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15.4 20250420
EndeDer Weg durch die Hölle zum Knallstein mit Dante Hölderlin und Vergil. Berge und Meere, Sonnenauf- und Untergang, Ebbe und Flut, Tag, Nacht, die Poesie eines spät Berufenen. Inhalt Widmung ANTENORIA
Scheideweg Leben
Erinnerung
Mit
Geist im Leben vorwärts streben Berg Bekanntschaft
Der Traum im Traum
Der
Aufstieg Musenkuss
Lorbeerkranz Jenseits des Acheron
Weibes Gleichrang
Papst Anastasius
Banause
Biedermann Staatsamt Kaiphas
Der hohe Tempelherr Stark um Neues zu
ertragen Die stolzen Flammen
der Griechen Wer bist du der
hernieder blickt Beatrix hat diesen
Wunsch bei Gott erwirkt Antenora Nun ist die Zeit
gekommen Dantes Abschied von
Vergil
Ich widme diese Schrift
den Liebhabern der Träume. Wer bloß den Duft
einer Pflanze riecht, wer sie pflückt, um mehr
von ihr zu lernen – dem wird sie fremd bleiben
– wer sie aber achtet und mit ihr gedeiht, der
wird ihr Wesen näher kennenlernen und von ihr
träumen.
Es ist kein Traum, es
ist des Herzens, Liebes- und Geistes Treue
des Lebens. Das Leben blüht in jeder Blume,
die uns Wanderern am Wegesrand begegnet.
Zu jedem Nagel
braucht man Eisen, jeder Regentropfen bedarf
den Wolken. Die Flora, die Fauna und alle
Lebewesen, sind bis zum ersten Tag der
Entstehung hin, wo jene Urkraft alles schuf,
bis zur unfassbaren Unendlichkeit, ein
Schöpfungswunder. Dieses erstaunliche und
unerklärbare Ereignis wiederholt sich immer
wieder – in der Geburt jedes Wesens, im
Wachsen jeder Pflanze, im Wechselspiel der
Gezeiten und der Menschen.
Es ist kein Traum und keine Mär von der Feuerkraft des Himmels, darum schöpfe Atem mein Herz, das fast ersticken könnte, vor der Schönheit, Fülle und Pracht des Allumfassenden. Unsere Planeten und wir alle sind, so wie auch Jedes für sich alleine, ein Teil der göttlichen Komödie im heiligen Zusammenhang mit allen Erscheinungen. Das all ist so wahr so herrlich wie der blaue Himmel. Wohl gilt dies auch für jeden Menschen, aber dennoch so einzigartig für zwei dich sich vereinend fanden. Wenn auf den Bergen der Nebel herunterfällt und die feuchten dicken Dünste die Sonne verfinstern und jede Orientierung rauben, wenn die Abgründe und die tiefsten Schlünde nicht mehr wahrnehmbar sind und ringsherum ein höllisches Gräuel tobt, ist es als wäre man an jener Stätte wo die Verdammten ihre Sünden büßen. Gutes
strebt zum Guten im
Scheideweg Leben –
Schlechtes
wird zumeist nach Schlechten streben.
Wenn rau
und holprig, was auch oft
gebührlich ist,
Mir
verliehen sind die Verse in kurzer
Lebensfrist,
So will
ich dennoch deshalb trotzdem
stattdessen,
Höllenbrei
und Modergut in graus'ger Fülle
pressen
Mit
großer Inbrunst und mit der
allerletzten Kraft,
Entströmt
dem Sumpf nun frisch gewonn'ner
Saft.
Nahe
dem Kerne und ferne von tauben
Schichten
Versuch’s
ich nicht erst salbungsvoll zu
dichten.
Genug des Hasses und der
vergebenen Klagen
Sie vergeuden doch nur die Zeit in allen Tagen. Die heißen Flüchen, die unvergolt’nen Qualen Sind Hemmnis für des freien Geistes Strahlen. Sonne und Wahrheit lässt sich nicht verdrängen, Sich auch nicht durch Lug und Trug verhängen. O schwaches Abbild; auf der Gämsen Fährte des Großen Antenori, dem Gipfel Brockengespenst näher zu kommen, oder aus der Tiefe des schier endlosen Meeres der Venus gleich geboren zu werden. Aber auch das Elmsfeuer, wenn es paradoxer Weise nicht bei der Seefahrt – sondern wie einst in der Gewitternacht am Antenori in den Metallverstrebungen des Regenschirm aufgetreten ist. O Kraft der Erscheinung, die nach außen hin umschließt, doch der Mensch nimmt es nicht wahr und klängen auch dabei Tausende Trompeten und Trommeln. Der Frevel jener, die sich zumeist am Vogelsang ergötzen, fiel in Vision alsdann hernieder und es erschien eine entzückende Fantasie. Nun bin ich zwar der Alte, jedoch der Alte der ich früher einmal war, bin ich nicht mehr, dies musste ich unlängst am Ödstein leider feststellen. Die Schlucht Es dunkelt abwärts fällt
der Schatten Scharren,
Doch die Schöpferglut will
weiter ich bewahren.
Und wieder dringt diese
Frage an mein Ohr,
Doch wieder ist und bleibt
alles wie zuvor.
Und wieder dringt die
Frage an das Lied,
Warum Antenorias Schatten
es nicht mied ?
Mitten in den
Vorbereitungsarbeiten, für das "Karl
Reiterer"
Auf diese Weise entstand meine Bekanntschaft mit dem Berg Antenori. Im Jahre 1987 überschritt ich, von Großsölk ausgehend, den gesamten Knallstein Höhenzug und wanderte danach bis zum Sölkpass weiter. Es war ein Alleingang mit unvergessenen Erlebnissen, Bergsteiger traf ich nur am Knallstein und am Dehneck Gipfel. Nun, ich schweife nicht weiter ab und beginne mit dem Traum, den ich im Traume träumte. Der Traum im Traum In der Nacht
des Allerheiligen Tages war das Auto, im
Seifriedgraben bei Mößna von Großsölk, meine
Ruhestätte. Wie es bei einer ungewohnten
Schlafsituation immer vorkommt, ist man im
ständigen Wechsel zwischen Halbschlaf und
Tiefschlaf. Zuerst kamen Verwirrungen im
wahrnemen von Träumen, bis ich dann gänzlich
wie wahrhaftig im geheimnisvollen Reich des
Schlaferlebnis einprägsam dahin schritt.
Mit dem Bergkameraden wanderte ich auf der linken Seite des Sölk Baches taleinwärts, wir suchten den Anstieg zum Antenori. Wir kamen dabei an einigen besonders reizvollen landschaftlichen Idyllen vorbei, als es in der Umgehung einer Klamm steil empor ging und immer abschüssiger wurde, entschied ich mich gegen den Willen des Freundes zum Abbruch. Überraschend kam die Nacht, wir suchten und fanden eine Herberge in einer Heuscheune. Die Müdigkeit von den Strapazen des gefahrvollen aber erfolglosen Besteigungsversuch des Antenori taten ihre Wirkung, bald wechselten wir, im weichen Bett- und im Duft des Heus, unseren Bewusstseinszustand mit dem des Unbewussten. Lautes Hühnergegacker führte zur Ermunterung, beim Austreten scheuchte mein Freund die Hühner aus dem Stall, als er zurückkommt, stehe auch ich, noch vom Schlaf benommen, auf. Es war eine Nacht voller rätselhafter Träume, von denen nur noch Bruchstücke geblieben sind. Es ist wie bei Nebel verhangenen Bergen, wenn die Sonne die Oberhand gewinnt, verziehen sich die Nebel. Ein letztes Flocken gleiches Wölkchen ist mir, kurz vor dem Auflösen im blauen Horizont, in Erinnerung geblieben. Da wurde ein längeres Gespräch geführt, es drehte sich um Niederschriften von mir. Als Unverstandener versetzten mich die Argumente von Menschen in tiefe Besorgnis. Das Begreifen und das Verstehen sind wohl die Grundelemente jeder Kunst, wenn man es aufbringt, kann das Verständnis auch ohne den Begriff gegeben sein, es fragt sich dabei immer nur wofür? Es ist ähnlich wie bei dem vielseitigen Begriff Glauben, er beginnt im Freiraum aller unbegreiflichen Vorstellungen und Ereignisse, aber auch in der Alltäglichkeit. Wenn man daran glaubt, ein Vorhaben zu verwirklichen, oder einen schwierigen Weg zu bewältigen, ist man, abgesehen vom Irrglauben, frei von der Vorbelastung. Sei es nun Verständnis oder Respekt, beides ist die Grundlage für jedes Gespräch, auch für ein Traumgespräch in der verblassender Erinnerung. Gerade als wir im Begriff sind, den Stall der Scheune zu verlassen, hören wir Schritte und treten dem Mann, der über den Hof kam, entgegen. Es ist der Bauer des Anwesens, er ist nicht erzürnt über unsere nächtliche Einnistung, er hat den Fuchs verdächtigt, die Hühner aufgescheucht zu haben. Wir folgen dem Bauer, der uns zu einem Rummelplatz führt, wo wir ihn in dem Menschengewimmel wieder aus den Augen verlieren. Nach langen, vergeblichen Fragen erteilt und ein alter Mann die Auskunft über den Weg zum Großen Antenori. Voll von neuer Antriebskraft und entstehender Energie wandern wir zur, mit einem Felsenwald beginnenden, Einstiegs Fuhre. Zuerst geht es zügig empor, dann kommen wir zu einem gewaltigen Wasserfall, dort wo die Strähnen den Felsengrund treffen, ist ein großer Wirbel und das Wasser verschwindet im geheimnisvollen Berginneren. Ich klettere oberhalb des Wirbels, mein Freund ist etwas weiter unten auf einem Felsenband. Der Felsbrocken an dem ich mich festhalte lockert sich, die Lage wird für uns beide sehr bedrohlich. Irgendwie gelingt es mir aber doch, den Steinfall, bis mein Freund aus dem Gefahrenbereich war, hinauszuzögern. Nach dieser Felsstufe erwartet uns ein rastloses Herumirren durch wild verwachsene Felsen Rasenplätze, über Schluchten, Gänge und Hallen bis wir den Durchstieg zu einem finsteren Turm finden. Auf dessen Spitze ist folgender Spruch zu lesen: An und nach
Hölderlin: "Träumt nicht euer Leben,
sondern erlebt, was ihr träumt."
Dann
kommen wir zu einem, im Glanz der
Sonne glitzernden Pfuhl, mein Freund
beugt sich im Begriff, sich zu
erfrischen darüber, verliert das
Übergewicht und verschwindet unter der
Wasserfläche. Der Schein ist
trügerisch es ist ein Wasserloch, ich
springe hinterher und als ich nach der
Felsen Schleuse auftauche erwartet
mich schon mein Freund unter Tage des
Antenori. Erstaunt betrachteten wir,
die weiße Grotte in der wir uns nun
befinden. Durch einen Felsen Schacht
fiel mattes Tageslicht herein und gab
dem gesamten Bild eine traumhafte
Stimmung. Nach dem Erklettern des
Schachtes kommen wir in eine ganz
fremdländische, fast außerirdische
anmutende Gegend mit einer
eigenartigen, Schrein mäßigen
Felserhebung. In der Mitte des Berges
ist eine Felsen Öffnung, zu den
langgezogenen Gipfelgrat weisen, in
verschiedensten
Schwierigkeitsgraden, viele
Kletterpfade. Vom Tor her dingt der
Schall eines seltsam wirkenden, aber
eigenartigen Trauergesanges:
Musenkuss Lorbeerkranz
Geisterhafter Schein, Lyraklang Reigentanz, Wiege Totenschrein. Erschaudern überall, Kreuz in Flammen, Berstender Fall Todesverlangen.
Eine
unbekannte Macht zog uns zur
Felsenpforte
hin, doch vorher müssen wir,
zwischen wild durcheinander gewürfelten,
haushohen Felsblöcken, in ein rauchendes
Vulkantal hinab steigen. Immer mehr
wird mir bewusst; mein vermeintlicher
Freund und Weggefährte ist ein mir
vertrauter, aber unbekannter Führer,
der mich nun gezielt im Innern des
Berges Antenori durch das Inferno
leitet. Am Grund des Tales gelangen
wir an das Gestade eines Lavastromes
und es zeigte sich nun mein Meister
ist einer aus dem Jenseits, dem es
kurz erlaubt war im Irdischen zu
verweilen, um mir dem Lebendigen das
Geleit durchs Schattenreich
zu geben.
Alsdann spricht er:
"Hier
gibt es nur Einen dem die Überfuhr
hier möglich, der düstere greise Charon
Mein Schatten spricht: "Was ist mit dir? Herrscht Feigheit nun in deinen Sinnen? Weicht nun dein Mut und kühner Tatendrang, gleich einer Blume, die benetzt vom Reif gesunken ist? Mir erbleicht des tiefen Abgrunds Plagen das Gesicht, als wir den düsteren Wald der jämmerlichen Geisterschar durchdringen, doch Nichts hindert uns, den vom Herrn gebotenen Gang, nicht Jammertöne und Geheul der Unglück Verheißenden, weiter zu beschreiten. Die Höllenbrut beginnt, mit Wehgeschrei und Klagetönen zu toben. Die, die in Schimpf und Schande ihre irdische Macht schändlich missbrauchten, sie sind mit dem Blut der Opfer nun getüncht in's Land der Qualen nun entrückt und alle die noch Gleiches tun auf Erden werden einstens auch hier erbärmlich leiden. Weibes
Gleichrang
Stets erleiden die ewig
Gequälten neue Marter, vom Höllenwurm
im Leib durchdrungen, von Ceberus Welch böses Walten trägt hier doch die Mühen und Plagen zusammen! Auch gibt es hier manchen Papst Weiter führt der Weg im schweren Gang, mein Gesang auf finsteren Wegen, dem dampfenden Sumpf des Styx hinzu, dorthin wo der furchtbare Fluss des Hasses von seinem Laufe ruht, wo ewige Wanderer leiden immerfort, wo verstorben ist der letzte Hoffnungsschimmer am entferntesten von des Himmels Licht, im Sumpf der grässlich Stank verhaucht, wo die Höllen Furie, blutbefleckt auf hohen Turmes Feuergipfel gerade aufgerichtet schmort. Versehen mit Schlangenhaaren und einem Kranz aus Ottern das Haupt umwunden, dort wo der schärfste Stunk und Rauch dem alten Moder Moor entsteigen. Von Martern voll und ungeheuren Wehen, die Ketter, Folterer und Mordgesellen auf der Mauer der Qualen und der Pein, in dem verruchten Kreis des Land der Klagen, im Reich der Hingesunkenen, von Trost Entblößten, im höllischten Gebiet. Da hängt auch Papst Anastasius den Photin mit seiner Häresie vom rechten Pfad zu Schmach, Sünden und Schande verführt, sein Pontifikat war Mätressen, Herrschaft und Pornokrafie. Totschläger, Mörder, Räuber, Vandalen, die Gewalt geübt mit eigener Hand an Mensch und Tier an der Natur entgegen der Gewissensqual. Heuchler, Schmeichler, Zauberer, Diebe, Wucherer, Kuppler und dergleichen Missgeburt der Schande sich gegenseitig voll Tollwut und Bosheit Gier zerfleischend. Ein Strom von Blut entströmt den schändlichen Ort zum Schlund, wo arme Seelen, die stets voller Dummheit und blinder Wut geschnaubt haben, sie müssen darin sieden. Tribunen, Volksverhetzer, Kriegsanstifter und Tyrannen in dem roten Sud gesotten, Hitler Im Wald des Grauens mit schwarzen Blättern, mit knöchern knotig Zweigen, ohne Frucht nur giftiger Dorn, die Selbstmörder klagen als erstarrte Bäume, die Peiniger, Spieler und Verschwörer trifft hier ein mitleidloser Zorn. Als wären sie Seelen nur der Schlangenblut. Jedweder Leib zu ewiger Haft, mit Schreien und Getöse an den Bäumen hängend, als schwarze Hunde durchs Gestrüpp vorgeprescht, beißen sich die Zähne wund an den Gehängten, zerreißen und zerstückeln sie die Blutbefleckten zur Sühne für ihr Lasterleben. Lästerer, unnatürliche nackte Seelen haufenweise und auch in Scharen am Höllengrund als grausiges Kunstwerk der Gerechtigkeit leidend für ihr Vergehen. Liegen rücklings auf der Erde, gestapelt, paarweise und auch einzeln, umher. Hernieder in sanften Fall breite Feuerflocken wallen und in Glut der Boden rötet. Die Rotte der Undankbaren und Schnöden, voll von Geiz, Neid und Hochmut, faul an Schal' und Kern, die zügellos genossen und vermehrten der Andern Schmach, Schmerz und Pein auf Erden, ist verdammt, beweinend ihre Schuld, zu wilden stolpernden Lauf. Von der Ferne her dröhnt des Lava Falles brausen, der mächtig lodernd stürzt hinab zur nächsten Qual, ein schauerliches Schmerz Gekreische von Schatten, die in diesem Feuerregen rastlos hasten. Mit den in ihrem Fleisch ein geätzten neuen und alten Wunden, Verbrennungen und Blasen. Ein Untier mit Stank erfüllt das Ganze, im Antlitz gleicht es dem Biedermann und dem Banausen, ansonsten hat es die Gestalt des Drachen. Schlimmer noch als Türke und Tatar wütend, wild zappelnd mit dem Schwanz schlagend, um die Glut noch mehr entfachen in diesem Gefilde der Qualen. Räuberisch, falsch und schnöde für Geld, Gold und Gut gaben sie die Gaben Gottes hin, verstießen sie. So sind auch sie verstoßen im tiefsten Höllenschlund, empfangen ihrer Sünden Sold, ihre Sohlen, gleich ölgetränkten Lappen, in Flammen stehen. Oft spreche ich, oft spricht mein Schatten im Dialog mit mancher Seele, aber nun spricht er: "Nicht nur voll Schlechtigkeit ist diese Welt da oben, trotz Habsucht und Gier, ihr Gott ist Weihrauch Goldes Glanz und Macht, im kecken Mut wie eh und je, um sich greift und Schlechte hervorragen und regieren. Jedoch verzweifle deshalb nicht in deinem Leben, auch wenn die Guten oft schwer beladen wanken, bleibt ihr Gewissen doch stets frei von der Gedanken Marter und friedlich können sie entschlafen. Zu Schlund der Qualen Bestechlicher sind wir gewandert, wir stehen auf einem Felsen rau und schroff und sehen hinab zum offenen, großen, weiten Loch des Grauens, das ganz von Angst erpressten Zähren tropft. Viele gehen wie im Wallfahrtszeiten die Runde, das Vorwärtsschreiten ist ihnen jedoch verwehrt mit umgekehrten Haupt müssen sie, verrenkt, verdreht und von Tränen aufgeschwemmten Augen, mit blanken Spalt der Hinterbacken, immer rückwärts gehen. Indes wir weiter vorwärts schreiten doch bald verweilen wir vor neuer Qualen Niederung. Gleich dem Pech im Winter, wenn es aufgekocht mit siedenden Wogen dampfend an Schiffen kalfatert wird, so ist ein See dort zu erblicken dessen Dünste sich am Strand zu Leim verdichten. Ein rabenschwarzer Teufel, sein Ansehen mich mit Graus durchdringt, läuft rücklings beladen mit den armen Sündern Seelen, die hochwohlgeborene Ratsherren waren, wirft sie hinab in die brodelnde, dampfende Flut des Pechs. Sie versinken darin, doch tauchen sie wieder auf nach geraumer Zeit. Doch schon schreien die unteren Teufel: "Ganz anders als im Rathaus schwimmt man hier – so bleibt deshalb immerfort bedeckt vom Pech, für euren bestochenen Rathaus Tanz ist hier nicht der rechte Ort, hier könnt ihr niemand mehr betrügen." Mit den glühenden Zacken an den Stangen, werden die Gequälten, von den grausamsten der grausamen Teufel, wieder getaucht, aber wehe wenn sich Einer an den Haken verfing, so wurde er zerfleischt. Worauf mein Führer sprach: "Auch hier
ist ohne Mühe das Verhältnis zwischen
Verbrechen und Strafe zu erkennen. Wer
einmal ein Staatsamt missbraucht, ist
für immer besudelt mit Pech, das
brennend an seiner Haut klebt und durch
kein Mittel wieder wegzubringen ist. Und
das erste Verbrechen dieser Art, die
innere und äußere Würde des Sünders
zerstörend, und ihm die Fähigkeit des
Widerstandes, gegen ähnliche Versuchung
raubend, führt unfehlbar zu den
folgenden, bis endlich der Gauner ganz
im Pech Sumpf versinkt. – Unter den
Teufeln, welche zugleich als Werkzeuge
der Strafe und als Bestrafte erscheinen,
denken wir an Vorgesetzte, welche erst
den Verbrechen ihrer Untergebenen
nachsehen, um selbst an dem Gewinne
teilzunehmen, die nun aber, wenn einmal
der Sünder ganz im Pfuhle des Pech
versunken ist, das höchste Interesse
dabei haben, dass er nicht wieder
auftaucht – die ihn daher immer wieder
zurückstoßen mit ihren Haken, und wenn
er zu weit über die Oberfläche sich
erhebt, ihn herausziehen, um ihn zu
schinden."
Getünchte sehen wir, matt und erschöpft, verhüllt die Augen mit Kapuzen, im neuen Kreis. Bleierne Kutten außen golden glänzend so schreitet dahin, in ihrem trüben Leid, der Heuchler Gilde langer Zug, und wieder sprach die Seele die mich führte: Wer einmal in Lügen verstrickt ist, lügt auch dann, wenn er ohne Schaden die Wahrheit sagen könnte, und von den Lügen keinen weiteren Vorteil hat, als Befriedigung seiner schlechten Neigung. Die Erscheinung der Heuchler und Lust Brüder wird uns nicht lange über das Verhältnis ihrer Strafe zu ihrem Zustand im Leben in Zweifel lassen. Sie bemalten, ihre Mäntel, die von außen wie Gold glänzen und blenden, aber von innen Blei sind und den Träger selbst unerträglich drücken, ihm jeden freien, raschen Schritt verwehren – die Kapuzen, die ihr wahres Angesicht verhüllen, alles dies wird sich von selbst erklären. Die Waage, die dies Gewicht trägt, sind die Sünder selbst, die unter der Last stöhnen, wie wohl eine Wage knarrt, wenn eine große Last auf ihr gewogen wird." Zutiefst betroffen nehme ich Einen wahr, der am Grunde mit drei Pfählen an gekreuzigt. Er haucht in seinen Bart mit lautem Stöhnen und Klagen die schmerzvoll weithin hallen. Wer ist dieser Gequälteste der gequälten Schatten? Frag ich den Meister. "Dieser Angephählte war der hohe Tempelherr, der einst die Pharisäer zur Kreuzigung beriet: '"Mög' Christos Tod fürs Volk den Zorn versöhnen"', waren seine Worte, die schlimme Saat für Judas Volk gebracht." Nun liegt er nackt und längs des engen Felsen Pfades und die gesamte Heuchler Horde, die ständig sich im Kreis wallt, muss stets, mit den schweren bleiern Kutten und dem fetten Wanst, immer wieder ihn betreten. Stark,
um Neues zu ertragen !
Ich sehe das Haupt des Führers leicht
sich neigen, um hurtig dann mit großen
Schritten zu enteilen und folge seiner
treuen Spur, froh den Blei beschwerten
Geistern zu entfliehen, auf den steilen
Weg empor, den wohl kein Kutten - und
kein Würdenträger jemals schreiten kann.
Mein Schatten Führer ist einer der stets
auf alles achtet und im Voraus schon
erwägt was er vermag. Es ist so wie der
Lauf des Lebens einmal fallen einmal
steigen. Der Meister spricht:"Nun gedeihe dir frische Kraft, denn niemals kommt der Ruhm dem zugeflogen, der stets auf weichem Kissen ruht. Wer im Leben ruhmlos wandert, hinterlässt nur die Spuren auf der Welt, wie Dunst in den Lüften und Schaum in den Wellen. Drum wenn die Mattigkeit dich hier befällt, wird sie der Geist wie jeden ihrer Feinde auch bezwingen." Da steh' ich auf mit freiem Odem, die Brust der Bürde enthoben ruf ich: "Fort, denn ich bin stark und kühn, um Neues zu ertragen!" Da sehe ich ein Knäuel Schlangenbrut und im gräulichen Gemische läuft eine nackte, schreckensblasse Horde rücklings die Hände gebunden mit ein paar der Schlangen, so dass Schwanz und Rachen sich durch Kreuz und Niere streckt und vorne ist in sich verschlungen. Die
stolzen Flammen der Griechen
Wir steigen nun auf zackigem Gestein,
mein Herr voraus ich hinterher. Durch
Trümmer geht und raue Felsen Stücke,
der öde Weg und nötig ist die Hand im
aufwärts klimmen. Tief schmerzt mich
was nun mein Auge sieht, gleich einem
Schwarm Leuchtkäfer;
so viele Flammen sehe im ganzen Tal
entlang, den Blick mir nun verklären.
Es ist als ob wandelnd hier manch'
Flamme lodert, so vorgebeugt zum
Grunde sehe ich es. Der Führer sah wie
mich der Anblick lockt, spricht nun: "Jedwedes
Feuer birgt einen Geist, und das
worin er brennt dient ihm zum Rocke,
doch keiner wird als Flammenraub zur
Asche. Um Trojas trügerisches Ross
klagen sie in diesen Flammen, die
List beweinend durch die sie schon
tot." "Vermögen
sie hier auch noch zu sprechen über
Marine
Erinnerungen, lass
mich, bis das die geteilte Flamme
sich zu uns hierher bewegt, ein
wenig weilen. Sieh hin, zu ihr zieht
die Begierde mich." Sag ich
drauf zum Meister. "Der
Bitte", spricht er, "muss ich
Lob erteilen, weil sie es verdient;
sie sei darum gewährt, denn Griechen
sind sie stolz auf ihre Art."
Der alten Flamme größtes Horn beginnt
zu flackern erst und murmelnd sich zu
regen, als wäre sie vom Wind gefasst,
um dann hin und her die Spitze zu
bewegen, gleich einer Zunge, und
deutlich tönt und klar, dann aus der
Flamme uns dieses Wort entgegen.
"Wenn die Seele noch den Leib zusammenhält, in dem flüchtigen Erdenleben bedenke – wozu das Dasein dir geschenkt! Nicht um zerstören, sondern um zu bewahren, nicht um List und Tücke auszubrüten, sondern um Kunst, Tugend und Wissenschaft zu erstreben. Den Meinen schien dies Wort ein Sporn zu sein. Hätte ich gewollt, nicht konnte ich sie mehr bezwingen, und rastlos ging es ins weite Meer. Schon fünfmal ward erschienen und verblasst der bleiche Mond, seit wir, dem Glück vertraut, durch den verhängnisvollen Pass gesegelt, als uns ein Berg erschien, vom Dunst verhüllt in weiter Ferne, und schien so hoch zu ragen, wie ich noch keinen auf der Erde erschaut. Erst jubeln ließ er uns, dann bang verzagen, denn einen Orkan fühlt' ich entsteh'n, von neuen Land zu uns her fegend; er ließ uns dreimal in den Fluten wenden, dann als das Schiff mit dem Heck empor geragt, nach höh'rem Los, mit dem Buge untergehen, bis über uns die Wogen sich geschlossen." Schon aufrecht stand und still der Flamme Haupt, und sie entfernte sich in tiefem Schweigen, nachdem der Dichter ihr die Flammenzunge kurz gelöst. Mit, verwirrten, mit knisternden Gestöhn, so seh' ich die stolzen Flammen der Griechen nun von dannen weh’n. Wer
bist du, der hernieder blickt ?
Da grunzt und braust es, in einem
Flammenbauch, die Flamme regt sich
immer mehr, bis letztlich wir die
Worte nun vernehmen: "Ich war Kriegsmann einst und Mönch, allein der Erzpfaffe – möge ihn Gott vernichten – hat mich aufs neu, den Sünden beigestellt. Die Zeit verflog die Haare wurden grau, der Ränke stolzen Segel fielen, so wurde ich Mönch und tat Bus' im heiligen Kloster, allein es war der Pharisäer Hort. Wer Ablässe erteilt, bereue erst seine Taten, wer dort nur Böses hegt und tut, der Strafen schlimmste wartet hier auf ihn. So wurde auch ich der Flammen Raub und gehe im Feuerkleid in ewiger Qual." "In dieser Abteilung finden wir diejenigen, die Betrug Zwietracht säten, im Kreise umherziehen, dabei werden sie von einem Teufel mit Säbel Hieben zerfetzt. Allein die Wunden schließen sich, ehe sie wieder zu dem Standpunkte desselben zurückkommen, um von Neuem zerfetzt zu werden." Sprach mein Führer. Muss da nicht jedwede Zunge ihren Dienst verwehren, da Sprache und Geist zu schwach erscheinen, um so Schreckliches zu fassen und zu tragen. Da zeigt Einer, wie zerstückelt und verstümmelt er ist, in dieses Schlundes Art und Weise. Ein Fass, von dem Reif und Dauben weichen, ist nicht so durchdrungen der Eine da. Durchschlagen vom Kinn bis zum Gesäß, dem zwischen beiden Beinen, hinab hängen die Eingeweide, bis hin wo sich die Speise wandelt in Kot, und offen ist das ganze Geschlinge. Ein wilder Teufel, der dort hinten steht, er ist es der Jeglichen zerreißt und schändet, schreit mich an: "Wer bist du, der hernieder blickt, bald werde ich dich zerteilen?" Worauf mein Führer sprach: "Er ist nicht tot, noch hergeführt von Sünden, doch soll er, alles was die Hölle umfasst empfinden. Ich ein Toter, führe ihn hinab, hinauf in dieser Runde. Nicht er und ich wollen es so, Beatrice Dann sehe ich Einen mit durchbohrter Kehle, die Nase bis zum Auge hin zerhaut, und wohl bemerke ich, dass ein Ohr ihm fehlt. Ein Rumpf, von jener Schar geht ohne Haupt daher, er hält den abgetrennten Kopf in seiner linken Hand, am Haarschopf. Als wir den Rand der nächsten Kluft ersteigen, herrscht die Seuche, Pest und schreckliches Jammer Gestöhn der üblen Säcke, doch auf diesem Grunde hat, des Höchsten Wirken, mit seiner niemals irrenden Gerechtigkeit, etwas nachgelassen. Doch bis zum kleinsten Wurm, ist jedes Wesen durchsetzt von tückisch böser Luft. Die Einen auf den Rücken der Anderen liegen, dann wieder welche auf dem Bauch, oder aber auch auf allen Vieren kriechend. So sehe ich sie auch mit den Nägeln schaben und sich kratzen hier und dort, es juckt sie wild, die Schuppen fallen. "Nun führe ich dich," spricht nun der Dichter, "auf den untersten Boden der Hölle zum Kreis der Verräter nach Antenora. In der äußersten Ferne von Gott, dem Quell der Wärme, des Lichts und Lebens, zu sein, ist ihre Strafe. Dies ist der Sinn, wenn er sie im ewigen Eis stecken lässt, wo selbst die Tränen gefrieren. Das Eis selbst wird gebildet durch den Höllenstrom, den Kokytos, der aus den abgekühlten Abflüssen des glühenden Phlegethon entsteht und durch Satans Flügelschwingen frierend gemacht wird. In dieser Abteilung, Judea, benannt von Judas, stecken die Verräter ihrer Wohltäter, ihrer Freunde, ihrer Vaterländer ganz im Eis, wie Splitter aus dem blanken Glas ragend. Doch finden die gräulichsten Sünder dieser Art, im Mittelpunkte ihre besondere Strafe, in der Dis, das Oberhaupt der empörten Engel, dort eingepfählt ist, und mit drei Rachen den Judas, Cassius und Brutus fortwährend zermalmt." Nun sind wir ins dunkle, tiefe Brunnenloch gelangt, da hör ich eine Stimme schreien: "Gib doch acht auf deine Schritte, dass du uns Armen, nicht im Weiterziehen die Häupter stampfst mit deinen Füssen" und fahl dabei, im Ton des klopfend Specht, mit seinen Zähnen schlagend. Dermaßen ist das Geistervolk im Eis verscharrt, da sehe ich der vielen Augen Flucht, erst innerlich von Tränen träufeln, die aber dabei noch kaum gegossen, gleich zu Eis erstarren. Den toten Hunden gleich, vom Frost Blau und Braun, seh' Tausende von Fratzen, sich empor zu recken. Ist's Vorsatz, ist's Ungeschick, genug, es stößt mein Fuß beim Weitergehen, durch die eisige Häupter Front, einem davon ins Angesicht. "Was trittst du mich, hör ich den Judas heulend schmähn." Karfreitags - Hymnus Ich trat ihm entgegen, ein stillschweigendes Einverständnis, von dem hoffnungsvollen Ahnen des guten Gelingens unseres gemeinsamen Vorhabens umfing uns. Wir machten uns auf den Weg und was wir fühlten ging aber erst später wirklich in Erfüllung, ein wunderschöner Bergtag wurde uns beschieden. Zuerst führte mich mein Führer durch die tiefsten und schrecklichen Abgründe Antenoriens, dessen Spalten und Sümpfe vom Wehgeschrei der ewig Verdammten durchdrungen waren. Plötzlich hörte ich eine Stimme: Nur keine Wellen schlagen. Ich erkannte den Sprecher, der bis zur Höhe des Mundes in der Kloake steckte, er der meinen Vorgänger in den Freitod getrieben hatte und der mich einst tyrannisierte. Wir gewannen bei einem schrägen Aufgang an der Innenwand eines Felsendomes langsam an Höhe und verließen durch ein unscheinbares Loch das Reich der Finsternis. Inzwischen war es Tag geworden, schon schimmerte es am östlichen Horizont. Bei der Wanderung zum Gipfel des Knallsteins schritten wir Seite an Seite und freuten uns über die vielen gemeinsam empfundenen Lieblichkeiten der Berglandschaft. Als das Gipfelkreuz sichtbar wurde, sprach mein Führer zu mir: "Nun ist die Zeit gekommen, wo wir voneinander Abschied nehmen müssen, mein Weg führt mich wieder in Bahnen, die dem Sterblichen versagt sind. Einen Teil deines Weges habe ich dir nun gezeigt, auch wenn dein künftiger Weg steinig und Dornen reich sein wird und die Versuchung ihn zu verlassen groß sein wird, lass dich nie von ihm abbringen, wandle ihn von nun an allein weiter". Er reichte mir die Hand und war bald darauf, meinem Blicke entschwunden. Ich sah zum nahen Kreuze, indes ein blasses Wölkchen hoch und immer höher stieg, bis es dann am Horizont Flocken gleich auf funkelte und erlosch. Ein Gamsbock floh, durch mich aufgescheucht im schnellen Lauf dem Gipfel zu und als er am Kreuz ankam, erglänzte es plötzlich golden durch die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Bald darauf stand auch ich am Gipfel und nach einer kurzen Morgenandacht der Erinnerung an Friedrich Hölderlin las ich im Gipfelbuch. Oft
sah ich wohl beim Beginn des Tages
Die Morgenseite ganz rosig gefärbt, Die
Sonne durch Dünste besänftigt
Und von einer Blumenwolk’ umgeben, Viel Heit’res den Himmel schmücken Und das Auge Freude trunken staunt. Heut’ emporgehoben mit Engelshänden, Gekleidet in lebend’ger Flammen Mantel, Meine Seele, die schon so viele Jahre Von
Freud’
nicht ward durchbebt,
Empfind’ die Kraft der alten Liebe Sobald ins
Antlitz mich der Strahl getroffen,
Mit Kraft, die einstens mich durchbohrte. Zur Linken wend’ ich mich voll Demut, Um zu Vergil zu sprechen: "Nicht ein Tröpfchen An Blut ist mir verblieben, das nicht bebe!" Der Flamme
Zeichen brennet wieder!
Allein Vergil, der süßeste der Väter, Vergil, dem ich zum Heile mich ergeben, Spricht - im Geiste lausch’ ich seiner Worte: Sieh’
dort der Sonne Antlitz leuchtet,
Sieh das Gras, die Blumen und den Gipfel Von Wonn’ erfüllt, wandle unter jenen. "Jetzt ist dein Wille gesund und frei, Ein
Fehler wär’s, nicht seinem Sinn zu
folgen.
Die süße Frucht, die auf so vielen Zweigen Der Sterblichen Bemühungen pflegt zu suchen, Wird deinem Hunger Frieden heut` gewähren Nimm dein
Wohlgefallen jetzt zum Führer.
Des Schöpfers Kraft, du hast sie wieder!" Vom Auge sank der salz’ge Quell hernieder. Einstens wird auch meine Seele schweben Hüben und
drüben hoch über dem Trojani.
Nichts kann den taugewasch’nen Wangen wehren, Dass trüb aufs neue sie durch Tränen wurden. Wende deinen Blick zu mir, ich bin doch Beatrice. Des Menschen Glück, du wusstest es nicht. Jetzt, haltest du’s wert den Berg zu ersteigen. So die Mutter stolz dem Sohn erscheint, So erschein’ ich dir nun heut’ als Sonn’. Antenoria (frei nach Dante) Am
Knallsteins da ist meine Welt
Dort, wo es mir am besten gefällt. Ragende
Gipfel, blitzender Firn,
Jagende Wolken, Felsen Gestirn, Wogende Wälder, leuchtender See, Duftige Matten, wohin ich auch seh'. Die Seele baut Brücken ins blaue Gezelt, Über die Wolken zum Schöpfer der Welt, Ein selig Bedenken jauchzt hin wie ein Schwur, Im selig' allein zu sein mit Gott und Natur. Auf dem Knallstein Da duften die Kräuter, da murmelt der Quell, Ein Singen und Klingen so lustig und hell. Schau in
die Runde, aus freier Herberg'
Ehern und stolz stehen unsre Berg. Ewig trotzend den Naturgewalten, Um für die Heimat Wache zu halten. Felsen und Schluchten, Wälder und Seen, Zerzauste Kiefer auf stillen Höh'n – Ein Edelweiß leuchtet von schroffer Wand – Schön ist's zu leben in uns'ren Land. Friede den Bergen, auf Höhen herrscht die Ruh', In Tälern kaum zu finden, auf den Alpen immerzu. In Bergen meiner Heimat wo die Quellen rauschen, Möcht ich so gerne mit meiner Liebsten plauschen. Dort im Ennstal wo Altvater Grimming hält Wacht, Die Leute tragen und ehren die steirische Tracht. Ringsum stehen Berg Giganten In geschlossener langer Front, Ragen mit bizarren Kanten In den blauen Horizont. Steile Wände unter Gipfeln Sanfter Almen sattes Grün, Über dunklen Hochwald Wipfeln Ziehen sich Wolken sanft dahin. Über hohe
Felsen Terassen
Springt des Wassers Silberstrahl, Dröhnend rauschen Wassermassen, Stürzen schäumend sich ins Tal. Staunend steh'n Menschen – lauschen – Fühlen mit Bewunderung nur – In dem Gluckern und dem Rauschen Den ewigen Pulsschlag der Natur. Du bist ein Alpenkind, Vergiss das nicht Bleib wie die Berge sind, Treu, wahr und schlicht. Der Bach erzählt... das Kar es schweigt... Und der Bruder wird der sanfte Wind. Der Tag verklingt zur Nacht geneigt. Die Nacht vergeht, der Tag beginnt. Verweile hier, o Wanderer halte Rast, Denk' an vergang'ne schönen Stunden, Die dir in des Alltags stetige Hast Seit langem schon entwunden. Halt kurz
ein still Gedenken,
Sie sind in ferner Erde begraben, Den Gruß sollst du verschenken Deinen seligen Bergkameraden. Wanderer, der du mich siehst, Sei recht inniglich gegrüßt; Und auch du liebe Wanderin Nehme meine Grüße hin. Um einer Blume willen und um der Sonne Schein, Wird nie dein Gipfel Gang ganz einsam sein. Dieses Gesetz vergesst ihr Wanderer nicht Und nehmt es wahr als Herzens Pflicht. Willst du den Lärm der Stadt entflie'n Dann musst du in die Berge zieh'n. Lass hinter dir Rauch, Staub und Qualm Und wand're auf die Knallstein Alm. Hier hast du Luft und sel'ge Ruh Und eine Milch frisch von der Kuh. Ringsum sind Berge, Höh an Höh, Trüben im Kar der tiefblaue See. Bächlein
rauschen, Blumen blüh'n,
Immer wieder zieht's mich hin, Am Knallsteins da ist meine Welt Wo es mir immer am besten gefällt. Regnet es mal macht es nichts aus, Schlafe mich im Biwak richtig aus. Noch besser wär es glaubt es mir, Auch meine Liebste wäre hier. Lieber Berg ich danke dir, Zeigest doch die Heimat mir. Von des Grimmings stolzer Pracht Bis zur Dachsteins ehrwürd'ger Macht. Alpenrosen Sommers Kind, Deine Blüten trägt der Wind. Kohlröschen in Stille gedeiht, Es duftet zart, es duftet weit. Wer einmal
hier verweilt,
Mit den Gämsen eine Luft geteilt, Fühlt wie sehr es sich gelohnt – Verweilen wo die Freiheit wohnt. Und treibt mich der Winter hinunter ins Tal, So denk ich, der Sommer kommt wieder einmal. Der Sommer er bringt mich zu den Bergen zurück, Hier auf dem Knallstein ist alles, mein Leben, mein Glück. Unten im Tal da ruhen die Felder, Wie im Traume wiegen die Wälder. Auch ich muss wieder hinunter geh'n, Doch die Erinnerung wird nie vergehn. Hoch auf dem Knallsteins da ist meine Welt Wo es mir von allen am besten gefällt. KNALLSTEIN
LIED
Ich sing so froh und munter Ob´s stürmt oder bei Sonnenschein Am Berg der Tausend Wunder Da wird ein jeder glücklich sein. Jodler Wenn über`n See die Wolken flieh´n. Die Quelle in den Gamsschöß springt Am Steinkarl wo die Rosen blüh´n Das Echo von der Felswand klingt. Jodler Die Bächlein schimmern grün und weiß Sie rauschen und sie schäumen, Der Gipfel noch voll Schnee und Eis Lockt mich zu kühnen Träumen. Jodler Träumt
nicht euer Leben,
Sondern erlebt, was ihr träumt. Wer träumt ist ein Gott, Wer denkt ein Bettler. An und nach Hölderlin "O ein
Gott ist der Mensch, wenn er träumt, ein
Bettler, wenn er nachdenkt, und wenn die
Begeisterung hin ist, steht er da, wie
ein missratener Sohn, den der Vater
aus dem Hause stieß, und betrachtet
die ärmlichen Pfennige, die ihm das
Mitleid auf den Weg gab." Diese
Worte Hölderlins
stehen
wie festgeschrieben in meinem Gedächtnis
und kommen immer wieder, so wie diesmal,
zum Vorschein.
Wenn
ich zu meinem Berg ging durch die schlafenden
Blumen und dann über mir die lieben Vögel, vom
süßen Schlummer gesättigt, ihr Morgenlied
sangen und das hohe göttliche Licht den
gewohnten Pfad daherkam, lag wie ein
himmlischer Nebel der Gipfel vor mir.
Heiße zitternde Wonne und
Taumel und Toben waren in all meinen Sinnen.
Was wiegt alles, was die Menschen in Tausenden
von Jahren schufen, gegen einen Augenblick der
Liebe zur Schöpfung in der unberührten
Gebirgswelt, wenn das wie ein Bergkristall
verborgene Geheimnis des Herzens zu Tage
tritt?
AnfangOh
ihr Armen, die ihr nichts fühlt und liebt
von der menschliche BESTIMMUNG!
Oh ihr Armen, die ihr nichts glaubt und nicht ergriffen seid von der großen Schöpfung! Oh ihr Armen, die ihr für nichts geboren wurdet, um für nichts zu arbeiten, um allmählich in nichts überzugehen. Bedenkt doch, was ist denn die ganze Weisheit von all den Schriften gegen die Allmacht des gegenwärtigen Einzigartigen? |