Magendrehung : Eine
Information der Kleintierklinik Dres. Walla
Ursachen, Symptome, Behandlung
Die Magendrehung ist aufgrund ihres akuten, heftigen
und potentiell tödlichen Auftretens eine der tragischesten Erkrankungen,
speziell großer Hunde. Der folgende Beitrag soll einige Informationen
liefern, die im "Eifer des Gefechts" bei der Vorstellung im Notdienst oft
in der Erklärung zu kurz kommen. Außerdem sollen einige Tips
helfen, das Entstehen einer Magendrehung durch gezielte Vermeidung bestimmter
auslösender Faktoren zu verhindern.
Vorkommen: eine Magendrehung kann bei jeder Hunderasse
und -größe und sogar bei Katzen vorkommen, bildet aber typischerweise
ein Problem bei großen und Riesenrassen. (Bei kleinen Rassen ist
lt. amerikanischer Statistik übrigens der Dackel überproportional
vertreten). Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Magendrehung
steigt mit zunehmendem Alter, wobei sie zwischen dem 7. + 10. Lebensjahr
am höchsten ist.
Ursachen: leider sind die ursächlichen oder auslösenden
Gründe noch nicht bekannt; allerdings hat man einige Risikofaktoren
entdeckt, welche in vielen Fällen eine Magendrehung (mit-) entstehen
lassen.
· einmalige, reichliche Fütterung/ Tag, oft
kombiniert mit stressigen Situationen => dies führt zu einer deutlicheren
Zunahme der Magengröße, als wenn 2-3 Mahlzeiten auf den Tag
verteilt werden
· schnelles, hastiges Fressen, oftmals mit Luftschlucken;
nervöses Temperament
· Bewegung/ Spaziergang/ Training direkt nach
einer Mahlzeit => eine Magendrehung kann somit auch ohne vorherige Aufgasung
stattfinden
Desweiteren scheinen eine Rolle zu spielen: verzögerte
Magenentleerung, Verstopfung des Magenausganges, Hemmung des Magenaktivität
durch Medikamente, stumpfe Verletzungen des Bauches, Verletzungen der Wirbelsäule,
lange chirurgische Eingriffe oder lange Rekonvaleszenzzeiten nach einer
anderen Erkrankung. Auch müsli-/ breiartige Mahlzeiten werden als
Ursache vermutet, konnten aber durch diverse Studien noch nicht bestätigt
werden.
Entstehung: Die Magendrehung ist ein akuter Krankheitsprozeß,
d.h. sie verläuft in der Regel sehr schnell und kann innerhalb kürzester
Zeit (2-3 Stunden) zum Tode führen. Das Krankheitsbild umfaßt
in den meisten Fällen ein akutes Aufblähen des Magens und eine
Drehung um die eigene Achse, wobei wie vorher beschrieben die Drehung auch
ohne vorherige - erkennbare - Aufgasung stattfinden kann.
Der Magen bläht durch übermäßige
Füllung einerseits und Störung der Magenentleerung, bzw. herabgesetzter
Aktivität andererseits auf; dies wird verstärkt durch Luftschlucken
und Ansammlung von Gärungsgasen. Die Magenwand überdehnt sich
nun, läßt dadurch den Magen sich um seine eigene Achse (meist
von hinten gesehen im Uhrzeigersinn) und damit um seinen Aufhängeapparat
um die Speiseröhre herum drehen und zieht einen Teil der Eingeweide
incl. Milz mit sich (dadurch oft Milzstauung) => somit werden sämtliche
Zugänge zum Magen vollständig verschlossen. Da die Gase nun nicht
mehr entweichen können, nimmt die Aufgasung weiter zu; dies drückt
zum Einen auf den Brustkorb und erschwert die Bewegung des Zwerchfells
(und somit die Atmung des Hundes). Zum Anderen drückt sie auf große
Venen im Bauchraum, was den nötigen Blutrückfluß zum Herzen
verhindert. Durch die Drehung wird außerdem die Blutzufuhr zum Magen
unterbrochen, was, wie später erwähnt, zum Absterben der Magenwand
führen kann.
Erschwerte Atmung mit folgender abnehmender Sauerstoffversorgung
der überdrehten Organe und des gesamten Körpers sowie erniedrigter
Blutfluß mit sinkender Herzleistung und fallendem Blutdruck enden
schließlich in Kreislaufkollaps und Tod.
Symptome: diese zeigen sich oft abends oder nachts im
Anschluß an eine reichliche Fütterung
· Unruhe, Würgen, erfolglose Brechversuche
!
· Zunehmende Aufblähung des Bauches und damit
gekoppelte Atemnot
· Immer ausgeprägtere Kreislaufschwäche
mit Taumeln, Zusammenbruch und Tod
Therapie: gute Behandlungserfolge sind nur zu erwarten,
wenn sofort gehandelt wird, denn: jede Minute Verzögerung entscheidet
über Leben und Tod! Deshalb ist die Therapie der Magendrehung in bis
zu 70% der Fälle erfolgreich, wenn der Besitzer die Symptome sofort
erkennt und den nächstgelegenen Tierarzt aufsucht.
Die Behandlung beginnt mit einer schnellen Infusion in
die Vene, wobei mind. 2 Venenkatheter gelegt werden müssen. Die Infusion
soll verlorene Flüssigkeit ersetzen und den Blutfluß verbessern.
Gleichzeitig wird ein Abgasen des Magens versucht, was normalerweise durch
Punktion des gasgefüllten Magens mithilfe einer Nadel direkt durch
die Bauchwand und durch Einführen einer dicken Sonde in den Magen
über das Maul geschieht. Eine genügende Abgasung allein auf diese
Weise gelingt allerdings nicht immer, da oft z.B. große Futterpartikel
die Sonde verstopfen. Auch ist selbst bei erfolgreicher Abgasung in Kürze
eine erneute Drehung des Magens zu erwarten, so daß die beschriebenen
Aktionen lediglich als Vorbereitung dienen. Als nächstes werden Medikamente,
incl Antibiotika zugeführt, um den Schock zu bekämpfen und Schäden
an der Magenwand zu minimieren.
Wann immer möglich, d.h. sobald der Patient im geringsten
narkosefähig ist, sollte eine operative Dauerheilung angestrebt werden.
Dies beinhaltet v.a. die Lagekorrektur des Magens; gleichzeitig wird der
Chirurg aber auch versuchen, den Magen in einer korrekten Position an der
Bauchwand zu befestigen, um einer erneuten Drehung vorzubeugen. Dies wird
"Gastropexie" genannt und kann auf verschiedenerlei Arten erfolgen (z.B.
an der seitlichen Bauchwand). Bei einer Anheftung des Magens direkt an
der Mittellinie der Bauchwand sollte dies aber dem Besitzer vom Tierarzt
für evtl. künftige Bauchoperationen durch andere Kollegen mitgeteilt
werden, um Verletzungen der Magenwand bei erneuter Eröffnung der Bauchhöhle
zu vermeiden.
Konservative Methoden und Teil-operationen ohne Gastropexie
haben Rückfallquoten von 80%!!!
Generell ist bei dieser OP ein rel. großer Schnitt
nötig, da gegebenenfalls die Milz mit entfernt werden muß.
Prognose: Zeigt sich bei der Operation, daß große
Teile der Magenwand bereits abgestorben sind, ist die Prognose für
die Überlebenszeit nach der Operation rel. schlecht. Traurigerweise
wird der Tierarzt in dieser Situation eine schmerzlose Euthanasie des Hundes
noch in der Narkose in Betracht ziehen und mit Ihnen besprechen; dies aber
einzig, um dem Patienten weiteres Leid zu ersparen.
Auch die Zeit nach der Operation ist voller Risiken.
Herzarrhythmien sind häufig, genauso wie lebensbedrohende Probleme
durch Geschwüre oder sogar Durchbrüche der Magenwand, Bauchspeicheldrüsen-
und Leberschäden, Infektionen und massive Thrombosen. Aus diesem Grund
bleiben die Hunde nach der Operation meist für einige Tage zur Intensivüberwachung
in der Klinik. Dabei stehen sie für ca. 2 Tage unter absoluter Nahrungskarenz
und dürfen erst nach einigen weiteren Tagen Magenschonkost wieder
mit ihrem gewohnten Futter angefüttert werden, um den Magen möglichst
wenig zu belasten.
Prophylaxe: wie bereits besprochen, ist die Vermeidung
einer Magendrehung nicht ganz einfach, da die genauen Ursachen noch nicht
erforscht sind. Abschließend läßt sich aber unter Beachtung
oben aufgeführter Risikofaktoren folgendes raten:
· die Futtermenge sollte auf mind. 2x Mahlzeiten
/ Tag verteilt werden. Außerdem eignet sich die Fütterung einer
kompakten Nahrung besser als alleinige Flocken oder Müslinahrung
· Wassergaben empfehlen sich erst ca. 2 Stunden
später
· Nach einer Mahlzeit sollte dem Hund für
mind. 1 Stunde absolute Ruhe gegönnt werden.
Treten dennoch Symptome einer Magendrehung auf, ist am
besten der nächstegelegenste Tierarzt zu benachrichtigen. Es kann
unter Umständen den Tod des Tieres bedeuten, 1 Stunde Autofahrt auf
sich zu nehmen, nur um den "Lieblingstierarzt" zu erreichen. Es läßt
sich sicherlich auch mit anderen Tierärzten, z.B. am Urlaubsort vereinbaren,
zumindest eine Notversorgung hinsichtlich Abgasung und Schockbekämpfung
einzuleiten. Hat man den Patienten dann stabilisiert und ist die Gefahr
einer erneuten Aufgasung für die nächsten 24 Stunden gebannt,
kann man evtl. - und so weit es der Zustand des Hundes zuläßt
- am nächsten Tag immer noch den hauseigenen Tierarzt zur operativen
Versorgung aufsuchen. Am wichtigsten ist aber wie gesagt die sofortige
Einleitung einer Behandlung.
Magendrehung (Torsio ventriculi)
Zunächst sollten Sie einige Punkte zur Anatomie des
Magens und zur Situation der Entstehung der Magendrehung wissen. Grob vereinfacht
ist der Magen durch 2 wesentliche Punkte im Bauchraum fixiert. Die Speiseröhre
tritt von vorne durch das Zwerchfell und mündet kurz hinter diesem
in den Magen. Auf der anderen Seite geht der Magenausgang in den ersten
Abschnitt des Dünndarms, den 12-Fingerdarm über. Dabei stellt
der Magen sich nicht als Schlauch- oder Kugelförmiges Gebilde dar,
sondern eher als ein asymmetrischer Beutel mit einer Großen und einer
kleinen Krümmung.
Liegt der Magen in normaler Position, befindet sich der
vordere und obere Anteil unter den hinteren Rippen auf der linken Körperseite.
Der hintere Teil des Magens zeigt nach hinten rechts und unten.
Zusätzliche Bänder befestigen den Magen auch
noch an anderen Stellen im Bauchraum, wie etwa an der Leber und der Milz.
Diese Bänder sind allerdings nicht sehr straff, sondern müssen
nachgiebig sein, damit der Magen auch in unterschiedlichem Füllungszustand
Bewegungsfreiheit behält. Alle zu- und ableitenden Blutgefäße
verlaufen entlang der Speiseröhre, des 12-Fingerdarms und der Aufhängebänder.
Wie kommt es zur Drehung ?
Der Magen "hängt", vorwiegend durch die Speiseröhre
und den 12-Fingerdarm fixiert wie ein Beutel im Oberbauch. Er kann, mit
der großen Krümmung nach unten weisend, an dieser Aufhängung
hin und her pendeln, was bei entsprechender Füllung mit Wasser und
Futter noch begünstigt wird. Führt der Hund dann Bewegungen aus,
die das Pendel verstärken, kann es zu einem Umschlagen des Magens
um seine Längsachse kommen. Besonders gefährlich sind Bewegungen
des Hundes, die nach vorwärts und unten gerichtet sind und dann plötzlich
abgebremst werden z.B. Herunterlaufen eines Hanges oder einer Treppe, Herunterspringen
oder Überspringen von Hindernissen.
Welche Tiere sind besonders gefährdet ?
Alle größeren Hunde mit einem tiefen und breiten
Brustkorb haben eine große Bewegungsfreiheit des Magens. Besonders
Hunde mit weichem und lockerem Bindegewebe haben oft keine straffen Magenbänder,
die ihn gut in Position halten können. Tiere, die gerade gefressen
oder größere Wassermengen getrunken haben, erhalten dadurch
günstige Bedingungen, die das Pendeln des Magen verstärken. Besonders
lebhafte Bewegungen der Hunde nach der Fütterung oder nach der Aufnahme
größerer Wassermengen sind gefährlich. Schwer verdauliches
Futter, das aus größeren Stücken besteht, leicht gärendes
Futter und sehr große Futterportionen verstärken das Risiko
einer Magendrehung.
Die Tiere, die bereits eine Magendrehung gehabt haben,
und bei denen der Magen nicht operativ fixiert worden ist, weisen eine
Wiederholungsrate von über 80% auf !!!
Aber auch Verdauungsstörungen, Magen-Darmentzündungen
mit Erbrechen und Durchfall, Entleerungsstörungen des Magens, können
eine Magendrehung verursachen. Ebenso spielen Streß und Aufregung
eine nicht unbedeutende Rolle ("auf den Magen geschlagen").
Die oben aufgeführten Tiere und Umstände stellen
besondere Gefahrenursachen dar. Es kommen allerdings auch Magendrehungen
bei kaum gefüllten Magen vor, sowie bei kleinen Hunden, sogar bei
Welpen und Katzen.
Was passiert, wenn der Magen gedreht ist ?
a) Selbst kleine Futtermengen entwickeln beim Verdauungsvorgang
im Magen Gase. Diese werden normalerweise entweder über die Speiseröhre
oder den Darm abgeleitet. Ist sowohl die Speiseröhre, als auch der
Darm durch die Drehung zugeschnürt, sammelt sich das Gas im Magen
und bläht ihn auf (bis zum Zerreißen der Magenwand !!!)
b) Der aufgegaste Magen drückt auf das Zwerchfell.
Die Atmung und die Herzaktion wird beeinträchtigt. Ferner drückt
er auch große Blutgefäße im Bauchraum ab (Aorta, große
Hohlvene)
c) Die zu- und ableitenden Blutgefäße des
Magens werden bei der Drehung und durch die Aufgasung abgeklemmt. Stoffwechselprodukte
und CO² werden nicht abtransportiert, neues, sauerstoff- und nährstoffreiches
Blut kann nicht zum Magen gelangen. Gewebe wird schwer geschädigt
und kann absterben. Die Magenwand wird "undicht", und zunächst kleinere,
dann größere Mengen Mageninhalt gelangen in die Bauchhöhle
(Bauchfellentzündung !!!)
d) Die Milz, die mit dem Band am Magen befestigt ist,
wird immer mitgedreht. Die weicheren Venenwände werden zuerst abgedrückt.
Blut kann nicht mehr aus dem Organ abfließen, arterielles Blut kann
aber noch einströmen. Schwerste Stauungserscheinungen entstehen:
1.) das Milzgewebe wird geschädigt und kann zugrunde
gehen
2.) große Blutmengen werden in dem Organ zurückgehalten
und stehen dem Kreislauf nicht mehr zur Verfügung
e) Es entstehen aus den oben genannten Gründen sehr
schnell lebensbedrohliche Kreislaufstörungen und Herzbelastungen,
die zum Kreislaufschock führen.
f) Panikartige Unruhe und starke Schmerzen verschlechtern
zudem die sowieso schon schlechte Situation.
Anzeichen einer Magendrehung
Der Moment der Drehung des Magens verursacht dem Hund
einen kurzen Schmerz, der ihn meistens mitten in der Bewegung zu einem
kurzen Aufjaulen veranlaßt. Danach laufen sie meistens relativ vorsichtig
mit eingezogenem Bauch und aufgekrümmtem Rücken unruhig hin und
her. Sie legen sich kurzfristig hin, um aber gleich wieder aufzustehen.
Nach kurzer Zeit schon versuchen sie zu erbrechen (Pumpen, Würgen),
allerdings ohne Erfolg, da die Speiseröhre zugeschnürt ist. Dieser
Vorgang kann sich mehrfach wiederholen. Wenn die Hunde in diesem Zustand
noch etwas trinken, "erbrechen" sie das Wasser innerhalb kürzester
Zeit. Die Aufgasung des Magens erfolgt nun mehr oder weniger schnell (Minuten
bis Stunden), und kann von außen her gesehen und gefühlt werden.
Der vordere Teil des Bauchraumes und zunehmend auch der hintere Abschnitt
wird immer dicker. Die Tiere sehen förmlich aufgeblasen aus. Klopft
oder schnippt man mit dem Finger auf den prallen Bach und die letzten,
hinteren Rippen, klingt es hohl, wie bei einer Trommel.
Die sich zusehens verschlechternde Kreislaufsituation
ist äußerlich zunächst durch starke Unruhe gekennzeichnet,
die bei weiterem Fortschreiten des Krankheitsbildes in Apathie umschlägt.
Die Tiere atmen hechelnd, die Atmung wird immer angestrengter. Z.T. stöhnen
die Tiere vor Schmerzen. Der Puls wird sehr schnell und z.T. so flach,
daß er kaum noch zu fühlen ist. Die sichtbaren Schleimhäute
werden zuerst hellrosa, später fast weiß.
Das Krankheitsbild kann sich so schnell entwickeln, daß
dramatische, lebensbedrohliche Zustände innerhalb von 30 - 60 Minuten
erreicht werden, und die Tiere bereits nach dieser Zeit nicht mehr gehen
oder stehen können. Erfolgt keine rasche Hilfe, sterben die Tiere
in kürzester Zeit.
Was ist zu tun ?
Wenn Sie auch nur den Verdacht haben,
daß Ihr Hund eine Magendrehung haben könnte, verschwenden Sie
keine Zeit !!!
Rufen Sie SOFORT Ihren Tierarzt
an, damit in der Praxis vorbereitende Maßnahmen ergriffen werden
können und keine wertvolle Zeit verloren geht. Wenn sie wissen, daß
die Praxis geöffnet ist, fahren Sie SOFORT los und beauftragen Sie
eine andere Person mit dem Telefonanruf. Es kann jede Minute wertvoll sein
und über Leben und Tod des Tieres entscheide.
Versuchen Sie Ihren Hund zu beruhigen,
damit er sich nicht noch mehr aufregt.
(unter Verwendung e. Aufsatzes: "Erste Hilfe am Hund")
Quelle : http://www.aus-dem-hause-hajo.de.vu/
