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„Islamisch und noch einmal islamisch“.

 

Die JamÁþa al-IslÁmiyya als politische Kraft

 

Oberägyptens

 

Jochen Möller

 

 

 

Die al-JamÁþa al-IslÁmiyya („Islamische Gruppe“, im folgenden: JamÁþa)[1] ist die bedeutendste radikale islamistische Bewegung in Ägypten. Sie wird für den Großteil der islamistisch motivierten Gewaltakte der neunziger Jahre verantwortlich gemacht und hat ihren Schwerpunkt in Oberägypten, das das Niltal südlich von Kairo umfaßt.[2] Die bisher nur wenig erforschte Bewegung wird im Westen meist nur als terroristische Vereinigung gesehen, was der regierungsoffiziellen Darstellung in Ägypten entspricht. Einige ägyptische Autoren beleuchten dagegen die gesellschaftspolitischen Hintergründe der JamÁþa, wodurch es ihnen besser gelingt, den Erfolg der Organisation zu erklären.[3]

 

     Der folgende Beitrag greift auf diese Ansätze zurück und deutet die JamÁþa als politische Kraft des chronisch vernachlässigten Oberägypten. Dort arbeitet die JamÁþa mit einer egalitären Islam-Lesart gegen verwurzelte Traditionen – und wird so besonders für junge Menschen attraktiv. Das JamÁþa-Credo „Islamisch und noch einmal islamisch, weder östlich noch westlich, weder nationalistisch noch tribalistisch“ wendet sich gegen die streng voneinander separierten Stammeshierarchien Oberägyptens, auf die der Kairoer Zentralismus baut.

 

     In den folgenden Abschnitten des Beitrages wird versucht, den Fokus auf die Motivation der JamÁþa-Aktivisten in Oberägypten zu verengen. Diskutiert werden sollen erstens der Bezugsrahmen der JamÁþa, zweitens ihre Aktivitäten, drittens ihre Organisation sowie viertens sozialer Hintergrund und Motivation der Aktivisten. Im letzten Abschnitt wird danach gefragt, ob die JamÁþa IslÁmiyya in Oberägypten etwas erreicht hat.

 

 

Bezugsrahmen der JamÁþa IslÁmiyya

 

Die JamÁþa hat ihre Wurzeln im islamistisch orientierten Engagement junger Studierender und verfügt über ein großes Know-How zu Selbsthilfeaktivitäten, Organisation und Agitation. Seit Anfang der siebziger Jahre entstanden an Ägyptens Universitäten „religiöse Kommitees“, die kulturelle und sportliche Aktivitäten organisierten. Ab Mitte der siebziger Jahre trat aus diesem Kreis eine neue Gruppe hervor: Schriften und Flugblätter trugen den Namen JamÁþa IslÁmiyya und kritisierten unter anderem die Geschlechtervermischung an den Universitäten. Diese Gruppierungen konnten sich Übernahmeversuchen der einflußreichen Muslimbruderschaft widersetzen, etablierten sich organisatorisch und erweiterten ihre Betätigungsfelder, wobei sie gegen ihnen mißliebige Erscheinungen zunehmend auch Gewalt einsetzten. An den katastrophal geführten Massenuniversitäten Ägyptens gewannen sie Anhänger durch den Aufbau eines Netzes studentenorientierter Dienstleistungen, bis sie sämtliche Studierendenvertretungen dominierten, die zuvor Hochburgen linker Opposition waren. Der ägyptische Präsident Anwar el-Sadat wollte nach Ausschaltung kommunistischer und nasseristischer Gegner innerhalb der politischen Führung diese Kräfte auch an den Universitäten neutralisieren und förderte die JamÁþa daher als Gegengewicht. Dem Gouverneur im oberägyptischen Assiut, einem Vertrauten Sadats, kam dabei eine Schlüsselrolle zu. Sadats Israel-Reise 1977, der Separatfrieden von Camp David, die Gewährung politischen Asyls für den Schah von Persien sowie die Akkreditierung des ersten israelischen Botschafters in Ägypten 1980 brachten eine scharfe Wende im Verhältnis zwischen der JamÁþa und dem „gläubigen Präsidenten“. Angesichts aggressiver Proteste aus dem islamistischen Lager schlug Sadats Politik der Förderung dieser Kräfte in massive Repression um. Auf dem Höhepunkt innenpolitischer Unruhen erklärte SÁdÁt im September 1981 die JamÁþa IslÁmiyya für aufgelöst. Die JamÁþa bereitete mit der umstürzlerischen JihÁd-Gruppe[4] eine lokale Erhebung in Assiut vor, die nach einem Attentat auf Sadat einen landesweiten Volksaufstand auslösen sollte. Ein blinder Scheich an der Azhar-Univer­sität Assiut, Umar þAbd ar-Ra½mÁn (geb. 1938), fungierte dabei als religiöser Gutachter für die Radikalen. Trotz der strategischen Übereinkunft von JihÁd und JamÁþa und dem gelungenen Mord am „Pharao“ Sadat überdauerte das Bündnis die Ereignisse von 1981 nicht. Im Verlauf des sich über drei Jahre hinziehenden Gerichtsverfahrens und der anschließenden Inhaftierung spaltete sich das Bündnis wieder in zwei Gruppen, die JamÁþa IslÁmiyya unter ihrem nominellen Führer, dem heute in den USA inhaftierten þAbd ar-Ra½mÁn, und die JihÁd -Gruppe. Gründe für diese Aufspaltung waren die wechselseitige Ablehnung der jeweiligen Führerschaft sowie das Beharren des JihÁd auf geheimer und umstürzlerischer Arbeit im Gegensatz zur JamÁþa, die ihre öffentliche Agitation ausweitete. Heute wird argumentiert, daß die JamÁþa mit dieser Methode sowie ihrer Konzentration auf Oberägypten erfolgreicher war. Sie konnte ihre Basis verbreitern, um sich in einem weiteren Schritt in den Randgebieten Kairos zu etablieren. [5]

 

     Die Zielsetzung der JamÁþa zeigt ideologische Nähe zu den Muslimbrüdern  (JamÁþa al-IkhwÁn al-MuslimÍn, älteste islamistische Bewegung Ägyptens, gegründet 1928), besonders in ihrer Forderung nach uneingeschränkter Geltung des islamischen Rechts, der sharÍþa. In den neunziger Jahren kämpfte die Organisation vor allem für die Freilassung ihrer Aktivisten: Shaikh Umar þAbd ar-Ra½mÁn, der in Ägypten inhaftierten Führung sowie Tausender weiterer politischer Häftlinge. Wie die Muslimbrüder verlangt auch die JamÁþa die Möglichkeit freier islamistischer Agitation in der Gesellschaft. Zu ihren Forderungen gehört die Öffnung der Moscheen, die der Staat geschlossen hat, die Garantie politischer Freiheiten, eine Beendigung von Repression und Überstellung von Zivilisten an Militärgerichte sowie die Freilassung von angeblich etwa 30 000 politischen Gefangenen.[6] Dazu kommen außenpolitische Themen wie die Forderung nach Abbruch der Beziehungen zu Israel sowie nach Beendigung einer unterstellten US-Dominanz über die ägyptische Politik. Ausländische Regierungen werden aufgerufen, sich aus dem Kampf der JamÁþa mit der illegitimen ägyptischen Regierung herauszuhalten, vor Reisen nach Ägypten wird gewarnt.[7] Im Gegensatz zu den Muslimbrüdern sah sich die Organisation trotz verschiedener Waffenstillstandsangebote im Kriegszustand mit einem als „ungläubig“ charakterisierten Regime. Dieser Kampf wird jedoch als Verteidigung interpretiert. Die JamÁþa stellt sich gern als gewaltfreie Bewegung dar, die durch „religiöse Missionierung ... einen Konsens schafft für das islamische Projekt“[8].

 

     Die JamÁþa vertritt ihre Positionen weitaus rigoroser als die Muslimbrüder, deren Reformismus die JamÁþa als Kollaboration mit dem Regime deutet; insbesondere wurde in der Vergangenheit die Teilnahme an Parlamentswahlen verurteilt. Nicht selten wird Demokratie mit Unglauben gleichgesetzt, da sich Menschen angeblich das Herrschaftsrecht Gottes anmaßten und menschlich-willkürliches Recht setzten.[9] Abzuwarten bleibt, ob es mehr als nur taktische Gründe sind, aus denen sich die JamÁþa an den Projekten gemäßigter Islamisten beteiligt, eine politische Partei zu initiieren.

 

     Die JamÁþa läßt sich als politische Kraft der Region Oberägypten deuten. In dieser Region, die praktisch den Süden Ägyptens ab Kairo bezeichnet, hat die JamÁþa ihre stärkste Anhängerschaft. Im Gegensatz zum Tribalismus und Klientelismus stellt sich die JamÁþa als egalitär dar und zieht damit insbesondere junge Menschen an, die in der dominierenden Gesellschaftsordnung Oberägyptens für sich keine Chancen sehen.

 

     Einige Forscher aus Oberägypten deuten den Erfolg der JamÁþa mit dem Verweis auf regionale und kulturelle Eigenheiten, auf welche die JamÁþa reagiert habe. Mamoun Fandy betont, zum Verständnis des Islamismus in Ägypten sei eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen der „oberägyptischen“ JamÁþa und den übrigen, „nordägyptischen“ Islamisten zu treffen.[10] Als politische Stimme Oberägyptens wertet auch Mohamed Badran die JamÁþa als Ausdruck des Protestes gegen den Zentralismus Kairos.[11] Beide Autoren erläutern die politische Vormachtstellung des Nordens: Allein in Oberägypten lebt rund ein Drittel der Bevölkerung,[12] dennoch befinde sich in dem mehr als 30-köpfigen Kabinett regelmäßig kein Minister aus Oberägypten. Alle bedeutenden Posten in Oberägypten selbst seien in der Hand von Militärs aus Nordägypten.

 

     Die Vernachlässigung der Entwicklung Oberägyptens hat viele Formen. Laut Badran wird die Region durch zentralplanerische Bevormundung agrarisch ausgebeutet, jedoch nicht entwickelt.[13] Die zentralistische Bürokratie verlange von Menschen aus Oberägypten, für einen einzigen Stempel eine ein- bis zweitägige Reise nach Kairo anzutreten. Die Herrschaft Kairos über Oberägypten werde nur unter Aspekten innerer Sicherheit gesehen. Das veranschauliche die Dominanz nordägyptischer Militärs in allen Ämtern Oberägyptens sowie die Tatsache, daß nahezu alle Innenminister sich ihre Sporen als repressive Befehlshaber in Oberägypten verdient haben.[14]

 

     Die JamÁþa läßt sich als eine politische Kraft Oberägyptens deuten, deren islamistische Ideologie mit verwurzelten Traditionen bricht. Die Gruppierung betont ihre Ablehnung der in Oberägypten streng voneinander separierten Stammeshierarchien. Mit ihrem Credo – „Islamisch und noch einmal islamisch, weder östlich noch westlich, weder nationalistisch noch tribalistisch“[15] – wird eine egalitäre Lesart des Islam herausgestellt, die sich nicht nur auf Gründer des Islamismus wie Hassan al-Banna (1906-1949), sondern den Propheten Muhammad selbst berufen kann: Der Staat ist eine Gemeinde gleicher Muslime, zu deren Bewertung nicht Hautfarbe, Stammeszugehörigkeit oder ähnliches herangezogen werden dürfen.[16] Mithin scheint ein Hauptgrund für die Anziehungskraft der JamÁþa deren Ablehnung und Bekämpfung der oberägyptischen, stark hierarchisierten „Gesellschaftspyramide“ zu sein.

 

     Kairo stützt sich dagegen seit jeher auf die Honoratioren der oberägyptischen Stammesgesellschaft. Die Zentralmacht arbeitet nach dem Prinzip „Teile und Herrsche“ mit den hochgestellten ashrÁf und þarab[17] zusammen, die alle wichtigen Ämter innehaben und zugleich mit- sowie untereinander in Familienfehden stehen.[18] Ein weiteres Hierarchiekriterium dieser tribalistischen Gesellschaft ist das Alter. Junge Angehörige selbst der hochgestellten Stämme haben keine Chancen, selbst Verantwortung zu übernehmen, und junge Männer niedriggestellter Stämme sind von wichtigen Positionen sowie der Heirat in andere Klassen dieser Stammesgesellschaft ausgeschlossen.[19] Die JamÁþa, deren Gründer meist diesen Stämmen mit niedrigem Status angehörten, bemüht sich, dies intern zu durchbrechen. Das macht sie auch für kritische junge Menschen zur Alternative, die selbst einflußreichen Stämmen angehören, dort aber lange auf Führungspositionen warten müssen. Das Alter ist für das Erreichen von verantwortungsvollen Positionen in der JamÁþa nicht ausschlaggebend, wie Badrans Beispiel eines 22jährigen verdeutlicht, der JamÁþa-Führer der Provinzhauptstadt Assiut werden konnte.[20]

 

 

Aktivitäten der JamÁþa IslÁmiyya

 

Durch „Mission“ will die JamÁþa einen islamistischen Gesellschaftsentwurf in Oberägypten durchsetzen. Kommt es dabei zu gewaltsamen Aktionen, folgen diese einer radikalen Ausdeutung des Prinzips „Befehl des Gebotenen und Verhinderung des Verbotenen“[21]. Dermaßen religiös verbrämte islamistische Gewalt trat seit Mitte der achtziger Jahre in einem noch größerem Maße auf als unter Sadat, als die JamÁþa sich noch auf Themen wie Geschlechtertrennung sowie das Verbot bestimmter Feste, vor allem Musikveranstaltungen, konzentrierte. Heute dagegen kommt es sogar vor, daß JamÁþa-Aktivisten in Landstrichen oder Stadtvierteln, die sie kontrollieren, in private Wohnungen eindringen, deren Besitzern sittenwidriges Verhalten vorgeworfen wird.[22] Ziel ihrer Angriffe können auch Geschäfte, die Alkohol verkaufen, Videotheken und Künstlergruppen werden. Feiern werden verboten, Frauen wird eine Kleiderordnung aufgezwungen, die als „islamisch verbindlich“ interpretiert wird. Neben Überfällen auf religiöse Volksfeste haben auch Anschläge auf Christen und Kirchen zugenommen.[23] Immer wieder finden Morde an Christen statt, die im Westen große Medienwirksamkeit haben, deren Motive allerdings nicht immer geklärt werden. Vermutet wird, daß neben traditionellen Fehden oft eskalierende Landstreitigkeiten zwischen Christen und Muslimen Hintergrund dieser Mordanschläge sind. Ungeklärt bleibt dabei, ob die JamÁþa diese Streitigkeiten instrumentalisiert oder selbst in diese verwickelt wird. Der Bevölkerungsanteil der Christen in Oberägypten ist ungleich höher ist als im Rest Ägyptens und kann bis zu 50 Prozent erreichen. Es ist zu unterstreichen, daß nicht jede Bluttat religiös motiviert sein muß, wie manche Darstellungen suggerieren.[24]

 

     Hauptziel von Anschlägen auf Zivilisten sind Personen, die der Kollaboration mit den Sicherheitskräften verdächtigt werden: Das traf zum Beispiel 1995 auf ein Drittel aller Opfer des Kampfes zwischen JamÁþa und Staat unter den Zivilisten zu.[25] Ein weiteres Ziel von Attentaten werden immer wieder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, besonders Künstler und Publizisten, die sich gegen den Islamismus engagieren oder denen allgemein vorgeworfen wird, den Islam diffamiert zu haben.[26]

 

     Literatur und Medienberichte konzentrieren sich auf den Aktivismus gewalttätiger JamÁþa-Zellen, wodurch deren Bild als Terrororganisation geprägt wurde. Dabei wird außer acht gelassen, daß die Organisation die „Mission“ (daþwa), also die Propagierung des Glaubens unter den Muslimen, als ihr Hauptziel bezeichnet.[27] Gerade in Oberägypten verfügt die JamÁþa über Moscheen, wobei vor allem kleinen Moscheen in dichtbesiedelten Wohngebieten eine besondere Rolle zukommt.[28] Während bekannte Großmoscheen der JamÁþa seit langem unter Überwachung stehen, ist das Netzwerk der kleinen Moscheen nur schwer zu kontrollieren. Die Gebetsräume dienen als Treffpunkt für Gruppen und zum Teil auch als Waffenverstecke. Durch radikale Prediger wird Indoktrination betrieben.[29] Dienste für die Bevölkerung, die sich eben nicht auf das Umfeld von Moscheen der Muslimbruderschaft beschränken, sondern auch von der JamÁþa geleistet werden, können als Ersatz für unzureichendes staatliches Engagement gesehen werden. JamÁþa-Aktivsten wurden auch charakterisiert als „Propagandisten, die eine bessere Zukunft ... nicht nur versprechen“[30], da sie in den Dörfern Oberägyptens, wo sie Kontrolle ausüben, aktiv Politik betreiben, indem sie zum Beispiel Lebensmittel verteilen, Streitfälle regeln, Bedürftige mit Geld unterstützen.

 

     Mit sporadischen Demonstrationen signalisiert die JamÁþa immer wieder, daß sie über eine Basis in der oberägyptischen Gesellschaft verfügt. Gruppen werden spontan für Kundgebungen oder Protestmärsche mobilisiert. Dabei handelt es sich meist um Studierende; Anlässe sind zum Beispiel Schließungen von JamÁþa-Moscheen oder Übergriffe der Sicherheitskräfte. Solche Demonstrationen hatten in Hochzeiten der JamÁþa mehrere Tausend Teilnehmer.[31]

 

     Ihre Gewalt richtete die JamÁþa in den neunziger Jahren vor allem gegen den ägyptischen Staat: durch politische Attentate, den Kampf mit den Sicherheitskräften sowie mit Attacken auf Touristen. Politische Attentate gelten seit der Ermordung Sadats als wichtiges Kampfmittel radikaler Gruppierungen. Diesen Anschlägen auf Funktionsträger des Staates, die in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre zunahmen, kommt symbolische Bedeutung zu, wie im Falle Sadats als Akt gegen die herausragende Figur eines als ungläubig angesehenen Systems. Anschläge richten sich insbesondere auch gegen Personen, die mit der Unterdrückung oder Diffamierung der islamistischen Opposition identifiziert werden. Diese Attentate galten ursprünglich als Betätigungsfeld der JihÁd-Organisation, die 1987 unter anderem Attentatsversuche auf zwei ehemalige Innenminister durchführte. 1989 war erstmals die JamÁþa für einen Mordversuch an einem ehemaligem Innenminister verantwortlich. Das Attentat der JamÁþa zeugte von einem dem JihÁd vergleichbaren Durchführungsniveau und markierte den Beginn einer Serie ähnlicher Attacken, die beide Organisationen durchführten. Zwar agieren die Organisationen in einem Konkurrenzverhältnis zueinander, doch arbeiten sie bei Attentaten auf „hochrangige Angriffsziele“ zusammen. So wurde vermutet, die Organisationen würden teilweise absprechen, welcher das Recht zukomme, sich verantwortlich zu bekennen.[32] Die prominentesten Ziele solcher Attentate waren 1990 der Parlamentspräsident sowie 1993 die Minister für Information[33] und Inneres sowie der Premierminister. Das knapp gescheiterte Attentat auf Präsident Mubarak 1995 markierte den Höhepunkt dieser Serie. Opfer der Attentate waren meist nicht die ins Visier genommenen Politiker, sondern Leibwächter, Passanten sowie die Attentäter selbst.[34]

 

     Seit Anfang der neunziger Jahre nahmen auch Attentate gegen hochrangige Vertreter des Sicherheitsapparates zu. Neben diesen spektakulären Aktionen eskalierte ein Krieg der JamÁþa gegen die Polizeikräfte Oberägyptens, der zur täglichen Realität ägyptischer Zeitungsmeldungen wurde. Den Attacken der JamÁþa auf Polizisten liegen drei Motive zugrunde: die Erbeutung von Waffen, Rache und Obstruktion. Eine Statistik für 1996 legt nahe, daß die Mehrzahl der Todesfälle auf geplante Aktionen zum Erbeuten von Waffen zurückzuführen ist.[35] Das Rachemotiv wird anhand der hohen Zahl von JamÁþa-Aktivisten deutlich, die Zusammenstößen mit der Polizei zum Opfer fallen: von den 366 Todesopfern gewaltsamer Zusammenstöße im Jahr 1995 gehörten 212 den radikalislamistischen Gruppierungen an, die ihrerseits 86 Polizisten ermordeten.[36]

 

     Diese Attacken geschehen seit den 1980er Jahren, eskalierten jedoch seit 1990. Die Spirale von Gewalt und Gegengewalt wird mit der traditionellen Kultur Oberägyptens erklärt, namentlich der Blutrache. In der Stammesgesellschaft Oberägyptens gilt es als Schande, Behörden zur Lösung von Konflikten heranzuziehen. Dem schwerfälligen und oft korrupten Rechtssystem wird stammesgebundene Vergeltung entgegengesetzt.[37] Die Attentäter des Luxor-Massakers wurden 1997 zum Beispiel ohne Trauerfeier begraben, was als Zeichen dafür gilt, daß die Rache noch aussteht. Diese Blutrache wird sich jedoch nicht gegen einen Stamm richten, sondern gegen die Sicherheitskräfte. Die JamÁþa hat das Konzept der Blutrache umgedeutet: getötete oder hingerichtete Aktivisten ziehen Vergeltungsakte gegen die verantwortlichen Sicherheitskräfte nach sich, wobei angedroht wurde, für einen Aktivisten mindestens zwei Vertreter des Staates zu töten. Diese Neudeutung der Blutrache erklärt nicht nur die Eskalation der Auseinandersetzungen, sondern unterstreicht, wie die JamÁþa auf ihr oberägyptisches Umfeld reagiert und zugleich Akzente setzt, die in ihrer islamistischen Ideologie gründen: Aktivisten können auf ihren „Ersatz-Stamm“ rechnen.[38]

 

     Eine neue Form der Gewalt, die den ägyptischen Staat schwächen soll, trat seit Anfang der neunziger Jahre auf: Attacken gegen Touristen sollten eine der wichtigsten Säulen der Wirtschaft schädigen. Diese Aktionen stießen in weiten Teilen vom Tourismus abhängiger Regionen auf Ablehnung. Als Ablehnungsgrund wurde unter anderem das im Islam einen hohen Stellenwert besitzende Gastrecht angeführt. Die Regierung nutzte die Stimmung in der Bevölkerung für eine Kampagne, in der den Attentätern die Zugehörigkeit zum islamischen Glauben und zur ägyptischen Gesellschaft abgesprochen wurde.[39] Nach spektakulären, oft sehr grausamen Massakern ist das Phänomen auch aufgrund des forcierten Einsatzes der Sicherheitskräfte zurückgegangen. So wurden 1996 achtzehn griechische Touristen vor einem Hotel in Gizeh ermordet. Ideologischer Hintergrund der Tat war der Gedanke, libanesische Opfer eines israelischen Bombardements zu rächen: Die Touristen waren für Israelis gehalten worden.[40] 1997 reichte eine einzige Aktion einer versprengten Zelle in Luxor, den gesamten Tourismus in Ägypten zum Erliegen zu bringen. Auch hier war eine Symbolwirkung intendiert: Kurz zuvor hatte sich Ägypten am Tatort unter großem Sicherheitsaufwand mit der Aufführung der Oper „Aida“ als sicheres Reiseland präsentiert.

 

 

Organisation der JamÁþa IslÁmiyya

 

Die JamÁþa IslÁmiyya ist eine hierarchische Geheimorganisation, deren Aktivisten auf lokaler Ebene in Zellen untergliedert sind. Die JamÁþa ist über die Zellen dezentral aufgebaut, um die Untergrundarbeit zu sichern und im Falle einzelner Verhaftungen nicht das Bestehen der Gesamtorganisation zu gefährden. Dies führt dazu, daß neben nominellen Anführern der JamÁþa, wie dem in den USA inhaftierten Omar Abdel Rahman, die eigentliche Befehlsgewalt bei bestimmten Personen vermutet wird, jedoch auch bei unbekannten Personen liegen kann.[41]

 

     Unter den zahlreichen exilierten Anführern gewann Scheich Abdel Rahman als „spiritueller Führer“ Symbolcharakter, weitere Aktivisten, in Ägypten teilweise zum Tode verurteilt, befinden sich im Ausland, vor allem in Europa und Afghanistan. Sie treten über Erklärungen per Telefon oder Fax in Erscheinung. Für die Aufrechterhaltung der Aktivitäten in Ägypten selbst jedoch muß eine Führung im Land verantwortlich sein, die neben einem Obersten Führer weitere Verantwortliche für Zentralbereiche der JamÁþa-Aktivitäten umfaßt. Badran nennt als Hauptbindeglied zur ägyptischen Gesellschaft den „Missions“-Führer, der für die Neurekrutierung von Mitgliedern zuständig ist. Er dürfte mit einem „Bildungs“-Führer zusammenarbeiten, dessen Aufgaben Ideologie und Propaganda sind. Der „Organisations“-Führer hält die Kontakte ins Ausland aufrecht, organisiert Pilgerfahrten und andere Reisen und ist für die Betreuung inhaftierter Mitglieder und ihrer Familien zuständig. Daneben gibt es einen für die Kindererziehung zuständigen Führer: Dies verdeutlicht, wie sich die JamÁþa als eigenständige Gegengesellschaft zu etablieren versucht. Die Spitze des „politischen Flügels“ ist inhaftiert und stellt den Kontakt zur Organisation wie zur Öffentlichkeit vor allem über Anwälte her. Entsprechend galt zum Beispiel der Anwalt az-Zayyat als politischer Sprecher der JamÁþa in Ägypten. Wie die Muslimbruderschaft wendet auch die Führung der JamÁþa das shÚrÁ-Prinzip an, verfügt also theoretisch über eine Ratsversammlung, die sich unter anderem aus den inhaftierten Gründern der Organisation sowie den wichtigsten Auslandsaktivisten zusammensetzt, deren Koordination mithin kompliziert sein dürfte.[42]

 

     Neben diesem politischen Apparat bestehen sogenannte Militärflügel, die für Gewaltaktionen zuständig sind. Jeder dieser Militärflügel stützt sich auf bewaffnete Banden, die aufgrund ihrer Zellenstruktur voneinander isoliert agieren und über ein Kuriersystem mit den zuständigen Planern verbunden sind. Angeblich bestehen die meisten dieser Banden aus sechs Mitgliedern, die in Paaren agieren. Das weitverzweigte Netz der Organisation funktioniert dank ortsgebundener und mobiler Kader. Erstere bleiben an einem Ort, verbreiten die Ideen der JamÁþa, rekrutieren Neumitglieder und identifizieren Anhänger der Regierung, sind Umschlagplatz von Informationen und Material, beherbergen Kuriere und arrangieren Verstecke. Die mobilen Kader agitieren in ständig wechselnden Dorfgemeinschaften. Durch dieses bis in die Dörfer reichende Netz von Personen und Verstecken für Waffen und Aktivisten können neue Gruppen gebildet werden. Langjährige JamÁþa-Mitglieder werden ad hoc für eine Gewalttat aktiviert und erhalten kurz vor ihrer ersten Aktion eine Waffe ausgehändigt.[43] Ein Teil der militärischen Führung ist in Afghanistan angesiedelt. Generell soll der Planungsstab des militärischen Flügels der JamÁþa von sogenannten „Afghanen“ dominiert sein, die ab Anfang der 1990er Jahre vor allem über Jemen in ihre Herkunftsländer zurückkehrten und dort für die Eskalation bestehender Konflikte sorgten, so zum Beispiel auch in Algerien.[44] Die jungen Luxor-Attentäter unterstanden ebenfalls der Führung eines solchen ägyptischen Heimkehrers aus dem Afghanistan-Krieg. Die Rolle der Auslandskader wird von der JamÁþa vermutlich selbst unterstrichen, um von der Bedeutung der in Ägypten angesiedelten Führung abzulenken.[45]

 

     Auslandsverbindungen nutzt die JamÁþa zur Finanzierung, für Neurekrutierungen und Training sowie zur Durchführung spektakulärer Aktionen. Zugleich herrscht ein latenter Gegensatz zwischen Inlands- und Auslandskadern.

 

     Von der Existenz einer „islamistischen Internationale“ auszugehen, die als finanzierende Kraft hinter den ägyptischen Extremisten steht, gilt eher als Außenseiterposition.[46] Vorgänge wie die zeitgleichen Anschläge auf zwei US-Botschaften in Afrika 1998 sprechen zwar für eine verstärkte Zusammenarbeit radikaler Islamisten auf internationaler Ebene, doch darf nicht außer Acht gelassen werden, daß unter einer Vielzahl von Auslandsnetzwerken verschiedenste, miteinander konkurrierende Strömungen auftreten.[47] So können sich zwar lose taktische Bündnisse formieren, diese sind jedoch selten von Dauer, da sie an wetteifernden Führungsansprüchen scheitern. Immer wieder treten auch innerhalb der JamÁþa Widersprüche und Konflikte hervor, die eine Entfremdung zwischen den Mitgliedern im Ausland und der ägyptischen Basis verdeutlichen.

 

     Eine Auslandsbasis der JamÁþa ist unbestreitbar, der Ursprung des Problems bleibt jedoch innenpolitischer Natur. Angesichts staatlicher Repression mußten zahlreiche Radikalislamisten ebenso wie Muslimbrüder eine Aktionsbasis im Ausland suchen. Ihre ersten Schritte führten in die reichen Golfstaaten. Der Ausbruch des Afghanistankrieges brachte dann einen enormen Schub in Training, Finanzierung und wechselseitiger Kommunikation. Diese neuen Verflechtungen führten zunehmend zu terroristischen Aktivitäten im Ausland.[48] Auf seiten der Islamisten agierten Sponsoren aus den Golfstaaten, von denen der Millionär bin Laden die größte Bekanntheit erlangte. Tausende junge Ägypter ließen sich, oft während subventionierter Pilgerfahrten nach Saudi-Arabien, für diesen Heiligen Krieg anwerben und wurden im pakistanischen Peshawar für den bewaffneten Kampf trainiert und indoktriniert. Der pakistanische sowie der US-Geheimdienst unterstützten diese Netzwerke. Die JamÁþa hatte ein eigenes Lager und nur wenig Bezug zu Afghanistan. Häufig wurden die arabischen Kämpfer gar nicht im Feld eingesetzt, sondern von den Afghanen nur geduldet, um den Waffen- und Geldfluß zu erhalten. Auch Freiwillige anderer arabischer Nationalitäten wurden für die JamÁþa rekrutiert.

 

     Das Ausland hat unbestritten Bedeutung für die radikalen Islamisten: Finanzierende Zentren im Umfeld islamischer Einrichtungen in Europa spielen eine wichtige Rolle, eine Reihe von Führungspersönlichkeiten konnte sich als Auslandssprecher der JamÁþa etablieren. Zum Teil bestehen jedoch erhebliche Widersprüche zwischen Inlands- und Auslandsführung, so daß ein Dualismus attestiert werden muß, der die Organisation in die Nähe der Spaltung rückt. Als vor Gericht stehende JamÁþa-Führer in Ägypten 1996 einen befristeten Waffenstillstand verkündeten, sprach die Auslandsführung ihnen als Inhaftierten die Kompetenz ab, solche Entscheidungen zu treffen. Umgekehrt bedrohten ägyptische Aktivisten einen Auslandssprecher, den sie als „Vorkämpfer per Fax“ beschimpften, der durch das Verbreiten irrelevanter Erklärungen schade.[49] Während die Auslandsführung eher die Fortdauer des Kampfes beschwört, bevorzugen die Führer in Ägypten angesichts der Auswirkungen verschärfter Repression eine taktische Waffenruhe zum Neuaufbau der Organisation.[50]

 

     Die in Ägypten durchgeführten Aktionen der JamÁþa zur Finanzierung sowie zur Waffenerbeutung haben geringere Publizität. Gerade Vorfälle wie Überfälle auf Banken oder koptische Juweliere sprechen jedoch dafür, daß die JamÁþa sich zur Finanzierung auch auf Inlandsaktionen stützt. Eine islamische fatwÁ des Shaikhs þAbd ar-Ra½mÁn legitimierte die Praxis von Überfällen auf Christen, deren Wiederaufnahme in den 1990er Jahren als Indiz für Finanzierungsprobleme der JamÁþa gewertet wird. Offenbar gelingt es dem ägyptischen Staat durch Kooperationen mit anderen arabischen Staaten immer besser, der Auslandsfinanzierung einen Riegel vorzuschieben.[51]

 

     Eine weitere Einnahmequelle der JamÁþa sind Schutzgelder, die Aktivisten als religiös verbrämte Kopfsteuer von Christen erpressen. Dorfbewohner werden auch zu Hilfsdiensten gezwungen.[52] Zusätzlich zu den genannten Fällen, die belegt sind, gibt es Mutmaßungen, daß islamistische Finanzinstitute auch Radikale unterstützen.[53] Darüber hinaus gibt es immer wieder Schuldzuweisungen der ägyptischen Regierung – im Einklang mit den USA – an „Schurkenstaaten“. Ägypten klagt regelmäßig Iran, Sudan und Afghanistan an, doch haben diese Staaten das Phänomen nicht geschaffen, so daß ihr Zutun allenfalls verstärkend wirken kann. Eine Einmischung dieser Staaten ist zwar nicht von der Hand zu weisen, sollte aber auch nicht überbewertet werden.

 

     Alle bisher angeführten Finanzierungsmöglichkeiten implizieren ausschließlich illegale Kanäle der Finanzierung. Damit verstärken sie das Klischee, wirtschaftlich schwache Ra­dikale würden von finanzstarken Kräften instrumentalisiert. Diese Perspektive verkennt, daß viele JamÁþa-Aktivisten als Arbeitsmigranten in den arabischen Ölstaaten zu beachtlichen Vermögen kamen. Waren sie zuvor ärmere Mitglieder niedriggestellter Stämme, spendeten die Rückkehrer nach Ägypten einen Teil ihres Geldes für Moscheen und andere Zentren des JamÁþa-Aktivismus. Der egalitäre Ansatz der JamÁþa motivierte sie dabei ebenso wie die Hoffnung auf Statusgewinn, etwa wenn Einrichtungen nach den Spendern benannt wurden: Sponsoren konnten so ihren bisher unbekannten Namen über JamÁþa-Einrichtungen bekannt machen. Zugleich bauten die rückkehrenden Arbeitsmigranten ein einflußreiches Netzwerk auf, das unter Umgehung bürokratischer Hürden Arbeitsaufenthalte in den Ölstaaten ermöglichte. Damit wurde die Mitgliedschaft in der JamÁþa für neue Aktivisten unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten attraktiv.[54] Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit dürften Zuwendungen von Familien sein, die Gewaltakte der JamÁþa unterstützen. Zum Beispiel können Familienangehörige, die Opfer von Polizeimaßnahmen wurden, durch die JamÁþa leichter gerächt werden als durch Privatpersonen.[55]

 

 

Sozialer Hintergrund und Motivation der JamÁþa-Aktivisten

 

Die soziale Basis der JamÁþa hat sich in den neunziger Jahren kontinuierlich verbreitert. Dazu hat besonders die Repression der ägyptischen Sicherheitskräfte beigetragen. Zu Mitgliedschaft und Sympathisanten von gewaltbereiten Gruppierungen liegen jedoch nur wenige, schwer zu bestätigende Schätzungen vor. Anfang der neunziger Jahre hieß es zum Beispiel, es handele sich um rund 10 000 Aktivisten und 200 000 Anhänger.[56] Trotz methodischer Probleme sowie unterschiedlicher Bewertungen[57] besteht in der Forschung Konsens über die soziale Basis militanter islamistischer Gruppierungen Ägyptens: Mitglieder solcher Gruppen seien in der Regel um die 25 Jahre alt, oft jünger, verfügten über eine meist gehobene, bei nahezu jedem zweiten Mitglied universitäre Bildung, wobei Studierende naturwissenschaftlich-technischer Fächer überdurchschnittlich stark vertreten seien. Sie werden auch als „Kinder der Landflucht“ bezeichnet, die in erster Generation in Provinz- oder Großstädten leben, zumeist in deren schnell wachsenden Randbezirken mit mangelnder Infrastruktur. Seltener seien sie arme Arbeiter oder Bauern, vielmehr handele es sich um Angehörige einer städtischen unteren Mittelschicht, Kinder zugewanderter Eltern vom Land, die unter schwierigen Bedingungen an Massenuniversitäten studierten und in der derzeitigen Situation Ägyptens nur schlechte Chancen auf eine ihrem Ausbildungsniveau angemessene Stelle hätten.[58]

 

     Der Schwerpunkt des Phänomens in Oberägypten wird auf zwei Faktoren zurückgeführt. Zum einen wird die „Rückständigkeit“ Oberägyptens betont, wo eine starke traditionelle Kultur von Bräuchen wie Blutrache geprägt ist, die gewaltsame Auseinandersetzungen eskalieren läßt. Als zweiter Faktor gilt die Vergrößerung der Provinzstädte und Öffnung neuer Universitäten bei unzureichender Infrastrukturpolitik für diese Regionen. Dazu kommt die zentralistische Politik der Regierung, die zu einer Vernachlässigung ländlicher Gebiete und dem Verfall der Grunddienste Bildung, Gesundheit und Transport führte. In den explosionsartig anwachsenden Städten entsteht Druck durch die Ansprüche der Zugewanderten, während die eingesessenen städtischen Mittelschichten sich in ihrem Status bedroht fühlen. Dieses Klima der Unsicherheit gilt im Konsens bisheriger Forschung als Nährboden für Aktivitäten radikaler Islamisten.[59]

 

     Der ägyptische Soziologe Ibrahim, der seit den 1980er Jahren zu diesem Thema arbeitet, konstatiert jedoch für die 1990er Jahre, die vom Bedeutungsanstieg der JamÁþa geprägt sind, einen grundlegenden Wandel. Die Mitglieder- und Sympathisantenbasis militanter Islamisten hat sich demnach verbreitert. Das Durchschnittsalter militanter Islamisten liegt mittlerweile bei 21 Jahren, nahezu ein Viertel ist jünger als 20 Jahre. Ihr Bildungsgrad ist stark gefallen. Nach Ibrahim waren in den 1970er Jahren noch 80 Prozent der im Zusammenhang mit Gewaltakten Verhafteten Studierende oder Graduierte gewesen, deren Anteil in den 1990er Jahren jedoch auf 20 Prozent fiel. Während sich islamistische Extremisten in den 1970er Jahren weitgehend auf Städte beschränkten, erreichten sie in den 1990er Jahren auch die Landbevölkerung, wo zunehmend spektakuläre Vorfälle bekannt wurden, in denen über ganze Landstriche Ausgangssperren verhängt wurden.[60] Ibrahims Forschungsergebnisse korrespondieren mit dem Aufschwung der JamÁþa zur wichtigsten radikalen Oppositionskraft vor allem im agrarisch geprägten Oberägypten.

 

     Die oft in der Fachliteratur unterstellte und in den Medien gängige These, bei militanten Islamisten handele es sich um „marginalisierte“ Menschen in einer Krisensituation, ist schwer aufrechtzuerhalten. Ägypten steht unter gewaltigem demographischem Druck. Der Anteil „junger“ Islamisten kann nur bedingt als hoch gelten, wenn man berücksichtigt, daß 1993 allein 45 Prozent aller Ägypter jünger als 15 Jahre waren.[61] Die katastrophalen Aussichten auch für Studierende zeigen sich bei einem Blick auf die offene Arbeitslosigkeit, die auf 15 b is 20 Prozent geschätzt wird, wobei von diesen Arbeitslosen 70 Prozent unter 20 Jahren alt sind.[62] Die „Marginalisierung“ wäre für junge Menschen in Ägypten also ein Regelfall. Ibrahim fordert schon seit den 1980er Jahren, insbesondere psychologisierende Deutungen aufzugeben und militante Islamisten als „typische Ägypter“ zu verstehen. Das Beispiel dreier der sechs Attentäter des brutalen Luxor-Massakers 1997, deren fa-miliärer Hintergrund in den ägyptischen Medien beleuchtet wurde, veranschaulicht dies: Sie studierten Human- oder Tiermedizin sowie Agrarwissenschaft, entstammten relativ wohlhabenden Familien einer kleinen Ortschaft und entsprachen keinem gängigen Klischee von Radikalislamisten. Sie waren zuvor nicht einmal durch besondere Frömmigkeit aufgefallen, was den Schluß nahelegte, ihre Motivation habe darin gelegen, ein Fanal gegen die Willkür der Sicherheitskräfte zu setzen.

 

     Eine korrespondierende Deutung wird von den Extremisten selbst vorgebracht: Der ägyptische Repressionsstaat sei verantwortlich für das Wachsen der Bewegung, betonen Broschüren der JamÁþa. Willkürliche Verfolgung und Inhaftierung von Jugendlichen, Gefängnisse, in denen Folter zur Routine gehöre, seien Grund für die Eskalation des Konfliktes. Die Forschung stellt in diesem Zusammenhang fest, daß die Moscheen – wie noch in den 1980er Jahren – nicht mehr die wichtigsten Rekrutierungsorte für die Radikalen sind, sondern die Gefängnisse. Aus der Masse der Inhaftierten lassen sich Sympathisanten rekrutieren, bei denen unmittelbar nach der Verhaftung, oftmals von Mißhandlungen und Drohungen begleitet, ein Gefühl der Ungerechtigkeit des Staates voll ausgeprägt ist. So können sich in den überfüllten Gefängnisstrakten neue Gruppen bilden. Ibrahim betont zwar, die Masse der Ägypter stehe Gewaltakten ablehnend gegenüber. Angesichts der staatlichen Repression, die oftmals Unschuldige treffe und ganze Familien in Mitleidenschaft ziehe, stiegen jedoch die Sympathien für die Radikalen.[63]

 

     Ein Führer der JamÁþa im Ausland behauptete in einem Interview, auch die JamÁþa habe Vertrauensleute in Vereinen und öffentlichen Einrichtungen, die ihre Zugehörigkeit aus Sicherheitsgründen jedoch nicht öffentlich machen könnten.[64] Badran betont ebenso, daß die JamÁþa in Oberägypten über ein sozial breitgefächertes Feld von Sympathisanten verfügt, welches das Gros der Unzufriedenen mit dem ägyptischen Regierungssystem, dem kairinischen Zentralismus sowie der traditionellen „sozialen Pyramide“ Oberägyptens umfasse. Eine weithin verspürte Perspektiv- und Chancenlosigkeit bringt der JamÁþa stetigen Zulauf, die ihr organisatorisches Netz bis zu den Jüngsten ausgeweitet hat: als Beispiel nannte Badran einen „Führer“ aus der ersten Klasse einer weiterführenden Schule.[65]

 

     Religiöses Sendungsbewußtsein kann Aktivisten der JamÁþa nicht abgesprochen werden. Ziel der meisten Aktivitäten ist es, ein spezifisches Islam-Verständnis zu verwirklichen, insbesondere jenes einer idealen Gemeinschaft. Dies zeigt sich zum Beispiel beim Ausrichten von Sommerlagern, der Organisation von Pilgerfahrten, Selbsthilfe, oder der Beihilfe für und Ermahnung zu einer angeblich „islamischen Kleiderordnung“ für Frauen.       Dem Aufstieg junger Menschen zu Führungspositionen in Sektionen wie „Bildung“, „Mission“ oder auch „Militär“ sollen dem Anspruch nach nur moralisch begründbare Kriterien zugrunde liegen, besonders persönliche Integrität und Leistung.

 

     Als Beispiele für materielle und persönliche Beweggründe wurden bereits Vorteile aufgezeigt, die ein Engagement in der JamÁþa mit sich bringen kann. Dazu gehört der Rückgriff auf das Kontaktnetz der JamÁþa, um beispielsweise Arbeitsvisa für die Golfstaaten leichter zu erhalten, oder die Möglichkeit, im Rahmen eines JamÁþa-Engagements Blutrache zu üben.

 

 

Wirkungen der JamÁþa-Aktivitäten in Oberägypten 

 

Auf dem Höhepunkt ihres Einflusses konnten JamÁþa-Komitees in manchen Dörfern den Alltag bestimmen, Schutzgeld erpressen und Versorgungsfunktionen gegenüber der Bevölkerung übernehmen. Das Ausmaß, in dem die Sicherheitskräfte eingesetzt werden mußten, unterstreicht die Bedeutung der JamÁþa in Oberägypten. Aktionen der Sicherheitskräfte hatten gelegentlich den Charakter militärischer Einsätze, über weite Gebiete wurden Ausgangssperren verhängt, und ein immenser Menschen- und Materialeinsatz mußte betrieben werden. Der JamÁþa gelang es immer wieder, in die Schlagzeilen besonders der ausländischen Medien zu kommen und die Regierung zu blamieren. Angefangen von Attentaten auf „niedrigrangige Opfer“, zum Beispiel auf einfache Polizisten, bis hin zu Aktionen im Stadtzentrum Kairos, wurden die Sicherheitskräfte immer wieder vorgeführt. Diesen gelang selten die Infiltration der JamÁþa-Strukturen, so daß sie sich auf breit angelegte Verhaftungsaktionen stützen mußten, die der JamÁþa weitere Sympathisanten zutrieben. Die Aktionen der JamÁþa beweisen in der Regierungszeit Mubaraks ein immer höheres Trainingsniveau und verfeinerte Methoden, die offenbar in Afghanistan erlernt wurden. Die Taktik der JamÁþa zielt auf ein Maximum an Wirkung, insbesondere in den Medien, was dem Staat im Hinblick auf den Tourismus oft enormen Schaden zugefügt hat.

 

     Zu betonen sind jedoch auch empfindliche Niederlagen, welche die JamÁþa aufgrund der Gegenoffensiven der Sicherheitskräfte hinnehmen mußte. Die bedeutendsten Führer der Organisation wurden bei Konfrontationen getötet oder verhaftet, und auch die Auslandsführung verzeichnete Rückschläge.[66] Zudem verspielte die JamÁþa durch ihre gewaltsamen Aktionen viel Kredit bei der Bevölkerung. Eine unmittelbare Bedrohung des ägyptischen Staates durch die JamÁþa wird daher meist ausgeschlossen. Die Regierung versucht jedoch nach dem uneingestandenen Scheitern einer ausschließlich auf Repression fußenden Politik, besser auf die Bedürfnisse Oberägyptens einzugehen. Entsprechend lassen sich dem oftmals sehr brutalen Konflikt sogar positive Aspekte abgewinnen, wie dies einige ägyptische Autoren andeuten: Die Regierung berücksichtige Oberägypten inzwischen stärker in ihrer Planung und bemühe sich, Reformen, Visionen und mehr Dienste für diese Region anzubieten.[67]

 

 

 

Anmerkungen

 



1           JamÁþa wird als übliche Kurzform verwendet.

[2]           Vgl. Hasanayn Tawfiq Ibrahim, La violence politique en Egypte. In: Dupret Baudouin (Hg.): Le phénomene de la violence politique: perspectives comparatistes et paradigme égyptien, Kairo 1994, S. 245- 279, bes. S. 255; beispielhaft Zahlen zu 1995: es wurden 17 militante Gruppen von Sicherheitskräften aufgedeckt, davon gehörten 13 zur JamÁþa. Es ereigneten sich von 182 Gewalt-Vorfällen allein 130 im oberägyptischen Governorat Minya. Kaum mehr als zehn Vorfälle fanden nicht in Oberägypten statt. Von 366 Todesopfern solcher Auseinan-dersetzungen waren rund 340 in Oberägypten zu beklagen; vgl. Markaz ad-dirÁsÁt as-siyyÁsiyya wa l-istirÁtijiyya bi l-ahrÁm, 1995: taqrÍr al-½Ála ad-dÍniyya fi misr (Ahram-Zentrum für politische und strategische Studien: Bericht über die Lage der Religion in Ägypten 1995, im folgenden zit. als Ahram-Religionsbericht, mit Jahresangabe zum jeweiligen Bericht), S. 189f.; zum Anstieg der Gewaltakte in Ägypten vgl. Tabelle bei Philippes Fargues: Violence politique et démographie en Egypte. In: Baudouin, a.a.O., S. 223-243 (S. 226).

[3]           Vgl. Tammy Arbuckle, Egypt's Catch-22: Islamic militants threaten secular ally. In: International Defense Review, Vol. 26 , December, S. 941-944; Mamoun Fandy: Egypt's Islamic Group: Regional Revenge? In: Middle East Journal, 48 (1994) 4, S. 607-625; Mohamed Abu l-Fadl Badran, Oberägypten zwischen Islamismus und Tribalismus: Sufis und die jamÁþa IslÁmiyya. In: Lutz Edzard (Hg.), Encounters of Words and Texts: Intercultural Studies in Honor of Stefan Wild on the Occasion of his 60th Birthday, Hildesheim u.a. 1997, S. 189-201; zur Rolle der jamÁþa IslÁmiyya in Oberägypten wurden Interviews mit Professor Badran geführt (South Valley University, Qena, Ägypten, derzeit UAE University, Al-Ain, Vereinigte Arabische Emirate).

[4]           Al-JamÁþa al-JihÁd: 1979 von Mu½ammad þAbd al-SalÁm FarÁj gegründet.

[5]           Vgl. Ahram-Religionsbericht 1995, S. 185; Hasanayn Tawfiq Ibrahim, a.a.O., S. 255.

[6]           Andere Schätzungen schwanken zwischen 10 000 und 16 000 politischen Häftlingen, vgl. Eberhard Kienle, More Than a Response to Islamism: The Political Deliberalization of Egypt in the 1990s. In: Middle East Journal, 52 () 2, S. 219-235, bes. S. 222.

[7]           Vgl. Maha Azzam: Recent Developments Among Islamist Groups. In: Volker Perthes (Hg.), Political Islam and Civil Society in Northern Africa: Four Approaches, Ebenhausen 1998, S. 17-23, bes. S. 21.

[8]           Zit. nach: Dann gibt es neue Aktionen, Gespräch mit dem Islamisten Muntassir az-Zayyat. In: Die Zeit, 28.11.1997, im folgenden zit. als „Dann gibt es neue Aktionen“.

[9]           Vgl. Hasanayn Tawfiq Ibrahim, a.a.O., S. 267; Ahram-Religionsbericht 1995, a.a.O., S. 186.

[10]         Vgl. Mamoun Fandy, a.a.O., S. 607.

[11]         Vgl. Mohamed Abu l-Fadl Badran, a.a.O., S. 199.

[12]         Nicht eingerechnet ist die große Zahl der Zuwanderer in die Städte Nordägyptens.

[13]         Vgl. Mohamed Abu l-Fadl Badran, a.a.O., S. 190.

[14]         Vgl. ebenda, S. 190 u. 199.

[15]         Eigene Übersetzung, Unterlagen zu Vortrag Professor Badrans im Islamwissenschaftlichen Kolloquium, Universität Bonn, 27.6.1995.

[16]         Vgl. Mamoun Fandy, a.a.O., S. 614; die bekannteste Prophetenüberlieferung hierzu lautet: „Alle sind im Islam gleich: es gibt keinen Unterschied zwischen Arabern und Nicht-Arabern außer in der Frömmigkeit“ (eigene Übersetzung nach: ebenda).

[17]         AshrÁf verstehen sich als Nachkommen der Familie des Propheten, þarab führen ihre Genealogie auf die Stämme der arabischen Eroberer Ägyptens zurück; vgl. ebenda., S. 612f.; vgl. Mohamed Abu l-Fadl Badran, a.a.O., S. 195.

[18]         Vgl. ebenda, S. 195 ff.; Mamoun Fandy a.a.O., S. 615; vgl. auch Michael Lüders, Der Glaube ist unsere Waffe. In: Die Zeit, 28.11.1997; für ein Beispiel der Bedeutung von Stammeshierarchien vgl. Al-Ahram, 15.9.1997: im Zuge einer Streitigkeit erschoß ein Verkehrspolizist in Qena einen Autofahrer, der einem aÊrÁf -Stamm angehörte. Dessen Stamm überzog die Stadt mit Krawallen und errichtete sogar Straßensperren.

[19]         Vgl. Mamoun Fandy, a.a.O., S. 612ff.

[20]         Vgl. Mohamed Abu l-Fadl Badran, a.a.O., S. 199, sowie Interview mit demselben am 13.2.1996.

[21]        Al-þamr bi-l maþrÚf wa-l nahy þan al-munkar; vgl. Ahram-Religionsbericht 1995, a.a.O., S. 189.

[22]         Vgl. ebenda.

[23]         Vgl. ebenda, S. 190; Hasanayn Tawfiq Ibrahim, a.a.O., S. 258.

[24]         Für ein Beispiel der unterschiedlichen Deutung eines Massakers an 13 Christen vgl. Ägypten unter dem Schock eines Massakers. Gespanntes Verhältnis der Glaubensgemeinschaften. In: Neue Zürcher Zeitung, 24.6.1992. Die ägyptische Regierung spricht von Blutrache, die EOHR von religiös motiviertem Terror.

[25]         Vgl. Ahram-Religionsbericht 1995, a.a.O., S. 190; Ahram-Religionsbericht 1996, a.a.O., S. 241; viele Opfer unter den Zivilisten geraten ins Schußfeld der oft stundenlangen Feuergefechte zwischen Sicherheitskräften und JamÁþa, z.B. Taxifahrer, die von Aktivisten auf der Flucht entführt werden, oder Passanten.

[26]         Prominentes Opfer wurde der Nobelpreisträger für Literatur, Nagib Mahfus. Ihm wird die Abfassung eines als ketzerisch eingestuften Romans vorgeworfen, für den er vom Westen mit dem Nobelpreis belohnt worden sein soll. Der Haß auf den Schriftsteller erklärt sich vor allem aber, wie in vielen solcher Fälle, mit der Wahrnehmung der Islamisten, er sei ein regierungstreues Aushängeschild Ägyptens. Mahfus schrieb u.a. in einer Rubrik der Wochenzeitung Al-Ahram weekly und wandte sich darin auch gegen islamistisch motivierte Gewalt.

[27]         Vgl. Dann gibt es neue Aktionen, a.a.O.

[28]         Vgl. Patrick D. Gaffney, The Prophet’s Pulpit. Islamic Preaching in Contemporary Egypt, Berkeley u.a. 1994, S. 51.

[29]         Vgl. Tammy Arbuckle, a.a.O., S. 942; Mamoun Fandy, a.a.O., S. 621; Heiko Flottau, Der Muezzin ruft, und keiner kommt. In: Süddeutsche Zeitung, 11.12.1996.

[30]         Carl E. Buchalla, Eine Saat, die selbst in der Wüste aufgeht. In: Süddeutsche Zeitung, 23.7.1992; vgl. auch Jürgen Gaubitz, Zunehmend Kritik an dem Vorgehen gegen ägyptische Islamisten. In: Der Tagesspiegel, 21.3.1993; Operation Mitternacht. In: Der Spiegel, 13.7.1992.

[31]         Vgl. Ahram-Religionsbericht 1995, a.a.O., S. 189; Haß gesät. In: Der Spiegel, 10.5.1993, S. 174ff.

[32]         Vgl. Ahram-Religionsbericht 1995, a.a.O., S. 213; Ahram-Religionsbericht 1996, S. 282.

[33]         Dieser hatte in den Monaten vor dem Attentat eine Medienkampagne gegen „Terroristen“ ins Leben gerufen.

[34]         Vgl. Carl E. Buchalla, Eine Saat, die selbst in der Wüste aufgeht. In: Süddeutsche Zeitung, 23.7.1992; Tammy Arbuckle, a.a.O., S. 943.

[35]         Vgl. Egyptian Organization for Human Rights, The Situation of Human Rights in Egypt. Annual Report 1996, Kairo 1997, S. 43 (im folgenden zit. als EOHR-Report).

[36]         Zivilisten gerieten ins Feuer der Konfliktparteien oder wurden Opfer gezielter Attentate. Vgl. Ahram-Religionsbericht 1995, a.a.O., S. 190.

[37]         Vgl. Mamoun Fandy, a.a.O., S. 612.

[38]         Vgl. Mohamed Abu l-Fadl Badran, a.a.O., S. 197; für ein Beispiel dieser Übernahme des Blutrache-Prinzips durch die JamÁþa vgl. Al-Hayat, 17.11.1995.

[39]         Vgl. Peter Wald, Tödliche Reisen an den Nil. In: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 5.3.1993.

[40]         Vgl. EOHR-Report 1996, a.a.O., S. 48; Mohamed Abu l-Fadl Badran, a.a.O., S. 200; Ahram-Religionsbericht 1996, a.a.O., S. 237f.

[41]         Vgl. ebenda.

[42]         Vgl. Al-Hayat, 22.1.1996; Dann gibt es neue Aktionen, a.a.O.

[43]         Vgl. Tammy Arbuckle, a.a.O., S. 942; Hasanayn Tawfiq Ibrahim, a.a.O., S. 260.

[44]         Vgl. Hasanayn Tawfiq Ibrahim, a.a.O., S. 262; „Blowback“ aus Afghanistan. Unerwartete Folgen der amerikanischen Hilfe für islamische Freiheitskämpfer“. In: Neue Zürcher Zeitung, 26./27.9.1998.

[45]         Vgl. Dann gibt es neue Aktionen, a.a.O.

[46]         Vgl. Khalid Duran, The „Islamist Internationale“. In: Vierteljahresberichte der Friedrich-Ebert-Stiftung, (Dezember 1993) 134, S. 337-345.

[47]         Vgl. Maha Azzam, a.a.O., S. 20.

[48]         Vgl. Ahram-Religionsbericht 1995, S. 210ff.

[49]         Vgl. Richard Engel, JamÁþa Threatens Militant Leader in Exile. In: Middle East Times, 26.12.1997.

[50]         Vgl. Ahram-Religionsbericht 1996, a.a.O., S. 240; Khalid Duran, Ägyptens „Möchtegern-Khomeiny“. Omar Abderrahmans Einfluss auf die Jamaa al-islamiya. In: Neue Zürcher Zeitung, 8.12.1997.

[51]         Vgl. Ahram-Religionsbericht 1996, a.a.O., S. 241; Maha Azzam, a.a.O., S. 20f.

[52]         Vgl. Tammy Arbuckle, a.a.O., S. 943; Gesetzlosigkeit in Mittelägypten. Wirtschaftskriminalität in einer unterentwickelten Region. In: Neue Zürcher Zeitung, 28.5.1997.

[53]         Vgl. Ulrike Dufner, Islam ist nicht gleich Islam. Die türkische Wohlfahrtspartei und die ägyptische Muslimbrüderschaft [sic]: ein Vergleich, Opladen 1998, S. 97.

[54]         Vgl. Mamoun Fandy, a.a.O., S. 617ff.

[55]         Vgl. Sheikh Rifa'ey Ahmad Taha, an official from Jama'a Islamia states: „The Islamic State in Egypt is Approaching“, Interview der in Australien erscheinenden (radikalislamistischen) Zeitschrift Nida'ul Islam (Nr. 18, April/Mai 1997), im folgenden zitiert als „Sheikh Rifa'ey Ahmad Taha“.

[56]         Vgl. Mubarak will hart gegen die Fundamentalisten vorgehen. In: Handelsblatt, 30.3.1993; vgl. auch John O. Voll, a.a.O., S. 389.

[57]         Empirische Daten beruhen i.d.R. auf Bekanntmachungen der Sicherheits- und Militärbehörden: Sie umfassen damit auch potentiell Unschuldige. Regionale Zuordnungen werden von Autoren unterschiedlich vorgenommen, z.B. wird das Governorat Giza einmal Oberägypten, von einem anderen Autor „Groß-Kairo“ zugeordnet.

[58]         Vgl. z.B. Gilles Kepel, Der Prophet und der Pharao, a.a.O., S. 235f.; Hamied Ansari, a.a.O., S. 133; zusammenfassend Ahram-Religionsbericht 1995, a.a.O., S. 187f.

[59]         Vgl. ebenda

[60]         Vgl. Saad Eddin Ibrahim, The Changing Face, a.a.O., S. 74f.

[61]         Vgl. Moheb Zaki, a.a.O., S. 157.

[62]         Vgl. Hans Löfgren, Economic Policy in Egypt: A Breakdown in Reform Resistance?. In: International Journal of Middle Eastern Studies, 25 (1993), S. 407-421, bes. S. 410; entsprechende Daten auch in: The World Bank: Private Sector Development in Egypt. The Status and the Challenges, Kairo 1994, S. 24.

[63]         Vgl. Saad Eddin Ibrahim, The Changing Face, a.a.O., S. 78.

[64]         Vgl. Sheikh Rifa'ey Ahmad Taha, a.a.O.

[65]         Interview mit Mohamed Abu l-Fadl Badran am 13.2.1996

[66]         Vgl. Ahram-Religionsbericht 1995, a.a.O., S. 214f.

[67]         Vgl. Ahram-Religionsbericht 1995, a.a.O., S. 188; Hasanayn Tawfiq Ibrahim, a.a.O., S. 247f. Beispiel für eine „Vision“ ist das Toshka-Kanalprojekt, das zur Entwicklung Oberägyptens beitragen soll.