Die
Reise einer Seele
Es war einmal eine traurige Seele, wobei sie nicht
immer nur traurig war. Nein sie war einmal sehr
fröhlich und offen und glaubte nur an das Gute
und
an die Liebe und hatte Vertrauen. Doch leider
war sie vielem Schlechten begegnet, was ihr sehr,
sehr weh getan hatte, immer und immer wieder.
Sie hatte also zuviel Schmerzhaftes erlebt,
so dass sie sich fortan versteckte um nicht noch
mehr
verletzt zu werden. Sie versteckte sich hinter
einer großen Mauer und breiten Hügeln und dichten
Wäldern und jedes mal, wenn jemand ihr zu nahe kam,
grub sie sich eine tiefe Höhle in den Sand, so dass
man
sie nicht sehen konnte. So lebte sie eine lange ,
Zeit eine einsame Zeit, doch ihr erschien die
Einsamkeit auch Sicherheit zu sein. Leider war sie
sehr
traurig aber was sollte sie denn tun?
Sie fragte also eines Tages die Erfahrung, diese sagte
zu ihr: " Sieh doch Seele, du lebst doch gut im
Moment.
Du wirst nicht verletzt, also ändere nichts und
bleibe so. Irgendwann traf sie den Mut und sie fragte
ihn, was sie tun solle. Der Mut antwortete:
" Reiß die Mauer ein, damit du Neues erleben kannst.
Dein Leben ist doch langweilig und öde hier so allein,
du
bist
noch so jung. Doch die Seele traute sich nicht
und irgendwann, nachdem sie immer noch traurig war,
fragte
sie die Liebe, was sie tun solle.
Die Liebe antwortete ihr: Sieh dich um,
Seele, alles ist Liebe, wenn du beginnst zu lieben wirst
du aufhören traurig zu sein. Liebe alles, denn alles
ist Liebe". Die Seele sah sich um und versuchte in
der Öde die Liebe zu sehen. Es fiel ihr sehr schwer,
denn immer wieder fühlte sie die Traurigkeit.
Schließlich fragte sie die Traurigkeit: " Sag mal, was
brauchst du eigentlich"? Da sagte die Traurigkeit,
die ganz erstaunt war, dass die Seele sie ansprach:
"
Alles was ich brauche ist Liebe".
Da nahm die Seele die Traurigkeit in ihre Arme und
hielt sie ganz sanft fest und sagte zu ihr:
" Traurigkeit, ich liebe dich und du bist mir sehr
vertraut. Ich kenne dich und du kennst mich. Wir sind
schon
so lange zusammen." Und plötzlich bemerkte
die Seele, was die Liebe gemeint hatte. Sie konnte
lieben, ja sie konnte sogar die traurige Traurigkeit
lieben. Sie fühlte es ganz stark in sich und ihr huschte
ein Lächeln übers Gesicht, eine Zufriedenheit, denn
es
war
ganz leicht gewesen. Die Traurigkeit
kuschelte sich an die Seele und lag zufrieden in ihrem
Arm.
Langsam sah die Seele sich um.
Sie sah den dichten Wald und sah die vielen großen
Bäume
und bemerkte wie schön sie waren.
Sie begann auch die Bäume zu lieben, die ihr soviel
Schutz gewährt hatten. Plötzlich bemerkte sie viele
Farben und nahm Gerüche wahr, die sie nie zuvor
bemerkt
hatte. Und die Traurigkeit lag immer noch in
ihren Armen. Dann sah sie weiter zur dicken Mauer
und bemerkte, dass sich einige grüne Knospen in den
Ritzen einen Weg ans Licht gebohrt hatten und sie
empfand Bewunderung für sie. Und sie begann
auch diese zu lieben und empfand Dankbarkeit für die
große
Mauer, die sie ebenfalls beschützt hatte.
Immer noch hielt sie die Traurigkeit fest.
In diesem Augenblick kam der Mut zurück und fragte:"
Willst du mit mir hinter die Mauer gehen um zu sehen was
dort ist?" " Ja", sagte die Seele und fragte die
Traurigkeit
ob sie mitkommen wolle. Doch diese
antwortete ihr:" Nein ich ruh mich erstmal noch
etwas
aus und bleibe hier. Geh nur, Seele".
Also ging die Seele zusammen mit dem Mut hinter
die Mauer. Dort stand die Liebe vor ihnen und wartete
auf
sie.
Sie sagte:" Willkommen, Seele, sieh dich
um und du wirst alles sehen was ist. Fühle und du wirst
alles
fühlen was ist. So tat die Seele, was die Liebe
ihr geraten hatte und der Mut hielt dabei ihre Hand.
Sie sah und sie fühlte und sie war überwältigt,
weil
sie in diesem Moment alles war.
Der
Weg,
er
liegt vor mir,
ist
so klar, ich weiß, was mich am Ende erwartet,
er
gibt mir Sicherheit, ist vertraut.
Ist
es ein schöner Weg?
Oft
hab ich mich das gefragt.
An
vielen Abzweigungen bin ich vorbei gegangen.
War
das gut oder schlecht?
Der
Weg,
er
ist mein Leben, alles was ich habe,
an
was ich immer geglaubt habe.
Wie
viele Möglichkeiten hält er noch für mich bereit?
Angst,
den Weg zu verlassen,
man
geht weiter und weiter,
egal,
wie steinig der Weg auch wird.
Macht
es Sinn den Weg, das Vertraute zu verlassen?
er
führt vorbei an grünen Wiesen,
stillen,
friedlichen Flüssen, die Vögel singen.
Oft
trüben Gewitterwolken diese schöne Idylle.
Man
muss weitergehen, durch Regen und Sturm.
Das
Recht auf Sonne, wodurch habe ich es verwirkt?
Ich
muss darum kämpfen,
aber wie lange kann ich das noch,
diesen Weg gehen?
Das
Herz und die Vernunft
Einst
sprach die Vernunft zum Herz:
"Der Mensch kann froh sein das es mich gibt.
Ich sage ihm immer was für ihn richtig ist."
"Ja",
antwortete das Herz,
"Du meinst Du es nur gut,
und doch wirst du oft zum Werkzeug,
mit dem die Menschen
ihr eigenes Unglück schmieden."
"Das"
stimmt nicht!" entgegnete die Vernunft,
"Ich bin es, die dem Menschen viel Ärger erspart."
"Gelegentlich",
wandte das Herz ein.
"Aber wenn es um die Liebe geht,
unterdrückst du mich.
Du wirst zum Lügner,
weil du dich zu oft
von der Angst täuschen läßt.
Ich kann nicht lügen,
ich zeige den Menschen
was gut für sie ist.
Doch da sich die Menschen
sehr oft von dir leiten lassen,
hören sie meine Stimme nicht mehr."
"Und dennoch
bewahre ich sie vor Enttäuschungen",
warf die Vernunft ein.
"Da irrst du dich gewaltig"
widersprach das Herz.
"Wenn du mich unterdrückst,
ist der Mensch schon enttäuscht.
Denn du hast die Liebe erstickt,
die ihn hätte glücklich machen können."
Da wurde die Vernunft sehr traurig.