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Für alle, die Hotaru lieben...

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Für alle, die Hotaru lieben...
Eine psychologische Betrachtung

Klein und zerbrechlich erscheint Hotaru, einsam und nur halb in dieser bunten Welt lebend, von einer mysteriösen Krankheit gequält. Doch sie hat eine unbeschreibliche Macht und magische, wunderbare Heilkräfte. Mit ihrer Macht kann sie die Welt retten oder zerstören, zerstört damit aber auch immer sich selbst. Hotaru ist mit allen ihren Eigenschaften in unvereinbaren Widersprüchen gefangen, ist Heilende und Zerstörende, Gute und Böse, Schwache und Mächtige zugleich, kann damit eigentlich nicht überleben, kann nur sterben. Deshalb ist sie auch Sailorsaturn, die Kriegerin des Todes, der Messias der Stille. In der Schleife auf ihrer Brust trägt sie kein Herz wie die anderen Senshi, sondern einen spitzen, abweisenden, wenn auch beeindruckenden und schönen Kristall. Kristallisiertes, zu Tode erstarrtes Leben. Aber trotz alledem, trotz ihrer erschreckenden Waffe, erscheint sie niemals bedrohlich oder gefährlich, sogar liebens- und beschützenswert, für uns, die Beobachter, die um all das wissen und sie trotzdem lieben. Warum tun wir das? Warum? Warum haben wir nicht vor ihr Angst wie vor dem wahrhaftigen Tod? Sie ist die Kriegerin des Todes und nichts anderes! Aber wir wissen, daß sie lieben will und es auch kann. Saturn ist nicht nur Zerstörung, ist immer dual. Wir erkennen ihre Tragik und können ihr nicht böse sein. Ihre Tragik ist vielleicht unsere eigene Tragik. Ihr Leiden ist vielleicht unser Leiden. Wir identifizieren uns mit ihr, fühlen vielleicht, daß sie uns verstehen würde, weil sie vielleicht genauso ist, wie wir uns tief in unserer Seele fühlen...

Im Verlauf der Geschichte wird klar, daß Hotaru, als sie noch ein normales, glückliches kleines Kind war, Chaos, Vernichtung, Trennung und Verlassenheit erlebte; das Schlimmste, was ein kleines Kind erleben kann. Sie blickte dem Tod ins Auge. Mistress Nine wurde ein Teil von ihr, und sie wurde die, die sie werden mußte, von der Welt entfremdet, allein, mit einer ungeheuren magischen Macht und der verzweifelten und unermeßlichen Sehnsucht nach Liebe und Nähe. Eine Liebe, die sie in der realen Welt wohl nie bekommen hätte, die sie aber von Chibiusa und Usagi bekommt, weil deren unermeßliche Fähigkeit zu lieben und zu glauben der gleichen Quelle entspringt wie Hotarus unermeßliche Sehnsucht. Usagis Liebesfähigkeit ist so wunderbar wie irreal und übermenschlich - ein Ideal, mit dem es wohl nur ein anderes Ideal, Jesus, aufnehmen könnte. Hotarus Leiden und Sehnsucht dagegen sind real und nachfühlbar. Zumindest für alle, die ähnliche frühe Verletzungen bewußt oder unbewußt erlebt haben wie sie, mit der gleichen Dramatik, wenn auch weniger phantastisch. Wenn Naoko Takeuchi sagt, daß jede Senshi ein Teil ihres Selbst repräsentiert, dann kann Usagis unendliche Liebe nur aus Hotarus Sehnsucht entstanden sein.

Dennoch kann selbst Usagi Hotarus Tod nicht verhindern. Sie stirbt, weil sie das Leben nie gefunden hat, weil all die Verletzungen zu groß waren. Sie stirbt, weil ihre Macht keine Macht der Liebe ist, sondern eine Macht der Verzweiflung. Ihr einziger Weg ist der Tod. Aber in all der Dunkelheit ist dennoch die Hoffnung, das Licht in der Hölle, das Glühwürmchen in der Apokalypse (Hotaru Tomoe). Usagis Liebe kann Hotaru nicht retten, aber sie schaffte es, ihr ein neues Leben zu geben. Sie wird wiedergeboren, befreit von ihren Leiden, von allen Verletzungen. Ein neues, ein besseres Leben. Auch das ist die Hoffnung all jener, die auf irgendeine Weise Hotarus Verletzungen und Entfremdung von der Welt teilen, die manchmal dem Tod näher stehen als dem Leben. Damit ist nicht unbedingt der physische Tod gemeint, sondern mehr die Symbolik des Todes. Auch Hotaru ist ein Symbol des Todes, der Abkehr vom Leben. Hotaru zu lieben heißt auch irgendwo, das Leben in Frage zu stellen, ihm nicht nahe genug zu sein, das Glück jenseits dieser Welt zu suchen. Hotaru steht wie die Schmetterlinge von Elisabeth Kübler-Ross für die Erlösung im Tod, für das glückliche Leben nach dem Leben. Dies wird natürlich nur aus dem gesamten Sailormoon-S-Zyklus deutlich und erkennbar.

Aus der Nähe betrachtet sucht Hotaru immer wieder zaghaft und schüchtern das Leben, ist von Chibiusas Zuwendung und Unbefangenheit gerührt, möchte so gerne "normal" sein. Sie gibt die Hoffnung nie auf, strahlt Anmut und Schönheit in ihrer Bescheidenheit aus, lebt und überlebt trotz der sie umgebenden Dämonen. Ihr Zimmer spiegelt symbolisch ihre Situation: Dunkelheit mit vielen schönen Lampen, leuchtende Hoffnung im Chaos der Nacht. Insofern ist Hotaru auch ein Symbol der Hoffnung im Leben. Das bringt sie uns nah. Denn letztendlich haben auch wir Hoffnung, suchen Liebe und Erfüllung, vielleicht genauso zaghaft wie sie, vielleicht mit den gleichen unermeßlichen Wünschen...

Am Ende benutzt Hotaru ihre Macht, um die Welt zu retten. Und vielleicht rettet sie durch ihre virtuelle Existenz auch unsere innere Welt. Sie gibt uns das Gefühl, verstanden zu werden, nicht allein zu sein. Das ist schon sehr viel.

Wer mir schreiben mag, ist herzlich dazu eingeladen. Ich freue mich riesig über Post!

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