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Die Kunst der „Alten_Meister“

Das Schwert an sich

In jedem Kulturkreis hat das Schwert eine hervorragende Stellung unter den Waffenarten eingenommen. Grund hierfür ist der Umstand, dass das Schwert die einzige Waffe ist, welche nicht zur Jagd von Tieren entwickelt wurde, sondern einzig dazu geeignet ist, Menschen zu verletzen oder zu töten. So ist bei Darstellungen von Königen, Fürsten, Krönungszeremonien und Gerichtsbarkeiten stets ein Schwert vorhanden, als Zeichen der Gerechtigkeit und der Macht über Leben und Tod. Ein Messer, Speer oder eine Axt hätte niemals eine solch grosse symbolische Wirkung erreicht. Das Verschenken von Schwertern als Huldigung oder Auszeichnung für besondere Leistungen ist auch in den meisten Kulturkreisen anzutreffen und galt immer als ehrenwerter als das Verschenken von Gold oder Geld. Das Recht, Schwerter zu tragen, war oftmals nur bestimmten Volksschichten erlaubt und somit auch ein Privileg und Statussymbol. Im Schwert wiederspiegelt sich auch der Geschmack und der soziale Rang seines Trägers. Als der Westen 800 Jahre vor Christus langsam den Schritt aus der Bronzezeit in die Eisenzeit machte, löste dies grossräumige Wanderbewegungen und Eroberungszüge aus. Damals wie heute ist der technische Stand, die Qualität der Bewaffnung, ein wichtiger Machtfaktor, und man kann sicherlich behaupten, dass das Schwert einen grossen Einfluss auf die Entwicklung unserer Zivilisation hatte.  

Weltweit geniessen die japanischen Schwertschmiede den Ruf der Einzigartigkeit in ihrem technischen Können und der von ihnen erreichten Qualität. Durch die Huldigung von Liebhabern und Sammlern, erreichen manche dieser Klingen Milliionenwerte. Mein Anliegen ist es, aufzuzeigen, dass dies nicht so ganz der Realität entspricht und dass unsere Vorfahren mindestens den gleichen Status verdienen, was jedoch durch verschiedene Umstände heutzutage leider nicht entsprechend gewürdigt wird. Um dies zu veranschaulichen möchte ich die westliche Schwertwelt mit der japanischen vergleichen um aufzuzeigen, dass beide Schmiedetraditionen gleichwertig sind und es lediglich unterschiedliche Lösungen sind ,welche den Anforderungen die durch die verschiedenen Mentalitäten und dementsprechende unterschiedlichen Kampfweise entstehen.

 

Woraus ich meine Kenntnisse ziehe 

Als ich vor mehr als 18 Jahren das Damaszenerstahlschmieden bei Herrn Manfred Sachse erlernte, faszinierte mich die Herstellung von wurbunten Klingen, so wie sie in unserem Umfeld bis ins 12.Jh. hergestellt wurden, am meisten. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete ich ausschliesslich mit industriell hergestellten Stählen. Bald wurde mir jedoch klar das, wenn man es etwas genauer nimmt, es nicht der historischen Realität entsprechen kann, da die Stahlherstellung sich grundsätzlich unterschied und somit auch die Eigenschaften und Bearbeitungsprozesse des resultierenden Stahles.

Weltweit führend in der Herstellung und Bewertung des Raffinierstahls, sind sicherlich die Japaner. Sie verfügen über viele tadellos erhalte Schwerter, aus allen Epochen. Durch die einzigartige Polierkunst sind diese Klingen bis ins kleinse Detail „lesbar“ und können von Massenfabrikationen, durchschnittlichen und Klingen von höchster Qualität unterschieden werden. Wenn man heutzutage den traditionellen  Stahlherstellungsablauf aus Erzen gehen will, wird man sich den japanischen Schmiedekünsten widmen müssen, um aus der enormen Fülle an Informationen, lernen zu können. Was auch sehr wichtig ist, zu wissen, nach welchen Gesichtspunkten und Kriterien man überhaupt eine Klinge bewerten muss.

Je mehr man den Stahl versteht, desto mehr Fragen tauchen auf und man wird immer mehr davon fasziniert, in welcher Feinheit und Empfindlichkeit sich die Qualitäten eines Stahles bewegt. Dass das Herstellen von Klingen direkt aus dem Erz, ein vielfaches schwieriger und aufwendiger ist, als die Produktion aus industriell hergestelltem Stahl liegt auf der Hand, jedoch sind dementsprechend die künstlerischen Möglichkeiten schier unbegrenzt. Die Fülle an Details welche in einem solchen Raffinierstahl entstehen können, lassen den modernen Damaszenerstahl fast fade erscheinen.

Erst durch die Jahre des Experimentierens, der Untersuchungen und Fachgesprächen, kristallisierte sich immer mehr heraus wie different die Arbeiten unserer westlichen Alten Meister zu den heutigen Reproduktionen sind. Grundsätzlich kann man sagen, dass der Stahl der Schwerter, welche als reelle Hauptwaffe noch benutzt wurden, sowohl in Japan wie auch im Westen nach der gleichen Methode aus Erzen hergestellt sind. Sämtliche Effekte im Stahl, welche man in den japanischen Schwertern bewundern kann, sind sicherlich auch in den im Westen hergestellten Klingen zu finden.

 

Ästhethik und Funktionalität 

Asthetik und Funktionalität gehen miteinander einher. Eine Klinge welche in ihrer Form unproportioniert und plump wirkt, hat sicherlich  auch dementsprechende Handlingseigenschaften. Wichtig ist sicherlich das Gesamtgewicht der Klinge, weitaus wichtiger im Kampf, ist jedoch der Schwerpunkt, die Balance. Der Schwerpunkt ist der Punkt, um welchen ohne Kraftaufwand die Klinge am schnellsten gedreht werden kann. Je weiter dieser Punkt sich zur Hand bewegt, desto leichter erscheint der Umgang mit der Klingenspitze zu werden. Wirkt die Form majestätisch und elegant, so deutet dies auf eine gut ausgewogene Klinge hin. Weist die Klinge einen Fehler in der Krümmung auf, sei sie auch nur minim, so wirkt dies sehr störend, sowohl für das Auge wie auch im Umgang.

Die Ästetik im Stahl hat mehrere Gesichtspunkte. Einerseits ist es wichtig, dass  die Handschrift des Schmiedes klar ersichtlich ist. Ein Meister ist jener, der es schafft den Stahl so zu beherrschen, dass seine Klingen einen unverkennbaren, zu ordnebaren und eigenen Charakter aufweisen. Die Qualität des Stahles selbst ist wohl einer der wichtigsten Faktoren welche die Funktionalität betreffen. Grunsätzlich kann man sagen, dass, je besser die Stahlqualität ist, desto empfindlicher reagiert er bei der Härtung und erzeugt dementsprechende feinste Effekte. Ein enorm wichtiger Faktor! Eine gute Schwertklinge besitzt eine fast nass zu nennende strahlende Oberfläche (Hochglanzpolitur ist nicht gemeint), die verschiedenen Merkmale sind klar und deutlich zu erkennen und von sehr wacher Natur. Durch die hohe Stahlqualität  und der dementsprechenden hohen Empfinlichkeit bekommen die Aktvitäten speziell klare Farben. Bei der Beschreibung von sehr guten Klingen fallen deshalb immer Worte wie;brilliant, schneeweiss, ...Besonders die grundsätzliche Stahlfarbe ist äusserst wichtig. Man unterscheidet zwischen blau            ; best

               blau purpur ; sehr gut

              gelb              ; gut

              schwarz       ; schlecht

 Man muss also sagen, dass Qualität und Schönheit in die gleiche Richtung gehen.

 

Beanspruchung und Schmiedetechnische Lösung

Besonderst auffallend ist der Umstand, dass unsere Schwerter hauptsächlich zweischneidig waren und somit eher für den Hieb und Stich benutzt wurden, im Gegensatz dazu weisen die japanische Klinge eine Krümmung auf und sind dagegen besser für den Schnitt geeignet. Um den unterschiedlichen mechanischen Anforderungen, die ein Hieb oder ein Schnitt an die Klingen stellt, gerecht zu werden, entwickelten die Schwertschmiede dementsprechende optimale Stahlkonstruktionen in ihren Schwertern. Durch das Polieren mit Steinen und Sand oder dem Ätzen mit Säuren (Fruchtsäuren, gegorene Milch etc.) werden Anordnungen von härteren und weicheren Stahlschichten, unterschiedlich gehärteten Zonen und vieles mehr auf dem Klingenkörper ersichtlich.  

 

Situation Japan und im Westen    

In Japan sind die Traditionen der Schwertschmiedekunst und Schwertbegutachtung heute noch sehr lebendig und geniest höchstes Ansehen. In unseren Breitengraden ist das Wissen und Verständnis  gegenüber dem Vermächtnis unseren Ahnen doch leider verhältnismässig gering. Vergleicht man den Aufwand welcher in Japan zu diesem Thema betrieben wird mit dem unseren, so zeigt sich bei uns doch ein sehr trauriges Bild. Man darf nicht erstaunt sein, wenn von angesehensten japanischen Schwertexperten Aussprüche gemacht werden wie; „ Ohne die ständige Pflege und Wertschätzung durch die Schwertkenner wären japanische Klingen wohl nach 600, 800 oder 1000 Jahren in ähnlich beklagenswertem Zustand wie die europäischen Schwerter, die nur noch als „Bodenfunde“ überlebt haben, weil ihnen nie ein Wert als Kunstgegenstand beigemessen wurde und weil sie als reine Waffen oder Kampfgeräte mit der Erfindung der Feuerwaffe ausgedient hatten.“ Abgesehen davon, dass diese Bodenfunde locker 1000 Jahre älter sind als die ersten japanischen Schwerter und dem Toten aufgrund der Glaubensauffassung, sein Liebstes mit ins Grab gegeben wurde, sein Schwert (hält man sich vor Auge, welche Kostbarkeiten an Schmuck aus manchen Frauengräbern geborgen wurden) zeigt es sich doch, dass die Kunstfertigkeit unserer Vorfahren sogar unter Schwertexperten für minderwertig gehalten wird. Grund hierfür ist sicherlich der beklagenswerte Zustand der teils durchgerosteten Klingen, somit ist ein Vergleich mit Japanischen Schwertern überhaupt nicht möglich. Leider  gibt es keine westlichen frühmittelalterliche Klingen, welche noch eine ersichtliche Originalpolitur aufweisen und somit das handwerkliche Können seines Herstellers beweist. Jedoch sollte man sich folgende Zahlen vor Auge halten, die ersten japanischen Schwerter entstanden etwa 700 Jahre nach Christus und war um 1300 an Ihrem höchsten Punkt angelangt. Dies entsprichteine Entwicklungszeit von 600 Jahren. Die Ersten westlichen Eisenschwerter kann man auf 700 Jahre vor Ch. datieren. Die Zeit der Wurmbunten Klingen wohl der künstlerische Höhepunkt unserer westlichen Klingen, endet etwa um 1200 nach Christus. Dies sind immerhin1900 Jahre Erfahrung. Man kann also sagen, dass das europäische Schwert eine 1300 Jahre längere Entwicklung aufweist als die japanischen Klingen. Unsere Vorfahren waren wohl kleinwüchsiger und vermutlich Schmerzunempfindlicher als wir, jedoch wiesen sie sicherlich die gleiche Intelligenz auf wie wir sie heutzutage besitzen. Auch wusste man dazumal wie auch heute, Qualität und Schönheit zu schätzen.

Tätliche Auseinandersetzungen waren früher an der Tagesortnung, so konnte man zum Beispiel an Skelettresten bei Grabungen in Lauchheim, bei fast jedem 12. Männerskelett Kampfverletzungen nachweisen, wobei Verwundungen an den Weichteilen nicht mehr nachgewiesen werden können und somit mit einer erheblichen Dunkelziffer gerechnet werden muss. Allgemein waren es sehr harte und für unsere Begriffe, brutale Zeiten, es galt das Gesetz des Stärkeren. Der Bedarf an Waffen war also immer sehr gross und durch den doch häufigen Gebrauch der Waffen waren die Erfahrungen bezüglich der Gebrauchsqualitäten sicherlich immer vorhanden. Durch den täglichen Umgang mit Schwertern muss man davon ausgehen, dass unsere Vorfahren sehr wohl fähig waren, durch oberflächliche Begutachtung die Qualität einer Klinge beurteilen zu können. Aufgrund der grossen Nachfrage an Schwertern und dem doch enormen Schwierigkeitsgrad bei der Schwertherstellung muss mit einer sehr proffessinellen Berufsgattung gerechnet werden, bestehend aus verschiedenen Spezialisten, welche sehr eng zusammengearbeitet haben. Eine Trennung zwischen den verschiedenen Arbeitsbereichen wird wohl sehr ähnlich wie bei den Japanern vorhanden gewesen sein.

 

 

Herstellungsablauf 

Ein Arbeitsbereich war sicherlich das Reduzieren des Erzes zum eigentlichen Eisen.

In einem gemauerten „Schacht“ wurde Holzkohle mit Erz gemischt und unter Zuhilfenahme eines Blasebalgs bei hoher Temperatur niedergebrannt. Unterhalb der Luftdüsen setzt sich der Stahl in Form eines verunreinigten Schwammes ab, der Luppe. Dieser Stahlklumpen ist durchwachsen mit Verunreinigungen und besteht aus vielen Sektionen unterschiedlicher Stahlqualität. Je ungleichmässiger die Luftzufuhr und somit die Wärmeführung im Ofen bei dem Reduktionsvorgang erfolgt, desto ungleichmässiger wird die Stahlqualität in der späteren Luppe sein und auch der Grad der Verschmutzung wird entsprechend grösser.

Die Luppe muss zerschlagen und genauestens sortiert werden. Werden Einschlüsse nicht entdeckt und aussortiert, so können diese später nur mit viel Glück und Mühe aus dem Stahl entfernt werden. Die kleinen Eisenbrocken werden flachgeschmiedet und zerbrochen um noch eventuelle Verunreinigungen zu entdecken und um anhand der Bruchstellen nochmals die verschiedenen Stahlqualitäten auszusortieren. Der nächste Schritt ist derjenige, welcher eigentlich den modernen Damaszenerstahl eine Verwandschaft mit dem alten traditionellen Arbeitsablauf legitimieren soll. Technisch gesehen ist der Sinn und Zweck jedoch ein ganz anderer. Die berühmte Feuerverschweissung. Bei der modernen Damaszenerstahlherstellung ist die Feuerverschweissung , verschweissen von verschiedenen Stählen ohne Lotzusatz, nur durch die Hitze des Feuers, die Haupttechnik, um welche sich alles dreht. Dabei werden Stahlplatten von unterschiedlicher Härte feuerverschweisst, gestreckt, gefaltet und wiederum feuerverschweisst. Dies wird solange wiederholt, bis die gewünschte Lagenzahl erreicht ist. Anderst ist es bei den Arbneiten aus Erz, die Stahlplättchen aus der Luppe besitzen kaum Festigkeit, sie verhalten sich wie morsch, der Stahl ist noch nicht brauchbar auch sind noch viele Verunreinigungen im Stahl vorhanden. Durch die Feuerverschweissung werden die kleinen Plättchen zu einem Barren zusammengeschweisst und durch mehrmaliges ausschmieden und veuerverschweissen werden die Verunreinigungen aus dem Stahl gequetscht, der Stahl beginnt sehnig und elastisch zu werden. Eine weitere Aufgabe des Feuerverschweissens ist die Verringerung des Kohlenstoffgehalts. Dies wird notwendig, wenn, wie es die Japaner tun, der aus dem Tataraofen stammende Stahl einen grossen Kohlenstoffüberschuss aufweist. Durch jede Faltung wird etwas Kohlenstoff aus dem Barren getrieben und die Kunst ist es zu erkennen, wann der Stahl sich im optimalen Bereich befindet und man das Falten  beenden muss und zur Klingenherstellung übergehen muss. Während des Faltvorgangs ist die Qualitätszunahme des Stahles sehr gut spürbar, durch das biegen des Stahles kann der Fortschritt des Stahles kontrolliert werden. Um den Stahl zu raffinieren benötigt es sehr hohe Temperaturen. Bei der Feuerverschweissung von industriellen Stählen erfolgen ganz andere Gesetze. Bei der Herstellung moderner Stähle werden diese in grossen Tiegeln flüssig gemacht und durch die Vermengung absolut gleichmässig, der Raffinierstahl war nie flüssig, sondern setzt sich in teigigem Zustand unter der Düse ab und ist extrem unhomogen. Durch die unterschiedliche Stahlgewinnung weisen die beiden Materialien sehr unterschiedliche Eigenschaften auf. Braucht der Raffinierstahl hohe Temperaturen um sich zu entwickeln, so sind diese hohen Temperaturen für den modernen Stahl extrem schädlich. Gemäss Herstellerangaben sollten die meisten modernen Kohlenstoffstähle  bei einer Temperatur zwischen 800°C- 1000°C geschmiedet werden, da dieser sehr empfindlich ist und sehr schnell an Qualität verliert oder gar absolut unbrauchbar wird. Wenn man sich vor Augen hält, dass die Feuerverschweissung bei einer Temperatur von 1150°C und höher erfolgt und dies mehrfach, so kann man sich vorstellen welche Konsequenzen dies haben kann.

Funde belegen einen regen Handel mit Stahlbarren. Der Schmied wird je nach Verwendungszweck die Sahlbrocken sortiert haben und durch mehrmahliges falten sich brauchbares Grundmaterial erarbeitet haben. Durch kontrolliertes zusammenfügen der verschiedenen Stahlqualitäten schmiedete er einen Klingenrohkörper, wobei er diesen möglichst präzise in Form schmiedete, da korrekturen durch Schleifarbeiten viel zeitaufwendiger sind. Dann musste die Klinge roh geschliffen oder gefeilt werden, vom Schmied oder einer anderen Person um sie danach härten zu können. Das Härten muss nicht unbedingt vom Schmied selber erfolgt sein, dies war sicherlich eine frage der grösse der Manufaktur. Nach der Härtung erfolgte ein Grobschliff, eine sicherlich sehr zeitaufwendige Arbeit, welche mit grosser Wahrscheinlichkeit durch eine andere Person erfolgte. Das Herstellen der Scheide, Griffe und Montierungbeschläge war sicherlich weiteren Speziallisten überlassen worden. Schlussentlich wurde die Klinge noch poliert um eine möglichst rostbeständige Oberfläche zu erhalten und sicherlich um die Details und die Schönheit der Klinge hervorzuheben. Betrachten wir die Artefakte, so ist doch etwas sehr klar ersichtlich, unsere Vorfahren wussten Schönheit und ästetik sehr wohl zu schätzen und waren auch bereit entsprechend dafür zu bezahlen. Sicherlich wurden viele metallurgische Untersuchungen gemacht, Klingen wurden durchgesägt oder Teile herausgesägt aber um eine Klinge wirklich begutachten zu können, um einen gesamthaften Eindruck von der Arbeit des Schmiedes zu bekommen, ist es nötig die gesamte Klinge ersichtlich zu machen. Bei einer Ätzung kommen nicht alle Details zur Geltung, so wird die Oberflächenstruktur die nicht aus harten und weichen Schichten besteht, sondern aus gleichen Stählen, welche durch eine feine weisse Grenzlinie getrennt werden, nicht ersichtlich. Diese weissen Linien bestehen aus Oxidschichten (Zunder, Hammerschlag) welche bei der ersten Verschweissung sich noch auf den Eisenplättchen befanden. Angeregt durch die Gluhthitze wandelt sich das Oxid zu diesen weissen Linien. Bei den japanischen Klingen bilden diese Linien oftmals die Oberflächenstruktur.

 Beim modernen Damaszenerstahl sollte man besonders auf den Kohlenstoffstahl achten, welcher bei einer Aetzung dunkel erscheint, er ist es, der viel empfindlicher ist als die weichere meist Baustahlkomponente. Ist die Körnung des Stahles ersichtlich, so hat der Stahl schon grösseren Schaden genommen, ist er gar mit feinen Haarrissen durchwoben, so ist er wertlos. Schwarze blasige Einschlüsse zeigen einen verbrannten Stahl auf, d.h. die Oberfläche wurde zu hohen Temperaturen ausgesetzt und hat bereits Funken geworfen und diese verbrannte Stelle wurde wieder eingeschweisst. Weist die Damaszenerstahloberfläche keine sauber definierte Trennlinie zwischen der Weichen und harten Komponente auf, so kann dies auf eine schlechte Härtung hinweisen oder der Stahl wurde unsachgemäss verarbeitet und zu lange auf zu hoher Temperatur gehalten, so dass der Kohlenstoff genug Zeit hatte sich zwischen den Lagen auszugleichen. Beides sicherlich unschön. Grundsätzlich sollte man nur Stähle schmieden welche nach dem glühen eine rote Oxiedschicht (Zunder) bilden, dies ist beim Raffinierstahl der Fall, jedoch bei modernen Industriestählen nur ganz selten, sie bilden praktisch immer eine schwarze Oxiedschicht. Der Ausdruck „geschmiedete Klinge“ gilt heutzutage als Ausdruck von Qualität, dies ist leider nicht so, da der Stahl wenn er aus dem Werk kommt von grösster gleichmässiger Qualität ist und durch unsachgemässe Handhabung sofort seine guten Eigenschaften unwiederbringlich verliert. Deshalb ist eine aus dem vollen Material geschliffene oder gefräste Klinge sicherlich besser zu bewerten. Ausgenommen sind natürlich industriell gefertigte Artikel welche unter metallurgischer  Aufsicht in Massen gefertigt werden.

Die Eigenschaften des Rennfeuerstahls sind sehr stark vom Können des Schmiedes abhängig. Einen grossen Einfluss dabei hat sicherlich die Wahl des Erzes. Erze sind zu 4.5% in der harten Erdkruste vorhanden, jedoch meist mit verschiedenen Beimengungen wie Mangan, Silizium, Phosphor, Schwefel, Kupfer..... verunreinigt. Währen der Reduktion im Feuer können nur geringe Mengen dieser Elemente von dem Eisen getrennt werden, was besonderst bei Phosphor und Schwefel, welches Schädlinge im Stahl sind, doch grössere Auswirkungen haben. Ein gutes Beispiel dafür geben die Japanischen Klingen, diese werden in 5 Schulen unterteilt, jede dieser Schulen arbeitete mit unterschiedlichen regionalen Erzen und resultierend besitzen diese Klingen auch dementsprechende unterschiedliche Stahlfarben und Effekte. Dementsprechend muss man sich auch die europäischen Klingen vorstellen, da je nach Standort sicherlich das nächstgelegene Erzlager als Rohmateriallieferant genutz wurde. Die Schmiedetechnik des Torsionsstahles oder Wurmbunttechnik war allgemein sehr verbreitet, diese Schwertkonstruktion eignete sich hervorragend zur Absorbierung von Schlägen. Im Gegensatz zu dem Japanischen Schwert, welches durch seine Krümmung nur für den Schnitt konzepiert war, ist das Europäische Schwert durch die gerade zweischneidige Klinge für den Stich und den Hieb  konstruiert, was natürlich andere Anforderungen an die Klingenkonstruktion stellt. Man muss sich vor Augen halten, dass sowohl in Japan wie auch Europa die Schwerter im Gebrauch waren und das Leben Ihres Besitzers von deren Gebrauchsqualität abhing. Die Kunden der Schwertschmiede stellten sicherlich klare Anforderungen an die von Ihnen bestellten Schwerter, waren diese Anschaffung doch nicht unbedingt günstig. Da das Schwert mit ins Grab gegeben wurde, kann man sicherlich davon ausgehen, dass auch der Europäische Krieger von Kindes an mit ein und demselben Schwert durchs Leben Schritt und damit auch in den Tod begleitet wurde. Kein Kämpfer würde um sein Leben kämpfen wollen mit einer Waffe, welche er nicht kennt und von deren Qualität er nicht überzeugt ist. Die Beziehung zwischen dem Krieger und seiner Waffe  liegt in der Natur der Sache und hat sicherlich nichts mit Nationalitäten zu tun. Die Japanischen Klingen sind wohl weltweit die best erhaltenen und erforschten antiken Schwerter der Welt, dieser Umstand ermöglicht es eine prozentuale  Angabe über verschiedenen Qualitäten machen zu können. So kann man sagen, dass von 1.5 Mio. japanischen Schwerter  lediglich 5% wirklich gut sind. Genauso muss man sich auch die europäischen Klingenbestände vorstellen. Damals wie auch heute hat Qualität seinen Preis und nur wenige konnten sich überhaupt gute Klingen leisten und man wusste garantiert was gute Qualität ist. Ein weiteres Problem in der Zeit des frühen Mittelalters war sicherlich die Ausbildung der Schwertschmiedehandwerker. Das Wissen beruhte auf Erfahrungen, welche über Generationen hinweg weitergegeben wurden, man konnte es nur von einem Meister erlernen, da es keine Aufzeichnungen gab und das Allgemeinwissen doch sehr gering war. Die Meister achteten sicherlich genauestens darauf, dass Ihre Geheimnisse nicht nach aussen drangen. Dies hat natürlich zur Folge, dass es nur wenige Top- Schwertschmiede gab, aber sehr viele Mittelmässige.

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Last modified: 06/08/03