Selbstmord
Fünf Tote bei Selbstmord-Anschlägen in Tel Aviv
Zwei palästinensische Selbstmord-Attentäter haben am Mittwochabend in Tel
Aviv nach Angaben der Polizei mindestens drei weitere Personen mit in den
Tod gerissen. US-Präsident George W. Bush kritisiert die Anschläge scharf.
Etwa 40 Personen wurden bei dem Anschlag verletzt, der sich nur einen Tag
nach dem Überfall von Extremisten auf einen Bus mit jüdischen Siedlern im
Westjordanland ereignete. Das Büro des israelischen Verteidigungsministers
Binjamin Ben-Elieser teilte mit, bestimmte Maßnahmen, die das Leben der
Palästinenser in den von Israel wiederbesetzten Städten erleichtern
sollten, würden bis auf weiteres ausgesetzt. Bereits nach dem Anschlag am
Dienstag waren neue Sicherheitsgespräche mit den Palästinensern verschoben
worden.
Menschen flogen durch die Luft
Die israelische Polizei und Augenzeugen berichteten, die beiden Attentäter
hätten die Sprengsätze vor einem vor allem von Gastarbeitern besuchten
Cafe in Tel Aviv nahezu gleichzeitig gezündet. Die beiden Täter hätten
dabei nur etwa 15 Meter entfernt voneinander gestanden. Ein Zeuge
berichtete: "Es gab zwei Explosionen innerhalb von weniger als einer
halben Minute. Nach der ersten Explosion sah ich, wie ein Mann durch die
Luft flog. Ich ging sofort hinter einem Stromkasten in Deckung. Dann gab
es die zweite Explosion. Ich sah fünf oder sechs Menschen da liegen, in
Stücke gerissen." Nach Angaben von Ärzten und Bergungshelfern wurden rund
40 Personen verletzt. Den Polizeiangaben zufolge handelt es sich bei
mindestens einem der Toten um einen Ausländer. Der Sender El Manar der
radikalislamischen Hisbollah im Libanon berichtete, ein Anrufer habe sich
im Namen des Islamischen Dschihad zu dem Doppel-Anschlag bekannt. Sprecher
des Dschihad im Gaza-Streifen bestritten die Tat.
Bush kritisiert Anschläge scharf
US-Präsident George Bush verurteilte den Anschlag von Tel Aviv als Akt des
Terrors, der zugleich eine Attacke auf die internationalen Bemühungen um
Friedensstiftung in Nahost darstelle. Einen Tag zuvor war das Treffen der
Kontaktgruppe zu Nahost in New York ebenfalls schon von einem Anschlag
palästinensischer Extremisten überschattet worden, die einen Bush mit
jüdischen Siedlern überfielen.
Annan warnt
In New York warnte
UNO-Generalsekretär Kofi Annan vor falschen Schritten nach den jüngsten
Attentaten. Die internationale Gemeinschaft und die Konfliktparteien
selbst müssten jetzt standhaft auf Kurs bleiben. Den Urhebern der gegen
den Friedensprozess selbst gerichteten Gewaltakte dürfe nicht nachgegeben
werden, sagte Annan. Ein Sprecher im Büro des israelischen
Ministerpräsidenten Ariel Scharon sagte nach den Attentaten, anscheinend
hätten die palästinensischen Terroristen einen "unstillbaren Appetit"
darauf, israelisches Blut zu vergießen. Im Westjordanland waren bei
der mutmaßlichen Verfolgung der Täter des Bus-Anschlags ein israelischer
Offizier und ein Mitglied einer militanten Palästinenser-Organisation in
einem Feuergefecht getötet worden. Bei Kalkilja im Westjordanland wurde
nach Angaben der israelischen Armee ein palästinensischer Eindringling
erschossen. Bei einer Explosion in einem Flüchtlingslager in Ramallah
starben zwei Palästinenser bei einer Explosion, neun wurden verletzt. Die
Ursache der Explosion blieb zunächst unklar. Möglicherweise sei dort in
einer illegalen Waffenschmiede an einem Sprengsatz hantiert worden, hieß
es in israelischen Militärkreisen.
Quelle:
Financial Times Deutschland 18.7.2002
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