Milliarden fürs Mammografiescreening

Unter dem Titel,,Weniger ist mehr!" berichteten wir im Sonderheft 2/2014 über die Initiative,,Choosing wisely", die die medizinische Über- versorgung bekämpfen möchte. Dazu hat ein Leser weitere Gedanken:

“Selbst Arzte überschätzen oft den Nutzen und unterschätzten oft die Risiken einer Maßnahme,z.B.bei der Screening-Mammografie, heißt es in dem Artikel. Prof. Gogol erklärt, dass es viele Bereiche gebe, wo Ressourcen nicht gut eingesetzt werden. Ich würde noch einen Schritt weiter gehen: Die Abwägung von Nutzen und Schaden einer Maßnahme reicht nicht aus. Auch das Bereitstellen von Ressourcen (Geld, Zeit,Enersie, Rohstoffe) sollte in die Bilanz miteinbezogen werden.

Beispiel Mammoscreening: Um einen Todesfall zu vermeiden, müssen laut Essermann 838 Frauen über sechs Jahre zum jährlichen Screening. Das kostetein den USA jährlich 20 Milliarden US-Dollar nur für das Screeningprogramm (Dtsch Arztebl 2009; 106:A –2170/B –1862/C-1822). Nicht darin enthalten sind die Kosten für das Aufsuchen der Radiologenpraxen (Wegekosten, Verdienstausfall), die Kosten für die weiteren Untersuchungen an Zehntausenden von Frauen bei falsch positiven Befunden (und deren Angst und Leid), oder auch die Verwaltungskosten der Versicherungen.

Lassen wir trotzdem alles zusammen 200 Milliarden Dollar in zehn Jahren betragen, oder 100 Milliarden Dollar bei einem Screening alle zwei Jahre. Bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von 20 Dollar muss dafür fünf Milliarden Stunden gearbeitet werden. Da diese Arbeit ja auch wieder krank macht, bleibt als Fazit: Unter dem Strich entsteht durch das Mammografiescreening in den USA mehr Schaden als Nutzen. In Europa sieht es wahrscheinlich ähnlich aus."

Dr. med. Dieter Wettig, Eilkönigweg 8, D-65199 Wiesbaden

Aus: MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (21 -22)