Site hosted by Angelfire.com: Build your free website today!
Reichstag auf der Burg

www.tlz.de
22. April 2002
Von Uwe Heurich


Eisenach. (ep) Die Eisenacher mögen nicht allzu enttäuscht sein, wenn ihnen gestern und heute der Eintritt auf die Wartburg verwehrt wurde. An der Torhalle war endgültig Schluss, wegen der Dreharbeiten für einen Film über Martin Luther.

Aber sie mögen sich trösten, Sir Peter Ustinov oder Uwe Ochsenknecht und andere Stars waren ohnehin nicht auf der Wartburg. Überhaupt gehen die Dreharbeiten wie ein Geheimprojekt über die Bühne - Fotografieren bei Strafe verboten, Autogrammwünsche werden nicht erfüllt, jeder Kontakt ist streng verboten.

Schuld daran ist aber nicht die Wartburg, oder die Producerin, nicht zu verwechseln mit der Produzentin des Films, sondern die knallharten Verträge des amerikanischen [seit wann???] Hauptdarstellers Joseph Fiennes, bat Brigitte Rochow um Verständnis. Die seien nunmal so. Besonders bei amerikanischen Darstellern sei das aber nichts außergewöhnliches, betonte sie.

Sie freue sich über die große Resonanz, so Rochow, denn viele der Kleindarsteller kommen aus Eisenach und der Region, dennoch sei "Tuchfühlung" nicht erwünscht. Das gelte auch für andere Drehorte in Erfurt oder Franken.

Auf der Wartburg werden gestern und heute die Schlüsselszenen des Films gedreht. Rund sieben Minuten sollen sie in dem 120-Minuten-Werk eine Rolle spielen. Diese Minuten müssen nach zwei Tagen im Kasten sein, das Doppelte des üblichen Pensums. Im umgebauten Festsaal des Palas findet auch der Reichstag von Worms statt. In der Lutherstube selbst könne man nicht drehen, weil diese filmtechnisch völlig ungeeignet sei. Die Szenen würden in den Bavaria-Studios in München nachgestellt, so Rochow.

Rundgangswunsch

Fiennes hat die Wartburg schon Samstag genauer unter die Lupe genommen, denn die allermeisten Schauspieler würden historische Drehorte noch besonders animieren. Die Producerin will deshalb für heute nach Drehschluss noch eine Führung durch Deutschlands berühmteste Burg organisieren. Denn für die Wehwehchen der großen und kleinen Darsteller ist sie zuständig. Ohnehin gäbe es in Deutschland kaum noch originale Drehorte, weshalb ma n auf Tschechien ausweiche. Am 4. Juli soll der Film im Kasten sein und im Frühjahr kommenden Jahres starten. Gedreht wird in Englisch und man hofft bei den vielen Lutheranern in Amerika auf große Zuschauerzahlen.

Des Lobes voll war sie über die 120 Komparsen aus Eisenach und dem Umfeld, die schon nachts um Drei aus den Federn mussten. Fast professionell hätten sie ihren Part geleistet, was so nicht zu erwarten gewesen sei.

Wer aber einen "vollständigen" Luther-Film erwartet, der wird auch diesmal enttäuscht, denn die Szenerie bricht 1530 ab, will heißen, der Antisemit Luther bleibt außen vor. Dennoch ist der Film wichtig, denn bislang gab es nur einen Kinofilm und der stammt von 1953.


Home