Was?
Keryam: Nein. Die einzig begehrlichen Gedanken,
die ich habe, sind auf dich gerichtet, Tess. -- Also ist das alleine
ein 'Problem' zwischen dir und Ashree, Cvoa.
Sie läßt Cvoa los und setzt sich bei Tesco auf den
Schoß, der besitzergreifend die Arme und sie legt. Und wenn es
Cvoa gelungen ist, mindestens die Hälfte der
Friedenshüterinnen zu verführen - Keryam gehört ihm,
Tesco, alleine!
Keryam grinst ihren Gefährten an und übermittelt ihm
über den telempathischen Link, daß er sich keine Sorgen zu
machen braucht. Sie hat keinen Bedarf mehr an anderen Männern;
Tesco ist voll und ganz ausreichend.
Cvoa(grinsend): So problematisch finde ich
persönlich das eigentlich nicht. Eher schmeichelhaft.
Ashyra(kopfschüttelnd): Du bist absolut
unmöglich.
Cvoa: Zum Glück scheint das deine Zuneigung zu
mir in keinster Weise zu beeinträchtigen.
Ashyra(lächelnd): Eher im Gegenteil.
Sie beugt sich zu ihm hin und küßt ihn sanft auf die
Lippen, woraufhin er sie einfängt und festhält. Ashyra legt
den Kopf an seine Schulter und schmiegt sich an ihn.
Tesco(amüsiert): Ich glaube, wir sollten
wieder abfliegen.
Keryam: Stimmt. Ich sollte nicht so lange
außer mecon-Reichweite bleiben, sonst gibt das wieder
böses Blut, insbesondere, wo einige Leute mich eh schon
verdächtigen, zur 'anderen Seite' übergelaufen zu sein.
Cvoa: Ihr hättet gerne noch etwas bleiben
können.
Tesco: Wir besuchen euch in Bälde wieder.
Ashyra: Prima. Und bis dahin habe ich vielleicht
auch meine Empathie-Abschirmung gemeistert.
Sie wirft Cvoa einige definitiv nicht jugendfreie Blicke zu.
Keryam und Tesco erheben sich, verabschieden sich kurz und machen
sich auf den Weg zum Hangar.
Cvoa-L'yyn und Ashyra vertreiben sich die nachfolgende Zeit mit all
den Dingen, die sie sich vorgenommen haben. Das heißt, zu den
beabsichtigten wissenschaftlichen Studien kommt Cvoa natürlich
nicht...
* * *
Man schreibt den 25:10:2253TZ. Im Orangefarbenen Turm auf Viresta
I/Sna-Tgyhl haben sich alle Friedenshüter versammelt, das
heißt, sowohl die dreiundvierzig Personen, die einem Rihkuun-Team
angehören als auch die Besatzungen der sechs Flottenraumer, die den
Hütern des Friedens angehören. Lediglich die Energiewesen
haben sich wie meist nicht dazu überreden lassen, ihre Sonnen zu
verlassen.
Keryam(ärgerlich): Warum werden die Crews von
Luna, Terra, Gaia, Saturn,
S333, und Firestar nicht mit zur Abstimmung
zugelassen? Ich finde, daß zumindest C.Alya Al Tarf und
Christopher t'Avimer ein Recht dazu hätten. Ich habe mich ja schon
damit abgefunden, daß mein gewählter Lebensgefährte
Tesco-Avenger L'hèr hier keine Stimme hat, aber der
Ausschluß von C.Alya und Chris ist eine Frechheit.
Eine hübsche Frau mit langen, strahlend silbernen Haaren nickt
Keryam zu. Sie trägt die weiße Uniform der
Sol-System-Spezialeinheit und guckt ziemlich grimmig in die
Runde.
C.Alya: Das ist wahr. Immerhin betrifft diese
Angelegenheit unsere Tochter.
Eine goldmähnige junge Frau in leuchtendroter, kurzer Tunika
erwidert ihren Blick ein wenig herablassend.
Carmee: Diese 'Angelegenheit', wie du es
bezeichnest, betrifft nur die eigentlichen Friedenshüter. Die
Raumschiffbesatzungen hatten noch nie ein Stimmrecht bei den internen
Angelegenheiten innerhalb der Teams. Abgesehen davon ist dieser
Mordversuch an meinem Bruder ohnehin eine eindeutige Sache, und ich
weiß gar nicht, worüber wir hier noch beschließen
sollen. Ashyra t'Avimer muß gefaßt und ihrer
PSI-Fähigkeiten entledigt werden.
Vivienne: Carmee, daß du von Anfang an nur
neidisch auf Ashyras höheres PSI-Potential warst, ist hinreichend
bekannt.
Carmee: Das ist eine niederträchtige
Unterstellung.
Cosna: Leute, könntet ihr nicht versuchen, die
Diskussion sachlich zu führen?
Die neutrale Stimme des Hauptcomputers der Vier Galaxien
beruhigt die erhitzten Gemüter ein wenig. Eine dunkelhäutige
Anlina mit kurzem orangefarbenen Haar meldet sich zu Wort.
Ginger: Die Frage ist meines Erachtens auch,
inwieweit ist Ashyra überhaupt für ihre Handlungsweise
verantwortlich? Hat Cvoa-L'yyn sie nicht vielleicht unter Drogen oder
Hypnose gesetzt und sie zu seinem Werkzeug gemacht, wie er es ja auch
schon bei T'yla geschafft hatte?
Tesco: Auf die Idee, daß mein Vater das gar
nicht nötig hat, kommt hier wohl keiner?
Carmee(eisig): Deine Meinung ist hier nicht
gefragt.
Vivienne: Ich kann euch versichern, daß
Ashyra nicht beeinflußt worden ist.
Laé(haßerfüllt): Um so schlimmer!
Keryam(niederträchtig): Du solltest dir mal
überlegen, warum keine Frau freiwillig länger mit dir
zusammenbleiben will.
Laé: Daß du es nicht lange
mit einem Mann aushältst, ist ja kein Geheimnis.
Keryam(zuckersüß): Du irrst dich. Mit
Tess bin ich tatsächlich schon seit fast fünfeinhalb Jahren
zusammen.
Laé(entgeistert): Wie bitte?! Du bist doch
erst seit sechs Wochen mit diesem ...Blauling liiert.
Tesco: Keine rassistischen Kommentare bitte!
Er zieht Keryam sanft in seine Arme.
Tesco: Und außerdem hat Kerry recht. Es ist
schon eine Ewigkeit her, daß sie mir so gekonnt den Kopf verdreht
hat.
Laé(empört): Fünf Jahre! Du hast
mich die ganze Zeit betrogen!
Keryam: Ich erwähnte schon früher einmal,
daß ich nur deshalb mit dir zusammen war, weil es alle von mir
erwartet hatten.
Fyu: Keryam! Ist das wahr?
Keryam sieht zu ihrem Vater herüber und nickt.
Keryam: Ihr hättet euch hören sollen --
alle fanden es nur passend, wenn der Sohn von Alya und Raké und
die Tochter von S'ci und Fyu ein Paar würden. Ich wollte euch
damals bloß nicht enttäuschen.
Fyu(geschockt): Warum hast du nichts gesagt?
Keryam: Wer hätte auf mich gehört? Es
war doch alles abgesprochen und geplant.
Sie lehnt sich an ihren Gefährten und blickt zärtlich zu
ihm hoch.
Keryam: Zumindest, bis ich Tess traf. Ich habe
leider viel zuviel Zeit vertrödelt, bis ich endlich den Mut fand,
mich zu ihm zu bekennen.
S'ci betrachtet die beiden nachdenklich und fragt sich nicht zum
ersten Mal, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie den Mut gehabt
hätte, einen solchen Skandal zu riskieren. Dann schaut sie zu
ihrem Gefährten herüber und lächelt. Andererseits ist
Fyu definitiv auch keine schlechte Wahl gewesen.
Tesco: Stimmt. Stell dir vor, was wir in der Zeit
alles hätten unternehmen können!
Keryam: Nun, überleg dir andererseits, was wir
nun alles nachholen können.
Tesco lacht auf und hebt sie spielerisch hoch. Laé wendet
sich demonstrativ ab.
Laé(vernichtend): Ich glaube, mir wird
gleich schlecht.
Keryam: Das ist dein Problem.
Carmee: Ich dachte, wir wollten über Ashyras
Strafe beschließen!
Kenny: Also, ich finde, wir sollten Ashyra nicht
bestrafen. Im Gegenteil, wir sollten uns bei ihr bedanken, daß
sie Cvoa-L'yyn auf so elegante Art und Weise aus dem Verkehr zieht.
Raké: Sollen wir auch vergessen, was sie
Laé angetan hat?
Keryam: Laé war nicht zu Tescos Feier
eingeladen. Er ist lediglich gekommen, um Ärger zu machen, und
durch seine Aktion hat er sich die Abfuhr selbst zuzuschreiben.
Laé: Meine 'Aktion' war das, was du, Kenny
oder Vivienne hättet tun sollen: Cvoa-L'yyn in Gewahrsam nehmen!
Und ich finde es unglaublich, daß du es nur als 'Abfuhr'
bezeichnest, wo Ashyra meine PSI-Talente ausgebrannt hat!
Keryam(kühl): Du mußt entschuldigen,
wenn ich kein Mitleid für dich empfinde. Du hast deine
PSI-Begabung viel zu oft mißbraucht, indem du ohne Erlaubnis die
Gedanken anderer Leute gelesen und sie zum Teil sogar gegen deren Willen
per Suggestion/Hypnose beinflußt hast.
Laé(verärgert): Das war Spielerei
gewesen.
Keryam: Aber gegen jede Regel, die ein
PSI-Techniker lernt!
Laé: Und was war Ashyras Angriff?
Keryam: Es war eine zwar übertriebene, aber
durchaus verständliche Reaktion darauf, daß du ihr einfach
eins auswischen wolltest.
Laé: Daß du Ashyra und den Vater
deines ...Liebhabers in Schutz nimmst, war ja zu erwarten.
SHAVAL: Warum beschäftigt Ihr Euch
immer nur mit Nebensächlichkeiten?
Ziemlich irritiert blicken die Friedenshüter zu Keryams Tochter
herüber. Das zweijährige Mädchen sitzt bei S'ci auf dem
Schoß und klettert nun hinunter. Als sie in die Runde sieht,
scheint es, als ob ihre Gestalt von einer anderen, erwachsenen Version
ihrer selbst überlagert würde.
Keryam seufzt. Das ist es, was sie an Shayla so ...unheimlich
findet. Einmal ist sie ein ganz normales Kind, und dann kommt wieder so
eine Phase, wo sie schon ganz dieses Wesen ist, das die Hohe Rätin
der Amyshica vorhergesehen hat.
Laé(angriffslustig): So? Und du
weißt, was wirklich wichtig ist?
SHAVAL: Nicht alles, aber ich kenne einige
der großen Zusammenhänge. Ich habe beschlossen, wieder
einmal ein Leben in physischer Form anzunehmen, um ein
größeres Verständnis für die Beweggründe der
stofflichen Existenzen zu erlangen, aber hin und wieder erscheint es mir
doch ziemlich ermüdend, insbesondere, wenn es wie hier wieder
einmal um solche Streitereien aus niederen Motiven geht.
Laé: Keryam, dein amyshicaan Wechselbalg ist
ganz schön arrogant, findest du nicht?
Keryam: Ich habe keine Lust, mich von dir
provozieren zu lassen. -- Shyl, was willst du uns mitteilen?
SHAVAL: Es sind Dinge in Bewegung gesetzt
werden, die ihr noch nicht überschauen könnt.
C'árjhain, von allen solltest du wissen, was ich meine,
denn du hast den ersten Schritt getan.
Keryam sieht ihre Tochter stirnrunzelnd an. Es gibt nicht allzu
viele Personen, die ihr amyshicaan sheya kennen, den Namen, der
Außenweltler nichts angeht, und sie findet es nicht gut, daß
SHAVAL sie vor den ganzen Anwesenden damit anspricht. Das
Bild, das SHAVAL gerade von sich projiziert, ist allerdings das
einer Amyshica, einer hochgewachsenen Frau mit schneeweißer Haut
und langen, metallisch schimmernden, tiefroten Haaren, die in eine
fließende, leuchtend weiß/silberne Robe gehüllt ist.
Welchen ersten Schritt meint SHAVAL nur, überlegt Keryam.
Die Tatsache, daß sie Tesco als ihren dhévho
erwählt hat?
SHAVAL: Genau das. Das Schicksal vieler
Völker wurde entschieden.
Keryam zuckt zusammen. Wenn sie SHAVAL ist, ist Shayla ihr
wirklich höchst unheimlich.
Laé: Blablabla.
Keryam(ironisch): Ich liebe diese Idee,
daß ich ein Dreh-- und Angelpunkt kosmischer Ereignisse sein soll.
Warum hat bloß damals niemand Verén deNinén
erzählt, was sie mit ihren Aktionen ihren Nachfahren antun
würde?
SHAVAL: Sie wollte es nicht glauben.
Carmee: Ich glaube dir auch kein Wort.
SHAVAL: Wäre ich STAIE, 'die
Frage', würdest du vermutlich anders reden. -- Ich glaube, ich
habe einen Fehler gemacht, mich hier und jetzt zu verkörpern.
Mé-Ikà: Daccù,
SHAVAL, was ist dein Punkt. Was ist 'in Bewegung gesetzt'
worden?
Die Sprecherin ist die inoffizielle 'Chefin' der Friedenshüter,
eine hellhäutige Cyraeerin mit einem goldenen Pagenkopf, die
bislang noch niemand in einer anderen Farbe als weiß und silbern
gekleidet gesehen hat.
SHAVAL: ISTHÁNYA, 'die
Aktion', das Dritte Prinzip, das ihr hier als Stargirl
kennt, will -- wie es ihrer Natur entspricht -- wieder einmal das
Gleichgewicht stören und plant, so viele Völker wie
möglich in einen großangelegten Krieg zu verwickeln.
Mé-Ikà: Und kannst du uns auch
mitteilen, wann und wo das stattfinden soll?
SHAVAL: Das Wann und Wo liegt noch nicht
fest, aber wir sollten alles tun, um den Schaden zu begrenzen.
Carmee(sarkastisch): Toll. Einfach toll. Jetzt
sind wir genauso schlau wie vorher. Und überhaupt, was hat das mit
Ashyra t'Avimer zu tun?
SHAVAL: Neben den Vier Galaxien
und der Dega-Zathi wird die Vereinigung Tressila mit
an dieser Sache beteiligt sein. Aber nicht notwendigerweise auf der
Gegenseite. Cvoa-L'yyn und Ashyra müssen für uns den Weg
bahnen, ebenso wie Keryam und Tesco.
Laé: Du willst also auch, daß wir sie
straflos gehen lassen?
Tesco(grinsend): Ihr könnt ja gerne versuchen,
sie zu fangen. Ich bezweifle, daß mein Vater das zulassen
würde.
Laé: Cosna, können wir diesen Blauling
nicht einfach rausschmeißen? Er hat hier nichts zu suchen!
Cosna: Es tut mir leid. Wir können Tesco
keine Straftaten nachweisen, und da Keryam ihn zu ihrem
Lebensgefährten erklärt hat, hat er jedes Recht, hier zu sein.
Tesco(belustigt): Verloren, Laé!
SHAVAL: Ich finde, ihr sollte euch um
wichtigere Dinge sorgen als um Ashyra. Zum Beispiel wäre es
sinnvoll, wenn ihr euch einmal darum kümmern würdet, wo sich
Isthánya momentan versteckt hält. So, und jetzt
habe ich genug gesagt.
Plötzlich ist Shayla nur noch das kleine Mädchen und
läuft zu Keryam und Tesco hinüber. Tess hebt sie hoch und
nimmt sie auf den Arm.
Shayla: Spielst du nachher wieder mit mir, Dad?
Tesco: Sicher, Shyl.
Laé(beißend): Eine echte
Familienidylle -- Keryam, ein Blauling und ein amyshicaan Wechselbalg...
Keryam(eisig): Halte dich geschlossen, Laé.
Im Gegensatz zu dir liebt Tesco Kinder. Ich finde es immer noch
unglaublich, daß Kerryth dir zugesprochen wurde, wo du
dich nicht im Geringsten um ihn gekümmert hast. Wo ist Keth
überhaupt im Moment?
Laé: Bei mir zu Hause. Meryon-Gamma
kümmert sich um ihn.
Keryam(entrüstet): Eine Robot!
Laé(spitz): Seine Mutter hat ihn ja
verlassen.
Keryam(wütend): Von wegen -- du hast ihn mir
weggenommen! Und aus mir nicht weiter verständlichen Gründen
hat dir ein Großteil der Friedenshüter auch noch recht
gegeben, obwohl Keth bei mir nicht nur eine Mutter, sondern auch einen
Vater hätte.
Laé: Ich lasse es doch nicht zu, daß
mein Sohn von diesem Blauling verzogen wird!
Keryam: Wenn du Tesco noch einmal als
Blauling beschimpfst, dann garantiere ich nicht für deine
Gesundheit.
Mé-Ikà: Bitte, könntet ihr
versuchen, euch zurückzuhalten? Über das Sorgerecht für
Kerryth ist bereits entschieden worden. Obwohl ich zugeben muß,
daß ich die Weisheit dieser Entscheidung in den letzten Wochen
doch ein wenig in Frage stellen mußte.
Alya: Mé-Ikà, sag bloß, jetzt
willst auch du dich noch gegen Laé stellen?
Mé-Ikà: Nun, auch wenn ich selber
keine Kinder habe, so muß ich doch sagen, daß mir Keryam als
Mutter doch geeigneter erscheint als Laé als Vater.
Laé: Was soll das schon wieder heißen?
Mé-Ikà: Daß ich mittlerweile
den Eindruck habe, daß es dir nicht um Kerryths Wohl ging, sondern
nur darum, Keryam zu verletzen.
Carmee: Das ist eine unverschämte
Unterstellung. Mein Bruder liebt seinen Sohn.
Keryam(ätzend): Meinst du nicht, Laé
kann selbst für sich sprechen?
Tesco(belustigt): Die Friedenshüter sind alle
eine große, sich liebende Familie, hm?
Shayla(überzeugt): Laé ist doof.
Dieser Kommentar bringt Keryam und einige andere der Anwesenden zum
Lachen. Laé wirft Shayla einen tödlichen Blick zu. Tesco
gibt dem kleinen Mädchen einen Kuß auf die Wange.
Tesco: Das war die zutreffendste Aussage von allen,
die heute gemacht worden sind, meine Kleine.
Laé: Seht ihr? Keryam hetzt ihre Tochter
gegen mich auf.
Kenny(zuckersüß): Shayla hat ganz
freiwillig gesagt, daß sie dich doof findet, Laé.
Mé-Ikà: Wir sollten wieder zum
eigentlichen Gegenstand der Diskussion zurückkommen. Was machen
wir mit Ashyra?
Carmee: Ich bin dafür, sie offiziell
rauszuschmeißen und ihr ihre PSI-Fähigkeiten zu nehmen,
sobald wir sie erwischen.
S'ky: Ich find, jeda, der sich Cvoa-L'yyn
anschließt, hattas Recht fawirkt, zu'n Friedenshütan zu
gehörn. Ich find auch, wir solltn bei Gelegnheit noch ma Keryams
Status diskutieren.
Keryam: Das ist doch wohl mittlerweile erledigt,
S'ky!
Mé-Ikà: Kürzen wir das Ganze
doch ab. Wer ist dafür, daß Ashyra t'Avimer aufgrund ihres
Angriffs auf Laé und der Tatsache, daß sie sich mit
Cvoa-L'yyn verbündet hat, unehrenhaft aus dem Dienst bei den
Hütern des Friedens entlassen und als Gesetzesbrecherin verfolgt
wird? Zusätzlich soll sie im Falle ihrer Festnahme ihrer
PSI-Fähigkeiten entledigt werden.
Mé-Ikà schaut in die Runde. Mit ihr zusammen zeigen
zweiundzwanzig Personen auf, wie es sogleich von Cosna protokolliert
wird: A'shti, Alya Sadir, Andry Wilson, C'lais, C'olin, C.Acq-Mar,
C.Raké Al Tais, Carmee Al Tais-Sadir, Cleopatra T'hèr,
Dark Sunlight, Ginger Morn, Heleyn D'Asq, Ky Laèj-K'ssa,
Laé Al Tais-Sadir, L'lhoa-H'sal, P'héry-T'óol, Shea
Coronya, S'ky Brit-T'hèr, Ty B'aèj, V'asco, Yenna Arya,
und natürlich sie selbst.
Mé-Ikà: Wer ist der Ansicht,
daß wir Ashyra t'Avimer nicht verfolgen sollen?
Zu ihrem Erstaunen melden sich immerhin zehn der Anwesenden: Elf von
Veen, Fay von Veen, C.Fyu T-S'cèr, Kenny A'rya, Keryam
T-S'cèr-Coroun, Mayéera, S'ci Coroun, Vivienne t'Avimer,
Witch von Veen und Wiz von Veen.
Mé-Ikà: Und der Rest der Teams
scheint sich zu enthalten?
Andy Sham, Cyníthya, Ench von Veen, Janice White, Kazzekem,
Mab von Veen, Ssatemkim, Sven Andersen, Tuzzotii, Zkethizen und Zoom
Sunlight-Morn nicken bzw. zeigen auf die typische Art ihrer Rassen ihre
Zustimmung.
Mé-Ikà: Daccù, das Ergebnis
ist eindeutig. Ashyra t'Avimer gehört ab heute nicht mehr zu uns.
Laé klatscht begeistert in die Hände. Keryam
schüttelt resigniert den Kopf. Das Ergebnis ist zu erwarten
gewesen, aber das heißt noch lange nicht, daß sie es gut
finden muß.
S'ci Coroun und C.Fyu T-S'cèr gehen zu C.Alya Al Tarf und
Christopher t'Avimer herüber, um sie ein wenig aufzumuntern.
Vivienne hat sich ebenfalls zu ihren Eltern gesellt.
Christopher(bitter): Das ist wieder einmal ein
guter Grund, sich zu fragen, was man in diesem Verein hier
überhaupt verloren hat.
C.Alya: Ich bin mir momentan nicht sicher, wem ich
mit größerem Vergnügen den Kopf abreißen
würde -- Cvoa-L'yyn oder Laé und seinem reizenden
Schwesterchen.
Vivienne: Mom, Cvoa ist total niedlich; ich habe
ihn gescannt. Du solltest dich lieber auf die Al Tais-Sadir-Sippe
stürzen.
C.Alya: Das werde ich entscheiden, wenn ich
Cvoa-L'yyn persönlich gegenübergestanden habe. Obwohl Carmee
und Laé heute eine ganz schöne Anzahl Minuspunkte gesammelt
haben...
Keryam und Tesco (letzterer immer noch mit Shayla Varys auf dem Arm)
begeben sich nun auch zu der kleinen Gruppe.
Keryam: Was haltet ihr davon, wenn ihr alle mit in
unseren Bungalow kommt? Die Abstimmung ist gelaufen, und ich habe keine
Lust, mich noch länger mit Laé in einem Raum zu befinden.
C.Alya(müde): Warum nicht?
Keryam: Cosna? Bau bitte ein Transmit-Feld zu
meinem Bungalow auf. Für acht Personen. Danke und bye, Cosna.
Cosna: Aguqù. Doja.
Das grünlich/goldene Feld entsteht unmittelbar vor Keryam.
Alles tritt hindurch und findet sich in ihrem Wohnzimmer wieder.
Keryam: Bitte, setzt euch doch.
Sie nimmt Tesco Shayla ab und plaziert diese in einem Kinderstuhl.
Shayla: Denk dran, Dad, du wolltest noch mit mir
spielen gehen!
Tesco: Momentan haben wir Besuch, da wäre es
ziemlich unhöflich, wenn wir einfach so verschwinden würden.
Shayla(schmollend): Oooch, Daddy...
Keryam: Tess, da siehst du, was du davon hast, wenn
du sie ständig so verwöhnst.
Sie streicht zärtlich durch seine Haare.
S'ci(zu Keryam): Mir scheint, Shyl hat Tesco recht
schnell als Vater akzeptiert.
Shayla: Tesco ist lieb. Und er tut immer alles,
was ich will.
S'ci(belustigt): So gehört es sich auch.
C.Alya: Was willst du uns mitteilen, Keryam? Du
hast uns doch nicht ohne Grund hierhin gebeten?
Keryam: Sicherlich nicht.
Tesco: Mein Vater und Ashyra lassen ausrichten,
daß ihr sie jederzeit auf Blaccóllo besuchen könnt.
C.Alya: Und wie kommen wir dort hin? Cvoa-L'yyns
Basis liegt doch 'hinter' diesem Schwarzen Loch.
Tesco: Mein Raumschiff hat einen
Fur'ráan-Antrieb.
C.Alya: Wie bitte? Warum hat Cosna dann noch nicht
darauf bestanden, daß du den Raumer auslieferst?
Tesco: Weil sie ihn nicht erwischen kann. Und ich
möchte Euch bitten, daß ihr Cosna nicht mit der Nase darauf
stoßt, was meine kleine EX alles kann, obwohl ich eigentlich
glaube, daß sie es ohnehin wissen müßte.
C.Alya: Wann können wir losfliegen? Ich
muß Ashyra doch mitteilen, was heute beschlossen wurde.
Tesco: Wenn ihr wollt, sofort.
Shayla: Aber Dad, du wolltest doch mit mir spielen
gehen...
Tesco: Shyl, Kleines, können wir das nicht ein
bißchen verschieben?
Keryam(zu S'ci und Fyu): Könntet ihr euch
bitte so lange um Shayla kümmern?
S'ci: Kein Problem.
Shayla: Opi, spielst du dann mit mir im Schnee?
Fyu(seufzend): Sicher, Shyl, wenn du mir
versprichst, mich nicht immer 'Opi' zu nennen. So alt
fühle ich mich nämlich noch lange nicht.
Shayla(treuherzig): Okay, Opi.
S'ci prustet los.
Keryam: Gut, wenn das geregelt ist, können wir
gleich aufbrechen.
S'ci und Fyu fordern ein Transmit-Feld an und springen mit Shayla zu
ihrer Behausung.
Tesco: So, und nun folgt mir bitte.
Er führt sie zu einer Treppe, die in das Untergeschoß des
Bungalows führt.
Keryam: Hier habe ich meine Labors etc.
untergebracht. Ihr wißt ja, daß Forschung auf allen
möglichen Gebieten mein Hobby ist.
Tesco: Nun, und ich habe hier mein Schiffchen
eingeparkt.
Er legt seine Hände auf einen unmarkierten Abschnitt der
Korridorwand, und diese beginnt, rötlich zu leuchten. Tesco geht
hindurch.
C.Alya: Ist das so etwas wie ein Transmit-Feld?
Keryam: So ähnlich. Geht nur hinterher.
Christopher, Vivienne und C.Alya treten ebenfalls hindurch; Keryam
bildet den Abschluß. Sie gelangen in einen gut dreißig
Meter hohen Raum mit halbrundem Querschnitt, der ein kleines,
silberfarbenes Raumschiff mit hellvioletten Direktsichtscheiben
beherbergt. Seine Gesamtlänge beträgt fünfzig Meter, von
denen etwa die Hälfte auf den oktaederförmigen Rumpf
entfällt. Das Heck besteht aus einer Aufhängung für vier
schlanke, goldfarbene Triebwerksgondeln. Das Schiff scheint 'auf der
Seite' zu liegen und schwebt etwa zwanzig Zentimeter über dem
Hangarboden.
Der violetthaarige Karanyo, der ebenso wie seine
Lebensgefährtin die weiße Uniform der
Sol-System-Spezialeinheit trägt, sieht sich neugierig um.
Christopher: Wo sind wir hier?
Tesco: Im Hangar der Else-X. Dieser
befindet sich in einem Parallelraum, weshalb es Cosna noch nicht
gelungen ist, die EX zu finden.
Vivienne: Du steckst wohl genauso voller
Überraschungen wie dein Vater, hm?
Tesco: Nun, er hat mich erzogen und ausgebildet.
-- Wenn ihr nun einsteigen wollt? Die EX ist leider nicht so
komfortabel wie eins eurer Schiffe, aber dafür hat sie einige
andere Features, die denen der Vhaaki-Raumer ein wenig überlegen
sind.
Mit einem Codegeber öffnet er eine Schleuse in dem Schiff, zu
der eine Antigravrampe hinaufführt. Tesco tritt in den
Einflußbereich der gelbschimmernden Rampe und wird in die EX
getragen. Die anderen folgen ihm unmittelbar.
Durch eine für zwei Personen ausgelegte Schleuse, die in der
Sauerstoffatmosphäre des Hangars jedoch ganz offen steht, gelangen
sie in das Innere des Raumers.
Tesco: Ich kann euch leider keine Kabinen zuweisen,
da die EX nur eine einzelne hat, aber wenn ihr wollt, könnt ihr
gerne im Aufenthaltsraum Platz nehmen. Außerdem habe ich in der
Zentrale noch vier Notsitze, falls ihr meine Flugkünste bewundern
wollt. Die Tour bis zur Fur'ra Aralanka dauert etwa 3 Stunden, da
dieser Parallelraum glücklicherweise auch einen Ausgang hat, der in
Nehgqù-Xuqù liegt. Erfrischungen könnt ihr im
Aufenthaltsraum dem hiesigen Nahrungsmittelsynthetisizer entlocken, eine
Toilette befindet sich direkt neben jener Räumlichkeit.
Im Endeffekt wandern alle fünf zur Zentrale, wobei Tesco im
Pilotensitz und Keryam wie üblich nach Protest im Co-Pilotensitz
Platz nimmt, während der Rest sich auf die Notsitze verteilt.
Keryam: Tess, denk dran, ich bin die
Pilotin in der Familie!
Tesco: Aber die EX ist mein Schiff,
dhévha.
Seine Finger huschen über die farbigen Sensorfelder, und der
Raumer hebt ab. Er startet direkt durch die Hangarwand hindurch, was zu
einigen erstaunten Ausrufen bei den erstmaligen Passagieren der EX
führt.
Vivienne: Wie hast du denn das gemacht?
Tesco: Nun, der Fur'ráan-Antrieb kann auch
dazu genutzt werden, durch andere Schwachstellen im Raum-Zeit-Kontinuum
als Schwarze Löcher zu fliegen. Wenn man etwas mehr Energie
aufwendet, ist es sogar möglich, selbst solche Schwachstellen zu
erzeugen. Sobald wir wieder in das Normaluniversum eintauchen, befinden
wir uns in Nehgqù-Xuqù, etwa drei Stunden von der Fur'ra
Aralanka entfernt. Da die EX leider nicht über einen
Transmit-Feld-Antrieb verfügt, müssen wir den Rest der Strecke
im Plus-x-Raum zurücklegen.
Christopher: Es ist beruhigend, daß auch
euren technischen Möglichkeiten Grenzen gesetzt sind.
Tesco wirft ihm einen amüsierten Blick zu und stellt die EX auf
Autopilot.
Tesco: Bis wir an der Fur'ra sind, passiert nicht
viel Aufregendes hier. Wir sollten uns noch schnell bei Cvoa anmelden,
fällt mir gerade ein.
Keryam(grinsend): Stimmt. Es käme bestimmt
nicht so gut, wenn wir andocken, und er liegt noch im Bett.
Tesco aktiviert das Spezialfunkgerät der EX, das über
einige schon vor längerem in größerem Umkreis
ausgesetzte Relaisstationen bis nach Dissilùvo
IX/Blaccóllo reicht.
Etwa vier Minuten muß er das Rufsignal stehen lassen, bis
endlich Cvoas Konterfei auf dem Schirm erscheint. Zum Glück sieht man
ihn nur bis zur Taille, denn er ist unbekleidet, und er fährt sich
mit der Hand durch die Haare, um seine Frisur ein wenig in Form zu
bringen.
Cvoa: Was ist los, Tess?
Tesco(amüsiert): Oh, störe ich gerade?
Cvoa(seufzend): Tu nicht so scheinheilig. Hier ist
es gerade mitten in der Nacht.
Tesco: Als ob dich die Tageszeit irgendwie
beeinflussen würde.
Nun erscheint auch Ashyra im Erfassungsbereich des Funkgeräts.
Ebenso wie Cvoa wirkt sie etwas derangiert, hat sich aber zumindest in
einen weißen Morgenmantel gehüllt. Sie schlingt die Arme um
seine Mitte und legt den Kopf an seine Schulter.
Ashyra(ein wenig ungehalten): Cvoa, komm wieder ins
Bett. Sag deinem Sohn, wenn es nichts Weltbewegendes ist, soll er sich
morgen früh noch mal melden!
C.Alya: Ashyra!
Ashyra: Ooops, Mama!
Sie wird knallrot, läßt Cvoa los und zieht den
Morgenmantel etwas enger um sich herum.
C.Alya(besorgt): Geht es dir gut, Kleines?
Ashyra: Im Prinzip ja. Frag mich lieber morgen
früh noch mal.
C.Alya(kopfschüttelnd): Mir scheint, das war
wohl wirklich nicht ganz der passendste Zeitpunkt für einen
Anruf...
Cvoa: Ich gehe wohl recht in der Annahme, daß
ihr hier vorbeikommen wollt?
Tesco: Ja. Geschätzte Ankunftszeit in etwa
viereinhalb Stunden Terrazeit. Fünf Personen.
Ashyra(gähnend): Mal sehen, ob ich heute
vielleicht doch noch etwas Schlaf kriege...
Sie schließt die Augen und schmiegt sich an ihren
dhévho. Cvoa hebt eine Augenbraue und streicht ihr sanft durch
das Haar.
Cvoa: Ich hoffe, ihr entschuldigt uns bis dahin.
Tesco: Sicher, Dad. A-tás!
Cvoa: A-tás, Tesco und der Rest.
Die Verbindung fällt zusammen. C.Alya und Christopher wechseln
einen vielsagenden Blick.
C.Alya: Ich hoffe für Cvoa-L'yyn, daß er
Ashyra nicht nur als Zeitvertreib betrachtet.
Tesco: Ihr könnt ihn ja nachher in aller Ruhe
interviewen.
Christopher: Worauf du dich verlassen kannst!
* * *
Zur verabredeten Zeit fliegt die EX auf dem Landestrahl in den Hangar
der 'Wolkenvilla' ein. C.Alya, Chris und Vivienne sind angemessen
beeindruckt von der Aussicht auf Blaccóllo. Sie müssen nur
kurz warten, dann kommen Cvoa-L'yyn und Ashyra, um sie abzuholen. Cvoa
steckt natürlich wieder in seinem regenbogenfarben schillernden
Overall, während Ashyra eine bequeme zweiteilige schwarze
Kombination trägt.
Christopher: Ashyra!
Ashyra: Hallo ihr...
Die Cyrionca läuft zu ihrer Tochter und nimmt sie in die Arme.
C.Alya: Schätzchen, du machst vielleicht
Sachen. -- Heute war die Abstimmung.
Ashyra: Und?
Sie löst sich wieder von ihrer Mutter, die sie besorgt mustert.
C.Alya: Du kannst es dir ja denken. Du bist keine
Friedenshüterin mehr, und wenn du gefaßt werden solltest,
wird man dir deine PSI-Begabungen nehmen.
Ashyra: Da rihh! -- Haben alle gegen mich
gestimmt?
Vivienne: Natürlich nicht. Es durften
natürlich nur die Rihkuun-Teams abstimmen, und da stand es 22:10
gegen dich, mit 11 Enthaltungen.
Ashyra guckt ziemlich betroffen, und Cvoa nimmt sie liebevoll in die
Arme.
Cvoa: Dhévha, ich werde dafür sorgen,
daß dich niemand erwischt.
Nun richten C.Alya und Chris erstmals ihre Aufmerksamkeit auf den
Syaane.
Christopher: Ich glaube, wir haben uns noch nicht
begrüßt, Cvoa-L'yyn.
Cvoa(belustigt): So sieht es aus. Seid mir hiermit
herzlich willkommen in meiner -- unserer -- bescheidenen Behausung.
Ashyra lächelt ihn an und legt ihm einen Arm um die Taille.
Christopher und C.Alya betrachten die beiden kritisch. Natürlich
spürt Cvoa nur zu genau, daß Ashyras Eltern ihm mit einem
gehörigen Maß an Mißtrauen gegenüberstehen, da die
beiden ihre Emotionen genausowenig abschirmen können wie seine
Gefährtin zu Beginn. Telepathen schirmen zwar den Teil der
Gefühle ab, die von Telepathie erfaßt werden, aber das deckt
nicht das komplette Frequenzband ab; zumindest nicht den Bereich, den
Empathen empfangen können. Er seufzt und sucht nach einer
eleganten Möglichkeit, das unbehagliche Schweigen zu durchbrechen.
Cvoa: Was haltet ihr davon, wenn wir erst einmal in
Richtung Küche wandern und ich euch einige Erfrischungen reiche?
Ashyra: Gute Idee! Ich habe doch noch nicht
gefrühstückt.
Also wandern sie zunächst einmal zum Axial-Lift, der sie auf
das Deck befördert, wo sich die Küche befindet. Tesco und
Keryam entschuldigen sich, da sie der Ansicht sind, daß sie bei
dieser Familienangelegenheit nur stören würden.
Außerdem hatte Tess ohnehin vor, seiner Freundin bei Gelegenheit
die ganze Station zu zeigen.
Cvoa-L'yyn gibt einige Codes in den Nahrungssynthi ein, und er und
Ashyra transportieren die Eßwaren zum Tisch herüber, an dem
die anderen bereits Platz genommen haben.
Ashyra: Mom, Dad, ich weiß ja, daß ich
Mist gebaut habe, aber deshalb braucht ihr Cvoa nicht so vernichtend zu
mustern. Er hat damit nun wirklich nichts zu tun.
C.Alya: Ich finde schon, daß er etwas damit
zu tun hat. Wenn du ihn nicht getroffen hättest, wäre das
alles nicht passiert.
Cvoa: Huhu, ich bin hier -- ihr braucht nicht
über mich zu reden.
Ashyra: Wie könnte ich dich übersehen?
Sie hält ihm die Hände entgegen, und er ergreift sie und
küßt ihre Fingerspitzen. Ashyra schließt die Augen und
läßt sich von seinen zärtlichen Gedanken verwöhnen.
'Ich liebe dich', sendet sie ihm zu, was Cvoa natürlich prompt mit
einem Kuß quittiert.
Christopher: Du liebst ihn wirklich?
Ashyra(seufzend): Wollt ihr es schriftlich und in
fünffacher Ausfertigung?
Cvoa: Um das Verhör etwas abzukürzen --
ich liebe Ashyra auch, und wenn wir nach Syaana gehen, wird sie mich
ganz offiziell als meine Lebensgefährtin begleiten.
C.Alya: Und du willst das auch, Ashree?
Ashyra: Sicher. Ich hatte mich doch schon dazu
entschlossen, mit ihm zu gehen, bevor die Sache mit Laé passiert
ist.
Die silberhaarige Cyrionca schaut ihre Tochter prüfend an.
Ashyra stellt eine Karaffe mit Fruchtsaft auf dem Tisch ab.
Ashyra(ärgerlich): Scan mich doch, wenn du mir
nicht glaubst!
C.Alya: Das wäre mir sehr lieb.
Ashyra: Ich habe meine Schilde geöffnet.
Cvoa-L'yyn tritt hinter sie und nimmt sie beschützend in die
Arme. C.Alya schließt die Augen und taucht in den Geist Ashyras
ein. Da Cvoas Bewußtsein durch den körperlichen Kontakt
momentan ebenfalls mit dem seiner Partnerin verbunden ist, streift
C.Alya auch ihn. Sie ist fasziniert von der Intensität seiner
Emotionen und erstaunt über die Tatsache, daß er offenbar
beabsichtigt, Ashyra mit allem zu verteidigen, was er aufbieten kann --
sogar gegen sie, ihre Mutter. Lächelnd bricht sie den Scan ab.
Ashyra: Nun?
C.Alya: Es tut mir leid, daß ich Cvoa
mißtraut habe.
Cvoa(tragisch): Ich werde unentwegt und von allen
verkannt.
Ashyra: Ich weiß, was ich an dir
habe.
C.Alya sendet Christopher das Ergebnis ihres Scans zu, und der
Karanyo mustert Cvoa noch einmal sehr eingehend, als dieser sich mit
Ashyra ebenfalls am Tisch niederläßt.
Christopher: Meine Gefährtin ist offenbar
mittlerweile von dir angetan, und ich will dem Glück meiner Tochter
als letzter im Wege stehen. Ich habe nur eine Bitte -- falls ich
irgendwann einmal ein paar Enkelkinder bekommen sollte, würde ich
sie doch gerne sehen.
Ashyra: Versprochen!
Cvoa: Kein Problem. Ich hoffe nur, es macht euch
nichts aus, wenn sie mehr mir ähneln werden als Ashyra.
Ashyra: Aber wir sollten mit Kindern noch ein paar
Jahre TZ warten, ja?
Sie ergreift seine Hand und streichelt diese.
Cvoa: So lange du willst. Aber irgendwann
möchte ich eine Tochter, die so hübsch ist wie du.
Ashyra: Nicht noch einen Sohn?
Cvoa: Ich finde, Tesco ist ausgesprochen gut
geraten. Jetzt hätte ich noch gerne eine Tochter, auf die ich
genauso stolz sein kann.
C.Alya(verwundert): Und was ist mit
Fur'raána?
Cvoa(bedauernd): Die ist leider völlig daneben
geraten. Versteht mich nicht falsch, ich liebe sie, weil sie meine
Tochter ist, aber ihre Grausamkeit und unnötige Brutalität
kann ich einfach nicht tolerieren. Es scheint mir, als hätte sie
alle schlechten Eigenschaften von T'yla geerbt.
Vivienne: Dann stimmt es also, daß nicht du
T'yla dazu gebracht hast, diese ganzen Morde zu begehen?
Cvoa(schockiert): Wofür hältst du mich?!
Ich habe es sehr bedauert, daß es mir nicht gelungen ist, sie in
dieser Hinsicht unter Kontrolle zu bringen.
Vivienne: Hm? Wieso hast du sie eigentlich
entführt?
Cvoa: Moment, ich glaube, ich muß diese Sache
endlich einmal ganz offiziell richtig stellen. Ich habe genau einmal
jemanden entführt, und das war Fyu Laèj-K'ssa. Leider hat
sich das als ziemlicher Fehlschlag herausgestellt, so daß ich
fortan davon abgesehen habe.
Vivienne: Und wie war das mit T'yla?
Cvoa: Éthá, ich war zu der Zeit noch
mit der GO unterwegs und traf irgendwo in Nehgqù-Xuqù auf
ein Rihkuun. Natürlich war ich der Ansicht, daß die
Friedenshüter mal wieder auf Kriegspfad waren und mich einkassieren
wollten. Da ich damals die Anti-Transmit-Feld-Abschirmung noch nicht
fertiggestellt hatte, konnte ich nicht verhindern, daß sich der
Kommandant des Schiffs in meinen Raumer transmittierte. Ich muß
zugeben, ich war ziemlich erstaunt, daß es sich dabei um einen
vorlauten Teenager handelte.
Vivienne: Was wollte sie von dir?
Cvoa: Nun, offenbar waren ihr die hehren Motive der
Hüter des Friedens nicht so genehm, und sie wollte bei mir bleiben.
Cvoa-L'yyn zieht eine Grimasse. Er hatte sich reichlich verarscht
gefühlt, als T'yla ihm erklärte, sie wollte bei ihm bleiben,
da sie die Friedenshüter als ziemliche Weicheier ansah. Ashyra
guckt ihn erstaunt an. Da sie seine Hand hält, teilt sie seine
Gedanken, und diese Informationen über T'yla sind ihr wirklich neu.
Cvoa: Ich hatte eigentlich vor, sie postwendend
zurückzuschicken, aber da explodierte ihr Rihkuun.
C.Alya: Moment, ein Rihkuun heißt doch
Rihkuun, weil es im Prinzip nicht zu zerstören ist!
(Die Bezeichnung Rihkuun ist von der s'selitez'schen Vokabel
rihkù abgeleitet, und die bedeutet soviel wie
'unzerstörbar')
Cvoa: Ich vermute, sie hat dem Schiff den Befehl
gegeben, sich selbst zu zerstören.
Ashyra: Unmöglich. Ein Rihkuun-Computer
würde so etwas nicht mitmachen. Der hat doch eine
Ego-Programmierung!
Cvoa: Dann muß sie eine Bombe oder so etwas
an Bord gezündet haben, denn auf jeden Fall ist das Schiff
explodiert.
Christopher: Es hieß immer, du
hättest die Flower abgeschossen, damit sie niemanden zu
Hilfe holen konnte.
Cvoa(amüsiert): So kommt man zu seinem Ruf.
Und um noch etwas klarzustellen, ich stehe nicht auf kleine
Mädchen. T'yla ist erst viel später meine Geliebte geworden.
Cvoa seufzt, als er sich an die Zeit zurückerinnert. T'yla war
ganz und gar nicht damit zufrieden gewesen, ihn nur als Vaterersatz oder
Lehrer zu sehen, und es hatte sie permanent auf die Palme gebracht, dass
er seinen Spaß immer mit den unterschiedlichsten Frauen auf allen
möglichen Planeten gesucht hatte. Selbst später hatte er es
nicht geschafft, sich zuückzuhalten, und T'yla hatte ihn zu den
beiden Kindern überredet, vermutlich in der Hoffnung, daß sie
ihn dann ganz für sich gewinnen könnte. Aber auch wenn er
T'yla sehr gemocht hatte, sie war keine Empathin, und so war sie ihm nie
richtig nahe gewesen, was dazu führte, dass er stets auf der Suche
nach einer passenden Partnerin war. Einmal hatte er ja sogar eine Frau
gefunden, die dank einer schwachen, weil unausgebildeten,
PSI-Fä,higkeit mit ihm harmonierte, aber S'ci hatte sich leider
für Fyu entschieden.
Als Ashyra diese Gedankengänge mitverfolgt, sieht sie ihn
verwundert an. Sie hätte es S'ci niemals zugetraut, daß sie
Fyu untreu sein könnte - die beiden galten doch als das absolute
Traumpaar unter den Friedenshütern! Zum Glück haben weder
C.Alya noch Christopher etwas davon mitbekommen.
Christopher(kopfschüttelnd): Irgendwie bist du
ganz anders als das Bild, das sich die Friedenshüter von dir
gemacht haben.
Cvoa: Das habe ich schon des öfteren
gehört.
Ashyra setzt sich auf seinen Schoß, schlingt die Arme um ihn
und schmiegt sich eng an ihn, wobei sie ihm über die telempathische
Verbindung mitteilt, was sie am liebsten jetzt mit ihm unternehmen
würde.
Vivienne: Ashree, ich beneide dich um deinen Mann.
Ashyra(strahlend): Du hast auch allen Grund dazu.
Vivienne(nachdenklich): Cvoa, du hast nicht
zufällig noch einen Bruder oder sowas?
Cvoa(belustigt): Tut mir leid, nein. -- Das
heißt, vielleicht haben meine Eltern beschlossen, sich noch ein
Kind zuzulegen, während ich mich hier in Nehgqù-Xuqù
aufgehalten habe.
Er streicht sanft durch Ashyras Haar.
Cvoa: Apropos Eltern -- ich bin sicher, Callha und
Atvoa werden von dir absolut begeistert sein.
Ashyra: Hoffentlich. Ansonsten hätte ich auf
Syaana schließlich nur dich.
Christopher: Was kann Ashyra eigentlich auf Syaana
machen? Beruflich, meine ich.
Cvoa: Nun, bei ihren PSI-Fähigkeiten kann sie
jederzeit im Institut für PSI-Forschung in Alhd'yara anfangen.
Alhd'yara ist die Hauptmetropole von Syaana. -- Vorausgesetzt, du
möchtest das machen, dhévha.
Ashyra: Immerhin bin ich nicht nur Historikerin,
sondern dazu eine ausgebildete PSI-Technikerin, auch wenn ich bezweifle,
daß meine Referenzen in dem Institut anerkannt werden.
Cvoa: Bei deinem PSI-Level kannst du vermutlich
jedem einzelnen Instrukteur dort noch etwas vormachen.
Ashyra(erstaunt): Meinst du?
Cvoa: Bestimmt. Empathie ist meiner Rasse zwar
angeboren, aber andere Fähigkeiten sind sehr selten und in der
Regel auch nur schwach ausgeprägt. Telepathen auf Syaana haben
häufig ähnliche Probleme wie du mit mir zu Anfang, aber da
deren Ausbildungsstand nicht so gut ist wie deiner, führt das oft
zu Komplikationen.
Christopher: Da erzählst du was! Ich war der
erste Telepath in meiner Familie, und ich bin durch eine Art
persönlicher Hölle gegangen, bis ich endlich Alya traf und sie
mich erst einmal richtig in Schildtechnik schulte.
C.Alya: Die Al Tarf-Familie ist halt seit Anbeginn
eine PSI-Familie gewesen, ob auf unserer Ursprungswelt Do
I/Dodaaemí oder später auf Kirla XVII/Cyrion. Bei uns wird
jedes Kind intensiv in allen Techniken seiner bzw. ihrer
Fähigkeiten geschult, insbesondere, wenn es sich wie bei Ashyra und
Vivienne um Doppelbegabungen handelt.
Ashyra lächelt ihn an und wühlt liebevoll in seinen
leuchtend weißen Haaren herum, während sie über den
telempathischen Link mit ihm allerlei Zärtlichkeiten austauscht.
Cvoa: Ich fürchte, wir sind unhöflich,
Liebes. Deine Familie hat den weiten Weg gemacht, um dich zu sehen, und
wir kümmern uns gar nicht um sie.
C.Alya: Nun, zumindest bin ich mir mittlerweile
sicher, daß du nicht nur vortäuschst, Interesse an meiner
Tochter zu haben.
Ashyra(amüsiert): Das ist nichts
Persönliches, dhévho -- Meine Mutter hat lediglich einen
besonders gut ausgeprägten Beschützerinstinkt.
Cvoa: Das beruhigt mich ungemein.
Christopher: Mich würden mal ein paar andere
Sachen interessieren. Ich meine, im Prinzip weiß man von dir ja
nicht mehr, als daß du Nehgqù-Xuqù unsicher und den
Hütern des Friedens das Leben schwer machst. Aber da du nun unsere
Tochter mit dir nach Syaana nimmst, würde ich schon gerne wissen,
wie du privat bist. Ich meine, was machst du in deiner Freizeit etc.?
Cvoa: Nun, daß ich ein Agent des
Geheimdienstes der Vereinigung Tressila bin, dürfte
hierzulande mittlerweile hinreichend bekannt sein. Ansonsten habe ich
eine umfassende wissenschaftliche Ausbildung in Theorie und Praxis.
Letzteres ist auch eins meiner liebsten Hobbies -- ich bastele
nämlich gerne.
Christopher: Das dürfte die Untertreibung des
Jahrhunderts sein. Mit deinen Erfindungen hast du die
Friedenshüter reichlich in Atem gehalten.
Cvoa-L'yyn setzt ein amüsiertes Lächeln auf.
Cvoa: Weiterhin mag ich Musik, auch wenn ich da
momentan etwas aus der Übung bin.
C.Alya: Das heißt, du spielst ein Instrument?
Cvoa: Richtig. Und zwar die K'hár-yala, das
heißt, die syaanische Wasserharfe. Doch wie gesagt, momentan bin
ich leider völlig außer Übung. Aber Musik
hören ist schließlich auch etwas feines.
Ashyra: Stimmt. Er hat eine riesige Sammlung von
Musikkristallen!
Cvoa(zustimmend): Es hat sich in der ganzen Zeit
einiges angesammelt. Nun, was habe ich noch an Hobbies? Laßt
mich nachdenken. Ich bastele Modellraumschiffe, treibe gerne Sport,
liebe es zu reisen und fremde Kulturen und Sprachen kennenzulernen --
übrigens, Ashyra, nur deshalb war ich auf Unaol-t'Vqùo
IV/Cyrja-Irvén -- und ich habe etwas für die Damen der
Schöpfung übrig.
Ashyra(kategorisch): Bei letzterem wirst du dich
damit abfinden müssen, daß es jetzt nur noch eine davon
für dich gibt! Und denk daran, mich kannst du nicht beschwindeln
oder hintergehen.
Cvoa(seufzend): Damit ist die Zeit von Freiheit und
Abenteuern nun wohl vorbei...
Ashyra: Du hast's erfaßt.
Sie küßt ihn sanft und blickt ihm prüfend in die
silbergesprenkelten blauvioletten Augen.
Cvoa: Aber für dich tue ich ja -- fast --
alles.
Ashyra(grinsend): Ganz wie es sich gehört.
C.Alya: Ich sehe schon, Ashyra ist auf dem besten
Weg, dich angemessen zu erziehen.
Cvoa: Ich weiß auch nicht ganz, warum ich das
alles mit mir machen lasse.
Christopher(lachend): Keine Panik, Alya hatte einen
ähnlichen Effekt auf mich, und ich habe es auch überlebt.
C.Alya(drohend): Chris...!
Cvoa(mit hochgezogenen Augenbrauen): Ich sehe das
Problem.
Ashyra: Vivienne, warum bist du so schweigsam?
Vivienne: Nichts weiter. Ich denke nur nach.
Ashyra: Worüber?
Vivienne: Ach, nichts. -- Naja,
hauptsächlich, daß es viel zu wenig Leute mit PSI-Talenten
gibt.
Ashyra(belustigt): Mit 'Leute' meinst du doch
'Männer', oder?
Vivienne(ertappt): Das auch.
Cvoa(nachdenklich): Vielleicht könnte ich mir
ja einen Harem zulegen.
Ashyra(angriffslustig): Wage es! Ich habe dich zu
meinem Eigentum erklärt, und dabei bleibt es. Außerdem werde
ich schon dafür sorgen, daß es dich nach keiner weiteren Frau
mehr verlangt.
Sie nimmt sein Gesicht in beide Hände und küßt ihn
ausgiebig, wobei sie ihm über den telempathischen Link ziemlich
eindeutig klar macht, was er an ihr hat.
Cvoa(amüsiert): Du hast mich schon fast
überzeugt.
Ashyra(zu ihren Eltern): Nun, was haltet ihr also
von meinem Schatz?
C.Alya: Nun, ich würde sagen, du solltest gut
auf ihn aufpassen. Cvoa ist ein Typ, der so gut wie allen Frauen den
Kopf verdrehen kann.
Christopher: Er ist ziemlich frech, aber ansonsten
ist er in Ordnung.
Cvoa(grinsend): Mann dankt.
Ashyra: Ich liebe dich, Cvoa.
Cvoa(belustigt): Das will ich dir auch geraten
haben. Immerhin lege ich dir nicht nur mein Herz, sondern auch noch
meine Freiheit zu Füssen.
Ashyra(seufzend): Mit dem 'frech' hast du recht,
Dad.
Sie legt den Kopf an seine Schulter, woraufhin Cvoa sie
zärtlich in die Arme nimmt. 'Ich lasse dich nie wieder gehen',
sendet er ihr zu. -- 'Dann sind wir uns ja einig', kommt unmittelbar
die Antwort von Ashyra.
Vivienne: Darf man mal stören?
Cvoa reißt seine Aufmerksamkeit widerstrebend von Ashyra los.
Cvoa: Ungerne. -- Wieso?
Vivienne: Nun, ich bin neugierig. Du sagtest,
Ashyra wird dich als deine Lebensgefährtin begleiten. Gibt es auf
Syaana in der Hinsicht eigentlich auch rechtlich bindende Verträge
oder so?
Cvoa: Ja. Es gibt rechtliche Verträge,
spirituelle Gemeinschaften und geistige Verbindungen. Letztere beiden
Varianten können entweder mit oder ohne Zeugen erklärt werden.
Vivienne: Und wo liegen die Unterschiede?
Cvoa: Rechtliche Verträge regeln
Besitzansprüche in materiellen oder persönlichen Belangen.
Vivienne: In persönlichen Belangen?
Cvoa: Nun, zum Beispiel bei Beziehungen, wo ein
Partner sich dem anderen aus freiem Willen unterwirft -- damit niemand
sagen kann, diese Beziehung wäre unmoralisch oder kriminell von der
Seite des 'Meisters' her.
Vivienne: Ah. Spirituelle Gemeinschaften
dürften wohl mit Religion zu tun haben, nicht wahr?
Cvoa: Korrekt. Da sie den Rechten der jeweiligen
Glaubensgemeinschaften unterstehen, sind sie den rechtlichen
Verträgen weitestgehend gleichrangig.
Vivienne: Und die geistigen Verbindungen haben dann
wohl etwas mit der syaanischen Empathie-Fähigkeit zu tun?
Cvoa: Zum Teil. Um genau zu sein, handelt es sich
bei den geistigen Verbindungen um solche, bei denen ein telempathischer
Link besteht. Sie sind die intensivsten, da man sich zum Beispiel nicht
anlügen kann, wenn man die Gedanken und Gefühle des Partners
teilt. Es ist zwar keine Garantie für die Ewigkeit, da jeder sich
weiterentwickelt, aber meist sind die Partner, die sich so verbunden
fühlen, sehr lange zusammen.
Vivienne: Dann habt ihr beiden ja die besten
Chancen, Cvoa.
Cvoa(lächelnd): Das hoffe ich auch.
Ashyra(verwundert): Moment, heißt das, so
eine geistige Verbindung ist gar nicht so üblich?
Cvoa: Nun, es ist üblich, die Gefühle des
Partners zu teilen, aber ein voller telempathischer Link ist eher die
Ausnahme. Wie gesagt, Telepathie ist eine seltene Begabung auf Syaana,
und ohne die gibt es nur in Ausnahmefällen eine echte geistige
Verbindung.
Ashyra: Hm. Ich glaube, ich könnte es mir gar
nicht anders vorstellen.
Sie spielt mit den etwas längeren Haaren in Cvoas Nacken herum.
C.Alya(seufzend): Bei allen Göttern, ich hatte
so viele Fragen, als ich hier herkam, aber irgendwie scheinen mir fast
alle entfallen zu sein.
Christopher: Mir geht es ähnlich.
Cvoa(amüsiert): Ich sehe schon, ihr wolltet
hauptsächlich versuchen, irgendwelche gräßlichen Dinge
über mich herauszufinden, damit ihr hättet beweisen
können, daß Ashyra nicht für ihre Handlungen
verantwortlich und somit unschuldig war.
C.Alya wird knallrot vor Verlegenheit, während Cvoa-L'yyn ein
breites Grinsen aufsetzt.
Cvoa: Habe ich also recht gehabt.
Vivienne(verwundert): Sag mal, stört dich das
überhaupt nicht?
Cvoa(schulterzuckend): Ich weiß, was ich
getan habe und was nicht. Was andere von mir denken, kümmert mich
wenig. -- Naja, zugegeben, eine Sache ärgert mich schon,
nämlich, daß man mir unentwegt unterstellt, daß ich
irgendwelche Zwangsmaßnahmen anwenden muß, um mir eine Frau
zu angeln. Das hatte ich noch nie nötig gehabt. Eher im
Gegenteil.
Er streichelt zärtlich über Ashyras Rücken, woraufhin
sie sich wohlig an ihn kuschelt. Cvoa setzt ein ziemlich
selbstzufriedenes 'Na, habe ich es euch nicht gesagt?'-Lächeln auf,
das Ashyra zu seinem persönlichen Glück jedoch nicht gesehen
hat.
Vivienne(zu Ashyra): Meine Empfehlung: Du solltest
ihn unbedingt an die Leine legen, wenn du mit ihm unter Leute gehst.
Cvoa: Das habe ich gehört!
Christopher t'Avimer schüttelt erheitert den Kopf.
Christopher: Wann und wie habt ihr zwei beiden euch
eigentlich kennengelernt?
Cvoa: Das war vor etwa drei Terra-Wochen in
Tâmeen auf Unaol-t'Vqùo IV/Cyrja-Irvén. Ich glaube,
Ashyra hatte vor, mich einzufangen.
Vivienne(trocken): Es scheint ihr gelungen zu sein.
Ashyra: Naja, ich habe den Fehler gemacht, mich auf
ein Gespräch mit ihm einzulassen, und dann hat er mir in seinen
Gedanken seine Heimatwelt gezeigt.
Sie schließt die Augen und tastet über den
telempathischen Link nach Cvoa. Prompt erhält sie eine Antwort aus
liebevollen Gedanken, und sie fragt sich, wieso es ihr früher nie
aufgefallen ist, wie einsam sie eigentlich die ganze Zeit gewesen war,
so ganz allein in ihrem Geist. Zugegeben, sie hatte stets ihre
telepathische Begabung gehabt, aber das langjährige Training sich
abzuschirmen hatte bewirkt, daß sie normalerweise geistig ebenso
von allen isoliert gewesen war wie die mental taubstummen
Nicht-PSI-Begabten.
Ashyra: Naja, und das war es dann auch schon so
ziemlich. Seitdem sind wir zusammen.
C.Alya: Drei Wochen. Hm. Ich hoffe nur, daß
die kurze Zeit für euch ausgereicht hat, euch darüber klar zu
werden, was ihr wollt.
Ashyra: Mama! Ich bin mir darüber klar
gewesen, seit ich erstmals Cvoas Gedanken geteilt habe. Und genauso
lange ist es her, daß er begonnen hat, mich zu bearbeiten, ihn zu
seiner Heimatwelt zu begleiten.
C.Alya: So? Ihr habt offenbar keine Zeit
verloren...
Cvoa: Wenn ich nach langen Jahren vergeblicher
Suche endlich eine Frau finde, die meine Gedanken teilt und die mir
zugetan ist, dann riskiere ich doch nicht, sie wieder entwischen zu
lassen. Vor allem, wenn sie so wunderschön und dazu noch
intelligent ist.
Ashyra: Du bist süß. - Ich muß
zugeben, ich bin schon wahnsinnig gespannt auf deine Heimatwelt,
dhévho.
C.Alya(neugierig): Hast du eigentlich ein paar
Holos von Syaana hier?
Cvoa: Sicherlich. Wenn ihr mich einen Moment
entschuldigt?
Ashyra lächelt ihn an und klettert von seinem Schoß
herunter. Sie sieht ihm liebevoll hinterher, als er in ein Nebenzimmer
geht, wo er die entsprechenden Speicherkristallen sucht.
Vivienne: Himmel, das ist ja schlimm mit dir,
Ashree. Kannst du keine Minute mehr ohne ihn sein?
Ashyra: Hm. Momentan -- nein. Ich vermute, das
wird sich geben, wenn wir länger zusammen sind, aber im Augenblick
genieße ich jede Sekunde.
C.Alya: Ich hoffe nur, du wirst nicht eines Tages
enttäuscht, mein Kind.
Ashyra(ernst): Das Risiko muß ich eingehen.
Aber abgesehen davon hat die Sache mit Laé mir ohnehin meine
freie Wahl genommen.
C.Alya: Leider hat Raké sich geweigert, mir
seine Kinder zur Ausbildung zu geben. Wenn er die beiden nicht derart
verzogen hätte, wäre das alles nicht passiert. Ich frage mich
immer noch, mit welchen Recht es sich Raké anmaßt, sich als
PSI-Techniker zu bezeichnen. Er hat nie das komplette Training
durchgezogen, und auch Laé und Carmee haben von ihm nur eine
rudimentäre Ausbildung erhalten.
Ashyra(zerknirscht): Meine Aktion war einer
PSI-Technikerin aber auch nicht unbedingt würdig.
C.Alya: Das ist wahr, und ich heiße es auch
nicht gut, was du getan hast. Aber wenn Laé ordentlich geschult
gewesen wäre, hätte er den Angriff mit Leichtigkeit abwehren
können. Für einen Abwehrblock gegen eine ungeordnete Attacke
-- und mehr war deine Aktion nach Viviennes Schilderung nicht -- reicht
auch ein niedrigerer PSI-Level. Selbst Kenny, die gar kein echtes
Talent hat, konnte schließlich lernen, ihre Gedanken weitestgehend
zu blocken.
Unterdessen hat Cvoa die Kristalle zusammengesucht und kehrt in die
Küche zurück.
Cvoa: Ich schlage vor, daß wir ins Wohnzimmer
hinüber gehen.
Seine Anregung wird prompt in die Tat umgesetzt, wobei Ashyra es
sich wieder einmal nicht verkneifen kann, Cvoas Hand zu ergreifen, nur
um ihn bei sich zu fühlen. Lächelnd küßt er ihre
Fingerspitzen, und Ashyra ist wie stets fasziniert, welche
Intimität durch den telempathischen Link alleine in dieser
einfachen Geste liegt.
C.Alya betrachtet ihre jüngere Tochter nachdenklich,
beschließt dann aber, ihre Bedenken beiseite zu schieben. Ashyra
ist immerhin mittlerweile erwachsen und hat das Recht, ihre eigenen
Fehler zu machen.
Christopher und C.Alya nehmen auf der bequemen Couch Platz, ebenso
wie Vivienne, während Cvoa und Ashyra sich mit einem Sessel
begnügen, nachdem der Syaane die Speicherkristalle in eine
Leseeinheit eingelegt hat. Der Raum verdunkelt sich, und eine Wand des
Raumes wird zu einem Holoprojektionsschirm.
Zuerst sieht man eine elegante Stadt aus weißen und
pastellfarbigen Gebäuden mit metallschimmernden Dächern und
Verzierungen. Zwischen den Häusern erstecken sich ausgedehnte
Parkanlagen, wobei das Gras und das Laub der Bäume vorwiegend von
einem tiefen Türkisgrün ist. Der Himmel von Syaana
ähnelt verblüffend dem von Accra II/Kara: eine gewaltige,
blauweiße Sonne dominiert einen strahlend weißblauen Himmel.
Christopher: Hey, das sieht ja fast wie Kara aus.
Cvoa: Stimmt. Ich muß auch zugeben,
daß mir Accra II/Kara stets sehr gut gefallen hat. Vor allem,
weil die hiesigen Temperaturen ebenfalls denen von Syaana entsprechen.
Übrigens, die Stadt, die ihr gerade seht, ist Alhd'yara, unsere
Hauptmetropole. Sie liegt in einer gemäßigten Klimazone.
Ich komme aus einem etwas wärmeren Gebiet am Ufer eines
großen Binnenmeeres.
Er betätigt die Fernsteuerung, und ein anderes Hologramm
erscheint auf der Wand. Eine türkisblaue Wasserfläche endet
an einem silberweißen Strand, der in eine andere, aus kunstvollen,
pastellfarbigen Gebäuden aufgebaute Stadt übergeht.
Cvoa(lächelnd): Éthá! Das ist
Sanh'dora, meine Heimatstadt.
Ashyra, die die Holos natürlich schon sämtlichst bewundert
hat, kuschelt sich an ihren Gefährten. In seinem Geist spürt
sie die tiefe Sehnsucht nach seinem Zuhause, die er all die Zeit in
Nehgqù-Xuqù mit sich herumgetragen, aber außer ihr
bislang niemandem gegenüber zugegeben hatte.
Ein weiteres Holo zeigt Sanh'dora am Kheean-Meer bei Nacht: Im
sternenklaren, schwarzvioletten Himmel steht der spektakuläre
Regenbogenring von Syaana, dessen Reflexe das Wasser in ein verzaubertes
Licht tauchen.
C.Alya(andächtig): Das ist ja wundervoll! Bei
den Göttern von Cyrion, das würde ich gerne einmal live sehen.
Auch Christopher und Vivienne wirken angemessen beeindruckt.
Cvoa: Mal sehen, vielleicht läßt sich
bei Gelegenheit einmal ein Besuch arrangieren.
C.Alya: Wirklich?
Cvoa: Warum nicht? Die Blaccóllo
werde ich zwar wohl dem Geheimdienst zurückgeben müssen, aber
ich habe vor, die Terra zu behalten. Und die hat auch einen
Cuween-Antrieb. Ashyra und ich könnten euch zum Bespiel zu einem
Urlaub auf Syaana einladen.
Er empfängt prompt eine begeisterte und ziemlich
enthusiastische Gedankenflut von Ashyra, die er gerade noch in
zivilisierte Bahnen lenken kann, ehe es zu peinlich wird. Er
schüttelt amüsiert den Kopf und kitzelt Ashyra im Nacken. Als
sie von Cvoa telepathisch einen erheiterten Kommentar ob ihrer
neuerlichen mentalen Ausuferung vermittelt bekommt, wird sie ziemlich
rot und peilt verlegen zu ihren Eltern herüber.
C.Alya guckt sie tadelnd an.
C.Alya: Hast du mittlerweile alles vergessen, was
ich dir in puncto telepathischer Abschirmung beigebracht habe?
Ashyra: Mama, das ist etwas komplizierter. Cvoa
ist ein Empath.
C.Alya: Und was hat das mit deiner
Abschirmung zu tun?
Ashyra: Nun, das ist etwas schwierig zu
erklären. Erstmal -- Cvoa ist ein echter Empath, und ich bin eine
Telepathin. Irgendwie scheint sich der Wirkungsbereich unserer
Fähigkeiten zu überlappen und zwar so, daß Cvoa einen
Teil meiner Telepathie-Begabung mitnutzt, wenn wir zusammen sind und ich
einen Teil seines Empathie-Talents. Aber da ich noch nicht ganz so fit
darin bin, den Empathie-Bereich abzuschirmen und Cvoa nie was mit
Telepathie zu tun hatte, sickert da halt einiges durch.
C.Alya: Sickern ist gut. Das fühlt sich eher
an wie ein Wasserfall.
Cvoa: Das ist einer der Gründe aus denen wir
noch nicht sofort nach Syaana abfliegen, obwohl ich es eigentlich kaum
erwarten kann. Erst muß es uns gelingen, unsere PSI-Talente
richtig aufeinander einzustimmen, daß wir nicht ständig zu
einem Problem für alle anderen werden.
Ashyra: Genau. Es ist schon erheblich besser
geworden, Mama.
C.Alya: Dann war es wohl ein Glück, daß
ihr euch erst einmal zwei, drei Wochen dezent zurückgezogen habt,
hm?
Cvoa(grinsend): Reiner Selbstschutz.
Natürlich kann er wieder einmal seine Finger nicht von Ashyra
lassen, was diese mit einem ausgelassenen Glucksen quittiert,
während sie sich hingebungsvoll an ihn schmiegt.
Vivienne: Sag mal, Cvoa, hast du noch mehr Holos
von Syaana?
Cvoa: Natürlich. Hast du einen besonderen
Wunsch? Städte, Naturreservate, Feriengebiete?
Vivienne: Am besten alles.
Cvoa: Du stellst ganz schöne Ansprüche.
Vivienne: Immer.
Cvoa: Gut. Dann laß uns mal sehen, was ich
noch hier auf den Kristallen habe...
Er schaltet das Inhaltsverzeichnis des Speicherkristalls auf das
Projektionsfeld. Alleine die Liste der Verzeichnisse geht über
mehrere Spalten, allerdings sind die Buchstaben nicht Transuhh,
sondern syaanische Lettern. Als die anderen ein wenig irritiert gucken,
gibt er dem Stationscomputer den Befehl, die Anzeige nach
Transuhh zu übersetzen, die allgemeine Verkehrssprache in
den Vier Galaxien.
Cvoa(leicht verlegen): Ich habe mir gedacht, wenn
ich schon längere Zeit nicht nach Syaana zurückkomme, dann
nehme ich wenigstens genug zum Angucken mit.
Ashyra(belustigt): Solange es nur
Landschaftsaufnahmen sind, soll es mir egal sein.
Cvoa(seufzend): Du denkst immer nur das Schlimmste
von mir.
Ashyra: Und? Habe ich nicht recht damit?
Cvoa(betont unschuldig): Nun, ich habe immerhin
einen Ruf zu wahren.
Ashyra: Dazu gebe ich lieber keinen Kommentar ab.
Cvoa: Äh, Vivienne, was wolltest du also
sehen?
Vivienne(kichernd): Da ich fast vermute,
daß es sich bei den 'Naturschönheiten' nicht notwendigerweise
um Landschaftsbilder handelt, such du lieber etwas heraus.
Cvoa-L'yyn guckt irgendwie ein wenig ertappt, und Ashyra knufft ihn
in die Seite.
Cvoa: Na! Ich bin halt auch nur ein Mann... - Was
die Holos betrifft, wie wäre es mit Kha Svay-Aluun, was
soviel heißt wie 'Regenbogenwüste'?
Vivienne: Klingt doch schon ganz nett.
Cvoa hält die Fernsteuerung in der Linken und sucht einige
Holos aus dem entsprechenden Verzeichnis aus. Tatsächlich handelt
es sich dabei um eine phantastische, kristalline Wüstenlandschaft,
die gänzlich in allen Spektralfarben schillert.
Vivienne: Wow! Was für Farben!
Cvoa: Das gesamte Gebiet ist eine
Calciumfluorid-Lagerstätte, die im Laufe der Jahre durch Erosion
freigelegt wurde.
Ashyra: Calciumfluorid -- das klingt so prosaisch!
Das sieht eher aus, als wären unzählige Edelsteine dort
herabgeregnet.
Cvoa: Du wirst es vielleicht höchst
unglaublich finden, aber diese ganze Farbenpracht wird
hauptsächlich von einem einzigen Mineral verursacht. Es ist
übrigens verboten, die Regenbogenwüste zu betreten. Für
Touristen werden Rundflüge angeboten, aber damit niemand sich an
den Steinen vergreift, steht das Gebiet unter strengster Aufsicht.
Vivienne: Kann ich irgendwie verstehen.
Cvoa-L'yyn wählt noch einige weitere Holos dieser
phantastischen Wüstenlandschaft an, während er
gedankenversunken durch Ashyras Haar streicht.
C.Alya(fasziniert): Das sind ja lauter Würfel
-- und die sind wirklich nicht künstlich hergestellt worden?
Cvoa: Nein. Alles in langen, langen Jahren
gewachsen.
Vivienne: Mich würde etwas anderes
interessieren -- Syaana hat doch ganz offensichtlich einen B-Stern als
Sonne. Die stabile Phase eine solchen Sterns beträgt -- wenn es
hoch kommt -- 100 Millionen Terra-Jahre. Wenn ihr wirklich ein Produkt
des Alten Krieges seid, dann müßt ihr doch
mindestens einige Male mit Sack und Pack und allem 'umgezogen' sein.
Cvoa(zustimmend): Sind wir. Weißt du, es
gibt seit Urzeiten im Bereich der Vereinigung Tressila eine
Rasse, die sich auf den Transport von kompletten Planeten inklusive der
zugehörigen Monde spezialisiert hat, und die haben Syaana für
uns schon mehrfach zu anderen Sternen transportiert. Aus Gründen
der Nostalgie haben wir die jeweilige Sonne immer Delha genannt.
Christopher: Also eine interstellare
Planetenspedition, hm?
Cvoa: So ähnlich nennen sie sich. Seither hat
es in der Vereinigung Tressila keine Rasse mehr gegeben, die
durch solche Inkommoditäten wie sich zur Nova aufblähende
Sonnen ausgelöscht wurde.
Ashyra: Ts. Eins der Alten Völker
der Vier Galaxien ist durch solch eine 'Inkommodität', wie
du es nennst, vernichtet worden. Die Seo haben sich stets geweigert,
Kolonien auf anderen Planeten zu erbauen, und da nicht eine einzige
Königin der Seo ihre Welt Scho verlassen hatte, als Schiom
explodierte, besiegelte dies deren Untergang.
Cvoa: Die Seo waren ein insektoides Volk?
Ashyra: Genau.
Cvoa: Ich habe davon gehört, daß einige
von diesen Rassen sehr planetenzentriert sind beziehungsweise waren.
Vivienne: Hm. Ich muß zugeben, mir sind
normalerweise Humanoide lieber als die diversen Insektoiden. Wie
wäre es, wenn du uns noch etwas von Syaana zeigst, Cvoa? Deine
Welt ist nämlich hübsch.
Cvoa(lächelnd): Danke.
Er zeigt ihnen also weitere Aufnahmen: buntblühende Wiesen von
türkisgrünem Gras, schneebedeckte Berge, phantastische
Städte aus eleganten, perlschimmernden Gebäuden,
aquamarinfarbene Seen unter dem eisblauen Himmel, Wälder aus
schwarzrot belaubten Bäumen, die goldenen Sternenbäume, die
unter dem Regenbogenring sanft metallisch schimmern...
Atemlos betrachten die drei Besucher das Kaleidoskop der Ansichten
Syaanas, während Ashyra mit Cvoas Haaren herumspielt und
telempathisch Zärtlichkeiten mit ihm austauscht.
Einige Zeit darauf gesellen sich Keryam und Tesco zu ihnen.
Tesco: Ich hoffe, wir stören nicht?
Cvoa: Im Augenblick nicht.
Keryam(fasziniert): Sind das alles Holos von
Syaana?
Cvoa(zustimmend): Sind sie.
Keryam: Wow! Ich glaube, ich weiß, wo ich
gerne mal Urlaub machen würde.
Ashyra(begeistert): Ay, Kerry, das fände ich
wundervoll!
Tesco: Von mir hörst du bestimmt keine
Einwände.
Er nimmmt seine dhévha liebevoll die Arme.
Tesco: Aber, Dad, das war es nicht, warum wir hier
hineingeplatzt sind. Als du diesen Planeten hier für deine Station
ausgesucht hast, hast du ihn vorher ordentlich untersucht?
Cvoa: Wofür hältst du mich?
Natürlich. Der Scan ergab keine Lebensformen -- wie auch, auf so
einer jungen Welt? -- und auch sonst nichts von größerer
Relevanz.
Tesco: Éthá, dann muß das Ding
neu sein.
Cvoa: Was für ein Ding?
Er legt die Fernsteuerung für den Holoviewer beiseite und sieht
seinen Sohn fragend an.
Tesco: Naja, ich wollte Kerry ein paar hübsche
Ecken von Blaccóllo zeigen und habe mir einen deiner Gleiter
ausgeliehen. Als wir das Hochplateau oberhalb der Feuerseenplatte
überflogen, fiel mir eine Art Torbogen aus einem rotgoldenen
Material auf, in dem ein türkis/violett changierendes Energiefeld
vor sich her schillerte. Sowas habe ich bislang noch nie gesehen.
Keryam: Und ich auch nicht. Es sieht nicht aus als
würde es der Technologie der Alten Völker entstammen.
Ein Transmit-Feld wäre grünlich/golden und bräuchte auch
nicht so einen 'Rahmen'.
C.Alya: Wie weit ist dieses Plateau entfernt?
Tesco: Etwa 560 Kilometer von hier.
C.Alya: Hm. Dann müßte ich eigentlich
die Gedanken von irgendwelchen Wesen auffangen können, die durch
dieses 'Tor' auf den Planeten gelangt sind --- wenn es überhaupt
ein Tor ist. Aber die einzigen Gedanken, die ich spüre, sind wir
hier -- Keryam mal ausgenommen.
Cvoa: Ich glaube, wir sollten mal nachsehen. Wenn
hier uneingeladene Wesen herumschnüffeln, werde ich ihnen
klarmachen, daß dieser Planet mein Privatbesitz ist.
Vivienne(mißtrauisch): Was hast du vor?
Cvoa: Im Zweifelsfall werde ich dieses 'Tor' auf
den innersten Planeten von Dissilùvo befördern, dann wird
denen das Herumspionieren bestimmt vergehen.
Vivienne: Aber da werden sie doch verbrennen!
Cvoa-L'yyn zieht die Augenbrauen hoch.
Cvoa: Meine liebe Vivienne, wer ein Tor auf einem
vulkanisch aktiven Planeten aufbaut, muß immer damit rechnen, in
einen Lavastrom zu treten, wenn er hindurchgeht. Ich würde sagen,
wenn die Typen nicht in ein Schutzfeld gehüllt hier vorbeizukommen
gedachten, sind sie selbst dran schuld.
Vivienne runzelt die Stirn. Cvoa hat offenbar doch seine dunkleren
Seiten.
Cvoa: Ashyra, würdest du bitte...?
Sie steht auf und reicht Cvoa die Hände, um ihn in die
Höhe zu ziehen.
Cvoa: Wenn ihr wollt, könnt ihr mitkommen.
Ansonsten wird sich Tesco um euch kümmern. -- Tess, wenn du so
nett wärst?
Tesco: Kein Problem, Dad.
Christopher: Wir könnten eigentlich auch
wieder zurückfliegen. Ich meine, die wichtigsten Sachen hatten wir
ja geklärt.
C.Alya: Stimmt. Wenn es euch recht wäre,
heißt das.
Sie sieht Tesco und Keryam fragend an.
Tesco: Was immer euch lieb ist.
Ashyra(zu Tesco und Keryam): Ihr könnt ja noch
mal zurückkommen, wenn ihr die anderen abgesetzt habt.
Tesco: Das wäre zu überlegen. Mich
würde nämlich interessieren, was es mit dem 'Tor' auf sich
hat.
Keryam: Dann sollten wir C.Alya, Chris und Vivi
rasch nach Sna-Tgyhl bringen und wieder hierhin zurückfliegen.
C.Alya: Accra II/Kara wäre mir sogar noch
lieber.
Tesco: Das ist kein Problem. Laßt uns
aufbrechen.
* * *
Die fünf Besucher verabschieden sich und fliegen mit der
Else-X wieder in das Universum jenseits von Aralanka-Coveen.
C.Alya: Ich frage mich nur -- ist Cvoa-L'yyn ein
derart guter Schauspieler, oder ist er wirklich so ein
hinreißender Typ?
Vivienne: Ich plädiere für letzteres.
Christopher: Ich bin nur froh, daß es nicht
noch mehr Typen von seiner Sorte gibt.
C.Alya: Täusche ich mich oder klingt ein Hauch
von Eifersucht in deiner Äußerung mit?
Christopher: Hm... Nun, wenn ich ehrlich bin --
ein bißchen, ja.
C.Alya(lächelnd): Keine Panik, Chris, ich
weiß, was ich an dir habe...
Christopher(beruhigt): Gut.
C.Alya lacht auf und schließt ihren Lebensgefährten in
die Arme.
C.Alya: Du bist süß.
Christopher: Ich tue mein bestes.
Einige Stunden darauf setzen Keryam und Tesco die
Al-Tarf-t'Avimer-Familie auf Accra II/Kara ab, ehe sie Shayla Varys bei
S'ci und Fyu abholen und sich wieder auf den Weg nach Blaccóllo
machen.
* * *
Nachdem Cvoa-L'yyn und Ashyra ihre Besucher verabschiedet haben, gehen
sie zur Ortungszentrale der Station, da Cvoa gerne einige Daten
über das 'Tor' in Erfahrungen bringen will. Ashyra setzt sich zu
ihm auf die Armlehne des Sessels und betrachtet interessiert die
Anzeigen.
Ashyra: Bevor ich mit nach Syaana komme, muß
ich unbedingt die Sprache lernen. Es ist frustrierend, wenn man auf die
Schriftzeichen starrt und nichts als befremdliche Symbole sieht, denen
man keine Bedeutung zuordnen kann.
Cvoa: Kann ich verstehen. Aber es ist kein
Problem, ich habe ausreichende Mengen an Lehrkristallen für alle
Sprachen der Vereinigung Tressila, die dich interessieren
könnten.
Ashyra: Prima.
Sie rutscht von der Lehne auf seinen Schoß herunter, und Cvoa
kann der Versuchung nicht widerstehen, seine Hände unter ihre
Tunika wandern zu lassen und sie ausgiebig zu streicheln. Ashyra seufzt
wohlig auf und genießt die Streicheleinheiten, ehe sie sich eines
besseren besinnt und ihn fragend ansieht.
Ashyra: Wollten wir nicht nachsehen, was es mit
diesem 'Tor' auf sich hat?
Cvoa: Stimmt, da war so etwas...
Ashyra: ...andererseits glaube ich nicht, daß
ich in der Lage bin, dir zu widerstehen, wenn du mich weiter so
verwöhnst.
Cvoa: Éthá, erst die Arbeit dann das
Vergnügen.
Er stellt Ashyra auf die Beine, ehe er sich ebenfalls erhebt und
sich mit ihr auf den Weg zu einem der Raumgleiter macht, die im Hangar
der Station herumstehen.
Ashyra: Sag mal, wie viele Gleiter hast du dir
eigentlich so im Laufe der Zeit organisiert?
Cvoa(betont unschuldig): Keine Ahnung. Ich habe
nicht mitgezählt.
Ashyra(kopfschüttelnd): Ich frage mich, was
ich eigentlich an dir mag. Du bist kriminell, du bist unverschämt,
du bist...
Cvoa-L'yyn zieht die Augenbrauen hoch, bevor er Ashyra kurzerhand in
die Arme nimmt und sanft küßt, um ihre Aufzählung seiner
Unarten zu unterbrechen. Da er ihr zudem über den telempathischen
Link seine augenblicklichen Emotionen sie bezüglich offenbart,
schmilzt sie wie stets dahin und schmiegt sich in reichlich
eineindeutiger Manier an ihn.
Ashyra(seufzend): Manchmal wünschte ich, du
wärst nicht ganz so überzeugend.
Cvoa(lachend): Ach?
Ashyra: Daccù, ich gebe es zu, ich liebe
dich so wie du bist. -- Aber jetzt sollten wir wirklich losfliegen.
Cvoa: Dann komm, meine dhévha.
Er entläßt sie aus seiner Umarmung, wobei er gleich
wieder eine ihrer Hände ergreift, um sie auf seinen Gleiter
Iscadria zu geleiten.
Das Fahrzeug schwebt aus dem Hangar, der sich an der Unterseite der
Station befindet. Ashyra betrachtet fasziniert die intensiv
flammenfarbenen und braunroten Farbtöne der
Planetenoberfläche. Hier müßte noch einige Zeit
verstreichen, bis sich der Planet weit genug beruhigt hätte, um
eigenes Leben hervorzubringen.
Bald darauf erreichen sie den Ort, an dem Tesco das 'Tor' entdeckt
hat.
Ashyra: Und?
Cvoa schaltet den Ortungsoutput auf einen holographisch projizierten
Schirm und betrachtet die Buchstaben, Zahlen und Symbole interessiert.
Als Ashyra ihm einen vorwurfsvollen Blick zuwirft, lächelt er sie
entschuldigend an und wählt für sie die Sprache
Transuhh als Anzeigemodus.
-- To Be Continued --
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Last modified: 13.04.2002
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