Was ist Heimat - und wo ist sie? Ist "Heimat" ein Zustand, ein Gefühl, eine
geographische Größe, oder ist der Begriff eher in Beziehungen zwischen
bestimmten Menschen zu suchen, die sich kennen und mögen? Wo ist man
"daheim" und wo bzw. wann beginnt die Fremde und das Fremde? Ist "Heimat"
identisch mit Herkunft und dem Zuhause - oder eher eine dynamische Größe?
Heimat ist als Begriff beinahe nicht zu übersetzen - und wird doch, so typisch
"deutsch" sie sein mag, auch in anderen Kulturen verstanden und gelebt.
Im Folgenden präsentiere ich einige Essays meiner Studentinnen und Studenten,
die am University of Maryland University College in Schwäbisch Gmünd
studieren. Inhaltlich sind jeweils die Autoren verantwortlich, nur im Bereich der
Orthographie wurden (und das auch nicht immer) meine Vorschläge bisweilen
berücksichtigt. Viel Vergnügen beim Lesen! (Christoph Geißler, Ph.D.)
HEIMAT (Angelica Ajero)
Ich bin vor 19 Jahren in Manila geboren, und seitdem
bin ich immer dort gewesen, bis ich vor 8 Monaten in ein
Land zog, das Deutschland heißt. Ich habe mein ganzes
Leben lang in Manila gelebt --- Ich sah, wie es sich
entwickelt und verändert hat. Die Menschen dort kenne
ich so gut. Ich habe jede Bewegung, die sie in
bestimmten Zeiten machten, auswendig gelernt; ich mag,
wie sie sprechen und das wird von mir “meine
Sprache” genannt. Ich liebe alles von Manila --- groß
und klein, reich und arm, gut und schlecht.
Manila ist die größte Sache, die ich je erlebt habe
--- und Sie können das wörtlich nehmen. Es ist eine
große Stadt mit kleinen Leuten. Die Menschen, die
Manilenos genannt werden, sind bekannt für ihre
Gastfreundschaft. Sie sind so freundlich und einfach,
daß man ihrem Charme nicht widerstehen könnte. Sie
befriedigen jedes Bedürfnis des Gastes und helfen, wenn
ihre Hilfe gebraucht wird, und respektieren ihre
Mitmenschen. Sie sind auch berühmt dafür, daß sie
gottesfürchtig, fromm und religiöser als die
meisten von uns sind.Wir achten und verstehen aber
auch die Leute, die eine andere Religion als die
Katholische haben.
Meine Familie, die ein nettes und süßes und perfektes
Beispiel von einer typischen Filipino Familie ist, macht
Manila zum besten Heim für mich. Meine Familie
respektiert und sorgt für alles, und wir tun alles,
so daß wir Zeit füreinander haben. Wir sind nie zu
beschäftigt, um etwas besonderes mit den
Familienmitgliedern zu machen, mindestens einmal
pro Woche. Und fast jeden Tag sagen wir uns mit
einfachen Worten nette Dinge, um einander zu beruhigen,
daß wir eine Familie sind und daß wir immer für
einander in Liebe und als Stütze da sein werden. Unser
Haus, das einfach und bescheiden ist, wäre nie eine
Heimat gewesen, wenn meine Familie nicht dort gewohnt
hätte. Obwohl meine Mutter, als ich 3 Jahre alt war,
gestorben ist, hat mein Vater einen guten Job im Haus
gemacht, um die Ordnung und den Frieden zu behaupten.
Dies alles macht meine Familie zu einer großen
Filipino-Familie trotz der Fehler.
Für mich ist also die Heimat mein Heim --- egal, wie
man es nennen will. Es kann Manila sein, wenn Sie es so
sehen, oder es kann der Ort sein, wo meine Familie
wohnt. Vielleicht habe ich für mich doch meine eigene
gemütliche Heimat hier in Schwäbisch Gmünd gefunden,
und jetzt wird es meine Heimat weg von meiner Heimat
sein, aber trotzdem gehört mein Herz Manila. Mein Herz
ist immer in Manila gewesen, und es soll für immer für
Manila schlagen. Und was mein Heim und meine Familie angeht,
so sollen sie ständig das Objekt von meinen wahren
Zuneigungen sein, und dieser Heimat wird immer mein
Leben gehören… bis ich meine eigene Heimat gefunden
habe. (Angelica Ajero, 6. Mai 1999)
Heimat (Natalie Mihalkanin)
Meine Heimat ist der Strand.
Heimat ist für mich ein warmes Zimmer mit Farben und Ruhe. Es ist Fussball
spielen an einem sonnigen Tag, wenn man lachen und laufen kann. Heimat ist, wo die
schlechteste Frage ist: "Was sollen wir heute machen?"
Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich ein Haus am Strand kaufen. Der Strand ist eine
Heimat für mich. Die See ist schön, warm, sonnig, und friedlich. Der Strand und die
See sind die Zimmer der Welt mit Ruhe und Farben. Wo man laufen, spielen und lachen
kann, und sagt: " Ich könnte die Welt umarmen!"
Das ist meine Heimat. (5. Mai 1999, Natalie Mihalkanin)
