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Das deutsche Kaiserreich (Abriss)

 

Kaiser Wilhelm I  (2.03.1797 - 09.03.1888)

 

 

Am 18.01.1871 wird König Wilhelm I. von Preußen im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Am 26.02.1871 beendet der Vorfriede von Versailles die Kampfhandlungen im Deutsch-Französischen Krieg. 03.03.1871: Die ersten Wahlen zum Deutschen Reichstag finden statt. 16.04.1871: Die Verfassung des Deutschen Reiches tritt in Kraft.

 

Die Verfassung geht auf Entwürfe des "Reichsgründers", des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck zurück. Nach der Verfassung steht der deutsche Kaiser an der Spitze des Deutschen Reiches. Die Kaiserwürde ist erblich. Der Kaiser vertritt das Reich gegenüber anderen Staaten, er schließt völkerrechtliche Verträge, ist Oberbefehlshaber des Heeres, er ernennt und entlässt den Reichskanzler und die Minister. Der Reichskanzler, zugleich preußischer Ministerpräsident, ist vom Vertrauen des Kaisers abgängig. Politisch ist er nur dem Monarchen, nicht dem Reichstag, verantwortlich. Gesetze und Regierungsakte des Kaisers bedürfen der Gegenzeichnung des Reichskanzlers.

 

Bismarck übte in der Folgezeit auf Wilhelm I. starken politischen Einfluss aus, dem der Kaiser sich oft erst nach hartem Widerstand beugte. Wilhelm I. genoss gleichwohl schon zu Lebzeiten großes Ansehen. [2]

 

 

 

 

 

 

 

Begegnung König Wilhelms I. (rechts) mit dem französischen Botschafter Benedetti (Mitte) am 13. Juli 1870 (Emser Depesche)

 

Wilhelm I. kam 1867 bis 1887 fast jährlich nach Bad Ems. Das Foto oben ist von ihm selbst signiert und zeigt ihn als preußischen König 1867 in Ems. Der Besuch Kaiser Wilhelms I. ist verknüpft mit der Emser Depesche. Als  sich eine Einigung der deutschen Staaten unter preußischer Führung abzeichnete, kam es zu Spannungen mit Frankreich, das seine Sicherheit bedroht sah. Die Lage spitzte sich zu, als ein Prinz aus dem Haus Hohenzollern für den spanischen Thron kandidierte. Gegen Bismarcks Willen zogen die Hohenzollern die Kandidatur zurück. Frankreich forderte nun vom preußischen König Wilhelm eine Garantie, dass das Haus Hohenzollern für alle Zeiten auf eine solche Kandidatur verzichten werde. Diese Garantieforderung überbrachte der französische Botschafter Benedetti am 13. Juli 1870 auf der Kurpromenade von Bad Ems. Wilhelm lehnte die Forderung ab. Der telegrafische Bericht über diese Begegnung, die "Emser Depesche", wurde von Bismarck vor der Veröffentlichung im Wort-laut erheblich verschärft. Die Veröffentlichung der "Emser Depesche" trug zum Ausbruch des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 bei, der zur Gründung des Deutschen Reiches führte. [1]

 

 

Nachfolger auf dem Thron war der kranke Kaiser Friedrich III. (für 99 Tage), gestorben am 15.06.1888,

ein Sohn von Wilhelm I. und Vater von Wilhelm II.

 

 

Kaiser Wilhelm II. (27.01.1859 - 04.06.1941)

 

 

 

 

 

 

»Als Vertreter des deutschen Imperialismus, getragen von einem unkritischen Optimismus und überzeugt von seinem Gottesgnadentum wie von der Sendung des "deutschen Wesens"; in der Übersteigerung solcher Züge Exponent einer politischen und kulturellen Überheblichkeit (Wilhelminismus). Er wirkte zunächst bestimmend auf die Außen- und Innenpolitik, mehr von persönlicher Sympathie als von sachlichen Gesichtspunkten geleitet. Seine Reden und Marginalien waren kriegerischer als sein Wollen.« [3]

 

 

»Kaiser Wilhelm II. geriet durch seine Sozialpolitik, die die Arbeiterschaft mit der Regierung versöhnen sollte, in Gegensatz zu Bismarck und drängte ihn 1890

zum Rücktritt. Er beeinflusste durch seine unausgeglichene Innen- und Außenpolitik und sein betont kriegerisches Auftreten die weltpolitische Entwicklung seiner Zeit in einer für Deutschland oft verhängnisvollen Weise.« [4]

 

Nach Bismarcks Entlassung aus seinem Amt kündigten (1890) die so genannten Februar-Erlasse Wilhelms II. die Vorbereitung neuer Arbeitsschutzgesetze an. Mittelbaren Anlass gegeben hatte der rheinisch-westfälische Bergarbeiterstreik (1889), wohl auch das Scheitern der nach Berlin einberufenen Internationalen Konferenz für Arbeiterschutz, von der Bismarck abgeraten hatte.

 

Eine umfassende Novelle zur Reichsgewerbeordnung brachte das so genannte Arbeiterschutzgesetz. vom 06.05.1891. Es führte den elfstündigen Maximalarbeitstag für Arbeiterinnen ein und verbot die Nachtarbeit für Arbeiterinnen; die 24stündige Sonntagsruhe wurde für alle Arbeiter in Fabriken, Werkstätten, Bergwerken, auf Baustellen und Werften zur Regel und, soweit durchführbar, auch auf das Handelsgewerbe ausgedehnt; Kinder unter 13 Jahren durften überhaupt nicht mehr in Fabriken arbeiten; außerdem verschärften die Bestimmungen über Lohnschutz das schon 1849 erlassene Truckverbot und sahen eine so genannte sanitäre Arbeitszeit bei ungesunder Arbeit vor. Das Arbeitserschutzgesetz war zu einem wesentlichen Teil auf das Engagement von Bischof Ketteler zurückzuführen.

 

Die Begeisterung des jungen Kaisers für die Sozialpolitik ließ schnell nach, als er merkte, dass die Arbeiterschaft ihre unnachgiebige Haltung in Fragen der Politik nicht aufgab. Auch bei den Schwerindustriellen fand der Kaiser offene Ablehnung. Zustimmung erhielt er nur in sozialreformerischen Kreisen und bei Wissenschaftlern. Nach einzelnen Verbesserungen an der Novelle von 1891 brachte erst die Verschärfung des Kinderschutzgesetzes von 1903 den nächsten Fortschritt durch eine weitere Herabsetzung der Arbeitszeit, die auch die Eltern bei der Heranziehung ihrer Kinder zur Heimarbeit beachten mussten. Schließlich wurde die Höchstarbeitszeit für Frauen und Jugendliche auf 10 Stunden täglich bei elfstündiger Mindestnachtruhe begrenzt (1908). [2]

 

 

Otto von Bismarck (1815-1889)

 

 

 

 

 

 

 

 

Franz von Lenbach

„Otto von Bismarck“

 

Öl, Leinwand

121 x 96,5 cm

Deutschland, 1879

Deutsches Historisches Museum, Berlin [5]

 

Sosehr Bismarck sich in der Außenpolitik zu einem Staatsmann von Weltbedeutung entwickelte, unabhängig von den wechselnden Strömungen der Zeit, sowenig konnte er sich in der Innenpolitik von seiner konservativen Herkunft lösen. Bismarck (Bild / Unterschrift) suchte den preußischen Staatsgedanken mit der Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts zu verbinden. Der Kulturkampf (1872 - 1878) führte zu einer Schwächung des Staates wie auch des Liberalismus. Bismarcks Kampf gegen die Sozialdemokratie (Sozialistengesetz 1878) hat diese eher gefestigt.

 

Die große Leistung der Sozialgesetzgebung (Kaiserliche Botschaft von 1881) konnte Arbeitertum und Staat nicht versöhnen, zumal Bismarck ihren durch Wilhelm II. geforderten Ausbau zu einer Arbeitsschutzgesetzgebung ablehnte. Bei aller an Bismarck geübten Kritik ist zu bedenken, dass der Außenpolitik sein

Hauptinteresse galt und dass hier nicht das Wünschbare, sondern das Mögliche Bismarcks Ziel war (Realpolitik). Eine Außenpolitik gleichen Formats ist seinen Nachfolgern nicht mehr gelungen.

 

Die unwürdige Form seiner Entlassung am 20.3.1890 durch Wilhelm II. wegen persönlicher und sachlicher Differenzen hat Bismarck in offenen Gegensatz zur

Regierung des jungen Kaisers gebracht. [2]

 

Mehr zu Bismarck [6].

 

 

Quellen:

  1. http://www.rhein-lahn-info.de/bad-ems/museum-bad-ems/mus-fue5.html (2001)
  2. http://www.erziehung.uni-giessen.de/studis/Robert/wilhelm1.html (2001)
  3. Der Große Herder, 5.Auflage, Verlag Herder, Freiburg 1956
  4. Das Große DUDEN-LEXIKON, Mannheim, 1969
  5. http://www.dhm.de/ausstellungen/victalb/ro16.htm (2001)
  6. http://www.erziehung.uni-giessen.de/studis/Robert/bismarcksam.html (2001)