Unbestimmtheit

Alle Wechselwirkungen, alle Lebensvorgänge sind Reaktionen. Diese sind charakterisiert durch die Menge (Größe) der getätigten Energie, zudem durch Ort und Zeit wo und wann diese getätigt wird. Das Quant stellt die Menge der Energie dar, die Welle lenkt das Wo und Wann. Das Quant ist der energetische, die Welle der raumzeitliche Aspekt einer Reaktion; auch so ausdrückbar: die Welle breitet die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Quants in der Raumzeit aus. Diese Wahrscheinlichkeit W wird gegeben durch die Einwirkungsdauer D (wie lange die Welle an der Reaktionsstelle angreift) mal die Intensität I der Welle (wie heftig sie an der Reaktionsstelle angreift) pro Resonanz-Abstand Tr - T (wie nahe die Resonanz-Schwingungsdauer Tr der Wellen-Schwingungsdauer T kommt).
      Brücken, die überschwere Güterzüge ohne weiteres tragen, können durch den Gleichschritt einer Marschkolonne einstürzen, wenn diese der Brücken-Eigenschwingung nahe kommt. Jede Reaktion ist charakterisiert durch eine ihr eigene Reaktions-Schwingungsdauer Tr. Die Welle eines Energie-Quants ist charakterisiert durch eben ihre Wellen-Schwingungsdauer T. Mit gegen 0 strebendem Resonanz-Abstand (Tr – T → 0) können unbegrenzt hohe Reaktionswahrscheinlichkeiten effektiv werden; etwa bei der quantenphysikalisch "gebundenen" Emission-Absorption des Mößbauer-Effektes.
      Die Wellenlänge ist zumeist nicht wichtig; auch nicht die Wellenzuglänge (längs welcher die Intensität der Welle mehr als die Hälfte des Scheitelwertes aufweist), indem mit größerer Wellenzuglänge zwar die Intesität fällt aber die Einwirkungsdauer steigt. Die Länge eines Wellenzuges ist gemäß der Unbestimmtheits-Relation von den Beobachtungs-Bedingungen abhängig. Unter regulären Bedingungen hat sichtbares Licht Wellenlängen zwischen 4 nm (violett) bis 8 nm (rot) mit Wellenzuglängen bis 1 m.
      Für c-bewegte Energien wie Photonen ist die Wellenlänge L in der Regel nur indirekt über die Schwingungsdauer T wirksam, indem T = L/c. Für Materiewellen ist die Wirksamkeit der Quasi-Wellenlänge T/w noch problematischer; aber anscheinend doch – vermutlich über die Einwirkungsdauer und Intensität – irgendwie von Einfluß auf die Reaktionswahrscheinlichkeit. Die unechte "Wellenlänge" der Materiewelle als solche begründet keine Auftrittswahrscheinlichkeit. Die relativ lange Wellenlänge von langsamen Körpern bedeutet keine entsprechend weit ausgreifende Reaktionswahrscheinlichkeit.
      Die über den Raum mit der Zeit – bei Zeitwellen über die Zeit mit dem Raum – ausgebreitete Welle, das "Wellenfeld", erstellt die Wahrscheinlichkeit der Reaktionen des Quants in Raum und Zeit. Teilbereiche des Wellenfeldes erstellen entsprechend verringerte Wahrscheinlichkeiten. Statistisch – mit einer Vielzahl von Reaktionen – bezeichnet diese Wahrscheinlichkeit die Häufigkeit der Reaktionen. Wahrscheinlichkeit bzw Häufigkeit ist aber nicht Zwangsläufigkeit. Die quantenphysikalischen Reaktionen sind unbestimmt, "indeterminiert".

Die quantenphysikalische Grundbeziehung E · T = h drückt zugleich eine prinzipielle Unbestimmtheit mit der Größe h aus. Je genauer bei einem Vorgang die Energie E gegeben ist, umso ungenauer ist die Dauer T; und umgekehrt. So ist es auch mit allen "konjugierten Wertepaaren", deren Produkt – wie Energie mal Dauer – eine "Wirkung" ergibt; zB auch mit Impuls mal Strecke, mit Drehimpuls mal Drehwinkel, mit elektrischem mal magnetischem Fluß, und direkt eben mit Wirkung mal Zahl. Immer ist das Produkt der Unbestimmtheiten gleich dem Wirkungsquantum h.
      Diese "Unbestimmtheits-Relation" (Heisenberg) formuliert eine prinzipielle Unbestimmtheit; eine wesenhafte Indeterminiertheit allen physikalischen Geschehens.
      Über ein halbes Jahrhundert war weltweit von den Spitzenwissenschaftlern der Erde versucht worden, diese Indeterminiertheit als nur eine (meßtechnische) Indeterminierbarkeit aufzuzeigen. Aber geradezu unheimliche Beobachtungen zeigten die Indeterminiertheit auch noch in einem Tiefgang, der das Vertrauen in die Anwendbarkeit klassisch-logischer Denkoperationen auf Grenzbereiche des Seins schwerer erschütterte als je befürchtet worden war.
      Schon das Rosen-Paradoxon und Bell-Experiment brachte schockierende Konsequenzen. Neuere Experimente und Konsequenzen (Mandel) weisen auf einfachhin unfaßbare Gegebenheiten.
      Beobachtungen an terrestrischen Experimenten machten Phänomene offenkundig, die dramatisch mit einer "Gravitations-Linse" erklärbar sind. Allerdings dürfte kaum eine hinreichend genau liegende Gravitationslinse gefunden werden, indem damit schon billionstel Weglängen-Unterschiede Laufzeit-Unterschiede ergeben, die billionmal zu lang sind um noch Interferrenz ergeben zu können. Im Prinzip:
      Im Kosmos gibt es galaxenartige Gravitations-Linsen, durch welche das Licht aus in Gac (milliarden Lichtjahren) Entfernung befindlichen Quellen hier bei uns fokusiert wird. Licht aus mehr als dem halben Weltalter vermag rechts und/oder links um das Zentrum dieser Linse zu uns zu gelangen. Je nach Einrichtung des Experiments zu dessen Beobachtung – ob damit prinzipiell der eine oder andere Weg feststellbar ist oder nicht – müßte die Energie im Wellenfeld sowohl rechts und links, oder aber nur rechts bzw nur links der Linse gelaufen sein. Das sagt: es müßte der "Weg" schon vor einigen milliard Jahren durch die heute von uns willkürlich eingerichtete Beobachtung vorgeschrieben worden sein.
      Dies scheint unausweichlich nur eben so erklärbar, daß die Welt – zumindest in diesen Bereichen – wesenhaft nicht objektiv ist, sondern in komplementärer Wechselbeziehung mit Beobachtungs- und Erkenntnis-Möglichkeiten existiert.

Die Quantenphysik zwingt die Philosophie zur Unterstellung von weitreichender Nichtobjektiviertheit; nicht nur von Nichtobjektivierbarkeit, sonder von "objektiver Nichtobjektiviertheit".
      Die aus der Physik geborene Quanten-Philosophie bietet ungeahnte Denkmöglichkeiten zur Bewältigung unlösbar scheinender Probleme auf den höheren Ebenen, bis zur höchsten Ebene des Seins. Wenn auf schon rein physikalischer Ebene derart gewaltige Einsichten möglich und nötig sind, wievielmehr in den höheren Seinsebenen. Vor allem erschließt dies tiefgreifende Einsichten etwa zum Thema "Beginn des menschlichen Lebens", oder etwa zum Thema "heilsgeschichtliche Menschwerdung", oder etwa zum Thema "Struktur dieses Kosmos als Entscheidungswelt".
      Die Zygote – die befruchtete menschliche Eizelle – als schon volles menschliches Leben objektivieren zu wollen, ist der krassest-mögliche Materialismus. Nicht ein materieller, funktionierender Organismus wird damit zum "Menschen" erklärt, sondern nichts als eine chemische Verbindung, die allerdings informativ schon den vollen Bauplan für einen menschlichen Organismus enthält und als chemisch aufgezeichneter Bauplan objektiv ist. Auch milliarden anderer Zellen in jedem einzelnen menschlichen Organismus – etwa jedes weiße Blutkörperchen – enthält ebenso die chemische Aufzeichnung des Bauplans; derart, daß daraus ein voller menschlicher Organismus erbrütbar ist. Hätte jedoch meine Mutter eine bestimmte Zygote – nämlich meine – zerstört, wäre ich nie zum Leben gekommen, dieses Buch wäre nie geschrieben worden und vieles wäre anders gelaufen. Quantenphilosophisch ist wasserklar: In sich ist die Zygote als Leben eines Menschen nicht objektiviert. Aber im Verhalten verantwortlicher Menschen zu einer Zygote wird diese entscheidend wichtig und zu menschlichem Leben stahlhart objektiviert.
      Die heilsgeschichtliche Menschwerdung ist die "Beseelung des Menschen". Ein uraltes Problem der Theologie: Wann erhält der Mensch die unsterbliche Seele? In keinem der ontogenetischen Schritte ist eine solche Beseelung objektiviert: nicht in der Vereinigung von Sperma und Ovum; nicht in irgend einer frühen Zellteilung; nicht mit Werden des Blastozyst, des Embryo, des Fetus; nicht mit der Geburt oder dem Abschluß der Embryonalentwicklung nach 21 Monaten; nicht irgendwann im Menschenleben bis zum Tod. Der Geist Gottes weht wo und wann Er will. Mit der Einhauchung des Geistes Gottes – wann immer diese auch sei – wird die ganze einzelgeschichtliche Menschwerdung zur heilsgeschichtlichen Menschwerdung, eben dieses Menschen. Dies bezieht die gesamte Ontogenese des Menschen ein; von der Zygote an. Diese heilsgeschichtliche Menschwerdung ist als ewig entscheidendes Faktum objektive Realität. Quantenphilosophisch ist glasklar: In der gesamten natürlichen Entwicklung eines Menschen ist ewiges Leben nicht objektiviert; zB: der Zygote kann nicht Menschsein mit ewigem Leben zugesprochen werden, eine materiell-chemische Struktur kann nicht Basis ewigen Lebens sein. Aber mit der heilsgeschichtlichen Menschwerdung, mit der Einhauchung des Geistes Gottes wird die ganze Geschichte dieses Menschen – von seiner Zygote an – eine zum ewigen Leben bestimmte Existenz. Im Begegnen mit Gott, im Angerufensein von Gott, im Geisterfülltwerden durch Gott ist ewiges Leben als kosmenübergreifende Objektivität.
      Diese Welt ist weder als höllische noch als himmlische Welt objektiviert. Sie wird aber objektiviert in der Entscheidung eines jeden heilsgeschichtlich entscheidungsfähig gewordenen Menschen: im Schiedspruch des Richters über "Lebende und Tote" wird diese Welt inbezug auf jeden Menschen ewig unwiderruflich objektiviert. Mit der Scheidung im Gericht des Lebendigen Gottes ist für die Verdammten rückschauend diese Welt als höllischer Weg und vorschauend jede existierende Welt eine Hölle; ist für die Heiligen rückschauend schon diese Welt ein himmlischer Weg und vorschauend jede existierende Welt ein Himmel. Quantenphilosophisch kristallklar: Diese Welt ist weder als höllische, noch als himmlische Welt objektiviert: sie ist unobjektiviert in sich selbst. Aber: als Weg wird diese Welt bzw als Dasein werden folgende Welten in der Entscheidung des Menschen zur Objektivität. Diese Welt wird als Entscheidungswelt und kommende Welten werden als Hölle oder Himmel durch das richterliche Wort des Absoluten Souveräns in ewiger Unwiderruflichkeit zu unbegrenzt harter, unverlierbarer Objektivität.
      Mußte uns das erst die Quantenphilosophie klar machen? Dies war schon immer die lebendige Verkündigung der Kirche, die freilich den Nebel der klassisch-philosophischen Konstruktionen oft nur wie ein mystisches Ahnen durchstrahlen konnte.

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Finalisiert: 3/14/2007 12:48:58 PM