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Literaturwettbewerb der AK-Steiermark

Auch heuer veranstaltete die AK-Steiermark einen Literaturwettbewerb, diesmal mit dem Thema

Suchen - Finden - Haben - Verlieren.

An diesem Wettbewerb nahmen 225 Schüler aus der ganzen Steiermark teil. Eine 5-köpfige Jury hatte die Aufgabe, daraus mehr als 40 Gewinner herauszufinden - keine leichte Aufgabe.
Am 13. Oktober 1998 schließlich wurden den Gewinnern im Rahmen einer Veranstaltung in der AK-Steirmark ihre Geld- bzw. Buchpreise verliehen.

Zwei dieser Gewinner sind Schüler der BHAK Leibnitz, nämlich: Victoria Resch und Murphy, die jeweils Geldpreise erhielten.

 

DIE WÄRME DER SONNE UND DIE FARBE DES WINDES

by Victoria Resch

 

Meine Mutter war Malerin gewesen und solange ich denken kann, wollte ich nichts anderes, als so zu werden wie sie. Sie malte hervorragende Bilder, und sie hatte einen Blick für Dinge, an denen andere Menschen einfach vorbeigingen. Oft waren es nur ein paar Tautropfen auf einem Blatt oder eine Krähe, die krächzend vorbeiflog, aber meiner Mutter genügten ein paar Sekunden und schon hatte sich das Bild in ihrem Gedächtnis festgesetzt. Ich glaube, sie fing nicht nur das Bild selbst, sondern auch die Stimmung ein, und so verlieh sie ihren Bildern eine ganz besondere Ausstrahlung, eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Ihre Bilder erzählten Geschichten, manchmal schöne, manchmal traurige, aber jede von ihnen hatte sie selbst erlebt.
Ich bewunderte meine Mutter und wünschte mir nichts sehnlicher, als wie sie werden zu können. Doch schon bald merkte ich, daß sich dieser Wunsch niemals erfüllen würde. Wenn ich ein Bild meiner Mutter betrachtete, hörte ich den Wind in den Blättern rascheln, ich hörte die Insekten summen, und ich spürte die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Doch mir gelang es niemals, etwas zu malen, das ich zuvor gesehen hatte. Meine Bilder bestanden nur aus Linien, Kreisen und verschwommenen Farbtupfen, sie ergaben keine Einheit, wurden niemals zu einem vollständigen Bild, erzählten keine Geschichten.
Meine Mutter war sehr traurig darüber, sie hatte immer gehofft, ich hätte ihr Talent geerbt. Sie tat zwar so, als würde sie akzeptieren, daß es nicht so war, aber tief in ihrem Herzen wußte sie, daß das Malen in unserer Familie keine Zukunft haben würde.
Kurze Zeit nach meinem 20. Geburtstag starb meine Mutter an Herzversagen. Das war ein großer Schock für mich. Ich war noch niemals ganz alleine gewesen, hatte noch nie alleine in unserem Haus gelebt. Meine Mutter war immer da gewesen, und jetzt war alles so groß und so leer, und trotzdem erdrückte mich die Fülle der Bilder, die sich in all den Jahren angesammelt hatten, beinahe. Wenn ich die Menschen darauf ansah, sah ich in die Augen meiner Mutter, jeder Grashalm ähnelte ihrem Haar, jeder Schatten hatte die Form ihrer Figur, und wenn ich einen Ast betrachtete, glaubte ich jedesmal, sie würde ihre langen, zarten Finger nach mir ausstrecken.
Tage und Wochen verstrichen, und ich saß nur da, den Blick auf ihre Bilder gerichtet, unfähig meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Manchmal rasten Stunden an mir vorbei, ohne Spuren zu hinterlassen. Dann wieder schlichen selbst Minuten zähflüssig dahin und dehnten sich zu kleinen Ewigkeiten aus. Die Masse der Erinnerungen, die an all den Gegenständen haftete, war so beängstigend groß, daß ich an manchen Tagen einfach in meinem Bett lag, mir die Ohren zuhielt und Augen und Mund zusammenkniff. Ich blieb sieben Wochen in unserem Haus, dann hatte ich jedoch das Gefühl, die Vergangenheit nicht mehr ertragen zu können. In wilder Entschlossenheit verkaufte ich unser Haus und alle Bilder bis auf eines, so als wollte ich ihre Spuren verwischen.

Mit einem Teil des Geldes mietete ich mir eine kleine Wohnung in der Stadt. Ich hatte beschlossen, ein neues Leben anzufangen und mir Arbeit zu suchen, richtige Arbeit. Bald darauf fand ich eine Stelle als Bilanzprüferin in einem großen Unternehmen. Ich mußte jede einzelne Zahl überprüfen und berechnen. Es war das Eintönigste, was ich jemals gemacht hatte. Ich saß oft stundenlang am Computer, gab Zahlen ein, verglich die Summen und schrieb sie in die dafür vorgesehenen Spalten eines gelben Formulars. Manchmal passierte es, daß ich die Spalten verwechselte, Zahlen falsch herum eintrug, oder den Computer nicht richtig bediente. Aber das Schlimmste war die Routine, tagaus tagein immer dasselbe, alles grau in grau und in der Mitte das gelbe Formular.
Nach beinahe einem Jahr in der Stadt war es mir nicht gelungen, Freunde zu finden. Für meine Nachbarn war ich nichts anderes als das Mädchen von nebenan, dessen Namen sie bereits wieder vergessen
Ich stand morgens um 7 Uhr auf, zog mich an und fuhr zur Arbeit. Abends kam ich um 18 Uhr nach Hause, kochte mir eine Kleinigkeit und setzte mich dann ins Wohnzimmer, vor das einzige Bild meiner Mutter. Ich konnte es stundenlang ansehen und vergaß dabei meinen schmerzenden Rücken und meine brennenden Augen.
Manchmal fragte ich mich, ob das wirklich das war, was ich hatte erreichen wollen. Mit fast 22 Jahren hatte ich noch immer nicht die geringste Ahnung, wer ich eigentlich war und was ich wollte. Ich wußte nur, daß das allermeiste in meinem Leben noch nicht zufriedenstellend war. Ich hatte eine Arbeit, die mir nicht gefiel, und ich hatte meinen Platz in dieser Stadt noch nicht gefunden. Nichts in meinem Leben schien mir damals irgendwie sinnvoll. Und trotzdem hatte ich das Gefühl, nicht mehr dieselbe zu sein wie früher. Ich fragte mich oft, was mich schlußendlich so verändert hatte.
War es der Tod meiner Mutter gewesen, die neue Arbeit, oder war es ganz einfach diese fürchterliche Stadt, die alle Farben zu absorbieren schien, um sie dann irgendwo in einer versteckten Seitenstraße wieder auszuspucken. Doch alles, was sie dann von sich gab, war grau, die Straßen waren grau, der Himmel war grau, und selbst die Gesichter der Menschen waren grau. Ich stand oft nur so da und beobachtete die Menschen, wie sie morgens frisch und ausgeruht zur Arbeit hasteten und sich abends völlig ausgelaugt nach Hause schleppten. Diese Menschen veränderten sich innerhalb von nur zehn Stunden, und doch schien eines immer gleich zu bleiben: die Hektik, der lange Tag, die kurze Nacht und das Grau. Manchmal, wenn ich nachts aufwachte, dachte ich, es hätte geschneit. Dann fühlte ich mich, als läge ich unter einer dicken, grauen Schneedecke und spürte wie mein Herz kälter wurde.

Eines Tages traf ich im Park eine sehr außergewöhnliche Frau. Sie saß auf einer Bank, und es schien, als wäre sie sehr in ihre Zeitung vertieft. Ich setzte mich zu ihr, und sie fragte mich nach meinem Namen. Erst jetzt bemerkte ich, daß sie blind war. Ihre Augen waren unnatürlich dunkel und starr, doch wenn man genau hinsah, konnte man noch die Illusion einer Leidenschaft erahnen, die sie früher einmal, zusammen mit den Alpträumen und Enttäuschungen beherbergt hatte. Wir redeten eine Weile darüber, daß es für diese Jahreszeit ungewöhnlich kalt sei, doch plötzlich unterbrach sie mich und sagte: "Weißt du, ich vergesse allmählich die Farben. Ich weiß, daß das Meer blau ist und die Bäume grün und das Blut rot, aber an die Farben selbst kann ich mich kaum noch erinnern. Manchmal verwechsele ich alles und stelle mir das Meer schwarz vor - das ist schrecklich. Bald werde ich die Farben der Blumen vergessen, und ich werde den Regenbogen vergessen... Erzähl mir doch bitte, was du siehst."
Ich verstummte und war verwirrt. Was sollte ich ihr sagen? Wie erklärt man einer Blinden, welche Farbe der Lichtstreifen am Horizont hat, oder wie beschreibt man ihr das schillernde Gefieder einer Taube, die auf dem Rathausbrunnen
Stattdessen fing ich an, ihr die Bilder meiner Mutter zu beschreiben. Ich redete von den Geschichten, die sich dahinter versteckten, von den Bäumen, den Blumen und von den tanzenden Schmetterlingen. Ich erzähle ihr von bunten Blumenwiesen, vom blauem Himmel und von weißen Schäfchenwolken. Nur eines erwähnte ich nicht, ich sagte niemals wirklich, was ich wirklich sah: die graue Stadt mit ihren unfreundlichen Menschenmengen und den kalten Neonbeleuchtungen. Wir saßen den ganzen Nachmittag auf der Bank. Ich redete, und sie hörte zu, nickte, aber unterbrach mich nicht ein einziges Mal.
Als es Zeit war für mich zu gehen, nahm sie meine Hand und sagte: "Heute konnte ich seit langem wieder sehen, wovon du gesprochen hast. Es ist wie ein Wunder, plötzlich bist du aufgetaucht und hast die Wärme der Sonne und die Farben des Windes gemalt... Sag, du kommst doch wieder, oder?"
Ich stand auf, nickte und ging langsam davon. Erst als ich um die nächste Ecke biegen wollte, fiel mir ein, daß sie mich nicht hatte sehen können. Ich drehte mich um, sie saß immer noch da wie zuvor und lächelte ins Nichts oder in die Zukunft, so als würde sie fotografiert.
Am nächsten Tag kam ich wieder und auch an den darauffolgenden Tagen. Es vergingen Wochen, und bald hatte ich ihr mein ganzes Leben erzählt. Sie hatte immer schweigend dagesessen, genickt und manchmal meine Hand genommen.
Ich hatte ihr erzählt, wie sehr ich unter dem Tod meiner Mutter litt und wie sehr es mich kränkte, ihr Talent nicht geerbt zu haben. Doch da sagte sie etwas zu mir, das mein Leben sehr verändert hat: "Du hast zwar nicht die Gabe deiner Mutter geerbt, dafür besitzt du aber ein anderes, sehr schönes Talent. Sie malte ihre Bilder mit Farben, du malst deine mit Worten. Wenn du mir von den Bildern deiner Mutter erzählst, glaube ich, die Blumen, das Gras und die Sonne sehen zu können, dann ist mir, als könnte ich jede einzelne Farbe erkennen, jede noch so kleine Blüte sehen und, manchmal kann ich sogar den warmen Sommerwind spüren, der mir durchs Haar weht. Oder ich kann den Duft der Blumen riechen und das Salz des Meeres schmecken. Ich bin blind, und trotzdem kann ich die Welt sehen, ich sehe sie durch deine Worte. Du malst mit ihnen wunderschöne Bilder, die schönsten, die ich je gesehen habe!"

Schon am nächsten Tag kündigte ich meine Arbeit als Bilanzprüferin und konnte bald darauf in einem Verlag zu arbeiten beginnen. Ich schrieb kurze Geschichten und Artikel für verschiedene Magazine. Ich malte die Wärme der Sonne und die Farben des Windes. Ich malte sie mit meinen Worten, mit kräftigen Pinselstrichen, genau so, wie es von Anfang an gedacht war, genau so, wie sie stets hatten gemalt werden sollen.
 
 


 

Arbeitsleben

by Murphy

 

Das Arbeitsleben von Albert Bunder, Fließbandarbeiter, begann mit 16 - endete mit 60. Ausbildung: Pflichtschulabschluß, 2minütige Einschulung am Fließband;
15 Jahre  16 Jahre  25 Jahre  34 Jahre  43 Jahre  52 Jahre  60 Jahre  65 Jahre 
SCHul  HOCKN  HOckn  Hockn  hockn  h c n  PENSION  Pension 
Bücher  Hebel  Hebel  Hebel  Hebel  Hebel  Fernseher  Fernseher 
Motorrad  Motorrad  Auto  Haus  --  --  --  -- 
BLEDSINN  FREI !!!!!!!  Frau ?  Frau ?  des woas schon?  Pension kum!  FREI !!!!!!!  kumt no wos? 
BLEDSINN  hiaz wird's bessa  Kinda?  Kinda!  i man hold...  Schas hockn  hiaz wird's bessa  oda kau i gehn? 
pfrrt  endlich Göd!!  Göd ~  Göd ?  Göd ??  Göd ?  Göd ~  Göd ~ 
Happy  HAPPY  HAPPY  Happy  hap y  h a p y  HAPPY  s'wird hoit fad 
happy  HAPPY  HAPPy  happy  kumt do no wos?  HAPPY  pfrrt 
Übersetzung
Hockn = Arbeit
Göd = Geld
des woas schon? = war's das schon?
i man holt = ich mein' halt...
kumt do no wos? = kommt da noch was?
oda kau i gehn? = oder kann ich gehen?
s'wird hoit fad = es wird halt langweilig