Falsch positiv oder wirklich Brustkrebs?

Mammografiescreening

Mehr Schaden als Nutzen

Nach einer neuen US-Studie scheint es optimal zu sein, das Mammografiescreening nicht jährlich, sondern alle zwei Jahre durchzuführen. Der Nutzen sei dann am größten. Leider wurde der medizinische Nutzen nicht gegen die Kosten abgewogen.

Um einen Todesfall zu vermeiden, mussten laut Essermann (USA: Enttäuschende Screening-Bilanzen, Dtsch. Arztebl.2009; 106(44): A-2170/B-1862/C-1822) 838 Frauen über sechs Jahre am bisher jährlichen (!) Screening teilnehmen, was Tausende von Röntgenaufnahmen, Hunderte von Biopsien und viele unnötige Krebsoperationen zur Folge hat, bei denen Tumoren entfernt werden, die ohne Operation niemals das Leben der betroffenen Frauen gefährdet hätten.

Das kostete in den USA 20 Mrd. US Dollar nur für das Screeningprogramm. Nicht enthalten sind darin die Kosten für das Aufsuchen der Radiologenpraxen (Wegekosten, Verdienstausfall), die Kosten für die weiteren Untersuchungen an Zehntausenden von Frauen bei falsch positiven Befunden (und deren Angst und Leid), die Verwaltungskosten der Versicherungen. Lassen wir alles zusammen 230 Mrd. Dollar in zehn Jahren betragen oder die Hälfte bei Screening alle zwei Jahre. Bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von 17 Dollar muss dafür 6,5 Mrd. Stunden gearbeitet werden.

Da diese Arbeit - je nach Arbeitsbedingungen - ja auch wieder krank machen kann, bleibt als Fazit: Unter dem Strich entsteht offenbar durch das Mammografiescreening auch in den USA erheblich mehr Schaden als Nutzen.

Dr. med. Dieter Wettig, Facharzt für Allgemeinmedizin, Erlkönigweg 8,0-65199 Wiesbaden-Dotzheim

MMW-Fortschr. Med. Nr. 7 / 2010 (152. Jg.)