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DICHTERQUARTETT














Niels Höpfner

Dichterquartett




Ein Untersuchungshäftling ist aus einem Wiener Gefängnis unter dem Namen Adalbert Stifter entkommen. Er hatte sich einen vertrauenerweckenden Ausweis verschafft und ihn mit dem Namen des großen österreichischen Schriftstellers ausgefüllt. Die Nachricht ist geeignet, in der Welt der Literatur großes Aufsehen zu erregen. Seit langem fürchtet man, daß mit ehrwürdigen Dichternamen kein Staat mehr zu machen ist. Eine Umfrage in einer Handelsschule ergab noch vor wenigen Tagen, daß der Name Platen bei den Schülern unbekannt ist und daß nur eine Schülerin je den Namen Grillparzer gehört hatte. Allerdings hielt sie ihn für einen bekannten Skiläufer. Um so erfreulicher ist es, daß ein in die Freiheit drängender Mann es für wirkungsvoll hielt, sich mit dem Namen des Mannes zu versehen, der als Verfasser des "Nachsommers" und anderer hochpoetischer Bücher bei den Älteren unter uns einen guten Klang hat. Freilich ist unsere Freude nicht rein; am Ende ist sie gar voreilig, denn es wäre doch niederschmetternd, wenn der Flüchtling den Namen gewählt hätte, weil er unauffällig ist und niemand sich etwas unter ihm vorstellen kann. Hätte er es gewagt, seinen Ausweis mit "Gerhart Hauptmann" oder gar mit "Rainer Maria Rilke" auszufüllen? Das ist denn doch die Frage. Denn der Wächter am Tor hatte möglicherweise in seiner Jugend den "Cornet" als Inselbüchlein gelesen und hätte sich, wenn ihn der Dichter seiner Jugend schon physiognomisch nicht interessierte, sicher neugierig gefragt, warum der Verfasser eines so harmlosen und reizenden Büchleins, der obendrein nicht mehr der Jüngste sein kann, in Untersuchungshaft (wenn auch mit Ausgeherlaubnis) gehalten wird. Die Namen Goethe und Schiller, die auch einen guten Klang haben, kamen nicht in Frage, denn sie sind gar zu bekannt, und möglicherweise liegt das in Rede stehende Gefängnis in der Schillerstraße. Die Frage, warum unser Häftling sich für Stifter entschlossen hat, erweckt tausend Vermutungen und erinnert uns ein wenig an frühere Gesellschaftsspiele, wie sie wohl noch vor der Erfindung des Fernsehens getrieben wurden, etwa an das ehrwürdige "Dichterquartett". Wir wollen den Kopf nicht in den Sand stecken und uns an den Gedanken gewöhnen, daß unser Ausbrecher sich einen möglichst unbekannten Namen zu geben wünschte. Hätte er sich einfach Schmid oder Schmidt nennen sollen? [...] Schmerzlich wäre es, wenn der Flüchtige ein von Humor geplagter Mann wäre und den Namen nur gewählt hätte, weil er "stiften" gehen wollte. Ein Spaßvogel also, der die Namen großer Dichter zwar kennt, aber sie mißbraucht. Doch soll das nicht nur im Gefängnis vorkommen.
FRIEDRICH SIEBURG, DICHTERQUARTETT1

 

 



Otto & Max Hausser (Nr. 598/2). Ludwigsburg: ca. 1930. 32 Blatt



Im Biedermeier, vermutlich, geriet Literatur erstmals auf Spielkarten. "Szenen aus der Literatur" heißt ein Kartenspiel mit 52 Blatt, das 1834 in Wien bei J.G. Uffenheimer erschien. Die Zahlenkarten zeigen in schablonen- und handkolorierten Kupferstichen Motive der deutschen Literatur. Der Auktionspreis lag vor Jahren schon bei 3 000 DM.



'Szenen aus der Literatur'. Wien: 1834 (Abb. leider nur schwarzweiß)


Ungefähr 50 Jahre dauerte es noch, bis das DICHTERQUARTETT aufkam. Erst einmal mußte überhaupt das Quartettspiel erfunden werden. Mit der Urheberschaft darf sich die (noch heute existierende) Londoner Firma John Jaques & Son schmücken, die das Kartenspiel in den 1860er Jahren in England einführte.

Dabei handelt es sich um die Spiele Quartett und Schnapp. Der Verlag hatte die Karten-Idee, Familien auf vier Karten zu zeigen, die jeweils einen passenden Namen im Zusammenhang mit dem Beruf des Vaters haben, wie z.B. „Brötchen, der Bäcker“ oder „Ruß, der Schornsteinfeger“. Seit seiner Erfindung war das Quartett Happy Families überaus beliebt, und viele andere Verlage brachten ihre eigenen Varianten heraus. Heute geht die Anzahl der vorhandenen Quartettspiele mit allen denkbaren Themen in die Tausende.

Die Regeln sind einfach: Alle Karten werden ausgeteilt, und der Spieler links vom Kartengeber fragt einen beliebigen Mitspieler nach der Karte, die er zur Vervollständigung eines Kartensatzes braucht. Der Spieler sollte versuchen, alle Karten zu einer Familie zu sammeln. Wenn er die vier Karten hat, legt er sie verdeckt als Stich auf den Tisch. (Das Wort ‚Stich‘ ist in diesem Spiel eigentlich eine unpassende Bezeichnung, denn das Ziel ist ja, eine Sequenz zu sammeln und nicht andere Karten zu stechen.) Wenn der angesprochene Spieler die Karte nicht hat, antwortet er ‚Nicht zu Hause‘, und dann ist er an der Reihe zu fragen. So geht es weiter, bis alle Familien-Kartensätze vollständig sind. Der Spieler mit der größten Anzahl Stiche gewinnt. Die Spieler dürfen nur nach bestimmten Karten fragen, wenn sie bereits ein Mitglied dieser Familie haben, und die Mitspieler müssen die geforderte Karte hergeben, falls sie diese besitzen.

Der Weg über den Kanal ist kurz, und so dauerte es nur wenige Jahre, bis das Quartettspiel mit seinem absichtsvoll lehrreichen Nutzen in Deutschland ankam. Da auch das bürgerliche Kind spielen will, es aber nicht zwecklos darf, sondern zumindest spielend lernen soll, am besten etwas kulturell Wertvolles, entstand im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts das Dichterquartett. Kein Spiel für die proletarische Wohnküche, sondern fürs plüschige Wohnzimmer der gehobenen Stände.

Der geistige Urheber läßt sich namentlich nicht benennen. Bis heute existieren (ohne Varianten) ungefähr 100 verschiedene Dichterquartette. Sie sind in dieser Anzahl ein ausschließlich deutsches Phänomen ("Land der Dichter & Denker"?); aber es gibt auch vereinzelte Dichterquartette in anderen Ländern. Die Dichterquartett-Leidenschaft war hierzulande so groß, daß es sogar zur Privatherstellung kam.

Da das Quartettspiel nur ein Familien- oder Gesellschaftsspiel ist, das puristische Spielkartenexperten nicht besonders hoch schätzen -es hat keine verschiedenen Farben (Kreuz, Pik, Herz, Karo) und keine Hofkarten (König, Dame, Bube etc.): unbedingte Voraussetzung für Zockermentalität mit erhöhtem Blutdruck-, fristet es als "Kinderkram" im riesigen Spielkartenkosmos bei der Fachliteratur und bei Sammlern ein Schattendasein. 



Dichter Quartett. Nürnberg: Jacob Wolf Spear & Söhne 1910. 60 Bl. Die Luxusausgabe erzielte 28-65 Euro bei Ebay.


Als Kapitalanlage eignen sich für Sammler Dichterquartette kaum: die meisten lassen sich bei Ebay unter oder um 10 Euro erwerben; ein besonders schönes altes Exemplar kostete allerdings auch schon 65 Euro.  Flohmärkte sind die wohlfeilsten Fundorte; Antiquariate taxieren oft zu hoch. Alle Dichterquartette zusammen dürften schätzungsweise den Handelswert der Wiener Biedermeier-Karten haben.

Aber für Kulturwissenschaftler könnten Dichterquartette durchaus von Interesse sein, erzählen sie doch auch Literaturgeschichte: es gibt keinen starren und vermeintlich ewigen literarischen Kanon. Zwar versammelt jedes Dichter-Quartettspiel einen exklusiven Herrenclub (Damen sind kaum zugelassen, außer Annette von Droste-Hülshoff, Selma Lagerlöf und Ricarda Huch), aber manche Mitgliedschaft erlischt im Sturm der Zeit (Wildenbruch, Sudermann, Victor von Scheffel, Uhland u.a.), und neue Mitglieder rücken nach. Nur die Throne von Goethe & Schiller wanken nicht. Beide halten auch den Schachtel-Cover-Rekord.

Ästhetisch bieten sich Dichterquartette an als Objekte für kunsthistorische Analysen: ihre Gestaltung folgt meistens dem gerade herrschenden Kunsttrend, oft ihn trivial-flach ausbeutend. Das artifizielle Repertoire reicht von gipsig-gründerzeitlichen Verschnörkelungen über elegante Jugendstilelemente bis zu photographischer Bildlichkeit.  Ob scheußlich oder hübsch: allen Dichterquartetten eignet eine Tendenz zur Heroisierung ihres Personals (das nie aus Schriftstellern besteht, sondern allein schon vom Begriff her immer aus Dichtern)- ein fruchtbarer Boden für Idolatrie. Die Bildnisse der Poeten haben nicht selten archetypischen Charakter und brennen sich den Spielern möglicherweise lebenslang ein.





Angaben zur Verifizierung dringend erwünscht!

 

Bei etlichen Autoren finden sich mehr oder weniger sentimentale Erinnerungen an das Dichterquartett der Kinderzeit- sogar bei zwei Literaturnobelpreisträgern. Elias Canetti schreibt in seiner Autobiographie: "Hans, sein Bruder, war ein kluger Junge, es war ein Vergnügen, mit ihm 'Dichterquartett' zu spielen. Nuni, die jüngste, hielt mit, obwohl ihr diese Zitate noch nichts bedeuten konnten, während Hans und ich darin schwelgten. Wir warfen uns die Zitate nur so an den Kopf, wir kannten sie auswendig, wenn einer von uns mit dem ersten Wort begann, ergänzte der andere blitzrasch den Rest. Keiner kam je mit einem Zitat zu Ende, es war Ehrensache für den anderen, dazwischenzufahren und es zu Ende zu sagen. 'Die Stätte, die ...' 'ein guter Mensch betrat, ist eingeweiht.' 'Gott hilft...' 'jedem, der sich von Gott will helfen lassen.' 'Ein edler...' 'Mensch zieht edle Menschen an.' Das war unser eigentliches Spiel, da wir beide gleich rasch ratschten, gewann in diesem Wettbewerb keiner, eine Freundschaft entstand, die sich auf Respekt gründete, und nur wenn das Dichterquartett absolviert war, durften wir uns anderen Quartetten und Spielen zuwenden. Hans war dabei, wenn seine Mutter Literaturkenner bewunderte, und hatte es sich angewöhnt, so rasch wie diese zu sprechen."2

Hermann Hesse bezieht sich in der Einleitung zum "Glasperlenspiel" auf das Dichterquartett: "Bei diesem Spiel hatten je vier Karten mit dem Namen eines Dichters und seiner bekanntesten Werke ein Quartett gebildet, man hatte z. B. beim Verteilen eine Karte mit dem Bildnis Schillers und dem ‘Tell’ erhalten, und mußte nun dazu womöglich die drei andern Schiller-Karten mit den ‘Räubern’, dem ‘Wallenstein’ und der ‘Maria Stuart’ zu erlangen suchen: gelang dies, so war ein Quartett vollzählig, wurde abgelegt und zählte für den Gewinner einen Punkt."3

Klaus Mann weiß zu berichten: "Wie wunderbar wir gespielt haben! Mit den Puppen war mehr anzufangen, als mit dem Dichter- und Komponistenquartett, dem 'Villanor'- Baukasten, den Mühlesteinen oder der Eisenbahn. Beim Dichterquartett konnte man freilich, danach gefragt, ob man Schillers 'Jungfrau von Orleans' vorrätig habe, mit feinstem Spott antworten: 'Bedaure ganz außerordentlich, aber vielleicht kannst Du mir mit Grillparzers 'Medea' aufwarten!'"4

Erich Kästner zeigt skeptische Distanz, verbrämt mit Komik: "Negro Kaballo wieherte belustigt. Und dann spazierten sie ins Zimmer zurück und spielten zu dritt Dichterquartett. Das Pferd gewann, wie es wollte. Es kannte alle klassischen Namen und Werke auswendig. Onkel Ringelhuth hingegen versagte völlig. Als Apotheker, der er war, wußte er zwar, was für Krankheiten die Dichter gehabt hatten und womit sie kuriert worden und woran sie gestorben waren. Aber ihre Romane und Dramen hatte er samt und sonders verschwitzt. Es ist kaum zu glauben: doch er behauptete tatsächlich, Schillers 'Lied von der Glocke' sei von Goethe! [...]

'Übrigens fehlt mir noch ein Lustspiel von Gotthold Ephraim Lessing', (sagte der Onkel). 'Ich weiß nur, daß Lessings Frau, eine gewisse Eva König, kurz nach der Geburt eines Kindes starb, und das Kind starb ein paar Tage später, und Lessing selbst lebte dann auch nicht mehr lange.'

'Ein Lustspiel ist das grade nicht, was Sie uns da mitteilen', bemerkte das Pferd spöttisch. Dann preßte es sein Maul an Onkel Ringelhuths Ohr und wisperte: 'Minna von Barnhelm.'

Der Onkel schlug ärgerlich auf den Tisch. 'Nein! Eva König hieß die Frau, nicht Minna von Bornholm.'

'Kruzitürken!' brummte der Gaul. 'Minna von Barnhelm war doch nicht Lessings Frau, sondern sein Lustspiel hieß so.'

'Aha!' rief Ringelhuth. 'Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Konrad, rück mal die Minna von Bornholm raus!'"5

Von Anfang an war der latente ideologische Überbau des Quartettspiels eine Lüge: Ich gebe dir, friedfertig & zivilisiert, und du gibst mir, friedfertig & zivilisiert, auf daß ein harmonisches Ganzes entstehe, das in seiner Maximierung schließlich den Gewinn bedeutet. Viel eher entspricht der gesellschaftlichen Realität das Spiel Schwarzer Peter: Wer ihn –im Jargon der Zeit: "die Arschkarte"- hat, versucht, ihn möglichst schnell wieder an einen Mitspieler loszuwerden, denn bleibt er am Ende auf ihm sitzen, ist er der gelackmeierte Verlierer.

In den letzten 30 Jahren kam überraschenderweise immerhin noch ein Dutzend Dichterquartette auf den Markt. Trotz zweifelhafter Ideologie, trotz Niedergangs des Bildungsbürgertums und überwältigender Dominanz elektronischer Unterhaltungsspiele in jüngster Zeit ist das Dichterquartett mit seiner patinierten Aura anscheinend nicht totzukriegen. Aber es führt eine extrem periphere Existenz, vielleicht nur künstlich am Leben gehalten von wackeren Idealisten, die, um eine fragwürdige Tradition zu wahren, mit Mini-Auflagen einen nostalgischen Restmarkt bedienen.

 

 

 

Dichter-Quartett. 60 Bl. Verlag Jacob Wolf Spear & Söhne, Nürnberg 1900




ANMERKUNGEN:

1Sieburg, Friedrich: Gemischte Gefühle. Notizen zum Lauf der Zeit. Stuttgart: DVA, 1964, S. 78ff.

2Canetti, Elias: Die gerettete Zunge. Geschichte einer Jugend. Frankfurt am Main: S. Fischer TB 2083, 1983, S.135f. 
3Hesse, Hermann: Von Wesen und Herkunft des Glasperlenspiels: Die vier Fassungen der Einleitung zum Glasperlenspiel. Hrsg. von Volker
Michels. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1977, S.47f. 

4Mann, Klaus: Kind dieser Zeit. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt TB 946, 1967, S.18 

5Kästner, Erich: Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee. Zürich: Atrium, 1931, S.18ff.

Gekürzt in: WDR 3/ Köln, "Resonanzen", 23.12.2004




Ernst Krumbein

Anmerkungen zu dem Quartett

Hoffmann´s Litteraturspiel

Ravensburger Spiele Nr.16 / 1888 - 1935 / 6 veränderte Auflagen

 

Noch 1935 ist das Quartett Nr. 16 aus Ravensburg in den Verlags-Katalogen vermerkt. Zugleich ist es das erste richtige Quartett, das der Otto Maier Verlag jemals herausgegeben hat. Die Erstausgabe datiert von 1888, sie ist in der Druckerei A. Dölter in Emmendingen in mehreren Arbeitsgängen gedruckt worden. Der Text ist auf je vier Karten der gleiche. So mußte er nur einmal gesetzt werden. Der nächste Arbeitsgang galt dem Schmuckrand. Er konnte auf allen Karten unverändert erscheinen. Dennoch lassen sich zwei gleich häufig vertretene Schmuckränder unterscheiden. Vermutlich hat es technische Schwierigkeiten gegeben. Der Rand ist nicht sehr breit. Probleme mit der Papieranlage beim Druck können das hervorrufen. Schließlich mußten rote Linien zur Markierung des Dichters und jeweils eines der vier Zitate eingedruckt werden. Die Rückseitenschicht - der sogenannte Spiegel -, die aufgeklebt werden muß, damit sich die Karten nicht zu sehr verziehen, wurde gegen zu rasche Verschmutzung mit einem Muster aus roten Punkten und Kreuzen bedruckt. Karton wurde auf beiden Seiten mit den hauchdünnen Druckpapieren beklebt (kaschiert). Die Spiele wurden geschnitten und in handgearbeiteten Kästen vertrieben. Aber die Auflage war nicht sehr groß, oft kleiner als 1000 Exemplare. So entstanden wertvolle Spiele, auf die in Elternhäusern sorgfältig geachtet wurde. Nicht sofort benötigte Bogen blieben im Verlag ungeschnitten auf Vorrat liegen. Und dann stellte sich heraus, daß Fehler vorgekommen waren. Bei Torquato Tasso heißt es nicht: "Es bildet ein Talent sich in der Stille, sich ein Charakter in dem Lauf  der Welt."Goethe, damals gerade noch Göthe, sprach vom ´Strom der Welt`. Auch wenn Herder aus Ostpreußen stammte und lange Zeit in Sachsen lebte, dürfen wir ihn keinem stolzen Spanier zurufen lassen: "Rückwärts, rückwärts Don Rodricho, rückwärts, rückwärts edler Cid." Bei Herder ist Don Rodrigo stolzer Cid!.

Ob diese und einige andere Fehler nun vom Autor Hoffmann stammen oder dem Setzer unterlaufen sind, wird sich kaum mehr klären lassen. Der Otto Maier Verlag ist schon stolz darauf, daß er vom Firmengründer her eine handschriftliche Liste besitzt, in der alle Spiele seit der Firmengründung bis in die Mitte der dreißiger Jahre durchnummeriert mit Jahresangabe der Erstauflage eingetragen sind. Weitere Informationen müssen akribisch zusammengetragen werden. Die Archive der Mehrzahl der Verlage reichen auch heute über nicht mehr als zehn Jahre zurück. Zu teuer ist der benötigte Archivraum, zu teuer ein Archivar. Häufig betreuen schnell wechselnde Mitarbeiter aus dem Einzelversand ein Werksarchiv mit der linken Hand. Erst als die Nostalgie-Welle Neuauflagen alter Spiele lukrativ machte und man feststellt, daß unsere Volkskunde-Museen die begehrten Vorbilder alter Quartette beim Sammeln übersehen haben, beginnt man in dieser Branche vorübergehend an Archive zu denken. Nicht selten werden Werksarchive durch nachträglichen Rückkauf eigener Produkte auf dem freien Antiquitätenmarkt ergänzt.

Auch wenn wir nicht erfahren, wer oder was die Fehler in der Erstausgabe des Quartettes Otto Maier Nr.16 verursacht hat, ist sicher, daß dieses Quartett mit blauer statt bisher roter Rückseite neu aufgelegt wurde. Die meisten Fehler wurden im Orginalsatz, der für mögliche Nachdrucke noch vorhanden war, kunstgerecht ausgemerzt. Ein neuer Schmuckrand mußte her, etwas einfacher, dem Zeitgeschmack angepaßt. Die Karten wurden gegen Verschmutzung lackiert. Der Titel änderte sich. Ein 'T' entfällt der Litteratur. Das Spiel heißt jetzt Hoffmann´s Literaturspiel, auch wenn auf der Spielanleitung das zweite T noch steht.

Mit der Jahrhundertwende änderte sich der Zeitgeschmack in künstlerischer Hinsicht, weniger in seiner literarischen Orientierung. Das Quartett wird - im Text unverändert - mit zeitgenössischen Jugendstil-Lettern neu gesetzt - wieder aufgelegt. Die Konkurrenz der Dichter und Zitaten-Quartette von den Firmen Spear (Nürnberg), Gustav Weise (Stuttgart), Adolf Sala (Berlin), Joseph Scholz (Mainz), Bernhard Dondorf (Frankfurt), Schmidt & Römer (Leipzig) und Pichler´s Witwe (Wien) - um nur einige zu nennen-, belebt das Geschäft. Auch wenn das Ravensburger Spiel im Gegensatz zu den anderen Verlagen noch auf Bilder verzichtet, und Gustav Weises Idee mit Faksimile-Unterschriften nicht nachmachen kann, bereichert das bewährte Literatur-Quartett für ein weiteres Jahrzehnt die Bürgerstuben. Inzwischen ist man allerdings sparsamer geworden. Das zeit- und arbeitsaufwendige Kaschieren von Vor- und Rückseite kann vermieden werden, wenn man, wie die anderen, eine einfarbige, unbedruckte Rückseite wählt und die Vorderseite auf den Karton selbst druckt.

 

Zum Zitat das farbige Künstlerportrait: Lessing war blond!

Kurz vor dem ersten Weltkrieg wird der Konkurrenzdruck zu groß. Eine gründlich überarbeitete Ausgabe des Quartettes Nr. 16 erscheint mit hellgrüner Rückseite und farbigen Dichterporträts. Auch die Vornamen der Dichter werden eingefügt. Es entstehen Schwierigkeiten - bei Lessing. Sie erinnern sich richtig: Er hieß Gotthold Ephraim Lessing, nicht Gottfried Ephraim. Noch in der darauf folgenden Ausgabe Mitte der zwanziger Jahre bleibt uns der Fehler. Die Kartenzahl bleibt vor dem Krieg von 1914 mit 60 Blatt erhalten. Shakespeare, Bürger und Hoffmann von Fallersleben verschwinden zwar aus dem Spiel, aber ebenso Zitate aus Torquato Tasso und Wallenstein. Das Übergewicht der Dichterfürsten war zu groß. Mehr Breite und Volkstümlichkeit wird durch Quartette mit Zitaten nach Wieland, Körner, Chamisso, Uhland und Grillparzer erstrebt.

 

Kriegsfolgen: Weniger Karten und andere Zitate

Der 1.Weltkrieg verursacht eine Pause in der Überarbeitung. Erst zwischen 1920 und 1925 entsteht eine fünfte veränderte Auflage unter gleicher Artikelnummer. Otto Maier vermindert das 60-Blatt-Quartett um zwölf Karten auf die seit dem Kriege üblichen 48 Blatt. Mit der Familiengröße schrumpfte die Zahl der Mitspieler. Gleichzeitig wird das Leben hektischer und die Zeit knapper. Dieser Vorgang wiederholt sich auch nach dem 2.Weltkrieg. Die Spiele werden weiter mit einem allerdings nur noch schwarz-weißen Bild des jeweiligen Autors versehen. Der Vierfarben-Offsetdruck kann noch nicht mit der Lithographie konkurrieren. Dafür druckt man das Spiel großformatig (120x78mm) auf Karton mit hellgrüner Rückseite.

 

Das Drama um Iphigenie und Torquato Tasso

Der Satz: "Es ist Arznei, nicht Gift, was ich Dir reiche.", verschwindet aus den Lessing-Zitaten. Das dafür eingefügte "Hohngelächter der Hölle" aus Emilia Galotti mag für die Zeit nach dem ersten Weltkrieg treffender erschienen sein. Auch bei Herder muß ein Zitat weichen: Wo es vor dem Krieg lautete: "Nur über meine Leiche geht der Weg", heißt es jetzt beziehungsreich:"Was die Schickung schickt, ertrage! Nur wer ausharrt wird gekrönt." Der Klassiker Goethe wird von drei auf zwei Quartette gekürzt. Die Zahl der Faustzitate bleibt unangetastet, diese werden aber verändert. Torquato Tasso und Iphigenie aber werden je um je zwei Zitate gekürzt und in einem Quartett abgehandelt.

Stärker gekürzt wird der Anteil von Schiller. Von den bisher zwanzig Zitaten bleiben nur zwölf. Das  zitierte:"Herr, dunkel war der Rede Sinn." taucht erstmalig auf, weil aus den zwei Quartetten mit Zitaten aus der Glocke und aus dem Taucher eines wird mit Zitaten aus Gedichten Schillers. Die drei jeweils den Zitaten eines Dramas gewidmeten Quartette werden auf zwei Quartette reduziert, die nunmehr aber Zitate aus sechs Dramen enthalten. Hier wird die Tendenz zum Dichter-Quartett deutlich, die schließlich lexikalisch nur noch eine Karte je Dichter erlaubt. Zitate von Uhlland, Grillparzer und Körner werden durchgesehen und teilweise ausgetauscht.

 

1933 - Juden raus aus dem Zitatenschatz

In einer sechsten bekannten Auflage, werden die Karten wieder auf das noch heute übliche Maß von 100x65 mm verkleinert, und endlich ein in Deutschland nur zu verständlicher Fehler im Wilhelm-Tell-Quartett korrigiert. Einigkeit macht zwar stark, bei Schiller heißt es aber: "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern." - (nicht: einig). Schließlich muß noch als recht bedrückende Änderung dieser Auflage vermerkt werden, daß die beiden Lessing-Zitate aus Nathan der Weise nun fehlen. Damit liegt eine Datierung dieser Auflage bald nach 1933 sehr nahe. Man greift einmal mehr auf Emilia Galotti zurück und findet weiteren Ersatz in der Hamburgischen Dramaturgie: "Seines Fleißes darf sich jedermann rühmen." Dieses Arbeit-macht-frei-Motiv entspricht eher der Mentalität des Nationalsozialismus als die Worte des Juden Nathan: "Es sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten."

Nachkriegszeit

1950, als sich Deutschland nach dem 2.Weltkrieg wieder für die Weltliteratur öffnet, ist die Zeit dieses Spieles endgültig abgelaufen. Die Quartette Deutsche Dichter und Weltliteratur, 1929 unter den Nummern 351 und 352 erstmals aufgelegt, stellen auf nunmehr nur noch 40 Karten 40 deutsche Dichter bzw. je vier Dichter aus acht europäischen Ländern, Rußland und den USA lexikalisch vor.

Die Tradition geflügelter Dichterworte ist out. Es lebe der Werbeslogan. Klassiker mussten erlesen werden.





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Ernst Krumbein

Zur Datierung von Quartettspielen

 

Es wäre wünschenswert, dass jedem Quartett wie jedem Buch ein Impressum beigefügt wäre, das Auskunft über Erscheinungsjahr, Autor, Illustrator, Verlag und Auflagenummer gibt. Dieser Glücksfall konnte sich allerdings nur in der Zeit von 1948 bis 1989 im Bereich der ehemaligen DDR wegen der dort üblichen Genehmigungspflicht für Druckerzeugnisse durchsetzen. Bei größeren westdeutschen Firmen für Familienkartenspiele herrschte in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg die Meinung vor, dass die Angabe des Erscheinungsjahres für beliebte Spiele den Neuigkeitswert eines Spieles und damit den Verkaufserfolg einschränken könne.

 

1 Firmenkataloge

Soweit Firmenkataloge vorliegen, die Jahrgängen zugeordnet werden können, erübrigt sich naturgemäß lange Detailuntersuchung. Schwierig wird es dagegen bei Spielen, von denen unter gleicher Artikelnummer in Inhalt oder Aufmachung unterscheidbare Spiele nachgewiesen werden können. Das gilt in gleicher Weise für Spiele, die nicht durch Kataloge belegt werden können.

 

2 Artikelnummern

Grundsätzlich ist zu erwarten, dass bei vergleichbaren Produkten wie Quartetten die kleinere Artikelnummer vor der größeren erschienen ist.

Die Zahl der Ausnahmen von dieser Regel ist jedoch so groß, dass jeder Einzelfall überprüft werden muss. Einige Beispiele mögen das belegen.

3 Verlagsgeschichte

Häufig können Zeiträume durch Kenntnis der Verlagsgeschichte abgesteckt werden. Dennoch muss davon ausgegangen werden, das Firmenauskünfte unrichtig sein können. Piatnik gibt beispielsweise in direkten Nachfragen an, Familienkartenspiele erst nach dem Zweiten Weltkrieg verlegt zu haben. Dennoch müssen kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erste Blumenquartette erschienen sein.

 

4 Firmensignets

Als hilfreich erweisen sich häufig Firmensignets, die zu bestimmten Zeiten gewechselt wurden. Häufig geschah dies im Zusammenhang mit einem Generationswechsel in der Firmenleitung. Aber auch hier ist Vorsicht angebracht. Bei Neuauflagen werden vertraute Titelblätter häufig nur unvollkommen umgestaltet. So findet sich das alte Signet der emsigen Biene bei Hausser zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg auch bei späten Nachauflagen bei in der Kartenzahl reduzierten Spielen immer wieder an.

 

5 Kartenzahl

Hier kann die Kartenzahl eines Spieles aufschlussreich sein. Generell muss man Spiele mit 60 und mehr Karten der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zuordnen. Zwischen 1920 und 1935 herrschen 48 Karten im Quartett vor. Mitte der Dreißigerjahre erfolgt bei dem Neuling im Familienkartenspiel-Geschäft VASS eine Reduktion auf 36 Karten, die allerdings weder von Scholz noch von Otto Maier unterstützt wird. Erst um 1968 entsteht eine recht einheitliche Festlegung auf 32 Karten im Quartettspiel. Aber auch hier durchkreuzen zahlreiche Ausnahmen die Regel. Zur Erschließung neuer Märkte haben – besonders während der Krisenjahre zwischen 1918 und 1932 – einige Hersteller ihre Spiele mit 48 Karten in zwei kleine Spiele mit 24 Karten aufgeteilt. Das gilt ganz besonders für die Vereinigten Kunstanstalten, Nürnberg, von denen zahlreiche Spiele mit nur 24 Karten vorliegen.

 

6 Papiere

Datierungshinweise lassen sich auch dem verwendeten Papier entnehmen. Bis 1880 kann davon ausgegangen werden, dass auf hauchdünne Papiere gedruckt wurde, die dann auf einen stabileren Karton aufgezogen (kaschiert) wurden. So findet man bei alten Spielen dieser Art auch die Rückseiten mit einfachen Mustern versehen. Um ein Verziehen der Karten auszuschließen, musste auch auf der Rückseite ein Spiegel aus möglichst gleichem Material in einheitlicher Laufrichtung aufgezogen werden; was lag näher, als diese Spiegel mit einfachen Mustern zu versehen?. Um diese Arbeitsschritte zu vermeiden, hätte man vor 1883 geglättete Kartons aus England beziehen müssen, die für Kinderkarten teuer geworden wären. Als 1883 Adolf Scheufelen in Oberlenningen bei Stuttgart die ersten gestrichenen Kunstdruckpapiere auf dem Kontinent herstellte, bedeutete dies auch für die Produktion von Familienkartenspielen einen nennenswerten Preisvorteil, der sehr bald im süddeutschen Raum von Otto Maier (um 1892 bei der dritten Neuauflage seines Litteraturspieles) aber auch bei Gustav Weise, Stuttgart oder Christian Abel-Klinger, Nürnberg gern wahrgenommen wurde.

 

7 Rückseiten

Spiele auf gestrichenem Kunstdruckpapier mit einfarbiger hellgrüner oder blassroter Rückseite sind also in die Zeit zwischen 1890 bis etwa 1925 zu datieren. Dann ist die Drucktechnik so weit fortgeschritten, dass auch die Rückseiten – nach amerikanischem Vorbild (z.B. Fireside Company, Cincinnatti) - mit Mustern bedruckt werden, um beim Austeilen ein Erkennen der Karten nach Schmutzflecken auf der Rückseite schwieriger zu machen. Von dieser Zeit an findet man über die Gestaltung der Rückseiten, die von den großen Verlagen im Abstand von ein bis zu fünf Jahren wechseln, ein gutes Merkmal zur verlagsmäßigen Zuordnung und Datierung. Seit den Dreißigerjahren entwerfen die Illustratoren gelegentlich eigene Rückseiten, bei denen dieser Vorteil entfällt. Das gleiche gilt für Werbe-Ausgaben beliebter Spiele in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, bei denen die Rückseiten Signets beispielsweise von Sparkassen oder Krankenkassen tragen.

 

8 Papierqualität

In der Zeit während des Zweiten Weltkrieges und in den ersten Nachkriegsjahren, als es an Weihnachtsgeschenken für Kinder bitter mangelte, findet man, dass ausgesprochen schlechte Papierqualität von kleinen Druckereien verwendet wurde. Spiele wurden damals beispielsweise auf bereits einseitig bedruckten Aktendeckelkarton, nicht mehr benötigte Verdunkelungspapiere oder in einem Fall sogar auf die Ränder von ungeteerten Dachpappen-Unterlage-Rollen gedruckt.

 

9 Druckverfahren

Bevor sich die Druckverfahren nach der Einführung der Farblithographie in den 1870er Jahren rasant entwickelten, war es üblich, schwarz/weiß Drucke mit der Hand oder mittels Schablonen zu kolorieren. Dies galt nicht nur für die Bilderbogen, sondern auch für zahlreiche Kartenspiele. Als Beispiel sei hier auf ein zeitkritisches, französisches ‚Nouveau Jeu de Sociétè‘ von Becquet, Paris aus dem Jahre 1876 verwiesen, ein Jeu de sept Familles, das Louis Alexandre Gosset de Guines illustrierte, der durch frühe, frappant ähnliche Porträt-Karikaturen von bekannten Tagespolitikern Berühmtheit erlangte. Hand- oder schablonenkolorierte Spiele deuten also auf Entstehungsdaten hin, die im 19. Jahrhundert liegen. Die Chromolithographien und Pulverlithographien beherrschen neben den Autotypien die Spiele des ersten Drittels des 20, Jahrhunderts und sind im weiten Sinne von den Möglichkeiten der Verlage abhängig. So entwickelte Karl Scholz 1892 für den Scholz-Verlag die Algraphie, ein Verfahren, von Aluminiumplatten zu drucken. Es ist anzunehmen, dass neben den Bilderbüchern auch zahlreiche Familienkartenspiele von Scholz nach diesem Verfahren hergestellt wurden. In den zwanziger Jahren findet man beispielsweise bei W. Spear & Söhne recht typische Autotypien. Insgesamt dient die Bestimmung der Drucktechniken wegen vieler zeitlicher Überschneidungen nur recht bedingt der exakten Festlegung des Erscheinungs- oder Druckdatums.

 

10 Drucktypen

Recht mühevoll und für ungeübte Augen auch oft zu Fehlschlüssen verleitend stellt sich die Beschäftigung mit den Drucktypen dar. Besonders um 1900 wurden Spiele für lange Zeiten vertrieben. Die Herstellung der Steine war teuer, zumal sie häufig von namhaften Künstlern gestaltet oder überprüft waren, die dazu eigens anreisen mussten. So war es üblich, die Texte um die Bilder in Bleisatz mit Hand zu setzen. Oft war der Bleisatz bereits verschlissen, wenn eine Neuauflage nötig wurde. Man griff dann auf neuere und modernere Schriften zurück und setzte die Texte – durchaus mit leichten Veränderungen – neu. An Hand der Entstehungsdaten dieser neuen Schriftarten lässt sich grundsätzlich ein Datum angeben, vor dem dieses Spiel nicht gedruckt worden sein kann.

 

11 Inhaltliche Datierung

Der Zeitpunkt solcher Auflagen lässt sich häufig durch fehlende oder bei Neuauflagen nachträglich eingefügte Todesdaten von berühmten Persönlichkeiten feststellen. Ebenso dienen Jahresangaben zu Bauwerken oder Erfindungen zur Altersbestimmung von Spielen. Grundsätzlich ist die Überprüfung der inhaltlichen Datierung Standard bei der Begegnung mit einem unbekannten Spiel. Hier wie bei der Datierung nach typografischen Merkmalen lässt sich nur ein Jahr bezeichnen, nach dem das Spiel gedruckt wurde.

 

12 Stilistische Merkmale

Stilistische Merkmale von vorgelegten Zeichnungen oder Lithographien erlauben auch nur ungefähre Hinweise auf das Alter eines Spieles. So ist das berühmte Buch "Etwas von den Wurzelkindern" der Sybille von Olfers 1912 bei Schreiber in Esslingen erschienen, seine Bilder aber erst um 1980 im Zuge der Nostalgiewelle von VASS in einem Quartett vermarktet worden. Ebenso ist es möglich, dass ein Illustrator eines Quartettes schon älter ist, aber dennoch für Kinder im Stil seiner Jugendzeit illustriert. Auch hier kann es zu Fehlvermutungen hinsichtlich des Alters des Spieles kommen. Die Lebensdaten des Illustrators sollten mit den vorliegenden Stilmerkmalen verglichen werden.

 

Grundsätzlich müssen also immer alle Möglichkeiten der Datierung bedacht werden: Firmenkataloge, Verlagsgeschichte, Firmensignets, Kartenzahl, Papier, Rückseite, Papierqualität, Drucktypen, inhaltliche Daten und stilistische Merkmale sowie die Lebensdaten des Illustrators. Nur so lassen sich späte Nachauflagen alter Spiele von den Spielen selbst unterscheiden.

Angegebene Datierungen beziehen sich daher immer auf konkrete Spiele, die in der Sammlung oder bei anderen Sammlern vorliegen. Nach diesen Überlegungen wird auch zur Beschränkung des Umfangs in der Regel darauf verzichtet, die Gründe zur Datierung darzulegen.

 








KATALOG DER DICHTERQUARTETTE

Les poètes. Variété de la famille Bigarelle. Jeu de société pour 1869. 100 Bl.Abb.

Game of Poets. Philiadelphia: Porter & Coates 1873. 52 Bl. Abb.

[Literatur-Spiel.] Ort und Hersteller unbekannt, ca. 1875. 84 oder 96 Bl. Abb.

Die Litteraturgeschichte im Spiel. Litteratur- oder Dichterspiel. Von Dr. Heinrich Kratz. Neuwied: Louis Heuser 1879; Leipzig: Gustav Weigel Verlag 1880ff. 50 Bl. Abb.

Neuestes Citaten-Quartett. Leipzig: Schmidt & Römer ca. 1880-1900. 24 Bl. Abb.

Dichter und Componisten-Quartett. Titelbilder: Schrift. Schiller. Leipzig: Schmidt & Römer (SR) 1885. 36 Bl.; ca. 1905 (?); ca. 1914 (?). 24 Bl. Abb.

Hoffmann's Lit[t]eraturspiel. Nr. 16. [6 veränderte Auflagen.] Ravensburg: Otto Maier 1888. 60 Bl. Abb.; Dichter Quartett. Ca. 1910. 48 Bl. Abb.; Citatenquartett. 60 Bl. ca.1912. Abb.; Zitate aus deutschen Dichtern. Ca. 1924. 48 Bl.; ca. 1933. 48 Bl. Abb.

Quartett-Spiel. Dichter. Nr.2044. Titelbild: Lessing. Berlin: Werner & Schumann ca. 1890. 60 Bl. Abb.

Literaturspiel oder Citaten Quartett. Nürnberg: G.J. Pabst ca. 1890. 60 Bl. Abb.

Dichterspiel. Zur Unterhaltung und Belehrung. Hermannsburg: Missionshandlung 1894. 32 Bl.+12 Bl.+56 Bl. Abb.

Deutscher Dichterkranz. ?? ca.1895. 72 Bl.+12 Bl. Abb.

Citaten-Quartett. Nürnberg: G.J. Pabst ca. 1895. 80 Bl. Abb.

Le Jeu de Quatuor - Quartett-Spiel - The Quartetto Game. Berlin: Werner & Schumann ca. 1895. 60 Bl. Abb.

Neues Dichter-Quartett. Berlin: Adolph Engel 1895. 60 Bl. ; ca.1900 156 Bl.Abb.

Fireside Authors. Nr. 1119. Cincinnati: Fireside Game Co. 1897. 56 Bl.Abb.

Young Folks Favorite Authors. Nr.1120. Cincinnati: Fireside Game Co. 1897. 52+1 Bl. Abb.

The Game of Poems. Nr.1123. Salem, Mass./USA: Parker Brothers Inc. 1898. 52 Bl. Abb.

Citaten Quartett-Spiel. Berlin: Werner & Schumann ca. 1900. 64 Bl. Abb.

[Dichter u.Komponisten-Quartett]. Ort und Verlag unbekannt (ca.1900?). 60 Bl.

Les poètes. Jeu de société. Lith. F. Appel. Paris: Coyen ca. 1900. 60 Bl. Abb.

Dichter-Quartett. Berlin: Werner & Schumann ca. 1900. 60 Bl. Abb.

Dichter-Quartett. Nr. 397. Titelbilder: Schrift; Schiller. Stuttgart: Gustav Weise 1900; 1910. 80 Bl. Abb.

Dichter - Quartett – Neue Ausgabe. Titelbild: Chamisso; Schiller. Nürnberg: Jacob Wolf Spear & Söhne 1900. 40 Bl.; 1905; 60 Bl. Abb. Titelbild Lessing. 1910. 60 Bl. Abb.; 191?. 60 Bl. Abb.; 1923. 48 Bl. Abb.

Schiller-Quartett-Spiel. Berlin: Adolph Engel ca. 1900. 64 Bl. Abb.

Dichter-Quartett. Berlin: Adolf Sala  1900; 1910; 1911. 60 Bl.; 1919. 40 Bl. Abb.; 19??. 48 Bl. Abb.

Österreichische Dichter. Wien: A. Pichler's Witwe & Sohn 1901. 96 Bl. Abb.

Schiller= Quartett-Spiel. Titelbild: Schiller. Frankfurt: Dondorf ca.1902; 1925. 60 Bl. Abb.

Deutsche Dichter. Quartett. Titelbild: Schiller. Wien: A. Pichler's Witwe & Sohn ca. 1904. 80 Bl.; 1920. 60 Bl. Abb.

Das Quartettspiel zur Unterhaltung für gebildete Kreise. Titelbild: Shakespeare. Berlin: Alexius Kießling 1905. 48 Bl.

Dichter Quartett; Neues Dichterquartett, Nr. 4263. Nürnberg: Abel-Klinger ca. 1905/ ca. 1910. 60 Bl. Abb.

Citaten-Quartett. Nürnberg: Abel-Klinger ca. 1905. 60 Bl. Abb.

Citaten-Quartett. Nr. 487. Titelbild: Schrift; Wilhelm Tell mit Sohn. Stuttgart: Gustav Weise 1905; 19??. 80 Bl. Abb.

Silhouetten-Quartett. Titelbild: Schiller. Nürnberg: Spear & Söhne 1908. 60 Bl. Abb.

Citaten-Quartett. Titelbilder: Goethe; Schiller; Theodor Körner. Nürnberg: Spear & Söhne 1909, 60 Bl. Abb.; 1920, 60 Bl.; 1923, 48 Bl. Abb.; ca. 1925. 48 Bl. Abb.

Citaten-Quartett. Titelbild: Goethe und Jugendstil-Schwanenteich. Berlin: Werner & Schumann ca.1910. 60 Bl. Abb.; 19??. 48 Bl.; Zitaten-Quartett. Berlin: Werner & Schumann 19??. 40 Bl.

Dichter-Quartett. Stuttgart: Gustav Weise ca. 1910. 48 Bl. Abb.

Jeu des Poètes. Neuchâtel: Delachaux et Niestlé SA ca.1910. 80 Bl. Abb.

Dichter-Quartett. Nr. 4007/ 5008. Titelbild: Schiller. Mainz: Joseph Scholz Verlag 1910 Abb.; 19??; 48 Bl.; Abb. Titelbild: Goethe. 1923f. 48 Bl. Abb..

Zitaten-Quartett. N°. 5058. Titelbild: Goethe. Mainz: Joseph Scholz Verlag 1910. 80 Bl.; 1913. 48 Bl.; ca.1914. 80 Bl. Abb.

Deutsches Dichterquartett. Quartett Nr. 218. Titelbild: Schiller. Ravensburg : Otto Maier 1910. Abb.; Zitatenquartett.1920. 60 Bl. Abb.

Schiller-Quartett. Nr. 5096/ 5292. Titelbild: Schiller. Mainz: Joseph Scholz Verlag ca. 1912ff. Abb.

Zeitgenössische deutsche Dichter. Ein Quartettspiel. Nr. 260. Titelbild: Hauptmann. Ravensburg: Otto Maier 1914. 56 Bl. Abb.

Deutsche Männer & ihre Werke. Ort und Verlag unbekannt. Ca. 1914. 64 Bl. Abb.

Dichter Quartett/ Dichter-Quartett. Nro. 397½. Stuttgart: Gustav Weise ca. 1915. 40 Bl. Abb.

Neues Dichter-Quartett. Nürnberg: Bing nach 1918. 48 Bl. Abb.

Dichter-Quartett-Spiel. Reutlingen: Enßlin & Laiblin ca. 1920. 64 Bl. Abb.

Dichter-Quartett. Nr. 607. Titelbild: Schiller; Kleist. Ludwigsburg: Otto & Max Hausser 19??; ca. 1920. 48 Bl. Abb.

Modernes Literaturspiel. Berlin: Ullstein ca. 1924. 40 Bl. Abb.

Dichter Quartett. Nr.2. Nürnberg: Tietz & Pinthus ca. 1924. 48 Bl. Abb.

Dramatische Werke - ein neues Klassiker- Quartett. Titelbild: Schillers Wilhelm Tell. Ludwigsburg: Otto & Max Hausser 1925; u. d. T.: Dramatisches Quartett. 1927. 48 Bl. Abb.

Dichter-Quartett. Nr. 361. Titelbild: Goethe. Frankfurt: Dondorf 1925. 40 Bl.Abb.

Les Littérateurs Célèbres. Jeu de familles. Paris: F. Nathan ca. 1925. 48 Bl. Abb.

Zitaten Quartett. Nr. 636. Ludwigsburg: Otto u.Max Hausser ca. 1925. 48 Bl. Abb.

Beliebte Bühnenwerke. Neues Quartett. Fürth: L. Kleefeld & Co. 1926. 48 Bl.; ca. 1928 auch 2x 24 Bl. Abb.

Dichter-Quartett-Spiel. Titelbild: Männlicher Silhouettenkopf. Reutlingen: Enßlin & Laiblin ca. 1928. 36 Bl. Abb.

Weltliteratur. Quartett Nr. 352. Titelbilder: Gottfried Keller, Shakespeare. Ravensburg: Otto Maier 1929. 48 Bl.  1953; 1955. 40 Bl. Abb.

Deutsche Dichter. Quartett Nr. 351. Titelbild: Goethe. Ravensburg: Otto Maier Verlag 1930; ca. 1950. 48 Bl. Abb. Später u. d. T.: Dichter-Quartett. Ein Quartettspiel. Abb.

Deutsche Dichter. Ein Quartettspiel. Titelbild: Schiller. Ludwigsburg: Otto & Max Hauser 1930. 32 Bl. Abb.

Ehrt Eure Deutschen Meister. Ein Quartettspiel mit 48 Bildnissen von Karl Bauer. Nr. 4905. Titelbild: Porträt eines Mannes mit zwei Frauen. Mainz: Joseph Scholz Verlag 1930. 48 Bl. Abb.

Dichter- und Komponistenquartett. Titelbild: Goethe - Pegasus, Beethoven - Harfe. Nürnberg: Ludwig Senkeisen (VSK) 1930. 48 Bl. Abb.

Neues Dichter-Quartett. Nürnberg: Conrad Abel-Klinger ca. 1930. 32 Bl. Abb.

Goethe-Quartettspiel. Titelbild: Schrift. Rinteln: Rasche 1932. 48 Bl.

Authors. Nr. 51. Leicester, Mass. (USA): Russel Mfg. Co. 1935. 32 Bl. Abb.

Dichter- und Zitaten=Quartett. Titelbild: Schiller. Mainz: Joseph Scholz Verlag 1937. 48 Bl. Abb.

Dichter-Quartett. Titelbilder: Goethe-/Schillerdenkmal (Weimar); Goethe. Nürnberg: Vereinigte Kunstanstalten Ludwig Senkeisen (VSK) 1938; 1950. 24 Bl. Abb.

Dichterquartett. Titelbild Goethe. Wien: ? 193? 24. Bl. Abb.

Unterhaltungs- und Belehrungs-Spiele. Schriftsteller. Nr. 102. Ort und Hersteller unbekannt, 1946. 36 Bl. Abb.

Von Shakespeare bis Zuckmayer. Dramen-Quartett. Titelbild: Emilia Galotti. Hannover: Kutscher und Freiberg 1948. 48 Bl. Abb.

Wer war Goethe? Leipzig: Bernhard Friedrichs 1949. 53 Bl. Abb.

Deutsche Poesie. Titelbild: Goethe. Marienhagen: Schmidt Corte Verlag 1950. 48 Bl.

Dichter-Quartett. Nr. 254/ 284. Titelbilder: Shakespeare; Schiller; Goethe. Wien: Ferdinand Piatnik & Söhne 1950; 1960. 36 Bl. Abb.

Dichter Quartett. Titelbild: Goethe. Bielefelder Spielkarten 1950. 36 Bl.; ca.1950. 48 Bl.; 1960. 36 Bl. Abb.

Dichter Zitatenquartett. Titelbild: Schiller. München: Kunstverlag Adolf Korsch 1952. 40 Bl. Abb.

Dichter-Quartett. Titelbild: Silhouette von Goethe. Fürth: Kleefeld & Co. 1953. 24 Bl. Abb.

Unsterbliche Dichter. Literaturgeschichtliches Lehr-Quartett. Von Rudolf Forkel. Titelbild: Goethe-/Schillerdenkmal (Weimar). Pößneck: Altenburger Spielkartenfabrik 1954. 32 Bl. Abb.

Schönste Deutsche Dichtkunst. Dichter-Quartett. Titelbild: Gerhart Hauptmann. Altenburg: Vereinigte Altenburger und Stralsunder Spielkarten-Fabriken A.G. (Ehem. "Casino"Stuttgart-S.)1950; 1952.  36 Bl. Abb.

Dichter. Nr.515. München: FX Schmid ca. 1955. 36 Bl. Abb.

Deutsche Dichter  ·  Deutsche Komponisten. Titelbild: Schrift. Gütersloh: Deutscher Bücherbund/ Bertelsmann 1957. 2x36 Bl. Abb.

Dichter und Denker / Komponisten. Nr. 23103. Fürth: Schwager & Steinlein 1960. 2x24 Bl. Abb.

[Tschechisches Dichterquartett.] Prag: Obchodni Tiskarny Kolin 1960, 32 Bl. Abb.

Spielend lernen - Deutsche Dichter. Titelbild: Schiller. Darmstadt-Berlin: Berliner Spielkarten 1972; 1974. 36 Bl. Abb.

Don Quichote. Pößneck: Verlag für Lehrmittel 1973. 32 Bl. Abb.

Zitaten-Quartett für jung und alt. Titelbild: Schrift. Syke: Ludwig Pieper 1980. 48 Bl.

Quartettspiel Kennst Du diese Dichter?. Titelbild: Shakespeare. München: dtv 1981 ("Buch und Spiel"), 32 Bl., mit Quizbuch. Karten von ASS. Abb.

Dichter Quartett. Titelbild: Goethe. Leinfelden: ASS (Altenburger und Stralsunder Spielkarten) 1982; 1984; 1985. 32 Bl. Abb.

Zitaten-Quartett. Bremen: Heimstätte am Grambker See 1993. 60 Bl. Abb.

Das literarische Quartett.  Ein Literatur-Spiel für Verwöhnte. Titelbild: Sigrid Löffler, Marcel Reich-Ranicki, Hellmuth Karasek. Wien: Buchkultur 1994. 32 Bl. Abb.

The Shakespeare Game.[Replik] New York/ Hongkong: Merrimack Publishing Corp. ca.1996. 52 Bl. Abb.

Super booxtra [Bücherquartett]. Augsburg: buecher.de GmbH & Co. KG 1999. 32 Bl. Abb.

Überall ist Wunderland – Literarisches Quartett. Frankfurt: Büchergilde Gutenberg 1999. 32 Bl. Abb.

Das ewig Weibliche zieht uns hinan. Frauen um Goethe. Titelbild: Goethe. Leipzig: Förderverein BlickPunktBuch e.V. 1999; Leipzig - Stuttgart -Düsseldorf: Klett 2000. 32 Bl. Abb.

Das literarische Quartett der deutschsprachigen Romanciers. Titelbild: Jean Paul, Franz Kafka, Thomas Mann und Goethe. Frankfurt: Axel Dielmann 2000. 32 Bl.Abb.

das siegener literarische quartett. Ein literarisches Kartenspiel von Peter Gendolla und Carsten Zelle, unter Mitarbeit von Caroline Weiß. Das Kartenspiel nach Doppelkopfregeln für Literaten und alle, die es werden wollen. 48 Bl. Siegen: Universität Siegen 2001.   Abb.

Homer, Vergil & Co. Ein literarisches Quartett zur Antike und zur Bibliothek der Alten Welt. Titelbild: Homer, Vergil, Caesar und Sappho. Zürich: Artemis/ Patmos 2001. 36 Bl.

Shakespeare, Goethe & Co. Ein literarisches Quartett. Titelbild: Shakespeare, Goethe, Woolf und Barnes. Düsseldorf/ Zürich: Artemis & Winkler 2001. 36 Bl. Abb.

Literaten Quartett. Hamburg: Edition Nautilus/ Verlag Lutz Schulenburg 2004. Nr. 449. 32 Bl. Abb.

Zitate Quartett. Berlin: ALROG Verlag, R. Hildebrandt 2004. 36 Bl. Abb.

Schiller im Quartett. Die Dramen. Das Personal. Die Zitate. München: Hanser 2004. 32 Bl. Abb.

Wegweisende deutschsprachige Dichter. Ein Rotbuch Literatur-Quartett. Berlin: Rotbuch 2006. 32 Bl.Abb.

Der Katalog basiert auf der Sammlung Ernst Krumbein.

 




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