Ein letztes Mal (bis zur nächsten Reise)
Ich musste mich zwingen Albany zu verlassen, fühlte ich mich doch
dort wie
zu Hause. Die vier Leute hier sind mir in kürzerster Zeit richtig
ans Herz
gewachsen. Der Abschied fiel uns allen schwer. In diesen Momenten bereut
man
wirklich, dass Australien so weit weg ist. Man kann nicht einfach so schnell
wieder einmal vorbei. Ich verliess Albany mit Greg , da er gerade geschäftlich
in Perth zu tun hatte konnte ich mit ihm bis dorthin mitfahren. Am gleichen
Tag noch nahm ich den Zug runter nach Bunbury. Hatte ich doch schrecklich
Heimweh nach meinem Velo. Einen Tag später war ich dann wieder mit
Sack und
Pack in Perth. The Indian Pacific war nun mein nächstes Abenteuer.
Dies ist eine
von den berühmten Zugstrecken Australiens. Von Perth durchquert diese
das
Land bis nach Sydney. Diese Reise geht ganze drei Tage. Da ich aber noch
in das
Red Center wollte, unterbrach ich die Zugreise in Adelaide. Bis hierher
sass ich ganze zwei Tage und Nächte im Zug. Ich war aber total fasziniert
und
von Langeweile keine Spur! Der Sonnenaufgang über den Nullabor Plain
war ein
einmaliges Erlebnis. Hier ist die längste gerade Zugstrecke, sie
führt über
800km geradeaus. Man kann sich also vorstellen, wie viel Abwechslung sich
draussen abspielt.....fast gar nichts.....stundenlang das gleiche Bild......!
In
Adelaide angekommen, redete ich meinem Velo gut zu und erklärte ihm
die
Situation. Es willigte dann ein nochmals auf mich zu warten und so flog
ich nach
Alice Springs. Ich hatte mich ja trotz meiner Abneigung gegen organisierte
Gruppenreisen einer Tour angeschlossen, die mich innert sechs Tagen wieder
nach
Adelaide bringen soll. In meinem Backpacker angekommen wollte ich mich
bei
meiner Zimmerkollegin Tina entschuldigen, dass ich am nächsten morgen
sehr früh
aufstehen muss und Sie dabei höchstwahrscheinlich wecken werde. So
fanden wir
heraus, dass wir auf die gleich Tour gehen werden. Tina und ich könnten
von
den Interessen her nicht verschiedener sein, trotzdem oder deswegen verstanden
wir uns aber von Beginn weg sehr gut und dies zog sich dann die ganze
Woche
durch. Dazu erwischte ich eine wirklich tolle Gruppe voller witzigen Leute
die diese Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis machten. Über den
Kings Canyon
wo wir eine Wanderung machten ging's weiter zum Uluru (Ayers Rock). Hier
schliefen wir zweimal in einem Swag unter freiem Sternenhimmel. Ein Swag
ist ein
Outdoorbett. Eine Matratze eingearbeitet und umrundet mit Segeltuchstoff.
Man legt sich mit seinem Schlafsack auf die Matratze und schliesst danach
die
Reiseverschlüsse und ist voll von dem Segeltuchstoff umgeben. Es
gibt dann
auch noch ein Stück am Kopfteil, dass man über den Kopf stülpen
kann. So ist
man geschützt vor den krabbelten Mitbewohner Australiens. Es ist
eigentlich
auch sehr isolierend. Nur im Winter ist es hier so kalt, dass man davon
nicht
viel merkt. So schlotterte ich mich durch diese Nächte. Trotzdem
hätte ich um
nichts in der Welt mit einem warmen Bett tauschen wollen, die Natur bietet
hier wieder einmal ein Schauspiel der Sonderklasse: den Sternenhimmel!
Ein
Himmel so voller strahlender Sterne hatte ich noch nie im Leben gesehen.
Sternschnuppen fielen vom Himmel herunter wie Sand am Meer. So viele Wünsche
habe ich
gar nicht. Ich war tief beeindruckt!
Einfach im Nichts ragen plötzlich Felsen wie der Ayers Rock oder
die Olgas
aus dem roten Sand und Sträuchern heraus. Es hat nichts zu sehen
ausser ein
Fels, eigenartig aber gut. In der wegen des Opalreichtums entstandene
Stadt
Cooper Pedy sind 60% der Häuser unter der Erde gebaut. Dies, weil
dort die
Temperatur das ganze Jahr um die 23 -25°C ist. 80% des weltweiten
Opalsverbrauchs stammt von hier. Über die Sehenswerten Flinders Range
ging's dann zurück
nach Adelaide. Um Adelaide herum hat es sehr viele berühmte und gute
Weingebiete und so war natürlich ein Besuch von einem Weinkeller
ein Muss.
Noch einmal 24 Stunden Zugfahrt und ich war wieder in Sydney. Hier
verbrachte ich nochmals drei gemütliche Tage. Endlich konnte ich
mal nach Herzenslust
einkaufen ohne darüber nachzudenken, ob ich es in der Tasche Platz
hat und ob
ich es den nächsten Hügel raufstrampeln kann. Am Sonntag war
ich auf dem Weg
zu einem Markt, als mir Tausende von Joggern über den Weg liefen.
Das kann
doch nicht normal sein......so folgte ich ihnen. Mir fielen fast die Augen
aus
dem Kopf: so viele Leute voll in Montur! 65'000 Leute waren am Start um
von
der City Centre nach Bondy Beach zu laufen. Es dauerte eine gute Weile
bis
das Startprozedere vorbei war. Die Stimmung war sensationell!
Mein Flug führte mich von Sydney nach Los Angeles, New York, London
und dann
Zürich! Die Sicherheitspolitik und die damit verbundenen Vorkehrungen
hielten mich während meinen Umsteigeaktionen voll auf Trab. Unglaublich
was sich
die Amis da alles einfallen lassen. Nur viel Sinn macht es nicht.
Das Wiedersehen mit meiner Familie war wunderschön! Auch Ivos Eltern
hiessen
mich bereits auf dem Flughafen willkommen. Mein Gepäck hatte ein
wenig
länger um den Weg in die Schweiz zu finden, wurde dann aber mit sechs
Tagen
Verspätung nachgeliefert! Der Stromausfall......oder was auch immer!
Nun bin ich also wieder zurück in der Schweiz. Wie sehr habe ich
mich auf
zu Hause gefreut. Auch habe ich ein wenig geplant, was ich dann gleich
alles
auf die Beine stellen werde. Nun ja, da habe ich mich wohl ein wenig geirrt,
muss ich feststellen, dass auch ich höchstwahrscheinlich einfach
ein wenig
Zeit brauche um mich hier wieder einzuleben. Zum Teil bin ich noch schön
neben
den Schuhen. Habe ich doch gedacht, dass passiert nur den andern. Das
wiedersehen mit meinen Freunden geniesse ich aber in vollen Zügen
und es ist jedes
Mal ein Riesenerlebnis.
Ich bin nun am Ende einer Erlebnisreichen Zeit angekommen. Nun heisst
es auf
Jobsuche gehen und schauen, dass ich so bald wie möglich wieder einen
normalen Alltag habe. Meine Reise und die damit verbundenen Erlebnissen
und
Erinnerungen werden aber immer in meinem Herzen bleiben. Ich bin froh,
den Entschuss
gefasst zu haben zu Hause alles aufzugeben um die Welt zu entdecken. Ich
habe so viel dafür bekommen was mir niemand mehr nehmen kann. Ich
bin überzeugt
in dieser Zeit eine Lebensschulung durchlaufen zu haben, die mir keine
Firma
hätte bieten können. Ivo mit seiner Ruhe und Gelassenheit in
jeder Situation
war für mich einfach perfekt. Mit Ivo hatte ich einen Freund an meiner
Seite,
auf den ich mich immer verlassen konnte und kann. Auch das alleine Reisen
hatte seine Vorteile. Hat man aber jemanden wie wir uns, ist es schöner
zu
zweit!
Dann möchte ich mich auch noch bei meiner Familie und Freunden bedanken,
die
mich durch die ganze Zeit immer wieder mit SMS, Emails und Telefonaten
unterstützt haben. Es wird einem richtig bewusst was es heisst gute
Freunde zu
haben. Danke vielmals!
Liebi Griessli
Hebets guet & gänd Euch Sorg!
Manuela
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