
Im Büro wird mit K. telefonisch ein Termin für ein Verhör für den folgenden Sonntag ausgemacht. Er geht zu der angegebenen Adresse und findet ein Mietshaus vor. Nach längerer Suche findet er den Verhandlungssaal. In diesem befindet sich eine Versammlung an älteren Männern. Auch ein Untersuchungsrichter ist anwesend. K. versucht mit einem Plädoyer die Menge für sich zu gewinnen um den Untersuchungsrichter lächerlich zu machen. Schließlich wird das Verhör durch einen Vorfall unterbrochen und K. verläßt diese.
Eine Woche später begibt sich K. ohne Vorladung wieder zu diesem Verhandlungsraum. Er findet diesen leer vor, und beginnt ein Gespräch mit der Frau eines Gerichtsdieners, die mit ihrem Mann dort wohnt. Diese verspricht ihm Unterstützung, wird aber dann von einem Studenten der Rechtswissenschaften weggebracht. K. will ihnen folgen und gerät in das Gerichtsgebäude. Er wird dort herumgeführt und erkennt, daß es außer ihm noch viele andere Angeklagte gibt, deren Prozess bereits sehr lange dauert. K. erkennt die gigantischen Ausmaße und die Unübersichtlichkeit des Gerichtsgebäudes. Aufgrund der stickigen Luft bekommt er Atemprobleme und wird von zwei Beamten aus dem Gebäude begleitet.
In Fräulein Bürstners Wohnung zieht eine Freundin, Fräulein Montag, ein. Diese erklärt K., im Auftrag von Fräulein Bürstner, daß diese nicht mit ihm sprechen will.
Einige Tage später wird K. auf seinem Heimweg Zeuge, wie die beiden Wächter die ihn verhaftet hatten, ausgepeitscht werden sollen. Er versucht zwar den Prügler davon abzuhalten, es gelingt ihm aber nicht und er entflieht den Schmerzschreien der beiden Wächter.
K. erhält Besuch von seinem Onkel. Dieser hat von K.s Prozess erfahren und will ihm helfen. Er bringt K. zu einem Freund, einem Advokaten. Dieser soll K. verteidigen. Bei diesem Advokaten lernt K. dessen Hausmädchen Leni kennen. Beide fühlen sich zueinander hingezogen.
Der Advokat beginnt seine Arbeit, K. wird aber
zunehmend unzufriedener mit dessen Arbeit, da sich wochenlang nichts tut
und er vom Advokaten meistens nur lange Belehrungen über das Gericht
bekommt.
Deswegen versucht er selbst Schriften für
das Gericht zu verfassen. Aufgrund der gewaltigen Ausmaße dieses
Vorhabens und wegen seiner Besuch beim Advokaten, vernachlässigt er
seinen Beruf und bekommt vom Direktor-Stellvertreter immer größeren
Konkurrenzdruck zu spüren.

Schließlich empfiehlt
ihm ein Kunde der Bank den Gerichtsmaler Titorelli, da sich dieser im Gericht
auskenne.
K. sucht Titorelli sofort auf. Dieser bietet
ihm gleich mehrere Lösungsmöglichkeiten für sein Problem
an und erklärt ihm, daß ein Freispruch praktisch unmöglich
sei. K. beauftragt ihn mit alles Nötige einzuleiten.
Daraufhin begibt sich K. zu seinem Advokaten, um ihn aus seinen Diensten zu entlassen. Er muß einige Zeit auf den Advokaten warten. In dieser Wartezeit spricht er mit einem anderen Klienten, Kaufmann Block des Advokaten, der schon seit Jahren einen Prozess laufen hat. Dieser klärt ihn über Advokaten und ihre Stellung im Gericht auf. Schließlich wird K. zum Advokaten vorgelassen und spricht seine Kündigung aus. Der Advokat, Leni und Block wollen ihn überzeugen dies nicht zu tun. (Dieses Kapitel wurde nicht vollendet.)
Tage später, begibt sich K. zum Dom, wo er
einen Kunden herumführen soll. Dieser taucht aber nicht auf.
Statt dessen trifft K. auf einen Gefängnispriester,
der ihn anspricht. Dieser erzählt K. eine Geschichte über das
Gericht, in der es darum geht, daß ein Mann sein Leben lang in das
Gesetz vorgelassen werden will, aber daran von einem Türwächter
gehindert wird. Der Priester berichtet K. auch über die verschiedenen
möglichen Interpretationen dieser Geschichte.
Ein Jahr nach seiner ersten Verhaftung wird K. von zwei Männern abgeholt. Sie gehen durch die Stadt anscheinend zu einem bestimmten Ort. Dort angekommen wird K. hingerichtet.
Der Grund für diese Unvollständigkeit
könnte in der Tatsache liegen, daß "Der Prozess" gegen den (testamentarischen)
Willen Kafkas posthum von seinem Freund Max Brod veröffentlicht wurde,
dh es wurde nie eine druckfährige vollständige Ausgabe von Kafka
bereitgestellt. Brod standen nur die Aufzeichnungen und Manuskripte aus
Kafkas Nachlaß zur Verfügung. Das Kapitel Kündigung
des Advokaten ist anscheinend aus diesem Grund unvollständig.
Im Anhang des Buches befinden sich neben kleineren Fragmenten auch begonnene
aber halbfertige Kapitel, in denen z.B. Titorelli kurz wieder auftaucht.
Natürlich könnte der Autor auch absichtlich
Figuren einführen die dann nicht wieder auftauchen. Der Grund ist
aber fraglich. Es wäre auch möglich, daß der überraschend
plötzlich kommende Schluß vom Autor beabsichtigt war.
"Außerdem ging K. einmal in der Woche zu einem Mädchen namens Elsa, die während der Nacht bis in den späten Morgen als Kellnerin in einer Weinstube bediente und während des Tages nur vom Bett aus Besuche empfing"Elsa scheint eine Prostituierte zu sein, die K. regelmäßig besucht. Sie könnte allerdings auch mehr für ihn bedeuten, da er eine Fotografie von ihr immer bei sich hat. Dagegen spricht allerdings, daß er im Laufe der Geschichte eine Beziehung zu Fräulein Bürstner beginnen will bzw eine mit Leni hat.
Man könnte dies als Kritik an der Kontrolle
durch den Staat sehen. Der Staat als undurchsichtiges komplexes Gebilde,
das Macht über alle Bürger hat und gegen den man sich nicht wehren
kann.
Diese Einstellung findet man u.a. in den derzeit
wieder modernen Conspiracy-Theorien wieder. Diese erhielten u.a. Auftrieb
durch Serien wie "The X-Files", in denen es um eine Verschwörung des
Staates mit extraterrestrischen Lebensformen geht. Zuviel Staat ist z.B.
in den USA verpönt. Ein Meldegesetz wie in Österreich wäre
dort eine undenkbare Einschränkung der Freiheit.
Die Abneigung gegen Autoritäten (Staat,...)
könnte sich Kafka durch seinen übermächtigen Vater angeeignet
haben.
Franz Kafka wurde als Sohn eines jüdischen
Kaufmannes in Prag geboren.
Er studierte in Prag Recht.
1906 begann er seine Arbeit bei der Assicurazioni
Generali.
1908 begann er seine Arbeit bei der Arbeiter-Unfallversicherung.
1924 starb er in Wien.
Kafka war zu seiner Zeit ein relativ unbeachteter
Schriftsteller. Es wurden nur einige Erzählungen veröffentlicht.
Sein noch erhaltenes Werk wurde nach seinem Tod
(gegen seinen Wunsch) von seinem langjährigen Freund Max Brod veröffentlicht.
Kafka war zeit seines Lebens eher schwächlich/kränklich,
weswegen er auch immer unter Selbstzweifeln litt. Daran hatte auch sein
übermächtiger Vater einen großen Anteil.